United-Spirit-Center.com
Gerstenfeld
Mache Dich auf die Suche nach Deinen Fähigkeiten und (Auf)Gaben.
Finde dabei Deinen eigenen Weg und folge ihn mit Deinem ganzen Herzen und Deinem ganzen Sein. Lass Dich dabei nicht von anderen abbringen oder verunsichern. Lebe einfach Deine wahre Qualität und setze damit Samen von Hoffnung, Mut und Vertrauen. Und ich sage Dir: ES WIRKT!
United-Spirit-Center.com
UNITED-
SPIRIT-CENTER
Spirituelles Schulungszentrum
für Bewusstseinsarbeit
zurück
START: Peter's Beiträge & Projekte

Peter Reifegerste: Meine Autobiographie

Peter Reifegerste
Peter Reifegerste

Meine Autobiographie

Eigentlich kaum der Rede wert, aber ich kann ja mal anfangen.

Teilen & QR Code


Gerstenfeld

Mache Dich auf die Suche nach Deinen (Auf)Gaben und Fähigkeiten. Finde dabei Deinen eigenen Weg und folge ihn mit Deinem ganzen Herzen und Deinem ganzen Sein. Lass Dich dabei nicht von anderen abbringen oder verunsichern. Lebe einfach Deine wahre Qualität und setze damit Samen von Hoffnung, Mut und Vertrauen. Und ich sage Dir: ES WIRKT!


 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 1

Vorwort

nächstes KAPITEL ▼

---- Ende Kapitel 1 ----

Start Kapitel 1: Vorwort ▲

 


"Man kann sich seine Familie ja schließlich nicht aussuchen".

Ääätsch! Leider falsch!

zum Seitenanfang   ▲  
nächstes KAPITEL ▼
Kapitel 2

Vorhang auf ... und mögen die Spiele beginnen

ab 1952

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 2: Vorhang auf

Es ist ein Junge !!

nächster Abschnitt ▼

Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem unbekannten Land, da lebte ein armer, kleiner Junge ganz allein und verlassen ohne Strümpf und ohne Schuh...

AUUUUUUUUUUSSSSS !!! Das heißt BETTELARMER, kleiner Junge !!! Mann, das kann doch wirklich nicht so schwer sein oder? Los weitermachen, wir korrigieren das später...

Ja, also...???

Ja weiter... weiter...weiter...!!!

Also... Mein Name ist Peter und ich kam am 4. April 1952 als bettelarmer... ich meine mit einem Kaiserschnitt auf diese Erde, weil sich die Nabelschnur um meinen Hals gelegt hatte. Ich wog satte 9 ¾ Pfund und war mit einer kräftigen Stimme ausgestattet, mit der ich fortan die ganze Entbindungsstation beglückte. Diesem Umstand verdanke ich wohl auch die spontane Reaktion meiner Mutter: "DAS IST NICHT MEIN JUNGE !", als sie erschrocken bemerkte, dass ich mit einem anderen Baby aus der Station vertauscht wurde.

Meine ersten 100.000 hatte ich bereits im Alter von 4 Jahren. Einmal pro Woche, immer wieder Sonntags, habe ich sie zusammen mit Vater besonders gepflegt, in dem wir sie mit Birkenwasser einrieben (Häh...???) oder an Feiertagen auch mal mit BRISK-CREME einschmierten (Igittigitt...) Dann glänzten sie so geschmeidig und rochen unwiderstehlich nach grenzenloser Männer-Freiheit. Das war "unser" ganz besonderes Vater-Sohn-Ritual. Danach sah Vater zur mir runter, mit diesem überstolzen Vaterblick. Ja, jetzt war ich genau wie er, ein "richtiger" Mann. Jetzt stand der Eroberung dieser Welt nichts mehr im Wege.
Und einmal im Monat wurden sie von meiner Mutter mit einem ultramodernem Fassonschnitt wieder in die richtige Form gebracht. Also, meine Haare. Was dachten Sie denn? (Na Zaster, Schotter, Kohle, Moneten !!!!!)
Was sind das denn für kranke Gedanken?

Aber wenn wir schon Mal von weltlichen Werten reden, dann sei auch das noch am Rande erwähnt:

Leider wurde ich nicht mit dem "Goldenen Löffel" im Mund geboren und ich habe auch kein "Blaues Blut" in meinen Adern. Ich stamme noch nicht einmal "aus gutem Hause" ab oder werde später wenigstens mit einem (gekauften) Adelstitel geschmückt. Voraussichtlich werde ich auch kein Land, kein Rennpferd mit "ausgezeichneter Abstammung", kein Vieh, kein Gutsherrenhaus oder wenigstens ein paar ausgemusterte alte Sklaven erben. Auch eventuelle Hoffnungen auf zukünftige Erbschaften wie eine profitable Firma, ein paar wertvolle Aktien oder einen Beraterposten im Vorstand einer Scheinfirma, werden sich für mich nicht erfüllen. Also das wäre doch nun wirklich nicht zu viel verlangt gewesen.

Da ich später überhaupt keinen Bock auf Schule habe, werde ich auch keinen Hochschulabschluss machen und somit auch an keiner Elite-Universität studieren, um dort mit arroganten reichen Schnöseln, schon mal wichtige Kontakte für meine künftige berufliche Laufbahn knüpfen zu können. Ich habe noch nicht einmal einen reichen Papa, der mir mit einem gekauften akademischen Titel aus der Patsche helfen kann.

Meine erschreckende Zukunfts-Perspektive heißt also: Ich bin strohdumm und werde ständig pleite sein.

Doch das Enttäuschendste ist, dass ich mit keinem skrupellosen Dreckskerl-Charakter geboren wurde (dafür nochmals viiiiiielen Dank liebe Eltern), so würde ich zumindest als gewissenloser Schurke über Leichen gehen und mir den Weg zum Geld und zur Macht freischießen können, denn dazu muss man ja bekanntlich nicht besonders schlau sein.

Ich werde später auch über keine besonders charismatische Männlichkeit verfügen, dann bliebe mir immer noch das oberflächliche Leben als schleimiger Gigolo, um die frustrierten reichen und schönen Damen der "besseren" Gesellschaft zu verführen und auszunehmen. Naja, schön müssten die Damen nicht unbedingt sein. Auf jeden Fall hätte ich schon Mal die passende BRISK-Frisur in petto.

Noch nicht einmal für eine Laufbahn als Sport-Gladiator wird es später für mich reichen, weil mir dazu mein Gewissen ständig in die Quere kommt. So werde ich niemals die Chance bekommen mein Privatleben, meine Familie, meine Freiheit, mein Leben und meine Seele für viele Millionen Dollar an Werbepartner und einen Mega-Multi Sportverein verkaufen zu können. Am besten natürlich an einen Sportverein in einem Land mit skrupellosen Machthabern und deren fragwürdigen Menschenrechtsauffassungen, um so Millionen Fans auf der ganzen Welt mit meinem inszenierten Schein-Leben und maßgeschneiderten Schwindel-Image zu täuschen.

Doch ohne diesen Zaster werde ich mir später keine passenden Frauen kaufen können, die dank plastischer Chirurgie mit ihren aufgepumpten Körperrundungen haargenau zu meinem aufgeblasenen Großmaul Ego mit Lamborghini, fetter Jacht und Protzville passen. Doch ohne diese wichtigtuerischen Angebersymbole werde ich niemals einem privaten TV-Sender auffallen, der mir ein eigenes Trash-TV-Format aufschwatzt, in der ich meinen Tattoo verschandelten Körper zu meinem grottenschlechten Rapp-Song mit gewaltverherrlichten und frauenfeindlichen Text ultrapeinlich runterleiern kann. ("Das ist MEEEEEEEGA, DJ Kotz Brech !!!") Glücklicherweise raffe ich das alles überhaupt nicht, weil ich ja von Geburt an strunzdumm bin.

Außerdem wird mir die Unfähigkeit mein Gewissen zum Schweigen zu bringen andauernd im Wege stehen, wenn ich eine Karrierelaufbahn als Elite-Söldner oder staatlich ausgebildeter Tötungsexperte anstreben würde, um verbrecherische Landesführer auf der ganzen Welt zu unterstützen, damit diese ihr Volk millionenfach versklaven und zur Zwangsarbeit prügeln können. Ich kann einfach nicht tausende mir völlig unbekannte Männer, Frauen und Kinder einfach so erschießen oder langsam zu Tode foltern, wenn mir meine skrupellosen und gewissenlosen Kriegskameraden durch ihre systematisch gehirngewaschene Spezial-Schulung aus gezielter Entmenschlichung und Feindesverachtung ständig zuvorkommen. Mal ehrlich: So ein Benehmen ist doch pures Gift für jede Karriereleiter.

All diese körperlichen, ethischen und charakterlichen Grundvoraussetzungen sind mir einfach nicht mit in die Wiege gelegt worden. Das zum Thema Chancengleichheit.

Und jetzt frage ich Sie: Wie soll ein junger Mensch mit so miesen Voraussetzungen ein halbwegs anständiges Leben führen können? Damit kann man doch nur als Versager enden!

DAS ALLES FINDE ICH SOOO UNFÄHR !!

So wird mir später nichts anders übrig bleiben, als mir alles Notwendige fürs Leben selbst beizubringen, indem ich aus meinen Fehlern lerne. (Ach Herrjemine, Du arme Socke)
Doch das wird auch gut so sein (Was?), denn dadurch werde ich DIE Werte erlernen, die im Leben wirklich zählen, wie Menschlichkeit, Respekt und Würde vor allem Leben und Verantwortung für das eigene Denken und Handeln zu übernehmen. Und dafür wurde ich doch tatsächlich auch mit ein paar Gaben und Fähigkeiten vom "lieben Gott" beschenkt, die ich aber erst in der Mitte meines Lebens so richtig entdecken, schätzen und würdigen lerne.
"Vom lieben Gott geschenkt? Also mein Papa hat mir'n Ferrari geschenkt".
Sollte ich jetzt auch zu Dir sagen: Ach Herrjemine, Du arme Socke? Du hast ja keinen blassen Schimmer vom wirklichen Leben? Oder sollte ich Dich jetzt bedauern, weil man Dich wohl kaum wegen Deines guten Charakters sondern eher wegen Deines guten Geldes "lieben" oder soll ich sagen dulden wird?
Aber sei nicht traurig, Dir bleiben ja immer noch der Schurke und der Gigolo.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 2: Vorhang auf | Start Kapitel ▲

In meinem Lebensbuch steht geschrieben,

nächster Abschnitt ▼

dass ich als bettelarmes Sternzeichen... (Jetzt hör' doch endlich mit diesem Mist auf !!!), also als Sternzeichen Widder inkarniere und deshalb mehr in der Rebellion und Auflehnung, statt in der Diplomatie und Anpassung leben werde, und mit meinem Pionier-Drang immer das Risiko und die Herausforderung in der Umsetzung neuer Aufgaben und Visionen suche, statt ein Leben mit (angeblichen) Sicherheiten zu führen. Im Berufsleben werde ich stets nach einer überschäumenden emotionalen Kreativitätsauslebung Ausschau halten, statt nach einer (soliden?) Karriere.

Zum Widder passt auch, dass in der Numerologie meine Geburtszahl die 7 ist und sie steht im Tarot für "der Wagen". Dieser steht für Neubeginn, Fortschritt und den mutigen Aufbruch, ohne das Ergebnis zu kennen. Des Weiteren steht er für Unabhängigkeit, Mut und die Überwindung der Angst vor dem Neuen.

Der Name Peter ist ein Geschenk meiner Familie oder auch Vorfahren oder Ahnen. Ihm wird die Bedeutung "Stein" oder "Fels" oder "Felsblock" zugeschrieben, da er Härte, Kraft und Stärke symbolisiert, so wie der sprichwörtliche "Fels in der Brandung". Und wie stark die Jahreszeiten, die Strömung, die Gischt und die Stromschnellen auch immer an ihm zerren und reißen, er bleibt fest bei seinem Standpunkt und in seiner Ruhe und Gelassenheit. Damit gibt er ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen.

Mein Familienname Reifegerste geht zurück auf einen meiner Vorfahren und ist bei genauer Betrachtung eigentlich selbsterklärend. Ganz früher hätte man gesagt: Das ist Peter, der Sohn von der Familie Reifegerste.
Wenn man weiter in der Zeit zurückgeht wird man erkennen, dass viele unserer Vor- und Familiennamen mit ganz bestimmten Gefühlen, Sinneseindrücken und Eigenschaften aus der Natur verbunden sind. Unser Name ist nicht nur ein Wort oder Bezeichnung sondern eine Palette von ganz spezifischen Eigenschaften, die man einer Person geben möchte. Unsere Vorfahren wussten um diese ganz besondere Bedeutung und "Magie" des Namens einer Person. Schade, dass es im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten ist. Doch das Schöne ist, dass die "Magie" unseres Namens trotzdem wirkt, auch wenn uns das nicht bewusst ist. Und das ist wunderbar.

"In Sachen Liebe" wird mein Herz und meine Seele immer und überall nach der sprichwörtlichen "großen Liebe" Ausschau halten. Tief in mir drinnen habe ich die absolute Sicherheit, dass mir diese Liebe irgendwann begegnen wird. Nichts ist so sicher wie diese Gewissheit. Doch wenn das passiert, wird es einige Zeit brauchen, um mich dafür auch ganz öffnen zu können.

Überhaupt wird die Gefühlswelt den größten Raum in meinem Leben einnehmen, weil ich seit dem ersten Tag auf dieser Erde mit der ganzen Bandbreite der menschlichen Gefühle im außen konfrontiert werde. Deshalb wird das Thema Gefühle zu meinen größten Herausforderungen zählen.
Weil: Die sensible Seite in mir wird stets "den Schatten" sowie auch die wahre Person im gegenüber erkennen und darauf mit Mitgefühl, Verständnis und Liebe reagieren wollen.
Aber auf der anderen Seite steht der Widder, der sich nicht mit "Gefühlen" auseinandersetzen will sondern sich mit aufgekrempelten Ärmeln in die nächste Aktivität oder in den nächsten Konkurrenzkampf stürzen möchte.

Ich werde viele Kämpfe und Schlachten im Außen sowie im Innen austragen, in denen sich diese Seiten scharf bekämpfen, wobei sich die hartnäckigsten Kämpfe in mir drinnen abspielen werden. Ich werde fast mein ganzes Leben brauchen, um hier eine innere Ausgewogenheit herstellen zu können. Dazu ist es notwendig, dass sich beide Seiten immer wieder zusammensetzen und sich offen und ehrlich austauschen. Doch wenn ich die richtige Ausgewogenheit zwischen einerseits Annahme und andererseits Kampf gefunden habe, wird mir diese friedliche Koexistenz in jeder Situation zeigen, was ich gerade fühle und wie ich mich verhalten sollte.

Die Kombination aus Name, Sternzeichen und individueller Gabe, wohlgemerkt beide Seiten der Medaille, sollten ein gutes Rüstzeug für mein Leben darstellen. Und mit diesem Startkapital begann spätestens ab der Pubertät mein Lebens-Motto:
"Ich lasse mich von nichts und niemanden aufhalten, ablenken, verwirren, täuschen oder blenden, um die Wahrheit klar und direkt auszusprechen, egal was andere davon auch immer halten".
Anfangs lief das noch ziemlich holperig und ruckelig und mit einer großen Portion Ego, Zorn, Auflehnung und Rebellion, doch ab Mitte meines Lebens dann immer mehr mit Herz, Respekt und Würde vor allem Leben.

Doch um zu fühlen, was es wirklich bedeutet mit dieser Kombination hier auf der polaren Erde konfrontiert zu werden, also mit der extremen positiven sowie negativen Seite der Medaille (Gabe), sollte ich schon bald in ein starkes Schockerlebnis hinein katapultiert werden. Es wird mein nachhaltigstes Schlüsselerlebnis sein, was ich je erlebte, denn es hatte unter anderem auch einen ganz bestimmten Zweck, nämlich mich in die Negativ-Seite meiner Gabe zu bringen. Denn genau damit wurde der Startschuss für meine Lebensaufgabe eingeleitet.

Dieses Erlebnis würde mein gesamtes Gefühlsleben sowie meine Sicht- und Denkweise über Situationen und Personen für den Rest meines Lebens massiv prägen. Und zwar solange, bis ich mich schließlich auf die Suche nach den grundlegenden Fragen des Lebens begebe und mich frage:
"Warum habe ich so eine heftige Erfahrung erlebt?
Welche Gefühle hat das in mir ausgelöst und welchen Weg habe ich danach eingeschlagen?"

Und die wohl wichtigste Frage:
"Warum musste ich das erleben? Das musste doch einen Grund haben? Das war doch kein Zufall?"
Aber ich werde den Grund schon herausfinden, egal wie lange es auch dauern mag. Denn irgendwie ahne ich, dass ich bei dieser Suche endlich auch Antworten auf andere, längst vergessene Fragen erhalten werde.

Meine Familie, meine Vorfahren und Ahnen werden mich mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihrer Liebe bei meiner Suche und bei all meinen Erlebnissen in meinem Leben zu jeder Zeit behüten, begleiten, unterstützen und liebevoll über mich wachen. Doch dazu später mehr.

Doch zunächst stand ich spätestens ab der Pubertät als typischer Widder ständig unter Volldampf, bestehend aus einer Mischung von unbändiger Kreativität sowie fehlgeleiteter Sensibilität in Form von Zorn, Rebellion, Auflehnung und zügelloser Kampfesbereitschaft, getreu dem Widder-Motto:
"Mach' die Tür zu, ich will da durch!"
Und so habe ich mir im Laufe der Zeit so manche Beule an Leib und Seele zugezogen, bis ich dann endlich, allerdings erst in der Blüte meines Lebens, DIE bahnbrechende Entdeckung machte: Es gibt eine Türklinke! Wow, was für eine grandiose Erfindung. Das hinderte mich allerdings nicht daran, mir weiter ständig den Kopf AN sowie andere VOR den Kopf zu stoßen.
Tja, woran das wohl lag? ("Na an MIR bestimmt nicht!")


---- Ende Kapitel 2 ----

Start Kapitel 2: Vorhang auf ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 3: Meine Kindheit

Erste Wahrnehmungen

1956
nächster Abschnitt ▼

Als ich vier Jahre alt wurde, zogen meine Eltern mit mir und meiner sechs Jahre älteren Schwester Renate an den Stadtrand von Hamburg Meiendorf, kurz vor der Stadtgrenze zu Ahrensburg. Dort lebten wir einige Jahre unter sehr einfachen Verhältnissen in einem alten Haus. Meine andere 12 Jahre ältere Schwester Frauke lebte nicht bei uns sondern bei ihrem Vater. Damals wusste ich eigentlich überhaupt nichts über sie.

Der Begriff Haus ist sehr schmeichelhaft. In Wirklichkeit war es eine schäbige Baracke, die wohl irgendwann einmal mit alten Holzbrettern so erweitert wurde, dass außer dem Eigentümer Gustav noch wir und eine weitere Familie darin wohnen konnten. Insgesamt waren wir also drei Familien, die hier unter einem Dach wohnten.

Unser Zuhause bestand aus zwei Zimmern. Das eine war das Elternschlafzimmer, wo auch Renate und ich unser Etagenbett hatten und das andere Zimmer war die Küche, wo sich unser tägliches Leben abspielte, denn hier stand der große Holzofen, der auch als Herd- und als einzige Wärmequelle für uns fundierte. Ein kleiner Flur verband die beiden Zimmer miteinander. Dieser Flur führte auch in den offenen Hinterhof zu unserem Hühner- Enten- und Kaninchenstall sowie zu unserer Handkolben-Wasserpumpe, mit der wir unser Wasser heraufpumpten, denn fließend Wasser gab es nicht. Und natürlich auch kein Badezimmer, wir wuschen uns in der Küche.

Gustav war ein alter Seemann, der ein zurückgezogenes Junggesellendasein führte. Wir bekamen ihn selten zu Gesicht. Umso mehr rochen wir ihn aber, denn er machte sich ständig Bratkartoffeln mit viel Zwiebeln und der Geruch hing dann stundenlang in allen Räumen.

Als Kind fand ich diese einfache Art zu wohnen Klasse, auch weil ich immer wann ich wollte mit unseren Tieren kuscheln konnte. Durch die Ritzen und Astlöcher einiger Holztrennwände konnte ich manchmal mit dem Mädchen der Nachbarsfamilie heimlich flüstern. Das fanden wir beide lustig und aufregend. Ansonsten spielte ich fast immer draußen in der offenen und weiten ländlichen Natur, egal bei welchem Wetter. Für mich war das eine sehr freie und naturverbundene Kinderzeit.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

» Die Tragödie (Trauma, Urverletzung)

1956/57
nächster Abschnitt ▼

Als ich 4 oder 5 Jahre alt war sollte sich dann genau in dieser Küche eine Tragödie abspielen, die speziell das Verhältnis zu meinem Vater noch bis über seinen Tod hinaus stark belasten sollte. Und obwohl ich damals noch sehr jung war, hatte ich alles bewusst mitbekommen.

Folgendes geschah: Meine Mutter, meine Schwester Renate und ich befanden uns in der Küche. Renate und ich sahen Mutter zu, wie sie gerade unser Essen auf dem Ofen zubereitete. Dazu benutzte sie ihren neuen Schnellkochtopf oder auch Dampfkochtopf, der ihr ganzer Stolz war. Doch etwas funktionierte nicht so richtig mit dem Topf. Und ich spürte, wie Mutter bei dem Versuch den Grund des Fehlers zu finden immer hektischer und ungeduldiger wurde. Ich kannte diese Ungeduld und Hektik bei ihr, denn das waren diese Momente, wo Mutter laut wurde und komische Sachen sagte. Sie steigerte sich immer weiter hinein und wurde dabei immer gereizter. Ich fühlte ihre stetig ansteigende Panik auch in mir und so fing ich schließlich an zu weinen.

Und dann passierte es.

Plötzlich löste sich explosionsartig der Deckel des Schnellkochtopfs und knallte an die Küchendecke. Dabei kippte der Topf um, genau dorthin, wo meine Schwester stand und schon ergoss sich der kochende Inhalt über ihren Unterkörper.

Oh nein, nein, nein ! Das kann nicht wahr sein ! Lieber Gott bitte bitte, lass das nur ein Traum sein !

Es war aber kein Traum, es passierte wirklich. Man kann sich vorstellen, was für eine totale Panik jetzt losbrach.

Der kochende Inhalt des Topfes verbrühte Renate's unteren Körperbereich und sie schrie vor Schmerzen. Ich weinte natürlich auch bitterlich mit. Und meine Mutter war vor Entsetzen und Fassungslosigkeit außer sich. Es herrschte das absolute Chaos. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was dann alles passierte. Ich denke, ich stand unter Schock und habe alles Weitere ausgeblendet.

Als mein Vater abends nach Hause kam, schilderte Mutter ihm was passiert war. Und dann konnte ich nicht glauben, was sie da behauptete: Sie sagte meinem Vater, dass ich so schrecklich rum quengelte, nervte und weinte und dass sie auf Grund dessen selbst so nervös wurde, dass daraufhin dann das Unglück passierte.
Und dann diese vorwurfsvollen Blicke meiner Eltern, mit denen sie mich ansahen.

Wie bitte? Meine Mutter gab MIR die Schuld an Renate's Verbrühung? Das konnte doch nicht wahr sein! Papa, das stimmt so nicht! Doch mein Vater glaubte meiner Mutter!
Natürlich, wie sollte er auch anders.

Doch ich konnte nicht fassen, dass meine Mutter mir die Schuld gab und dass mein Vater ihr das glaubte.

Meine Schwester hatte die kommende Zeit wirklich zu leiden. Ich höre immer noch ihr leises Wimmern.
Und ich sollte schuld daran sein?

Ich merkte in den kommenden Wochen meinem Vater an, dass er nicht gut auf mich zu sprechen war. Er sagte es zwar nicht, aber ich fühlte es. Ich fühlte seinen Ärger, den er auf mich hatte.
Und ich sollte schuld daran sein?

Man muss sich vorstellen: Mein Vater musste für seine Familie mit Frau und zwei Kindern sorgen und jetzt auch noch diese Tragödie. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, als wenn er nicht schon genug Kummer und Sorgen hatte. Und jetzt auch noch das mit Renate.
Und ich sollte schuld daran sein?

Und immer wieder dachte ich entsetzt:
"Aber Papa ! Wie kannst Du Ihr (Mutter) diese Lüge nur glauben !"

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

» Meine Rache

1956/57
nächster Abschnitt ▼

Der Schock dieses Erlebnisses und meine Empörung über die mir zugewiesene Schuldzuweisung veränderte die Beziehung zu meinen Eltern grundlegend. Und da ich noch zu klein war, um mich verteidigen zu können, wurde ich immer wütender auf meinen Vater, weil er Mutter doch tatsächlich ihre unfassbare Lüge glaubte. Und auch auf mich wurde ich immer wütender, weil ich mich absolut nicht wehren konnte.
Das führte zu einem tiefen Riss, insbesondere in der Sohn-Vater Beziehung.

Und aus dieser Wut heraus schwor ich mir selbst:
"Wenn ich erst einmal groß bin, um reden zu können, dann werde ich reden. Oh ja. Und dann werde ich allen, aber besonders Dir Vater erzählen, was wirklich passiert ist und wie es sich wirklich zugetragen hatte. Ja, das werde ich. Und ich kann es kaum abwarten, bis endlich die Zeit dazu gekommen ist".
Denn eines wusste ich ganz genau: Diesen ungeheuerlichen Schuldvorwurf würde ich niemals auf mich sitzen lassen, egal wieviel Zeit auch immer vergehen würde. Irgendwann würde die Zeit kommen und dann werde ICH PETER Euch die Wahrheit entgegenschreien. Ja, das werde ich.
Diese unfassbare Anklage, dass ICH Schuld an diesem schrecklichen Vorfall und an den Schmerzen meiner Schwester haben sollte würde ich niemals hinnehmen. Das wird noch ein Nachspiel haben. Dafür würde ich sorgen.

» Aber bis dahin, bis ich endlich groß bin und reden kann, sage ich Dir Vater:

"Und jetzt Vater, höre mir genau zu:
Ich Dein Sohn, werde ab jetzt nichts, absolut nichts mehr für Dich tun. Du sollst ab jetzt spüren, wie es sich anfühlt, wenn der Sohn nicht gehorcht und absolut alles verweigert und gegen absolut alles ist, was Du zu mir sagst oder was immer Du von mir willst. Ich kann das, denn ich habe diese enorme Wut und diesen riesigen Zorn auf Dich".

Das sollte mein persönlicher Rachefeldzug gegen meinen Vater werden. Mein Vater sollte wissen, wie es sich anfühlt, wenn er nichts tun kann und nur ohnmächtig zusehen muss - genau diese Ohnmacht, die ich jeden Tag spürte, wenn ich Renate's weinen hörte. Ja, dieses Gefühl der absoluten Ohnmacht sollte er jetzt selbst einmal am eigenen Leib spüren und fühlen.

"Ja Vater, so fühlt es sich an, wenn Du machtlos bist und nichts, absolut nichts gegen meine Verweigerungshaltung tun kannst, egal mit welchen Mitteln und Maßnahmen Du mir auch immer drohst. All das prallt an meiner Wut ab. Und es gibt nichts, was Du dagegen tun kannst."

"Und höre auch dies Vater: Das wird meine persönliche Rache gegen Dich sein. Und sie soll solange andauern, bis ich groß genug bin, um mit Dir reden zu können. Bis ich groß genug bin, um Dir endlich die Wahrheit sagen zu können und Dir dann endlich meine Unschuld entgegenschreien zu können!"

So war es damals von mir gewollt.


Das war die ohnmächtige Wut und Verzweiflung eines kleinen Jungen, den man für den Schmerz seiner Schwester verantwortlich machte und der keine Möglichkeit sah, sich gegen diese Anschuldigung wehren oder verteidigen zu können.
Der Junge hatte damals zwei Möglichkeiten: Entweder mit der falschen Anschuldigung zu leben, also sie hinzunehmen, sich anzupassen und unterzuordnen oder er könnte dagegen angehen und sich in irgendeiner Weise wehren und rebellieren. Er entschied sich für die zweite Möglichkeit.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Der tiefere Sinn hinter der Rache

nächster Abschnitt ▼

Erst viele Jahrzehnte später wurde mir Stück für Stück bewusst, dass mein "Rachefeldzug" alles andere als ein Zufall war sondern ein Teil meiner Lebensaufgabe darstellte. Denn ich habe mir vorgenommen, falsche Anschuldigungen und Schuldzuweisungen, die sich vor langer Zeit in meiner Ahnenreihe vorgetragen haben, jetzt in Zusammenarbeit mit der Familie aufzuarbeiten.

Der tiefere Grund:
Vor und seit vielen Generationen sind Personen in meiner Familie mit falschen Anschuldigungen und Schuldzuweisungen konfrontiert worden, die letztendlich zu ihrer Verurteilung, Bestrafung und Hinrichtung führten. Entweder auf dem Scheiterhaufen, am Strick oder am Kreuz. Sie hatten keine Chance sich zu wehren und schon gar nicht sich zu erklären oder zu rechtfertigen. Sie waren der Obrigkeit und falschen Anklagen und Verurteilungen völlig machtlos ausgeliefert gewesen. Dieses schreiende Unrecht wurde damals mit allen Mitteln totgeschwiegen, unterdrückt, vertuscht und totgeschlagen. Doch es hinterließ in den Herzen der Betroffenen unbändige Gefühle von Wut, Hass und Rache auf die Verursacher.
Davon wusste ich als Kind natürlich nichts.

Schon mal Vorblättern zu:
Die Aufarbeitung

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Schutzschild und Mauerbau

1956/57
nächster Abschnitt ▼

"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen."
... Mein Gott Walter. Glücklicherweise kommt jetzt Erich, bei dem wird alles besser.


Allerdings sollte mein "Rachefeldzug" gegen meinen Vater nicht ohne Folgen für mich bleiben, denn aus meiner stetig anwachsenden Wut, meinem Zorn und der Rebellion formte sich ganz allmählich ein Eisenring der sich um mein Herz legte. Dieser Eisenring war jetzt mein Schutzschild. Er sollte von nun an mein Herz schützen, damit ich nie wieder diesen Schmerz, diese Hilflosigkeit und dieses Gefühl von totaler Ohnmacht und des völligen ausgeliefert sein im Herzen fühlen würde.

Und wann immer ich jetzt auch nur die kleinste Ohnmacht und Hilflosigkeit spürte, stieg sofort Wut, Zorn und Rebellion in mir hoch. Das drängte alle anderen Gefühle in den Hintergrund und legte sich schützend wie ein Panzer um mein Herz. Es fühlte sich an wie ein großer Bruder, der mir jetzt in höchster Not zur Seite stand. Mit ihm zusammen war ich stark, hatte Kraft, war nicht mehr hilflos und fühlte keinen Schmerz mehr im Herzen.

Und falls mein großer Bruder gerade mal nicht zur Verfügung stand, baute ich als doppelte Sicherheit noch eine riesige Schutzmauer um mich herum. Diese Mauer oder auch Rüstung sollte fortan zwischen mir und allen Schmerzen und Verletzungen der restlichen Welt stehen. Niemals mehr wollte ich mich so ohnmächtig, so verletzlich, so verwundbar und so hilflos fühlen.

Ja, mit diesem Schutz konnte mich jetzt keiner mehr verletzen !
Jetzt war ich unverwundbar geworden !


x

So dachte jedenfalls der kleine Junge von damals, was natürlich nicht stimmte. Doch er wusste es nicht. Und er wusste schon gar nicht, welche weitreichenden Konsequenzen diese starken Schutzmaßnahmen noch für sein weiteres Leben haben sollten.

Denn ab jetzt fand in mir ein ständiger innerer Kampf statt, zwischen der Liebe zu meinem Vater auf der einen und meinem mir selbst auferlegtem Rache- und Verweigerungsschwur gegen ihn auf der anderen Seite. Aus dem kleinen braven Jungen war nun ein kleiner Captain Ahab geworden, der sich auf seinem persönlichen Rachefeldzug befand, doch ohne sich dessen bewusst zu sein. Und das sollte noch für viele Jahre so weitergehen.


ERKENNT DEN FEIND, den wir in uns drinnen bekämpfen.
SEHET DIE SCHLACHT, die in uns drinnen wütet.
STOPPT DEN KRIEG IN UNS, damit er nicht weiter im außen gegen andere ausgetragen werden muss.


Dazu passender Musik-Titel: Unser ewig eigener, innerer Kampf zwischen Liebe und Hass, Hell und Dunkel, dem Ego und dem Wahren Sein:

OUR INSIDE BATTLE

Musik Peter Reifegerste © | mehr Musik

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Der "Schleier des Vergessens"

nächster Abschnitt ▼

Doch zunächst schritt die Zeit erst einmal immer weiter voran. Es vergingen die Jahre. Es vergingen die Jahrzehnte. Und die Erinnerung an diesen tragischen Vorfall sowie an meinen Racheschwur verblassten währenddessen immer mehr.
"Hä? Was denn für'n Schwur?"
Na Deinen Schwur, dass Du absolut nichts mehr für Deinen Vater tun wirst.
"Daran kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern".

Unglaublich, aber ich hatte das alles total vergessen oder verdrängt oder vergraben.
"Wurde ich womöglich geblitzdingst? Wie sonst kann man sich so einen Gedächtnisverlust erklären? Ja, so muss es gewesen sein."
Wie auch immer. Tatsache war, ich hatte keine Ahnung mehr von alledem. Hier hatte sich der "Schleier des Vergessens" über mich gelegt.


Vielleicht war es auch vom "Schicksal" genauso vorgesehen, dass mir ganz bewusst erst viele Jahre nach dem Tod von Renate (2009) und meiner Mutter (1999) der "Schleier des Vergessens" abgenommen wurde, ansonsten hätte ich mit Sicherheit die beiden noch zu ihren Lebzeiten zur Rede und Antwort gestellt, denn auf diesen Moment hatte ich ja so viele Jahre (unbewusst) gewartet. Doch mit meiner damaligen noch unaufgearbeiteten Wut, hätte ich die beiden verbal so brutal zusammengeschissen, dass alles in einem großen Scherbenhaufen geendet wäre. Und vielleicht genau deshalb waren meine Jahrzehnte des Vergessens kein Zufall sondern womöglich ein übergeordneter Schutz-Plan.
Je länger ich über diese Möglichkeit nachdachte, desto mehr Sinn machte das.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Mein Verweigerungsautomatismus

nächster Abschnitt ▼

Obwohl sich der "Schleier des Vergessens" über meine Erinnerung gelegt hatte, hatte mein Unterbewusstsein nichts vergessen, denn mein Racheschwur arbeitete immer noch ununterbrochen weiter in mir. Denn sobald mein Vater zu seinen Lebzeiten auch nur in meine Nähe kam oder er auch nur die kleinste Kleinigkeit von mir erwartete oder wollte, egal was es auch immer war, hatte ich plötzlich diesen Verweigerungsautomatismus und unbändigen Widerstand gegen ihn. Ich merkte, dass sofort Gefühle wie Ablehnung, Verweigerung, Wut und Zorn sich in mir breit machten. Und diese Gefühle richteten sich eindeutig gegen meinen Vater. Ich wusste aber nicht warum ich das hatte.

Doch mit der Zeit richtete sich mein Verweigerungsautomatismus nicht mehr nur allein gegen meinen Vater sondern weitete sich auf ein Vielfaches aus. Mein Widerstandsgefühl richtete sich allmählich auf alle Personen, die etwas "von mir wollten" und auf alle Arbeiten, die ich machen sollte. Sowie jemand etwas von mir wollte, kippte sofort ein Schalter in mir auf totale Ablehnung und Verweigerung. Das ging auch so weit, dass ich anfing zu stottern oder Situationen, in denen ich einfach kein Wort herausbrachte, wenn man mich ansprach.

Ich weiß noch genau, wie oft ich als Kind zuhause mit meinem GEHA Patronen Schulfüller in der Hand über meinen Hausaufgaben saß und nicht die einfachsten Arbeiten erledigen konnte. Ich fühlte so einen enormen Widerstand in mir diese Aufgaben zu machen. Und umso länger ich über meinem Heft brütete, umso stärker wurde mein aufkommendes Übelkeitsgefühl. Ich musste aufhören, sonst hätte ich kotzen müssen. Und wieder fühlte ich diese innere Wut in mir, doch diesmal richtete sie sich gegen mich selbst und gegen mein eigenes Versagen.

Dieser Verweigerungsautomatismus, basierend auf mein Racheprogramm, der sich eigentlich nur gegen meinen Vater richten sollte, hatte sich nun verselbstständigt, denn jetzt richtete sich mein Widerstand gegen alle Personen, die etwas von mir wollten, egal was. Und das sollte auch in der Schulzeit und in der späteren Lehre so weitergehen. Ständig fühlte ich diesen inneren Konflikt zwischen tun müssen und Verweigerungsdrang. Ich musste mich jedes Mal zwingen diesen starken Widerstandsimpuls zu übergehen, um erwartete Aufgaben zu erledigen. Doch manchmal gelang es mir einfach nicht und dann fühlte ich wieder diese innere Wut in mir.

Da hatte ich ein echt dickes Problem an der Backe und keine Erklärung, warum das so war. Dieser innere Kampf sollte mich noch viele Jahre begleiten.


x

Es klingt unglaublich, aber erst über 50 Jahre später, als meine Eltern und Renate schon längst tod waren, wurde mir der Grund meiner damaligen Verweigerungshaltung immer bewusster: Aber natürlich, die Ursache lag an dem Traumaerlebnis mit meiner Mutter und Renate. Und dieses Erlebnis war auch die Ursache für so viele meiner Verhaltensarten und Schutzmechanismen, die ich mir im Laufe des Lebens antrainiert hatte. Das wurde mir immer klarer.

Und im Laufe der nächsten Zeit kamen immer mehr Erinnerungen an den damaligen Vorfall zurück, wie kleine Puzzlesteile. Wie gesagt, ich hatte den Vorfall ja vollkommen vergessen. Aber durch Zufall bin ich irgendwann einmal auf einen Dampfkochtopf gestoßen und dachte mir:
"Komisch, so ein Kochtopf erinnert mich an etwas. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern an was".

Das gibt es doch nicht. Wie konnte ich so etwas Wichtiges vergessen?
Doch durch mein stückweises Erinnern, konnte ich plötzlich die ganze Geschichte von damals in mir nochmals aufrollen. Jetzt wollte ich wissen, also nur für mich selbst wissen:
Also wie war das damals nochmal?
Was ist eigentlich damals genau passiert?

Meine Eltern haben niemals in meinem Beisein über diesen Vorfall gesprochen. Er wurde niemals erwähnt, als wenn es ihn nie gegeben hätte. Eigenartig, denn ich hatte ihn ja auch über so viele Jahre total vergessen.

Auch Renate hat mir gegenüber niemals etwas erwähnt.
Schon merkwürdig. Sie kannte doch die ganze Wahrheit.
Sie MUSSTE die Wahrheit kennen.


x

Erst viele Jahre später erfuhr ich den Grund von Renate's Stillschweigen mir gegenüber: Natürlich kannte sie die Wahrheit und natürlich wusste sie, dass ich keine Schuld hatte. Doch was sollte sie tun? Sollte sie ihre Mutter verpetzen und damit das sowieso schon wackelige Tochter-Mutter-Verhältnis noch weiter gefährden? Sie saß zwischen zwei Stühlen und sie war dazu noch ein Kind.

Renate
1967: Renate's 21. Geburtstag

Renate war als Kind ein Freigeist ohne Begrenzungen. Doch die Verbrühung und die damit verknüpften Erlebnisse sollten einschneidende Veränderungen für sie bringen. Denn Renate entschied sich über dieses schreckliche Erlebnis für immer zu schweigen. Und so nahm dieses kleine Mädchen die ganze Last und Schwere dieses Vorfalls auf sich, also auch die Last der Mutter und auch meine eigene. Von nun an trug Renate diese Last auf ihren Schultern mit durch ihr Leben. Und sie trug diese Last auch in ihrem Herzen, wo sie alles für immer begrub.

Und mit der Zeit wurde aus diesem einstigen kleinen Freigeist-Mädchen eine erwachsene Frau, die sich immer mehr zu einem Verstandesmenschen entwickelte mit eigenen klar festgelegten Regeln und Bestimmungen und äußeren Sicherheiten. Doch dieses kleine Freigeist-Mädchen war immer noch da, ganz tief drinnen in ihr. Und manchmal zeigte es sich plötzlich mit einem hellen strahlenden Leuchten, als wenn es uns damit sagen wollte:
"Hey, ich bin immer noch bei ihr, denn wir beide gehören für immer zusammen. Man kann uns niemals trennen."
Ja, und dann war plötzlich meine wahre, pure Schwester wieder da, auch wenn es nur für einige Momente war und auch wenn es kein anderer als ich bemerkte.


x

Heute habe ich schon lange keine Rachegefühle mehr zu meinem Vater und in dem Zuge verschwand auch mein Verweigerungsautomatismus zu allen mir aufgetragenen Anforderungen. Durch meine, wenn auch späte, Aufarbeitung dieses Unglücks, konnte ich irgendwann Verständnis für alle Beteiligten aufbringen.

Heute kann ich das Verhalten meiner Mutter sogar nachvollziehen. Was wäre, wenn mein Vater ihr Vorwürfe gemacht hätte, dass sie eine schlechte Mutter sei und nicht auf ihre Kinder aufpassen könnte? Hätte das ihrer schon damals unstabilen Ehe nicht noch weiter geschadet? Sie durfte ihren dritten Ehemann nicht auch noch verlieren.


"Ach, wenn meine verstorbenen Eltern und Renate doch nur sehen könnten, wie sich doch noch alles zum Guten gewendet hat. Oder wissen sie es schon längst?"

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Nochmals zurück in meine Kindheit

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Als Renate älter wurde, bekam sie dann ihr "eigenes Zimmer". Dazu trennte mein Vater in der Küche unserer Baracke kurzerhand mit ein paar Holzbrettern gerade einmal so viel Platz ab, dass man ihr Bett hineinschieben konnte. Als Tür diente ein von meiner Mutter genähter alter Stoffrest und fertig war Renate's Reich. Renate war begeistert und machte sich sogleich daran, die Innenwände ihres Zimmers mit Stars und Sternchen aus der Bravo zu tapezieren. Wehe ich wagte unaufgefordert einen Blick in ihr Reich, dann gab's ein Riesendonnerwetter von ihr.

Renate und ich hatten natürlich unsere üblichen geschwisterlichen Kabbeleien, aber ich spürte auch ihre ganz besondere Fürsorge für mich, auch wenn ich es ihr nicht immer zeigen konnte, dass ich es wahrnahm. Sie nannte mich dann immer liebevoll "mein kleiner Bruder". Sie war als Kind ein äußerst feinfühliges und sensibles Mädchen. Man brauchte ihr nur ein Buch zum Lesen zu geben und schon versank sie vollkommen in ihre eigene Fantasiewelt und vergaß dabei jegliches Zeitgefühl. Vielleicht suchte sie später deshalb im aussen auch gezielt nach einer verlässlichen Stabilität und Sicherheit im Beruf.

Ich kann mich noch genau erinnern, ich war 5 oder 6 Jahre alt, als meine Mutter mich zu sich in die Küche rief, um mir voller Stolz diesen großen klobigen Blechkasten zu zeigen. GESA und Bauknecht stand vorne mit großen geschwungenen Buchstaben drauf. "Das ist ein Kühlschrank", sagte sie zu mir breit grinsend, während sie am Handgriff unter dem Namensschild zog und sich so die komplette Vorderseite als Schwenktür öffnete, um den Blick in den Innenraum freizugeben. Ja, "Bauknecht weiß, was Frauen wünschen". Für diesen Werbeslogan von Bauknecht war meine Mutter der überzeugendste Beweis. Fortan wurde GESA ein fester und treuer Freund der Familie.

Ebenso in dieser Zeit hatten sich meine Eltern nach langem Sparen endlich eine ganz neue KUBA Musiktruhe gekauft. Diese dunkel gemaserte Schönheit mit Radio und Plattenspieler bekam einen ganz besonderen Blickfang im Wohnzimmer. Doch wenig später, es war an einem Sonntag, ich erinnere mich genau, weil mein Vater da frei hatte, löste sich ein großes Stück aus der alten Zimmerdecke genau über der Truhe und begrub diese unter sich. Und ich sah die starren und fassungslosen Blicke meiner Eltern. Denn die Truhe war so viel mehr als nur ein neues Möbelstück. Nein, sie symbolisierte meinen Eltern eine ganz neue aufkeimende Hoffnung in ein besseres Leben, in eine bessere Zukunft. Und nun war diese Hoffnung von einer Sekunde auf die andere wieder mal unter Schutt begraben. Sie konnten diesen Anblick nicht ertragen. Sie schnappten sich Renate und mich und gingen mit uns draußen im Garten irgendwie hin und her, immer wieder auf und ab, auf und ab, ohne ein Wort zu sprechen. Einfach nur weg von diesem Anblick. Einfach nur raus.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Die Baracke

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Unsere Baracke stand genau in der Mitte auf einem langen, großen Grundstück. Im Vorgarten durften meine Eltern eigenes Gemüse anpflanzen und so hatten wir Petersilie, Dill, Schnittlauch, Kartoffeln, Möhren, Rote Beete, Zwiebeln, Gurken, Erbsen, Bohnen, Kohl, Tomaten, Erdbeeren, Fliederbeeren, Rhabarber und riesige Kürbisse. Ich erinnere mich noch, wie ich durch die langen Beete ging und mir hier ein paar Erbsen aus den Hülsen pulte und da ein paar Erdbeeren pflückte, um sie dann sofort zu essen. Im Herbst kochte meine Mutter das meiste Gemüse in unzähligen Gläsern ein und verstaute diese in unserem Keller, der aus einem dunklen Loch im Fußboden bestand, nachdem man ein paar Fußbodenbretter beiseite schob.

Neben der Eingangspforte stand ein mächtiger Kastanienbaum, auf dem ich oft herumkletterte. Im Frühling war er übersät mit seinen prachtvollen weißen, kegelartigen Blüten und im Herbst warf er seine stacheligen Früchte ab, die wie glänzende, braune Nüsse aussahen. Der ganze Boden war dann übersät davon und Mutter zeigte mir, wie ich mit ein paar Streichhölzern kleine Figuren aus ihnen basteln konnte.

Für mich war dieser Baum so viel mehr als nur ein gewöhnlicher Baum. Für mich war er lebendig, ich konnte mit ihm sprechen, er war mein Spielkamerad, er war mein Beschützer, er war mein Freund.

Als ich älter wurde verblasste meine Erinnerung an ihn. Doch eines Tages hörte ich zufällig den Schlager Mein Freund der Baum, in dem diese besondere Beziehung zwischen Mensch und Baum so treffend geschildert wurde. Und schlagartig erinnerte ich mich wieder an ihn und dieses mächtige Gefühl seiner majestätischen Kraft, seiner Stärke, seiner Geborgenheit und seiner Freundschaft. Leider erging es meinem Freund ebenso, wie dem Baum aus dem Schlager.

Überhaupt war die umgebende Natur für mich nicht nur Erde, Gras und Sträucher oder Wind, Sonnenstrahlen und Regen. Noch heute erinnere ich mich an den unterschiedlichen Geruch zwischen frischem Gras im Frühling und absterbendem Gras im Herbst Winter. Oder den typischen Geruch eines frisch gemähten Getreidefeldes. Das alles hatte eine ganz eigene Sprache. Für mich war das alles lebendige Natur, lebendige, empfindsame, fühlende Wesen, die man anfassen, fühlen, riechen, schmecken und mit der man sich unterhalten konnte.


x

Wenn ich heute als Erwachsener durch die Natur gehe und sehe, dass sich ein herabgestürzter Ast in einem Strauch oder Gebüsch verfangen hat, entferne ich diesen Ast sofort aus den Zweigen. Ich fühle sofort die Erleichterung des Strauchs und höre förmlich, wie er zu mir zuflüstert: "Ich danke Dir mein Freund."

Gerne ging ich als Kind auch zu den Kühlen, die hinter unserem Grundstück auf einer endlosen Wiese weideten. Wie kindlich schüchtern sie mich dann ansahen und immer ein Stück näher zu mir kamen, um mich neugierig mit ihren großen und schnaufenden Nasenlöchern zu beschnuppern. Und plötzlich schnellte ihre Zunge frech in mein Gesicht, als würden sie mit mir kuscheln. Was für zauberhafte Geschöpfe. Nachdem ich ein paar Mal über ihre Nasen streichelte, verabschiedete ich mich von ihnen: "Morgen besuche ich Euch wieder".

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Magie und Zauber

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Als Kind las ich gerne Comic-Hefte wie Fix und Foxi oder Mickey Mouse mit Donald und Dagobert Duck, Daniel Düsentrieb, Goofy und dem Hund Pluto. Ich fand diese Abenteuer spannend und aufregend, sie hatten etwas von Magie und Zauber. Für mich waren das aber keine einzelnen Comic-Bildchen mit Sprechblasen sondern ein zusammenhängender bewegter Film, so wie ein Daumenkino. Doch eines Tages war dieser Filmeffekt abrupt vorbei und es waren NUR noch einzelne Bildchen, auf die ich da schaute. Das war ein merkwürdiges Gefühl. Da realisierte ich erst so richtig, dass es schon immer NUR Bildchen waren, die ich mir ansah, aber kein Film. Ab diesem Zeitpunkt an war die Magie dieser Comic-Geschichten wie Seifenblasen zerplatzt. Von da an war es nur noch ein ganz normales Comic-Heft.

Als mir das als Erwachsener wieder einfiel, fragte ich mich, ob wohl auch andere Kinder das so empfunden haben wie ich. Vielleicht können Erwachsene auch gar nicht erkennen, wie Kinder diese Welt mit all den Wundern und der Magie sehen und fühlen, weil sie ihre eigene Kindheit vergessen haben. Vielleicht gibt es ja bei Kindern tatsächlich irgendwann einen Zeitpunkt, an dem ihr Verstand die Führung übernimmt und Magie und Zauber als kindliche Fantasie abtun.

Und vielleicht sollten wir Erwachsenen dann und wann mal wieder wie ein Kind denken und fühlen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Wenn der Milchmann zweimal klingelt

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Ab und zu radelte ich morgens zum Bauern um die Ecke, der mir in meine mitgebrachte Milchkanne aus Metal "frisch gezapfte" Kuhmilch einfüllte. Die hab' ich dann direkt so zum Frühstück getrunken. Da wurde nichts abgekocht. Wer es sich leisten konnte bestellte den Milchmann, der stellte volle Milchflaschen aus Glas an die Haus- oder Gartentür und nahm die leeren Flaschen vom Vortag wieder mit.

Es gab damals nur wenig Müll zum Wegwerfen. Papier und Pappe brauchte man zum Feueranmachen für den Ofen und Plastikflaschen gab es früher noch nicht, die Flaschen waren aus Glas und zum Wiederverwenden, da wurde nichts weggeworfen. Plastikbehälter und Plastikverpackungen sollten erst in den 1970er Jahren in Mode kommen. Heute kaum noch vorstellbar, wie damals in den 1950er das Leben ablief, ganz ohne diese heutige Plastikflut.

Wenn ich bedenke, was ich heute alles so an Essensresten in die Mülltonne werfe. Damals bekamen alle Essensreste unsere Tiere, da wurde überhaupt nichts weggeworfen, gar nichts. Klar, wer hat denn heute noch Hühner oder Hasen im eigenen Garten.
"Hasen und Hühner auf meinem englischen Rasen? Die kacken doch alles voll".

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Unsere "Nutztiere"

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Im hinteren Teil unseres Grundstücks war der Brunnen mit der eisernen Handpumpe und da waren die drei Ställe für unsere Hasen oder Kaninchen sowie der Stall für die Hühner und Enten. Die tägliche Fütterung der Tiere war für mich immer ein großer Spaß, denn bei dieser Gelegenheit konnte ich alle Tiere ausgiebig streicheln und mit den flauschigen Hasen kuscheln. Es gibt wohl kaum etwas so niedliches, als frisch geschlüpfte Kücken oder Entenkinder, wenn diese zum ersten mal den Ententeich entdecken.

Meine Schwester und ich durften uns sogar einen eigenen Lieblingshasen aussuchen, den wir bei besonderen Anlässen wie Geburtstagen auch schon mal mit ins Bett nehmen durften. Das war ein wirkliches Ereignis für uns Kinder. Andere Kinder durften das vielleicht mit ihrer Katze oder ihrem Hund tun, aber mit dem eigenen Hasen im Bett kuscheln, das war schon etwas Besonderes. Bis der Hase plötzlich ins Bett köttelte und von uns unter großem Geschrei und Gelächter schnell wieder in seinen Stall verfrachtet wurde.

Allerdings war der Spaß gänzlich vorbei, wenn die Tiere irgendwann einmal geschlachtet wurden. Ich erinnere mich noch wie ich eines Tages vom Spielen nach Hause kam und unseren Lieblingshasen mit abgezogenem Fell nackt und blutig an der Hauswand hängen sah. Dieser Anblick war ein Schock für mich. Wie konnten meine Eltern ihm das nur antun? Er hatte doch niemanden etwas getan.

Siehe auch Kurzgeschichte:
Ich wollt' ich wär' kein Huhn Ein Huhn erzählt aus ihrer Sichtweise ihre ganz bewusste Entscheidung in eine Legebatterie hineingeboren zu sein, um genau damit das Herz der Menschen zu berühren. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Im Kindergarten

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Ich muss zwischen 4 und 5 Jahre gewesen sein, als meine Mutter mich mit ihrem Fahrrad täglich morgens zum Kindergarten in Hamburg Rahlstedt brachte, dann weiter zu ihrer Arbeit als Näherin fuhr und mich abends mit dem Fahrrad wieder abholte. Es dauerte schon eine Weile, bis wir bei Wind und Wetter auf der unbeleuchteten langen und einsamen Meiendorfer Landstraße den Kindergarten erreichten. Oftmals kamen wir viel zu früh dort an, sodass die Eingangstür zum Gemeindehaus noch verschlossen war. Da meine Mutter aber weiter zur Arbeit musste, wartete ich dann allein vor dieser riesigen Tür, bis endlich eine Kindergärtnerin kam und mich herein ließ.

Siehe auch Kurzgeschichte:
Bis meine Mama kommt Ein kleiner Junge beschreibt einen Tag aus dem Kindergarten und die besondere Beziehung zu seiner Mutter. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Verschickung nach Sylt

1956/1957
nächster Abschnitt ▼

In Alter von ca. 5 Jahren wurde bei mir ein "Schatten auf der Lunge" diagnostiziert (eine Veränderung im Lungengewebe, das auf einen Tumor hindeuten kann). Daraufhin wurde ich in den nächsten beiden Jahren jeweils für ein paar Wochen mit einer Gruppe von etwa gleichaltrigen Kindern in ein Kindererholungsheim nach Westerland auf Sylt gebracht, da das dortige Nordseeklima heilsam für meine Lunge wäre. Diese Aktion nannte man Verschickung und war der Sammelbegriff für das "Verbringen von Klein- und Schulkindern in Kindererholungsheimen und -heilstätten wegen gesundheitlicher Probleme". So die gebräuchliche Bezeichnung. Die Kleinkinder wurden in Sammeltransporten, in meinem Fall die Eisenbahn mit einer alten Dampflokomotive, nach Sylt "verschickt".

Siehe auch Kurzgeschichte:
Als ich noch mit meinem Engel sang Als Kind hatte ich einen Spielkameraden, den nur ich sah. Entweder spielten wir zusammen oder er erzählte mir eine Geschichte. Manchmal brachte er auch noch einen Freund mit. Es war immer sehr lustig und spaßig und die Zeit verging wie im Fluge. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Ein paar Worte zu meiner Schulzeit

ab 1959
nächster Abschnitt ▼

Ich würde meine Anstrengungen nach guten Schulnoten einmal so bezeichnen: "Er hat sich stets bemüht," (aber im Grunde war er 'ne faule Socke.)


1959 wurde ich mit 7 Jahren in Hamburg Meiendorf eingeschult, nachdem man mich ein Jahr zuvor nochmals zurückgestellt hatte, weil ich mit 6 Jahren noch viel zu kindlich für die Schule war. Vom ersten Tag an fand ich die Schule einfach nur schrecklich langweilig und unendlich lang. Keiner unserer Lehrer oder Lehrerinnen fragte mich, was mich eigentlich interessiert? Dabei hatte ich schon die ein oder andere Frage:

Ich wollte nach Hause zu meinen Tieren und der ländlichen Natur, da, wo man mich verstand.

Als ich älter wurde konnte ich nicht verstehen, warum die anderen Kinder immer gute Noten haben wollten. Ich fand dieses ewige auswendig lernen schrecklich. Wozu sollte das gut sein?

Und so träumte ich die meiste Schulzeit abwesend vor mich hin, was natürlich nicht ohne Folgen bei den Zeugnissen blieb. Da mir lernen viel zu anstrengend und zeitraubend war, schummelte ich bei Klassenarbeiten mit allen möglichen Tricks und Spickzetteln, dass sich die Balken nur so bogen. Hauptsache ich wurde versetzt, die Noten interessierten mich weniger. Hier war also mein ganzes Improvisationstalent gefragt (endlich mal eine kreative Herausforderung), nur so kam ich irgendwie über die nicht enden wollende Schulzeit. Deshalb war für mich auch nach der "Mittleren Reife" (schon wieder so eine unpassende Bezeichnung) das Thema Schule endgültig vom Tisch. Mein Gott war ich froh, als diese (schreckliche) Zeit endlich vorbei war.


Ein paar allgemeine Worte zur Schulzeit:
Meiner Meinung nach verschläft unser Schulsystem schon länger die Zeichen der Zeit, indem sie sich nicht an die kommenden Herausforderungen unserer Gesellschaft anpasst oder nicht angemessen anpassen kann, denn:

Wir sollten uns fragen, ob der Maßstab Intelligenz und das auswendig angelernte Wissen wirklich so entscheidende Faktoren sind. Ist ein Mensch mit niedrigen IQ wirklich dumm und ein anderer mit hohen IQ wirklich intelligent? Zugegeben, das ist sehr platt ausgedrückt. Doch "Dummheit" sowie "Intelligenz" eines Menschen, sagt nichts über seinen Charakter aus, also über seine Menschlichkeit, also das, was wirklich zählt. Ist der Charakter eines Menschen nicht genauso wichtig wie seine Intelligenz? Und das ganz besonders, wenn diese Person später einmal in einer hohen Machtposition unserer Gemeinschaft sitzen sollte?

Aber das Wichtigste, was in der Schule fehlt ist:
Das Fehlen von Schulfächern wie Vorstellungskraft (Fantasie), Sensibilität, Feinfühligkeit, Mitgefühl, Verständnis und Menschlichkeit. Aber gerade die individuelle Einzigartigkeit jedes Einzelnen, ist doch das Geschenk, was wir Menschen erhalten haben und irgendwann an andere weitergeben können. Solche "Lehrfächer" fehlen komplett in unseren Schulen.
Das vermitteln von Wissen ist wichtig, aber Fantasie und dessen Förderung ist ebenso wichtig.

Außerdem sollte in unseren Schulen einmal über ein Fach wie "Weisheit" nachgedacht werden, in dem unsere älteren Mitmenschen unseren Kindern und Jugendlichen von ihrer Lebenserfahrung berichten und so vermitteln, welche Werte im Leben wirklich von Bedeutung sind. Denn diese älteren "Weisen" sind lebende Zeitzeugen von wichtigen Erlebnissen und Erfahrungen auf dieser Welt. Und sie sind Experten im Bereich der Menschlichkeit. Kein Lehr- und Geschichtsbuch dieser Welt kann dieses selbst erfahrene Wissen auch nur annähernd rüberbringen.
Oder mit anderen Worten: Ein weiser Mensch hinterlässt seine gemachten Erfahrungen und sein daraus erworbenes Wissen den nachkommenden Generationen. Dieses erlebte Wissen ist mit das wichtigste Gut in einer Gesellschaft.

Doch warum fehlen an unseren Schulen immer noch Lehrfächer wie Weisheit, Sensibilität, Feinfühligkeit, Mitgefühl, Verständnis und insbesondere Menschlichkeit? Vielleicht weil "man" sie (noch) nicht verstandesmäßig nachweisen oder beweisen kann? Oder vielleicht, weil man damit kein "Wirtschaftswachstum" steigern kann?
("Natürlich, es geht um Kohle.")
Es geht um so vieles mehr.

Heute als Erwachsener würde ich mir für heutige Schüler/innen wünschen, dass die Schule viel mehr auf individuelle Talente, Gaben und Fähigkeiten eingeht, anstatt immer wieder die gleiche alte Leier runterzuspielen und die Schüler/innen mit veralteten Lernmethoden förmlich zuzuschütten und zu überfordern. Stattdessen sollte man sich fragen:

Und natürlich ist für mich persönlich noch eine ganz spezielle Frage interessant: Gibt es noch andere Personen, die wie ich unausgesprochene und verborgene Gefühle von anderen wahrnehmen können? Also Gefühle, die die anderen im Verborgenen halten wollen? Was wenn ja?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Brigitte

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Zum Glück hatte ich in meiner Kindheit ja noch meine Freundin Brigitte. Ihren Eltern gehörte das Grundstück direkt neben uns. Sie wohnten nicht wie wir in einer Baracke sondern hatten ein eigenes, großes Haus, indem Brigitte im Obergeschoss ihr eigenes Zimmer hatte. Und so oft es ging lief ich zu ihr rüber, damit wir zusammen spielen konnten. Im Garten hatte sie einen eigenen Sandkasten, in dem Brigitte dann unser Essen aus Sand, Gras und Würmern zubereitete. Oder wir schwangen uns auf die danebenstehenden zwei Schaukeln in luftige Höhen und kreischten vor Begeisterung.

Brigitte hatte eine große Familie. Diese bestand aus den Großeltern, ihren drei Söhnen und aus deren Kindern. Zwei Söhne der Großeltern hatten ein eigenes Haus auf dem Grundstück der Großeltern. In einem dieser Häuser wohnten Brigittes Eltern mit ihr und dem kleinen Bruder Michael. Wenn ich also zu Brigitte rüber ging, kam ich somit auch oft mit ihren anderen Familienmitgliedern in Kontakt. Besonders von Brigittes Großeltern wurde ich immer so integriert, als wenn ich schon fast zur Familie gehörte. Da es kaum ein Kontakt zu meinen eigenen Großeltern gab, fand ich es natürlich Klasse, dass ich bei Brigittes Oma und Opa eine Art Ersatz-Großeltern fand.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Ersatz-Familien

1950er Jahre
nächster Abschnitt ▼

In den kommenden Jahren bekam meine Mutter öfter gesundheitliche Probleme, die zu mehrwöchigen Krankenhausaufenthalten führten. Mein Vater konnte sich in dieser Zeit nicht um mich kümmern, weil er durch seine vielen Überstunden nur wenig Zeit zuhause verbrachte. So musste ich zwangsläufig anderweitig untergebracht werden und das bedeutete entweder bei Verwandten oder bei einigen Bekannten meiner Eltern, die ich kaum kannte. Bewusst erinnere ich mich noch an 5 "Ersatz-Familien", bei denen ich während des Krankenhausaufenthaltes meiner Mutter jeweils für mehrere Wochen einquartiert wurde.

Leider waren das immer unterschiedliche Familien, die natürlich auch Kinder hatten und denen ich jetzt ein Stück Raum, Zeit und Aufmerksamkeit ihrer Eltern entzog. Ein paar von ihnen ließen mich sehr genau spüren, dass ich alles andere als willkommen war. Zudem war mein Ersatz-Zuhause nicht gerade um die Ecke, sodass ich auch noch in eine mir neue fremde Schule mit ebenso fremden Kindern kam. Meine Freunde zuhause, meine gewohnte Umgebung, all das war von jetzt auf gleich nicht mehr vorhanden.

Und als ich mich gerade an meine neue Schule und an meine neuen Freunde ein wenig gewöhnt hatte, war die Zeit auch schon wieder vorbei und es ging zurück nach Hause, weil meine Mutter aus dem Krankenhaus kam. Zuhause angekommen sah ich mich dann mit den aktuellen Lernthemen meiner alten Schule konfrontiert, die ich jetzt alle irgendwie im Eiltempo nachholen musste.

Diese wochenlangen Auszeiten von meinem gewohnten Zuhause und das ständige hin und her mit den fremden Familien, den neuen Schulen und fremden Kindern, waren sehr verwirrend für mich. Ich hatte in dieser Zeit immer das Gefühl lästig und unwillkommen zu sein und dass man nur darauf wartete, bis man mich endlich wieder zurück nach Hause schicken konnte.

Glücklicherweise konnte ich bei zwei Krankenhausaufenthalten meiner Mutter bei Brigittes Großeltern wohnen. Das war natürlich Klasse, weil das ja gleich nebenan war und sich dadurch nur wenig für mich änderte. Außerdem konnte ich weiter in meine gewohnte Schule gehen. Geschlafen habe ich in dem sehr schmalen aber dafür langgestreckten Wohnzimmer auf einer Couch, die sich ganz am Ende des Zimmers befand. Manchmal war es nachts schon ein bisschen gruselig, wenn mich der Schatten des Hirschgeweihes von der Wand herab anstarrte. Umso länger ich hinschaute, desto öfter hatte ich das Gefühl, dass sich das Geweih gerade in diesem Moment bewegt hatte. Ich war froh, wenn der Morgen kam und es heller wurde.

Die Großeltern waren den ganzen Tag über zuhause, weil sie einen kleinen Krämerladen in ihrem Haus hatten. Und somit war immer jemand für mich da und nicht wie bei uns zuhause, wo tagsüber beide Eltern bei der Arbeit waren und ich lange Zeit auf mich allein gestellt war. Jetzt umsorgten mich Brigittes Großeltern liebevoll, gerade so, als wäre ich ihr eigener Sohn. Ich erinnerte sie vielleicht an ihre eigenen drei Jungs, als diese noch Kinder waren und sie alle als Familie in diesem Haus zusammen lebten.

x
Peter und Brigitte um 1960: "Du meine Güte, nun gibt dem Jungen doch mal was Anständiges zu Essen, damit er was auf die Rippen bekommt!"

Brigittes Oma stellte mit ihrem mächtigen Körpergewicht, ihrer rustikalen und burschikosen Art, mit ihrer oft etwas zu lauten Stimme, gepaart mit ihrer riesigen Herzlichkeit, eine imposante und gewichtige Persönlichkeit dar. Sie war die BIG MAMA. Wenn sie etwas sagte, dann war einem gut geraten auch darauf zu hören. Durch ihre präsente Art war sie auch für viele eine Anlaufstelle für deren täglichen Sorgen und Kümmernisse. Ihr kleiner Tante-Emma Laden war so viel mehr als nur ein Ort zum Einkaufen, er gab in den 50ern auch ein bisschen Stabilität und Sicherheit. Er war auch ein Ort für ein soziales Zusammentreffen der Nachbarn, bei dem man bei einer Cola oder einer Flasche Bier im Stehen einen Klönschnack (norddeutsch Unterhaltung) über Gott und die Welt hielt und bei dem die Kinder auch mal einen Lolli von ihr zugesteckt bekamen.

Brigittes Opa war dagegen eher ruhig und zurückhaltend. Ich erinnere mich noch, wie er mich zu einem Fussballspiel des Hamburger SV in das Volksparkstadion in Hamburg mitnahm. Allein schon die Hin- und Rückfahrt, als wir beide mit seinem winzigen Goggomobil durch die Großstadt Hamburg fuhren, war ein unvergessliches Erlebnis und spannender Abenteuerausflug.

Das Haus von Brigittes Großeltern ähnelte stark unserer alten Holzbaracke. Auch bei ihnen war die Küche mit dem großen Holzofen der Mittelpunkt des Hauses, um den herum alle anderen Räume angebaut waren. Eines dieser Räume war vollgestopft mit allen möglichen Sachen, denn die Großeltern hatten einen richtigen Tante Emma Laden, genauso wie man sich einen vorstellt. Hier standen alle möglichen Sachen des täglichen Bedarfs auf engstem Raum zusammen oder waren in unzähligen Schubladen und Kisten verstaut. Äpfel und ein paar Gemüsesorten konnte man sich selbst aus dem Gemüsegarten pflücken und frische Eier holte man sich direkt aus dem Hühnerstall. Außerdem war der Laden sozialer Treffpunkt für viele Nachbarn, die sich bei einer Flasche Bier, einer Cola oder Fanta mit den Großeltern über die "Breaking News" austauschten. Und wir Kinder waren mittendrin. Zudem hatten die Großeltern ein Telefon, was damals schon etwas Besonderes war.

Ab und zu spendierten die Großeltern Brigitte und mir auch eine Cola. Das waren noch diese kleinen bauchigen Flaschen aus den 50ern. Dazu setzten wir uns draußen auf die Hollywood-Schaukel und beobachteten, wie die Leute zum Einkaufen kamen und sich mit den Großeltern über alles Mögliche unterhielten. Um vier Uhr nachmittags ging Brigittes Großvater mit Hasso dem Hund seine tägliche Runde durch die Wiesen und Wälder, bei dem wir den Großvater oft begleiteten. Ich hatte zuhause zwar viele Tiere, aber keinen Hund, deshalb fand ich es natürlich Klasse, dass ich jetzt auch noch einen Hund als Freund hatte.

Natürlich hatte ich auch ein paar Jungs aus der Nachbarschaft als Spielkameraden, mit denen ich Fußball spielte oder mit den Fahrrädern den Volksdorfer Wald erkundete oder im Sommer zum nahegelegenen Natursee Bredenbeker Teich radelte, um darin zu schwimmen. Im Winter fuhren wir Schlittschuh auf dem kleinen Löschteich der Feuerwehr in unserer Straße, wenn dieser zugefroren war. Oder wir rodelten mit unseren Holzschlitten verschneite Hügel den ganzen Tag lang immer und immer wieder herunter.


Schlittschuhlaufen auf dem Waldsee

Musik Peter Reifegerste © | mehr Musik


Doch besonders gern war ich in Brigittes Nähe. Ich mochte ihre ruhige und zurückhaltende Wesensart. Irgendwie gaben wir uns gegenseitig Kraft und Freude, es fühlte sich an wie eine Insel des Friedens und Erholens. Wir beide verstanden uns wirklich gut und verbrachten auch noch die nächsten Jahre unserer Kindheit oft zusammen. Ein oder zweimal war Brigitte sogar mit uns im Urlaub, wenn wir zum Zelten an die Ostsee fuhren. Wir schwammen dann im Wasser oder bauten Sandburgen am endlosen Strand oder ließen einen Papierdrachen steigen. Abends schliefen wir in unserem eigenen kleinen Kinderzelt auf Luftmatratzen. Damals stand für uns beide ganz klar fest, dass wir später einmal heiraten würden. Das war beschlossene Sache.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Der Orts- und Lebenswechsel

1961
nächster Abschnitt ▼

Ende 1961, ich war 9 Jahre, gab es eine große Veränderung im Leben meiner Eltern und somit auch für mich, denn wir zogen von unserer Baracke in Meiendorf in eine 3 Zimmer Neubauwohnung, die sich in einem ganz neu erbauten Wohnkomplex in Hamburg Bramfeld befand. Diese Wohnung war nagelneu und wir waren die ersten Mieter.
Ich kann mich noch genau erinnern, dass wir oft zum Rohbau fuhren und meine Eltern voller Vorfreude durch die noch unfertigen Räume gingen und ungläubig staunten, dass sie hier tatsächlich bald einziehen und wohnen würden. Raus aus der Baracke und dem alten Leben und rein in ein völlig neues Leben. Ein Leben mit einer eigenen Neubauküche, einem richtigen Bad mit Badewanne, mit Rippenheizkörpern in jedem Raum, mit einem Telefon, einer Waschmaschine, einem Heißwasserboiler. All diese Dinge hatten wir bis dahin nicht. Dazu kam noch ein kleiner Garten mit Terrasse sowie die darunterliegende Tiefgarage für Vaters Auto. Jetzt waren wir im Wohlstand angekommen.
Dieser Umzug sollte für meine Eltern nicht nur eine ganz neue Wohnsituation darstellen sondern auch eine Chance für einen kompletten Neuanfang, für ein ganz "neues Leben". Eine neue Chance für ihre Ehe, eine neue Chance für ihr Glück, eine neue Chance für ihre gemeinsame Zukunft als Familie.

Für mich bedeutete "das neue Leben", dass wir in einen ganz anderen Stadtteil von Hamburg zogen, ohne meine gewohnten Wiesen, ohne meinen Wald, ohne meine offene Natur, ohne meine Haustiere, ohne alles mir so vertraute. Ich konnte die Freude meiner Eltern nicht teilen. Für mich bedeutete das nur eines: Weit weg von meinem bisherigen Leben, weit weg von meinen Freunden, weit weg von Brigitte.

Der Ortwechsel war schwer für mich. Alles hatte sich verändert. Doch besonders Brigitte vermisste ich schrecklich. Anfangs besuchten wir uns noch gegenseitig, hautsächlich an unseren Geburtstagen, doch mit der Zeit wurden die Treffen immer seltener. Ich erinnere mich noch genau, als wir uns das letzte Mal sahen, es war an Brigittes Geburtstag.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Happy Birthday

1965/66
nächster Abschnitt ▼

Ich muss 13 oder 14 gewesen sein, als Brigitte mich wie jedes Jahr zu ihrem Geburtstag in ihr Elternhaus einlud. Ich hatte mir für diesen Anlass extra ein neues Outfit zugelegt, das aus einer knallengen kleinkarierten grauen Hose und einem giftgrünen Hemd mit riesigem Kragen bestand. Das war todschick und total in. Brigittes Vater spielte den fröhlichen Chauffeur, indem er die jungen Geburtstagsgäste ständig mit dem Auto von der Bushaltestelle abholte. So wie auch mich.

Ich weiß noch wie aufgeregt ich war, Brigitte nach langer Zeit endlich wiederzusehen und wie unsicher ich ihr mein Geschenk überreichte. Ich bemerkte sofort, dass sie sich verändert hatte. Es war der Blick, mit dem sie mich nur kurz ansah und dann ihre kühle, zurückhaltende Begrüßung. Sie war kontrolliert und distanziert. Unser so vertrautes Zusammengehörigkeitsgefühl war weg, es war nicht mehr vorhanden. Der besondere Funken zwischen uns war nicht mehr da. Sie nahm höflich dankend mein Geschenk entgegen, drehte sich um, ging zurück zu ihren Gästen und ließ mich stehen.

Wow, das war wie ein kleiner Stich ins Herz. Von einer Sekunde auf die andere war für mich alles anders. Und dann wurde es mir klar: Ich war nur noch ein ganz normaler Gast, der zu ihrer Geburtstagsparty erschien. Mehr nicht. Hier war gerade etwas so Vertrautes zerbrochen.

Ich versuchte mir meine Betroffenheit nicht anmerken zu lassen, indem ich mir ihre Geburtstagsgeschenke ansah und mich dann unter die anderen Kinder mischte, von denen ich aber niemanden kannte. Es waren alles Fremde für mich, sowie ich für die anderen nur ein fremdes Kind war. Ich kannte nur Brigitte. Doch die war emsig damit beschäftigt die Stimmung hochzuhalten. Alle waren fröhlich und ausgelassen, ich aber fühlte mich unwohl, unpassend und fehl am Platz. Den ganzen Nachmittag über beachtete Brigitte mich kaum.

Dafür beobachtete mich aber ein anderes Mädchen aus der Runde. Sie war bildhübsch, hatte schwarzes Haar und grüne Augen, mit denen sie mich ganz gezielt bohrend ansah und ausfragte. Sie war sich ihrer Erscheinung absolut bewusst und auch welche Macht sie bereits in ihrem jungen Alter über die Jungs hatte. Ich muss zugeben, dass ich bis dahin noch nie so ein schönes Mädchen gesehen hatte. Aber ich sah auch, dass sie es gezielt als Machtinstrument einsetzte. Als sie bemerkte, dass ich ihr Spiel durchschaute, war ihr Interesse an mir schlagartig beendet. Gott sei Dank für mich, denn ich war mit dieser Situation völlig überfordert. Womöglich sendete mein "modernes" Outfit völlig falsche Signale aus. Darüber war ich mir damals nicht im Klaren.

Irgendwann war die Geburtstagsparty zu Ende und Brigittes Vater brachte alle Kinder wieder mit dem Auto zur Bushaltestelle. Als Brigitte sich dann von mir verabschiedete, sah ich in ihren Augen einen Moment lang Unsicherheit, Peinlichkeit und Zweifel. Das jetzt waren ihre echten Gefühle und keine Show, wie ihr Verhalten vor den anderen Kindern.
Hatte sie etwa meine Betroffenheit aufgrund ihrer kühlen Begrüßung doch sehr genau mitbekommen? War ihr Verhalten nur eine Unsicherheit oder womöglich beabsichtigt? Ich jedenfalls war von ihrer Distanziertheit und Interessenlosigkeit zu mir während der Party stark verunsichert. Warum hatte sie mich wie Luft behandelt?
Und deshalb lag jetzt bei der Verabschiedung etwas Schweres, Unausgesprochenes und Unterschwelliges zwischen uns.
Mit diesem unbehaglichen Gefühl stieg ich in den Bus und fuhr davon. Das war das letzte Mal, dass wir uns sahen.

Eigentlich hätte ich Brigitte in einem späteren Telefonat nochmals auf ihr Verhalten ansprechen müssen, doch dazu war ich als Kind oder fast schon Jugendlicher überhaupt nicht in der Lage gewesen, dazu war ich noch viel zu unreif.
Schließlich wuchsen wir zu Teenagern heran und gingen unsere eigenen Wege.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Das Buch der Kindheit wird endgültig zugeklappt

ab 2017
nächster Abschnitt ▼

Mehr als 60 Jahre später, wohnt meine Nichte Kathi nur einen Steinwurf von Brigittes Elternhaus und somit auch von meiner Kindheit entfernt. Wenn ich Kathi besuche, mache ich manchmal vorher einen Abstecher in die Vergangenheit und schaue mir meine Kindheit nochmal mit den Augen eines Erwachsenen an. Zu meinem Erstaunen hat sich gar nicht so viel zu damals verändert. Natürlich ist unsere alte Baracke längst einem schicken Einfamilienhaus gewichen, doch Brigittes Elternhaus gleich nebenan steht immer noch da und sieht noch genauso aus wie früher. Gerne schaue ich dann in den Teil des Gartens, wo einst der Sandkasten und die Schaukel standen und sehe sofort, wie dort Brigitte und ich so wunderbar unbekümmert lachten und freudig spielten.

Aber beim letzten Mal, als ich meine Nichte und zugleich meine alte Kindheitsstätte besuchte, dachte ich, ich sehe nicht richtig, denn: Brigittes Elternhaus war weg. Einfach weg. Jetzt war da nur noch eine große Lücke zwischen zwei Häusern, die aus einer aufgewühlten Erd- und Sandfläche bestand. Kein Haus. Kein Rasen. Kein Strauch. Kein Baum. Nichts war mehr da.

Es dauerte eine Weile, bis ich diesen ungewohnten Anblick realisierte. Es war ein komisches Gefühl von Verlust und endgültiger Verabschiedung. Ein Gefühl, als wenn ich an die letzte Seite und an die letzten Zeilen eines langen Romans angekommen war, den ich nun schon über so viele Jahre hinweg gelesen hatte. Doch nun, jetzt in diesem Augenblick, war diese Geschichte zu Ende geschrieben. Es war nichts mehr da. Es gab nichts mehr zu lesen.
Ich konnte das Buch nur noch zuklappen und ins Bücherregal stellen.

Vergessen habe ich Brigitte nie. Wie konnte ich auch, so zählte die Zeit mit ihr doch zu meinen glücklichsten Kindertagen.


x

Zu der Zeit hatte ich ebenfalls einen Traum, in dem ich uns beide wieder als Kinder zusammen spielen sah. Und ich fühlte im Traum genau, dass sich jeder von uns in seinem Leben vorgenommen hatte, etwas sehr Altes ans Licht zu bringen. Dazu war es erforderlich, dass wir beide in der Kindheit ganz reine Liebe füreinander empfanden.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 3: Meine Kindheit | Start Kapitel ▲

Eine Tür ging zu, doch dafür öffnete sich eine andere

nächster Abschnitt ▼

Wie gesagt zogen wir 1961 nach Hamburg Bramfeld, einem anderen Hamburger Stadtteil, doch dieser lag weit weg von Brigitte und von meinen bisherigen Freunden. Hier in Bramfeld, in einer mir völlig neuen und stadtähnlichen Wohngegend, sollte jetzt für mich ein ganz neues Leben mit neuen Eindrücken, neuer Schule und mit neuen Freundschaften beginnen? Doch wo waren meine Freunde, meine ländliche Natur, meine Wiesen und Koppeln mit den Kühen und Pferden? Mir fehlte meine Katze, mein Kaninchen, die Hühner, Enten und Tauben. Keines von ihnen konnte ich mitnehmen, denn in unserer Neubauwohnung waren keine Tiere erlaubt. Mir gefiel es hier nicht. Ich wollte wieder zurück nach Hause.

Es sollte einige Zeit dauern, bis ich mich an dieses neue Leben ohne Natur und ohne Tiere gewöhnen konnte und sich langsam neue Freunde und Freundschaften entwickelten. Einige davon sollten ein Leben lang halten. Doch davon ahnte ich damals natürlich noch nichts.

Aber insbesondere kam ich nach einigen Jahren einer mir bis dahin noch unbekannten Sylvie ganz nahe, die nur ein paar Straßen entfernt mit ihrer Familie lebte. Und da ich die nächsten 12 Jahre in Bramfeld zu einem Erwachsenen heranwuchs, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich Sylvie irgendwann unter schicksalhafter Lenkung unausweichlich begegnen musste. Und diese Begegnung sollte mein Leben in völlig neue Bahnen lenken, denn ich begegnete meiner großen Liebe. Doch bis es zu dieser Begegnung kam, sollten erst noch 11 weitere Jahre vergehen.
Schon mal Vorblättern zu: Sylvie

Für meine Eltern sollte sich ihr erhoffter Neuanfang mit neuer Wohnung und neuer Umgebung bereits nach kurzer anfänglicher Euphorie als unerfüllter Wunschtraum entpuppen. Ihre seit Jahren andauernde Ehekrise konnte ein Ortwechsel und eine Veränderung der Lebensumstände nicht lösen, eher das Gegenteil war der Fall.

Als ich Ende 1973 Zuhause auszog, versuchten sie zwei Jahre später abermals einen Neuanfang, in dem sie ein altes Einzelhaus am Rande von Hamburg mieteten, das sich nicht weit von unserer alten Baracke befand. Komisch, dass es sie nochmals ganz nahe an unsere alte und primitive Wohnstätte zog. Vielleicht verbanden sie mit diesem Platz doch weit mehr glücklicherer Erinnerungen, als es mir bewusst war.
Aber auch dieser Neuanfang sollte scheitern und letztendlich sogar in einer schrecklichen Tragödie enden. Doch dazu später mehr.


---- Ende Kapitel 3 ----

Start Kapitel 3: Meine Kindheit ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 4: Mutter und Sohn

Verborgene Gefühle lesen

1950/60er Jahre
nächster Abschnitt ▼

Nochmals zurück in meine frühe Kindheit.

Ich sollte in meinem Leben viele tiefschneidende Erlebnisse und Erfahrungen machen, die meine Persönlichkeit für immer grundliegend prägen würden, doch ein Schlüsselerlebnis stach ganz besonders hervor und zwar betraf es die besondere Beziehung zwischen meiner Mutter und mir in meiner Kindheit.

Dazu muss man wissen, dass das Besondere daran war, dass ich bereits als kleiner Knirps viele Empfindungen, Gefühle und Gedanken meiner Mutter ganz deutlich in mir drinnen spürte, gerade so, als wären es meine eigenen. Und dazu brauchte ich meine Mutter nur anzusehen und schon fühlte ich alles das, was sie fühlte und zwar in mir. Und dabei spielte es überhaupt keine Rolle, wie sich meine Mutter im außen auch immer verhielt und welche Wörter gerade aus ihrem Mund kamen. Ich spürte immer ganz genau, was sie WIRKLICH fühlte und was sie WIRKLICH dachte und dazu brauchte ich sie nur anzuschauen.


x

Auch wenn sich das heute vielleicht merkwürdig anhört, damals als Kind war das für mich nichts Besonderes sondern etwas ganz Normales, ich dachte, das ist bei allen anderen auch so, ich kannte es ja nicht anders. Das ging bis zu diesem einen Moment, der vieles ändern sollte.

Es war wieder einmal einer dieser Momente, wo meine Mutter über dies und das redete und ohne Pause so vor sich hin plapperte. Sie redete viel und gern, währenddessen ich als kleiner Knirps ihren Worten und Gesten aufmerksam folgte. Und obwohl ich den Sinn ihrer Worte kaum verstand, sah ich ihr gern zu, denn ich liebte meine Mutter sehr.

Und während ich ihren Worten lauschte und sie ansah, sah ich in Wirklichkeit etwas ganz anderes bei ihr. Ich sah, nein ich fühlte, dass ihre äußere, unbekümmerte Art, nicht zu ihren inneren Gefühlen passte. Außen gab sie sich fröhlich und unbekümmert, jedoch in ihr drinnen waren ganz andere Gefühle, nämlich Gefühle von Sorge, von Schwere und von Last. Ihre echten Gefühle passten überhaupt nicht zu ihrem Verhalten. Ich weiß es genau, denn ich fühlte ihre Gefühle in mir.

Und dann, in diesem Moment, als ich ihre echten Gefühle spürte, sahen wir beide uns in die Augen. Und da sah ich, dass sich die fröhlichen Augen meiner Mutter ganz plötzlich veränderten und zwar in ungläubig fragende Augen. Ich sah wie Mutter mich förmlich anstarrte und sich selbst fragte: "Kann das wirklich sein?"
Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie sich auch wirklich sicher war, was sie da gerade bei mir sah. Doch dann erkannte meine Mutter die Situation, denn jetzt realisierte sie, dass dieser kleine Junge ihr Spiel durchschaute, sie begriff, dass sie ihrem Jungen nichts vormachen konnte.

Einen Moment lang fühlte sie sich verschämt, ertappt und entlarvt. Doch dann wurden ihre Augen förmlich überwältigt von Glücksgefühlen. Sie kniete sich zu mir runter, zog mich an sich und wollte mich nie mehr aus ihrer Umarmung loslassen.
"Mein Gott" flüsterte sie beiläufig, "keiner sieht, wie ich wirklich bin, nur mein Junge durchschaut mich. Das kann doch nicht möglich sein?"


x

Doch meine Mutter täuschte sich als sie dachte, dass sie von keinem anderen durchschaut wurde. Ich bin mir sicher, dass mein Vater ihr wahres sensibles Wesen fühlte, das sie mit ihrer theatralischen Fassade zu schützen versuchte. Aber vielleicht waren die beiden nicht in der Lage gewesen sich wirklich tief und ehrlich auszutauschen, denn offene und klare Kommunikation war schon immer ein Problem in ihrer Ehe.

Dieses Erlebnis veränderte die Sichtweise meiner Mutter zu mir und machte unsere Mutter-Kind Beziehung irgendwie zu etwas Besonderem. Denn künftig reichten oft nur ein paar Blicke zwischen uns aus, um uns zu verständigen. Wir brauchten keine Worte. Es entstand so eine Art Nonverbale Kommunikation zwischen uns. Das war etwas Besonderes, weil außer uns beiden das niemand mitbekam, geschweige denn verstand. Das war jetzt unser beider Geheimnis. Und auch wenn sich unser Verhältnis schon bald merklich abkühlen sollte, diese besondere Art unserer Kommunikation sollte ein Leben lang zwischen uns bestehen bleiben.


"Liebe macht blind".

Blödsinn!
Liebe macht sehend und lässt blinde wieder sehen, denn Liebe öffnet unser Herz und das Tor zu unserem wahren Sein.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 4: Mutter und Sohn | Start Kapitel ▲

Der kleine Held

1957
nächster Abschnitt ▼

Ich muss so 5 Jahre alt gewesen sein, ich war mit Mutter allein in unserer Baracke in Hamburg Meiendorf, als eines Tages unterhalb unseres Grundstücks Überland Hochspannungsleitungen verlegt wurden. Das war schon ein kleines Ereignis, als die vielen Arbeiter mit ihrem Bauwagen, dem Laster und Bagger anrückten. Zuerst wurden vier mächtige Betonklötze als Fundament in die Erde eingelassen, auf denen dann die vier Beine des Freileitungsmastes aus Stahl verankert wurden. Darauf schraubten die Arbeiter immer weitere bereits zusammengeschraubte Stahlmodule, sodass der Mast bei jedem weiteren Modul immer höher wurde, bis er seine endgültige Größe erreicht hatte. Zum Schluss kletterten einige Arbeiter ganz nach oben, um die freischwebenden Hochspannungsleitungen mit dem Mast zu verbinden.

Es war Hochsommer und es war bullenheiß, als Mutter zu mir sagte:
"Fülle diesen Eimer mit so viel Wasser aus dem Brunnen wie Du tragen kannst und bringe ihn den Bauarbeitern, die haben bestimmt großen Durst bei der Hitze".
Das machte ich und das kalte Wasser wurde von den Männern dankbar angenommen, sodass ich die Prozedur noch ein paarmal wiederholte.

Irgendwann ging ich dann wieder zurück ins Haus, als ich hörte, dass jemand an unsere Haustür klopfte. Mutter öffnete diese und da draußen stand einer der Bauarbeiter mit einem völlig durchgeschwitzten und dreckigen Unterhemd.
"Kann ich noch ein Glas Wasser bekommen", fragte er Mutter, während er sie dabei komisch ansah. An seinem Gesichtsausdruck bemerkte ich sofort, dass das nur ein Vorwand war, um ins Haus zu kommen. Mutter bemerkte es auch, doch sie zögerte einen Moment. Diesen Moment nutzte ich, um mich zwischen Mutter und dem Mann breitbeinig hin zu stellen, um ihn so den Weg ins Haus zu versperren. Dabei stemmte ich beide Hände in meine Hüften und sah den Mann mit einem durchdringenden Blick an, der ihn unmissverständlich klar machen sollte:
"Ich weiß genau, dass Du kein Glas Wasser willst. Du willst in unser Haus. Aber das lasse ich nicht zu, denn dazu musst Du erst einmal an mir vorbeikommen".
Der Mann schaute nur ungläubig zu mir runter, er konnte nicht glauben was er da sah, denn er hätte mich mühelos mit einer einzigen Handbewegung zur Seite schieben können.

Während ich den Schurken mit meinem drohenden Nur-über-meine-Leiche-Blick in Schach hielt, hatte Mutter schnell ein Glas Wasser geholt und reichte es ihm. Er nahm das Glas, kippte das Wasser in einem Zuge herunter, als wenn er uns damit zeigen wollte welch Winzlinge Mutter und ganz besonders ich doch für ihn darstellten. Dann senkte er seinen Blick nochmals ganz bewusst zu mir runter und betrachtete meine lächerliche Drohgebärde sprachlos mit einem Grinsen. Schließlich blickte er wieder nach oben zu Mutter, betrachtete sie einen kurzen Moment lang und gab ihr wortlos das leere Glas zurück. Ich verfolgte jede kleinste Bewegung dieser Situation. Nach einer gefühlten Ewigkeit des wortlosen gegenseitigen Betrachtens der beiden, drehte sich der Mann um und ging wieder zu seinen Männern.

Schnell verschloss Mutter die Haustür hinter ihm. Puh, die Gefahr war vorüber. Diese bedrohliche Situation hatten wir beide zusammen gemeistert.
Dann sah sie mich mit ihrem so vertrauten Blick liebevoll an und nahm dabei meine Hand in ihre. Und mit dieser Geste ging sie stolz mit ihrem mutigen Beschützer und "kleinen Held" zurück in die Küche.
Da war er wieder. Einer dieser unvergesslichen Momente zwischen uns beiden.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 4: Mutter und Sohn | Start Kapitel ▲

Die andere Seite meiner Mutter

Oder: Die andere Seite der Medaille
nächster Abschnitt ▼

Doch so sehr meine Mutter mir auch ihre pure und überschäumende Liebe gab, so konnte diese Liebe aber auch im nächsten Moment abrupt enden und ins Gegenteil rutschen, denn da war auch noch diese andere Seite in ihr. Diese andere Seite bestand ebenfalls aus überschäumenden Emotionen, aber diese hießen Zerrissenheit, Zerstreuung, Verwirrung, Abwesenheit, Unehrlichkeit und Manipulation. Es war so, als wenn sich urplötzlich ein dunkler Schleier über sie legte und sie abrupt vergessen ließ, was sie gerade eben noch zu mir sagte oder tat oder wie ihre Gefühle zu mir waren. Es war wie eine aus dem Nichts kommende emotionale 180 Grad Kehrtwendung.
Dieses Verhalten sollte sich bei ihr in den kommenden Jahrzehnten immer und immer wieder auf die gleiche Weise abspielen.

So festigte sich in mir der Glauben, dass ich mir nie mehr sicher sein konnte wie lange ihr liebevolles und gefühlvolles Verhalten anhalten würde und wann alles plötzlich ins Gegenteil kippt und ich nur noch Luft für sie bin.
Als Kind war diese Wechselwirkung ihrer Emotionen äußerst verwirrend und beängstigend und sie warfen in mir immer öfter die Frage auf:
"Ist ihre Liebe zu mir überhaupt echt oder spielt sie mir diese nur vor?"

Dieses mütterliche Verhalten von einerseits tiefer Nähe, Verbundenheit und Verschmelzung zur plötzlichen Wandlung in Distanz, Abwesenheit und Ignoranz, hat in mir ein starkes Misstrauen und Vorsichtsverhalten zur weiblichen Gefühlswelt entstehen lassen und meine Art der Kommunikation zu anderen Personen für die nächsten Jahrzehnte stark geprägt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 4: Mutter und Sohn | Start Kapitel ▲

» Die Botschaft meiner Mutter an mich

Die wichtigste Botschaft und Lehre, die meine Mutter mir für mein gesamtes Leben mitgab.
nächster Abschnitt ▼

Erst viele Jahre später, als meine Mutter schon 20 Jahre verstorben war, wurde mir der wahre Grund ihres Verhaltens zu mir offenbart. Es war kein Zufall, dass sie mir über so viele Jahre hinweg ständig die ganze Bandbreite extremer weiblicher Emotionsschwankungen vorlebte. Nein, das war ihre (unbewusste) Absicht. Und plötzlich erkannte ich den Sinn ihres Verhaltens: Es war eine Schulung. Sie wollte mir mit ihren extremen Gefühlsausbrüchen etwas ganz Wichtiges lehren:

» Die Botschaft meiner Mutter an mich lautete:

"Jede Frau hat ein Herz voller Liebe. Jede Frau ist im Herzen pur, ganz egal wie sie sich Dir im Außen auch immer zeigt. Du brauchst nur genau hinzuschauen und Du wirst es erkennen. Du wirst es fühlen. Und wenn Du keine Angst mehr vor dem möglichen Schmerz einer Zurückweisung, Ablehnung oder Verletzung durch eine Frau hast sondern Deinen Schutz ablegst und Dich einfach so zeigst wie Du bist, dann wird Deine Liebe wieder fließen und Du wirst die Purheit, die Wahrhaftigkeit und die Liebe im Herzen jeder Frau erkennen, der Du begegnest. Und dann wirst Du Dich wieder an das Gefühl von purer Liebe und Verschmelzung erinnern, so wie Du es als Kind so oft fühltest."

Oder auf den Punkt gebracht: "Wenn Du Deine Liebe lebst, also wenn Du Dich selbst lebst, dann bist Du frei von allen weltlichen Fesseln".

Mit "Wenn Du Deine Liebe lebst" war aber auch mein gesamtes Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln in Bezug auf mich und auf alle anderen gemeint. Das war quasi eine "General-Anweisung" oder Botschaft oder Empfehlung, in jeder Situation, bei jeder Begegnung, bei allem was ich denke tue und mache, "meine Liebe zu leben."

Das war wohl die wichtigste Botschaft und Lehre, die meine Mutter mir für mein gesamtes Leben mitgab.

 

» Doch ich entdeckte einen noch viel weitreichenderen Sinn in Mutters Botschaft und zwar:

"Die enorme weibliche Herzensqualität in jeder Frau, sowie ihre Fähigkeit bedingungslos zu lieben, zu verzeihen und zu vergeben, hat die Kraft jeden Streit, jeden Hass, jede Gewalt und jede Zerstörung zu heilen."

Den wirklichen Sinn ihrer Botschaft an mich und die tatsächliche Auswirkung auf meine zukünftige Sichtweise und Einstellung zur gesamten weiblichen Welt, habe ich natürlich erst viele Jahre später Stück für Stück entdeckt.

Schon mal Vorblättern zu:
Die Aufarbeitung

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 4: Mutter und Sohn | Start Kapitel ▲

Die Aufgabe meiner Mutter

Oder: Die beiden Seiten von Liebe
nächster Abschnitt ▼

Meine Mutter hatte sich vorgenommen, neben vielen anderen Dingen, mir zu zeigen, also mir Live vorzuleben, was pure echte Mutterliebe, was Wahrhaftigkeit, was Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen, was wahre Herzensbegegnung wirklich bedeutet. Wie es sich anfühlt, pure Liebe zu erfahren und was diese Liebe im innen und außen alles bewirken und verändern kann.

Und sie hatte sich ebenfalls vorgenommen mir auch das genaue Gegenteil all dieser Eigenschaften zu zeigen, also das Gegenteil von Liebe, das Gegenteil von Wahrhaftigkeit, von Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen. Und sie tat es wieder und wieder und wieder über viele Jahrzehnte lang. So spürte ich immer wieder wie es sich anfühlt, wenn Bedenken, Zweifel, Unglaube, Skepsis und Misstrauen ständig an dieser Liebe, Wahrhaftigkeit, Offenheit und Ehrlichkeit zerren und reißen. Wenn das Herz, mein Herz, durch ständige Wechselbäder der Gefühle zwischen Liebe und Zweifel hin und her schwankt, bis es sich schließlich in die Abgrenzung, in die Verschließung, in den Rückzug und in den Schutz flüchtet, um nicht zu zerbrechen.

Die beiden Seiten von Liebe

Erst viele Jahrzehnte später, nachdem ich meinen Groll und Zorn gegen sie endgültig niedegelegt hatte, erst dann begriff ich, dass neben vielen anderen Dingen die Hauptaufgabe meiner Mutter darin bestand, mir ganz bewusst die beiden Pole, die beiden Seiten von Liebe vorzuleben. Und das ich später als Erwachsener daran denke mich nicht in meinem Groll und Zorn zu verlieren, wenn ich mich mal wieder von Menschen angegriffen, verletzt oder enttäuscht fühle sondern dass ich mich daran erinnere, dass immer beide extreme Seiten bei Menschen vorhanden sind. Sei es nun bei Gefühlen wie Liebe oder Hass, bei Vertrauen oder Misstrauen sowie auch bei allen anderen Emotionen.


Und wenn ich mich erinnere, dass es immer diese zwei Seiten gibt, dann kann ich auch die Liebe, die innere Schönheit, die Warmherzigkeit und die Herzenskraft bei meinem Gegenüber fühlen. Und das unabhängig davon, wie sich diese Person mir im außen durch ihre aufwühlende Sprache, durch ihre übertriebenen Gesten und Gebärden oder durch ihre lauten hysterischen Emotionen auch immer zeigt. Denn das alles ist nur ihr Schutz, um nicht selbst (mehr) verletzt zu werden.

Meine Mutter hatte mir mit ihrem Verhalten auch folgendes Erbe mitgegeben:
Wenn mir als Erwachsener die Liebe im Außen begegnet, werde ich unweigerlich in einen Konflikt geraten. Denn für mich war das Gefühl von Liebe nicht frei sondern untrennbar verknüpft mit all diesen extremen Emotionsausbrüchen, die ich aus meiner Kindheit von meiner Mutter her so genau kannte. Denn Liebe bedeutete für mich immer auch Zweifel, Unbeständigkeit, Stress, Verrat, Misstrauen, Wut und Zorn. Wenn ich mich also auf die Liebe einlassen wollte, musste ich mich zuerst einmal mit meinen Ängsten VOR der Liebe beschäftigen. Und dieses Gefühl war nicht gut, denn sofort stand dieser kleine Junge wieder vor mir, der damals alles ohnmächtig mit ertragen musste.
Verdammt! Ich will das alles nicht noch einmal fühlen!

"Tja Peter, jetzt musst Du Dich entscheiden. Möchtest Du Kandidatin 1, 2 oder 3 kennenlernen?"
Ich will eine 100% sichere und bedingungslose Liebe ohne leiden zu müssen!
"Sorry, aber das gibt es auf Erden (noch) nicht".

Vielleicht war meine Mutter sich bewusst, dass ihre Aufgabe erst dann vollbracht war, wenn ich mich aufgrund ihrer jahrelangen extremen Gefühlsschwankungen und Ausbrüchen irgendwann von ihr zurückzog und letztendlich den Kontakt ganz abbrach. Und vielleicht war ihr auch bewusst, dass sie ihren Jungen dann möglicherweise für immer, aber zumindest für eine lange, lange Zeit verlieren würde.

Umso öfter ich später darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass sie wissen musste welchen Preis sie irgendwann für ihre Aufgabe zahlen würde. Aber ich spürte dabei auch, dass sie es aus absoluter Liebe zu mir tat und in der Gewissheit, dass es unvermeidlich war, denn nur mit diesen Erfahrungen im Gepäck würde ich später das nötige Werkzeug haben, um wiederrum meine eigene Aufgabe angehen zu können.


x

Ja, die Menschen, die uns im Leben den größten Schmerz bereiten sind oftmals die, die uns am nächsten stehen.

Doch zunächst sollte meine Erinnerung an diese wichtige Botschaft meiner Mutter erst einmal für viele Jahre in Vergessenheit fallen, bis ein plötzliches Erlebnis den entscheidenden Impuls bei mir setzte, um mich nochmals ausgiebig mit meiner Gefühlswelt und mit meiner früheren Mutter-Kind Beziehung zu beschäftigen. Doch dazu später mehr.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 4: Mutter und Sohn | Start Kapitel ▲

Pubertät und Pickeln

1965/66
nächster Abschnitt ▼

Als ich zwischen 13 und 14 in die Pubertät kam, hatte ich mit starkem Pickelbefall im Gesicht und auf dem Rücken zu kämpfen. Für die anderen Jungs waren Pickeln etwas ganz Normales, das man eben hatte und die irgendwann auch wieder weggingen. Doch nicht für mich. Oh nein.

Ich fühlte mich mit diesen Eiterpickeln, als wenn ich eine ansteckende Infektionskrankheit hätte, so wie Lepra oder Pocken, und andere bei diesem Anblick erschrocken und angewidert zurückwichen. Ich dachte ich wirkte damit total abstoßend und ekelerregend auf andere. Es war ein extrem übermächtiges Gefühl von Aussätzigkeit und Ausgrenzung. Natürlich entsprach meine Wahrnehmung nicht im Geringsten der Realität, aber ganz genau so fühlte ich mich damals und es war unmöglich, mich diesen Gefühlen zu entziehen. Und diese Gefühle sollten mich noch eine lange Zeit begleiten.


x

Erst viele Jahre später erfuhr ich dann zufällig, dass mein Vater, aber insbesondere zwei seiner Brüder, ähnliche Hautprobleme in ihrer Jugend hatten und dadurch wie ich mit heftigen Gefühlen von Ablehnung und Ausgrenzung zu kämpfen hatten.

Diese Info machte mich nachdenklich. Schon eigenartig, aber das war bestimmt nur ein Zufall. Doch was, wenn es keiner war? Habe ich das vielleicht geerbt? Kann man das überhaupt vererbt bekommen? Quatsch, das hat man als Junge eben in der Pubertät. So einfach ist das.

Und dann war meine Pubertät vorbei, aber die Pickeln waren immer noch da.
DAS GIBT ES DOCH NICHT !! ICH WILL DIESEN DRECK ENDLICH LOSWERDEN !!

Fortan ließ mich dieser Vererbungsgedanke nicht mehr los. Darüber musste ich mir unbedingt Klarheit verschaffen. Doch bis ich wirklich dazu kam, sollten noch viele Jahre vergehen.


x

Der gärende "imaginäre Haufen:
"50 Jahre später wurde mir klar, dass meine damaligen Eiterpickeln, insbesondere die auf meinem Rücken, neben der normalen pubertären Phase, noch einen viel gewichtigeren Charakter darstellten. Sie standen nämlich auch symbolisch für das Aufbrechen und Aufplatzen uralter unter großem Druck stehenden Vereiterungen, Verletzungen und Wunden in meiner Familien- und Ahnenreihe.

Erklärung:
Über Generationen hinweg erlebte meine Familie gewaltsame Unterdrückung, Erniedrigung, Auspeitschung und Versklavung, doch ohne die geringste Chance, sich dagegen wehren zu können. Dieses schreiende Unrecht wurde nie bekannt, denn die Wahrheit wurde damals mit allen Mitteln unterdrückt, totgeschwiegen und totgeschlagen. Doch in den Herzen der Betroffenen und Angehörigen hinterließ es unbändige Wut, Hass und Rache auf die Verursacher und Unterdrücker. Diese angestaute ohnmächtige Wut bekam nie eine Möglichkeit des Gesehenwerdens, nie eine Stimme des Herausschreiens, nie eine Bühne der Gerechtigkeit, sie wurden einfach beim Tod der Betroffenen mit ihnen in der Erde verscharrt. Doch Gefühle und Gedanken kann man nicht töten, nicht erschießen und nicht verbrennen, sie existieren weiter und warten auf Erlösung und Heilung, egal wie lange es auch immer dauern mag.

Diese schwere Last aus Unterdrückung und Verheimlichung hat sich in meiner Familie über viele Generationen hinweg zu einem riesigen, gärenden und stinkenden "imaginären Haufen" immer höher und höher aufgetürmt.

Die Eiterpickeln auf meinem Rücken, beginnend als 13 oder 14jähriger, lösten bei mir mit voller Wucht genau solche übermächtigen Gefühle aus, wenn ich mich beim Sportunterricht wieder mal mit freiem Oberkörper zeigen musste. Doch diese tiefen Gefühle von Unterdrückung und Erniedrigung konnten unmöglich zu mir als Teenager gehören, weil ich solche Situationen noch nie erlebt hatte. Trotzdem war es mir unmöglich, diese starken Gefühle der Erniedrigung zu verdrängen.

Wie gesagt erst 50 Jahre später erkannte ich, dass meine Eiterpickeln auch sinnbildlich für die über Generationen hinweg angestauten Vereiterungen und Vergiftungen in meiner Familie standen und das sich nun im Laufe der Zeit alles das zu einem riesigen "imaginären Haufen" aufgestaut hatte. Und es war wichtig, dass ich das Gefühl eines Hautmakels so stark empfand, ansonsten hätte ich das als Jugendlicher kaum beachtet, so wie es die meisten anderen gleichaltrigen Jungs taten.

Damals war bei mir die Zeit gekommen, dass dieser über Generationen hinweg aufgestaute "imaginäre Haufen" dem langen Druck nicht mehr stand hielt und zum Aufplatzen - auf meinem Rücken - kam. Dieses Aufplatzen und was wirklich dahinter stand wollte endlich optisch gesehen werden und ins Licht treten. Erst dann konnten die Wunden langsam verheilen.

Denn alles was man sieht, alles was man anspricht, alles das kann sich nicht länger im Verborgenen verstecken und dort weiter gären und anschwellen. Seine verborgene Macht ist damit gebrochen. Ansprechen und gesehen werden, das ist der Weg zur Lösung und zur Heilung.

Wie gesagt hatte ich damals von diesem tieferen Sinn natürlich überhaupt keine Ahnung. Doch dazu später mehr.

Schon mal Vorblättern zu:
Der Reinigungsprozess des "imaginären Haufens"

 

Wichtige Ereignisse von 1967 bis 1998 sind in den folgenden Abschnitten aufgeführt:


---- Ende Kapitel 4 ----

Start Kapitel 4: Mutter und Sohn ▲

 

"Du suchst nach Antworten?
Du suchst nach Lösungen?
Du suchst nach Hilfe?
Und das im Außen?"


Im Außen wirst Du selten eine befriedigende Antwort auf Deine Frage erhalten, auch wenn sie Dir jemand auf den Kopf zusagt. Du musst sie in Deinem Inneren hören. In Deinem Herzen.

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 5: Sylvie

Der erste Kontakt

1971
nächster Abschnitt ▼

Zurück ins Jahr 1971.
In diesem Sommer, ich war 19 Jahre, lernte ich Sylvie kennen. Sie war gerade noch 17 und ein unscheinbares, schüchternes, kleines, blondes Mädchen. Doch sie hatte dieses innere Leuchten aus vollkommener Reinheit und Bescheidenheit, bei dem jegliche Äußerlichkeit in den Hintergrund tritt. Ich erkannte das sofort. Und hinter ihrer großen tropfenförmigen Brille, strahlten mich zwei liebevolle braune Augen sanftmütig an. Es war dieser Blick mit dem sie mich ansah und der signalisierte: "Diesen Jungen hinter seiner Schutzmauer, den würde ich gerne kennenlernen."
Wenn ich jetzt meine Augen schließe, sehe ich ihren Blick genau vor mir.

Tief in mir drinnen sehnte ich mich mit ganzem Herzen nach genau so einem Mädchen, das sich nicht von meiner Schutzmauer aus Distanz, schlechter Laune und Zorn blenden ließ sondern sich die Mühe machte, einmal genauer hinzuschauen, einmal genauer hinzufühlen, was sich hinter dieser Mauer verbarg.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Pickeln: Gefühle wie ein Aussätziger

1965/66
nächster Abschnitt ▼

Trotz meiner rebellischen Art war ich eher verschlossen, sodass es mir schwer fiel ein Mädchen einfach mal so anzusprechen und "Hey oder Hallo" zu sagen. Das lag hauptsächlich daran, dass ich mit Beginn der Pubertät, so zwischen 13 und 14, mit starkem Pickelbefall im Gesicht und auf dem Rücken zu kämpfen hatte. Für die anderen Jungs waren Pickeln etwas ganz Normales, das man eben hatte und die irgendwann auch wieder weggingen. Doch nicht für mich. Oh nein.

Rückblick:
Pubertät und Pickeln

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Ich hätte Dir so gerne gesagt...

nächster Abschnitt ▼

Aufgrund meines "Hautproblems" viel es mir als Jungendlicher schwer Mädels einfach mal so anzusprechen. Und so kamen sie meistens auf mich zu. Bestimmt war es für sie nicht einfach einen Jungen anzusprechen, der grimmig schaute und offensichtlich kaum Interesse an ihnen hatte. Was natürlich überhaupt nicht der Fall war, ganz im Gegenteil.

Doch wenn es mir bei einer solchen Begegnung gelang meinen Schutz und meine Schüchternheit einmal kurz beiseite zu schieben, dann prasselten plötzlich so starke Gefühle von diesem Mädchen auf mich ein, so dass ich ihr meine Empfindungen am liebsten sofort gesagt hätte:

Ja, das alles fühlte ich in diesen Sekunden damals bei vielen Mädchen und das hätte ich ihnen so gerne gesagt. Doch ich tat es nicht. Ich konnte es einfach nicht. Ich konnte überhaupt nichts sagen. Ich stand nur wie erstarrt da, sah sie an und es kam einfach kein Ton aus meinem Mund heraus. Und in jeder weiteren Sekunde die verging, versiegte langsam das Interesse des Mädchens an diesem stillen Jungen. Es versiegte wie feiner Sand, der einem unaufhaltsam durch die Finger rinnt.
"Nein, nein Peter, nun sag doch endlich etwas! Irgendetwas, sonst dreht sie sich um und ist weg", dachte ich panisch.
Und dann... ja dann war diese Gelegenheit auch schon für immer verpasst.
"Das hast Du ja mal wieder gründlich vermasselt. Oh Mann, was bist Du doch für ein Idiot!"

Aber ich werde es nachholen, irgendwann, wenn ich dazu in der Lage bin, das verspreche ich mir jetzt selbst. Dieses Mädchen muss doch wissen wie bezaubernd sie ist. Und falls ich es aus irgendeinem Grund nicht schaffe es ihr zu sagen, muss sie es unbedingt von einem anderen Jungen hören, der das ebenfalls bei ihr sieht, der aber keine Probleme hat es auszusprechen.
Sie muss es wissen.
Sie muss es doch unbedingt wissen.

Tatsächlich ergab sich die Möglichkeit mein Versprechen einzulösen, allerdings erst 50 Jahre später und das auch nur bei einem Mädchen von damals, als wir uns zufällig wiedersahen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mein sehr feinfühlig formuliertes "Geständnis" auch richtig deutete, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Wichtig war nur, dass ich das alles, was ich bei anderen sah und fühlte, behutsam und sensibel ansprach, natürlich nur wenn es auch wirklich passte. Und, dass ich es ohne jegliche Erwartung tat.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Und dann sah ich sie

1971
nächster Abschnitt ▼

Und dann stand im Sommer 1971 plötzlich Sylvie vor mir, ein Mädchen, das irgendwie anders als die anderen war. Sie hatte echtes Interesse an mir, ich sah es an ihrem Blick und ich fühlte es an ihrer Art zu reden. Sie nahm sich Zeit, sie hörte zu, sie hatte Geduld. Kann das wirklich sein, fragte ich mich?

x
1973: Sylvie und Peter

Mein guter Freund Frank Schulze brachte mich 1971 mit Sylvie zusammen. Denn wie der Zufall so spielte war Frank, ohne mein damaliges Wissen, bereits mit Sylvie's bester Freundin Angelika zusammen.

Frank und ich kannten uns fast die ganze Schulzeit über, denn wir waren ab der dritten Klasse bis zum Ende der Schulzeit 1970 in der gleichen Schulklasse. Auch später, als wir in die Lehre gingen trafen wir uns öfter. Frank hatte schon früh sein eigenes Auto, ein alter Ford Taunus 12 M mit 40 PS, mit dem wir so manche Ausflüge unternahmen. Und abends trafen wir uns oft in irgendeiner Hamburger Disco beim Bier. Doch irgendwann sah ich Frank an unseren üblichen Treffpunkten nicht mehr und das ging bereits seit einigen Wochen so. Bis ich ihn plötzlich abends in unserer Stamm-Disco freudestrahlend mit einem Mädchen im Arm auf mich zukommen sah. Schlagartig wurde mir klar, warum ich ihn so selten sah: Natürlich, er hatte ein Mädchen kennengelernt.

Sie hieß Angelika und war ein großes hübsches Mädchen. Man sah es den beiden sofort an, dass sie zusammen waren. Nachdem wir uns begrüßt hatten bemerkte ich, dass sich hinter den beiden ja noch ein weiteres Mädchen verbarg, das Frank jetzt nach vorne holte, um sie mir vorzustellen. Sie war ein kleines blondes 17jähriges Mädchen mit einem warmherzigen Blick, das sich schüchtern in ihrem großen beigen Trenchcoat versteckte. Ihr Name war Sylvie.

Jetzt erfuhr ich, dass Sylvie und Angelika beste Freundinnen seien und sich ebenfalls schon seit Beginn der Schulzeit kannten, also genau so lange wie bei Frank und mir. Wenn ich Sylvie also heute in der Disco nicht kennengelernt hätte, dann wäre das sicher bei einem meiner nächsten Treffen mit Frank und Angelika passiert. Ich wäre ihr also auf jeden Fall irgendwann begegnet.

Später erzählte mir Sylvie, dass es ihr damals gar nicht Recht war, mit den beiden Verliebten in die Disco zu gehen. Sie meinte:
"Es war aber Franks ausdrücklicher Wunsch, weil er mich unbedingt mit Dir bekannt machen wollte. Er sagte wortwörtlich: Du musst unbedingt meinen Freund Peter kennenlernen".
Gut gemacht Frank.


x

Aus diesem "schicksalhaften" Zusammentreffen von uns Vierern, wurde eine tiefe und jahrelange Freundschaft, denn als Sylvie und ich uns 1977 ein Haus im Alten Land kauften, machten es Frank und Angelika ebenso, sodass wir wieder nahe beieinander lebten. Erst als wir unser Haus Mitte der 1980er Jahre verkauften und woanders hinzogen, haben wir die beiden aus den Augen verloren.

2013 starb mein lieber Freund Frank mit nur 61 Jahren. Ich erfuhr es erst 2019 durch eine Schulfreundin, aufgrund eines bevorstehenden Klassentreffens.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Die Verteidigung des Vaterlandes

1972
nächster Abschnitt ▼

1972 wurde mir die große Ehre zu Teil, mich für den "Dienst an der Waffe" und für die Verteidigung des geliebten deutschen Vaterlandes gegen unsere Feinde aufstellen zu lassen. Endlich konnte ich meine ganze Männlichkeit in Form einer Untersuchung meiner körperlichen und geistigen Tauglichkeit unter Beweis stellen. Auch Musterung durch den Musterungsarzt genannt.

x
1974: Kopf hoch Junge, das wird schon wieder

Nach Ende der Untersuchungsprozedur wurde ich in einen großen Saal geführt, wo ich mich nur mit meiner Unterhose bekleidet vor einer langen Reihe von Tischen aufzustellen hatte, hinter denen Männer in weißen Kitteln und ehrfurchtseinflößenden Uniformen saßen, die mir das Resultat ihrer fachmännischen Untersuchung mitteilten. Ihre versteinerte Mimik ließ nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass diese Herren die staatliche Obrigkeit repräsentierten und vor ihnen nur ein junger langhaariger Niemand stand, dem auch noch jegliche Ehrerbietung für diesen historischen Moment in seinem Leben fehlte. Die aufgesetzte Gestik und geschwollene Wortwahl dieser Herren, war eine Mischung aus abgedroschenen Phrasen und unerträglicher Arroganz und Überheblichkeit. Obwohl ich mit meinen 20 Jahren so eine Situation noch niemals erlebt hatte, kam sie mir doch unglaublich vertraut und bedrohlich vor. Ich musste mir ein paar Mal ins Gedächtnis rufen, dass ich mich im Jahr 1972 befand und nicht etwa im Jahr 1872.

Besonders der in der Mitte sitzende Generalfeldmarschall in seinem lächerlichen Karnevalskostüm, sah mich mit einem stahlharten durchdringenden Blick genau an. Ich hörte förmlich wie er mir im militärischen Zack-Zack Befehl zurief: "Du solltest mal mein Sohn sein Bürschchen, dann würde ich Dir schon zeigen was deutsche Zucht und Ordnung ist."
Ebenso durchdringlich hielt ich seinem knochenharten Blick stand und antwortete ihm in Gedanken: "Glaub' mir Betonfrisur, das würdest Du auf der Stelle bereuen."

Dummerweise hatte ich morgens vor aufgeregter Vorfreude auf diesen besonderen Tag zu viel Kaffee und Fitnessprodukte zu mir genommen, sodass mein Blutdruck bei der Untersuchung durch die Decke ging. Zudem hatte ich noch immer mit starkem Aknebefall auf dem Rücken zu kämpfen. Das waren vielleicht die Gründe, weshalb mir die ernst dreinschauenden Herren mit großem Bedauern mitteilten, dass sie mich bis auf weiteres zurückstellen müssten. In einem Jahr würde ich einen neuen Termin zur Nachmusterung erhalten, damit ich doch noch die Ehre in Anspruch nehmen konnte, mich für die Verteidigung meines Vaterlandes zu bewähren. Meine Enttäuschung und Niedergeschlagenheit über die Zurückstellung kann man sich sicher vorstellen. Fatalerweise erhielt ich keine neue Möglichkeit zur Rehabilitierung meiner Ehre, denn ich bekam nie wieder Post vom Kreiswehrersatzamt. Und so musste ich mit dieser Schande irgendwie weiter leben.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Ein weiterer Riss in meiner Schutzmauer

1971
nächster Abschnitt ▼

Nachdem ich Sylvie 1971 kennenlernte, trafen wir uns immer öfter und bei jeder neuen Begegnung mit ihr, bekam meine dicke Schutzmauer immer mehr Risse und fing langsam an zu bröckeln, denn Sylvie verstand es auf ihre ganz eigene, liebevolle, gütige und warmherzige Art und mit unendlich viel Geduld, meine Schutzmauer langsam Stück für Stück abzutragen und so behutsam zu mir durchzudringen. Und dabei gab sie mir immer das Gefühl, dass sie mich so annahm, wie ich bin.

Ich erinnere mich noch genau an diese Zeit. Direkt unter der Erdgeschoss-Wohnung meiner Eltern befand sich der dazugehörige Kellerraum. Einen Teil davon trennte ich ab und baute ihn in einen winzigen Partykeller um. Dort trafen wir uns so oft es ging. Doch spätestens um 22 Uhr musste Sylvie wieder zu Hause sein. Damals hatten wir nur einen Wunsch: Einfach liegen bleiben und morgens zusammen aufwachen.
Und so verabredeten wir, dass ich gleich am nächsten Morgen in ihren Bus einsteigen würde, der auf dem Weg in die City gegen 7 Uhr bei mir vorbeifuhr, so würden wir uns schon morgen früh wiedersehen. Das ich auf dem Weg zu meiner Lehre einen ganz anderen Bus zu einem späteren Zeitpunkt nehmen musste, war mir völlig egal. Hauptsache wir waren zusammen.

Trotz Sylvie's Bemühungen mir das Gefühl von Vertrauen in ihre Person zu vermitteln, steckten die Erfahrungen mit meiner Mutter und ihren extremen Wechselbädern der Gefühle immer noch wie ein Dorn in meinem Fleisch. Das Verhalten meiner Mutter hatte nachhaltende Folgen für meine Sichtweise zur weiblichen Welt hinterlassen. Ich suchte intuitiv nach einem Mädchen, das warmherzig, mitfühlend und liebevoll ist, aber ohne die emotionale Zerrissenheit und Sprunghaftigkeit meiner Mutter.
Sylvie hatte all diese Eigenschaften nach der ich suchte: Sie manipulierte mich nicht, sie verurteilte mich nicht, trotz meiner damaligen Unangepasstheit und rebellischen Art und sie gab mir Zuneigung und Liebe ohne Bedingungen.
Durch Sylvie's Verhalten konnte ich ganz langsam wieder Nähe zu einer weiblichen Person zulassen ohne ständig in der Gefahr zu schweben in der nächsten Sekunde verletzt oder manipuliert zu werden. Sie kam genau im richtigen Moment wie ein Engel aus dem Nichts, als ich verzweifelt und orientierungslos war.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Meine (Auto) Mobilität

1970
nächster Abschnitt ▼

Auf einem frühen Foto sieht man mich als kleinen Knirps auf einem Kinderroller fahren, der sehr groß neben mir wirkt. Neben mir steht der Weihnachtsmann in seiner vollen Weihnachtsmann-Montur und mein Onkel Willi mit Hut und schwarzem Wintermantel. Beide Männer schauen mir freudig bei meinen ersten Fahrversuchen zu. Also Kinder aufgepasst: Das Foto beweist also ganz deutlich, dass der Weihnachtmann mir genau in diesem Moment einen Roller zu Weihnachten mitgebracht hatte. Mein Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass dieses Geschenk voll ins Schwarze getroffen hatte.

Auch an mein erstes Fahrrad kann ich mich noch gut erinnern, denn es war viel zu groß für mein Alter, sodass ich mit den Füßen kaum an die Pedalen ran kam, obwohl sich der Sattel schon in der niedlichsten Position befand. Doch mein Vater hatte eine wirklich clevere Lösung, indem er an jeder Pedale zwei Holzklötze schraubte, sodass ich auf dem eigentlich viel zu großem Fahrrad jetzt gut sitzen und an die Pedalen rankommen konnte. Als ich größer wurde hat Vater die Holzklötze einfach wieder abgeschraubt. Mit diesem kleinen Trick konnte ich einige Jahre lang dasselbe Fahrrad benutzen.

Überhaupt war das Fahrrad eine ganz neue Erfahrung für mich, denn jetzt konnte ich viel weiter entfernte Gegenden erkunden, was mir vorher zu Fuß gar nicht möglich war. Dadurch eröffnete sich für mich die Möglichkeit, einen großen Radius auf eigene Faust zu erkunden. Das war für mich Abenteuer pur.

Sowie ich 18 war machte ich den Motorrad- und Autoführerschein. Beides zusammen hat 1970 unter 300 Euro gekostet und Pflichtstunden gab es damals überhaupt nicht. Ich glaube ich hatte gerade einmal zwei Fahrstunden auf dem Motorrad und zwei im Auto. Das war damals also keine große Sache.

Zuerst hatte ich ein rotes Moped namens Kreidler Florett RS. Der Zweitaktmotor brauchte eine Benzin-Ölmischung im Verhältnis 1:25, damals hatte jede Tankstelle eine entsprechende Zapfsäule. Das Teil war Klasse, aber bei 80 Sachen ging ihm die Puste aus. Deshalb wollte ich was Schnelleres und so bekam ich wenig später ein richtiges Motorrad von Honda. Junge Junge, was war das für eine Rakete. Rückblickend gesehen war ich eigentlich noch zu unreif für so einen Feuerstuhl und so landete ich auch schon mal im Straßengraben. Ich musste erst einmal lernen, dieses Monster - und auch meine innere Rebellion - zu zähmen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Nicht ohne meinen Schutzengel

1971
nächster Abschnitt ▼

Den letzten gemeinsamen Urlaub mit meinen Eltern verbrachte ich mit ihnen im Sommer 1971 in Dänemark in einem Ferienhaus an der Ostsee. Statt mit ihnen im Auto mitzufahren fuhr ich natürlich auf meinem Motorrad dorthin. Ich wollte im Urlaub mobil sein und nicht ständig mit meinen Eltern zusammenhocken. Das wäre für mich ja kein Urlaub sondern Strafe gewesen.

Schnell kam ich in einer Strand-Cafeteria mit einer Gruppe von deutschen Jugendlichen in Kontakt, die ihre lahmen Mopeds vor dem Lokal in einer langen Reihe nebeneinander geparkt hatten. Als ich mein fettes Motorrad neben ihren lahmen Enten stellte, katapultierte mich das augenblicklich in den Stand ihrer kollektiven Bewunderung. Dass mein heißer Ofen voll von Papa finanziert wurde, musste ich ja nicht unbedingt jedem auf die Nase binden.

Natürlich wollten die Jungs wissen, was mein Feuerstuhl denn so drauf hatte. Und so zeigte ich meinen Bewunderern gern, wie denn so ein richtiger Kavalierstart mit durchdrehendem Hinterreifen aussieht. Allerdings übersah ich dabei, dass die Straße vor mir streckenweise mit Sand vom naheliegenden Strand bedeckt war und ein Kavalierstart keine so gute Idee wäre. Doch für solche Nebensächlichkeiten hatte ich jetzt überhaupt keine Zeit. Jetzt musste ich den anderen erst einmal zeigen wo der Hammer hängt. Oh, oh, Sie können sich schon denken, was dann passierte.

Ich schoss also wie eine Rakete davon, während der mächtige Vorwärtsschub mich in den Sattel presste. Im Nu erreichte ich 100 Sachen und ebenso schnell den sandigen Straßenbereich. Abrupt verlor der Hinterreifen den Kontakt zur Straße und drehte voll durch, während der Motor aufheulte und das ganze Motorrad orientierungslos hin und her geschleudert wurde. Dabei wurden mir meine Hände einfach vom Lenkrad weggerissen, sodass ich mich freihändig sitzend auf dieser Feuerschaukel befand. Es fühlte sich an wie das Bullenreiten auf dem Jahrmarkt und ich wartete nur noch darauf, dass mich dieses brüllende Monster jeden Moment abwirft.

Und in diesem freihändigen Ritt geschah plötzlich folgendes: Ich spürte wie sich 2 Hände auf meine Schultern legten und meinen Körper gezielt in den Sattel zurück drückten. Dadurch bekam ich für einen Augenblick lang eine gewisse Sitzstabilität und das versetzte mich in die Lage, das Lenkrad mit beiden Händen zu erreichen und festzuhalten. So bekam ich das Motorrad wieder unter meine Kontrolle.
Das alles spielte sich innerhalb von 2 oder 3 Sekunden ab.


x

Ich weiß nicht was damals wirklich passierte. Ich weiß nur eins: Das war keine Einbildung. Noch heute 50 Jahre später spüre ich den Druck dieser beiden Hände auf meinen Schultern.
Danke mein lieber Schutzengel, oder wer immer das auch war, ohne Deine Hilfe wäre das sehr böse für mich ausgegangen.

Nur ein paar Wochen später wurde mir das Motorrad nachts geklaut. Kurz danach wurde ich zur Polizeiwache gebeten, denn sie hatten mein Motorrad wiedergefunden. Freudig ging ich zur Wache, wo mir dann allerdings nur eine blaue Plastiktüte mit Kleinteilen über den Tresen gereicht wurde:
"Das ist alles was wir von Deinem Motorrad gefunden haben", meinte der Beamte freundlich lächelnd. Na toll, das war's dann wohl mit dem Motorradfahren. Ich war echt sauer.


x

Wenn ich heute darüber nachdenke kommt schon Mal der Gedanke: Gab es da womöglich einen Zusammenhang zwischen dem "in den Sattel drücken" und dem kurz danach erfolgtem Diebstahl? War das vielleicht eine Art "himmlische Vorsichtsmaßnahme", um mich so vor Schlimmeren zu schützen? Jedenfalls war Motorradfahren jetzt erstmal vorbei, denn mein Vater lehnte jede weitere Finanzierung in ein solches Gefährt ab (Gut gemacht Vater). So holte ich mir für wenig Geld einen alten Käfer, der im Vergleich zum Motorrad natürlich eine vollkommen lahme Ente war. Was mich allerdings nicht daran hinderte, ihn gleich gegen einen Baum zu fahren. (Oh Mann, was für'n Blödmann). Glücklicherweise konnte ich die verbeulte Stoßstange und Motorhaube gegen gebrauchte Teile vom Schrottplatz schnell austauschen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Mein erster Käfer

1973
nächster Abschnitt ▼

Und so kaufte ich mir 1973 von meinem wenigen Lehrgeld mein erstes Auto, einen alten gebrauchten Käfer in Babyblau, aber mit Schiebedach und Blumenvase. Ok, das Schiebedach klemmte ein wenig, so dass es bei Regen schon mal (heftig) reinregnete, deshalb hatte ich auch immer einen Regenschirm dabei. Der Käfer hatte keine Sicherheitsgurte und war frei von jeglicher Elektronik. Und aufgepasst, das Benzin kostete damals 35 Cent pro Liter. Wenn er dann mal nach einer gefühlten Ewigkeit 100 Sachen erreicht hatte, musste man schon "etwas lauter" sprechen.
Auch die Heizung hatte ihren ganz eigenen Charakter, denn sie heizte im Sommer und im Winter waren die Scheiben INNEN vereist, so dass man mit offenen Fenstern fahren musste, um die Scheiben innen abzutauen. Heute undenkbar. Damals dachten wir uns nichts dabei sondern fanden es noch witzig, besonders wenn wir mal wieder mit mehreren Leuten eingezwängt aber unbekümmert unterwegs waren.

x
1973: Mein 1. Käfer

Der Käfer hatte wirklich nichts von Komfort oder Bequemlichkeit, aber er hatte etwas von Abenteuer und Freiheit. Außerdem konnte ich vieles selber reparieren oder Ersatzteile vom Schrottplatz holen, weil die leicht auszutauschen waren. Sylvie und ich waren fast jedes Wochenende damit unterwegs. Im Sommer spontan mal zum Baden an die Ostsee fahren oder einfach mal Freunde besuchen. Oder nur so zum Spaß über die Grenze nach Dänemark, um einen dänischen Hot Dog oder ein Fischbrötchen zu essen.

Mein babyblauer Käfer brachte uns ohne zu murren so einige Male bis in den hohen Norden sowie auch runter in den tiefen Süden. Er öffnete für uns die Tür zur "großen weiten Welt" da draußen. Er wurde ein treuer Freund, der auch mal einen ordentlichen Knuff einstecken konnte. Und man konnte sich immer auf ihn verlassen. Naja, fast immer.

Alle meine nachfolgenden 20 Autos (Stand 2022) waren geräumiger, bequemer, luxuriöser und hübscher als der Käfer und sie hatten jede Menge elektronischen Schnickschnack. Aber keines hatte diese Einfachheit, Ehrlichkeit, Purheit und Einzigartigkeit. Danke mein lieber Käfer, dadurch hast Du mir ganz wichtige Erfahrungen und Erlebnisse geschenkt und bist so zu einem Teil meines Lebens geworden.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Meine Leidenschaft zum Autofahren...

nächster Abschnitt ▼

...habe ich wohl von meinem Vater übernommen, denn soweit ich zurückdenken kann hatten meine Eltern immer schon ein Auto. Ich erinnere mich noch an einen blauen Opel Kapitän mit Weisswandreifen Ende der 1950er. Das war ein totschicker riesiger Wagen und Vater bastelte ständig daran herum. Ich weiß das noch, weil ich dann auf dem Fahrersitz saß und das riesige Lenkrad mit meinen Händen vergeblich versuchte zu drehen. Irgendwann wechselte Vater dann zu Ford und wir hatten einem knallroten Ford Taunus mit Schiebedach, aus dem ich manchmal während der Fahrt den Kopf in den Wind rausstecken durfte. Danach hatten wir dann noch weitere Ford Modelle. Zuletzt hatten meine Eltern einen Ford Consul Coupé, auch wieder in dunkelrot. Das war wirklich ein tolles Auto, mit dem ich ein paarmal fahren durfte.
Ich finde es schade, dass man heute diese optisch wunderschönen Autos wie aus den 50ern und 60ern nicht mehr baut, die hatten alle noch Ecken und Kanten, genau das macht doch eine Persönlichkeit aus. Heute haben alle Autos diesen kopierten und geklonten Einheits-Look, eins sieht wie das andere aus, sterbenslangweilig und ohne Herz und Seele, aber dafür vollgestopft mit allem möglichen Elektronik-Brimborium. Genauso wie Klone eben sind: Herz- und Emotionslose Roboter.
Als ich jedenfalls von Vaters Ford Consul wieder in meinen alten babyblauen Käfer stieg, kam mir der wie eine enge Blechdose vor. Das machte mir aber nichts, denn es war mein eigenes Auto und damit konnte ich einfach losfahren wann immer ich wollte und wohin ich wollte. Und das gab mir plötzlich die Möglichkeit, mein langersehntes Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und Selbständigkeit vielleicht zum ersten Mal so richtig im außen leben zu können. Und das war ein wirklich großartiges und befreiendes Gefühl.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Schluss mit Hotel Mama

1973
nächster Abschnitt ▼

1973 zog Sylvie von Zuhause aus und in ihre eigene Wohnung, das war eine 1-Zimmer Wohnung von 30 m2, die nur ein paar Straßen von ihren Eltern entfernt lag. Sie konnte sich diese Wohnung leisten, denn bei ihrer Aubildung zur Versicherungskauffrau bekam sie ein hohes Ausbildungsgehalt. Ich wohnte noch bei meinen Eltern, da ich mich in der Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker befand und mein Lehrgeld kaum für Klamotten und Benzin fürs Motorrad reichte. Von einer eigenen Wohnung konnte ich damals nur träumen.

Irgendwann fragte mich Sylvie, ob ich nicht bei ihr einziehen möge. Das hätte doch für uns beide nur Vorteile, meinte sie. So hätte ich die Möglichkeit bei meinen Eltern auszuziehen und wir könnten als Paar endlich zusammenleben. Wir waren ja sowieso schon jeden Tag zusammen. Sylvie's Argumente waren schon damals sehr überzeugend. Und so zog ich Ende 1973 bei ihr ein. Jetzt waren wir endlich ganz zusammen.

Für mich bedeutete das so viel mehr als nur das Zusammenleben mit Sylvie in einer gemeinsamen Wohnung. Für mich war es gleichzeitig der Bruch mit meinen Eltern, denn jetzt konnten sie keinen Druck mehr auf mich ausüben. Ihre Macht war endgültig gebrochen. Das war der Anfang für mein neues Leben, denn nun war Sylvie mein Zuhause.

Schon mal Vorblättern zu:
Der Auszug von Zuhause

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Mein neues Zuhause

1973-1984
nächster Abschnitt ▼

Wie gesagt zog ich 1973 mit in Sylvie's Einzimmerwohnung ein. Sylvie war die Richtige, denn zusammen mit ihr war alles so leicht und einfach. Wir gehörten einfach zusammen, weil der eine ohne den anderen nur halb und unvollständig war, genauso wie bei Tom und Jerry oder bei Dick und Doof. Wenn ein Teil fehlt, zerbricht die Magie der Vollkommenheit. Sylvie wurde die große Liebe meines Lebens und sie wurde mein neues Zuhause. Vielleicht klingt das abgedroschen, aber so war es eben. Ich weiss es nicht besser zu beschreiben.

1975 heirateten wir und zogen mit unseren zwei Katzen von Hamburg nach Buxtehude (Altes Land), ca. 45 Autominuten von Hamburg entfernt, in eine 2/2 Halbe Wohnung, die sich ganz oben im vierten Stock unterm Dach ohne Fahrstuhl befand. Daneben war nur noch der riesige Trockenboden, ansonsten wohnten wir hier oben ganz allein. Das war wirklich eine tolle Wohnung, ganz besonders im Sommer, denn dann verwandelte sie sich in eine riesige Sauna.

1977 zogen wir noch weiter aufs Land nach Dollern (nahe Stade), wo wir uns direkt an einem großen Waldteich ein Haus kauften. Dadurch war unser Arbeitsweg nach Hamburg allerdings auf über eine Stunde Autofahrt angestiegen. Anfangs machte uns der lange Arbeitsweg nichts aus, doch mit der Zeit ging uns das doch ziemlich auf die Nerven.

1984, nach weiteren sieben Jahren, kauften wir uns ein Eigenheim in Asendorf (Nordheide), das wesentlich näher an unserer Arbeitsstätte in Hamburg gelegen war.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Die sanfte Seele

1973
nächster Abschnitt ▼

Doch zurück zu Sylvie:
Sie wurde in vielen Dingen mein Vorbild, so wie in Sachen offener Begegnung und herzlicher Kommunikation. Sie zeigte mir, wie man damit wirkliche Nähe und ehrlichen Austausch entstehen lässt. Mit ihrem herzlichen Wesen öffnete sie spielend DIE Türen und die Herzen, die mir bisher immer verschlossen blieben. So wie sie zu kommunizieren hatte ich nie gelernt. Ich wusste nicht, wie man das macht. Doch Sylvie zeigte es mir, indem sie mich einfach annahm und alles offen ansprach.

Ja, sie zeigte mir ihre größte Verletzbarkeit. Das genau dieses Vertauen und das "alles Ansprechen" und offene kommunizieren miteinander, sowie keine Geheimnisse vor dem Partner zu haben, DER Schlüssel für eine tiefe Nähe und Partnerschaft ist, wurde mir erst viele Jahre später bewusst. Und auch, dass ehrliche und offene Kommunikation in allen Bereichen, das wirkliche Tor zur persönlichen Freiheit öffnet.

x
1977: Sylvie und Peter

Und sie zeigte mir eine übergeordnete Sicht- und Denkweise einzunehmen:
"Suche stets auch das Positive im Negativen" oder:
"Sehe Deine täglichen Begegnungen als einen großen Spiegel an. Ganz besonders die Begegnungen, die Dich emotional berühren, denn sie enthalten fast immer eine Botschaft für Dich".

Das alles konnte ich ihr nicht geben. Dafür aber meine Liebe und Annahme, sowie meine Klarheit, Stabilität, Zielstrebigkeit, Entschluss- Willens- und Durchsetzungskraft sowie den Mut zur Risikobereitschaft und Umsetzung eigener Träume und "unmöglicher" Herausforderungen.

Und natürlich habe ich sie beschützt. Beschützt und bewacht vor so vielen Energien von dieser Erde und noch von vielen anderen Welten, die immer in ihrer Nähe waren. Das war meine Aufgabe, denn ich fühle jegliche Art von verborgener Energie sowie kleinste Disharmonien. Und deshalb war ich auch Sylvie's Wächter und Beschützer. Damit gab ich ihr Sicherheit und Vertrauen, sich jederzeit fallen lassen zu können, in der Gewissheit, dass ich immer da bin, um über sie zu wachen, sie zu beschützen und um sie ggf. aufzufangen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Der Klapperstorch hat Hochkonjunktur

1975
nächster Abschnitt ▼

Sodann breitete sich unter unseren Verwandten und Freunden ein Virus mit dem Namen Schwangerschaft aus, denn plötzlich bekamen alle ein, zwei oder auch noch mehrere Kinder hintereinander. Sylvie und ich mochten Kinder und kamen auch gut mit ihnen klar, aber wir wollten Anfang 20 mit eigenen Kindern noch abwarten, weil wir noch so viele eigene Träume und Wünsche hatten.

Als ich noch als Kind zuhause wohnte, wohnten auch immer mal wieder Kinder aus der Verwandtschaft für einige Wochen bei uns, entweder weil deren Eltern krank waren oder weil es in deren Ehe Probleme gab. Ich musste dann zwangsläufig auch auf diese Kinder mit aufpassen, da ich der ältere war. Ich war also immer voll mit integriert. Und wenn meine Eltern in der Zeit in Urlaub fuhren, kamen die Kinder einfach mit.

Doch als sich nun die Fruchtbarkeitsansteckung überall um uns herum rasant ausbreitete und es nur noch um Kinder hier und Kinder da ging, waren wir schon ein bisschen ins Grübeln gekommen, wie das wohl bei uns mit eigenen Kindern aussehen würde. Außerdem wurde uns immer bewusster, dass insbesondere viele unserer "neuen Mütter" sich stark veränderten. Das "Thema Kinder" und Mutter-Sein nahm bei einigen so einen gewaltigen Raum in ihren Leben ein, dass sie als Person und Persönlichkeit immer mehr in den Hintergrund traten. Als wenn sie einen Schalter umgekippt hätten auf dem stand: "Ich bin jetzt für die nächsten 20 Jahre Mutter und meine persönlichen Bedürfnisse haben keinen Platz mehr, denn diesen Platz brauchen jetzt meine Kinder."

Diese gedrückte Pausen-Taste im Bereich Erkunden und Ausleben eigener Interessen, Vorhaben und Wünsche, brachte uns zum Nachdenken: Sehen wir das vielleicht nicht richtig und zu einseitig und überzogen? Ist das vielleicht eine ganz normale Entwicklung? Ist Mutter oder Eltern zu sein nicht auch das Schönste im Leben einer Frau und einer Ehe?

Vielleicht ist aber auch das Eltern-Sein genau das Ziel ihrer Interessen, Vorhaben und Wünsche? Wir konnten uns allerdings damit nicht wirklich anfreunden. Deshalb entschlossen wir mit unserer Nachkommensplanung noch abzuwarten und uns zunächst auf die Verwirklichung unserer eigenen Wünsche zu konzentrieren.

Und so liefen die Jahre und Jahrzehnte wie im Fluge dahin und wir verbrachten wundervolle, unvergessliche 45 Jahre zusammen.

Start Kapitel 5: Sylvie ▲

 



nächster Abschnitt ▼

Wichtige Ereignisse von 1976 bis 1985 sind in den folgenden Abschnitten aufgeführt:

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Sylvie's Lebenskrise

1985
nächster Abschnitt ▼

Dazu ein Auszug aus Sylvie's Abhandlung: Die Illusion erwachsen zu sein:

Sylvie's "persönliche Lawine" und ihr wochenlanger Aufenthalt in einer Suchtklinik hat natürlich mein Leben ebenso mit überrollt, denn unser bisheriges Zusammenleben gab es nicht mehr. Für Sylvie waren das lange und schwere Wochen einer tiefgreifenden Selbstanalyse und Bewusstwerdung, die sich auf alle ihre Lebensbereiche ausdehnte. Dabei stellte sie praktisch alles auf den Prüfstand, auch unser künftiges Zusammenleben. Ihr tiefgreifender Prozess einer kompletten Selbstfindung und Neuorientierung, war letztendlich die Grundvoraussetzung für die kommenden Jahre.

Meine komplette Neuorientierung und "persönliche Lawine" sollte erst viele Jahre später auf mich zurollen. Damals war ich für eine tiefgründige Selbstanalyse überhaupt nicht bereit gewesen. Natürlich kannte ich meine hartnäckigen Probleme nur allzu gut, aber die hatte ich schon vor langer Zeit "für immer und ewig" tief in der Erde vergraben. Dort konnten sie vergammeln und verrotten und damit war die Sache für mich erledigt. Wenn mir einer blöd kam, verpasste ich ihm eine verbale Klatsche. "Ihr könnt mich alle mal!" Soooooo macht man das. Fertig. Erledigt. Heute würde ich mein damaliges Verhalten als klassischen Fall von unaufgearbeiteter und somit fehlgeleiteter Wut bezeichnen.

Start Kapitel 5: Sylvie ▲

 



nächster Abschnitt ▼

Wichtige Ereignisse von 1985 bis 2012 sind in den folgenden Abschnitten aufgeführt:

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Der "Schicksalsschlag"

2013
nächster Abschnitt ▼

"Diese Person hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Langsam erholt sie sich von diesem unbegreiflichen Unglück und kämpft sich nun mit aller Macht wieder zurück ins Leben, um bald wieder zu der Person zu werden, die sie vor diesem schrecklichen Unglück war."

Ein "Schicksalsschlag" ist niemals ein Schlag sondern eine helfende Hand unserer himmlischen Behüter. Es ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir bei uns selbst etwas ganz Wichtiges aus den Augen verloren haben oder etwas in eine Schieflage geraten ist. Es ist ein drastischer Fingerzeig des "Schicksals" darauf, dass wir in unserem Leben etwas stark vernachlässigen, ignorieren oder nicht sehen oder leben wollen, aber für unsere selbst vorgenommene Lebensaufgabe wichtig ist uns jetzt ehrlich und offen anzuschauen. Doch diese (Ein)Sicht finden wir erst unter dem Berg unserer unaufgearbeiteten alten Wunden und Verletzungen.


Es begann 2013 alles ganz harmlos. Zuerst dachten wir Sylvie hatte nur einen Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall. Doch als sie immer schlechter gehen konnte und dabei große Schmerzen hatte, ließ ich sie zur Untersuchung ins Krankenhaus bringen. Irgendwie ahnte ich: Das war kein Hexenschuss, das war etwas Schlimmeres. Vielleicht sogar etwas viel Schlimmeres?

Und dann kam der Befund: Es war Krebs und die Metastasen hatten sich bereits in ihrem ganzen Körper ausgebreitet. Die Ärzte gaben ihr noch 6 Monate ohne Chemo und ca. 3 Jahre mit Chemo.

Das war ein unfassbarer Schock. Meine Sylvie war 59 Jahre und sie war todkrank. Sie wird sterben. Ich werde sie verlieren. "Vielleicht ist meine Zeit ja schon abgelaufen", sagte sie mir mit ungläubigen Blick.
NEIN ! ... NEIN ! ... AUF KEINEN FALL !
Doch Peter ... Doch ... Und du weißt es ...

Nur noch 6 Monate? Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein. Was sollten wir tun? Chemo oder keine Chemo? Noch 6 Monate oder 3 Jahre?
Nach langen Gesprächen entschied sich Sylvie dann für eine Chemo, im vollen Bewusstsein auf was sie sich da einließ und was auf sie zukommen würde. Aber nur noch 6 Monate leben? Das war einfach nicht vorstellbar.


Was nun folgte waren 3 ½ Jahre mit allen bekannten oder auch nicht bekannten täglichen "Risiken und Nebenwirkungen", Auswirkungen und Konsequenzen, von 3 grauenhaften und unmenschlichen Chemotherapien (Therapie... ???) und noch mehreren Bestrahlungen. Der Krebs hatte 13 ihrer Knochen angefressen und fesselte sie damit vollkommen ans Bett. Für mich war es selbstverständlich, dass ich mich jetzt rund um die Uhr um meine Sylvie kümmerte und das in unserem Zuhause. Es stand außer Frage ihre Pflege und Betreuung in andere Hände zu geben. Wir wollten so lange es ging zusammen sein und daran würde uns auch keine Krankheit der Welt hindern.

Allerdings hatte ich durch diese Vollzeitpflege kaum noch Zeit, mich um "das Geldverdienen" zu kümmern. Hinzu kam noch, dass ich jetzt das Doppelte verdienen musste als zuvor, weil Sylvie natürlich nicht mehr mitarbeiten konnte und somit ihr Anteil am Einkommen schlagartig wegfiel. Und das alles ausgerechnet in einer Phase unseres Neuanfangs in Deutschland, wo wir jeden Euro brauchten. Wir waren ja gerade erst aus Spanien wieder nach Deutschland "zurückgewandert" und voll damit beschäftigt, uns hier abermals eine ganz neue Existenz aufzubauen.

Und so verlagerte ich meine Bürozeit in die Nachtstunden, denn nur noch nachts hatte ich die Zeit, mich ungestört dem Geldverdienen zu widmen. Das bedeutete fortan, dass ich jede Nacht gegen 3 Uhr morgens aufstand, um mein Home-Office zu eröffnen. Arbeiten war noch nie ein Problem für mich gewesen und schon gar nicht, wenn diese Arbeit jetzt einen wirklichen Sinn ergab.

Gegen 6:30 Uhr morgens musste ich mein Büro wieder schließen, um pünktlich um 7 Uhr beim Supermarkt zu sein und meinen Einkauf für den Tag zu erledigen. Und immer mit diesem treibenden und hetzenden Gedanken im Kopf:
"Schnell schnell, beeil Dich, Sylvie kann jeden Augenblick erwachen".

Noch heute, Jahre später, ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich nach dem Einkauf mit dem Auto völlig gehetzt nach Hause rase, bis es mir dann plötzlich wieder einfällt:
"Peter, Du brauchst nicht mehr zu hetzen. Du hast Zeit. Du hast jede Menge Zeit, denn Zuhause liegt niemand mehr in seinem Krankenbett und braucht Deine sofortige Hilfe".
Stimmt. Das hatte ich kurz vergessen.
Doch prompt kam die Frage: "Ist das wirklich eine Erlösung für Dich?"
Und auch die Antwort kam prompt: "Nein. Wie gern würde ich jetzt mit vollem Stress nach Hause hetzen und mich um Sylvie kümmern. Doch mein Zuhause so wie ich es kannte gab es nicht mehr. Zuhause wartet niemand auf mich. Was jetzt Zuhause auf mich wartet ist die Konfrontation mit der Tatsache eines unwiederbringlichen Verlustes."

Irgendwann in den letzten Wochen ihres Lebens sagte Sylvie zu mir:
"Peter weißt Du, dass ich die Wahl habe?"
"Was meinst Du", fragte ich sie.
"Ich habe die Wahl zu sterben oder gesund zu werden. Ich kann mich entscheiden."

Zuerst wusste ich nicht, was sie damit meinte, doch dann wurde es mir schlagartig klar: Das waren nicht ihre eigenen Worte die da zu mir sprachen, dazu kannte ich Sylvie viel zu gut. Nein, hier wurde ich gerade auf sehr behutsame Weise durch Sylvie's Stimme auf ihre bereits getroffene Entscheidung vorbereitet. Diese sanfte Stimme sagte gerade zu mir:
"Peter, Du fühlst welche Wahl Sylvie getroffen hat."
Ja... jetzt wusste ich es. Ich sah es ganz deutlich an ihrem Blick.

Doch eines verstand ich überhaupt nicht: Sylvie, warum hast Du Dich für's Sterben entschieden und nicht für das Leben? SAG' MIR WARUM !!! ICH VERSTEHE ES NICHT !!!

Und dann, nach 3 ½ Jahren oder auch nach über 1200 Tagen à 24 Stunden Bettlägerigkeit, war der Tag gekommen.
Nach einer unruhigen Nacht ließ ich sie zur Untersuchung ins Krankenhaus fahren, während ich nur noch schnell ein paar Sachen von ihr zusammenpackte, um ihr sofort zu folgen. Am Krankenhaus angekommen teilte man mir behutsam mit, dass meine Frau leider vor ein paar Minuten verstorben sei.
Was...? Verstorben...? Vor ein paar Minuten...?
Man führte mich in ein kleines Zimmer, in dem nur ein Bett stand, und in diesem Bett lag meine tote Sylvie. Ja, dieser tote Körper, das war sie, aber auch wieder nicht, denn ich sah ganz deutlich, dass das Leben oder die Seele oder was auch immer, diesen Körper bereits verlassen hatte.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Die große Leere

2016
nächster Abschnitt ▼

Mit dem Fortgang von Sylvie verlor ich auf einen Schlag mein Zuhause und meine Vollständigkeit. Ja, ich war plötzlich nur noch halb. Ich war nicht mehr vollständig.

Was hatte jetzt noch irgendeinen Sinn? Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht innerlich zusammenbrach. Es sollten Jahre vergehen, bis der alleinige Gedanke an Sylvie mir nicht mehr sofort die Tränen in die Augen schießen ließ.

Und es kamen auch die Selbstanklagen und Selbstvorwürfe: Warum habe ich ihr nicht viel öfter gesagt, wie sehr ich sie liebe und dass sie das Wichtigste in meinem Leben ist? Ich hätte ihr das jeden Tag sagen sollen. Jawohl, jeden Tag!
Hab' ich aber nicht.
Diesen Fehler werde ich nie wieder machen.

Aber mit der Zeit spüre ich auch immer mehr, dass ich einige Wesenszüge von Sylvie übernommen habe und diese jetzt in mir drinnen weiter trage. Ich fühle ihr Mitgefühl, ihre Lebensfreude, ihre Art mit Liebe, Verständnis und Respekt zu kommunizieren, all das fühle ich jetzt in mir. Genau so, als wäre das alles nun zu einem Teil von mir geworden.

Ja Sylvie, ich fühle Dich jeden Tag ein bisschen mehr - in mir. Ich merke das in der Art wie ich denke, wie ich spreche, wie ich fühle und in der Art, wie ich mit anderen kommuniziere. Über allem schwingt Dein Mitgefühl und Dein Verständnis mit. Und so bist Du nun zu einem Teil von mir geworden und ich zu einem Teil von Dir. Und so trage ich nun einen Teil von Dir in mir weiter.
Und obwohl Du immer bei mir bist, fehlst Du mir doch an jedem einzelnen Tag.

Als ich später einmal mit einer guten Freundin von Sylvie telefonierte, sagte diese zu mir:
"Peter, weißt Du eigentlich, dass Sylvie jeden Abend gebetet hat?"
Äh, ja ..., das kann schon sein, antwortete ich.
"Für DICH Peter. Sie hat für DICH gebetet".
Was, für mich? Nein, davon hatte ich nichts gewusst. Aber warum hat sie das getan?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Kein Berg ist hoch genug

2016
nächster Abschnitt ▼

Aber ich weiß auch, dass ich Dich wiedersehen werde. Und ich werde Dich finden, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Denn eines ist ganz sicher:

Vielleicht stellst Du dann eine Kerze ins Fenster, so wird mir Dein Licht den Weg zu Dir weisen.

Und wenn ich wieder bei Dir bin, dann werde ich alles nachholen was ich nicht getan habe. Dann werde ich alles aussprechen, was ich nicht gesagt habe. Dann werde ich alles zu Ende bringen, wovon ich mich habe abbringen lassen. Dann werde ich alles weglassen, was unwichtig ist. Ja, dann werde ich alles richtig machen. Ja das werde ich. - - - Wenn, ja wenn ich mich daran erinnere.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Späte Erkenntnis

2017
nächster Abschnitt ▼

Wie ich bereits erwähnte verlor ich mit dem Tod von Sylvie auch mein Zuhause und meine Vollständigkeit, ich war nicht mehr ganz. Doch ich verlor noch etwas anderes. Und das war meine Wut, meinen Zorn, meinen Hass und insbesondere verlor ich meine Rache auf meine Eltern. Diese mir so vertrauten Gefühle, die ich über so viele Jahrzehnte lang teils bewusst teils unbewusst in mir trug und die jederzeit für mich abrufbereit standen, zerplatzen plötzlich wie eine Seifenblase im Wind. Ich fühlte sie nicht mehr. Sie waren einfach weg. Einfach so.

Der Schmerz von Sylvie's Weggangs hatte mich bis ins Mark erschüttert und mein Herz gebrochen. Doch er hatte auch den Eisenring zerbrochen, den ich als Schutz um mein Herz gelegt hatte und der mich gegen alle Schmerzen und Verletzungen von außen schützen sollte. Und dieser Schutz war plötzlich nicht mehr da.

Das war ein ungewohntes Gefühl, aber auch irgendwie vertraut, aber vor allem befreiend. Doch das wirklich entscheidende an dieser neuen Situation war, dass ich jetzt etwas anderes, auch etwas vertrautes, doch längst verloren geglaubtes endlich wieder fand. Es war mein Herz.


x

Erst später begriff ich so richtig, was Sylvie's Tod eigentlich wirklich bei mir auslöste, und zwar:
Sylvie kannte mich immer schon viel besser als ich mich selbst und deshalb wusste sie auch, dass nur der Schmerz über ihren Tod stärker für mich wäre, als die Kraft, mit der ich so krampfhaft (nicht bewusst) an meinem längst sinnlos gewordenen Rachefeldzug gegen meine Eltern festhielt. Sie wusste, dass nur dieser Schockschmerz ihres Todes die Kraft hatte, meine Schutzmauer um mein Herz zu brechen, um so meine Rache endlich zum Erliegen zu bringen. Sylvie wusste: Ich musste mein Herz wieder leben können, nur so würde ich die Aufarbeitung mit meiner Familie zu Ende bringen können.
Ihr Plan sollte aufgehen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Ist der Schutz erstmal ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert

"Es heißt: Ist der RUF erstmal ruiniert... Mann oh Mann..."
2019
nächster Abschnitt ▼

Wie im letzten Abschnitt beschrieben, war Sylvie's Tod für mich das schmerzhafteste und einschneidendste Erlebnis, was ich bisher in meinem Leben erfahren hatte. Doch das war noch nicht alles, denn es hatte noch einen entscheidenden "Nebeneffekt":
Sylvie's Tod hatte nicht nur mein Herz gebrochen sondern zugleich auch alle um mein Herz gelegten Schutzmechanismen mit zerstört. Meine über Jahrzehnte antrainierten und wunderbar funktionierenden Panzerungen und Schutzprogramme waren mit zerbrochen. An diesen ungewohnten "schutzlosen" Zustand musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Doch mit der Zeit und vielen Erlebnissen ohne meine alten Programme merkte ich immer mehr, dass die Begegnungen und die Gespräche jetzt viel entspannter aber trotzdem intensiver abliefen. Umso mehr ich mich verletzbar zeigte, desto mehr "Leben" und Nähe entstand in den Gesprächen und Begegnungen. Aufgrund dieser neuen Erfahrungen begann ich dann, mir meine alten Verletzungen nochmals aus heutiger Sicht genauer anzusehen. Und dabei bekam ich jetzt einen ganz neuen Blick und neue Erkenntnisse auf meine Kindheit und auf meine alten Verletzungen.

Und dabei erkannte ich: Meine Antworten und Erkenntnisse lagen unter dem riesigen Berg meiner unaufgearbeiteten alten Wunden und Verletzungen aus der Kindheit. Meine Schutzprogramme beschützten mich zwar so einigermaßen vor erwarteten Verletzungen, aber das Kuriose war, sie schützten mich auch vor der Klarsicht und der Sicht auf die Wahrheit. Und sie schützten mich auch vor Wahrhaftigkeit, vor Nähe, vor dem wahren wirklichen Leben mit offenen und tiefen Herzens-Begegnungen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Der Reinigungsprozess

2022
nächster Abschnitt ▼

Im Oktober 2022 kam es bei mir im Zuge eines über mehrere Wochen andauernden tiefen körperlichen Reinigungsprozesses, zu einer umfangreichen Bearbeitung dieses aufgestauten "imaginären Haufens" in meiner Familien- und Ahnenreihe. Nach vielen Jahren äußerer und innerer Aufarbeitung meines Famiienerbes, an der bereits viele Familienmitglieder vergangener Generationen beteiligt gewesen waren, konnte diese uralte Familienlast jetzt abgetragen und geheilt werden.

Schon mal Vorblättern zu:
Der Reinigungsprozess

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Freiheit

2022
nächster Abschnitt ▼

Nach so vielen Jahren war nun mein Herz, von dem mir selbst angelegten Schutzpanzer befreit. Ich war wieder ich.

Doch ich bemerkte, dass ich jetzt auch wieder verwundbar und angreifbar war. Und tatsächlich fühlte ich bei der erstbesten Situation sofort wieder diesen "alten Schmerz" in der Brust oder im Bauch, diesen Stich ins Herz, den ich so gut aus der Kindheit her kannte und den ich doch nie wieder fühlen wollte. Doch diesmal war der Stich längst nicht mehr so stark wie ich ihn in Erinnerung hatte. Nein, ganz im Gegenteil, denn ich konnte ihn aushalten. Ja, ich konnte die Situation einfach so stehen lassen ohne sofort in die alt bewährte Abwehrhaltung oder in den Gegenangriff zu gehen. Wow. Das war ein ganz neues und auch gutes Gefühl. Und es war so einfach.

Durch diese ganz neue Erfahrung habe ich mich dann auf eine intensive Suche nach weiteren "alten Verhaltensweisen" gemacht, um zu prüfen, ob das eine oder andere Verhalten und Schutzprogramm nicht endlich einmal ein Upgrade benötigt. Und siehe da, es gab so manches, bei denen nur noch eine Löschung Sinn machte, weil das einfach uralter Schrott aus längst vergangenen Tagen war. Heute als Erwachsener habe ich so viele andere Möglichkeiten zu argumentieren und mich auszudrücken. Das war mir als Kind überhaupt nicht möglich gewesen.

Dabei wurde mir immer bewusster, dass der eigentliche Ursprung all meiner "alten Verhaltensweisen" und Schutzmechanismen immer auf mein Kindtrauma oder auch meine Urverletzung zurückzuführen ist. Dieses massive Schlüsselerlebnis aus der Kindheit hatte einen so enormen Einfluss auf mein weiteres Leben, weil ich dadurch meine künftigen Verhaltensweisen und Schutzprogramme zu Personen und Situationen aufbaute. Diese Erkenntnis hat sich tief in mir eingeprägt und dazu geführt, meine Urverletzung Stück für Stück aufzuarbeiten. Ich wollte endlich frei sein von diesen alten und völlig überholten Schutzprogrammen, um endlich wieder ich selbst sein zu können.

Wenn ich mich heute an den Peter von früher zurück erinnere, dann sehe ich mein früheres Ich, das sich vehement weigert, sich mit seinem Kindheitsschmerz auseinanderzusetzen, wenn plötzlich durch eine Situation oder Begegnung, wieder Mal in seinen alten Wunden und Verletzungen rumgestochert wird. Ich sehe, wie er sofort seine altbewährten Schutzmechanismen aktiviert und doch tatsächlich meint, sich damit vor Schmerz und Verletzungen schützen zu können. Wenn ich ihm aus meiner heutigen Zeit etwas sagen könnte, denn das:
"Peter, es ist Zeit sich von der Vergangenheit zu lösen. Lass Deine Panzerung fallen. Zeige stattdessen Deine Verletztheit. Zeige Deine Empfindsamkeit. Zeige Deine Sensibilität. Zeige Dich so, wie Du wirklich bist. Und Du wirst staunen, was dann passiert."

Denn "der Trick" ist:
Uns NICHT MEHR vor möglichen Verletzungen anderer zu schützen, in dem wir ständig unsere Schutzmechanismen, Schutzpanzer und Schutzmauern hochfahren, denn dieser Schutz ist HEUTE eine ILLUSION. Genau das Gegenteil passiert dann nämlich: Gerade WEIL wir uns schützen, ziehen wir immer weitere Verletzungsmöglichkeiten WIE EIN MAGNET an.

"Der Trick" heißt also: Ab sofort mögliche Verletzungen anderer NICHT mehr sofort abzuwehren sondern einfach mal zulassen und schauen was passiert. Wir sind heute keine Kinder mehr. Damals mussten wir uns schützen. Heute haben wir ganz andere Möglichkeiten.

Wir sind Erwachsen und haben Möglichkeiten zu argumentieren und uns auszudrücken. Das war uns als Kind überhaupt nicht möglich gewesen.

Heute habe ich meine Urverletzung geheilt. Ich kann nur sagen, dass es unendlich befreiend und erleichternd ist, keine Angst mehr vor möglichen Verletzungen anderer haben zu müssen und dafür ständig Schutz- oder Abwehrmechanismen hochzufahren. Wenn ich heute eine Verletzung fühle, die durch ganz banale Äußerungen entstehen können, gehe ich einfach in mein Herz, denn dort wartet bereits eine passende Antwort und Lösung auf mich.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Der Weg zurück zu mir

Oder: Meine Kapitulation
2022
nächster Abschnitt ▼

Mein größter Schmerz und zugleich auch größter Verlust, den ich je erfahren habe, war der lange Leidensweg und letztendliche Tod von Sylvie. Das hat mich das erste Mal im Leben wirklich in die Knie gezwungen, mich niedergestreckt und mich zu Fall gebracht und zum Fallenlassen all meiner Schutz- und Kampfmechanismen geführt. Sie machten jetzt sowieso keinen Sinn mehr, denn man konnte mich nicht noch tiefer verletzen. Ich gab jeden Widerstand auf. Ich kapitulierte.
Dass sich genau durch meine "bedingungslose" Kapitulation nach einiger Zeit ganz allmählich ein neuer Weg für mich zeigen sollte, davon ahnte ich damals nichts.

Heute wird mir bewusst, dass mein größter Schmerz im Leben mich letztendlich wieder zurück zu meiner größten Kraft und Stärke brachte. Er führte mich wieder zurück zu mir selbst.

Es wird wohl immer Menschen und Tiere geben, die sich aus Liebe zu anderen opfern, in der Hoffnung, damit auch einen Funken der Liebe in deren Herzen zu entfachen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 5: Sylvie | Start Kapitel ▲

Die Symbole meiner Heilung

2022
nächster Abschnitt ▼

Heute habe ich auf meine aus der Kindheit entstandenen seelischen und körperlichen Narben einen ganz neuen Blick und eine ganz neue Sichtweise. Wenn ich mir heute meine "Wunden und Narben der Vergangenheit" ansehe, dann sehe ich sie nicht weiter nur als meine alten Verletzungen an, an die ich mich nur ungern erinnere. Heute sehe ich in ihnen ein Symbol und Auszeichnung für eine erfolgreiche Aufarbeitung von unendlich vielen unterdrückten seelischen und körperlichen Schmerzen und Ungerechtigkeiten, die sich über Generationen hinweg in meiner Familie und Ahnenreihe aufgebaut hatten. Heute betrachte ich meine Wunden und Narben als Zeichen für eine gelungene Heilung uralter Verletzungen, auf meinem Weg zum inneren und äußeren Frieden.


---- Ende Kapitel 5 ----

Start Kapitel 5: Sylvie ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 

zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 6: Ich bereiste viele Länder

Wer Reisen tut, da lass dich nieder, denn böse Menschen... (neeee, das hieß irgendwie anders)

von 1975 bis 1991
nächster Abschnitt ▼

Zwischen 1975 und 1991 bereisten Sylvie und ich einige Länder, wie Israel, Indien, Malaysia, Singapur, Afrika, Thailand und diverse europäische Nachbarländer wie Frankreich, Spanien (+ Balearen + kanari. Inseln), Italien, Niederlande, Österreich, Griechenland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Serbien (füher Jugoslawien).

All die Begegnungen und Erfahrungen, die ich in diesen Jahren erfuhr, sollten mein Verhalten und Verständnis für mein eigenes Leben, sowie das meiner Mitmenschen und allen Tieren und Pflanzen auf diesem Planeten, von Grund auf verändern. Das war wohl auch mit ein Grund dafür, dass wir 1992 nach Ibiza ausgewanderten, um dort mit vielen Tieren ländlich und naturbezogen zu leben. Doch dazu später mehr.

Alles das brachte mich schließlich zu der Einstellung, dass wir Menschen nur Gast auf dieser Erde sind und dass wir Menschen nur EIN TEIL im Kreislauf der gesamten Natur der Erde darstellen. Sobald wir nur EINEN TEIL der Natur und der Artenvielfalt verändern, hat das auch immer Auswirkungen auf ALLE ANDEREN Teile der Natur und somit auch auf uns Menschen. Wie heißt es doch so schön: "Kein Sandkorn ist zufällig auf der Erde".

Ebenso meine Erkenntnis, dass jede Art von eigener Entwicklung, immer auch eine kollektive Abfärbung auf viele andere Lebewesen nach sich zieht. Keine Aktion ohne Reaktion. Jeder Einzelne von uns, ist mit seiner Denkweise und seinem Verhalten, auch immer ein gewisses Vorbild für andere, und das im Positiven wie im Negativen.

Unsere Vorfahren und Ahnen wussten von diesen Zusammenhängen der Natur und haben dieses Wissen von einer Generation zur anderen weitergegeben. Unsere Vorfahren respektierten die Natur, die Tiere, das Land, die Meere, die Luft, die Winde, sie würdigten ihren eigenen Lebensraum. Sie lebten im Einklang mit der Natur. Dieses uralte Wissen ist weitestgehend verlorengegangen, weil der "moderne" und "zivilisierte" Mensch sich durch "falsche Werte" immer weiter von sich selbst entfernt und dadurch den Kontakt zu sich selbst immer mehr verloren hat.
Doch wir erleben auch einen starken Veränderungsprozess in der Geschichte dieses Planeten, von dem jeder Mensch und jedes Lebewesen auf Erden auf irgendeine Weise betroffen ist.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 6: Ich bereiste viele Länder | Start Kapitel ▲

Jerusalem und Bethlehem

nächster Abschnitt ▼

Ein weiteres großes Reiseziel von Sylvie war Jerusalem und Bethlehem. Sie wollte unbedingt diese biblischen Orte besuchen, bereits im jugendlichen Alter war dieser Wunsch bei ihr sehr ausgeprägt und sie war sich sicher, dass sie eines Tages dort hinfahren würde.

Und so waren diese Orte eines unserer ersten gemeinsamen Reiseziele, das muss so zwischen 1975 und 78 gewesen sein. Dazu flogen wir an irgendeinen touristischen Ort am Mittelmeer, der sich in der Nähe von Jerusalem befand.
Nachdem wir uns einige Tage am Mittelmeer gesonnt und darin gebadet hatten, schlossen wir uns eines dieser vom Hotel angebotenen Tagesausflugsgruppen an, mit denen wir zu den Orten Jerusalem, Bethlehem und zum Toten Meer geführt wurden. Also das volle All-Inklusive-Jesus-Kreuzigungs-Programm mit allem Drum und Dran. Während der ganzen Tour hatten wir einen Touristenführer dabei, der uns auf jede kleinste Kleinigkeit in 3 Sprachen aufmerksam machte. Das war schon wirklich sehr interessant. Doch besonders auf dem Leidensweg Jesu in Bethlehem gab es nichts, was nicht auch als Jesus-Souvenir von unzähligen Miniläden verhökert wurde. Das war (jedenfalls damals) ein Paradebeispiel dafür, wie man alles "was einem heilig ist" zu Geld machen kann und als Billigware verramscht. Das konnte man schon als Geschmacklosigkeit in höchster Vollendung bezeichnen.

Danach ging es weiter im Programm und zwar zum Toten Meer. Selbstverständlich wollten wir auch darin baden, um zu prüfen, ob man tatsächlich nicht untergehen kann. Und? Ja, es stimmt. Man kann anstellen was man will, man kann einfach nicht absaufen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 6: Ich bereiste viele Länder | Start Kapitel ▲

Festung Masada: War das etwa ein Déjà-vu?

nächster Abschnitt ▼

Nach unserem Bad im Toten Meer und auf der Rückfahrt zum Hotel, stand als letztes die Besichtigung der einstigen römischen Palastfestung ➚ Masada auf dem Programm, die Herodes etwa um 15 v. Chr. erbauen ließ und sich hoch über dem Toten Meer auf einem Gipfelplateau befand. Während wir die Überreste der einstigen Festung besichtigten, erzählte uns der Reiseführer die Geschichte dieses Platzes:

Er sagte uns, dass rund 70 Jahre später, während des Jüdischen Krieges, viele Menschen Masada als Fluchtfelsen vor den Römern nutzten. Doch diese hatten in aufwändiger Arbeit eine Rampe erbaut, um so eine Bresche in die Außenmauer zu schlagen und Masada schließlich einzunehmen. In aussichtsloser Lage habe der Befehlshaber von Masada alle dort oben Lebenden davon überzeugt, mit ihren Frauen und Kindern Selbstmord zu begehen.

Und während ich weiter den Worten des Reiseführers über diesen kollektiven Suizid lauschte, wurde mir plötzlich Kotzübel, und dieses Übelkeitsgefühl wurde von Minute zu Minute schlimmer. Ich bekam immer stärkere Bauch- und Kopfschmerzen, sodass ich keinen Moment länger mehr an diesem Platz bleiben konnte, ich musste da sofort weg.

Mit diesem fürchterlichen Übelkeitsgefühl setzte ich mich in den unten stehenden Hotel Bus und wartete sehnlichst darauf, dass die Reisegruppe zurückkam, damit wir endlich zum Hotel zurück fahren konnten. Bei dieser über eine Stunde langen holprigen Rückfahrt, musste ich mich zu 100 Prozent immer wieder darauf konzentrieren, mich nicht übergeben zu müssen. Es gab absolut keinen Platz für irgendeinen anderen Gedanken. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Als wir dann im Hotel ankamen konnte ich mich nur noch hinlegen. Den Rest des Tages konnte ich abhaken.
Was war da bloß in mich gefahren?


x

Erst viele Jahre später kam mir dieses Erlebnis immer mal wieder in den Sinn, sodass ich mich schließlich auf die Suche nach Antworten begab. Und tatsächlich fand ich Antworten, doch auf ganz andere Fragen.

Schon mal Vorblättern zu:
Die Aufarbeitung

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 6: Ich bereiste viele Länder | Start Kapitel ▲

Malaysia: Zwischen Überluss und Mangel

nächster Abschnitt ▼

Anfang 1980 reisten wir nach Malaysia. Sylvie zog es schon immer nach Asien, sie interessierte sich sehr für das Land, die Leute und deren Kultur. So hatten wir Malaysia als Ziel ausgewählt. Da wir beide nichts von Pauschalreisen oder All Inklusiv Urlaub hielten, buchten wir nur einen Hinflug, um alles Weitere würden wir uns dann vor Ort kümmern.
Für Kultur konnte ich mich damals nicht wirklich erwärmen, mein Interesse daran sollte sich erst in den nächsten Jahren stark verändern. Ich interessierte mich damals mehr für diese wunderschönen Bilderbuch Palmen-Sandstrände. Ich wollte auch einmal an so einem einsamen Traumstrand unter einer Kokospalme liegen und in diesem türkisblauen Ozean schwimmen. Ich suchte also eher die unberührte, abgeschiedene Natur mit diesem weiten Blick über das unendliche Meer. Aber bitte ohne ein vierstöckiges Monster-Hotel im Rücken, das diese einmalige Natur systematisch vergiftet und zerstört.
Ich hatte gelesen, dass es diese Traumstrände (damals) noch vereinzelt auf Phuket, Ko Samui und der Insel Penang zu finden gäbe. Also kamen diese Orte auch auf unser Malaysia-Reiseziel.
Da ein 2 Wochen Urlaub kaum für all diese Orte ausreichen würde, machten wir kurzerhand eine 6 Wochen Reise daraus. Wir arbeiteten damals beide bei einer bekannten Versicherung, die die Gewerkschaft stolz als Vorzeigeversicherungsunternehmen präsentierte, weil die Mitarbeiter bereits die 35-Stunden-Woche, 30 Tage Jahresurlaub und noch diverse andere Privilegien hatten. Mit zusätzlichen Feier- und Brückentagen, kamen wir somit auf unsere gewünschten 6 Wochen.

Diese 6 Wochen in Asien wurden zu einem unvergesslichen Erlebnis und, da wir ja quasi Rucksack-Touristen waren, auch zu einem spannenden Abenteuerurlaub, da wir für unser Essen, unsere Unterkunft und unseren Transport selbst sorgen mussten.

Unser "Navi" war ein kleines Heft mit Namen "Rucksack-Reiseführer für Malaysia". Darin wurde haarklein beschrieben, welche Orte, Strände oder Sehenswürdigkeiten man sich ansehen sollte und wie und mit welchen Transportmitteln man dort hinkam. Dazu wurden in den Orten einzelne Unterkünfte beschrieben mitsamt den Preisen. Das Teil war Klasse und unsere unverzichtbare Reise- und Routenbibel.

Um von einem Zielort zum anderen zu gelangen, benutzen wir die unterschiedlichsten Transportmittel, wie da waren Bus, Bahn, Einzel- und Mehrpersonentaxis und einmal auch ein Mini Propeller-Flugzeug mit maximal 6 Insassen. Wow, während dieses holprigen Schüttel- und Rüttelfluges kam uns schon mal der Gedanke, ob man uns wohl jemals finden würde, wenn wir jetzt abstürzten.

Auch unsere Unterkünfte waren sehr unterschiedlich. So hatten wir z.B. auf Penang ein Apartment direkt am Traumstrand und wenn man die Terrassenschiebetür öffnete, waren es keine 20 Meter bis zum Ozean. Anderenorts z.B. im inneren von Malaysia gab es kaum Hotels, hier übernachteten wir bei Einheimischen mit ihnen und in ihren oft sehr einfachen meist selbst gebauten Unterkünften. Diese offene und herzliche Gastfreundschaft dieser Familien war unbeschreiblich. Wir aus einen für sie fremden Land, hatten unbeschränkten Zugang zu allen materiellen Gütern dieser Welt. Diese Familien zeigten uns, dass sie ebenfalls unbeschränkten Zugang hatten, aber das hatte so gar nichts mit materiellen Dingen zu tun.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 6: Ich bereiste viele Länder | Start Kapitel ▲

Konsumrausch in Singapur

nächster Abschnitt ▼

Für die letzte Woche unserer Reise hatten wir einen Abstecher zum Insel- und Stadtstaat Singapur geplant, hier waren wir wieder in der totalen materiellen Welt angekommen. Sylvie hatte gelesen, dass es dort riesige Shoppingcenter gibt, in denen es alles zu unglaublich günstigen Preisen zu kaufen gab. (Mädels und Shoppen. Muss ich noch mehr sagen?) Sie hatte Recht, in diesen Shoppingcentern konnte man einen ganzen Tag verbringen. So ein gewaltiges Konsumangebot in einem Megagebäude hatten wir noch nie gesehen.

Somit war Sylvie voll im Kaufrausch und unsere Eurocheques, das war damals so etwas wie Travellerschecks und diese waren unser Hauptzahlungsmittel, gingen weg wie warme Semmeln. Beim abendlichen Kassensturz mussten wir feststellen, dass unsere finanzielle Liquidität zum Austrocknen kam. Oder auch: Wir brauchten noch mehr Kohle. Doch neue Schecks in Deutschland zu bestellen, dass würde viel zu lange dauern.
Da kam mir eine kühne Idee:
"Wir gehen einfach zum deutschen Konsulat, tragen dort unsere "Notlage" vor und bitten darum, dass man uns Geld leiht. Wenn wir wieder in Deutschland sind überweisen wir ihnen den Betrag zurück".
Und genau das machten wir auch.

Der Herr im Konsulat betrachtete uns sehr genau und hörte uns aufmerksam zu. (Was? Die wollen Geld von mir?)
Doch dann erklärte Sylvie mit ihrer ruhigen und sanften Stimme, dass wir hier keine Betrugsmasche abziehen wollen. Wir sind verheiratet, arbeiten beide in Hamburg in einer Versicherung und dass wir uns noch gerne einige Sachen in Singapur kaufen würden, aber kaum noch Checks dafür zur Verfügung hätten. Vielleicht sieht er eine Möglichkeit, wie er uns aus unserer "Notlage" heraushelfen kann.
Jetzt wurden wir von ihm von Kopf bis Fuß für eine gefühlte Ewigkeit durchgescannt. Man sah, wie es in ihm mächtig arbeitete. Doch dann fing er an zu schmunzeln und sagte:
"Wie viele Checks brauchen Sie denn?" Klasse, dachten wir nur.
"Sie müssen mir aber versprechen", ergänzte er seinen Satz, "dass Sie uns das schnellstens zurücküberweisen, wenn Sie wieder in Deutschland sind".
Dann erhob er sich von seinem Sessel und gab uns die Hand zur Verabschiedung:
"Hinterlassen Sie Ihre Personalien bei meiner Kollegin, dann wird sie ihnen die Checks aushändigen. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in Singapur".
Wow! Na dann: Achtung Shoppingcenter, wir kommen!


---- Ende Kapitel 6 ----

Start Kapitel 6: Ich bereiste viele Länder ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen

Von Beruf Sohn? Ha, schön wär's...

nächster Abschnitt ▼

"Ich bin Realist und das besonders im Berufsleben. Ich glaube nicht an irgendwelche Vorstellungen, Träume, Visionen oder gar Utopien."

Du weißt aber schon, dass die beruflich erfolgreichsten Menschen immer Visionäre und Träumer waren und sind?


Ich würde in meinem Leben in so manchen Berufen und Tätigkeiten mal kürzer und mal länger arbeiten, wie z.B.: Radio- und Fernsehtechniker, Bürokaufmann, kaufmännischer Angestellter, Lebensmitteleinkäufer, Versicherungsangestellter, Musiker & Komponist, Möbelrestaurator, Gärtner, Poolreiniger, Putzmann, Waldarbeiter, Bauarbeiter, Webdesigner, SEO-Spezialist und spirituelle Bewusstseinsarbeit. Ich war mal Lehrling, mal "einfacher" Arbeiter, mal Angstellter und mal Chef. Mal bekam ich Arbeit, Anweisung und Lohn und mal gab ich Arbeit, Anweisung und Lohn. Mal hatten andere die Verantwortung und mal hatte ich sie.

Doch zu Beginn meiner "beruflichen Laufbahn" ging es ersteinmal ums reine Geldverdienen, weil man ja all diese schönen und tollen Dinge unbedingt auch "haben musste". In späteren Berufen fand ich dann meine wirkliche Be-rufung, Er-füllung und (Lebens)Freude.
Doch beginnen am Anfang:

Wie ich anfangs schon erwähnte, wurde ich nicht mit dem "Goldenen Löffel" im Mund geboren sondern habe mir vieles im Leben selbst erarbeitet und beigebracht. Und da ich nach der "Mittleren Reife" (schon wieder so eine unpassende Bezeichnung) immer noch keinen Schimmer hatte, welche gewinnbringende und zukunftssichere Karriereleiter ich denn nun endlich erklimmen sollte, ließ ich mich 1970 dazu überreden, zunächst einmal einen "anständigen" Beruf als Radio- und Fernsehtechniker zu erlernen. "Da hast Du was Ordentliches fürs Leben mein Junge", wurde mir versichert.

Bei so (dummen) Sprüchen wie "vernünftiger" oder "anständiger" Beruf oder was "Ordentliches" lernen, ist bei mir schon die Galle übergelaufen:
"Es ist mir Scheißegal ob der Beruf "anständig" ist oder nicht. Tatsache ist: Ich habe im Moment keine Ahnung welcher Beruf für mich überhaupt in Frage kommt. Das ist jetzt noch viel zu früh, um mich entscheiden zu können". Doch ich MUSSTE mich entscheiden.

Und so willigte ich schließlich ein, im April 1970 diese beknackte Lehre als Radio- und Fernsehtechniker zu beginnen.

Natürlich ging das voll in die Hose, denn beim Fernsehtechniker ging es zu 90 Prozent um Schaltpläne und anderes theoretische Zeug. Es ging also ums AUSWENDIGLERNEN und das war ja bekanntlich nicht so meine Stärke. Bereits nach wenigen Wochen wurde mir erschreckend bewusst, dass dieser Beruf überhaupt nichts für mich war. Du meine Güte, worauf hatte ich mich da bloß eingelassen.

Aber zurück konnte ich auch nicht mehr, denn als ich einmal meine Bedenken an dieser Lehre äußerte, bestand mein Vater darauf, dass ich diese unbedingt zu einem "ordentlichen" Abschluss bringen sollte (schon wieder dieses Wort). Da ich zu dieser Zeit aber ein äußerst "angespanntes Verhältnis" zu meinem Vater hatte, um es mal vorsichtig auszudrücken, war meine Wortwahl auf seine beinharten Argumente nicht gerade diplomatisch. Oder auch: Es gab einen riesen Krach und endete mit dem Lieblingsargument meines Vaters:
"Solange Du Deine Füße unter meinem Tisch stellst, machst Du das, was Deine Eltern Dir sagen".
Punkt. Aus. Damit war das Gespräch offiziell beendet.

Verdammt, ich saß in der Falle.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Die Falle

1970
nächster Abschnitt ▼

Was nun folgten waren 3 ½ Jahre in einer falschen Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker, an einem falschen Platz und in einem falschen Leben. Und an jedem weiteren Tag der verging, wurde mir immer bewusster, dass ich die Gesellenprüfung niemals bestehen würde. Doch mit meinen Eltern, insbesondere mit meinem Vater, konnte ich nicht darüber reden, denn sie bestanden darauf, dass ich die Lehre auf jeden Fall zu Ende bringen sollte.

Es kam so wie es kommen musste: Ich rasselte 1973 mit Pauken und Trompeten durch die Gesellenprüfung. Oh, oh, was für eine Katastrophe und Schande für die ganze Familie. Ach, was sage ich da, eine Schande für ganz Deutschland. Gar nicht auszudenken, wenn die Nachbarn davon erfuhren. Was die dann wohl von uns denken? Natürlich würden sie sagen:
"Ist das nicht der Junge mit dem Motorrad und den langen Haaren? Kein Wunder, dass der durch die Prüfung fällt, so wie der aussieht. Also wenn das mein Kind wäre, würde der nicht so rumlaufen."

Meine Eltern wollten natürlich, dass ich die Prüfung in einem halben Jahr wiederhole. Aber ich wusste genau, dass ich die Prüfung niemals schaffe, egal wie viele Male ich es auch versuchen würde.

Wie sollte ich aus dieser Zwickmühle bloß wieder rauskommen? Allein konnte ich das nicht.
Jetzt brauchte ich Hilfe und zwar von einer Person, die in der Lage war gemeinsam mit mir und meinen Eltern über die festgefahrene Situatuion zu sprechen, um eine Lösung zu finden. Jetzt war Diplomatie gefragt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Die Falle öffnet sich

1973
nächster Abschnitt ▼

Sylvie kannte sich mit Diplomatie aus. Ohja, darin war sie damals schon eine Meisterin. Und so hatte Sylvie dann auch 1973 die ultimative Lösung für alle Beteiligten parat, nachdem wir uns beim Arbeitsamt Lösungsvorschläge für mein "Problem" angehört hatten. Und so präsentierte sie meinen Eltern mit ihrer sanften und ruhigen Stimme stolz ihren Lösungsvorschlag:

"Peter hat Probleme mit der Fernsehtechniker Ausbildung, denn diese Arbeit liegt ihm einfach nicht. Er möchte einen anderen Beruf erlernen. Deshalb haben wir uns beim Arbeitsamt nach einer Umschulung erkundigt und diese würde so aussehen: Peter könnte eine neue Lehre als Bürokaufmann beginnen. Diese würde zwei Jahre in Form einer Ganztagsschule ablaufen und er würde auch noch mit 850 Mark monatlich vom Arbeitsamt unterstützt werden. Bürokaufmann ist nun auch nicht gerade Peters Traumberuf, aber viel besser als Fernsehtechniker. Und nach zwei Jahren hätte er dann eine abgeschlossene Berufsausbildung, so wie Sie es sich für Peter wünschen".
Das waren beinharte Argumente, die keine Arbeitsamt-Werbung hätte überzeugender präsentieren können. Bravo Sylvie. So könnte ich nie mit meinen Eltern sprechen.

Nach anfänglicher Skepsis fanden meine Eltern Sylvie's Vorschlag dann doch ganz "vernünftig" und billigten schließlich ihrem Vorschlag ein.
Ich fand das voll bescheuert. Nochmal zwei Jahre meine "geliebte" Schulbank drücken? Auf keinen Fall !! Doch ich biss mir auf die Zunge, denn so lammfromm hatte ich meine Eltern noch nie gesehen. Und deshalb sagte ich mir innerlich: "Peter, Du hälst jetzt gefälligst das Maul !! Verstanden ??"

Sachlich betrachtet war Sylvie's Vorschlag natürlich die perfekte Lösung für mich und für meine Eltern. Und für mich war es auch noch der Weg, mich aus dem Druck meines Vaters zu befreien, der bis jetzt hartnäckig darauf bestand, dass ich meinen Abschluss als Fernsehtechniker mache. Doch jetzt waren all seine Druckargumente, wie "solange Du Deine Füße..." plötzlich hinfällig geworden. Das bedeutete: Ich konnte von Zuhause ausziehen, wenn ich wollte, denn nun konnte ich mir das leisten.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Der Auszug von Zuhause

1973
nächster Abschnitt ▼

Und wie auf Stickwort sagte Sylvie dann noch mit einem fröhlichen Ausdruck in ihrer Stimme zu meinen Eltern:
"Ich habe Peter gefragt, ob er nicht bei mir einziehen möchte und er hat Ja gesagt. Ich habe zwar nur eine 1-Zimmer-Wohnung, aber das macht uns beiden nichts aus. Außerdem können wir dann unser Geld zusammenlegen und uns vielleicht schon bald eine größere Wohnung leisten."

Was? Unser Sohn will von Zuhause ausziehen? Mit so einer Neuigkeit hatten meine Eltern nun gar nicht gerechnet.

Sie brauchten einen Moment, um diese Nachricht zu verdauen. Ich sah Betroffenheit in ihren Gesichtern und wie sie sich fragten: "Was? Unser Junge will ausziehen? Aber warum denn so schnell?" Besonders meiner Mutter merkte man ihre Betroffenheit an. Zwar lächelte sie Sylvie an, aber da war etwas in ihrer Mimik, was vielleicht auch nur ich sah, weil ich meine Mutter eben so genau kannte. Ich glaube, meiner Mutter wurde in diesem Moment schlagartig bewusst, dass mit meinem Auszug von Zuhause auch etwas Endgültiges mit ihr passierte. Ja, ich sah Angst in ihren Augen. Angst, dass sie mich vielleicht verlieren würde, egal wie sehr wir uns auch gestritten hatten. Doch sie lächelte diese Angst weg und sagte stattdessen zu uns:
"Ihr könnt mir gerne Eure Wäsche geben, solange bis Ihr eine eigene Waschmaschine habt".
Das war wie ein flehender Hilferuf. Ich hätte sie jetzt einfach ohne Worte in die Arme nehmen sollen und sie hätte diese Umarmung verstanden. Doch ich konnte es nicht. Es war mir einfach nicht möglich. Sylvie tat es.

Ein paar Tage später zog ich von Zuhause aus und bei Sylvie ein. Das war ein Abschied und zugleich der Beginn eines völlig neuen Lebens.

Doch jetzt, 1974 mit 22 Jahren, ging ich nun doch noch einmal für zwei Jahre zur Schule und machte meinen ganz offiziellen Abschluss als Bürokaufmann. Nun hatte der Junge endlich eine abgeschlossene Lehre und meine Eltern konnten wieder ruhig schlafen.


x

Zwei "verlorene" Jahre

Nachträglich betrachtet waren die kommenden zwei Jahre Ausbildung zwei "verlorene" Lebensjahre. Denn eigentlich ging es bei dieser Ausbildung nur um dieses Blatt Papier mit der Aufschrift "Abgeschlossene Ausbildung zum Bürokaufmann", das ich dann in irgendeinen Ordner (für immer) ablegte. Kein Arbeitgeber wollte sich das später überhaupt einmal ansehen. Verständlich, denn die Chef's beurteilten mich nach dem, was sie vor sich sahen und nicht nach irgendeinem Papier.

Ich hätte mich stattdessen gleich beruflich selbständig machen sollen und zwar in dem Bereich, in dem ich mich am besten auskannte, und das war die Musik. Doch das war finanziell eine völlig unsichere Angelegenheit und außerdem war ich damals für diesen Schritt einfach noch nicht reif genug.

Erst fast 10 Jahre später fasste ich dann den Entschluß mich, damals noch neben meinem Job, in die berufliche Selbstständigkeit als Musiker zu begeben. Aber auch erst nachdem ein "Schicksalsschlag" mich aufrüttelte und mich zum grundsätzlichen An- und Hinsehen meines bisherigen Lebensweges veranlasste. Und weitere 10 Jahre vergingen, bis ich 1992 vom Angestelltenverhältnis in die berufliche Selbständigkeit wechelte.

Schon mal Vorblättern zu:
Mein "früheres" Leben als Musiker und Komponist

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Rein ins Berufsleben
Oder auch: Wo bin ich hier bloß gelandet?

1976
nächster Abschnitt ▼

Wie gesagt hatte ich 1976 nun endlich meine Lehre als Bürokaufmann abgeschlossen und meine Eltern konnten wieder ruhig schlafen.

So startete ich 1976 mein Berufsleben zuerst einmal mit Aushilfsjobs und Praktikums in verschiedenen Branchen wie öffentlicher Dienst und Versicherung, um zu schauen, ob das was für mich wäre, doch diese Tätigkeiten gefielen mir nicht wirklich. Als mir ein Freund von der Arbeit eines Einkäufers berichtete, machte mich das neugierig und so machte ich 1976 ein Praktikum in einer Einzelhandelskette. Jedoch meldete dieses Unternehmen noch im selben Jahr Konkurs an, sodass ich bei einem Hamburger Großhandel als Lebensmitteleinkäufer begann.

Wie ich schnell erfuhr ging es in diesem Beruf allerdings hauptsächlich um Umsatz- und Profitsteigerung - also für den Chef des Ladens. Wie wir die Einkäufer diese Umsatzsteigerung erreichten, interessierte niemanden, Hauptsache am Ende des Jahres wurde ein Umsatzplus erwirtschaftet - also von uns Einkäufern. Dagegen waren die Bezahlung und die Sozialleistungen für uns Angestellte "sehr überschaubar". Vom Chef wurde uns die Arbeit aber als "äußerst verantwortungsvolle Tätigkeit" verkauft, was einige Kollegen doch tatsächlich auch glaubten.

Hinzu kam, dass die Praktiken zur geforderten Umsatzsteigerung immer unmenschlichere und unmoralischere Ausmaße annahmen. Um das geforderte Umsatzplus zu erreichen, wurden einfach bestehende Lieferanten gegen neue ausgetauscht, inklusive einer "Erfolgsprämie". Ein lohnender Profit rechtfertigte alle unmoralischen Bedenken und die daraus entstehenden Folgeschäden. "Auf dem Weg zum Erfolg muss man immer mit einigen wenigen Kollateralschäden rechnen."
Ach tatsächlich? Vielleicht solltest Du mal lieber Deine Vorstellung von "Erfolg" hinterfragen?

Meine Tätigkeit als Lebensmitteleinkäufer bestand im Großteil darin, sich mit den Lieferanten zusammenzusetzen und "gute" Preise für die entsprechenden Produkte auszuhandeln. Unnötig zu erwähnen, dass man bei diesen Verhandlungsgesprächen von mir eine passende Kleiderordnung erwartete, die selbstverständlich aus einem Anzug und Krawatte bestand, woran sich meine Kollegen auch alle hielten. Zu dumm nur, dass ich schon immer etwas gegen diese "Einheits-Uniform" hatte und grundsätzlich keinen Anzug und Krawatte trug, nicht beruflich und nicht privat, egal zu welchem Anlass auch immer. Dieser (langweilige und biedere) Einheits-Look erinnerte mich zu sehr an zwanghafte Unterordnung und Unterdrückung persönlicher Meinungen und Ausdrucksformen. Und so führte ich meine Lieferantengespräche selbstverständlich weiter in meinem lässigen Outfit bestehend aus alten Jeans mit T-Shirt oder Pullover und Turnschuhen.

Im deutschsprachigen Raum hat man Ende der 1990er "meinen" Turnschuhen den Namen SNEAKERS gegeben, die dadurch plötzlich todschick - und sauteuer - wurden und jeder haben musste, der Rang und Namen hatte (oder sich dafür hielt). Zu meiner Zeit waren das einfach nur simple Turn- oder Sportschuhe.

30 Jahre später gab man "meinem Outfit" den Namen CASUAL, weil das mittlerweise gang und gäbe war. Und so fand dieser lässig coole Männer-Dresscode auch den Weg in bevorzugt IT relevante Firmen und Führungspositionen. Das man diese Kleidungs(uni)form eigentlich auch als eine Art "Einheits-Look" bezeichnen kann, wenn das nur ausreichend viele tragen, bemerkte ich erst später.

Jedenfalls veranlasste mein damaliger "Einheits-Look" meinen Vorgesetzten regelmäßig dazu, mich zwar mit einem freundlichen aber doch unmissverständlichen Nachdruck auf meinen direkten Kleiderordnungs-Verstoß hinzuweisen. "Ach und noch etwas Herr Reifegerste: Von unseren Einkäufern erwarten wir eine angemessene Frisur."
Allerdings drückte er damit genau auf meine empfindlichste Stelle (Autsch !!!). Denn wenn ich etwas überhaupt nicht leiden konnte, dann war es, wenn man mich unter Druck oder Zwang setzte oder wenn ich DAS oder JENES machen musste oder sollte. Das ging bei mir überhaupt nicht. Was hatte dem Dämlack bitteschön mein Haarschnitt zu interessieren, häh? Nichts! Gar nichts! Der sollte lieber mal seine Glatze nachpudern. So zog ich in Gedanken meinen Revolver, den ich damals für alle Fälle immer in meinem Revolvergürtel bei mir trug und verpasste dem Blödmann erst mal 'ne Kugel. Das war die einzig richtige Antwort auf seine Frechheit. Somit fiel meine Antwort und Wortwahl auf seine "respektlose Unverschämtheit" entsprechend kotzig und drastisch aus.


x

Durch meine damals noch unaufgearbeiteten Kindheitsverletzungen, reagierte ich äußerst gereizt auf jede Art von Druck oder Zwang, egal wer das war oder welche berufliche Position der- oder diejenige auch immer hatte. Das brachte mich bei so einigen Begegnungen auf die Palme und in knifflige Situationen. Erstaunlicherweise hat mir dieses pubertäre Widerstands-Verhalten im Berufsleben nie wirklich geschadet. (Na weil die anderen dachten: "Eijeijei, der Typ hat aber'n richtig fettes Problem.")

Nachdem ich meine Kindheitsverletzungen aufgearbeitet hatte, auch wenn das erst viele Jahrzehnte später passierte, war dieser Druck und Zwang dann vollkommen weg. Allerdings kann ich mich auch heute immer noch nicht mit einem Anzug und seinem "Uniform-Look" anfreunden. Er ist mir zu unpersönlich und einfallslos.

Als ich mich am nächsten Tag wieder beruhigt hatte entschied ich mich für einen Kompromiss, indem ich mir nur während eines Lieferantengespräches ein dunkles Sakko überstreifte und nach dem Gespräch das Teil sofort wieder über meine Stuhlrückenlehne hängte. Damit war für mich das Thema Anzug und Kleiderordnung vom Tisch. Das wurde vom Boss zwar nicht gern gesehen, aber letztendlich dann doch geduldet.

Groteskerweise bot man mir in diesem Laden nach 2 Jahren doch tatsächlich den Posten als "Assistent der Geschäftsleitung" an. Ich war über dieses Angebot doch schon überracht, denn ich passte mit meiner ganzen Persönlichkeit so gar nicht zu den Herren aus der Führungsetage in Anzügen und perfektem Kurzhaarschnitt.
Sylvie rief sofort begeistert: "Mein Peter macht endlich Karriere. Ich wusste, dass er irgendwann zur Vernunft kommt!"
Ich dachte dagegen: Assistent der Geschäftsleitung? Ist das nicht der Laufbursche des Chefs? Das heißt, ich mache die ganze Drecksarbeit und der Chef kassiert nachher die Kohle?
Also was tat Peter? Er lehnte NATÜRLICH ab. 'Tschuldigung Sylvie, aber das hätte niemals funktioniert. Ich konnte doch nicht "die Seiten wechseln" und diesen zwanghaften Profitsteigerungs-Wahnsinn auch noch unterstützen und weiter vorantreiben.

1981 hatte ich vom Großhandel und diesem krankhaften "Immer-mehr-Profit-machen-um-jeden-Preis" Prinzip endgültig die Schnautze voll und fing hauptsächlich aufgrund eines "Schicksalsschlags" in der Familie und nach vielen Gesprächen mit Sylvie bei einer großen Versicherungsgesellschaft an. Damals ging das alles noch ziemlich unkompliziert.

Doch auch in der Versicherung oder GERADE in der Versicherung wurde mir schnell klar, dass ein Angestelltenverhältnis grundsätzlich nicht mein Ding war, denn in diesem "Verhältnis" oder in dieser "Beziehung" fühlte ich mich immer eingezwängt und begrenzt, weil es da eben immer einen Chef oder Vorgesetzen gab, der seinen eigenen Vorstellungen oder Vorgaben folgte - was natürlich auch vollig OK war. Ich hatte aber so viele eigene Ideen und Träume, die alle laut nach Umsetzung und Auslebung schrien, die aber im Job nicht wirklich oder kaum gefragt waren. Also musste ich meine eigenen Ideen auf den Feierabend verschieben, doch dafür blieb abends kaum noch Zeit. Ich BRAUCHTE ABER ZEIT und Raum und Freiheit und das ganz besonders im Beruf. ("Na, der hat ja Ansprüche") Ich wollte endlich DAS machen, was ICH als richtig empfand und mich nicht ständig von anderen und deren Grenzen ausbremsen lassen. Und das ging klar in Richtung eigene Musik machen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Angestellt oder Selbstständig?
Scheinbare Sicherheit oder volles Risiko?

Mitte der 1980er
nächster Abschnitt ▼

Arbeitslohn für Arbeitsleistung?
Oder Lebensfreude durch Kreativität?


Mitte der 1980er wurde mir immer bewusster, dass das Arbeiten für einen Chef oder für eine Firma einfach nicht das Richtige für mich ist. Ich musste mein eigener Chef sein, nur so konnte ich meine eigenen Ideen auch umsetzen und diese zu einem Beruf machen. Ich musste mich entscheiden und einen klaren Schnitt im Berufsleben machen und der hieß: Raus aus dem Angestelltenverhältnis und rein in die Selbstständigkeit.

Doch wie sollte das gehen? Da war die Hypothek fürs Haus und noch ein Dutzend anderer Verpflichtungen. Ich war für die nächsten Jahre oder sogar Jahrzehnte gefangen in diversen finanziellen Abhängigkeiten. Das konnte und durfte so nicht weitergehen. Ich musste etwas Grundsätzliches verändern und das bedeutete: Ich musste mein Leben von Grund auf ändern und einen klaren Schnitt unter mein bisheriges Leben machen.

Und das bedeutete:
Wir müssen raus aus dem Wust von diversen finanziellen Abhängigkeiten. Wir müssen Schluss machen mit unseren ganzen angstmacherischen "Man-muss-sich-doch-absichern" Versicherungen und deren Slogans: "Damit ist man auf alles vorbereitet!". Blödsinn. Ist man nämlich nicht. Wir müssen raus aus diesem unüberschaubar gewordenen "Das-macht-man-doch-so" Gewohnheits- und Anpassungs-Korsett. Wir führten kein wirklich freies Leben sondern nur eine Illusion, mit einer unsichtbaren Eisenkugel an den Füßen.

Wir wollten aber endlich unser eigenes Leben führen, auch wenn das bedeutete ohne Eigenheim, ohne "sicheren" Beruf und ohne "sicherem" Einkommen zu leben. Wir brauchten also einen kompletten Neustart, auch wenn das erstmal völlige Unsicherheit, Ungewissheit und natürlich jede Menge Ängste bedeutete.

Bewusst sich seiner größten Angst stellen:
Doch für einen kompletten Neustart unseres Lebens, müssen wir eine Grenze überschreiten und diese Grenze heißt: Unsere Angst, unsere Furcht, unsere Zweifel, unsere Ungewissheit und Unsicherheit vor einem ganz neuen Leben ohne die gewohnten "sicheren" Sicherheiten. Können wir das überhaupt? Sind wir dafür wirklich (schon) bereit?

Und irgendwann zwischen 1989 und 1991 waren wir dann endlich dazu bereit.


x

Sie denken jetzt vielleicht: "Aber dafür muss man doch nicht gleich alles aufgeben was man sich im Leben hart erarbeitet hat. Eigene Ideen kann man doch auch nebenbei oder am Wochenende oder im Urlaub ausleben".

Nein. Was Sie beschreiben nennt man Freizeitbeschäftigung, Steckenpferd oder Hobby. Wir wollten unsere Ideen und Vorstellungen aber als Beruf leben. Das funktioniert aber nicht, wenn man das nach Feierabend oder am Wochenende macht. Dafür muss man sich voll in die Sache reinknien. Und damit meine ich jeden Tag, jedes Wochenende und das nicht nur von 8-17 Uhr. Das ist ein Full Time Job. Aber das Wichtigste dabei ist: Man muss Freude an der Arbeit haben und man muss absolut überzeugt davon sein, dass man sein Ziel erreichen wird, egal wie lange es auch dauern mag und egal wie viele "Rückschläge" man auch einstecken muss. Ohne diese Einstellung wird es immer (nur) ein Hobby bleiben. Und als Hobby ist das ja auch völlig in Ordnung.

Und so brachen wir Anfang 1992 alle Brücken in Deutschland ab und wanderten mit Hund und 3 Katzen nach Spanien aus und zwar nur mit dem was wir am Leibe trugen und was zusammen mit unseren Tieren in unseren VW Passat Combi passte. Mehr nicht. Kein Umzug oder Wohnortverlegung, sondern einen wirklichen Neustart, ohne Job und ohne Versicherung, abgesehen von der Autoversicherung. Uns war klar, dass wir diesen harten Schnitt machen mussten. Nur so, nur wir beide und nur mit leichtem Gepäck wäre es möglich, unsere Träume, Ideen und Visionen auf eine uns bis dahin noch nicht bekannte Weise irgendwie beginnen und als Berufung leben zu können. ("Leute Leute. Und das soll funktionieren?")

Schon mal Vorblättern zu:
Ibiza: Das große Abenteuer

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

"Umgekehrte" Einstellung

nächster Abschnitt ▼

Besonders beim Thema Arbeit, Beruf und Geld verdienen hatte ich eigentlich immer schon meine eigene "umgekehrte" Einstellung zur allgemein üblichen Auffassung. Damit meine ich:
Zuerst steht für mich die Freude und die Begeisterung an der Arbeit und dann kommt das Geld verdienen - und nicht umgekehrt. Ich habe die Einstellung: Wenn ich die Arbeit mit Liebe und mit meinem Herzen mache, was ich meistens tue, kommt das Geld ganz automatisch von allein "hinterher geflogen", ich ziehe es durch meine freudige Einstellung zur Arbeit quasi "magisch" an. Ich konzentriere mich also NICHT auf: "Wo oder womit kann ich das meiste Geld verdienen?", denn symbolisiert für mich in eine "alte Welt". Stattdessen konzentriere ich mich auf: "Wo kann ich beruflich die meiste Freude und Erfüllung haben? Bei welcher Arbeit springt mein Herz vor Freude?"
Doch im nachfolgenden Abschnitt nochmals besser erklärt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Meine 1. Einstellung (1/3) = Die Liebe an der Arbeit

nächster Abschnitt ▼


Das Wichtigste im Beruf war und ist für mich immer die Freude und die Erfüllung, die ich bei der Ausübung und Umsetzung meiner Arbeit empfinde, das steht für mich immer an erster Stelle. Ich will diese Begeisterung zu 100% fühlen und spüren, ich will in die Arbeit eintauchen und ein Teil von ihr werden. Und dabei ist es unwichtig wieviel Zeit das dauert oder wieviel Aufwand das benötigt. Und wenn ich da voll eingetaucht bin, dann kann ich nicht nach 8 Stunden einfach "den Hammer fallen lassen" und Feierabend machen, wenn ich mich noch voll in der Begeisterung befinde, nur weil die Uhr "Feierabend" anzeigt. Das geht für mich gar nicht. Wenn ich diese Begeisterung spüre, dann muss ich unbedingt "am Ball bleiben" ohne auf die Uhr schauen zu müssen, weil ich im Geiste schon genau das fertige Ergebnis vor Augen habe. Ich KANN dann nicht einfach abbrechen sondern muss unbedingt dranbleiben.

Das eigentliche "Geld verdienen", also die Summe des Geldes für meine vollbrachte Arbeit, für meine Zeit oder für das Ergebnis, spielt eher eine untergeordnete Rolle. Auch die weit verbreitete Einstellung: "Stöhn, hoffentlich ist bald Feierabend oder Wochenende oder Urlaub" (von der Arbeit) trifft auf mich nicht wirklich zu. Das bedeutet nicht, dass ich das Gefühl nicht kenne.

Doch bis zur wirklichen Gelegenheit und praktischen Umsetzung meiner Einstellung brauchte ich allerdings noch viele Jahre Erfahrung im "harten" Berufsleben, wo ich diese Einstellung natürlich nur sehr begrenzt leben konnte, weil es da vorwiegend die "8 Stunden" Arbeitseinteilung gab sowie diese diversen Vorgaben, Vorschriften, Anweisungen und Anordnungen. Ich fühlte mich in meiner Kreativität ständig begrenzt und eingezwängt. Wie oft dachte ich: "Peter, was machst du hier eigentlich? DU BIST HIER VOLLKOMMEN FALSCH !"
Erst ab Mitte meines Lebens wagte ich dann die berufliche "Reißleine" als Angestellter zu ziehen und endlich auf meine innere Stimme und auf mein Herz zu hören, um auch im Beruf selbständig arbeiten zu können.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Auch "das Wünschen" will gelernt sein

nächster Abschnitt ▼

Diese "umgekehrte" Einstellung habe ich auch bei der Umsetzung so mancher meiner Wünsche gehabt. Hier ein Beispiel dafür:
Ich habe schon seit langem den Wunsch in einer ländlichen und ruhigen Umgebung auf dem Land zu wohnen und das am liebsten in einem geräumigen Haus mit viel Natur um mich herum.

Damit meine ich NICHT: "Also so würde ich gerne irgendwann einmal leben".
Nein, damit meine ich: Dieser Wunsch muss ein wirklich inniger Wunsch sein, den ich tief im Herzen fühle. Und wenn ich jetzt in diesem Moment daran denke, dann sehe ich mich in Gedanken bereits an diesem Ort und in diesem Haus, wie ich von einem Zimmer ins andere gehe, wie ich aus einem Fenster schaue und mir die weite und offene Natur genau ansehe. Ich spüre, wie mein Herz vor Glück und Freude überquillt, jetzt, in diesem Moment.
In meinen Gedanken ist alles bereits Realität.

Was? Ihr Verstand sagt ihnen: Moment mal, hat der denn überhaupt das Geld dafür?
Nein sage ich, das Geld habe ich nicht.
Aaaaahhha! Na dann wünsch mal schön weiter. Ich hatte auch mal so meine Wünsche, aber die muss man sich auch leisten können.
So denken bestimmt viele von uns. Aber muss es deshalb auch richtig sein?
Ich glaube es gibt immer mehrere Möglichkeiten.

Ich konzentriere mich also nicht auf: Wie bekomme ich bloß das fehlende Geld zusammen? Bin ich überhaupt in der Lage, soviel Geld zu verdienen? Sondern ich konzentriere mich nur auf meinen Wunsch. Und wenn die Erfüllung des Wunsches meinen Lebensweg nicht behindert sondern vielleicht sogar unterstützt, dann wird sich die Umsetzung des Wunsches auf irgendeine Weise zeigen, vielleicht nur nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es gibt viele Möglichkeiten der Realisierung. Mit Geld zu bezahlen ist dabei nur eine Möglichkeit.

Ich habe für mich u.a. folgende Möglichkeit der Realisierung herausgefunden:
Wenn ich einen wirklich innigen Wunsch tief in meinem Herzen fühle, aber nicht weiß, wie ich ihn mir erfüllen kann, dann habe ich folgendes für mich herausgefunden:

  1. Ich konzentriere mich genau auf meinen Wunsch und formuliere ihn so korrekt wie möglich, entweder laut oder in Gedanken.
  2. Dann sende ich diesen Wunsch ganz gezielt mit einer klaren Absicht hinaus in den Kosmos.
  3. Ich bin überzeugt davon, dass mein Wunsch gehört wurde. Ich lasse ihn los und grüble nicht ständig darüber nach.
  4. Ab jetzt achte ich täglich darauf, was mir im außen begegnet. Dazu gehören alle wenn auch noch so unscheinbaren Gespräche und Situationen. Denn ab jetzt kann sich überall ein Hinweis oder eine Botschaft "verstecken", die an mich gerichtet ist. Das gilt auch für meine nächtlichen Träume.
  5. Denn eins ist sicher: Ich WERDE einen Hinweis bekommen.

Doch aufgepasst! Dieser Hinweis heißt NICHT: "Spiele diese Woche Lotto mit den Zahlen...". (Ohhhh... schade) Der Hinweis kann auch auf eine in mir noch vorhandene Blockade oder Schutzfunktion hinweisen, die es sich jetzt lohnt anzuschauen. Es gilt also nicht nur wachsam zu sein sondern auch um Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.
"Also dass das mit den Lottozahlen nicht klappt, find' ich echt blöd".


"Geld ist das Wichtigste im Leben".

Ach Papperlapapp. Die wichtigsten Dinge im Leben kann man sich mit Geld nämlich nicht kaufen, auch wenn es einige gibt, die das tatsächlich immer noch glauben.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Die "Alte Welt" und die "Neue Welt"

nächster Abschnitt ▼

Wie bereits erwähnt, gehört für mich die weit verbreitete Einstellung: "Womit kann ich das meiste Geld verdienen?" in die "alte" Weltanschauung. Das beinhaltet: "Hauptsache das Geld stimmt. Nach mir die Sintflut. Die Anderen sind mir doch so was von egal". In diese "alte" Weltanschauung oder auch Lebenseinstellung gehört auch:

Dazu passender Beitrag:
Die "Alte Welt" und die "Neue Welt" Wir befinden uns mittendrin in einem umwälzenden Veränderungsprozess, der sich auf alle Bereiche unseres Lebens bezieht und davon sind alle Bewohner dieser Erde betroffen. Dieser Prozess der Schwingungserhöhung und Energieanhebung ermöglicht es allen Lebewesen, sich von den Jahrtausende alten "schweren" Denkmustern, Verhaltensweisen und Strukturen zu befreien und hin in die Leichtigkeit, in die Bewusstwerdung und in die Neuorientierung zu bewegen. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Meine 2. Einstellung (2/3) = Solo Papel

nächster Abschnitt ▼

Solo Papel ist spanisch und bedeutet = Nur Papier. Damit meine ich: GELD ist nur Papier, GELD ist nur ein Schein, wie der Geld-schein oder der Mond-schein. Beides selbst hat kein eigenes Licht, es scheint nur das Licht der Sonne wider. Wie "Schein" schon sagt = Es ist eine Wahrnehmungstäuschung = es scheint nur so. Wie beim Geld: Geld ist eine Erfindung des Menschen und der Wert des Geldes ist nur ein Schein, so wie es das Wort Geldschein schon sagt.

Es gibt nur einen "wahren und echten Wert". Und jetzt können Sie selbst entscheiden, was für Sie der "wahre Wert" ist. Äh, lassen Sie mich raten: "Natürlich Geld, Zaster, Knete, Piepen Schotter. Was denn sonst?"

Mit "umgekehrte" Einstellung zum Thema Geld meine ich also: Geld hat für mich keinen echten, wirklichen Wert sondern ist nur eine Symbolfigur für einen Tauschhandel = nämlich Geld gegen eine bestimmte Ware oder Dienstleistung.

Klarstellung:
Natürlich respektiere und wertschätze ich den Wert des Geldes, den man im Austausch für verrichtete Arbeit oder Dienste bekommt, das ist völlig klar, denn ich habe über das Geld sowie über seinen Schein enorm viel über mich selbst gelernt. Aber oft wird der Wert des Geldes von uns als "das einzig Wahre" hingestellt und als eines der höchsten Werte und Ziele des Lebens dargestellt, sodass wir dadurch die wirklichen Werte des Lebens und des Zusammenlebens leicht aus den Augen verlieren - aus dem Herzen verlieren.

Doch ob es uns nun passt oder nicht, wir müssen unsere bisherige Lebensart, unsere bisherige Einstellung und unserer bisherige Denkweise grundlegend hinterfragen und verändern, wenn auch noch die nächsten Generationen der Spezies Mensch auf der Erde überleben sollen.
Die Erde ist kein Supermarkt (mehr) und auch keine Börse, wo man mit Erd-Ressourcen und Erd-Produkten, und mit MENSCHEN und TIEREN !!! handelt, feilscht und spekuliert und dabei allein der Profit, also allein das Geld zählt. Auch wenn einige doch immer noch meinen, dass man mit Geld alles regeln oder erkaufen kann.


nächster Abschnitt ▼

DARUM ist Geld eben "nur" Papier
Sicher kann man mit Geld vieles kaufen, aber diese Dinge eben nicht.
Denn:

Oder auf den Punkt gebracht: Mit Geld kann man keine neue Erde kaufen.
Denn: Geld ist eben "nur" Papier = Solo Papel.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Meine 3. Einstellung (3/3) = Einfach machen

nächster Abschnitt ▼

Ja, einfach machen, also einfach tun, wenn das Herz vor Vorfreude jubiliert, auch wenn "die ganze Welt" das für bescheuert hält. Dabei sind Gedanken vor künftigen Problemen oder gar ein Scheitern nicht zu ignorieren oder zu verdrängen sondern im Gegenteil bewusst anzusehen und anzunehmen. Ich frage mich dann:

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Die Steine auf meinem (Lebens) Weg

nächster Abschnitt ▼

Ich habe die Einstellung: "Der Weg zum Ziel ist (für mich) immer frei. Alle Hindernisse und Steine auf meinem (Lebens)Weg habe ich MIR SELBST IN DEN WEG GESTELLT, um meine eigenen Probleme, Blockaden - oder Schutz - besser erkennen zu können".
Es gilt zu verstehen, dass meine Sorgen und Probleme eine Unterstützung, Hilfe und Weckruf sind und dass jetzt die Zeit gekommen ist, mich meinen Problemen zu stellen und mir dabei auch meinen aufgebauten Schutz anzusehen.

Und durch das ehrliche Ansehen und Ansprechen der eigenen Probleme, durch das "auf den Tisch legen" oder "ans Licht bringen", kann sich mein Problem nicht weiter im Verborgenen verstecken und ein Eigenleben führen. Denn alles was im Licht steht und mit dem Licht der Wahrheit angestrahlt wird, kann gesehen werden und verliert dadurch seine verborgene Macht.

Mit "umgekehrte" Einstellung zum Thema Geld verdienen meine ich also auch: Egal WER, WAS oder WIE auch immer jemand etwas sagt, egal mit welchen Fakten und Beweisen diese vorgelegten "Tatsachen" auch immer untermauert sein mögen: Ich höre nur auf meine innere Stimme, also auf mein Gefühl und auf mein Herz. Und wenn meine innere Stimme sagt: "Ja Peter, das fühlt sich echt und richtig an", dann mache ich es einfach.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen | Start Kapitel ▲

Mein wahrer Beruf = Berufung

nächster Abschnitt ▼

Beruf kommt von Berufung, also dem inneren Ruf zu folgen.


Um eine "anständige" Berufsausbildung vorzeigen zu können, habe ich anfangs (zähneknirschend) Bürokaufmann gelernt. Doch ich machte das nur zur Beruhigung meiner Eltern, damit ich ihnen dieses Blatt Papier mit der Aufschrift "Abgeschlossene Ausbildung zum Bürokaufmann" vorzeigen konnte, welches ich nach zwei Jahren Pauken und Auswendiglernen bekam, um es dann zuhause in irgendeinem Ordner (für immer) abzulegen.

Später habe ich dann noch mehrere Berufe erlernt und darin gearbeitet, bei denen ich Spaß hatte und die auch einen Sinn für mich machten. Ab Anfang der 1980er Jahre dann auch als Selbstständiger. Aber mein Ansporn bei allen meinen Tätigkeiten war überwiegend meine Begeisterung und Freude an dem, was ich da gerade machte. Das eigentliche Geld verdienen war dabei fast immer zweitrangig.

Doch mein wahrer Beruf = Berufung ist Menschlichkeit. Das bedeutet, ich helfe Menschen zurück zu ihrer Liebe zu finden. Schon seit frühester Kindheit wurde ich auf diese und andere Aufgaben hin kontinuierlich vorbereitet und geschult.
Übrigens trifft das auf alle von uns zu. Die eigene Erkenntnis darüber hängt allerdings von der Bewusstheit jedes einzelnen ab.

Schon mal Vorblättern zu:
Gabe, Begabung, Gegenpol, Aufgabe


---- Ende Kapitel 7 ----

Start Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 8: Musiker und Komponist

Musik war schon immer mein Ding

nächster Abschnitt ▼

Musik ist doch nur brotlose Kunst, damit läßt sich doch kein Geld verdienen. Also lern' was Anständiges.


Ab Beginn der 1980er Jahre und in den weiteren 25 Jahren, habe ich mich intensiv als Musiker, Komponist und Produzent betätigt, wobei der Schwerpunkt klar auf das Komponieren gerichtet war. Doch bis es soweit war, warteten noch jede Menge Herausforderungen auf mich:

Soweit ich zurückdenken kann, war Musik schon immer mein Ding. Bereits als kleiner Knirps Mitte der 1950er Jahre hing ich ständig an der elterlichen Kuba Musiktruhe und suchte Sender, die vorrangig die englischsprachigen Hits spielten. Ich konnte die Melodien sofort nachsingen und im Gedächtnis behalten und das ging in den nächsten Jahren immer so weiter.

Später in der Schule hatte ich im Musikunterricht immer eine eins. Da merkte ich das erste Mal, dass andere Schüler Probleme beim Singen hatten. Ich verstand deren Schwierigkeiten Melodien zu singen anfangs überhaupt nicht, für mich war der Musikunterricht nur schrecklich einfacher Pipifax. So kam es denn auch, dass ich bei einer Schulaufführung in der Aula irgendwas vor Publikum vorsingen musste. Ich erinnere mich noch wie die Lehrerin mich auf der großen Bühne mit den Worten ankündigte: "Und hier kommt unser kleiner Caruso". Der Stimmbruch bescherte meiner aufkeimenden Gesangskarriere dann allerdings ein jähes Ende.

Ich erinnere mich auch, wie enttäuscht ich war, weil mein Vater in diesem Moment nicht zugegen war, um mich dort oben sehen und hören zu können. Er war schon bei so vielen anderen Anlässen nicht dabei gewesen, wie bei meiner Einschulung, bei Sportwettkämpfen der Schule oder bei wichtigen Spielen meiner Fußballmannschaft. Ich sollte mich schon mal an diesen Umstand gewöhnen, denn ich erinnere mich nicht daran, ihn jemals zu irgendeiner Veranstaltung gesehen zu haben.

Erst viele Jahre später, als mein Vater bereits verstorben war, erkannte ich den Grund seiner permanenten Abwesenheit. Er musste Überstunden schieben, nur so bekam er als einfacher Arbeiter das nötige Geld für Frau und zwei Kinder zusammen. Dadurch hat es uns zwar zu keiner Zeit an irgendwelchen materiellen Werten gefehlt, aber dadurch fehlte er als Vater. Diesen wahren Grund seiner ständigen Abwesenheit kannte ich als Kind natürlich nicht. Ich dachte, dass er kein Interesse an uns hatte.
Was für ein (kindlicher) Irrtum.

Überhaupt wusste ich als Kind kaum etwas über meinen Vater, schon weil er so selten da war. Ich spürte nur, dass er große Erwartungen an mich hatte, die er aber für sich selbst nicht umsetzen konnte, dafür war er zu unsicher und mental zu unstabil. Zudem hatte er große Minderwertigkeitsgefühle und starke Versagensängste. Doch diese Schwächen durfte sein Sohn keinesfalls an ihm bemerken, deshalb kaschierte er sein Verhalten mit vorgetäuschter Härte. Und so projizierte er all seine unerfüllten Wünsche auf mich, seinen Sohn. Denn sein Sohn sollte später unbedingt eine abgeschlossene Lehre machen, damit er auf keinen Fall als einfacher Arbeiter sein Geld verdienen müsste, so wie er. Wenigstens diese eine Sache würde er mit aller Macht durchsetzen.

Doch es sollte ganz anders kommen, denn sein Sohn hatte ganz eigene Pläne. Außerdem hatte ich seine Absichten längst durchschaut und dadurch wurde sofort mein Verweigerungsautomatismus aktiviert.

Rückblick:
Mein Verweigerungsautomatismus

Übrigens:
Meinem Vater war nicht bewusst, dass ER seine Minderwertigkeitsgefühle und Versagensängste von seinem Vater geerbt hatte und dass dieser wiederrum das von SEINEM Vater vererbt bekam.
"Ach ja? Das is ja 'n Ding. Und was hatte ICH jetzt alles von MEINEM Vater geerbt? Doch nicht etwa SEINE Minderwertigkeitsgefühle und Versagensängste. Nee näh? Oder doch?"

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Hippies und Flower-Power

1967
nächster Abschnitt ▼

Hippies? Waren das nicht diese durchgeknallten Kiffer aus den 60ern?

Richtig ist: Hippies waren Jugendliche in den 1960ern, die sich friedlich gegen den Konsumwahnsinn und die damaligen Lebens- und Moralvorstellungen protestierten und sich für eine humanere und friedliche Welt einsetzten. Dadurch hatten sie großen Einfluss auf das Denken und Handeln in unserer heutigen Welt. So beförderten sie bedeutend die sexuelle Revolution, den Umweltschutz, Antirassismus sowie die allgemeine Auflösung der damals gängigen autoritären Machtstrukturen in Familie und Gesellschaft. Doch wie bei jeder "gefährlichen" Jungendbewegung, reagierte man auch hier mit den altbewährten "Gegenmaßnahmen", wie die Glaubwürdigkeit zerstören und die Leute ins Lächerliche ziehen. Das klappt eigentlich immer hervorragend. Nichts ist gefährlicher für die Mächtigen dieser Erde, als selbstdenkende Untertanen.


Mein musikalisches Interesse keimte erst 1967 als ich 15 wurde wieder auf, nämlich als ich mir zum Geburtstag eine Akustik Gitarre wünschte und diese dann auch tatsächlich bekam. Sodann verbrachte ich viel Zeit damit, mir das Spielen selbst beizubringen und ununterbrochen zu üben.
Schnell versah ich die Akustik Gitarre mit einem Tonabnehmer, sodass daraus auch eine E-Gitarre wurde. Diesen Sound jagte ich dann durch mein altes Grundig Tonbandgerät, indem ich mit einem Kabel eine einfache Feedbackschleife erstellte, sodass aus meinem alten Tonbandgerät kurzerhand ein E-Gitarrenverstärker wurde. Und schon hatte ich einen verzerrten Heavy Metal Sound, der über die Stereoanlage aus meinen riesigen selbstgebauten Lautsprecher-Boxen aus Pappkartons dröhnte. Meine Eltern waren "begeistert", denn so einen "Krach" hatten sie (und die Nachbarn) noch nie gehört. Meine Güte, wie kann man sich nur so aufregen?

1967 hörte ich den Titel Nights in White Satin von Moody Blues und war fasziniert von den Streicherklängen. Ich fragte mich: "Das sind doch keine "echten" Streicher sondern irgendwas Synthetisches". Auch bei Bands wie Pink Floyd und Led Zeppelin sowie auf Space Oddity von David Bowie waren wieder diese synthetischen Streicher zu hören. Wie machen die das bloß, fragte ich mir damals.

Doch wie sollte ich das Ende der 1960er rausbekommen? Das war unmöglich. Das Internet, wo ich das mit einem Klick erfahren hätte, sollte erst 30 Jahre später "erfunden" werden. Und so geriet meine Neugier über die synthetische Klangerzeugung schnell wieder in Vergessenheit. Erst als ich mir Anfang der 1980er selbst einen Synthesizer kaufte, fiel mir meine Frage von damals wieder ein und hatte jetzt eine Antwort darauf: Die Streicherklänge bei Moody Blues und Pink Floyd kamen von einem der ersten Synthesizer.

1969 kaufte ich mir meine ersten beiden LPs. Die eine war von der britischen Blues-Rockband Cream u.a. mit Titeln wie Sunshine Of Your Love und die andere LP Namens Are You Experienced von Jimi Hendrix. Diese Songs haben mich umgehauen und endgültig zur Rock-Musik gebracht. Daraufhin begann ich Rock-LPs zu sammeln und in speziellen LP Kunststoff-Boxen, die man neben- und übereinander stapeln konnte, aufzubewahren. So sind in den kommenden Jahren dann schon ein paar Hundert LPs zusammengekommen.

Damals fingen viele an zu rauchen. Natürlich probierte ich das mit 17 auch mal, fand aber überhaupt kein Interesse daran, auch wenn ich damit schnell zur Minderheit gehörte und total uncool wirkte. Auch mit dem Haschisch oder Marihuana rauchen konnte ich nichts anfangen. Denn nachdem die Leute das Stadium des irrsinnigen Kicherns endlich hinter sich hatten, kam der totale Absturz in eine interessenlose Gleichgültigkeit. Die schnallten überhaupt nichts mehr. Das Zeug machte auf längere Zeit plemplem in der Birne. Zu dieser Einsicht kam ich auch 30 Jahre später als ich auf Ibiza lebte. Die meisten Leute die das Zeug rauchten machten auf mich den Eindruck, als wenn bei ihnen alle paar Monate ein paar mehr Gehirnzellen abstarben. Sie selbst schienen von dieser Entwicklung nichts mitzubekommen. Vielleicht war die entsprechende Erinnerung in den Gehirnzellen abgespeichert, die jetzt (für immer?) futsch waren.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Meine Generation und die Rockmusik

1967
nächster Abschnitt ▼

Für mich war Musik zu dieser Zeit so unendlich viel mehr als nur ein paar Leute, die irgendeinen Song trillerten. Für mich war es wie eine gewaltige Explosion, die mir eine Tür in eine neue grenzenlose Welt öffnete. Musik war für mich eine klare Botschaft von der Befreiung aus meinen Zwängen und Vorschriften. Es war ein Aufruf zum Handeln. Insbesondere viele Heavy Metal Gitarren-Riffs schrien diese Botschaft förmlich heraus: "Steht auf und lasst Euch nicht mehr alles verbieten! Die Zeit des blinden Gehorsams ist vorbei!" Schluss mit diesem verknöcherten und verlogenen Spießertum meiner Elterngeneration und Schluss mit diesen unerträglichen Schlager-Schnulzen.

Auch die Schallplattenbosse wurden auf diesen "musikalischen Trend" aufmerksam, waren aber hauptsächlich am Big Money, was man mit der Rock-Musik machen konnte interessiert, ob da irgendeine Botschaft mitschwang, war den meisten völlig egal. Das wollten sie auch gar nicht verstehen, sie verstanden nur eines:
"Damit können wir jede Menge Kohle machen. Los Leute, schwärmt aus und redet diesen Langhaarigen ein, dass sie die größten sind und wir sie berühmt und reich machen. Und bringt sie dazu, unseren Plattenvertrag zu unterschreiben".
Viele damaige Bands fielen auf das Gesülze rein und ließen sich einen Knebelvertrag aufschwatzen, den sie gleich nach ihrem Auftritt direkt auf der Automotorhaube des Schallplattenagenten unterschrieben:
"Unterschreibt hier und schon morgen kann sich jeder von Euch auch so eine fette Karre kaufen".
Erst später merkten die Bands, dass nur einer reich wurde und das war der Schallplattenboss. Einige heutige weltbekannte Bands haben diese Erfahrung gemacht und viele Jahre für'n Appel und'n Ei gespielt.

Lassen Sie mich auch das sagen:
Paul McCartney und die Beatles sowie auch noch viele andere haben mit ihrer Musik und ihrer Ausstrahlung die Welt für immer verändert. Sie haben so unendliche viele Menschen auf der ganzen Welt inspiriert und eine Botschaft von Hoffnung und Frieden ausgestrahlt und das bis in die heutige Zeit.

Die Generation meiner Eltern verstanden diese Botschaft nicht. Für sie war der zweite Weltkrieg mit den unvorstellbaren Gräueltaten sowie ihren eigenen Erlebnissen gerade mal 15 Jahre vergangen. Sie sehnten sich nach Frieden, Normalität und Wohlstand. Und plötzlich drehten ihre Kinder völlig durch, nur weil da irgendeine Musikkapelle aus langhaarigen Jungs Yeah Yeah Yeah rumschrien. Natürlich verstanden sie das nicht. Sie hatten keine Ahnung welche gesellschaftliche Umwälzung sich direkt unter ihren Augen abspielte. Von einer "Botschaft" wussten wir Jugendlichen damals natürlich auch nichts, aber irgendwie ahnten wir, dass eine gewaltige Veränderung im Gange war. Und die ging zum Teil auch von uns Jugendlichen aus.

Doch wirklich peinlich wird es, wenn die Idole von damals 60 Jahre später als Rock-Opas immer noch ihre Hits von früher zum Besten geben wollen, auch wenn das heute wegen dem Herzschrittmacher und der neuen Hüftgelenke nur noch auf dem Stuhl sitzend geht. Dafür haben einiges dieser 80plus Rentner aber erstaunlicherweise immer noch ihre pechschwarzen Haare. Gelobt und gepriesen sei hier die Pharmaindustrie. Doch spätestens beim Runterleiern ihrer alten Beat-Songs haben diejenigen von uns, die diese Jungs damals noch live erlebt haben, so wie ich, nur noch Mitleid mit diesen alten Opas, denn ihre einstigen Protestsongs klingen heute so faltenfrei glatt gebügelt und frisch gewaschen, wie ihre Medikamentenschachteln, die im Notfall greifbar unter ihrem Stuhl liegen. Ihre einstige freche, kraftvolle und gesellschaftskritische Botschaft und Darbietung, wirkt heute, 60 Jahre später, doch schon etwas lächerlich. Es erinnert mich an ein paar greise Schauspieler, die im Alter von 80 Jahren immer noch meinen, jugendliche Liebhaber spielen zu können.
"Jungs, ihr habt mit Eurer Musik wirklich etwas bewegt in den Köpfen und Herzen der Menschen. Seid stolz auf Euren Mut und bewahrt Euch Eure Erinnerungen daran. "Mann" muss spätestens im Alter wissen, wann Ruhm und Eitelkeit der Weisheit seinen Platz übergeben sollte."

Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
Ich weiß genau, was Du meinst. Immer wenn ich den Mickie auf der Bühne mit seinem I Can't Get No Satisfaction sehe, dann kullern mir schon mal die Tränen runter. Du meine Güte, der Junge muss ja Höllenqualen leiden.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Diese langhaarigen verlausten Affen

1969
nächster Abschnitt ▼

Meine Eltern hatten sich gerade mal zähneknirschend an die Beatles, an deren Frisur und die Beatmusik gewöhnt, die Anfang der 60er die totale Massen-Hysterie bei den Jugendlichen auslöste, da wurden sie Ende der 60er mit der nächsten Schockwelle konfrontiert, als die Haare der Jungs immer länger wurden und die Musik immer härter und lauter dröhnte.

Doch jetzt wollte ihr Sohn 1969 auch noch zu diesem ➚ Woodstock-Festival. JA SICHER WOLLTE ICH DA HIN ! Jimi Hendrix, The Who, Joe Cocker, das war meine Musik. Für meine Eltern war das nur schrecklicher Krach von verlausten langhaarigen Affen, wie mein Vater sie nannte. Und ihr aufsässiger Sohn sah diesen Affen von Tag zu Tag auch noch immer ähnlicher. Das musste hart für meine Eltern gewesen sein.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Haareschneiden: Symbol der Demütigung und Erniedrigung

1970
nächster Abschnitt ▼

Einen ganz wichtigen Anteil dabei spielten die langen Haare der Jungs. Sie waren sozusagen das optische Zeichen des Widerstandes und der Rebellion. Viele Jahrhunderte lang galt das gewaltsame scheren der Haare als öffentliches Symbol der Demütigung, der Entwürdigung und der Erniedrigung sowie der brutalen und zwanghaften Unterwerfung von andersdenkenden Personen, Gruppen und ganzen Völkern durch die jeweiligen Machthaber des Landes. Deshalb standen lange Haare für Rebellion, Protest, Auflehnung, Aufbruch und Befreiung und waren das Motto der kommenden 1970er Jahre. Und das war auch für mich als 17jähriger der Anstoß und Beginn für meinen ganz eigenen äußeren und inneren Befreiungsprozess.

x
Peter mit 17 IN THE SUMMER OF '69

x
1969: Der "junge Krieger" mit Freund Kuno

Das öffentliche Symbol der Demütigung und Erniedrigung
Diese "Lange-Haare-Nummer" galt ganz besonders für mich. Ich weiß noch genau als ich im April 1970 in die Lehre ging und mein Vater vehement darauf bestand, dass ich dort ja mit einem "anständigen" Haarschnitt erscheinen sollte. Doch alles in mir sperrte sich mit unglaublicher Härte dagegen. Als ich mich beim Friseur in seinen Stuhl setzte und im Spiegel mit ansehen wusste, wie er langsam meine langen Haare abschnitt, tat es mir körperlich richtig weh. Mit jedem Schnitt seiner Schere verlor ich auch ein Stück Würde und Freiheit. Ich fühlte mich wie ein geächteter, dem man seinen Willen brach und zum Zeichen seiner Schande die Kopfhaare kahl schor. Ja, genau so fühlte ich mich. Ich wurde auf diesen Folterstuhl gezwungen mich kahl scheren zu lassen. Das Ergebnis war das öffentliche Symbol der Schande, Demütigung und Erniedrigung, dass jeder sah und jeder verstand. Als ich mit meinem "Fassonschnitt" in die Öffentlichkeit trat, fühlte ich förmlich die verächtenden Blicke der anderen in meinem Nacken brennen. Ich fühlte mich im Leben noch nie so erniedrigt, wie in diesem Moment.


x

Rational gesehen ist das natürlich absoluter Quatsch, aber ganz genauso fühlte ich mich damals. Aber wieso hatte ich diese starken Gefühle von Schande und Erniedrigung, obwohl man mir doch "nur" die Haare schnitt? Als fast 18jähriger konnten diese Gefühle unmöglich zu mir gehören, denn so ein schreckliches Gefühl beim Haareschneiden kannte ich ja bisher überhaupt nicht. Trotzdem war es mir unmöglich, diese Gefühle von zwanghaftem "geschoren werden" zu verdrängen. Danach konnte ich über viele Jahre hinweg zu keinem Friseur mehr gehen.

Schon mal Vorblättern zu:
Die Aufarbeitung

Wenn ich heute 2022 moderne Männerfrisuren sehe, bei denen bewusst die Kopfhaare kahl geschoren sind, dann erschreckt es mich im ersten Moment und ich bekomme ein beklemmendes Gefühl. Ich frage mich dann: Wie kann man sich nur freiwillig so ein schreckliches Symbol für Zwangsarbeit und gewaltsame Unterdrückung, Erniedrigung und Verachtung verpassen lassen, denen sich Millionen Menschen und ganze Völker unterwerfen mussten? Doch dann denke ich auch: Vielleicht ist aber auch diese Ahnungslosigkeit oder Unbekümmertheit der Träger, der Weg zu einer Heilung.

Moment mal: Meine Gefühle von Erniedrigung und Demütigung hatte ich doch bereits mit meinen Pickeln? Besteht da womöglich ein Zusammenhang?

Rückblick:
Pubertät und Pickeln

Meine Eltern ließen mir wirklich viele Freiheiten, doch mit meinen Klamotten, den verwaschenen Jeans, meinen langen Haaren und meinem Bart ab Ende der 1960er kamen sie überhaupt nicht klar. Ständig nörgelten sie an mir herum und drängten mich zu einem "anständigen" Haarschnitt. Das ging so weit, dass sie drohten, mich in ein Haus für schwer erziehbare Jugendliche zu stecken, falls ich nicht endlich "zur Vernunft" kam. Natürlich ließen mich diese Drohungen völlig kalt. Irgendwann begriffen sie, dass so ein Vorgehen bei mir sinnlos war. Genauso gut hätten sie einem Fluss das fließen verbieten können.

Selbstverständlich durfte ich auf keinen Fall zu diesen verlausten arbeitsscheuen langhaarigen Affen mit ihrer Negermusik nach Woodstock fahren, schon wegen der Schule und wegen dem Geld und wegen dies und wegen das und überhaupt: "Was sollen denn die Nachbarn denken". Und selbstverständlich fand ich das Mega Scheiße.
"Das kommt überhaupt nicht Frage. Du machst zuerst einmal eine anständige Lehre!" sagte mein Vater mit diesem Ton, der absolut keine Widerrede duldete, der mich aber erst so richtig auf die Palme brachte.
"Eine Lehre? Spinnst Du? Ich will Rock-Musiker werden!"

Nachträglich Sorry liebe Eltern, aber dieses Verhalten gehört nun mal zur Grundausstattung einer anständigen Pubertät einfach dazu. Und nachträglich Danke für Eure unendliche Geduld und dafür, dass ich meine Pubertät und noch so vieles andere auf meine Art ausleben konnte. Ohne diesen Freiraum von Euch wäre ich womöglich doch noch so ein langhaariger Rock-Musiker geworden.
Moment mal, ich bin ja Musiker geworden... ?

Die Musik sollte erst viele Jahre später, als ich bereits 29 war, wieder in mein Leben zurückkommen, aber diesmal in einem völlig überraschenden Moment und in einem so gewaltigen Ausmaß, das es für die nächsten 25 Jahre einen entscheidenden Platz in meinem Leben und in meiner persönlichen Entwicklung einnehmen sollte.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Vaters verhängnisvolle Entscheidung

1980
nächster Abschnitt ▼

Es geschah an diesem Tag Ende Juni 1980.

Ich war 28 Jahre und arbeitete bei einem Großhandel als Lebensmitteleinkäufer, als das Telefon klingelte. Es war meine Mutter. Oh nein, dachte ich, was ist denn jetzt wieder so Schlimmes passiert, dass sie mich schon auf der Arbeit anruft? Ich kannte diese Anrufe, denn sie bedeuteten, dass meine Mutter mal wieder Stress mit meinem Vater hatte und mich jetzt unbedingt auf den neuesten Stand ihrer seit Jahrzehnten andauernden Ehekrise bringen musste, egal ob ich das nun hören wollte oder nicht. Das nahm ich jedenfalls an.

Doch diesmal war es anders. Ihre Stimme klang völlig hysterisch und ich konnte sie kaum verstehen. Es dauerte eine Weile bis ich aus dieser Mischung von schreien, weinen und schluchzen dann endlich die entscheidenden Worte heraushörte: VATER HAT SICH UMGEBRACHT !

Was?... Was hat sie gesagt? Das kann nicht sein. Meine Mutter übertreibt mal wieder maßlos.

Nein, diesmal hatte sie nicht übertrieben. Es war etwas Schreckliches und Unwiederbringliches passiert.

Diese Nachricht traf mich wie ein Faustschlag und versetzte mich in einer Art Schockstarre und ungläubiger Fassungslosigkeit. Ich nahm gar nicht mehr so richtig wahr, was meine Mutter alles noch so in den Telefonhörer schrie, denn von einer Sekunde auf die andere war alles anders. Von einem Moment auf den anderen verlor ich den Boden und schleuderte wie in Zeitlupe hin und her.

Meine Eltern hatten sich geliebt, ich spürte das immer, doch sie konnten wohl einfach nicht in Frieden zusammen leben. Meine Mutter war seitdem nie wieder dieselbe wie zuvor. Sie ist nie über seinen Tod hinweggekommen.


Ich ließ die letzten Tage in Gedanken immer und immer wieder Revue passieren, auf der fieberhaften Suche nach versteckten Hinweisen oder Botschaften meines Vaters, die irgendwie auf seine Entscheidung hingewiesen hätten. Aber ich fand einfach keine klaren Anhaltspunkte.

Bis auf diesen einen Moment bei meiner letzten Begegnung mit ihm: Für einen Augenblick spürte ich eine tiefe und schwere Hoffnungslosigkeit und Gleichgültigkeit bei ihm. Ich stutzte darüber einen Moment, weil er normalerweise genervt reagierte, besonders wenn wir beiden zusammentrafen, aber diesmal reagierte er völlig teilnahmslos. Das war gar nicht seine Art. Doch ich begründete sein Verhalten mit der vorangegangenen Streit-Diskussion, die er mit meiner Mutter hatte. Ich hasste ihre Auseinandersetzungen, die meistens damit endeten, dass sich einer der beiden verletzt und frustriert zurückzog. Doch diesmal war es anscheinend anders. Ganz anders.

Warum ist mir nicht aufgefallen, mit welchen zerstörerischen Gedanken sich mein Vater beschäftigte? Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein? Wie lange hatte er schon diese Gedanken? Welche inneren Qualen waren so stark, dass er den Freitod als einzigen Ausweg sah?

Und dann kam sie wieder, diese Einbahnstraße mit der am Ende stehenden unausweichlichen Frage: Bin ich Mitschuld an seinem Tod? Hätte ich Anzeichen seiner Absicht nicht irgendwie erkennen MÜSSEN? Ich, der doch sonst alles Verborgene bei anderen so genau wahrnimmt? Und bei meinem Vater soll ich nichts gemerkt haben?
Dieser Selbstvorwurf stand nun da, wie ein riesiges Plakat mit fetten Buchstaben einer anprangernden Selbstanklage: Peter, warum hast Du das nicht gemerkt? Das MUSST Du doch gesehen haben?

40 Jahre später hatte ich einen nächtlichen Traum, in dem mein Vater zu mir sagte: "Mach Dir keine Vorwürfe, Du hättest es nicht verhindern können". Und dann sagte er noch: "Du bist der Sohn, den sich ein Vater nur wünschen kann". Das sagte ER im Traum zu MIR, obwohl ich ihn doch zeitlebens auf Abstand hielt. Dann wachte ich weinend auf.

Jedenfalls konnte ich jetzt nicht mehr jeden Morgen so einfach zur Arbeit fahren und Lebensmittel für eine Mark einkaufen, um sie dann für zwei Mark wieder zu verkaufen. Ich sah darin irgendwie keinen Sinn mehr.
"Was mache ich hier eigentlich den ganzen Tag", fragte ich mich? "Mein Vater war weg. Für immer weg. Ich würde ihn nie wieder sehen. Und was tue ich? Ich spiele hier den ganzen Tag Kaufmannsladen. Ist es wirklich noch das, was mir Freude bringt? Was bringt mir überhaupt noch Freude?"
Ich kam mit dem Beruf als Lebensmitteleinkäufer nicht mehr klar. Das ging einfach nicht mehr.

Aber da war noch etwas anderes: Denn da, wo sich eben noch mein Weg, mein Leben befand, war jetzt ein großes schwarzes Loch. Der Tod meines Vaters hatte dieses Loch in den Boden gesprengt und versperrte jetzt meinen Weg. Um wieder auf meinen Weg zu gelangen, musste ich also zwangsläufig um das Loch herumgehen.

Und während ich langsam so um das Loch herumging, musste ich immer wieder in diesen schwarzen Abgrund schauen. Und bei jedem weiteren Schritt wurde mir bewusster: Ich brauchte Abstand. Ich brauchte Zeit. Und ich brauchte eine neue Arbeit. Eine Arbeit, die mich auf andere Gedanken bringt und mich von diesem unfassbaren Ereignis irgendwie ablenkt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Umbruch und Neuorientierung

1981
nächster Abschnitt ▼

Und so kündigte ich ein paar Wochen später meinen Job im Großhandel und fing 1981 bei einer großen Versicherungsgesellschaft an, in der bereits Sylvie arbeitete. Eigentlich war Versicherung nicht so mein Fall, aber Sylvie's Überzeugungsargumente waren nicht so leicht vom Tisch zu wischen: "Peter, Du arbeitest 35 statt 40 Stunden die Woche, Du hast 30 statt 14 Tage Jahresurlaub, Du hast 15 statt 13 Jahresgehälter, Du hast Gleitzeit, Du kannst zwischen 6:30 und 9 Uhr anfangen und zwischen 15 und 18 Uhr Feierabend machen, und wir könnten unsere Hypothek fürs Haus gegen ein zinsloses Hypotheken-Darlehn der Firma ersetzen. Außerdem könnten wir zusammen mit einem Auto zur Firma hin und wieder zurück fahren".

Das war ein Angebot, dass ich nicht ablehnen konnte. Doch ich tat es auch deswegen, weil die Tätigkeit als ein völlig neues, spannendes und innovatives zweijähriges Pilotprojekt angepriesen wurde, bei dem der Computer eine tragende Rolle spielte. Und wenn sich dieses Projekt bewährte, sollte es in allen anderen Abteilungen der Versicherung integriert werden.
Na ja dachte ich mir, arbeiten mit oder am Computer sowie innovatives Pilotprojekt, das hört sich doch interessant an.

Doch schnell stellte sich heraus, dass es nicht das war, was ich mir unter "innovatives Arbeiten" vorstellte. Ich saß nämlich mit vielen neuen Kollegen und Kolleginnen in einem riesigen Großraumbüro ohne Trennwände und ohne Privatsphäre an meinem Schreibtisch, auf dem sich nur ein Bildschirm mit einer Tastatur befand. Die Arbeit war in Wirklichkeit öde, langweilig und stupide, denn sie bestand daraus, dass ich morgens einen großen Packen DIN A4 Blätter auf den Tisch gelegt bekam, den ich bis abends abarbeiten sollte. Auf jedem Blatt standen nun die Daten eines Kunden, dessen Zahlungsstand nicht ausgeglichen war. Nun gab ich die Versicherungsnummer in den vor mir stehenden PC ein und musste nach Kontoeinsicht meine finale Entscheidung treffen. Entweder konnte ich einen Brief, dessen Inhalt ich aus vorgefertigten Textblöcken zusammenstellte oder eine Zahlungserinnerung verschicken. Oder ich wartete einen Monat ab, um den Fall dann erneut auf meinem Schreibtisch zu bekommen.

Na toll, was ist das doch für eine innovative Arbeit dachte ich mir. Und wie spannend. Wo war ich hier bloß gelandet? Diese Arbeit war langweilig, eintöinig und stumpfsinnig. Jedenfalls für mich. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, was mir allerdings nicht wirklich gelang.

Aber eigentlich war mir das damals alles egal. Hauptsache ich hatte irgendetwas Neues, was mich tagsüber beschäftigte. Das konnte mich das Geschehene zwar nicht vergessen lassen, wie auch, aber es konnte mich etwas ablenken. Und genau das brauchte ich jetzt: Ablenkung.


x

Jetzt wäre doch eigentlich der richtige Moment gekommen, um meinen Racheschwur endgültig zu begraben, denn die Person, gegen die sich meine Rache richtete war jetzt nicht mehr da. Mein Vater war tod und somit war meine Rache sinnlos geworden.

"Was denn für'n Schwur?"
Na Deinen Racheschwur, dass Du absolut nichts mehr für Deinen Vater tun wirst. Das kannst Du doch nicht vergessen haben?
"Doch. Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern".

Unglaublich, aber ich hatte wirklich keine Erinnerung mehr daran. Wie konnte ich das vergessen? Allerdings hatte mein Unterbewusstsein nichts vergessen, denn mein Racheschwur arbeitete ununterbrochen weiter in mir, doch jetzt richtete er sich gegen mich. Ja, richtig gelesen. Darauf gehe ich später noch genauer ein.

Rückblick:
Mein Verweigerungsautomatismus

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Musik: Das Tor in eine andere Welt

1982
nächster Abschnitt ▼

Sesam, öffne Dich...


1982 wurden Sylvie und ich von Reni und Jürgen, unseren neuen Arbeitskollegen aus der Versicherung, zu sich nach Hause eingeladen. Dabei zeigte mir Jürgen voller Stolz sein Musikzimmer und seine kleine Sammlung von Musikinstrumenten. Darunter waren auch 2 Synthesizer, ein Drumcomputer und ein gewaltiges Tonbandgerät, mit dem er einen kompletten Musiktitel aufnehmen konnte. Normalerweise musste man dafür in ein professionelles Musikstudio gehen, doch er machte das alles ganz alleine mit diesen Dingen. Toll, das musste ich jetzt unbedingt selbst einmal ausprobieren.

Als ich dann mehr beiläufig auf die Tasten seines Synthesizers drückte, traf es mich wie ein Donnerschlag. Wow! Ich war von der 1. Sekunde an völlig fasziniert von den Klängen, die aus diesem Kasten kamen. Ich hatte bis dato noch nie auf so einem Ding gespielt, doch dann passierte urplötzlich etwas Außergewöhnliches mit mir:

Es war fast so, als wenn ich von einem kleinen elektrischem Funken im Herzen getroffen wurde. Denn plötzlich öffnete sich in mir drinnen eine ganz neue und wunderschöne Welt. Diese Welt oder dieser Ort bestand aus ganz vielen Farben, Formen und Klängen und es herrschte ein Gefühl von absolutem Frieden. Ich war gedanklich nicht mehr in Jürgens Zimmer sondern für ein paar Momente ganz an diesem zauberhaften Ort. Und dann kam mir die Erkenntnis:
"Mein Gott, ich kenne diesen Ort. Ich kenne ihn schon seit langer langer Zeit".
Ich kann es mit Worten kaum beschreiben was ich da fühlte. Und Zack, war es auch schon wieder vorbei.

Was war da eben passiert? Ich hatte keine Ahnung. War das ein Traum? Nein, das war kein Traum, dafür war es zu real. Ich glaube, es tat sich für einen kleinen Moment lang ein Tor in eine andere Welt für mich auf und ich hatte die Gnade einen kurzen Blick hineinzuwerfen.


x

Was ich damals nicht wusste: Da Musik schon immer mein Herz berührte, war es jetzt genau das richtige Werkzeug, um damit durch meine dicke Schutzmauer zu meinem Herzen zu gelangen. Musik war der "Mauerbrecher" und direkte Weg zu meinen sensibelsten Gefühlen.
"Stimmt. Da gab's doch noch diesen Eisenring um mein Herz. Hatte ich (auch) vollkommen vergessen".

Rückblick:
Schutzschild und Mauerbau

Ab sofort MUSSTE ich mich so oft es ging mit Jürgen in seinem Musikzimmer treffen.
Ich wusste zwar bis dato gar nicht, was ein Synthesizer war, geschweige denn, wie man so was schrieb, aber es war wie eine Sucht, denn ich konnte es kaum abwarten, bis ich endlich wieder auf diesem "Ding" klimpern konnte. Ich verlor dabei jegliches Zeitgefühl und es kam mir vor, als wenn ich etwas lang Verlorenes endlich wiedergefunden hatte. Es war dieses Gefühl von "zuhause angekommen" zu sein.

Wie auch immer, das hatte etwas mit mir gemacht, das konnte ich nicht so einfach wegpacken und vergessen. Natürlich war ab jetzt eine Sache völlig klar: Ich musste unbedingt auch so ein Teil besitzen. Koste es was es wolle !! Ohja, die Teile kosteten richtig Geld. Aber welchen Synthesizer sollte ich mir holen, es gab so viele unterschiedliche Modelle? Dazu muss man wissen, dass Anfang der 1980er Jahre der Beginn der Synthesizer-Ära voll durchstartete und jede Woche neue Modelle mit fantastischen Möglichkeiten auf den Markt kamen. Wenn ich mir einen ausgesucht hatte, war ein paar Tage später schon ein viel besserer rausgekommen.

Von irgendwoher hörte ich dann, dass es ab 1980 in Frankfurt eine Musikmesse gab, auf der alle Keyboard- und Synthesizer-Hersteller ihre neuesten Produkte vorstellten, die von den Besuchern selbst ausprobiert werden konnten. Natürlich fuhr ich zu dieser Messe schnellstens hin. Und tatsächlich, das war das reinste Schlaraffenland, denn da konnte ich die neuesten Synthesizer ausgiebig testen und herausfinden, welcher für mich der Richtige war.

Aber ich hatte immer noch das gleiche Problem: Welchen Synthesizer sollte ich mir jetzt holen? Und so überlegte ich nicht lange und kaufte mir kurzerhand mehrere Synthesizer auf einmal. (Neee... näh?) Ich brauchte aber auch noch andere Teile wie Mischpult, Effektgeräte, Drumcomputer, Monitorboxen, Verstärker, und natürlich ein Tonband, mit dem ich den Song dann auch aufnehmen konnte. Junge Junge, das ging aber richtig ins Geld. Scheiß-Egal, man lebt ja schließlich nur einmal! (Hoffentlich).

Gesagt - Getan. Nach ein paar Wochen hatte ich mir im Keller ein kleines Musik-Heimstudio eingerichtet. Auch wenn das ein kleines Vermögen gekostet hatte und mein Dispo jetzt aus allen Nähten platzte. Doch ab sofort gab es für mich eine neue Zeitrechnung und die hieß:
"Die Zeit VOR und die Zeit NACH meiner Entdeckung des Synthesizers".
Diese Entdeckung sollte ab sofort mein Leben - und mein Konto und meine Ehe - entscheidend beeinflussen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Ein Wasserfall aus Melodien

1983
nächster Abschnitt ▼

Nun hatte ich wie gesagt endlich mein (schweineteures) Musikstudio zusammen. Doch es gab da noch ein winziges klitzekleines Problem: Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie man auf einem Synthesizer (auch Keyboard genannt) spielte (also das kann doch nicht wahr sein!!!), denn ich kannte keinen einzigen Griff auf der Klaviertastatur, hatte keine Ahnung von Harmonielehre, mal ganz zu schweigen von Noten lesen. Und natürlich war da ja auch noch die ganze elektronische Technik. Im Grunde genommen war ein Synthesizer ein Computer, da gab's nur Knöpfe und Schalter und eine Klaviertastatur. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie man das bediente. Es waren so unendlich viele neue Dinge, die ich alle von jetzt auf sofort lernen musste. Tja, da hatte ich ein echtes Problem. Und was nun?

Mein Kopf war proppenvoll von Musik-Melodien und die wollten jetzt alle irgendwie raus aus meinem Kopf und gespielt werden. Es war so, als wenn ich unter einem Wasserfall von Melodien stand, die alle im Sekundentakt auf mich herabprasselten. Wie sollte ich diese Flut von Melodien nur behalten, geschweige denn irgendwie zu Gehör bringen?

Ab sofort gab es nur noch eine Devise für mich: Schnelles, konzentriertes und diszipliniertes lernen und üben, üben, üben und nochmals üben:

Puh, die Liste nahm überhaupt kein Ende. Wie und wann soll ich denn das alles lernen? Das würde doch ewig dauern. Aber ich wollte unbedingt herausfinden, wie ich meine ganzen Melodien im Kopf hörbar machen kann und diese neue Technik war die perfekte Lösung dafür.

Sodann verbrachte ich ab sofort jede freie Minute und fast jede Nacht mit meiner Musik und büffelte wie verrückt. Und dabei bemerkte ich, dass das Komponieren von eigenen Musiktiteln mir sehr leicht von der Hand ging, denn die Melodien sprudelten förmlich nur so aus mir heraus. Ich komponierte einen Titel nach dem andern und spielte wie ein Besessener. Aber ich merkte auch, dass ich mit meinen 3 Akkorden schnell an meine Grenzen stieß. Mir fehlte ja das ganze musikalische Grundwissen, also wie man "richtig" spielt, wie man richtig Übergriffe mit der Hand macht. Und... und... und... Was ich jetzt brauchte war ein Musiklehrer.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Wer lehrt hier eigentlich gerade wem etwas?

1983
nächster Abschnitt ▼

Einen Musiklehrer fand ich schnell und er kam auch zu mir nach Hause. Da ich kein Klavier besaß, konnte er mir auf einem meiner Synthesizer-Tatsturen die nötigen Grundlagen beibringen. Dabei bemerkte er natürlich mein restliches Musikequipment und war neugierig, was man denn damit so alles machen kann. Ich dachte, dass er als Musiklehrer sich doch auch mit einem Synthesizer auskennt und nicht nur mit einem "altmodischen" Klavier, doch das war nicht der Fall. So fragte er mich, was diese "neumodischen" Teile denn so alles machen können, woraufhin ich ihm gerne eine Kostprobe der neuen musikalischen Möglichkeiten auf meinem Schmuckstück dem PPG Synthesizer darbot, begrenzt auf meine 3 Akkorde natürlich, mehr kannte ich ja noch nicht. Ich glaube solche Sounds und Klänge hatte er bis dahin noch niemals gehört. Als ich ihm noch sagte, dass nur dieser eine Synthesizer schon fast 10.000 Mark kostete, gebraucht wohlgemerkt, schaute er mich nur ungläubig mit heruntergezogenen Augenbraunen an, als wenn er sagen wollte: "Peter, da hat man Dich aber mächtig über'n Tisch gezogen." Dass ich für das Teil bis nach Süddeutschland gefahren war, weil es kaum einen bezahlbaren guten Gebrauchten gab, behielt ich lieber für mich. Diese "neue Musikwelt" war ihm vollkommen fremd und utopisch.
"Sie können gerne selbst einmal darauf spielen", bot ich ihm an. "Welchen Sound möchten Sie? Klavier, Streicher, Bläser, Chöre, Saxophon, Querflöte, Oboe oder rein synthetische Klänge? Mit oder ohne Schlagzeug?"
Ich spürte wie er beim Ausprobieren dachte: "Bin ICH immer noch der Lehrer oder wird mir hier gerade eine Lektion erteilt?"

x
Mein fantastischer PPG-Synthesizer von 1983, der mit seinen bis heute unvergleichbaren Klängen die Musikwelt für immer veränderte (Foto: keyboards.de)


1982/83, von Beginn meiner musikalischen Entdeckungsreise an, hat Sylvie mich bei allem ermutigt und unterstützt was meine Musik betraf und mir immer den Rücken freigehalten. Damals war uns beiden noch nicht bewusst, welchen großen Einfluss mein damals noch Hobby schon sehr bald auf unser gemeinsames Leben haben würde.

Wie gut, dass wir beide da noch nicht gewusst haben, das mein kleines häusliches Musikzimmer mir 1983 schon sehr bald nicht mehr genügen würde und dass das nur ein kleiner Vorgeschmack darauf war, wie viel Freizeit tatsächlich in den kommenden 8 Jahren mein musikalisches Ausleben noch in Anspruch nehmen würde. Meine immer klarer werdende Vorstellung, was ich mit Musik noch alles erreichen wollte, nämlich in einer Rock-Band spielen und eigene CDs rausbringen, sollte unsere Ehe schon bald auf eine harte Probe stellen.

Denn nun stellte sich immer deutlicher heraus, dass ich kaum noch Zeit für Sylvie und für die Familie und für Freunde und für das Haus und für den Garten und... und... und... hatte. Und so kam das was kommen musste: Der Haussegen hing nach einiger Zeit gewaltig schief und wackelte jeden Tag ein bisschen mehr. Auweia, das könnte noch zu einem Problem werden.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Ich bin ein "Keyboarder"

1984
nächster Abschnitt ▼

Und so kam es, dass ich 1984 mit 32 Jahren nicht mehr nur allein im heimischen Musikstudio musizieren wollte sondern begann gezielt nach gleichgesinnten Musikern zu suchen, um das Zusammenspiel mit anderen zu lernen. Und das am Liebsten in einer Rockband.
Moment Mal, diesen Wunsch hatte ich doch schon 1970 als 18jähriger. Sollte jetzt mit 32 erst der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sein?

Zum Verständnis:
Dazu muss man wissen, dass Anfang der 1980er die Epoche des Synthesizers begann und sich explosionsartig über die ganze Erde ausbreitete. So gut wie jeder neue Musiktitel basierte jetzt auf synthetischen Synthesizer-Klängen. Immer neuere und bessere Synthesizer-Modelle kamen im Wochentackt auf den Markt, die in der Lage waren alle nur erdenklichen Klänge und Musikinstrumente inklusive des Drummers digital zu imitieren. Mit den Tasten der Keyboard-Tastatur konnte man jetzt alle möglichen Piano- und Orgeltöne, alle Blas- und Blechinstrumente, sowie Gitarre, Geige, Cello, ja ganze Orchesterstreicher und Chöre mit nur einer Taste spielen. Und natürlich auch ein komplettes Drum-Set. Mit nur ein oder zwei Synthesizern konnte man einen kompletten Musiktitel digital erzeugen. Siehe Popbands wie Depeche Mode oder Pet Shop Boys. Nur ihre Stimmen waren "echt", der Rest kam vom Synthesizer. Plötzlich konnte jeder einen kompletten Musiktitel komponieren und digital auf Diskette abspeichern und nachträglich unbegrenzt oft verändern, ohne jeden Qualitätsverlust. 1984 kam sogar ein eigenes Musikmagazin mit Namen "Keyboards" raus, in dem die neuesten Synthesizer und deren Möglichkeiten beschrieben und getestet wurden. In dieser Zeit entstand gerade eine weltweite komplett neue digitale Musikindustrie. Das ist vergleichbar wie mit dem Beginn des Smartphones.

Schlagartig wollten alle Musiker einen Keyboarder in ihrer Band haben. Die Zeit der alten Wurlitzer Schrank-Orgeln und schweren Rhodes-Pianos, auf denen bisher gespielt wurde, war vorbei. Die neuen Synthesizer waren leicht und handlich und besaßen hunderte moderner fantastisch klingender Sounds.

Die Kleinanzeigen der Zeitungen waren voll von Hobbymusikern und Live-Bands, die händeringend einen Keyboarder suchten. Wow, und ich besaß sogar mehrere von diesen brandneuen kostspieligen Musikcomputern und wusste sie zu bedienen und mit neuen Klängen zu programmieren. Jetzt war ich also ein "Keyboarder". So nannte man das also jetzt?

So machte ich mich daran die Kleinanzeigen nach Bands zu studieren, in denen ich überwiegend meine eigenen Titel einbringen konnte, denn Musikrichtungen wie reine Tanz- Party- oder Hochzeitsmusik eigneten sich nicht für die Umsetzung meiner Melodien. Diese Voraussetzung sonderte schon mal viele reine professionelle Bands aus, die "nur" reine Coverbands waren oder "nur" Tanzmusik von anderen Interpreten nachspielten. Außerdem kamen ja nur Amateur-Bands in Frage, da ich tagsüber in der Versicherung arbeitete. Nachdem ich eine Auswahl an diversen Rock-Bands getroffen hatte besuchte ich jede einzelne über viele Wochen hinweg spät nachts in ihren Proberäumen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Apropos: Proberaum für Musik-Bands

1985
nächster Abschnitt ▼

Leider muss ich nun all denjenigen ihre Vorstellungen zerstören, die in romantischen Klischees einer Amateur-Rockband schwelgen. Also Leute, das ist richtig harte Arbeit und zimperlich oder etepetete darf man schon gar nicht sein. Beispiel Proberaum:

Diese "Proberäume" waren überwiegend Räume in stillgelegten Bunkern aus dem 2. Weltkrieg, die man von der Stadt mieten konnte. Schätzungen nach gibt es in Hamburg noch rund 400 dieser Bunker. "Normale" Proberäume für Musik-Bands gab es kaum zu mieten oder waren unbezahlbar. Außerdem, welcher Nachbar will schon im Nachbarhaus ständig von einer lautstarken Rock-Band vollgedröhnt werden, genau zu diesem Zweck wurden wohl auch die Bunker zur Verfügung gestellt.

Diese grauen "charmanten" Betonklötze hatten innen mehrere Räume, in denen hauptsächlich in den Abendstunden jeweils in einem Raum eine Band ihr musikalisches Repertoire in voller Lautstärke probte. Heavy Metal Bands hatten da einen klaren Vorteil, um sich von den anderen Bands geräuschpegelmäßig durchzusetzen. Wow, das war schon jedesmal ein Hör-Erlebnis der besonderen Art. Natürlich hatten die Bunkeräume keine Fenster, keine Lüftung, keine Heizung und oft fehlte eine Toilette. Das waren total dunkle kalte Verliese aus dicken Betonwänden, in denen Leid und Todesangst Geschichte geschrieben hatten. Mit anderen Worten: Ideale Voraussetzungen, um künstlerische Kreativität und schöpferische und musikalische Inspirationen nur so sprudeln zu lassen.

Doch dann traf ich 1985 in einen dieser dunklen Verliese doch noch auf drei engagierte Hobbymusiker, mit denen ich noch am selben Abend einen meiner Songs einstudierte. Und das Ergebnis war überwältigend. Ich musste sofort: Das waren die richtigen Jungs. Und so wurde noch am gleichen Abend unsere neue Latin-Rock Live Band gegründet, mit der wir bis Ende 1989 in vielen Musik-Clubs rund um Hamburg auftreten würden.
Siehe auch: Live Rockband

Als allererstes musste ich aber aus diesem Bunker raus. Ich fand dann einen neuen großen Übungsraum im ersten Stock eines unbewohnten Geschäftsgebäudes im Hamburger Industriegebiet. Endlich "überirdisch" proben mit Tages- oder Nachtlicht, mit Fenstern zum Aufmachen und mit einer Heizung sowie einer Toilette. Zuerst entmüllte ich mal den Raum von den Resten der Vorgänger und besorgte mir bei IKEA günstige Teppiche und Vorhänge. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie manche Leute in einem dreckigen versifften Übungsraum überhaupt musizieren können.

Allerdings ging mir die ewige Schlepperei meiner mehreren Synthesizer plus diversem Zubehör ziemlich auf die Nerven. Da alles zusammen mehrere Tausend Mark kostete, konnte ich die Teile nicht einfach ein paar Tage im Übungsraum stehen lassen, außerdem brauchte ich die Teile ja auch Zuhause im Musikstudio. Also musste ich jedes Mal alles ins Auto verfrachten, aufbauen und danach alles wieder abbauen und mit nach Hause nehmen, um es da zwischen 2 und 3 Uhr nachts aus dem Auto ins Studio zu befördern. Puh, im nächsten Musikerleben werde ich Blockflöte spielen.

In dieser Zeit sah ich zufällig eine Suchanzeige, in der eine Deutsch-Rockband einen Keyboarder suchte. Irgendwie sprach mich die Anzeige an und so besuchte ich die Jungs. Mir fielen sofort die selbstgeschriebenen Texte des Sängers Eddy auf, sie waren tiefgründig witzig und oft zynisch und sarkastisch und immer mit einer großen Portion Selbstironie. Es machte richtig Spaß diesen Jungs zuzuhören. Wir verstanden uns auf Anhieb.
Schnell merkte ich, dass viele von Eddy's Texten hervorragend zu einigen meiner eigenen Songs passten. Und so stieg ich bei "Eddy's Job" mit ein. Aus dieser musikalischen Zusammenarbeit sollte sich auch eine tiefe Freundschaft entwickeln.
Siehe auch: Peter und Eddy

Jetzt spielte ich also schon in 2 Rockbands, was bedeutete: Mindestens zweimal die Woche abends bis spät in die Nacht proben und am Wochenende der ein oder andere Auftritt. Und das alles neben meiner "normalen" Arbeit in der Versicherung. Zum Glück gibt's da diese fantastische Erfindung mit dem Namen: Der Kaffee ist fertig. Morgens in der Firma 2 Liter davon runtergekippt und die Müdigkeit konnte mich mal, es gibt schließlich wichtigere Dinge im Leben. Doch ein Problem ließ sich mit Coffein nicht so leicht vertreiben und das war die immer noch fehlende Zeit für Sylvie, Familie, Freunde, Freizeitaktivitäten, Urlaub, Haus und Garten, und... und... und...
Oh Mann, dieses hartnäckig wiederkehrende Dauer-Thema könnte jetzt zu einem richtig fetten Problem werden.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Das bisschen Musizieren macht sich doch von allein...

1985
nächster Abschnitt ▼

Könnte man meinen, wenn man an Freizeitbeschäftigungen wie Stricken, Klöppeln, Nähen, Basteln, Malen oder auch diverse Sportaktivitäten und andere Hobbys denkt. Mein "Hobby" mit 2 Live Rock-Bands sah allerdings schon etwas anders aus:

Das bedeutete mit jeder Band mindestens einmal über die Woche im Übungsraum proben. Das ging immer bis über Mitternacht hinaus und danach noch ein paar Bier in der Eckkneipe mit dem ein oder anderen Männergespräch. Gegen 1 Uhr nachts wurde ich dann schon etwas unruhig, weil ich noch eine Stunde Heimweg vor mir hatte. So kam ich dann zwischen 2 oder 3 Uhr morgens nach Hause und ging als erstes unter die Dusche, weil ich und alles was ich am Leibe trug durch und durch nach Zigarettenrauch stank. Für mich als Nichtraucher ein unerträglicher Gestank. Wenn ich mich dann endlich zur Ruhe begeben konnte klingelte nach gefühlten Sekunden um 5 Uhr auch schon wieder der Wecker.

An anderen Tagen der Woche spielte ich meine Kompositionen auf einen Kassettenrekorder, um mit den Jungs im Übungsraum abzusprechen, welche Songs wir in unserer "Live-Repertoire" aufzunehmen gedenken. Einen nicht unerheblichen Arbeits- und Zeitaufwand nahm auch das Organisieren von unseren Auftritten in Anspruch. Das bedeutete eine laufende Kontaktaufnahme bei den Live-Clubs rund um Hamburg, um diese mit einer unerschrockenen Selbstbewusstheit von den enormen Vorzügen unser Band gegenüber den vielen anderen Bands zu überzeugen, die ja auch dort auftreten wollten. Im Klartext: Die Live-Clubs mit immer neuen DEMO-Bändern und Nachfragetelefonaten zuschütten.

An den Wochenenden kam dann endlich der ein oder andere Auftritt in den üblichen Live-Clubs rund um Hamburg. Natürlich ließen die fetten Gagen der Live-Auftritte nicht lange auf sich warten. Sie bestanden überwiegend aus Freibier und einem fettreichen Abendessen so gegen 2 Uhr morgens und das Publikum war zahlenmäßig sehr überschaubar.

Mein "Musizieren" spielte sich natürlich neben meinem "ordentlichen" Beruf als Versicherungsangestellter ab, wo ich morgens spätestens um 9 Uhr wieder frisch und munter vor meinem PC sitzen musste. Fortan litt ich die nächsten Jahre tagsüber an akutem Schlafmangel und permanenter Übermüdung.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Einstieg in das Zeitalter der Computer-Musik

1986
nächster Abschnitt ▼

Der nächste entscheidende Einschnitt und Folge dessen noch größerer Zeitaufwand in Sachen Musik, sollte mein Einstieg in die Verbindung von Musik und Computer bedeuten. Genauer gesagt: Die Computer-Musik. Von diesem Zeitpunkt an begann mein Hobby sich endgültig in einen zusätzlichen Full Time Job zu verwandeln.

1986 kaufte ich mir für satte 1.300 DM meinen ersten Heimcomputer, das war der ATARI ST 1024, der erst ein Jahr zuvor auf den deutschen Markt kam. Der eigentliche Grund für diese Anschaffung war seine eingebaute MIDI-Buchse. MIDI war die erste digitale Schnittstelle für Musikinstrumente. Damit konnte man einem Synthesizer, der ebenfalls diese Buchse besaß, mit dem ATARI und entsprechender Musik-Software ansteuern. Das war damals eine Welt-Neuheit. Und aufgepasst: Der ATARI hatte eine Speicherkapazität von sage und schreibe 1 Megabit !!! Ja Mega, nicht Giga.

x
Atari ST 1040 von 1986

Als ich das Teil bestehend aus Tastatur, Maus, Diskette und Bildschirm zuhause einschaltete, waren auf dem Bildschirm nur 3 kleine Symbole abgebildet: Aktenordner-A, Aktenordner-B und ein Papierkorb. Eine Bedienungsanleitung war nicht mitgeliefert worden. Und nun? Ich hatte bis dahin auch noch keine Computer-Maus bedient. Zwar hatte ich in der Firma schon seit Jahren einen PC als Arbeitsmittel, aber der hatte keine Maus. Ich sah auf dem Atari-Bildschirm wie der Pfeil sich bewegte, wenn ich die Maus hin und her schob, aber wie genau bediene ich die Maus? Jetzt hatte ich dieses Super-Teil und konnte es nicht bedienen. Ich überlegte wen ich fragen könnte, aber ich kannte niemanden, der einen Atari besaß.
So rief ich einfach bei dem Laden an, in dem ich den Atari gekauft hatte und fragte den Verkäufer, wie ich das Teil bedienen sollte. Der dachte ich verarsche ihn, aber als er merkte, dass ich meine Frage tatsächlich ernst meinte, antwortete er mir mit herablassender Stimme: "Schieben Sie die Diskette rein und klicken doppelt auf den Aktenordner-A."
Doppelt klicken? Ich fragte mich: Was meint er damit?
Als wenn der Verkäufer mein Zögern bemerkte legte er nach: "Na mit der Maaaaauuuuuus."
Aha... Und dann? Fragte ich kleinlaut.
"Na dann sehen Sie schon."
Sofort wollte ich nachfragen: Da gibt es 2 Tasten an der Maus. Eine linke und eine rechte. Mit welcher Taste soll ich doppelt klicken? Aber diese Frage verkniff ich mir lieber. Stattdessen bedankte ich mich für seine Hilfe und beendete das Gespräch. Boah, dachte ich nur. Stell' ich mich wirklich so bescheuert an?
JAAAAAAA MANNNNNNN !!
Ich fand dann selbst heraus, dass man die linke Maustaste benutzt und bekam so das Teil irgendwie zum Laufen.

Jetzt brauchte ich noch ein Musik-Programm. Ich kaufte mir das 1987 neu herausgekommene Programm CREATOR für 590 DM (bzw. 1989 die um Notensatz erweiterte Version NOTATOR für 750 DM). Ich fand das alles Schweineteuer. Doch damit konnte ich jetzt eigene Musik-Songs digital komponieren und über die oben genannte MIDI-Buchse meine Synthesizer ansteuern. Naja, also erst nachdem ich das 10 cm dicke NOTATOR Handbuch studiert und auch nach unzähligen Fehlversuchen endlich auch kapiert hatte. Aber dann, ja dann spielte das Programm per Knopfdruck meinen programmierten Musik-Titel auf dem Syntheziser ab. HHUUURRRAAA !!!

x
Notator SL von 1989

Das war für mich der Einstieg in das Musik-Computer Zeitalter. Ab diesem Zeitpunkt war nichts mehr wie vorher, denn diese neue Technologie stellte alles bisherige auf den Kopf, weil es völlig neue Klang- und Kompositionsmöglichkeiten hervorbrachte.
Siehe auch: Mein Musikstudio in den 1980ern

Mit dem Programm Starwriter, holte ich mir dann noch ein richtiges Schreibprogramm, so wie später Microsoft Word. Als ich noch einen Drucker anschloss, konnte ich auch Sylvie von den neuen Möglichkeiten des Computer begeistern.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Sylvie's Lebenskrise

1985/86
nächster Abschnitt ▼

Auf eigenen Wunsch hin begibt sich Sylvie in Folge einer selbst diagnostizierten Diätensucht zur Therapie in eine Suchtklinik und bringt damit ihre persönliche Lawine ins Rollen.

Rückblick:
Kapitel 5: Sylvie

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Meine Art von Erfolg

nächster Abschnitt ▼

Mir war klar, dass meine Musik nicht den Geschmack der Mehrheit traf, dass war auch gar nicht meine Absicht. Dazu hätte ich Tanz- oder Partymusik oder ab Mitte der 1980er Techno-Musik komponieren müssen, doch diese Songs oder Musikrichtungen eigneten sich nicht, um meinen sensiblen Gefühlen eine passende Ausdrücksmöglichkeit zu geben.

Dazu muss man wissen: Vieler meiner komponierten Songs basieren auf einem ganz bestimmten Gefühl in mir. Dieses Gefühl formt dann das musikalische Endergebnis. Es existieren also immer 2 Dinge: Das eine ist mein Gefühl und das andere ist mein daraus entstandener Song. Beides stammt nur aus mir heraus.
Und wenn der eine meine Songs nun Mega Scheiße und der andere sie Mega Klasse findet, ist das ganz normal, weil jeder von uns seinen eigenen Musikgeschmack hat. Das sagt aber nichts über die Qualität meiner Songs aus.
Es ist wie im "echten" Leben: Jeder von uns hat seine eigene Persönlichkeit. Das bedeutet aber nicht, dass der eine nun "besser" oder der andere "schlechter" ist. Die eigene Persönlichkeit kann uns niemand durch seine Zustimmung geben oder durch seine Ablehnung nehmen. Die eigene wahre Persönlichkeit ist immer da, egal wie man sich auch im Außen gerade zeigt. Doch jeder muss sein wahres Ich bei sich selbst finden, sich selbst akzeptieren und annehmen. Und vielleicht die größte Herausforderung: Sich selbst lieben.

Oft hörte ich damals: "Mach doch mal Musik wie DIE oder wie DER. Damit hast Du Erfolg und kannst viel Geld verdienen". Vielleicht hatten sie Recht, vielleicht auch nicht. Doch um Erfolg im Sinne von "viel Geld verdienen" ging es mir überhaupt nicht und schon gar nicht auf irgendeine momentane "Erfolgsmasche" aufzuspringen. Mein "Erfolg" bestand darin, meine sensibelsten Gefühle (endlich !!!) auszuleben und mich zu zeigen. Und das entsprechende Werkzeug dafür war die Musik. Das war so ein überwältigendes Glücksgefühl, das mein Herz vor Freude überlaufen ließ. Mit Geld-verdienen hatte das überhaupt nichts zu tun.

Ich konnte verstehen, dass andere "meine Art von Erfolg" vielleicht schwer nachvollziehen konnten, da wir ja so erzogen wurden, dass wir mit Erfolg finanziellen Erfolg meinen:
"Ja was soll denn sonst mit Erfolg gemeint sein?"
Zum Beispiel persönlicher Erfolg, aus einem Antrieb oder Impuls nach Gefühlsauslebung, Glück, Freude, Erfüllung und Zufriedenheit, unabhängig von Geld.
Wie sollte ich anderen meine innere Gefühlswelt erklären, die ich nicht verbal sondern in Form von akustischen Tönen oder eines Songs zum Ausdruck brachte? Das ist ja so ähnlich wie: "Ich tanze Dir jetzt meinen Namen und Du sagst mir wie ich heiße". Hier trafen einfach zwei Welten aufeinander, die nicht kompatibel waren.

Ich habe meine ganz eigene Wahrnehmung von Musik, die sich deutlich unterscheidet von der allgemeinen Wahrnehmung vieler anderer. Für mich hat jeder Song eine ganz eigene Schwingung und Ausstrahlung, fast schon eine eigene Persönlichkeit mit eigenen Charakterzügen. Es gibt so viele unterschiedliche Lieder in unserer Welt. Da gibt es die wahren und echten Persönlichkeiten (Songs), die ihren Gefühlen freien Lauf lassen und uns damit im Herzen berühren. Und da gibt es die unendliche Schar von anderen (Songs), die auch gerne so sein würden und deshalb alles Nachplappern und Nachäffen, um selbst auch einmal so bewundert zu werden. Viele von uns erkennen dieses Nachplappern, andere wiederum merken es nicht.

Damals lernte ich, mich nicht mehr für meine Kompositionen zu erklären oder zu rechtfertigen. Es waren MEINE Gefühle, die sie da hörten. Keine Kopien von nachgespielten Hits oder die, die sich dafür hielten. Meine Musik war ich. Nicht mehr und nicht weniger.

Mehr Schein als Sein:
Irgendwann verstand ich die komplizierten Vorgänge und Zusammenhänge in der Musik und bemerkte, dass ein Musiktitel im Grunde genommen aus einem sich wederholendem mathematischen Grundmuster von Takten und Tönen besteht. Mal ist dieses Muster perfekt und schon genial, weil es genau das Gefühl der Songbotschaft rüberbringt. Mal ist es platt und unecht, weil es absolut nichts Neues ist sondern nur ein Trittbrettfahrer und Nachahmer.

Allerdings kann man das Grundmuster der wirklichen Hits auch als Blaupause verwenden, um davon unendlich viele Kopien zu erstellen. Jeder Kopie braucht man nur noch eine etwas veränderte Tonhöhe und Melodie zuzuweisen und schon hat man einen ganz "neuen Hit" komponiert, der in den Charts als Mega, Super, Hammer hochgeschaukelt wird. So jedenfalls die Werbung. Aber eigentlich ist er überhaupt nicht neu sondern eine geklaute und geklonte Mogelpackung. Es gibt regelrechte "Hit"-Fabriken, die genau diese Masche seit Jahrzehnten durchziehen und die Welt mit immer neuen billigen Fließband Abklatsch-Hits geradezu überfluten. Ähnlich der Modeindustrie, die uns mit ihrer Fast Fashion oder Dirty Fashion zumüllt. Authentizität ist dabei nicht gefragt. Hauptsache es bringt Kohle. Die Masse merkt davon kaum etwas.

Ich denke, dass viele unserer wirklichen echten Supersongs deshalb so beliebt sind, weil sie eine einzigartige Magie ausstrahlen, die uns im Herzen berühren. Diese Magie ist einzigartig, man kann sie nicht kopieren. Und wenn man es trotzdem macht, sind es immer nur Klone eines Originals, aber ohne diese Magie der Wahrhaftigkeit.
Es ist genauso wie bei uns Menschen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Die Notbremse ziehen

1988/89
nächster Abschnitt ▼

Meine ständige Übermüdung aufgrund des enormen Zeitaufwandes die insbesondere die beiden Rockbands in Anspruch nahmen, konnte nicht mehr so weitergehen. Erstens ging mir langsam der Kaffee aus und zweitens bekam ich aufgrund meiner ständigen Abwesenheit nun immer öfter Stress mit Sylvie. Dabei stellte sich heraus, dass Sylvie sich mit großen eigenen Problemen beschäftigte, die sich auf ihr Übergewicht bezogen. Durch meine ständige Abwesenheit war mir diese Entwicklung nicht so wirklich aufgefallen. Natürlich wusste ich um ihre Übergewichtsprobleme und dass sie ständig von einer Diät zur nächsten wechselte. Doch jetzt half anscheinend auch keine Garantierte-Top-Promi-Diät mehr, denn sie nahm immer mehr zu. Siehe dazu: Sylvie's Lebenskrise.

Das Kuriose war, dass Sylvie mich Anfangs bei meiner "Hobbyauslebung" enorm unterstützt und ermutigt hat. Doch jetzt wurde ihre einstige Ermutigung plötzlich für sie selbst zu einem Bumerang ihrer eigenen verdrängten Gewichtsprobleme. Wobei ihr Übergewicht nur für eine viel tiefere Lebenskrise stand. Meine Musik wurde nun zu einem Scheinwerfer, der ihre Haupt-Problematik hell anstrahlte. Mir wurde schlagartig klar: Wir hatten ein handfestes Problem und das erste was ich sofort machen musste war, den Zeitaufwand für meine Musik drastisch zu reduzieren.

Und so entschloss ich mich schweren Herzens aus beiden Rockbands bei nächst bester Gelegenheit zurück zu ziehen und mich nur noch auf mein Musikstudio zu Hause zu konzentrieren. Ich musste diese Entscheidung durchziehen, denn meine Ehe stand auf dem Spiel. Natürlich wusste ich, dass das ein harter Schlag für die beiden Bands wäre, zudem wir gerade dabei waren, als Live-Bands immer bekannter zu werden. Doch jetzt mussten sie sich nach einem neuen Keyboarder umsehen, was im besten Fall "nur" zu einer grundlegenden Veränderung ihres jetzigen Musik-Stils führen würde. Doch es kam anders.
Wie ich später hörte lösten sich beide Bands nur ein paar Wochen nach meinem Weggang auf. Sehr schade, da wäre mehr drin gewesen. Doch ich hörte auch, dass der ein oder andere dadurch ganz neue Möglichkeiten für seinen eigenen musikalischen Weg entdeckte.

Jetzt war ich wieder Zuhause und ich hatte viel Zeit für Sylvie und für mich. Das war aber auch allerhöchste Eisenbahn, denn nun stand ein grundlegendes Hinsehen und Aufarbeiten unserer längst anfallenden Probleme an, die wir bisher aus Zeitmangel immer auf Morgen verschoben hatten. Und diese Aufarbeitung, ausgelöst durch Sylvie's Krise, sollte ganz neue Ziele für unser künftiges Zusammenleben aufstellen.

Da ich nun wieder Zuhause war, kam aber auch irgendwann der Wunsch auf, eine CD mit eigenen Kompositionen zusammenzustellen und zu veröffentlichen, denn es hatten sich über die vielen Jahre so einige Songs angesammelt. Glücklicherweise bekam ich nach kurzer Zeit von einer Plattenfirma das Angebot, CDs mit meinen Songs zu veröffentlichen. Dieses Angebot nahm ich natürlich gerne an.

Naja, so einfach und schnell ging das mit dem Plattenvertrag nun auch wieder nicht. Erst nachdem ich nächtelang über 100 Demo-Kassetten zusammengeschnitten und an diverse Plattenfirmen verschickt hatte. Ich erinnere mich noch an das ungläubige Gesicht der Postbeamten, als ich meine beiden Waschkörbe voller Umschläge auf den Tresen unserer kleinen Dorf Postfiliale legte und kleinlaut sagte: "Doch doch, die müssen jetzt alle frankiert werden."

Und tatsächlich bekam ich eines Tages von einem Musiklabel das Angebot zur Veröffentlichung und Vermarktung eigener CDs. Wow. Das hörte sich doch fantastisch an.
Doch beim genaueren Lesen des Kleingedruckten im Plattenvertrag stellte sich heraus, dass das Musiklabel zwar die Veröffentlichung der CDs übernahm, ich aber für die Erstellung eines digitalen Mediums, was die eigentliche Grundlage für eine CD-Pressung darstellte, selbst verantwortlich war. Im Klartext: Die Kosten für die gesamte Musikproduktion ging voll auf meine Kosten. Na Super.

So nahm ich eine Woche Urlaub und mietete mir für diese Zeit ein Musikstudio, um mit allen beteiligten Musikern Titel für Titel auf ein entsprechendes Masterband aufzunehmen. Das fertige Band schickte ich danach dann zum Musiklabel. Jetzt endlich stand der Veröffentlichung meiner ersten CD nichts mehr im Wege. Und so entstand 1990 WEITES LAND und Anfang 1992 ANIMALS AMNESTY
Allein für die Kosten dieser Woche, hätte ich mir auch ein nagelneues Auto kaufen können. (Aber Du hattest doch schon'n Auto?)


x

Mit der Veröffentlichung meiner CDs 1990 und 1991, wurde für mich aber auch zugleich das "Kapitel Musik" endgültig zugeklappt, denn es wartete bereits ein neues und weitaus größeres Abenteuer auf mich, in dem für Musik kaum noch Zeit und Platz sein sollte. Doch von alledem ahnte ich damals noch nichts.

Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, spüre ich wieder ganz deutlich meine damalige Begeisterung. Die uneingeschränkten Ausdrucksmöglichkeiten, die sich durch die elektronische Musikerzeugung Anfang der 1980er Jahre eröffneten, stießen ein riesiges, spannendes und aufregendes neues Tor für mich auf. Denn plötzlich gab es eine Möglichkeit, ein Instrument, eine Sprache, um meine tiefsten Gefühle wie Trauer, Sehnsucht, Verständnis und Liebe nach außen zu transportieren. Verbal war es mir damals schwer möglich für diese Gefühle die passenden Worte zu finden. Wut, Zorn und ähnliche Gefühle, die konnte ich wunderbar rauslassen, aber nicht meine leisen sensiblen Gefühle. Aber mit den neuen technischen Musikinstrumenten konnte ich das jetzt alles. Das war ein unfassbares Glücks- und Befreiungsgefühl.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Rückblickend betrachtet...

nächster Abschnitt ▼

hat Musik mein Leben entscheident beeinflußt und verändert. Doch insbesondere die Zeit von 1982 bis Ende 1991, in der ich mich intensiv mit elektronischen Musikinstrumenten und Zubehör wie Synthesizern, Keyboards, Drum-Maschinen, ➚ MIDI, Mischpulten, Effektgeräten plus der dazugehörigen Software beschäftigte, habe ich den ➚ Personal Cumputer und das digitale Zeitalter und die ➚ digitale Revolution in der elektronischen Musik von Beginn an aktiv erlebt und gelebt. Angefangen von schweineteueren ➚ analogen Synthesizern OHNE Presets (abgespeicherte Sounds), dann weiter zum Home-PC ➚ ATARI und COMMODORE, alles noch OHNE Internet, bis hin ins Internetzeitalter und komplexen Kompositions-Software-Programmen.


x

Als ich Anfang der 1980er Jahre das elektronische Musizieren für mich entdeckte, sagte Sylvie zu mir: "Peter, ich bin richtig neidisch auf Dich. Du hast endlich das gefunden, was wirklich Deins ist". Damit meinte sie: Und was ist meins? Also die Tätigkeit, die wirklich meins ist und die mich glücklich macht?

Damals hatte Sylvie noch keine Ahnung, dass auch sie schon sehr bald ihre wahre Arbeit und Berufung finden würde, doch das setzte zuvor eine tiefe Aufarbeitung und Bewusstwerdung ihrer Persönlichkeit voraus. Und ich wusste damals noch nicht, dass dies für uns beide ein ganz neues Kapitel in unserem Leben aufschlagen sollte. Doch dazu später mehr.


"Das höchste Ziel im Leben ist Erfolg. Doch zeige anderen niemals Deine Emotionen.
Oder auch: Erfolg geht vor Emotionen."


Wahrer Erfolg ist, wenn wir unsere Emotionen, Gefühle und Verletzungen zeigen, denn das bedeutet Stärke und schafft wahre Nähe und Freiheit. Erfolg ohne sich zu zeigen, macht auf Dauer krank.
Was bedeutet Erfolg eigentlich?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 8: Musiker & Komponist | Start Kapitel ▲

Zusammenfassung

nächster Abschnitt ▼

Meine Zeit als Musiker, Komponist, Produzent


Discografie


Meine Synthesizer in den 1980ern, von denen die meisten legendär geworden sind.

Kawai K1
FOTO x
Kawai K1 von 1988
PCM Waveforms Baujahr 1988 Neupreis ca. 1.500 DM
Korg M1
FOTO x
Korg M1 von 1989
Digital Baujahr 1988-1994 Neupreis 4.590 DM
Korg Poly-61
FOTO x
Korg Poly-61 von 1984
Baujahr 1982 Neupreis 3.200 DM
Korg MS-10
FOTO x
Korg MS-10 von 1983
Analog Monophone Baujahr 1978-1983 Neupreis 900 DM
Moog Minimoog
FOTO x
Mein Minimoog von 1984: Der beste Synthesizer den es je gab
Analog Monophone Baujahr 1970 Neupreis 6.000 DM
Moog Source
FOTO x
Moog Source von 1988
Analog Monophone Baujahr 1981 Neupreis ca. 2.000 DM
Oberheim Matrix 6R
FOTO x
Oberheim Matrix 6R von 1986
Baujahr 1985 Neupreis ca. 2.600 DM
PPG Wave 2
FOTO x
Mein PPG Wave 2 von 1983: Bei diesem Synthesizer liegen Genie und Wahnsinn ganz eng beisammen
Baujahr 1981-1987 Neupreis ca. 10.000 DM
Roland Jupiter-6
FOTO x
Roland Jupiter-6 von 1987
Analog Baujahr 1983 Neupreis 6.300 DM
Roland U-220 Rack
FOTO x
Roland U-220 Rack von 1987
ROM Player Baujahr 1989 Neupreis 2.100 DM
Roland AX-Synth
FOTO x
Roland AX-Synth von 1987. Der Hammer bei Live-Auftritten.
Umhängekeyboard Baujahr Anfang der 1980er Neupreis 995 DM
Yamaha DX7
FOTO x
Yamaha DX7 von 1987
FM-Synthese Baujahr 1983-1987 Neupreis 4.730 DM
Yamaha DX7II
FOTO x
Yamaha DX7II von 1988
FM-Synthese Baujahr 1987 Neupreis 4.750 DM
Yamaha TX7 Modul
FOTO x
Yamaha TX7 Modul von 1988
FM-Synthese Baujahr 1984 Neupreis ca. 900 DM
Yamaha TG77 Rack
FOTO x
Yamaha TG77 Rack von 1989
FM-Synthese Baujahr 1989 Neupreis 2.900 DM

Mein Musikstudio Equipment in den 1980ern

Atari 1040 ST
FOTO x
Atari 1040 ST von 1986
Personal Computer Baujahr 1985-1994 Neupreis 1.300 DM
Atari ST war damals DER angesagte ➚ Personal Computer (PC) für Musik-Software. Über ihn liefen auch unzählige Video-Spiele
plus ➚ 3,5 Zoll Diskette (1,44 MB)
plus ➚ StarWriter Textprogramm, das damalige "Word" für den Atari
plus Drucker.
Externe Festplatte
für Atari
FOTO x
60 Megabyte externe Festplatte für Atari
60 MB (Megabyte wohlgemerkt), Neupreis 850 DM
C-Lab Export
MIDI Interface
FOTO x
C-Lab Export MIDI Interface für Atari
MIDI Interface: 3 MIDI OUT, plus serieller ST Anschluss über Atari PC Modemport, Neupreis 300 DM
C-Lab Unitor 2
MIDI Interface
FOTO x
C-Lab Unitor 2: MIDI Interface für Atari
Synchronisation zu/von anderen SMPTE Geräten, plus 2 MIDI IN, 2 MIDI OUT, Multi-Port für Steady Eye oder Human Touch, Neupreis 790 DM
C-Lab Notator SL
MIDI Software
FOTO x
C-Lab Notator SL: MIDI Software für Atari
MIDI-Sequenzerprogramm für den Atari ST, Neupreis 750 DM
16-Kanal Mixer
FOTO x
16-Kanal Mixer von 1985
Baujahr 1989 Neupreis 6.500 DM
Ibanez 6-Kanal Mixer
FOTO x
Ibanez 6-Kanal Mixer von 1985
KM-60 von 1983 Neupreis 650 DM
Teac Tonband
FOTO x
Teac 38: 8-Kanal 1/2 Zoll Tonband von 1987
Teac Tasam 38 8-Kanal 1/2 Zoll Tonband von 1987 Neupreis 5.745 DM
plus 8-Kanal Noise Reduction 1.500 DM
Sony Tonband
FOTO x
Meine Schönheit von 1973: Das Sony 1/2 Zoll Tonband TC-758
TC-758 2-Kanal 1/2 Zoll von 1973 Neupreis 1.500 DM
zum Mastern
DAT Recorder
Taperecorder
zum Mastern Neupreis 2.000 DM
Doppel Tape Deck
Recorder
zum Herstellen von DEMO-Kompaktkassetten Neupreis 1.000 DM
Div. Effektgeräte
Hall, Echo, Equalizer usw. ca. 2.000 DM
Sony Verstärker
FOTO x
Meine Schönheit von 1972: Der Sony Verstärker TA-1150
TA-1150: 1971 Neupreis 800 DM
Sony Receiver
FOTO x
Meine Schönheit von 1972: Der Sony Receiver STR-6045
STR-6045: 1971 Neupreis 800 DM
Sony Plattenspieler
FOTO x
Meine Schönheit von 1974: Der Sony Plattenspieler PS-4750
PS-4750: 1976 Neupreis 750 DM
Zeck 15/3
Lautsprecher
FOTO x
Zeck 15/3 Lautsprecher von 1985
2 Zeck 15/3 Lautsprecher von 1985, 400 Watt, Gewicht 40 kg, Paar Neupreis 1.900 DM
Revox
Symbol B MKII
FOTO x
Meine fantastischen Revox Lautsprecherboxen von 1987 Symbol B MKII
2 Revox Lautsprecher Symbol B MKII von 1987, 300 Watt, Gewicht 51 kg, Stück Neupreis 2.000 DM
Flight Case
FOTO x
Flight Case, Transportkiste
Mehrere Flight Cases, Transportkisten von Amptown in Hamburg ca. 1.000 DM

Meine Drumcomputer in den 1980ern, die längst legendär geworden sind.

Roland TR-808
FOTO x
Roland TR-808 von 1983
Analoger Drumcomputer Baujahr 1982 Neupreis 1.900 DM
Roland TR-505
FOTO x
Roland TR-505 von 1987
Drumcomputer Baujahr 1986 Neupreis 650 DM

➚ = Umleitung auf andere Internet-Adresse


---- Ende Kapitel 8 ----

Start Kapitel 8: Mein "früheres" Leben als Musiker ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 9: Ich lebte schon immer in "zwei Welten"

Erklärung

nächster Abschnitt ▼

Ich lebte schon immer in "zwei Welten", wenngleich ich auch versuchte, das mein halbes Leben lang zu ignorieren.


Solange ich zurückdenken kann, hatte ich Kontakt zur geistigen Ebene. Schon als Kind hatte ich ständig imaginäre Freunde an meiner Seite und zusammen spielten wir dann mit meinen Matchbox Autos (damals waren die noch bezahlbar) oder bauten Häuser mit meinen Legosteinen oder wir sangen einfach nur ein Lied zusammen. Das war immer sehr lustig und ich hatte viel Spaß mit meinen Freunden. Ihr Kommen und Gehen war damals etwas völlig Normales für mich. Man kann sagen, dass ich in zwei Welten lebte, nur dass es mir damals natürlich überhaupt nicht bewusst war.

Doch als ich älter wurde und spätestens als die Schule anfing, kamen sie nur noch selten zu mir, bis sie sich irgendwann gar nicht mehr meldeten - so dachte ich jedenfalls. Und schließlich erinnerte ich mich nicht einmal mehr daran, dass es sie überhaupt jemals gegeben hatte. Ich hatte jede Erinnerung an sie total vergessen. Erst viele Jahre später, als ich schon längst erwachsen war, fielen sie mir wieder ein. Zuerst nur schemenhaft, doch dann kamen langsam immer mehr Erinnerungen zurück. Schon merkwürdig, ich hatte das alles die ganzen Jahre über völlig vergessen.

Doch als ich später meine künftige Frau Sylvie kennenlernte, kam bei mir alles Stück für Stück wieder zurück in mein Bewusstsein. Sylvie hatte schon seit ihrer frühesten Kindheit einen "direkten Draht nach oben". Für sie war es ganz natürlich, mit Engeln, mit Verstorbenen und anderen Energien von der geistigen Ebene sowie mit Tieren zu kommunizieren, so natürlich, wie ein Gespräch unter guten Freunden.

Und so begann es Mitte der 1980er Jahre, dass mir Sylvie immer mehr über ihre besonderen Fähigkeiten erzählte und mich auch immer öfter an ihren besonderen "Gesprächen" teilhaben ließ, bei denen ich erstaunliche Aussagen hörte. Diese Aussagen waren vorrangig für uns beide und für unser weiteres persönliches Wachstum bestimmt.

Als doch eher bodenständiger Mensch, war ihr "direkter Draht nach oben" für mich anfänglich natürlich etwas völlig Neues und sehr verwirrend. Gibt es so etwas wirklich? Kann man wirklich mit sowas wie Engeln und mit Verstorbenen sprechen? Kann das wirklich sein oder will meine Frau mich nur verscheißern?

Schon mal Vorblättern zu:
Hilfe, meine Frau hört Stimmen!

Doch schnell merkte ich, dass Sylvie's Botschaften und ganz besonders die Art ihrer Aussprache und die Wahl ihrer Worte, echt waren. Das war keine verarsche von ihr, dafür kannte ich sie schon zu lange und viel zu gut. Wow! Ich hatte ja keine Ahnung, dass so etwas tatsächlich möglich ist. Ich hatte das bisher als Spinnerei abgetan, wenn ich darüber hörte, dass Leute mit Engeln oder mit Verstorbenen aus der geistigen Welt redeten. Doch jetzt erlebte ich fast tagtäglich so etwas selbst, wovon die meisten von uns bestenfalls nur hörten.
Und allmählich öffnete sich für mich Stück für Stück eine ganz neue Welt und Weltanschauung und eine völlig neue Sicht- und Denkweise. Und plötzlich kamen auch immer mehr Erinnerungen an meine Kindheit und meine damaligen imaginären Freunde und Erlebnisse zurück.


Der Kontakt

Musik und Stimme Peter Reifegerste © | mehr Musik

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 9: Ich lebte schon immer in "zwei Welten" | Start Kapitel ▲

Mein "nach Hause" telefonieren

nächster Abschnitt ▼

Jetzt beschäftige ich mich nun schon seit Ende der 1980er Jahre intensiv mit dem Thema Licht und Schatten unserer Persönlichkeit sowie Aufarbeitung ungelöster Konflikte in der Familie, basierend auf meiner Suche nach Gründen und Antworten zu Problemen in meinem eigenen Leben und in der meiner Familie. Dabei wurde mir klar, wie wichtig die Erkenntnis über meine eigene Urverletzung (Trauma), meine eigenen Schutzmechanismen und meinen eigenen Schatten war und welchen enormen Einfluss diese auf mein gesamtes weiteres Leben hatten. Das hatte ich ja überhaupt nicht gewusst!

Und bei meiner weiteren Suche merkte ich, dass ich die besten Antworten auf meine Fragen erhielt, wenn ich direkt mit den "Jungs und Mädels" von oben in der geistigen Ebene kommuniziere, da sie genau die richtigen Ansprechpartner für meine Fragen sind.

Doch auf diese besondere Art der rein gefühlsmäßigen Kommunikation "mit oben" musste ich zuerst vorbereitet und geschult werden:

Dieses komplexe Schulungsprogramm begann bereits in meiner frühen Kindheit, wovon ich damals natürlich nichts ahnte, und diese Schulung dauert bis heute an. Ich denke jeder von uns erlebt so etwas ähnliches mit seiner ganz eigenen Begabung oder Gabe, auch wenn es vielleicht noch nicht jedem bewusst ist.

Erst mit meinen Erfahrungen durch die jahrelange Schulung unserer Licht- und Schattenseiten, konnte ich mich irgendwann auf die Suche nach Gründen und Antworten zu meinen eigenen Problemen und die meiner Familie begeben. Heute kenne ich die Gründe bei mir und die Gründe in meiner Familie und habe die Antworten auf meine Fragen bekommen und dafür bin ich sehr dankbar, denn das hat mein Sehen, mein Denken und meine Bewusstheit völlig verändert.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 9: Ich lebte schon immer in "zwei Welten" | Start Kapitel ▲

Es geht um Annahme nicht um Ablehnung und schon gar nicht um Kampf

Um Frieden zu erlangen, muss zuerst der Feind vernichtet werden!
nächster Abschnitt ▼

"Ich habe alles Schlechte und Böse in meinem Leben erfolgreich bekämpft, vernichtet und vertrieben. Ich bin jetzt frei."

Das ist eine Illusion. Nur die Vereinigung und Annahme der Gegensätze - in unserem Herzen - führt zu Frieden und zur Heilung. Ein Kampf kann niemals zum Frieden führen.


Heute verstehe ich, warum mein Leben GENAU SO verlaufen musste, wie ich es erlebte und warum ich bestimmte Situationen GENAU SO immer und immer wieder erleben und erfühlen musste - auch die schmerzhaften Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle. Heute verstehe ich den übergeordneten Sinn dahinter und das es um weit mehr geht, als nur um meine Person oder die Personen in meiner Familie.

Mir wurde klar, dass mir meine spezielle Kommunikation und Wahrnehmung unserer Licht- und Schattenseiten nicht mal eben so zufällig zugeflogen kam sondern dass das einen tieferen Sinn haben musste. Das war kein Zufall, das war Absicht. Und da ich meine Wahrnehmung nicht mal eben so "abschalten" oder "ausknipsen" kann, weil sie sowieso permanent vorhanden ist, entschloss ich mich ganz bewusst dazu zu stehen und dafür die Verantwortung zu übernehmen.


x

Der Irrglaube:
Um Frieden zu erlangen, muss der Feind vernichtet werden!
Jahrzehntelang habe ich meine Probleme als lästige Plagen und Feinde angesehen, die einfach nicht aufhören mich zu nerven und gegen die ich immer gekämpft habe und am liebsten erschlagen hätte. Bis ich erkannte, dass genau das Gegenteil der Weg zur Lösung zum Frieden und zur Heilung ist, nämlich das bewusste Hinsehen und Ansprechen.

Um Frieden zu erlangen, sollte man zuerst SICH SELBST fragen:

  • Welche Kampfgefühle habe ICH in mir?
  • Woher kommen MEINE Wut- Zorn- und Kampfgefühle?
  • WER ist der wirkliche Feind?
  • Oder verlagere ich meinen inneren unterdrückten und unaufgearbeiteten Zorn auf ein äußeres Schlachtfeld?
  • Suche ich womöglich ständig nach einem Feind, um an ihm meinen Zorn ausleben zu können?

Kampf ist niemals ein Mittel, um Frieden zu bekommen sondern stößt uns nur noch tiefer in eine Kampf- und Gegenkampf- Vergeltungs-Spirale. Frieden setzt zu allererst ein Selbst-Verständnis und eine Selbst-Bewusstwerdung voraus. Wer sich selbst nicht kennt, ist nicht wirklich bei sich und weiß somit auch nicht wirklich was er tut.


"Ich habe mich von allem Negativen befreit".

Das ist eine Illusion. Denn: Kein Licht ohne Schatten. Sowie umgekehrt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 9: Ich lebte schon immer in "zwei Welten" | Start Kapitel ▲

Brücke zwischen "zwei Welten": Zwischen dem Licht und dem Schatten

nächster Abschnitt ▼

Bereits seit vielen Jahren sehe ich mich als Kommunikator und Vermittler zwischen "zwei Welten" und zwar zwischen dem Licht und dem Schatten. Das bedeutet, ich stehe allen Schattenanteilen sowie hilfesuchenden Lebensformen- und Energien als loyaler Ansprechpartner zur Verfügung, wenn es um den klaren Wunsch nach einer Veränderung in Richtung Licht, Liebe, Wahrhaftigkeit, Klarheit und Herzlichkeit geht.

Für mich ist klar, dass diese "zwei Welten" letztendlich sowieso zusammen gehören, man kann sie gar nicht trennen, weil sie nie wirklich getrennt waren. Außerdem kann "eine Welt" ohne die andere gar nicht existieren. Es gibt keinen Schatten ohne Licht sowie auch umgekehrt. Beide Seiten sind immer zu gleichen Anteilen vorhanden. Doch nur zusammen sind beide ganz, nur zusammen sind WIR ganz. Und unser Herz ist die Schaltzentrale zwischen "beiden Welten", zwischen beiden Gegensätzen. Das Herz vereinigt beide Seiten wieder zu einem Ganzen und so werden auch wir wieder vollständig.

Genau zu diesem Zweck installierte ich schon vor Jahren mein Herz als imaginäre Brücke genau in der Mitte zwischen dem Licht auf der einen und dem Schatten auf der anderen Seite. Damit biete ich allen Schattenenergien und hilfesuchenden Lebensformen sowie verstorbenen Personen die Möglichkeit an, angenommen, sicher und beschützt über diese Brücke, also über mein Herz, vom Schatten ins Licht gehen zu können. Wenn Sie es denn mögen. Und das betrifft auch das gesamte Tierreich.

Alles basiert auf der Grundlage des freien Willens jedes einzelnen Wesens und zum höchsten Wohle aller im Universum. Dieses Angebot richtet sich sowohl an Opfer als auch an Täter.

Dazu passender Beitrag:
Imaginäre Lichtstationen und Klarheitsstationen Lichtstationen und Klarheitsstationen sind ein Netzwerk aus imaginären Info- und Kontaktstationen, die sich in der geistigen Welt oder auch geistigen Ebene befinden und ein strahlend leuchtendes Licht, bestehend aus reiner Liebe und Herzensqualität abstrahlen. Weiterlesen

Als ich einmal einer lieben Freundin in einem Telefonat von meiner Arbeit berichtete, sagte sie zu mir:
"Tja Peter, ich kümmere mich um die Lebenden und Du um die Verstorbenen".
Und sofort nachdem sie es ausgesprochen hatte, war sie über ihre eigene Aussage so erschrocken, dass sie unser Telefonat abrupt beenden musste. Mir war sofort klar: Das waren nicht ihre eigenen Worte. Und es war eine Botschaft für mich.


"Das Böse auf der Erde muss für immer ausgelöscht werden".

Das ist eine Illusion. Denn: Kein Licht ohne Schatten. Sowie umgekehrt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 9: Ich lebte schon immer in "zwei Welten" | Start Kapitel ▲

Es ist die Zeit des Verstehens

nächster Abschnitt ▼

Es ist an der Zeit, dass wir den wahren Sinn und die wahre Botschaft unseres eigenen "Schattens" verstehen und endlich damit aufhören, diesen ständig zu bekämpfen oder gar "überwinden" zu wollen. Jeder von uns hat diesen Anteil in sich, er gehört absolut zu unserer Persönlichkeit, er kann also gar nicht "überwunden" werden. Außerdem ist dieser Anteil alles andere als "der Feind" sondern vielmehr einer unserer größten Lehrmeister auf dem Weg, zu unserem wahren Selbst und unserem inneren Frieden. Es geht also nicht um ein Feindbild und um einen Kampf oder um Abgrenzung, Ausgrenzung, Trennung oder Abwendung gegen diesen Anteil, sondern es geht genau um das Gegenteil, also um das Erkennen, um das Verstehen und um die Annahme ALLER unserer Anteile und zwar IN UNS SELBST, in unserem Herzen.

Solange wir den Sinn und die Botschaft unserer Persönlichkeitsanteile nicht wirklich verstanden und angenommen haben - und damit meine ich mit unserem HERZEN verstanden haben, nicht mit unserem Verstand - solange führen wir nur einen ewigen Kampf "gegen Windmühlen" (➚ siehe Don Quichotte), also einen ewigen Kampf gegen uns selbst - und dieser Kampf ist nicht zu gewinnen, weil er nur eine Illusion ist.

Übrigens: Das ist kein theoretisches Gelaber von mir, sondern basiert auf unzähligen eigenen Erfahrungen, da ich mich selbst mein halbes Leben lang im Kampf gegen meine eigenen Windmühlen befand. Ich weiß also genau wovon ich hier spreche.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 9: Ich lebte schon immer in "zwei Welten" | Start Kapitel ▲

Die übergeordnete Sichtweise

nächster Abschnitt ▼

Mein weiterer Weg führte dazu, dass ich immer öfter darauf achtete, mich nicht im Detail zu verlieren sondern Situationen, Begegnungen und Personen die mich emotional berührten, immer aus einer übergeordneten Sichtweise zu betrachten und zu fühlen. Denn so bekam ich eine emotionale Distanz zur Situation oder zur Person und erhielt zugleich eine zusammenhängende Übersicht der Lage. Ich schaute quasi wie von oben auf eine Situation runter und konnte alle beteiligten Personen, Zusammenhänge und Verbindungen besser erkennen.

Doch für mich endet hier die übergeordnete Sichtweise nicht sondern sie fängt eigentlich erst richtig an. Denn ich glaube, dass man die wirklichen, die wahren Gründe von Situationen, Begegnungen und Personen erst so richtig erkennen und verstehen kann, wenn man seinen Blickwinkel, also seinen Standpunkt, von dem aus man schaut, immer weiter ausdehnt. Damit meine ich, dass man seinen Blickwinkel nicht nur auf die Situation oder die Person alleine begrenzen sondern auch gern mal Stück für Stück immer weiter ausdehnen sollte.

Als gutes Beispiel für eine übergeordnete Sichtweise steht Google Maps oder Google Earth, also wenn man sich eine Landkarte oder einen Ort von oben anschaut und dann immer weiter davon weg zoomt und so aus einer immer höheren Entfernung betrachtet bis letztendlich nur noch die Erde als kleine Kugel übrig bleibt. Erst dann erkennt man die Zusammenhänge und alles das, was sich neben der Erde befindet und auch mit ihr zusammenhängt und von ihr abhängig ist. So erkennt man, dass alles auf, neben oder über der Erde auch mit allem anderen auf irgendwelche Art und Weise verbunden und abhängig ist.

Und wenn man dann möchte, kann man die Distanz und den Standpunkt noch weiter ausdehnen, in dem man die Erde nicht nur allein sondern im Zusammenhang mit den anderen Planeten betrachtet, wie z.B. mit dem Mond und seiner Gravitationskraft, ohne den es auf der Erde keine Jahreszeiten und somit kein wirkliches Leben geben würde, und nur weil der Mond die Erdachse auf konstant 23,4 Grad hält. Das bedeutet, dass auch das Leben auf der Erde vom Mond abhängig ist, auch hier besteht eine existentielle Abhängigkeit. Und wenn man möchte kann man seinen Blickwinkel noch weiter ausdehnen, indem man unser Sonnensystem mit den Planeten betrachtet und deren Abhängigkeiten untereinander.

Man kann diese Betrachtungsweise jetzt immer weiter z.B. auf die Galaxien ausdehnen, bis unser Verstand nicht mehr mitkommt und streikt. Aber dieses Beispiel soll ja auch nur zeigen, dass wir Situationen und Personen nicht nur begrenzt betrachten sollten, so wie durch ein Schlüsselloch, sondern auch immer aus einer gewissen Distanz heraus, weil wir dann erst weitere Zusammenhänge und Abhängigkeiten erkennen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 9: Ich lebte schon immer in "zwei Welten" | Start Kapitel ▲

Unser begrenztes Denken

nächster Abschnitt ▼

Ich denke, dass wir unsere irdische zeitliche Betrachtungsweise immer mal wieder ausdehnen sollten, also nicht immer nur in Erd-Stunden, in Erd-Tagen oder Erd-Jahren zu rechnen sondern die Dinge auch mal in größeren zeitlichen Dimensionen zu betrachten. Was sind schon 80 oder 90 Lebensjahre gemessen an unserer Menschheitsgeschichte oder an der Galaxis oder des Universums. Vielleicht offenbart sich der Sinn einer heutigen Situation erst viele Jahre später, wenn der Mensch und die beteiligten Personen schon längst von dieser Erde gegangen sind.

Wir sehen, denken und fühlen immer noch in viel zu begrenzten zeitlichen Dimensionen und ziehen deshalb oft falsche Schlüsse im Jetzt und Heute, weil wir uns keinen wirklichen Gesamt-Überblick über eine Situation verschafft haben.


---- Ende Kapitel 9 ----

Start Kapitel 9: Ich lebte immer schon in "zwei Welten" ▲

 


"Ich habe in meinem Leben alles unter Kontrolle".

Wenn Du wirklich so denkst, dann verpasst Du die vielen Wunder in Deinem Leben.

zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 10

Als typischer Widder liebe ich Spontanität

nächstes KAPITEL ▼

sowie Wagnisse, Risiken und Herausforderungen einzugehen. Ganz besonders die Herausforderungen, bei denen ich das Ergebnis oder die Lösung in Gedanken schon klar vor mir sehe und mein Herz vor Begeisterung, Vorfreude und Zuversicht überfließt und deshalb jetzt sofort von mir umgesetzt werden muss.

Und so kann es schon mal passieren, wenn ich von einer Idee, einer Vision oder dieser brennenden Leidenschaft SOOO gepackt und fasziniert bin, dass ich alles andere Stehen und Liegenlassen MUSS, um mich ausschließlich nur mit dieser einen Idee zu befassen, um einen Weg zu finden das umzusetzen, das zu realisieren - und zwar jetzt. Innerlich sehe ich bereits das Ergebnis und die neuen Möglichkeiten ganz klar vor mir. Ich weiß nur noch nicht genau wie der Weg zur Umsetzung aussieht. Aber ich werde diesen Weg finden, daran besteht überhaupt kein Zweifel, egal wie lange es auch dauern wird.

Dieser Wille und diese Einstellung liegt an meiner schon chronischen Zuversicht und festem Erfolgsglauben an hauptsächlich neuen, zukunftsorientierten Ideen und Projekten. Was heute von vielen Leuten noch als unmöglich, unrealisierbar, chancenlos, aussichtslos oder sogar als Science Fiction abgetan wird, ist für mich in den meisten Fällen schon total real, auch wenn es das heute noch nicht gibt. Ich bin dann immer wieder von Neuem erstaunt, warum das eigentlich noch niemand in die Tat umgesetzt hat, obwohl die Sache doch klar und offensichtlich vor uns liegt.

Ich bin der festen Überzeugung, dass alles das, was wir uns in Gedanken vorstellen können, auch real umgesetzt werden kann. Ausgenommen die Technik zur Umsetzung wurde noch nicht erfunden.
Es gibt keine Grenzen - es sei denn, in unseren Gedanken.

Dazu passender Beitrag: Die Gedankenkraft: Unser wahres Kraftpotential


---- Ende Kapitel 10 ----

Start Kapitel 10: Als typischer Widder ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  
nächstes KAPITEL ▼
Kapitel 11

Ibiza: Das große Abenteuer

Wir gaben 1992 in Hamburg Job und Haus auf, um auf Ibiza ein spirituelles Zentrum aufzubauen.

von 1992 bis 2011

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer

Deutschland Mitte der 1980er Jahre: Wunsch nach Veränderung

nächster Abschnitt ▼

Mein Haus. Mein Auto. Mein Job... Meine Abhängigkeit...


Wir hatten uns Mitte der 1980er unser Leben mit Eigenheim in Asendorf (Nordheide) mit zwei Autos, mehreren Urlauben pro Jahr und vielen anderen Luxusgütern so richtig gemütlich eingerichtet. Doch während wir es im Außen immer mehr "zu etwas brachten", gerieten unsere inneren Träume und Wünsche immer mehr in Vergessenheit. Man nennt es auch: Alltag frisst Seele. Doch wenn unsere innere Stimme mal lauter wurde, war auch gleich ein passender Spruch parat:
"Naja, jeder hat doch so seine Wünsche und Träume, aber man kann sich nun mal nicht alle Träume erfüllen. Das Leben ist schließlich kein Wunschkonzert. Und Außerdem: Wir haben doch alles, was uns glücklich macht."

Wir waren damals nicht totunglücklich mit unserer Arbeit in der Versicherung. Ok, sie war nicht besonders kreativ, also meine Arbeit jedenfalls, es sei denn ich legte meinen Kugelschreiber heute mal mit vollem Risiko auf die andere Seite des Schreibtisches. Das wäre doch schon mal ein mutiger Anfang.
Nein im Ernst: Die Arbeit in der Versicherung brachte zwar "gutes Geld", aber besonders ich sah keinen wirklichen Sinn mehr in meiner Tätigkeit.

x
1989: Unser Zuhause in Deutschland

Der entscheidende Anstoß für mein Umdenken begann damit, als ich meine Arbeit immer mehr hinterfragte:
"Zur Hölle, was mache ich hier eigentlich? Also hier in der Versicherung an diesem Schreibtisch in diesem Großraumbüro? Ok, ich arbeite und bekomme dafür Geld um unser Haus, unsere 2 Autos, unsere Urlaube, unsere Nahrung und noch ein Dutzend anderer Sachen bezahlen zu können. Aber brauche ICH denn wirklich all diese Dinge? Und zu welchem Preis? In dem ich 8 Stunden lang an diesem Schreibtisch sitze und Arbeiten erledige, die mich eigentlich überhaupt nicht interessieren? Und das Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr? Aber diese Monate und Jahre sind doch meine Lebenszeit. Und diese Zeit kommt niemals wieder! Ich kam mir wie im Knast vor, zwar mit Freigang und ohne Mauern, doch letztendlich war es ein offenes Gefängnis. Mir wurde erschreckend bewusst: Hier kann doch etwas ganz Grundsätzliches nicht stimmen. Das kann ich auf Dauer unmöglich so weitermachen!"

Einige werden jetzt vielleicht argumentieren:
"Hey, Willkommen im Club. Das ist das wirkliche Leben. Du solltest lieber dankbar sein, dass Du überhaupt'n Job hast. Es gibt da draußen jede Menge Leute, die sonstwas dafür tun würden, um Deinen wie Du ihn nennst "sinnlosen" Job zu bekommen. Also, steig mal runter von Deinem hohen Ross und zeig mal ein bischen mehr Dankbarkeit für Dein Leben. Klar?"
Ja ja, Du hast ja Recht. So schlimm ist die Arbeit nun auch wieder nicht. Was hab' ich aber auch immer für dumme Flausen im Kopf? Eijeijei... Ich sollte aufhören zu jammern und mir lieber dieses Wohnmobil für 80 Mille kaufen und damit in Urlaub fahren. Damit bin ich mein ganz eigener Herr und die Arbeit kann mich mal. Naja, jedenfalls für die nächsten 2 Wochen. Ich sprech' gleich morgen mit dieser netten Sparkassenangestellten wegen einer Dispoüberziehung. Ach ja, das Leben ist doch so schön.

Natürlich fanden wir den ganzen materiellen Klimbim ja auch super toll. Doch irgendwann war es nur noch der Versuch mit einer äußeren "Perfektion" über unsere nicht gelebte innere wirkliche Persönlichkeit hinwegzutäuschen. Die äußere Welt wurde perfekt angestrichen, während im inneren die Farbe immer weiter abbröckelte. Umso mehr wir im Konsumrausches schwammen, desto mehr kam diese Leere im Inneren. Während das Ego sich sonnte, vertrocknete langsam die Seele.

Zwar hatte ich mittlerweile in meiner Musik große Freude und Erfüllung gefunden, aber dadurch war ich auch immer weniger zuhause bei Sylvie. Unsere gemeinsame Zeit wurde immer weniger und das konnte nicht so weitergehen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unsere größte Stärke

nächster Abschnitt ▼

Sylvie und ich erinnerten uns wieder, was uns beide wirklich verbindet und das ist - nicht das Wohnmobil - sondern unsere Liebe und unsere Partnerschaft. Das ist unsere größte Stärke und Sicherheit und das war schon immer so, seitdem wir zusammen sind. Keine materiellen äußeren Werte wie Geld, Besitz oder Stellung, sondern "nur" unsere Partnerschaft, das ist unsere Sicherheit. Wir erinnerten uns wieder, dass Ängste, Sorgen, Zweifel und Unsicherheiten keinen Millimeter Platz zwischen uns finden, auch wenn sie unermüdlich nach Möglichkeiten suchen, um sich zwischen uns zu drängen. Wir erinnerten uns wieder, welche Türen sich fast wie von selbst öffneten, wenn wir Probleme und Wünsche gemeinsam als Paar angehen. Wir erinnerten uns wieder an dieses vertraute Gefühl, trotz leerer Taschen unendlich reich zu sein oder uns trotz räumlicher Enge grenzenlos frei zu fühlen oder uns an jedem Ort dieser Welt wie zu Hause zu fühlen. Und das nur, weil wir zusammen sind.

Genau danach sehnten wir uns. Genau da wollten wir wieder hin. Zurück zu unserer größten Stärke. Und jetzt war die richtige Zeit dafür.

Rückblick:
Angestellt oder Selbstständig?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Wie alles bei Sylvie begann

1985/86
nächster Abschnitt ▼

Auf eigenen Wunsch hin begibt sich Sylvie in Folge einer selbst diagnostizierten Diätensucht zur Therapie in eine Suchtklinik und bringt damit ihre persönliche Lawine ins Rollen.

Rückblick:
Kapitel 5: Sylvie

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Hilfe, meine Frau hört Stimmen!

Mitte der 1980er
nächster Abschnitt ▼

Ich persönlich bin, allein schon durch mein Sternzeichen Widder, eher bodenständig und realistisch. Deshalb war ich in meiner ersten Lebenshälfte sehr kritisch gegenüber Personen eingestellt, die behaupteten, dass sie Channeln oder Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen könnten. Diese Leute habe ich nicht ernst genommen, das waren Spinner, die nicht alle Latten am Zaun hatten. Und wenn ich damals einen Bericht darüber sah, dachte ich nur: "Die haben doch alle'n Knall". Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer von dieser Sache, stempelte diese Leute aber grundsätzlich als Idioten ab. Doch meine Meinung zum Channeln und zu "diesen Idioten" sollte schon bald auf eine harte Probe gestellt werden, denn ich traf Sylvie - und das änderte alles.

Es geschah Mitte der 1980er Jahre.

Obwohl wir bereits über 10 Jahre verheiratet waren, wusste ich nicht, dass Sylvie schon seit frühester Kindheit mit Engeln, Tieren, Pflanzen und verstorbenen Personen sprach, denn darüber hatte sie mit mir nie gesprochen. Bis zu diesem besagten Tag Mitte der 80er. Ich weiß noch wie sie in mein Musikstudio kam und unsicher zu mir sagte:
"Peter, wir müssen reden."
Oje, dachte ich nur, irgendetwas ist da im Busch. Meistens bedeutete es, dass Sylvie einen "supertollen" Einfall hatte, um unser schönes Zuhause noch ein bisschen schöner zu gestalten. Im Klartext hieß "supertoll" deshalb nichts anderes als "superteuer". Und ICH hatte das große Glück, ihren superteuren Einfall in die Realität umsetzen zu dürfen: And The Winner Is ... Peter !!! Deshalb reagierte ich flapsig:
Ok, was soll ich machen und was kostet der Spaß?
Doch diesmal ging es überhaupt nicht darum. Ich bemerkte, dass es ihr sichtlich schwer fiel, mir den wahren Grund ihrer "Wir-müssen-reden-Aktion" mitzuteilen. Doch dann rückte sie damit raus:
"Peter, ich höre Stimmen."
??? ... Was fragte ich ungläubig nach? Was meinst Du damit?
Und sie sprach weiter:
"So lange ich denken kann rede ich schon mit Engeln und Tieren. Das ist wohl meine Gabe. Man nennt es auch Channeln. Ich wurde deswegen aber schon früh veralbert und als Spinnerin abgetan, deshalb habe ich schon als Kind mit niemanden mehr darüber gesprochen."
Ach du meine Güte dachte ich nur: Jetzt ist meine Frau verrückt geworden.
Und Sylvie sprach weiter:
"Doch jetzt kann ich es einfach nicht länger für mich behalten, ich muss mit Dir darüber reden."

Wie gesagt waren wir schon viele Jahre zusammen und somit kannte ich Sylvie natürlich sehr genau. Deshalb spürte ich auch, dass ihre "Beichte" absolut ernst und ehrlich gemeint war und dass sie große Überwindung hatte, um mir davon zu erzählen. Somit beendete ich sofort das woran ich gerade arbeitete und wir setzten uns zusammen ins Wohnzimmer, um darüber zu reden.

Und dann folgte ein langes Gespräch, in dem Sylvie mir von ihrer Gabe erzählte und warum sie erst jetzt den Mut fand, mir davon zu berichten. Sie hatte Angst, dass ich sie vielleicht nicht ernst nahm oder noch schlimmer, dass es sogar Einfluss auf unsere Beziehung haben könnte. Sie hatte ihre Gabe viele Jahre erfolgreich mit allen möglichen Ablenkungen verdrängen können, doch seit einiger Zeit funktionierten diese Ablenkungsversuche nicht mehr, denn ihre Gabe wurde immer präsenter und drängte in den Vordergrund.

Ich hatte mich schon des Öfteren gewundert, dass Sylvie in unseren gemeinsamen Gesprächen, aber auch in Gesprächen mit anderen Personen, urplötzlich eine haargenau passende Lösungsformulierung einfach mal eben so "raushaute". Sie traf damit voll ins Schwarze, wenn es um ein bestimmtes Thema oder um ein bestimmtes Problem ging. Ich fragte mich dann: Woher kann sie das nur so genau wissen? Doch jetzt überkam mich eine leise Ahnung: Hatte das etwas mit ihrem Channeln zu tun? Ja, das hatte es, wie ich dann von ihr erfuhr.

Bei unserem Gespräch wurde mir von Minute zu Minute bewusster, dass dies gerade ein wichtiger Moment oder sogar eine wichtige Wende in unserem Zusammenleben bedeutete, denn Sylvie's Channeln wollte leben und gesehen werden, das war ganz klar. Sylvie wollte endlich MIT ihrer Gabe leben, statt sie weiter zu verdrängen. Und ich musste mich JETZT damit ebenfalls auseinandersetzen.

Dieses Gespräch bewirkte, dass Sylvie den Mut entwickelte mich von nun an immer mehr in ihre "Botschaften von oben" mit einzubeziehen. Natürlich war ich nach wie vor skeptisch, ob das hier auch wirklich alles mit rechten Dingen zugeht oder ob ich hier gerade voll verarscht werde. Deshalb waren meine "Sensoren und Antennen" auch jedes Mal auf höchste Empfindlichkeit eingestellt, wenn Sylvie wieder einmal zu mir sagte: "Peter, ich habe eine Botschaft empfangen. Möchtest Du sie hören?"
Aber so sehr ich mich auch anstrengte und ihre Botschaften auf Glaubwürdigkeit durchscannte, ich fand einfach keinen Grund, an ihren Aussagen zu zweifeln.
Natürlich merkte Sylvie mein intensives Scannen ihrer Botschaften, aufgrund dessen sie zu mir sagte:
"Ich weiß, dass es Dir schwer fällt meinen Botschaften zu glauben. Du brauchst Beweise."
Das wäre sehr hilfreich, antwortete ich ihr.
"Ich kann Dir einen Beweis liefern", sagte sie daraufhin. "Möchtest Du ihn hören?"
Na klar, her damit.

Fortsetzung im nächsten Abschnitt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Meine Mutter als Zeitzeugin

Mitte der 1980er
nächster Abschnitt ▼

Und jetzt die Fortsetzung des vorherigen Abschnitts.

Und dann erzählte mir Sylvie folgende Botschaft, die sie "von oben" vernahm:

"Wir schreiben das Jahr 1938. Du befindest Dich in einem anderen Leben als ein einfaches junges Mädchen mit Namen Frida und bist schwanger vom Sohn des Bürgermeisters. Doch dieser hat aufgrund Deines niedrigen Standes als einfache Magd nicht den Mut zu Dir und seinem ungeborenem Kind zu stehen sondern wendet sich stattdessen von Dir ab. Er lässt Dich sitzen. Zur damaligen Zeit wird Dein Zustand als eine große Schmach und Schande angesehen und deshalb wirst Du von den meisten gemieden und ausgestoßen. Das stürzt Dich in tiefe Verzweiflung, da Du nicht weißt, wohin Du gehen sollst und wie es weitergehen soll. Du siehst nur noch den Freitod als einzigen Ausweg. Und so entschließt Du Dich vor einen fahrenden Zug zu werfen."

Das ist schon eine heftige Geschichte, die Du hier erzählst. Aber weißt Du, ich hab's nicht so mit "in anderen Leben war ich der oder die". Das hört sich immer nach einer Entschuldigung und Rechtfertigung an. Und außerdem bin ich mir noch gar nicht im Klaren, ob ich überhaupt an "andere Leben" glaube.
"Ich weiß, sagte Sylvie, doch es gibt eine Zeugin für diese Geschichte und das ist Deine Mutter."
Wie bitte? Meine Mutter? fragte ich ungläubig.
"Frida und Deine Mutter waren damals etwa im gleichen Alter und ihr ward befreundet. Frage Deine Mutter, ob sie eine Frida kennt, die sich vor einen Zug geworfen hat."

Moment mal, ganz langsam Sylvie. Also, nehmen wir nur mal so an, dass diese Geschichte stimmt. Meine Mutter ist 1918 geboren und wenn die Geschichte sich 1938 abgespielt haben soll, dann war sie zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt. Von der Frida weiß ich nichts. Ich Peter stand 1938 noch gar nicht auf dem Plan, da ich ja "erst" 1952 geboren wurde. Rein rechnerisch könnte das also angehen. Ok, soweit so gut.

Trotzdem. Das ist ja unglaublich, dachte ich mir. Sollte ich der Sache wirklich nachgehen und einfach mal meine Mutter fragen, ob sie eine Frida von früher kennt? Doch wenn sie sich nun tatsächlich an diesen Vorfall erinnert, ist das denn auch ein wirklicher Beweis? Es kann theoretisch ja auch ein abgekartetes Spiel von Sylvie und meiner Mutter sein? Also theoretisch. Doch diesen Gedanken habe ich sofort verworfen, weil meine Mutter und Sylvie niemals auf diese Idee kommen würden. Und außerdem ist es überhaupt nicht Sylvie's Art mich "reinzulegen" oder hinters Licht zu führen. Das passt so gar nicht zu ihr. Und ich hätte diesen "Trick" auf sofort durchschaut.

Und so überlegte ich mir, wie ich meine Mutter bei meinem nächsten Treffen auf diesen Vorfall hin ansprechen könnte. Und da kam mir auch schon eine Idee: Ich würde nicht fragen, ob sie eine Frida von damals kennt, sondern ich würde einfach einen ganz anderen Frauennamen nennen. Schaun wir doch mal, was meine Mutter daraufhin antwortet. Wenn die Geschichte stimmen sollte, dann müsste sie sich doch auch an den richtigen Namen ihrer Freundin erinnern können?

Ja. Und dann ergab sich für mich eine Gelegenheit, Sylvie's Geschichte auf die Probe zu stellen, denn ich besuchte meine Mutter. Natürlich konnte ich ihr nicht sagen: "Ach übrigens Mutter, ich war im letzten Leben eine Frau und wir beide waren gut befreundet. Kannst Du Dich daran erinnern?" Das wäre wohl keine so gute Idee gewesen, deshalb habe ich sie auch gleich wieder verworfen. Aber irgendwie musste ich mir etwas einfallen lassen, um diese Frida-Story ins Gespräch bringen zu können.

Und dann, zwischen unserem ganzen Kaffeetrinken und Kuchenessen und während Mutter pausenlos über dies und jenes redete, fragte sie mich plötzlich:
"Wie war eigentlich Euer Urlaub? Wo ward Ihr nochmal?"
In Tunesien, antwortete ich.
"Und hat es Euch dort gefallen?"
Das hat uns gut gefallen, erwiderte ich. Und dann plötzlich dachte ich: Jetzt hast Du eine Gelegenheit. Also los sagte ich mir, jetzt oder nie:

Und so begann ich: Wir sind dort im Hotel mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch gekommen und erfuhren aus ihren Erzählungen, dass sie in Schleswig aufgewachsen und dort zur Schule gegangen sind, genau wie Du.
"Ach, das ist ja ein Zufall", meinte Mutter.
Und sogleich spann ich weiter an meiner Fantasiegeschichte: Als ich den beiden erzählte, dass meine Mutter auch in Schleswig aufgewachsen sei, fühlten sie sich wohl ermutigt uns ein paar Anekdoten und Begegnungen aus jener Zeit zu erzählen.
"Du weißt ja", knüpfte Mutter sofort an, "Opa war damals Finanzbeamter und gut befreundet mit dem Schuldirekter und dem Bürgermeister."
Oh ja, ich kannte diese Geschichten nur allzu gut, weil sie mir diese schon viele Male erzählt hatte. Ich kannte sie schon so gut, als wäre ich damals selbst dabei gewesen. Hoppla? Was rede ich denn da?
Na ja, berichtete ich Mutter weiter, als sie erfuhren, dass Du auch aus Schleswig stammst, wurden wir die gar nicht wieder los. Doch an eine etwas gruselige Geschichte die sie uns erzählten kann ich mich noch erinnern, und zwar als sich ein junges Mädchen vor einen Zug geworfen haben soll. Ich glaube die hieß Barbara. Keine Ahnung, ob an dieser Sache was dran ist. Vielleicht bringe ich da auch etwas durcheinander.
Ok, sagte ich mir, jetzt habe ich den Köder ausgelegt. Mal sehen, ob Mutter anbeißt oder ob Sylvie's Durchsage nur Hokuspokus war.

Ich sah förmlich, wie meine Mutter ihr Gedächtnis minuziös nach einer Erinnerung auf das von mir geschilderte durchsuchte, als sie dann in Gedanken versunken zu mir sagte:
"Ich erinnere mich daran."
Was. Das ist wirklich passiert? hakte ich ungläubig nach.
"Ja ja, das ist passiert", antwortete mir Mutter. "Ich war damals noch sehr jung und kannte das Mädchen. Als ich davon erfuhr lief ich sofort zu den Bahngleisen und hörte von den Anwesenden, dass sich ein junges Mädchen von einer Brücke vor einen herankommenden Zug gestürzt hat. Das war ein ganz schreckliches Unglück und ein Riesenspektakel". Meine Mutter schilderte mir noch genauere Einzelheiten von den Überresten der Leiche, aber darauf möchte ich lieber nicht weiter eingehen.

Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Diese Geschichte ist tatsächlich wahr? Das kann doch nicht angehen? Aber vielleicht hatte meine Mutter bei ihren ganzen Erzählungen von früher auch einiges durcheinader bekommen, das kann nach so vielen Jahren ja schon mal passieren.
Doch dann, ja dann sagte meine Mutter noch:
"Aber das Mädchen hieß nicht Barbara. Sie hieß Frida."

Tja, was sagt man dazu? War meine Mutter nun DER Beweis, dass ICH damals diese Frida war? Die Geschichte der Frida konnte ja durchaus wahr sein, aber vielleicht war das auch schon alles? Ich wusste nicht was ich glauben sollte. Wenn Frida tatsächlich ich war, dann könnte an dieser "andere Leben-Nummer" möglicherweise etwas dran sein. Das wäre ja unglaublich und würde mein und unser Leben in einem ganz neuen Licht darstellen. Auf jeden Fall war meine Neugierde zum Thema "andere Leben" erweckt und ich begab mich auf die Suche nach weiteren "Beweisen".

Und es sollte nicht bei diesem einen "Beweis" für "andere Leben" bleiben, denn ich erlebte in den kommenden Jahren noch viele weitere "Beweise".

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Neuanfang

1989
nächster Abschnitt ▼

Die eigentliche Idee für einen kompletten Neubeginn unseres bisherigen Lebens und das am besten im Süden Europas, kam von Sylvie. Es war ihr großer Traum, all die wertvollen Erfahrungen und Botschaften, die sie auf ihrem bisherigen spirituellen Weg gemacht hatte, mit anderen Menschen zu teilen. Dazu gehörte auch das kosmische Wissen, das Sylvie als Medium über ihre geistigen Lehrer über Jahre vermittelt bekommen hatte und welches sie nun in Form einer ganz neuen Bewusstseinsarbeit an interessierte Menschen weitergeben wollte. Das Startkapital für unseren Neubeginn sollte der Verkaufserlös unseres Hauses sein.

Und da gab es noch einen anderen wichtigen Grund für einen Neubeginn: Und das war Sylvies spirituelle Arbeit. Ich spürte wie wichtig diese Arbeit inzwischen für sie geworden war und wie sehr sie sich wünschte, sich voll und ganz auf diese Arbeit zu konzentrieren, statt wie bisher nur neben ihrem Job in der Versicherung. Ihre spirituelle Arbeit, das war ihre wahre Berufung, das wurde mir immer klarer.

Mir wurde bewusst, dass ich jetzt Sylvie unterstützen musste ihren Traum von einem spirituellen Zentrum zu verwirklichen, so wie sie mich einst bei der Auslebung meines Musik-Traumes über so viele Jahre lang unterstützte. Jetzt 1991 hatte ich in der Musik so gut wie alles erreicht, was ich mir 10 Jahre zuvor gewünscht hatte. Und deshalb war jetzt Sylvie dran, sich ihren Traum von einem spirituellen Zentrum zu erfüllen, wie immer das später auch aussehen würde.

Außerdem gefiel mir die Idee in einem warmen Land Europas zu leben immer besser, umso länger ich darüber nachdachte. Ich hatte schon länger den Wunsch irgendwann einmal am Mittelmeer in einem ganz einfachen Haus auf dem Lande zu leben. Und wenn ich von einem Wunsch begeistert bin und meine innere Stimme mir sagt:
"Höre auf das, was Dein Herz Dir sagt", dann MUSS ich diese Idee auch in die Tat umsetzen, egal wie falsch, unrealistisch oder unsinnig das für andere auch immer wirkt. Denn wenn ich es nicht tue, werde ich es eines Tages bitter bereuen. Ich kenne dieses nagende Gefühl des Bedauerns, wenn ich wieder mal der Vernunft, der Sicherheit oder der Logik folgte, statt auf mein Herz gehört zu haben. Und deshalb wurde es jetzt Zeit, dass ich begann endlich MICH SELBST zu leben.

Oh ja, ein Leben im Süden, wo immer die Sonne scheint, wo die Menschen immer nett und zuvorkommend sind, wo Milch und Honig in Strömen fließen, das muss ein Leben wie im Paradies sein...
Und dann sah ich unsere Zukunft glasklar vor mir, wie Sylvie und ich am Pool unserer Traumvilla am Mittelmeer unsere kühlen Cocktails schlürften, während der Geldbriefträger mit einer würdevollen Verbeugung uns den Aktenkoffer voller Geld aus unseren wöchentlichen Einnahmen überreicht.
"Roooooobert ... ich meine Peeeeeeeter, (Autsch, da trifft der Bohrer voll den Nerv). Jetzt bringt er doch schon wieeeeeder so einen silbernen Koffer. Wann sagst Du endlich unserem Geldverwalter, dass ich von Silber immer einen Ausschlag bekomm'."
QUIIIIIIITSCH ! AUUUUUUUFWACHEN ! ... Ahhh, Gott sei Dank, das war nur ein Alptraum... (also nur das mit dem Bohrer)

Natürlich wäre es eine Möglichkeit gewesen, dass wir uns im Süden ein kleines bezahlbares Haus gesucht hätten, zu dem wir all unser Hab und Gut aus Deutschland in einen Container hintransportierten. Doch das wäre ein Umzug oder Wohnortverlegung, bei dem wir unseren ganzen alten (überflüssigen?) Ballast mitgenommen hätten. Das wäre aber kein Neuanfang. Wir wollten aber einen kompletten Neustart, nur mit uns beiden, ohne den ganzen alten äußeren Ballast, ohne die ganzen alten unbedingt haben müssenden Absicherungen, Abschirmungen und Versicherungen, also einen klaren Schnitt mit dem alten aus Angst und Kontrolle aufgebautem Leben in Deutschland. Einen wirklichen Neustart, ohne "faule" Kompromisse.

Und so entschieden wir uns, nur die Sachen mit in unser "neues Leben" zu nehmen, die zusammen mit unseren Tieren in unseren VW Passat Combi passten und das, was wir am Leibe trugen. Mehr nicht.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

India Is Calling

1990
nächster Abschnitt ▼

Doch jetzt, wo wir begannen unseren Traum in die Realität umzusetzen, bekam Sylvie plötzlich "kalte Füße":
"Und was ist, wenn wir nun keinen Käufer für unser Haus finden? Ohne das Geld können wir nicht auswandern. Oder vielleicht ist diese ganze Auswandern-Idee auch nur eine fixe Idee von uns?"

Deshalb bat Sylvie, so wie es nun mal ihre Art war, um Hilfe und Eingebung "von oben". Bereits ein paar Tage danach kam sie zu mir:
"Peter, ich hatte gestern Nacht einen komischen Traum. Es sagte jemand im Traum zu mir, das ich in Indien bei Sai Baba eine Eingebung bekommen würde, was mein Zweifel bei der Auswanderung betrifft. Und außerdem hörte ich noch, dass das Geld für die Reise dorthin bereits auf dem Weg zu uns ist".
Aha... ??? Wir kriegen also Kohle wenn wir zu diesem Typen fahren. Wer ist das eigentlich, dieser Sai Baba?", fragte ich skeptisch.
"Das ist ein indischer Guru", antwortete sie. "Ich hab' mich mal schlau gemacht, der lebt in Indien in einem Dorf mit Namen Puttaparthi".
Ein "Guru"? Wir sollen nach Indien zu diesem "Guru" fahren, der Dir dann sagt, ob wir auswandern sollen oder nicht? Was ist denn das für ein Blödsinn?
Ich konnte mit diesem Guru-Meister-Führer-Zeug noch nie was anfangen. Ich brauchte niemanden der mir sagt was ich tun oder lassen soll und schon gar nicht so'n Typ, der ständig in einem roten Nachthemd rumläuft, wie ich beim Recherchieren herausfand. Das ist doch lächerlich.

Doch wie das nun mal so ist im richtigen Leben: Der Mann hat das Sagen Zuhause, doch getan wird das, was die Frau will. (Und jetzt will ich von allen Männern einen ohrenbetäubenden Applaus hören !!!)

Also was soll's. Dann fahr'n wir eben mal zu diesem Man In Red.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Das Reisebüro Ihres Vertrauens

1990
nächster Abschnitt ▼

Und so rief Sylvie einige Tage später ein Reisebüro an, um sich mal ganz unverbindlich zu informieren, was denn so ein Flug überhaupt kosten würde.
Und dann passierte folgendes:

Was war das denn? Wir konnten nicht glauben, was wir da gerade hörten. Wieso kannten die unsere Namen und wohin wir fliegen wollten? Und wer hat die Flugtickets bestellt? Also WIR waren das nicht.
Und was machen wir jetzt?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Nichts ist so sicher wie der Tod und die Steuer

1990
nächster Abschnitt ▼

Zu der Zeit um 1990 herum wurden wir mit einigen nicht unerheblichen finanziellen "Investitionen" konfrontiert, wie da waren: Durchgerostete Heizung, ein Loch im Hausdach aufgrund eines herabstürzenden Baumastes, sowie ein kaputtes Auto. Alles zusammen ging das schon mal in die Tausende. Eine Reise nach Indien war jetzt überhaupt nicht drin, dafür fehlte uns einfach das nötige Kleingeld.

Aber Moment mal. Hatte Sylvie nicht geträumt, dass das Geld für die Reise bereits auf dem Weg zu uns war? Ja und? Und wo ist jetzt das Geld?
Und so lautete mein "nach oben" gerichteter Appell:
"Leute, wenn ihr schon Tickets auf unseren Namen bestellt, dann sollte die Kohle dafür so langsam mal rüberkommen".

Das Geld kam nicht (na das war doch klar), aber dafür Post vom Finanzamt. Ohoh... In dem Schreiben stand, dass wir eine Steuernachzahlung von 5.000 Mark zu zahlen hätten.
Na super. Nicht nur diese ganzen kaputten Sachen, jetzt auch noch eine Steuernachzahlung. Unsere Reise nach Indien konnten wir jetzt endgültig abschreiben. Aber warum hatte Sylvie diesen Traum? Ich sag's ja. Träume sind eben doch nur Schäume.
Damit war für uns Indien vom Tisch und wir kümmerten uns wieder um unsere anderen alltäglichen Sorgen.

Doch wiederum einige Tage später bekamen wir erneut Post vom Finanzamt. Wir dachten nur: Also jetzt reicht's aber. Kommt nun die nächste Rechnung oder was? Wir öffneten den Brief und lasen:
"Wir teilten Ihnen in unseren Schreiben vom... mit, dass Sie eine Steuernachzahlung über 5.000 Mark zu tätigen hätten. Dabei handelte es sich um einen Irrtum. Es sollte nicht Steuernachzahlung sondern Steuergutschrift heißen. Die Gutschrift von 5.000 Mark wird Ihnen in den kommenden Tagen auf Ihr Konto überwiesen. Unser Schreiben vom... betrachten Sie bitte als gegenstandslos".

Nee näh? Mensch Leute, was macht ihr bloß mit uns, das ist doch unglaublich. War das nun eine Prüfung oder wie sollen wir das verstehen?
Ja, und plötzlich stand der Indienreise nichts mehr im Wege. Und wir fragten uns: Ob die Tickets wohl immer noch abzuholen wären?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Sai Baba wir kommen

1991
nächster Abschnitt ▼

Nachdem wir das ganze Urlaubs- Impfungs- und Visumszeug erledigt hatten, baten wir Sylvie's Eltern während unserer Reise in unserem Haus zu wohnen und auf unsere Katzen aufzupassen, denn nun ging's für uns zu diesem Sai Baba. Wir waren wirklich gespannt, was uns da alles erwartete.

Nach unendlich langen Stunden im Flieger, landeten wir nach ein oder zwei Zwischenstopps endlich auf dem Flughafen von Bangalore in Indien. Dann fuhren wir noch weitere 3 Stunden auf völlig kaputten Straßen mit einem Taxi, das so aussah, als wäre es ein Überbleibsel aus der britischen Kolonialzeit zu diesem Dorf Puttaparthi. Was wir auf dieser Taxifahrt sahen, war für uns kaum auszuhalten: Überall sahen wir Dreck, Müll, Armut und Elend. Wenn wir durch ein Dorf fuhren rannten sofort eine Schar von bettelnden Kindern neben dem Auto her und streckten ihre verstümmelten Hände und Arme gegen unsere Autoscheibe.
"Die Eltern verstümmeln absichtlich ihre Kinder", sagte uns der indische Taxifahrer, "dadurch hoffen sie auf ein besseres Almosen der Touristen". Anfänglich drehten wir noch die Fensterscheiben runter und gaben den Kindern ein paar Münzen, doch irgendwann konnten wir diese verstümmelten Kinder und auch unsere eigene Königsposition in diesem makabren Szenario nicht mehr ertragen. Wir ließen die Fenster geschlossen, sahen nicht mehr hin und warteten nur noch darauf, das Dorf wieder verlassen zu können. Was für ein unfassbarer Anblick. Für ein paar lächerliche Cent machten Eltern ihre Kinder absichtlich zu Krüppeln.

Aber auch diese Fahrt ging irgendwann einmal zu Ende und wir erreichten unser Ziel: Puttaparthi. Hier sollten wir also auf Sai Baba treffen. So jedenfalls sagte es ja Sylvie's Traum.

Sylvie hatte bei der Vorbereitung unserer Reise gelesen, dass man in Sai Babas Ashram Prashanti Nilayam (Ort des höchsten Friedens), unter sehr einfachen Verhältnissen wohnt, bei dem es um Meditieren, Singen und Beten geht (Ach wie schön... genau mein Ding). Dabei muss auch auf eine angemessene Kleiderordnung geachtet werden. Angemessen bedeutet, dass Frauen die Schultern bedeckt halten und kein T-Shirt tragen dürfen. Männer können anziehen was sie wollen sofern die Kleidung sauber ist und nicht als anstößig gilt, weil irgendwelche Körperteile nicht bedeckt sind. Deshalb suchten Sylvie und ich jetzt nach einem angemessenen Kleidungsstück. Wir entschieden uns für ein sehr geschmackvolles bis zu den Knöcheln fallendes weißes Sackkleid mit langen Ärmeln. Wirklich Top modern und sehr sexy. (Wenn wir das 15. Jahrhundert schreiben würden).

Wie wir weiter erfuhren, wurde in einem großen Schlafsaal auf einfachen Pritschen genächtigt. Die Mahlzeiten, die überwiegend aus Reis und Gemüse bestanden, wurden ebenfalls in einem dafür vorgesehenen Speisesaal eingenommen, wo alle auf langen Holzbänken ohne Rückenlehne an ebenso langen und einfachen Holztischen saßen.
Na ja, dachten wir uns, das wird bestimmt ein unvergessliches sowie einmaliges Erlebnis sein. Aber so "schlimm" wird's schon nicht werden.
Doch, das wurde es.

Denn immer wenn ich im Speisesaal mit den anderen in unseren weißen Nachthemden meine vor mir stehende Reisschüssel und den Blechlöffel betrachtete, kam mir schon mal der Gedanke, ob man diese beiden seltenen Reliquien vielleicht bei einer historischen Ausgrabung in der Nähe gefunden hatte. Jetzt verstand ich auch, warum einige es Vorzogen mit ihren Fingern zu essen. Es kam mir vor, als wenn ich in ein früheres Leben gebeamt wäre und froh sein könnte, dass es überhaupt etwas zu essen für mich gab.
Also für mich war dieses tägliche exklusive Dinieren immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.

Auch die Übernachtungen mit den anderen im Schlafsaal auf alten Blechbettgestellen mit Stahlfedern, sowie den darauf liegenden Matratzen, deren Lebensalter unmöglich einzuschätzen war, konnte man durchaus als Erfahrung der besonderen Art bezeichnen. Hier sollte erst in vielen Jahren das Wort Privatsphäre durch Zufall entdeckt werden.

Wir waren nun schon eine Zeitlang im Ashram, konnten uns aber nicht so wirklich an dieses asketische Leben gewöhnen. Ich fand damals schon, dass es nicht unbedingt von Vorteil ist, sich in eine Entbehrung begeben zu müssen, um mehr über sich selbst erfahren zu können. Das mag bestimmt für einige der richtige Weg sein, doch nicht für mich, ich gehe da einen anderen Weg.

Eigentlich warteten wir nur noch darauf, dass Sylvie endlich ihre Eingebung bekommt, so wie sie es ihn ihrem Traum vernahm. Nur aus diesem Grund waren wir ja um die halbe Welt geflogen und an diesen Platz der vollkommenen Entbehrung gegangen.
Doch wo bleibt denn nun diese Eingebung? "Sylvie, nun konzentriere Dich doch mal ein bisschen, damit wir hier wegkommen und wieder ein normales Leben führen können?"

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die "Hand-auf-die-Schulter-legen" Nummer

1991
nächster Abschnitt ▼

Immer noch bei Sai Baba:
Einmal in der Woche versammelten sich im Ashram von Sai Baba alle Anwesenden auf einem offenen Platz des Ashramgeländes und setzten sich auf den Boden, sowie wir auch, während Sai Baba zu allen sprach. So auch an diesem Tag. Wir waren bestimmt ein paar Hundert Leute, die da auf dem Boden hockten, als Sai Baba plötzlich aufhörte zu reden und sich langsam durch die Menschenmassen bewegte. Direkt auf Sylvie zu. Dann blieb er neben ihr stehen, legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte zu ihr gerichtet: Go And Work. Danach drehte er sich um und ging wieder nach vorne.
Das ist ja ein Ding. War das nun ein Zufall, dass er ausgerechnet zu Sylvie ging und ihr diese Worte sagte? Auf jeden Fall war es merkwürdig, weil er bei vorherigen Versammlungen sonst zu niemanden Kontakt aufnahm.

Und Sylvie? War das jetzt die Eingebung nach der Du suchtest? Können wir jetzt auswandern oder müssen wir doch unser altes Leben weiterführen? Hat sich das ganze Sai Baba Brimborium nun bezahlt gemacht oder ist außer Spesen nix gewesen?

Nein im Ernst. Dieses "Handauflegen" Ereignis mit Sylvie hatte uns beide natürlich nachdenklich gemacht. Jedenfalls merkten wir am nächsten Tag, dass die Zeit im Aschram für uns vorbei war. Wenn wir hier etwas über uns erfahren sollten, dann war das entweder schon geschehen oder wir haben's (während des Meditierens oder Singens?) verpennt. Wie auch immer, wir packten unsere Sachen zusammen und verließen diesen Ort.

Und da man ja nicht jeden Tag nach Indien fährt, wollten wir auch noch ein paar Tage Urlaub machen und das am liebsten am indischen Ozean. Nach dieser Zeit der Askese und Entbehrung im Aschram, hatten wir das Bedürfnis mal wieder nur zu zweit in einem Zimmer sowie in einem richtigen Bett zu schlafen und bei den Mahlzeiten mal wieder nach Herzenslust zu Schlemmen mit diesem ganzen ungesunden Zeug der kapitalistischen Verschwendungsgesellschaft. Mann, tat das gut.
Sorry Sai Baba, Dein Reis war bestimmt sehr gesund, aber gesund allein kann mit der Zeit auch ganz schön langweilig werden. So ein ungesunder "Ausrutscher" gehört nun mal zum Leben auf diesem Planeten einfach mit dazu.

Nachdem wir einige Zeit als typische Touris auch die luxuriösen Seiten Indiens genossen hatten, flogen wir wieder zurück nach Hause. Auch in dem Bewusstsein, dass dort eine Entscheidung auf uns wartete und die hieß: Was denn nun? Auswandern oder das "alte" Leben weiterführen?
Ich verrate es Ihnen: Wir entschieden uns fürs Auswandern.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Ach so: Wir hätten da noch'n Haus zu verkaufen

1991
nächster Abschnitt ▼

Nach dieser "Hand-auf-die-Schulter-legen" Nummer bei Sai Baba, stand für uns fest, dass wir unser bisheriges Leben in Deutschland aufgeben und spätestens Ende 1991 nach Spanien auswandern. Das nötige Startkapital dafür sollte der Verkauf unseres Hauses bringen. Dann müssten wir "nur" noch unsere sicheren Jobs in der Versicherung kündigen und unseren neuen Leben würde nichts mehr im Wege stehen. HURRA !!!
Hört sich doch ganz einfach an, oder?

Doch plötzlich waren wieder Sylvie's Zweifel da (Guten Morgen liebe Sorgen...): "Und was machen wir, wenn wir unser Haus nicht verkaufen können?"

Natürlich kannte ich auch diese Zweifel, doch irgendwann mussten wir auch mal den nächsten Schritt machen. Deshalb machte ich einen Vorschlag:
"Was hältst Du davon: Wir setzen noch diese Woche ein Inserat in die Zeitung und wenn der erste Interessent nicht in etwa auch unseren Wunschpreis zahlt, dann überdenken wir alles nochmal in Ruhe".
Und genauso machten wir es dann.

Und? Was glauben Sie passierte dann? Ich sag's Ihnen. Bereits nach kurzer Zeit meldete sich eine Familie bei uns und wir vereinbarten einen Besichtigungstermin. Und dann passierte das "kleine Wunder". Der Familie gefiel unser Haus auf Anhieb und mit dem Preis wurden wir auch schnell einig. Daraufhin machten wir einen Notartermin und nach ein paar Wochen hatten wir ganz amtlich unser Haus verkauft. Um Ende 1991 herum würde die Familie einziehen wollen.
Jetzt hatten wir das Geld für unseren Neustart. So schnell kann's gehen. Wir konnten es selbst kaum glauben.

Jetzt hieß es alles im und am Haus zu verkaufen, was wir nicht nach Spanien mitnehmen konnten. Und da kam so einiges zusammen, es nahm einfach kein Ende. Oh je, jetzt hieß es Abschied nehmen von so vielen Dingen, die man damals unbedingt haben musste. Doch irgendwann hatten wir auch das erledigt und nur noch einen kleinen Haufen übrig, den ich nun mit viel Überredungskunst und so manchem Nachdruck in unseren nicht mehr ganz jungen VW Passat Combi quetschen musste. Doch Halt. Da waren doch noch ein Hund und 3 Katzen, die auch mit sollten. JA WO SOLL ICH DIE DENN BITTESCHÖN NOCH VERSTAUEN ?

Mit den neuen Hauseigentümern hatte ich vereinbart, dass ich mein ganzes Musikequipment noch ein halbes Jahr in der Garage, die ich bei unserem Kauf des Hauses bereits als Wohnraum umgebaut hatte, lagern konnte. Irgendwann würde ich diese dann abholen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Leb' Wohl Deutschland. Aufbruch im Morgengrauen.

1992
nächster Abschnitt ▼

Und dann war der Tag des Abschieds von Deutschland und von unserem bisherigen Leben gekommen: Es war 6 Uhr morgens Anfang Januar 1992 und es war dunkel und kalt. Unser Haus war komplett leer geräumt und verkauft. Unsere Jobs hatten wir bereits vor Monaten gekündigt.

Da saßen wir nun in unserem völlig überladenen Passat, wir vorne und hinten unsere Tiere, und entfernten uns immer weiter weg von unserem bisherigen Zuhause, auf dem Weg zur Autobahn, die uns in den Süden bringen sollte.
Jetzt gab es kein Zurück mehr, es gab keinen Plan-B.
Verdammt, so schwer hatten wir uns den Abschied von unserem Zuhause nicht vorgestellt.

Doch nicht nur uns fiel der Abschied schwer, anscheinend auch unseren 3 Katzen. Denn kaum waren wir auf der Autobahn, mussten erst einmal alle 3 das neue Katzenklo einweihen. Boah Leute, diesen Gestank konnte ja kein Mensch aushalten. Hastig kurbelten wir unsere Fenster runter, um nicht zu ersticken, denn bis zum nächsten Parkplatz dauerte es noch eine Weile, um das Katzenklo sauber machen zu können. Die uns überholenden Autos wunderten sich schon ein bisschen, als sie an einem kalten Januarmorgen zwei Menschen und einen Hund mit wehenden Haaren erblickten, die bei geöffneten Fenstern die Köpfe in den eiskalten Fahrtwind hielten. Man sah förmlich wie die Insassen sich fragten: "Hab'n wir da 'ne coole Challenge verpennt?"

Und so begann für uns, ohne dass wir es ahnten, das größte Abenteuer unseres Lebens, denn von nun an sollte sich für uns alles, aber auch wirklich alles verändern. Von nun an sollte uns das Leben auf viele wundersame Wege führen, die wir uns so niemals hätten vorstellen können. Und die Abenteuer und Ereignisse, die wir auf diesen Wegen erlebten, sollten uns ganz neue Einsichten und Erkenntnisse über unsere eigene Persönlichkeit aufzeigen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Kopfüber ins "Neue Leben"

1992
nächster Abschnitt ▼
x
x
1992: Peter und Daisy

Und dann nach 3 Tagen und 2 Nächten auf 2.200 Kilometern Autobahn kamen wir nachts in Dénia Spanien an. Jetzt nochmals mit der Autofähre vier Stunden auf stürmischer See, als wir endlich am 11. Januar 1992 um zwei Uhr nachts mit unserer völlig überladenen "Arche Noah" im Hafen von San Antonio auf Ibiza ankamen (Eigentlich Sant Antoni de Portmany, Antonio = christlich ägyptischer Mönch, Portmany = großer Hafen). Wir, das waren Sylvie und ich, unsere immer gut gelaunte Hündin Daisy, unsere 3 Katzen und ein winziger Teil unseres aufgelösten Hausstandes aus Deutschland, alles das zusammen eingepfercht in unseren alten VW Passat.

Außer Daisy, die sich die ganze Reise über auf der Autorrückbank räkelte und alles als riesiges Abenteuer empfand und deren Frohnatur einfach nur bewundernswert war, war jetzt der Rest von uns ziemlich groggy, seekrank, übermüdet, hungrig und durchgefroren, als wir nach dieser Odyssee endlich auf Ibiza ankamen. Jetzt wollten wir nur noch in unser neues Zuhause und erst mal duschen und ausschlafen. Doch auf Ibiza war es jetzt Nacht und unseren Hausschlüssel bekamen wir erst morgen früh um 9 Uhr. Also steuerten wir die erstbeste Parkbucht an, hüllten uns in Decken ein und versuchten irgendwie noch ein bisschen zu schlafen.

"Warum hat mir eigentlich niemand gesagt, dass es auf Ibiza im Januar so arschkalt ist?" schnauzte ich schlechtgelaunt heraus, während mir vor Müdigkeit die Augen zufielen. Sofort erhob sich unsere bezaubernde Daisy von der Autorückbank und schleckte ihre feuchte Zunge freudig über mein Gesicht, als wollte sie sagen: "Ja, Ja! Spielen, Toben, Rennen! Kann ich jetzt endlich aus dem Auto raus und mich im Dreck und Matsch wälzen?" "Oh Nein!" hauchte ich schlaftrunken, "Kann mal jemand diesen Hund erschießen!"

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unsere erste Unterkunft: Apartment in der Cala d'Hort

1992
nächster Abschnitt ▼

Um überhaupt erst einmal eine Unterkunft auf Ibiza zu haben, hatten wir noch von Deutschland aus ein typisches Ferienapartment mit zwei Schlafzimmern, Küchenzeile, Bad und großer Terrasse in einem Landhotel nahe der Bucht Cala d'Hort für die nächsten 6 Monate gebucht. Die Anlage befand sich genau gegenüber vom magischen und legendären Felsen Es Vedrà, der direkt vor uns 400 Meter hoch aus dem Meer ragte. Uns war klar, dass wir jetzt im Winter hier die einzigen Menschen in der großen Anlage waren, denn das Hotel war nur im Sommer geöffnet. Aber dieser Platz mit diesem atemberaubenden Blick auf das direkt vor uns liegende Meer mit diesem "magischen" Felsen, war es allemal wert. Geht mal auf die ➚ Hotel-Website, da seht Ihr tolle Panoramaaufnahmen.


x

Das war unsere erste Unterkunft auf Ibiza, natürlich ohne Telefon und Fernseher.
Es sollten noch über zwei Jahre und vier weitere Unterkunfts-Anläufe vergehen, auch alle ohne Telefon und Fernseher, einige davon sogar ohne Strom und fließend Wasser (Wie bitte ???) bis wir 1994 endlich den richtigen Platz und unser Zuhause auf Ibiza für uns und unsere Tiere fanden. Aber davon ahnten wir zu dem Zeitpunkt natürlich noch nichts.

Also, wie war das jetzt noch mal: Unsere Jobs und Versicherungen in Deutschland waren gekündigt und unser Eigenheim mit allem Drum und Dran war verkauft. Damit war die Brücke zu unserem alten Leben in Deutschland endgültig abgebrochen. Dieses Leben gab es nicht mehr. Jetzt standen wir nachts in einem fremden Land an irgendeiner einsamen Landstraße, hatten uns in Decken eingehüllt und besaßen nur noch das, was wir am Leibe trugen und im Auto verstaut hatten. ("Sylvie, Du bist Dir doch immer noch sicher, dass wir das Richtige getan haben oder? Ansonsten kneif' mich bitte mal, damit ich soooooofort aufwache !!! ")

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Entgegen allen Widrigkeiten

1992
nächster Abschnitt ▼

Irgendwie steckte uns der tränenreiche und emotionale Abschied von unserer Familie und unseren Freunden immer noch in den Knochen. Die taten ja alle so, als wenn wir nach Timbuktu auswanderten und uns niemals wiedersehen würden. Dabei ging es doch "nur" nach Spanien, also quasi um die Ecke. Konnte sich denn keiner mit uns freuen?
Natürlich freuten sie sich für uns, also nicht unbedingt jetzt in diesem Moment, denn jetzt war dieser Moment vor allem ein Schock und die Gewissheit eines Abschieds, eines Abschieds der Angst machte und wehtat.

Erst später wurde uns erst so richtig bewusst, mit welcher drastischen Tatsache wir unsere Familie eigentlich konfrontierten, als wir mit unserer Auswanderungsentscheidung rausrückten. Sylvie's zwei Nichten, die noch Teenager waren, fingen sofort an zu weinen und im Gesicht von Sylvie's Eltern stand der pure Schock:
"Was wollt Ihr? Auswandern nach Spanien? Warum das denn? Und was ist mit Eurer sicheren Arbeit und Eurem schönen Haus? Und wovon wollt Ihr in Spanien leben? Um Himmels Willen Kinder, seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen?"
Oh oh, liebe Schwiegereltern. Wie gut, dass ihr nicht wusstet, dass ihr mit "guten Geistern" voll ins Schwarze getroffen hattet. Doch für eine Einbeziehung der Eltern in einen bestimmten Teil der wahren Beweggründe unseres Auswanderns, war die Zeit damals noch nicht reif genug. Deshalb blieben wir bei unserer "offiziellen" Auswanderungs-Version, die da hieß: "Wir möchten ein neues Leben unter der warmen Sonne Spaniens beginnen".

Das alles war erst vor kurzem passiert, aber irgendwie war es auch schon wieder so lange her. Unser komplettes altes Leben hatten wir nun hinter uns gelassen und waren seit Tagen zusammen mit unseren Tieren in unserem Auto zusammengepfercht.
Ja, wir waren tatsächlich auf dem Weg, in unser neues Zuhause.
Auf dem Weg, in unser neues Leben auf Ibiza.

Tatsache war, dass wir hier auf Ibiza keinen einzigen Menschen kannten und schon gar keine Freunde hatten, die uns erwarteten und uns vieles auf Ibiza zeigen könnten. Nein, wir kannten hier nichts und niemanden, geschweige denn hatten wir einen Job oder Einkünfte. Nichts, Nada. Wir hatten nur den Erlös unseres verkauften Hauses, das für die erste Zeit reichen sollte. Wir hatten keine Ahnung, was uns hier erwartete oder wie es jetzt weitergehen sollte. Und es wäre auch nicht schlecht, wenn wir langsam mal anfangen würden, spanisch zu lernen.

Aber dafür hatten wir eines: Wir hatten uns beide und unsere Liebe. Mit dieser Kombination würden wir alles schaffen. Damit verblassten Ängste, Sorgen und Nöte für einen Moment und wie von Zauberhand öffneten sich plötzlich Türen, die wir vorher gar nicht wahrgenommen hatten. Das war schon immer so, seit wir zusammen kamen. Und das war wohl auch die stärkste Kraft, die uns beide seit Anfang an verband und die jedes Hindernis, sei es auch noch so groß, aus dem Weg zu räumen vermochte. Und so hatten wir auch jetzt vollstes Vertrauen, dass wir mit unserer Entscheidung auszuwandern, genau das Richtige taten.

Und außerdem, was sollte schon Schlimmes passieren? Schließlich hatten Sylvie's Engel uns ja schon vor Monaten in Bezug auf das Auswandern versichert:
"Es wird alles anders werden, als Ihr Euch das vorstellt. Aber Ihr und Eure Tiere werdet immer genug zu essen haben. Und: Es wird alles gut ausgehen."
Na bitte. Was konnte denn da noch schiefgehen?
OHHHHHH ... HIIILLLLLFFFEEEEE ... !!!

Dazu passender Beitrag:
Meine Erfahrungen zum Thema Channeln und Medium Meine Frau war ihr Leben lang äußerst medial. Sie hatte die Gabe geistigen Kontakt zu allem aufzunehmen, was über ein Bewusstsein verfügt. Das bedeutet, sie hatte Kontakt zur geistigen Ebene, zu Tieren, zu Pflanzen und auch zu verstorbenen Personen, sowie umgekehrt auch. Und das in jedem Moment, also immer. Sie war quasi ständig 24/7 "auf Sendung". Sie war ein Medium. Weiterlesen

Ich kann gut verstehen, wenn viele das nur schwer nachvollziehen können und denken: "Die sind doch völlig bekloppt. Wie kann man denn für eine wage Idee, für einen Traum, alles das, was man sich bisher im Leben erarbeitet hat, einfach so aufs Spiel setzen. Für so eine drastische Entscheidung muss man sich zu 100 Prozent sicher sein, dass man auch wirklich das Richtige tut und nicht etwa den größten Fehler seines Lebens begeht. Und natürlich braucht man Sicherheiten".

Diese Meinung teilen bestimmt auch viele Leserinnen und Leser. Aber sie trifft nicht auf mich zu. Ich hatte schon immer meine ganz eigene Auffassung von "Sicherheit". Meine Sicherheit finde ich nicht im Außen in äußeren "Sicherheiten", sondern nur in mir drinnen. Meine Sicherheit ist mein Gefühl, denn auf mein Gefühl kann ich mich immer zu 100 Prozent verlassen. Und mein Gefühl sagte mir damals zum Thema auswandern ganz klar:
"Peter, das ist genau Dein Ding. Du MUSST das machen, ansonsten wirst Du es Dein Leben lang bitter bereuen".
Es gab nur diese Entscheidung für mich.

Die Entscheidung auszuwandern, um ein neues Leben zu beginnen in einem fremden Land, weit weg von Familie und Freunden, ohne Job, ohne dort jemanden zu kennen, ohne zu wissen was die Zukunft bringt, sollte sich als richtig erweisen. Doch bis wir zu dieser Erkenntnis kamen, hatten wir noch mit so manchen Herausforderungen zu kämpfen, die uns schon bald auch mit ganz realen Existenzängsten konfrontieren sollten und dadurch alte Urängste in uns wachriefen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die Begegnung mit Barbara

1992
nächster Abschnitt ▼

"Alte Seelen" begegnen sich.


Nachdem wir den offiziellen Anmeldekram erledigt und bereits einige Monate in unserem Ferienapartment in der Cala d'Hort verbracht hatten, mussten wir uns schon mal so langsam nach einer neuen Unterkunft für uns und unsere Tiere umschauen. Das führte uns im April 1992 auch nach San Carlos in den Norden der Insel, wo wir in der Bar Anita eine Pause für einen Café con leche einlegten. Bei der Gelegenheit wollte ich auch gleich Mal den Kellner fragen, ob er nicht eine Finca kenne, die wir mieten könnten.

x
Unsere liebe Barbara

Gerade als wir uns an einen dieser auf dem Bürgersteig stehenden alten kleinen Holztische setzen, kam uns eine Frau aus dem Café entgegen. Ich dachte: Mensch, ich frag' die einfach mal, ob sie weiß, ob es hier etwas zu Mieten gibt. Sie antwortete mir spontan:
"Ja das weiß ich, denn ich bin Maklerin".
Neeeee. Was für'n Zufall. Die Frau hieß Barbara, setzte sich an unseren Tisch und so erfuhren wir, dass sie schon einige Jahre hier im Norden lebt und arbeitet.

Dieser "Zufall" sollte der Beginn einer tiefen, innigen und langen Freundschaft zwischen uns werden, die über 20 Jahre lang andauerte und in der wir zusammen so manche Höhen und Tiefen durchlebten.

Und dann kam 1992 für uns der erste Sommer auf Ibiza.
Mann war das eine Bullen-Hitze und zwar von Mitte Mai bis Ende August. Und nachts ging das Thermometer in den Räumen auch kaum unter 30 Grad. Wow, also daran mussten wir uns erst einmal gewöhnen. Deshalb baute ich uns auch ganz schnell einen Außenschlafplatz mit Moskitonetz. In den Innenräumen war es nachts einfach zu warm und zu stickig. Am Tag gingen wir schwimmen im türkisblauen Mittelmeer und relaxten danach am Strand. Für Daisy hatten wir natürlich einen extra Sonnenschirm mitgenommen, unter dem sie sich genussvoll räkelte und die schmunzelnden Gesichter der vorbeigehenden Strandspaziergänger fröhlich anlächelte. Damals gab es (noch) kein Hundeverbot oder Hundeleinenzwang am Strand. Wir fuhren mit dem Auto einfach direkt ans Meer und gingen Schwimmen.

Im Oktober 2022 verstarb unsere geliebte Barbara im Kreise ihrer Familie auf Ibiza an Krebs. Mit ihrer Abenteuerlust, ihrer Herzlichkeit und Lebensfreude, inspirierte sie so viele Menschen.
Das alles fehlt jetzt.
Barbara, Du fehlst.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unsere zweite Unterkunft: Haus nahe Airport

1992
nächster Abschnitt ▼

Leider hatte Barbara damals keine passende Unterkunft für uns und so mieteten wir uns im April 1992 ein schönes Ferienhaus mit einer riesigen Dachterrasse in den Bergen nahe dem Flughafen. Von dort aus hatten wir einen fantastischen Blick auf das darunterliegende Airportgelände und das dahinterliegende Meer. Als Freunde aus Deutschland uns besuchten, konnten wir genau beobachten, wann und wie ihr Flieger auf dem Aeropuerto de Ibiza landete. Dann erst brauchten wir uns gemütlich auf den Weg machen, um sie abzuholen, wir brauchten nur ein paar Minuten. Damals konnten wir unser Auto einfach vor dem Flughafengebäude abstellen und direkt in die Eingangshalle gehen. Es gab noch keine Parkuhren und auch noch keine autobahnähnlichen Schnellstraßen, nur einfache Straßen und sandige Caminos. Alles wirkte so einfach und fast schon familiär.

Das war unsere zweite Unterkunft.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Idee für CD NEW BEGINNING

1992
nächster Abschnitt ▼

Als ich im Sommer 1992 in einige meiner Musik Demo-Kassetten reinhörte, auf denen ich in den vergangenen 10 Jahren spontan mit dem Keyboard eigene Harmonien, Melodien, Ideen-Schnipsel und Arbeitsproben aufgenommen hatte, um diese irgendwann einmal als Musik-Titel fertig zu stellen, entdeckte ich Melodien, die sich gut als ruhige Instrumental-Titel eigneten. Je öfter ich mir diese Melodien anhörte, umso mehr kam die Idee jede Melodie mit einer ganz bestimmten Emotion zu verknüpfen. Fasziniert machte ich mich sofort daran diese Idee in die Tat umzusetzen.
Siehe auch: CD NEW BEGINNING

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Django: Der Hund mit dem Tuch um den Hals

1992
nächster Abschnitt ▼

Zu jener Zeit hatten wir den Eindruck, dass es gut wäre, wenn unsere Golden Retriever Hündin Daisy einen Spielkameraden bekommt, doch wir wussten nicht welcher Hund der richtige für Daisy wäre und wo wir diesen finden würden. Doch dann bekam Sylvie eine "Botschaft", die uns veranlasste auf die Suche nach einem weiteren Hund zu gehen, doch auf eine sehr "übernatürliche" und abenteuerliche Weise, denn:

Plötzlich sagte Sylvie zu mir, dass sie eine Durchsage oder "Botschaft" betreffend unserer Suche nach einem weiteren Hund bekommen hätte. Neugierig geworden fragte ich sie, was das für eine Botschaft wäre, worauf Sylvie diese nannte:
"Es wartet bereits ein Hund auf Euch. Wenn Ihr ihn sehen möchtet solltet Ihr Euch allerdings beeilen".
Und dann hörte sie auch noch:
"Ihr werdet ihn daran erkennen, dass er ein Tuch um den Hals trägt."

Was bedeutete es, dass wir uns beeilen sollten? Keine Ahnung. Aber eines wusste ich jetzt schon: Mit UNS beeilen war natürlich gemeint ICH musste mich beeilen, denn ICH war der, der bei uns für die praktischen Dinge und das Handeln zuständig war. ICH musste also jetzt diesen Hund finden. Na super. Und wo bitteschön sollte ich auf einer so großen Insel wie Ibiza nach diesem Hund suchen und das alles am besten noch heute? Ach ja, er hat doch ein Tuch um den Hals. Aber natürlich, ich Dummerchen, jetzt finde ich ihn natürlich babyeierleicht.

Wenn ich dieses Ereignis heute über 30 Jahre später niederschreibe, muss ich über diese Situation und mein damaliges Verhalten schmunzeln. Denn plötzlich sehe ich wieder den Peter von damals vor mir, der ständig mit seiner Intuition, seinen Gefühlen und seiner Sensibilität zu kämpfen hatte. Ich spüre nochmals ganz deutlich in mir, wie ich mich damals in dieser Situation auf Ibiza und bei so vielen ähnlichen Situationen gefühlt hatte. Immer wieder fragte ich mich: "Warum werde ich eigentlich ständig mit Sylvie's Botschaften konfrontiert? Warum werde ich dabei immer mit involviert? Muss oder soll ich das ernst nehmen oder nicht? Und wie soll ich mich dann verhalten? Und überhaupt: Will ich eigentlich das alles wissen und hören?"

Ich weiß noch, dass ich mich dabei selbst leicht unter Druck setzte, falls ich Sylvie's Botschaften ignorierte und einfach mal nichts tun würde. Denn es kamen von Sylvie, oder besser gesagt "durch" Sylvie, ständig irgendwelche Botschaften und wenn diese für uns beide bestimmt waren, war immer ICH es am Ende, der jetzt entweder handeln oder nicht handeln konnte. Immer war ICH es, der letztendlich "das Eisen aus dem Feuer" holen musste, sollte oder konnte. Und wenn ich jetzt einfach mal nichts täte, was würde dann eigentlich passieren?

Erst Jahre später begriff ich, dass diese besondere Zeit eine Form von Sinnes- und Gefühlsschulung für mich war, damit ich mir so über meine eigene Wahrheit immer bewusster und klarer wurde. Ich lernte so immer mehr meinen eigenen Gefühlen zu folgen, nachdem mein Herz sie als "echt" und "wahr" bestätigte. Nach diesem Herz Check-Up ging es ins Handeln, ohne mich dabei von Zweifeln und Ängsten anderer abbringen zu lassen. Erst viel später konnte ich diese Schulungszeit auch als solche erkennen und als ein Geschenk dankbar annehmen.

Aber wieder zurück zu damals:
Ich konnte Sylvie's Durchsage nicht einfach so ignorieren oder als Quatsch abtun. Anhand des Klanges ihrer Stimme spürte ich sehr genau, dass diese Botschaft echt war. Dazu kannte ich Sylvie und ihre Stimme zu genau und deshalb konnte ich ihre Botschaft jetzt auch nicht einfach so ignorieren.

Doch wo sollte ich nach diesem Hund suchen? Denk' nach Peter, sagte ich mir. Wo ist die Wahrscheinlichkeit am größten einen Hund zu finden? Tierheim! Ja klar, da sollte ich zuerst suchen. Und so begaben wir uns am nächsten Tag auf die Suche, indem wir ein Tierheim nach dem anderen auf der Insel abklapperten. Hunde gab's da im Überfluss, aber keiner mit einem Tuch um den Hals.

Als der Tag langsam zur Neige ging und wir diesen Hund immer noch nicht gefunden hatten, kam mir natürlich schon mal in den Sinn: "Was machst Du hier eigentlich? Du suchst nach einem Hund und das nur weil Sylvie diese Durchsage gehört hatte? Bist Du Dir immer noch sicher, dass das keine Verarsche war? Verrennst Du Dich vielleicht gerade in eine fixe Idee?"

"Waren Sie denn schon bei Tina➀ (der Name wurde geändert) der Tierärztin?" fragte uns plötzlich jemand, "die nimmt auch immer mal Hunde privat bei sich auf, wenn unsere Tierheime mal wieder aus allen Nähten platzen".
OK, sagten wir uns, jetzt sind wir schon den ganzen Tag unterwegs, dann können wir zu guter Letzt auch noch mal bei dieser Tierärztin vorbeischauen.
Dort angekommen, sagte uns die Tierärztin: "Ich habe im Moment nur noch einen Hund aus dem Tierheim. Kommt mit, ich zeige ihn Euch, er spielt dort drüben mit meinen eigenen Hunden".
Und welcher Hund ist aus dem Tierheim, fragten wir sie.
Und sie sagte: "Es ist der Hund mit dem Tuch um den Hals".

Was? Das kann doch nicht wahr sein?

"Wir haben ihm das Tuch umgebunden, damit andere Leute ihn von unseren eigenen Hunden unterscheiden können", erklärte sie uns. "Und weil er mit dem Tuch wie ein Cowboy aussieht, haben wir ihn Django genannt". Und dann ergänzte sie noch: "Ach ja, wenn ihr ihn haben wollt müsst ihr Euch noch heute entscheiden, denn morgen früh kommt der Amtstierarzt und holt ihn ab. Ich darf fremde Hunde nur bis zu 14 Tagen bei mir haben, wenn ich bis dahin keinen Besitzer finde, muss er von Amts wegen getötet werden. So sieht es das Gesetz vor".

Boah, was ist das denn für eine schreckliche Anordnung, dachten wir uns. Und ich dachte natürlich: "Unfassbar, diesen Hund gibt es tatsächlich".

Natürlich mussten wir Django jetzt mitnehmen, das war doch klar. Wer hätte gedacht, dass es diesen Hund tatsächlich geben würde. Wie gut, dass ich auf mein Gefühl gehört habe und nach diesem Hund gesucht habe, sagte ich mir. Gut gemacht Peter.

Django war ein Schäferhund-Mischling und er war ein Volltreffer. Er und Daisy verstanden sich von der ersten Sekunde an und wurden die besten Freunde. Sie blieben die nächsten 17 Jahre bis zu ihrem Tod 2008 zusammen.

Er sollte nicht der letzte Hund gewesen sein, den wir aus dem Tierheim holten. Es gab Zeiten, da hatten wir bis zu 9 Hunde und 17 Katzen bei uns zu Hause aufgenommen. Für deutsche Verhältnisse schwer vorstellbar, aber auf unserer einsamen Finca auf dem Lande war das alles kein Problem. Hier störten sie niemanden. Und außerdem: Sollten - oder besser gesagt KONNTEN wir diese Tiere wirklich dem sicheren Tod überlassen, nachdem wir jetzt wussten was mit ihnen nach einigen Tagen passierte? Nein, das ging auf keinen Fall.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Hutch: Der uralte weise Lehrer

1992
nächster Abschnitt ▼

Bei der Suche nach einem Spielkameraden für Daisy und die damit verbundenen Kontaktaufnahmen zu Tierheimen und Tierärzten, öffneten für uns plötzlich Türen für neue Menschen und wiederrum deren Freunde. Durch unsere Hundesuche kamen wir nun auch mit immer mehr Menschen in Kontakt, die sich für notleidende Tiere auf der Insel einsetzten und so wuchs allmählich die Anzahl unserer Bekanntschaften und die eine und andere daraus entstehende Freundschaft. Und aufgrund Sylvie's einfühlende und annehmende Art, interessierten sich mehr und mehr Menschen für Sylvie's Arbeit, woraus sich auch tiefe und innige Freundschaften entwickelten.

Wie gesagt war Django ein Volltreffer und er sollte nicht der letzte Hund gewesen sein, den wir aus einem Tierheim holten, denn es kamen immer mehr "Botschaften" von Sylvie zu weiteren hilfesuchenden Hunden. Denn nur ein paar Wochen später passierte folgendes:

Wie bereits erwähnt halfen Sylvie und ich 1992/93 beim Aufbau der Tierhilfe DUO Ibiza mit, eines gemeinnützigen Vereins zur Hilfe von hilfsbedürftigen Hunden. Dabei bekam der Verein laufend Hinweise von Personen, die auf einen hilfebedürftigen angeketteten oder streuenden Hund auf der Insel hinwiesen. So auch im Sommer 1992, als wir einem Hinweis nachgingen, dass aus einem Abrisshaus in Siesta (unterhalb von Santa Eulalia) schon seit Tagen ein Wimmern zu hören sei.

Als wir dort ankamen, hörten wir aus einem Gemäuer, welches auf einem verlassenen Grundstück stand, ein leises Wimmern und Jammern. Als wir uns auf die Suche begaben, entdeckten wir 5 Hundewelpen, die sich im Mauerwerk des Gebäudes verkrochen hatten. Ihrem Zustand gemäß hatten diese Welpen schon seit Tagen keine Nahrung bekommen, dementsprechend schwach und abgemagert sahen sie aus. Als ein Nachbar unsere Anwesenheit auf dem Grundstück bemerkte kam er zu uns und berichtete, dass er vor ein paar Tagen sah, wie jemand auf einen herumstreuenden Hund geschossen hatte, worauf dieser dann davonlief. Womöglich war das die Mutter der Welpen gewesen, schlossen wir aus seiner Beobachtung. Das würde erklären, warum die Welpen alleine waren und so abgemagert aussahen.

Vorsichtig holten wir einen Welpen nach dem anderen aus dem Gemäuer. Da sahen wir erst so richtig in welchem katastrophalen Zustand sie sich befanden und dass sie sofortige Hilfe brauchten. Unsere mitgekommene Tierärztin Heike kümmerte sich sofort um sie. Danach wollte sie alle 5 mit in die Tierpraxis nehmen, um sie weiter zu versorgen und aufzupäppeln.

Plötzlich kam Sylvie zu mir und sagte:
"Weißt Du was? Einer der 5 Welpen schaut mich die ganze Zeit über flehend an und sagt immer wieder das gleiche zu mir: Bitte rette mich. Bitte rette mich."
Ich antwortete ihr, dass die Welpen bei Heike gut aufgehoben sind, da sie schließlich die Tierärztin ist und am besten weiß, was die Kleinen jetzt brauchen. Doch noch während ich Sylvie antwortete, sagte sie weiter zu mir:
"Peter, ich fühle ganz genau, dass wir diesen einen Welpen mit zu uns nehmen sollten. Er wird sonst nicht überleben. Ich bin mir ganz sicher."

Ja, was sollte ich daraufhin noch erwidern? Nichts... Und so nahmen wir diesen einen Welpen zu uns und fütterten ihn mit einer Babyflasche. Bereits nach 2 Tagen war der kleine Kerl über'n Berg und erholte sich zusehends. Er war ein Mischling aus Podenco und Husky und wir gaben ihm den Namen Hutch. Ach ja, eigenartigerweise roch er kaum nach Hund sondern nach Räucherstäbchen. Ja, nach Räucherstäbchen. Und das auch noch nach einem ausgiebigen Hunde Wellness-Schaumbad. Wie war das möglich?

Ein paar Tage später trafen wir Heike die Tierärztin im Supermarkt und fragten sie, wie es denn den 4 anderen Welpen erginge, worauf sie uns antwortete:
"Alle 4 sind gestern Nacht in der Praxis gestorben. Sie waren wohl schon zu schwach gewesen."
Wow. Und unser Hutch hat als einziger überlebt. Hätte er das auch in der Tierarztpraxis? Keine Ahnung.

Auch Hutch passte perfekt in unser Hunderudel und blieb die nächsten 17 Jahre mit uns allen zusammen, bis auch er 2008 in meinen Armen einschlief.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

4 große Hunde. 4 große Charaktere. 4 große Freunde.

1991-2008
nächster Abschnitt ▼

Lassen Sie mich noch ein paar Worte über die unterschiedlichen Charaktere unserer 4 großen Hunde sagen:

Hutch verkörperte im Rudel den ruhigen und weisen ägyptischen Pharaonenhund, der seine Kraft aus seiner inneren Ruhe und Gelassenheit schöpfte. Seine hochrangige Erhabenheit über das Rudel stand außer Frage. Ohne jeden Zweifel war er durch seine Weisheit und mit seinem übergeordneten Weitblick selbstverständlich das Oberhaupt und der spirituelle Lehrer und Führer über diesen herumtollenden Hunde-Kindergarten. Das Daisy unsere helle Golden Retriever-Hündin die eigentliche Rudel-Führerin war, ignorierte er mit würdevoller aber unbeeindruckender Nichtbeachtung.

Ganz anders dagegen Daisy. Sie kam bereits Mitte 1991, als wir noch in Deutschland lebten als junge Hündin zu uns. Auf Ibiza war sie sich dann ihrer Rolle als Rudel-Führerin immer bewusst, doch brauchte sie diese Führungsposition niemanden zu beweisen. Sie war durch ihre vollkommene Annahme aller Wesen der "auf-alles-fröhlich-und-unvoreingenommen-zugehende" Hund. Diese bedingungslose Liebe berührte jedes Herz und schmelzte jeden Zweifel dahin.

Unser Schäferhund-Mischling Django wiederum verkörperte den stets positiven und in jeder Lage gutgelaunten "das-Leben-ist-zum-Spaß-haben-da" Hund. Er war der Partylöwe, der Lebenskünstler und Lebemann. Sein Lebensmotto war: Das Leben ist viel zu kurz, um die Zeit mit Sorgen zu verplempern. Also Leute: Was geht ab?

Wallaby kam als vierter und letzter großer Hund zu uns. Er hatte ein langes, dichtes und pechschwarzes Fell, völlig unpassend zum Ibiza-Klima. Jemand von unserer Tierhilfe fand ihn als Welpen zufällig bei einem Spaziergang in einem einsamen Waldstück, wo er sich unter Blättern und Gestrüpp versteckt hatte. Wir wussten nicht, ob er sich verlaufen hatte oder ob man ihn im Wald ausgesetzt hatte. Wichtig war nur, dass er dort nicht länger ohne Nahrung und Wasser überleben konnte. So wurde er mitgenommen und kam irgendwie zu uns. Durch seine liebe Wesensart wurde auch er ganz schnell zu einem Teil unserer Familie. Er war auch schelmisch und verschmitzt. So machte er sich schon mal einen Spaß daraus, unsere Freunde und Gäste überraschend ganz zart in deren Hinterteil zu zwicken, um dann sofort im vollen Galopp auf und davon zu rennen. Das gab dann immer ein großes Gelächter. Nach einigen Jahren fanden wir ihn eines Tages Tod auf unserem Grundstück liegen. Er starb an einem Herzschlag.

Alle vier Hunde lebten fast 17 Jahre mit uns in unserer Finca in Benirrás zusammen, bis 2008 einer nach dem anderen innerhalb weniger Wochen von uns ging. Jetzt blieben uns "nur" noch unsere kleinen Hunde Buffi und Willi und natürlich auch noch unsere Katzen.

Ich habe alle Hunde nahe unserer Finca auf einer bunten Blumenwiese im Schatten eines uralten Mandelbaums begraben. Sie alle haben von dort aus einen freien Blick auf unsere alte Finca sowie auch über das ganze Tal von Benirrás. Sie alle hatten bei uns ein freies Leben. Nun haben sie einen freien Blick auf ihr ehemaliges Zuhause.

Und auch das ist mir im Nachherein bewusst geworden: Nicht WIR suchen uns unsere Tiere aus sondern die Tiere suchen sich UNS aus. Warum? Weil sie viel mehr wissen und sehen, als wir es ihnen je zutrauen. Und weil sie uns bedingungslos Lieben und Annehmen. Sie unterscheiden nicht in schlau und dumm, in schlank und dick, in schön und hässlich und nicht in reich und arm. Sie schauen nur auf unser wahres Wesen. Da sind wir Menschen noch nicht ganz so weit. Aber dafür haben wir ja unsere Tiere. Sie zeigen es uns. Jeden Tag.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unsere dritte Unterkunft: Alte Finca in Benimussa

1992
nächster Abschnitt ▼

Zurück in die Zuku... äh... Steinzeit.


Und so wuchs 1992 die Anzahl unserer Hunde stetig weiter an, denn herumstreuende Hunde und Katzen, die dringend Hilfe brauchten, gab es auf Ibiza genug. Dabei stellte sich schnell heraus, dass wir dringend einen Zaun um unser Grundstück brauchten, da unsere Hundeschar meinte, dass ihnen die ganze Umgebung alleine gehörte. So blieb uns nichts weiter übrig, als uns schon sehr bald nach einer neuen passenden Unterkunft umzuschauen, deren Grundstück eingezäunt ist.

Als wir bei unserer Suche nach einer neuen Finca auch durch die Hügel von Benimussa fuhren, wurden wir auf ein uraltes und verlassene Fincaanwesen zwischen San José und San Antonio aufmerksam. Es stand auf einem riesigen Naturgrundstück mit diversen alten Mandel- und Feigenbäumen sowie Orangen- und Zitronenbäumen. Hier könnte ich einen Teil des Grundstücks problemlos für ein Hundeterreno nutzen. Das, man kann schon sagen Anwesen, hatte eine lange Auffahrt und stand auf einer kleinen Anhöhe, von der man einen fantastischen Blick auf die Bucht von San Antonio hatte. Innen war eine große Entrada und noch fünf weitere Räume, von denen 2 Räume durch eine Steintreppe auf zwei Wohnebenen verteilt waren. Einer dieser Räume hatte einen kleinen Balkon, der einer Szene aus Romeo und Julia ähnelte.

Draußen waren noch ein paar alte Tierstallungen, in denen Heu und altes Zaumzeug rumlag. Alles erinnerte an längst vergangene uralte Zeiten. Doch es erinnerte uns auch daran, dass man früher noch kein fließend Wasser oder Elektrizität im Haus hatte, so wie auch in dieser alten Finca.
Trotzdem, das Teil war der absolute Hammer. Und das mit dem fehlenden Wasser und Strom kann ja nun wirklich nicht so schlimm sein.
Ach so. Hatte ich schon erwähnt, dass alle Fenster keine Rahmen geschweige denn Glasscheiben hatten? ("Neiiiiiin, hattest Du niiiiiiicht !!!")
Ach tatsächlich? Ist aber auch nicht wichtig. Wozu braucht man schon Fensterscheiben bei dem schönen Wetter auf Ibiza? ("Ich hätte schon gerne welche gehabt !!!")

x
x
1992: Unsere alte Finca in Benimussa.
Wer einmal diese besondere Magie einer alten abgelegenen Ibiza Finca auf dem Lande gespürt hat, eine alte weiße Finca mit dicken Mauern, ohne fließend Wasser und ohne Elektrizität, stattdessen mit Petroleumlampen und Kerzenlicht, mit Kamin und Holzofen, mit klarem Quellwasser, mit frischer Luft, die nach Meersalz riecht, sowie Orangen, Zitronen und Feigen direkt vom Baum, der kennt den Zauber, den so ein Platz verströmt und wie sich plötzlich innere Ruhe, Gelassenheit, Frieden und Sicherheit in einem breit macht. Ein Gefühl, dass viele so noch nie erlebt haben.

Damit man sich unsere damalige Wohnsituation in dieser uralten Finca überhaupt einmal vorstellen kann, lassen Sie mich folgendes dazu erklären:
Diese Finca war gefühlte 200-300 Jahre alt und bei der Besichtigung hatten wir den Eindruck, dass genauso lange niemand mehr darin gewohnt hatte, denn es gab kein Klo, kein Bad, keine Küche, keinen Ofen oder Kamin, wie gesagt und keine richtigen Fenster und absolut Null Inneneinrichtung. Und diese Finca war noch nie an einem öffentlichen Strom- Wasser- oder Telefonanschluss angeschlossen worden. Das "Modernste" was es hier gab, war unser alter Passat.
Das hieß also, dass Petroleumlampen und Kerzen die Beleuchtung im Haus darstellten. Petroleum? Ja richtig gelesen. Und wo gibt's dieses Zeug? Das gab's im nächsten Örtchen in einem winzigen Kaufmannsladen. Der Ladenbesitzer beförderte das Petroleum, das sich in einem großen Holzfass befand, mit einer alten Hand-Hebelpumpe in die mitgebrachten leeren Plastikflaschen. Passende Petroleumlampen gab's da natürlich auch. Dieser unscheinbare Laden hatte nicht nur Lebensmittel, frisches Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten sondern auch diverse andere Sachen für Haus und Garten, wie auch die roten Gasflaschen (Butano) für unseren Gasherd. Die Befüllung dieser roten Metallflasche von 12,5 Kg kostete 800 Peseten (ca. 4,80 EUR).

Ein paar Meter von der Finca entfernt befand sich unser Brunnen und das frische kalte Wasser wurde mit einem an einem Hanfseil befestigten Holzeimer vom Brunnenboden heraufgezogen, sowie schon seit vielen Jahrzehnten zuvor.
Also, hier vermisste niemand Strom.

Naja, das stimmt nicht so ganz, denn eine Person gab's schon die Strom brauchte, also wenigstens so ein ganz kleines bisschen Strom für mein Musikstudio und die Bohrmaschine. Aber mal ehrlich, wirklich ganz ohne Strom kann ja auch kein Mensch leben. Und so bot mir der Nachbar spontan an mich mit seinem Strom zu versorgen, indem ich mich einfach mit einem langen (also seeeeeeehr langen) Verlängerungskabel bei ihn einstöpselte. Für deutsche Verhältnisse schwer vorstellbar, aber auf Ibiza war das (wohl) nicht so ungewöhnlich. Also mir gefiel das (Grins). Ich lernte sowieso in den kommenden Jahren, dass man auf Ibiza nicht alles immer so Bierernst nahm wie wir Deutschen. Auch das gefiel mir, daran konnte ich mich gewöhnen.

Und so zogen wir im Herbst 1992 in diese uralte Finca ein. Da die Finca wie gesagt komplett leer war, konnte Sylvie sich als "Einrichtungsdesignerin" voll ausleben, was sie dann auch tatsächlich tat: "Ach Peter, kannst Du uns in diesem Raum noch schnell eine Küchenzeile einbauen? Und an das neue Bad draußen im ehemaligen Schweinestall brauche ich Dich doch nicht noch einmal erinnern, oder?"
Aber nein mein Schatz, das mache ich sofort. Ich muss nur noch schnell die neuen Fensterrahmen in alle Fenster einbauen, ein Loch in das Finca-Dach für das Ofenrohr unseres Holzofens sägen und noch alle Räume mit Stromleitungen versehen. Ach, jetzt hätte ich doch glatt die 200 m2 Einzäunung für unsere Hunde vergessen. Also diese Kleinigkeiten sind nun wirklich nicht der Rede wert.

Das wurde dann also unsere dritte Unterkunft.

Sie fragen sich vielleicht warum wir überhaupt in so eine alte Finca ohne Strom ohne fließend Wasser und ohne gar nichts eingezogen sind? Das kann ich mit Worten nicht erklären, dazu muss man diesen Ort, diese Ruhe, diesen Frieden, diese frische Luft, dieses klare Licht und diese Weite mit diesem unglaublichen Meerblick einfach selbst gesehen und selbst gefühlt haben. So etwas kann man mit deutschen Wohnverhältnissen überhaupt nicht vergleichen.
Und - auch nicht ganz uninteressant - das alles für unter 200 Mark Miete monatlich bar auf die Hand. Natürlich ohne Makler, ohne Vertrag, ohne Kaution und ohne Nebenkosten, mal abgesehen vom Strom des Nachbarns. Einfach per Handschlag unter Männern. Ach ja (stöhn), da war die Welt noch in Ordnung.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Hurra die Post ist da

1992
nächster Abschnitt ▼

Natürlich gab's auf dem Lande auch keinen Postboten, der die Post mal eben so nach Hause brachte. Viele Straßen auf dem Lande hatten überhaupt keinen Namen, geschweige denn gab's ein Straßenschild und an den Fincas hing auch keine Hausnummer. Wenn wir Freunde auf dem Land besuchten und nach der Adresse fragten hörten wir oft:
"Also Ihr fahrt Richtung San Juan, dann im Ort nach dem Supermarkt den dritten Feldweg rechts ab und nach ca. zwei Kilometern das linke Haus mit den gelben Fensterrahmen".
Irgendwie klappte das immer, auch ganz ohne Handy oder Navi.

Wir hatten auch keine Postadresse so wie in Deutschland sondern unsere Adresse hieß "Ibiza, San José, Postlagernd". Das bedeutete, dass wir zur Post nach San José fuhren, unseren Ausweis zeigten und fragten, ob es Post für uns gäbe. An der Wand hinter dem Schaltertresen hing ein Wandregal, das in diverse kleine Fächer aufgeteilt und von A bis Z durchbuchstabiert war, so wie man es vielleicht noch von der Rezeption bei kleinen Hotels kennt. Danach griff der Postbeamte in das entsprechende Buchstabenregal und holte alles raus, was sich darin befand, um dann jeden einzelnen Brief, jede Postkarte, jedes Päckchen nach unserem Namen abzusuchen. Tja, das war der Vorgänger der späteren elektronischen Poststraße. Mit anderen Worten: Hier brauchte man Geduld, Geduld, und nochmals Geduld.
Überraschenderweise war das für die anderen kein Problem, die hatten alle Geduld. Ok, das hatten wir also auch noch zu lernen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Speedy: Die schnellste Hündin von Ibiza

1992
nächster Abschnitt ▼

Lebensfreude in höchster Vollendung.


1992/93 halfen wir beim Aufbau des gemeinnützigen Vereins mit dem damaligen Namen Tierhilfe DUO Ibiza mit. Dieser neu gegründete Verein bestand aus einer kleinen Gruppe engagierter Frauen, die sich intensiv dafür einsetzten, hilfsbedürftigen Hunden der Insel ein Weiterleben und Zufluchtsort zu verschaffen sowie darüber hinaus ein neues Zuhause in einer Familie zu geben. Bei der Gelegenheit freundeten wir uns auch mit einer Tierärztin an, die dort ebenfalls mitarbeitete. Als wir sie eines Tages in ihrer Tierarztpraxis besuchten, sahen wir bei ihr eine junge kleine Hundedame. Die Besitzer hatten sie in der Praxis abgegeben, weil sie mit der quirligen Art der kleinen Hündin nicht zurechtkamen.

x
1992: Peter und Speedy

In der Tat, dieses bezaubernde kleine Geschöpf war wirklich ein unglaubliches Energiebündel. Sie rannte vor lauter Freude und Übermut ständig wie eine Verrückte hin und her. Unsere Hunde ließen sich davon schnell anstecken und im Nu rannte unsere ganze Bande diesem kleinen Zwerg hinterher. Dieses kleine Krümelmonster versprühte eine unbändige Lebensfreude. Jetzt tobten alle Hunde wie ein Haufen kleiner Kinder, die nicht wissen wohin mit ihrer überschäumenden Fröhlichkeit und Ausgelassenheit.

Sofort war uns klar: Dieser kleine Zwerg passst genau zu uns und zu unserer Hundefamilie. Und so nahmen wir sie zu uns und gaben ihr den Namen Speedy.
Das war unser 5. Hund. Wie gut, dass ich damals nicht wusste, dass Speedy noch längst nicht der letzte Hund gewesen sein sollte.
"Du meine Güte. Wie viele kommen denn noch?"

Ein paar Jahre später erkrankte Speedy an Leishmaniose (Infektionskrankheit). Und nach langer innerer Zerrissenheit rangen wir uns schließlich dazu durch, sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Dieses zauberhafte Wesen schlief friedlich in meinen Armen ein, während sie mich die ganze Zeit über ganz ruhig ansah, als wenn sie genau wusste, was da gerade mit ihr passierte.
Speedy sollte nicht der letzte Hund gewesen sein, der uns mit einer so schrecklichen Entscheidung konfrontierte.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unsere vierte Unterkunft: Der "Lichtberg"

04/1993
nächster Abschnitt ▼

Ende 1992 wussten bereits einige Leute von Sylvie's Bewusstseinsarbeit, weil sie diese regelmäßig in kleinen Gruppen in unserer Finca in Benimussa vorstellte. Alles nur durch Mund-zu-Mund Verbreitung. So erfuhren auch Nora & Tim➀ (die Namen wurden geändert) von Sylvie's Bewusstseinsarbeit und besuchten uns daraufhin in unserer Finca, um uns näher kennenzulernen.
Sie erzählten uns, dass sie schon viele Jahre auf einem kleinen Berg im Norden der Insel in einer alten Finca ohne Strom- Wasser- und Telefonanschluss lebten. Also genau so, wie wir das gerade taten. Das ist ja interessant dachten wir. Dabei erzählten wir ihnen auch von unserem Vorhaben ein spirituelles Zentrum auf Ibiza aufzubauen, denn genau das war ja unser großes Ziel. Die beiden waren davon begeistert und machten uns den Vorschlag, sie doch einmal auf ihrem Berg zu besuchen.

Neugierig geworden fuhren wir daraufhin zu N & T➀ auf ihrem Berg im Norden. Und tatsächlich lebten sie dort schon viele Jahre auf ihrem eigenen kleinen Berg in einer typischen alten Ibiza Finca ohne elektrischen Strom und fließend Wasser, ähnlich wie wir in unserer Finca in Benimussa. Sie machten auf uns den Eindruck, dass sie sich ganz bewusst für diese einfache Art zu leben entschieden hatten und mit diesem Leben sehr zufrieden waren.

Nach langen Gesprächen boten uns die beiden schließlich an, dass wir unser spirituelles Zentrum doch einfach auf ihrem Berg gründen könnten. Sie lebten schon so lange auf Ibiza und würden hier jede Menge Leute kennen, denen sie von Sylvie's Arbeit berichten könnten. Wenn wir Interesse hätten, könnten wir auch ganz zu ihnen ziehen, um in einer Art Wohngemeinschaft zusammen zu leben, denn auf ihrem Grundstück wäre genug Platz für uns und unsere Tiere. Und wenn sich herausstellt, dass wir vier uns gut verstehen, dann wäre sogar noch genug Platz für unser eigenes Haus, das ich gemeinsam mit Tim➀ auf ihrem Grundstück erbauen könnte.

Das ist ja der Hammer dachten wir. Die beiden kennt tatsächlich jeder auf der Insel und wenn sie für Sylvie's Arbeit Reklame machen, wäre das enorm hilfreich für unser Vorhaben. Hinzu kam noch, dass Sylvie schon seit Wochen wieder und wieder diese Botschaft hörte:
"Geht auf den Berg".
Wir konnten mit dieser Information überhaupt nichts anfangen. Was sollte die Botschaft mit diesem Berg? Doch jetzt. Na klar, damit war der Berg von N & T➀ gemeint. Das ist ja ein Ding. Jetzt machte diese Botschaft endlich einen Sinn.

Und nach langen Hin- und Herüberlegen nahmen wir N & T's➀ Angebot an und zogen im April 1993 wieder mal mit Sack und Pack sowie unseren vier großen und zwei kleinen Hunden sowie mit mehreren Katzen von unserer alten Finca in Benimussa auf den Berg im Norden der Insel, um fortan in einer Art Wohngemeinschaft zusammen zu leben.

Das war jetzt unsere vierte Unterkunft.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Milchkaffee mit Rock-Musik

04/1993
nächster Abschnitt ▼

Bei der Gelegenheit fragten wir im Sommer 1993 die einheimischen Besitzer des Mini-Supermarktes, welcher sich unterhalb des Berges befand, ob wir ihren kleinen Speiseraum, in dem man auch eine Kleinigkeit essen und trinken konnte, für eine kleine Geburtstagsparty nutzen könnten. Ich Peter wäre Musiko und würde mit meinen elektronischen Musikinstrumenten quasi als Discjockey für die Musik sorgen. Überraschenderweise fanden die Ladenbesitzer die Idee sofort gut und so stand unserer kleinen Party nichts im Wege.

Als dann der Tag der Geburtstagsparty kam und ich meine Musikinstrumente aufbaute und die mächtigen Boxen in die Ecken des kleinen Raumes platzierte, schauten die Besitzer doch schon ein wenig misstrauisch auf mein ganzes elektronisches Zeug, was ich da so anschleppte. So wirklich trauten sie der Sache nicht über den Weg. Doch sobald ich die Boxen zum Dröhnen brachte, staunten sie nicht schlecht und plötzlich tanzte die ganze Familie mit ihren Kindern mit zur Musik.

Als ich am nächsten Tag meine Instrumente wieder abbaute, kam die Ladenbesitzerin schüchtern auf mich zu und überreichte mir in einem Weidenkorb ein paar Tomaten aus ihrem eigenen Garten. Das war ihr wortloses "Dankeschön" an mich, für die Freude, die sie und ihre Familie am gestrigen Abend mit uns zusammen hatten. Diese einfache und offene Geste dieser mir fremden Person, war sehr berührend und das Herzlichste, was ich seit langem erlebte.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Schaffe schaffe, Häusle baue

05/1993
nächster Abschnitt ▼

Techno-Party? Oder ab in den Steinbruch und Felsbrocken zerhämmern? Warum denn nicht beides?


Im April 1993 bauten Tim➀ und ich zuerst einmal ein großes Hundeterreno für unsere 4 großen Hunde, für den Fall, dass wir sie mal nicht mitnehmen konnten, wie beim Einkaufen oder wenn wir Freunde besuchten. Dazu zäunten wir ein kleines Wäldchen auf dem Berg mit 100 Meter Maschendraht ein, indem wir 6 Bäume als natürliche Eckzaunpfähle benutzten. So brauchten wir keine extra Pfähle eingraben sondern legten den Draht einfach um die 6 Bäume herum, ohne jegliche Nägel oder Schrauben verwenden zu müssen. Dann noch aus den baumartigen Blütenständen der bis zu 12 Meter hohen Agavengewächse, die überall auf dem Grundstück standen, ein paar dieser Stämme zu einem kleinen Gatter zusammengebunden und fertig war unser Natur-Hundespielplatz.

x
Agavengewächs

Danach gegannen Tim➀ und ich mit dem Bau unseres kleinen Hauses, ganz im Stil einer traditionellen ländlichen alten Ibiza Finca, das hieß überwiegend aus inseltypischen Natursteinen und Naturhölzern. Allerdings war diese Bauart enorm zeitaufwendig und so kamen wir nur sehr langsam voran.

Um das besser verstehen zu können: Traditionell bedeutet in diesem Fall, dass wir die Wände der Finca aus 90 Zentimeter dicken Natursteinmauern errichteten. Diese Natursteine waren keine fertigen Ziegelsteine, Mauersteine, Betonsteine oder Kalksandsteine aus dem Baumarkt. Diese Natursteine gab es nicht zu kaufen. Das waren zuerst einmal riesige Felsbrocken, die wir auch genauso mit einem Bau-Lkw angeliefert bekamen. Nun hieß es diese Felsbrocken mit Muskelkraft und entsprechenden Werkzeugen wie Presslufthammer, 5 kg Vorschlaghammer und Eisenmeißel in tragbare Einzelblöcke zu zerkleinern. Die daraus entstandenen "Mauersteine" waren jetzt die Grundlage zum Bau unserer Finca-Wände. Also, dieses Haus brachte später so schnell nichts ins Wanken, das war für die Ewigkeit gebaut.

Das Highlight oder auch der Blickfang in unserem Haus wurde ein 8 Meter langer und mächtiger Holzstamm aus einem einheimischen mandelfarbigen Sabina-Baum. Er diente als Giebelbalken, der quer unter der Hausdecke verlief und das darauf liegende Dach stützte. Wir fanden ihn zufällig bei einem Bauern, der diesen schon vor einiger Zeit in seinem Wald geschlagen hatte. Er war der perfekte Giebelbalken für unser Haus. Wir banden ihn einfach hinter unseren Mini-Trecker und zogen ihn über unbefahrene Caminos bis zu uns auf den Berg. Ich habe bestimmt zwei Tage gebraucht, um diesen mächtigen Baumstamm zu bearbeiten, ihn abzuschleifen und dann einzuölen.

Mit einem selbstgebauten Flaschenzug haben Tim➀ und ich ihn langsam Stück für Stück nach oben auf die dicken Grundmauern und in seine endgültige Position gezogen. Er ragte später an beiden Seiten des Hauses ein Stück aus dem Mauerwerk heraus, sodass man diesen mächtigen Stamm sofort von draußen erkennen konnte.

Für unser Schlafzimmer baute ich im Wohnzimmer eine aus Holz bestehende Empore oder auch Galerie, von der aus man einen freien Blick in das darunterliegende Wohnzimmer hatte.

Durch die klobigen Natursteine, bei dem wie gesagt jeder einzelne Stein von uns von Hand mit dem Hammer passend angefertigt wurde, wuchs das Haus zu einem ganz speziellen Unikat heran, dass es so nicht ein zweites Mal gab. Es passte so gar nicht in das Bild eines konventionellen Hauses oder einer Finca auf Ibiza, es glich eher dem Haus der Steinzeitfamilie Feuerstein. Jeder der es sah, kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn er hatte so etwas noch nie gesehen.

Irgendwie war das auch lustig. Denn während wir 1993 im Norden der Insel auf dem Lande völlig ruhig und ganz ohne Strom- Wasser und Telefonanschluss lebten, tobte auf der anderen Seite im Süden der Insel die Techno-Welle in den Ibiza Mega-Discos und bescherte Disc Jockeys horrende Gagen pro Nacht, die sie wiederrum einsetzten, um sich davon im Norden millionenschwere Luxusvillen erbauen zu lassen. Doch spätestens beim Einkaufen in einer diesen kleinen Tiendas (Kaufmannsladen), sah man sich quasi als Nachbar beim Café con Leche und Bocadillo (Baguette) wieder. Dann saßen der Millionär und der "Normalo" in alten Jeans und T-Shirt an einfachen alten Holztischen und Frühstücken zusammen ohne jegliche Star-Allüren. Das war auch das Ibiza, das ich so liebte.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Jetzt sind wir auch noch auf den Esel gekommen

1993
nächster Abschnitt ▼

2 Esel-Stärken parken neben 500 Pferde-Stärken.


Tim➀ erzählte mir irgendwann, das er früher in Deutschland eigene Pferde besaß. Das gefiel mir und so entschlossen wir uns spontan zwei Esel von einem Bauern zu kaufen. Einen geeigneten Platz zum Auslauf fand sich schnell auf dem großen Grundstück und an zwei Nachmittagen hatten wir auch einen einfachen Unterstand für die beiden Esel zusammengebaut. Sie hießen Schuklo und Schukla, was so viel wie Herz und Herzchen bedeutete und das waren sie auch wirklich.

Frisches Gras, Alfalfa und anderes Grünzeug für die Esel konnten wir einfach so von der Wiese eines Nachbarns pflücken, die sich gleich unterhalb unseres Grundstücks befand. Diverse Heu- und Strohballen bekamen wir für wenig Geld angeboten, wenn wir diese von einer entfernten Wiese auf der Insel selbst einsammelten und Ballen für Ballen nach Hause transportierten. Jetzt kam mein alter Passat zum Einsatz und wurde spontan zum Strohballen-Einsammler und Transporter umfunktioniert. Ich weiß nicht mehr wie viele Male wir auf der abgemähten Wiese hin und herfuhren, bis wir endlich alle Ballen unter einer großen Plane verstaut hatten. Ich fand noch Jahre später immer mal wieder Strohreste im Auto, die von dieser spontanen Aktion her stammten.

Tim➀ zeigte mir auch, wie man auf einem Esel reitet. Und so manches Mal unternahmen wir beide dann tagelange Ausritte in den menschenleeren Pinienwäldern des Norden, die ja direkt "vor unserer Haustür" begannen. Natürlich nahmen wir dabei auch unsere Hunde mit. Das waren unbeschreibliche Stunden des vollkommenen Glücks mit Mensch und Tier in einer unfassbar schönen Natur und immer mit dem Blick auf ein traumhaftes türkisblaues Meer. Oder wir ritten einfach mal mit den Eseln zum Einkaufen ins Dorf anstatt mit dem Auto zu fahren. Die Leute und besonders die Kinder staunten nicht schlecht und dachten bestimmt wir wären von einem Zirkus, als wir unsere beiden "Herzchen" am Fahrradständer des Supermarktes anbanden, gleich neben einem dieser offenen Super-Sportwagen. Wir wirkten damit völlig "aus der Zeit gefallen". Das sind unvergesslich schöne Erinnerungen.

Natürlich wollten wir auch eigene Hühner haben, die uns frische Eier bescherten. Dazu zäunten wir einen großen Teil des Berges in eine artgerechte Lebensgrundlage dieser wunderbaren Tiere ein. Irgendwo her bekamen wir auch noch zwei riesige blaue Pfauen, die sich den Berg als neues Zuhause aneigneten und sich am liebsten auf dem Dach unserer Finca niederließen und ihre typischen Schreie von sich gaben.
Nun hatten wir ein paar Hunde, Katzen, Hühner, zwei Pfauen und zwei Esel. Das sollte doch nun wirklich reichen, oder?

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Ab in "die Höhle des Löwen"

nächster Abschnitt ▼

Auf dem großen Grundstück befanden sich auch zwei natürliche Felshöhlen, die man durch einen von außen unscheinbaren Eingang betrat. Innen befand sich so viel Platz, dass Tim➀ im Laufe der Jahre mit Bett, Tisch Stuhl, Teppich und allen möglichen Sachen des täglichen Lebens sie zu zwei richtigen kleinen Räumen ausbaute. So unscheinbar der Eingang in Felsen auch wirkte, der von vielen Sträuchern und Büschen fast verdeckt wurde, so überrascht war man, wenn man im geräumigen inneren der Höhle stand. Es hatte etwas von den Fantasiehäusern der Hobbits.

Diese beiden Höhlen wurden gerne dazu genutzt, wenn jemand den Wunsch hatte sich für ein paar Tage in die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit zurückzuziehen. Diese Höhlen passten irgendwie genau zu unseren damaligen einfachen und friedvollem Leben an diesem Ort.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unerwartetes Wiedersehen

06/1994
nächster Abschnitt ▼

Im Sommer 1994 bekamen wir überraschenden Besuch von unserer lieben Freundin Marianne➀ mit ihrer 3jährigen Tochter Maria➀ (die Namen wurden geändert). Plötzlich standen die beiden vor uns auf dem Berg. Wir hatten keine Ahnung, dass Marianne➀ uns besuchen wollte und waren deshalb freudig überrascht die beiden nach über vier Jahren wieder in die Arme nehmen zu können.

Sylvie hatte Marianne➀ geschrieben, dass wir auf einen Berg gezogen seien und dort mit zwei weiteren Personen unter sehr einfachen Verhältnissen in einer Art Wohngemeinschaft zusammenlebten. Es wäre so ganz anders, als sie es von uns und von Deutschland her kenne.
Und so zeigten wir Marianne➀ jetzt unser neues noch nicht ganz fertiges Haus und wie wir jetzt hier auf dem Berg wohnten und lebten. Marianne➀ war davon total begeistert und fand unser einfaches Leben Klasse.

Sylvie und Marianne➀ hatten sich vor Jahren bei einer Weight Watchers Veranstaltung in Hamburg kennengelernt und angefreundet, deshalb kannte Marianne➀ auch unser Leben in Deutschland sowie wir auch über Marianne's➀ Leben im Bilde waren. Da die beiden sich jetzt nach so langer Zeit viel zu erzählen hatten, widmete ich mich deshalb erst einmal wieder meinem Hausbau.

Zu der kleinen Maria➀ haben Sylvie und ich eine besondere Beziehung, denn Marianne➀ bat uns bei der Geburt ihrer Tochter Ende 1991 in Hamburg dabei zu sein. Besonders auf meine Anwesenheit legte sie großen Wert, weil der Vater das wohl nicht konnte oder nicht wollte. Immer mal wieder kam eine Schwester ins Zimmer und prüfte Marianne's➀ Zustand, wobei ich dann einige Male gefragt wurde:
"Und Sie sind bestimmt der Vater?"
Nein, ich bin nur ein Freund, antwortete ich dann.
"Ach so ist das."

Wir hatten zu der Zeit eigentlich ganz andere Dinge im Kopf, denn wir waren mittendrin in den letzten Vorbereitungen für unser Auswandern. Doch nun begleiteten wir erst einmal Marianne➀ an ihrem besonderen Tag, bis endlich nach einer gefühlten Ewigkeit, die Zeit der Geburt gekommen war. Dieses über viele Stunden Miterleben einer Geburt war für Sylvie und für mich ein wirklich unvergessliches Erlebnis und zugleich ein berührendes und einmaliges Geschenk.
Nur wenige Wochen danach, Anfang Januar 1992, verließen wir Deutschland, brachen alle Brücken hinter uns ab und wanderten nach Ibiza aus.

Und nun waren Marianne➀ und die kleine Maria➀ plötzlich wieder da, hier auf dem Berg.
Irgendwann später fragten wir Marianne➀, wo sie eigentlich auf Ibiza wohnt und wie lange sie und Maria➀ bleiben würden. Und dann sagte Marianne➀ mit einem freudigen Gesichtsausdruck zu uns:
"Ich habe nur einen Hinflug nach Ibiza gebucht, sonst nichts. Es ist nämlich so, dass ich auch ausgewandert bin und Maria➀ und ich mit Euch hier auf dem Berg zusammenleben möchten".
Wie bitte? Wie war das? Wir konnten nicht glauben, was wir da hörten. Marianne➀ ist ausgewandert und will jetzt mit Maria➀ bei uns hier oben wohnen?
"Aber Marianne➀", antworteten wir geschockt, "Du kannst doch nicht einfach hier so auftauchen und erwarten, dass Du hier mit uns zusammenleben kannst. Das hättest Du doch zumindest erst einmal mit uns besprechen müssen."
Doch, genau das erwartete sie. So war unsere Marianne➀ eben. Erst handeln und dann nachdenken. Sie war naiv und handelte immer wie ein Kind. Das war ja auch einer ihrer bezauberndsten Eigenschaften, wofür wir sie alle liebten, doch jetzt war so ein Verhalten absolut fehl am Platz. Und? Was machen wir jetzt?
Was konnten wir schon tun? Die beiden in den nächsten Flieger setzen und wieder nach Hause schicken? Nein, das ging auch nicht.
!!! DOCH, UND ZWAR SOFORT !!!
Später erfuhren wir von Marianne➀, dass sie sich von Maria's➀ Vater getrennt hatte und er deshalb in Deutschland geblieben war.

Doch jetzt mussten wir erst einmal überlegen, wo wir die beiden unterbringen könnten und wie es überhaupt mit uns zusammen weitergehen sollte. Und so wohnten die beiden für die nächste Zeit mit uns auf dem Berg, bis wir etwas Passendes für sie gefunden hätten.
Siehe auch: Die kleine Maria

(➀ Die Namen wurden geändert)


x

Damals wussten wir noch nicht, dass wir schon sehr bald mit den beiden hier auf Ibiza viele Jahre in einer Finca zusammenleben würden. Doch bis es dazu kam, sollte zuerst etwas ganz anderes geschehen, was unser Leben völlig auf den Kopf stellte.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

"Gänseblümchen" wird überracht

06/1994
nächster Abschnitt ▼

Überraaaaaaaschuuuuuuung !!


Im Sommer 1994 erhielten wir ebenfalls überraschenden Besuch aus Hamburg und zwar von den Vorbesitzern unserer Hündin Daisy (Gänseblümchen). Die Familie bestehend aus Papa, Mama und zwei Töchtern, machten Urlaub auf Ibiza und wollten sich bei dieser Gelegenheit Daisy's und unser neues Zuhause einmal ansehen. Ich war gerade mit der Schaufel dabei die Betonmischmaschine mit neuem Inhalt zu füllen, als plötzlich die Familie auf dem Berg erschien und unsicher nach uns Ausschau hielt.

Man muss sich diese Situation einmal vorstellen: Es war Hochsommer und bullenheiß. Ich stand da völlig durchgeschwitzt mit Sand und Beton verschmierter kurzer Hose und T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln, zwischen einem riesigen Haufen Natursteinen, Zementsäcken und Bausand, inmitten meines halbfertigen "Fred Feuerstein-Fantasie-Hauses" und befüllte die Betonmischmaschine, die von unserem benzinbetriebenen Stromgenerator angetrieben wurde, der lärmend vor sich hin knatterte.

Und dann stand zwischen alldem diese typisch deutsche Bilderbuch Touri-Familie in ihrer sauberen und adretten Urlaubskleidung. Hier prallten plötzlich Mittelalter auf Neuzeit donnernd aufeinander und beide bestaunten sich gegenseitig. Anfänglich dachte die Familie sie hätten sich verlaufen, doch als sie uns erkannten, machte sich gequältes Lächeln und ungläubiges Staunen in ihren Gesichtern breit. Glücklicherweise erschien in diesem Moment Daisy und lockerte die Situation durch ihre überschäumende Wiedersehensfreude auf.

Trotzdem konnten sie es gar nicht glauben, dass WIR HIER wohnten. WIR, die sie doch aus Deutschland her völlig anders kannten. Wie konnten wir nur unser sicheres Leben in Deutschland gegen dieses primitive Leben mit Stromgenerator und Wasserbrunnen mit Zieheimer eingetauscht haben. Das waren doch nicht Sylvie und Peter? Das konnte doch nur ein schrecklicher Irrtum sein. Sie waren sich auch noch nicht klar darüber, ob sie Daisy für ihr neues Zuhause nun beneiden oder bedauern sollten.

Nach anfänglicher Begrüßung zeigte ich ihnen unser im Bau befindliches Natursteinhaus, aber so richtig glauben konnten sie es nicht, dass wir darin auch einmal wirklich wohnen wollten. Denn wo bitteschön war denn die moderne Einbauküche mit integrierter Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler und Kaffeevollautomat? Und wo befindet sich das bis zur Decke geflieste Badezimmer? Aber Telefon habt Ihr doch wenigstens, oder?
"Ja wisst Ihr", antwortete ich, "das verbraucht alles ganz schön viel Strom, wir haben aber keinen Stromanschluss nur einen einfachen Stromgenerator", während ich auf den vor sich hinknatternden Benzinmotor zeigte.
"Aber telefoniern können wir... also unten im Dorf... im Supermarkt... da hängt ein Münztelefon an der Wand".
Ahhhhh ein Münztelefon... ??? ... Und ihr habt KEINEN elektischen Strom??? ... Verstehe...

Nein, sie verstanden gar nichts. Wie sollten sie auch. Sie kamen gerade mit dem Flieger aus ihrer sauberen Hochglanz-Welt, in der man sein Leben kontrolliert plant und Probleme, Gefahren und Unsicherheiten bestmöglich ab- und versichert, um so mit gutem Gewissen und der ganzen Familie in Zufriedenheit, Wohlstand und finanzieller Sicherheit glücklich leben zu können. (Oh, war das nicht so ein Werbe-Slogan? Nein das IST ein Werbe-Slogan). Wir kannten diese Slogans... ich meine Denkweise nur zu genau. Glück, Zufriedenheit und Lebensfreude werden ganz einfach (mit einem weiteren Kredit?) gekauft. Natürlich konnten sie überhaupt nicht begreifen, was wir in dieser stromlosen Tote-Hose-Pampa machten und dass wir ihre saubere Welt gegen DAS HIER ??? eingetauscht hatten. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein?

Doch vollends ins Wanken kam ihre Meinung über uns, als Tim➀ anfing über unser Leben auf dem Berg zu berichten:
"Wir sind sehr glücklich, dass Sylvia und Peter mit uns zusammen hier wohnen. Wir sind nämlich dabei, hier ein spirituelles Zentrum zu erbauen, damit Sylvie ihre neue Bewusstseinsarbeit vorstellen kann, die sie von den Engeln übermittelt bekam. Abends sitzen wir oft draußen am offenen Feuer und Sylvie's Engel sagen uns dann, was wir morgen machen sollen".
Oh nein Tim➀ dachte ich nur, wie kannst Du so einen Unsinn reden. Die müssen ja denken, dass wir alle total bekloppt sind. Aus der Ecke kommen wir nie wieder raus.

Ich weiß natürlich was er damit bezwecken wollte und zwar wollte er unser nicht so alltägliches Vorhaben und Sylvie's Channeln in einer selbstironischen und humorvollen Weise rüberbringen. Aber diesen Humor verstand die Familie nicht, weil sie überhaupt keine Ahnung von unserem Vorhaben auf Ibiza hatten, geschweige denn von Sylvie's channeln wussten. Außerdem waren sie immer noch voll damit beschäftigt, sich unsere Lebensweise irgendwie begreiflich zu machen. In so einer Situation passt kein spöttischer Scherz über Spiritualität, Engel, Channeln und dergleichen.
Zwar lachten wir alle über Tim's➀ Scherz, aber er wurde nicht von allen verstanden. Auch jeder weitere Erklärungsversuch von uns machte jetzt keinen Sinn mehr, denn das Kind war bereits "in den Brunnen gefallen". Die Familie sah uns nur ungläubig und mitleidsvoll an.
Die Einzige die voller Wiedersehensfreude war, das war unsere bezaubernde Daisy. Sie nahm jeden und alles bedingungslos an. Das war halt ihre angeborene Frohnatur. Und damit brachte sie schon so manche Situation, die den Anschein hatte aus dem Ruder zu laufen, wieder in die richtige Spur.

Nach der Verabschiedung der Familie haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört oder sie wiedergesehen. Ich konnte die Reaktion der Familie verstehen, ich hätte in ihrer Lage genauso gedacht, nämlich: "Die haben doch'n Knall. Nichts wie weg hier".

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Sylvie empfängt Botschaften

06/1994
nächster Abschnitt ▼

Im Juni 1994 zieht sich Sylvie für ein paar Tage zurück, um Durchsagen von der geistigen Ebene zu empfangen und auf Kassette zu sprechen. Diese Durchsagen oder auch Botschaften beinhalteten Infos über das aktuelle und künftige Zeitgeschehen sowie Infos für ihre eigene persönliche Schulung und Entwicklung. Einige dieser Botschaften sind auf unserer Seite Übersicht gechannelter Botschaften nachzulesen.

Außerdem erhielt sie Infos von mehreren Toröffnungen (Energieanhebungen) auf der Erde, die ein Wechsel und Umwälzungsprozess in ein neues Zeitalter ankündigen und alle Bewohner der Erde betreffen. Dieser Prozess der Schwingungserhöhung und Energieanhebung ermöglicht es allen Lebewesen sich von den Jahrtausende alten "schweren" Denkmustern, Verhaltensweisen und Strukturen zu befreien und sich hin in die Leichtigkeit, in die Bewusstwerdung und in die Neuorientierung zu bewegen. Das bedeutet, wir werden immer sensitiver, sensibler und durchlässiger und können dadurch viel leichter wachsen, unser Karma aufarbeiten und uns von begrenzenden Blockaden, hinderlichen Widerständen und altem Ballast trennen.

Aus diesem und anderen übermittelten Wissen und Infos entwickelte Sylvie dann spezielle Methoden, mit der es schnell, effektiv und wirksam möglich ist, neue Wege der Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung zu gehen. Sie schrieb alles auf und nannte es "Die Illusion Erwachsen zu sein" und ist auf dieser Website nachzulesen.

Dazu passender Beitrag:
Die Illusion Erwachsen zu sein Bei dieser Abhandlung wird darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns mit ziemlicher Sicherheit auch als Erwachsener immer noch auf der Kind-Ebene befinden und entsprechend reagieren, wenn wir uns kritisiert und verletzt fühlen. Im besonderen Focus steht dabei unsere Urverletzung oder auch Urtrauma genannt und welchen enormen Einfluss dieses Erlebnis auf unser gesamtes Leben haben kann. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

"Sonnenbrille" redet nur in Zahlen

06/1994
nächster Abschnitt ▼

Im Sommer 1994 wurden wir auf einen wie man uns sagte "sehr interessanten Mann" aufmerksam gemacht. Er hieß Joe (der Name wurde geändert) und würde mit ein paar Frauen auf einer Jacht leben, mit der er auf dem Mittelmeer herumfuhr. Doch das Interessanteste an ihn sollte seine Weltanschauung in Form einer gewissen Numerologie sein, die er angeblich als Botschaft "von oben" gechannelt bekommen hatte. Na, das ließ einige von uns aufhorchen und neugierig werden. Und da wir hörten, dass er gerade im Hafen von Santa Eulalia vor Anker lag, kam von einigen der Vorschlag, dass wir ihn zusammen mit ein paar Freunden doch einmal einen Besuch abstatten könnten.
Lese ganzen Bericht unter: "Sonnenbrille" redet nur in Zahlen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Der Berg gerät ins Wanken

07/1994
nächster Abschnitt ▼

Aufgrund des großen Bekanntheitsgrades von N & T➀ kamen ab Mitte 1993 stetig mehr Leute auf den Berg, um Sylvie und ihre Arbeit kennenzulernen. Darunter waren auch einige "echte" und "gerne möchte" Promis oder die sich dafür hielten, aber auch viele Neugierige und Sensations-Gaffer: "Hast Du auch schon von dieser Sylvia gehört? Die soll angeblich mit Engeln reden."

Aber die Meisten kamen, um sich über Sylvie's Bewusstseinsarbeit oder auch "Lichtarbeit" zu informieren, darunter waren auch Leute vom spanischen Festland und aus Deutschland. Durch Sylvie's annehmende und warmherzige Art hinterließ sie einen bleibenden Eindruck, sodass viele auch ihre Freundschaft suchten. Obwohl wir kein Telefon hatten und keine Plakate auslegten, kamen mit der Zeit immer mehr Leute zu uns. Bald war Sylvie so bekannt, dass man uns scherzhaft den "Lichtberg" nannte.

Doch im Laufe der kommenden Monate veränderte sich unsere kleine 4er-Wohngemeinschaft in eine Richtung, die uns erst später so richtig bewusst wurde. Denn inmitten des ganzen Trubels um Sylvie's Person hatten wir übersehen, dass N & T➀ mit ihrer schillernden Persönlichkeit und ihrem außergewöhnlichen Lebensstil immer mehr in den Hintergrund gerieten. Sie waren plötzlich nicht mehr die Nummer eins auf dem Berg und in ihrem Zuhause sondern zunehmend Sylvie. Und das konnten und wollten die beiden wohl nicht so einfach ertragen, so denke ich das jedenfalls im Nachhinein. Diese schleichende Veränderung in unserm Zusammenleben hatten wir damals nicht wirklich bemerkt oder wollten es nicht ernst nehmen.

Jedenfalls baute ich jeden Tag an unserem eigenwilligen Natursteinhaus und Sylvie stellte ihre Arbeit diversen Besuchern vor, die zu uns kamen. Und da gab es ja auch noch unsere 4 großen und ein paar kleine Hunde, unsere beiden Esel, unsere Hühner und noch andere Tätigkeiten, die so ein Leben auf dem Land ohne Strom und fließend Wasser mit sich bringen. Mal ganz abgesehen von unserer Gemeinschaftskasse, die laufend befüllt werden musste, die aber seit einigen Wochen ständig Ebbe anzeigte. Komisch, das klappte aber schon mal viiiiiiiel besser.
"Spätestens jetzt hättet Ihr doch mal stutzig werden müssen !!"
Ja ja, hätte hätte Fahrradkette, Du Klugscheißer !!

Und so geriet unsere kleine Wohngemeinschaft langsam aber sicher immer mehr in eine bedrohliche Schieflage.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Der Verrat

07/1994
nächster Abschnitt ▼

Jetzt gibt's richtig Ärger im Paradies.


Es geschah an einem warmen Sommerabend im Juli 1994:
Wie so viele Male zuvor saßen wir alle zusammen draußen an unserem großen Holztisch auf dem Rundplatz vor der Finca, um gemeinsam zu Abend zu essen. Diesmal waren auch ein paar Freunde mit anwesend sowie eine gewisse Gaby➀ (der Name wurde geändert). Sie wohnte schon ein paar Wochen auf dem Berg, da sie von N & T➀ dazu eingeladen wurde. Ich mochte sie nicht, denn sie war unaufrichtig, sie sagte nicht was sie dachte, sie war nicht echt, und sie merkte, dass ich das bei ihr sah. Deshalb mied sie mich auch ganz bewusst und hielt sich stattdessen mehr bei N & T➀ auf.

Die Drei saßen in letzter Zeit sowieso immer öfter beisammen und fingen an zu tuscheln. Immer häufiger schwappte von den dreien eine feindselige Schwingung zu uns rüber, doch an diesem Abend war dies ganz deutlich zu spüren. Etwas Feindseliges und Hinterhältiges lag in der Luft, man konnte es förmlich riechen. Wir hatten schon mehrere Male versucht mit N & T➀ in einem Gespräch zu klären, warum sie sich plötzlich so feindselig uns gegenüber benahmen, aber die beiden wichen unseren Fragen stets aus. Wir bekamen einfach keine Antworten von ihnen.

Und dann passierte es:
Plötzlich erhob sich Tim➀ von seinem Stuhl und sprach in die Runde: "Heute Abend feiern wir eine Befreiungsfeier. Es ist die Befreiung von Sylvie und Peter".
Außer Tim, Nora und Babi➀ sahen sich die restlichen am Tisch sitzenden Personen erstaunt an: Nanu? Was ist denn hier los?
Und dann fuhr Tim➀ fort: "Heute befreien wir uns von Sylvie's schwarzer Magie. Wir wollen, dass ihr beide (dabei zeigte er auf Sylvie und mich) den Berg verlasst". Dann setzte er sich wieder und grinste.

Wir trauten unseren Ohren nicht. Wie bitte? Sylvie und "schwarze Magie"? Ja sind die denn total verrückt geworden? (Unter schwarzer Magie versteht man traditionell den Einsatz übernatürlicher Kräfte oder Magie für böse und selbstsüchtige Zwecke. Quelle wikipedia.org) Ausgerechnet Sylvie so einen Vorwurf zu machen war doch ein Witz und völliger Quatsch. Sylvie hat nur von Liebe und Frieden gesprochen und N & T➀ waren von Sylvie und ihrer Botschaft von Verständnis, Mitgefühl und Liebe begeistert.

N & T➀ waren sich wahrscheinlich überhaupt nicht im Klaren, was sie Sylvie mit diesem völlig absurden Vorwurf eigentlich antaten. Denn genau vor so einem Vorwurf hatte sich Sylvie schon immer gefürchtet, das war ihre schlimmste Angst, seitdem sie sich in die Öffentlichkeit wagte. Tief in ihr drinnen hatte sie immer die Furcht, dass man eines Tages ihre Begabung oder Gabe missbrauchen uns ins Negative verdrehte und als Waffe gegen sie einsetzen könnte. Und genau das passierte jetzt in diesem Moment. Sylvie brachte keinen Ton heraus, sie war starr vor Fassungslosigkeit.

Natürlich war der Vorwurf "schwarze Magie" nur ein Vorwand. Der wahre Grund war, dass N & T➀ einfach nicht mehr im Mittelpunkt standen, denn jetzt kamen viele zu uns, um einfach nur Sylvie und ihre Arbeit kennenzulernen.

Dazu muss man wissen, dass N & T➀ aufgrund ihrer außergewöhnlichen und selbstgenähten Kleidung immer und überall ein besonderer Blickfang waren, die meisten Leute hatten so etwas vorher noch nie gesehen. Und die beiden genossen diese Aufmerksamkeit sehr. Dazu kam noch ihr einfaches Leben in ihrer alten Finca ohne Strom und jeglichen Komfort.
Die beiden waren es über die vielen Jahre so gewohnt im Mittelpunkt zu stehen, dass sie es jetzt einfach nicht verstanden, dass ausgerechnet eine Person wie Sylvie, die Äußerlich überhaupt nichts Besonderes zu bieten hatte, plötzlich alle Aufmerksamkeit bekam und sie kaum beachtet wurden. Eigentlich war es ganz simpel: N & T➀ waren in ihrer Eitelkeit gekränkt, das war der wahre und eigentliche Grund ihres Verrats an uns. So einfach war das.

Und deshalb hatten sich die beiden auch "schwarze Magie" einfach als Grund und Vorwand ausgedacht, um Sylvie und mich vom Berg vertreiben zu können, denn wenn wir nicht mehr da wären, würden sie wieder alleine die ganze Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen und alles wäre wieder wie früher.

Diese ausgedachte "schwarze Magie" war die fixe Idee und Denkweise zweier naiver und unreifer Kinder, die sich über die Auswirkungen ihrer Handlungen überhaupt nicht bewusst waren. Sie hatten keine Ahnung was sie damit eigentlich anrichteten und welche gravierenden Folgen das für uns und viele andere Personen nach sich zog. Ganz zu schweigen von ihrem Verrat und dem massiven Vertrauensbruch, den sie allen mit ihrem falschen Spiel antaten.
Schade, dass N & T➀ nicht den Mut hatten uns anzusprechen. Ich bin mir sicher, dass wir vier zusammen eine zufriedenstellende Lösung für alle beteiligten gefunden hätten.

(➀ Die Namen wurden geändert)


Folge Mir

Musik und Stimme Peter Reifegerste © | mehr Musik

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die Verzweiflung

07/1994
nächster Abschnitt ▼

Was sollten wir jetzt machen? Ein Zusammenleben auf dem Berg war für uns unmöglich geworden. Und da war ja noch unser Haus. Wir hatten unsere ganzen Ersparnisse in den Bau unseres Hauses gesteckt, aber wir hatten immer noch nichts Schriftliches in den Händen. Durch die viele Arbeit am Hausbau hatten wir das Thema immer wieder hinten angestellt. Wir hofften, dass irgendwann schon der richtige Zeitpunkt dafür kommen würde. Doch jetzt hatten wir definitiv zu lange gewartet. Jetzt war es zu spät.

Unsere Naivität bestand unter anderem darin, dass wir schon sehr blauäugig handelten, weil wir uns nicht rechtzeitig um die rechtlichen Dinge für unseren Hausbau kümmerten. Das war schon ziemlich dumm. Doch dass aus dieser Erkenntnis auch irgendwann einmal eine Einsicht wurde, dazu brauchte es noch eine Weile.

Doch wo sollten wir jetzt im Juli also in der Hauptsaison auf Ibiza hin, wo es quasi keine Besenkammer mehr auf der ganzen Insel zu Mieten gab. Hinzu kam auch noch, dass N & T➀ für ihre "Befreiungsfeier" das restliche Geld aus unserer Gemeinschaftkasse verwendet hatten. Jetzt hatten kaum noch Geld für uns übrig.
Und nicht zu vergessen: Wir, das waren Marianne➀ mit der kleinen Maria➀ Sylvie und ich, plus vier große und noch ein paar kleine Hunde sowie noch einige Katzen. Irgendein Apartment oder eine Mietwohnung ging schon mal überhaupt nicht. Für diese ganze "Mannschaft" brauchten wir ein eigenes Mietshaus auf dem Land, doch dafür hatten wir überhaupt nicht das Geld. Genau genommen waren wir so gut wie pleite.
Na toll, das auch noch. Schlimmer geht immer.

Immer wieder suchte ich das Gespräch mit N & T➀. Ich bat sie: "Bitte erklärt es mir doch, ich verstehe es nicht. Warum Eure radikale Aktion und der Rausschmiss? Was haben wir denn bloß so schlimmes angestellt? Womit haben wir Euch so verletzt?" Ich lud extra noch einige Leute dazu, die schon Jahrzehnte auf Ibiza lebten, um so zu hoffen, dass N & T➀ wenigstens auf sie hören würden. Doch alles Gerede hatte keinen Sinn. N & T➀ blieben hartnäckig bei ihrer Aufforderung, dass wir den Berg verlassen sollten. Daraufhin fingen einige an zu weinen, weil sie es einfach nicht glauben konnten, dass unser Zusammenleben nun endgültig auseinanderfiel. Es war eine Tragödie.

Doch es blieb immer noch die große Frage: Wo sollten wir jetzt hin? Wo sollten wir wohnen? Wir hatten kein Zuhause mehr. Mal ganz abgesehen von unserem Loch im Portemonnaie.

In meiner Verzweiflung bat ich Nora➀ mir doch wenigstens bei meiner Suche nach einer neuen Unterkunft zu helfen, sie würde doch so viele Leute kennen. Wir waren schließlich 3 Erwachsene plus Kleinkind plus mehrere Hunde und Katzen. Wie sollte ich in dieser Situation überhaupt etwas für uns finden?
Tatsächlich war sie dazu bereit. Und so ging sie mit mir zum Bürgermeister des nächsten Ortes, um ihn um Hilfe zu bitten. Er kannte Nora➀ und sagte dann zu uns nach einer Weile, dass es da eine total herunterbekommende Ruine ausserhalb des Ortes am Waldesrand gibt, in der wir vorübergehend wohnen könnten. Sie befindet sich ganz in der Nähe unterhalb des Berges von Nora➀. Wow, dachte ich, das könnte tatsächlich für den Moment die Rettung für uns bedeuten.

Sofort fuhr ich dort hin, um mir diese Ruine anzusehen. Sie bestand genau genommen nur aus einem einzigen Raum, der mit vier alleinstehenden uralten Natursteinmauern eingerahmt war, kein Dach, keine Tür, kein Fenster, nichts weiter. Die Ruine stand auf einem großen Naturgrundstück mit vielen Bäumen nahe eines Waldes und nahe der Meeres-Steilküste von Cala Aubarca. Zu erreichen war sie über einen einsamen sandigen abgelegenen Camino. Ein wirklich fantastischer ruhiger Platz ohne einen direkten Nachbarn. Wenn die ganze Situation nicht so grotesk wäre, dann war das ein Platz zum Träumen.
Ok, Träumen war jetzt genau das richtige Stichwort, also bitte liebe Traumkraft oder wer auch immer für diesen Horrorfilm zuständig ist: Lass mich aus diesem Traum erwachen. JETZT !!! SOFOOOOOOORT !!!
Ich erwachte nicht.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Ab in die Ruine

07/1994
nächster Abschnitt ▼

Und so gingen wir Mitte Juli 1994 mit Sack und Pack vom Berg, wo wir gerade einmal 15 Monate verbrachten, und zogen in eine uralte heruntergekommene Ruine.

Unsere Hunde konnten wir nicht mitnehmen, doch wir konnten sie noch so lange im eingezäunten Terreno auf dem Berg lassen, bis wir ein richtiges Haus gefunden hätten. Einmal am Tag ging ich zu ihnen, um ihnen Futter und Wasser und ganz viele Streicheleinheiten zu geben. Aber irgendwann wusste ich ja auch wieder gehen. Doch die Hunde hörten uns natürlich in der Ruine, die sich ja nicht weit vom Berg befand. Und sobald sie uns hörten, fingen sie gemeinschaftlich an zu heulen. Es war herzzerreißend, aber wir konnten sie nicht zu uns holen, weil das Ruinen-Grundstück nicht eingezäunt war. Sie waren im Moment auf dem Berg besser aufgehoben. Wir mussten ihr heulen immer und immer wieder über uns ergehen lassen.

Wie bereits gesagt, bestand diese Ruine genau genommen nur aus einem einzigen Raum, der mit vier alleinstehenden uralten Natursteinmauern eingerahmt war, aber es gab kein Dach, keine Tür, kein Fenster. Ich hatte noch eine große Plastikplane im Auto und deckte damit das Dach halbwegs ab. Hier "wohnten" Marianne➀ mit ihrer Tochter. Sylvie und ich schliefen draußen in einem 2-Personen Zelt, das als Unterkunft für meine Nichten diente, als diese vor ein paar Wochen uns auf Ibiza besuchten. Draußen im Freien schnürte ich um drei beieinanderstehende Bäume ein großes Laken: Das war unser Bad. Ein Plastikeimer mit Deckel darin war das Klo. Ja, jetzt war wieder mal mein ganzes Improvisationstalent gefragt. Es schien so, als wenn ich aus dieser Nummer niemals herauskommen würde. Die kleine Maria➀ fand das alles Klasse. Wir überspielten unsere Ängste vor ihr so gut es eben ging, indem wir aus dieser Notsituation so eine Art Ferienlager Abenteuerevent machten.
Und so lebten - oder besser gesagt überlebten - wir die nächsten Wochen mehr schlecht als recht mit dieser neuen Wohnsituation, als es für uns hieß: Ab in die Ruine.

(➀ Die Namen wurden geändert)


x

In Nachhinein kann ich darüber natürlich schmunzeln, aber damals war es der tiefste Fall in unserem Leben. Wir waren am Ende. Das war's. Aus und vorbei mit Ibiza. Wir waren total ferig, geschockt, entsetzt, bestürzt, fassungslos und dazu noch pleite und ohne eine wirkliche Unterkunft. Unser Leben stürzte gerade voll ab. Das konnte doch alles nicht wirklich passieren?

Sollten Sylvie's Eltern mit ihrer Sorge etwa Recht gehabt haben: "Und wovon wollt Ihr in Spanien leben? Um Himmels Willen Kinder, seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen?"

War das jetzt "das Ende mit Schrecken" von unserem neuen Leben auf Ibiza?
War Ibiza nur ein riesiger Irrtum gewesen?
War unser Traum von einem neuen Leben nur ein riesiger Irrtum gewesen?
So schnell kann sich also ein Traum in einen Alptraum verwandeln. Und diese Ruine ist jetzt das Ende unseres neuen Lebens auf Ibiza?

Doch noch eines zeigte diese Situation ganz deutlich: Jetzt, wo fast alle äußeren materiellen Werte sich quasi in Nichts aufgelöst hatten, waren nur noch wir beide übrig, wir waren jetzt auf uns selbst zurückgeworfen. Jetzt sollte sich (wieder einmal) zeigen, welche Kraft sich aus unserer Partnerschaft heraus, angesichts der anstehenden Herausforderungen, freisetzen würde.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unsere fünfte Unterkunft: Alte Finca in Benirrás

08/1994
nächster Abschnitt ▼

Wer braucht schon 'ne Küche und'n Bad?


Nach ein paar ewig langen Wochen in der Ruine bekamen wir völlig unerwartend von unserer Freundin Karola den Tipp, uns ganz schnell eine alte Finca im Tal von Benirrás anzusehen (zwischen den Dörfern Sant Joan de Labritja = Heiliger Johannes der Täufer und Sant Miquel de Balansat = Heiliger Michael oder auch Erzengel Michael), da Karola gehört hätte, dass diese Finca überrachend und zum ersten Mal überhaupt zur Miete angeboten sei. Es sollte eine abgelegene typisch alte Ibiza Finca sein mit großem Grundstuck und vielen Obstbäumen. Sofort fuhrern wir los, also Marianne➀ mit Maria➀ sowie Sylvie und ich, um uns diese Finca anzuschauen.

Weiter erfuhren wir, dass die Eigentümer aus altersbedingten Gründen dort nicht mehr länger alleine leben könnten und jetzt zu ihren Kindern ziehen wollten. Die Kinder, die die Finca jetzt zur Miete anboten hießen Maria und Josef. Was? Wie in der Bibel? Ich fand das war schon Mal ein gutes Zeichen. Doch zuerst einmal sollten wir bei der Finca-Besichtigung mit so manchen Überraschungen und eigenen Ängsten und Vorurteilen konfrontiert werden.

Als wir dort ankamen und alle aus dem Auto stiegen, schauten uns Maria und Josef skeptisch an. Dann fragten sie uns:
"Gehört ihr alle zusammen?"
"Ja", antwortete ich, "das ist meine Frau und das ist eine Freundin mit ihrer kleinen Tochter. Ja und außerdem haben wir noch ein paar Hunde und Katzen". Oh, oh, dachte ich nur, jetzt könnte es vielleicht ein bisschen brenzlig werden.
Die Vermieter schauten sich gegenseitig an und man spürte förmlich wie sie sich fragten:
"Ein Mann mit zwei Frauen plus Kind plus jeder Menge Tiere? Und die wollen alle hier wohnen?"
Und schon kam ihre nächste Frage:
"Könnt Ihr denn die Miete bezahlen?"
Autsch, das tat weh, denn wir waren ja pleite, ich hatte gerade noch 50 Mark in der Tasche. Doch bevor ich nach der Miethöhe fragen konnte, kam auch schon ihre nächste Frage direkt an mich gerichtet:
"Sag mal, was bist Du denn von Beruf?"
Worauf ich antwortete: "Ich bin Musiker". Ok dachte ich, jetzt können wir uns wahrscheinlich gleich wieder vom Hof machen wegen armer Schlucker oder so. Doch völlig überraschend antworteten sie:
"Músico? Du bist Künstler? Oh wie fantastisch".
"Ähhh, ja, ja", stotterte ich ungläubig, "ich bin Músico... genau... ich bin ein Musiker."
Unglaublich. Musiker war der Eisbrecher und ich dachte wir könnten jetzt einpacken, wegen unsicherer Job und kein geregeltes Einkommen und so weiter. Aber nein, genau das Gegenteil war der Fall.

Doch jetzt zeigten uns Maria und Josef voller Stolz ihre ganze Finca und wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus:
Also, die Küche sah aus, wie aus einer historischen Dokumentation. Damit meine ich: Der Fußboden bestand aus Sand, also nur aus Sand. In der Mitte des Raumes war eine offene Feuerstelle über dem ein großer Topf an drei Eisenstangen hing. Das war wohl der Herd. Um die Feuerstelle herum waren Decken gelegt. Das waren wohl die Betten. Oben im Dach war ein Loch, aus dem der Rauch abziehen konnte. Das war wohl der Schornstein. Alle Wände waren pechschwarz vom Ruß des Feuers.
Das ist doch ein Witz? Das sollte doch nicht etwa unsere Küche sein?
Josef sah unsere Verwunderung und meinte, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, denn er würde eine ganz neue Küche für uns bauen.
Eine ganz neue Küche will er bauen? Das wird doch Wochen dauern. Und was machen wir in der Zwischenzeit?

Beim weiteren Rundgang durch die Finca suchten wir allerdings auch vergebens nach einem Bad. Auch hier meinte Josef nur zu uns, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, denn er würde auch noch ein ganz neues Bad für uns bauen.
Aha, also ein neues Bad und eine neue Küche? Ich dachte nur: Ade liebe Arbeits-Wochen, daraus werden jetzt viele Monate.
Sylvie sah mich mit großen Augen an und beide dachten wir: "Kann mich mal jemand zwicken?" Ein Haus ohne richtige Küche und ganz ohne Bad? Wie sollten wir hier bitteschön leben? Aber dieser Platz mit der ganzen Fülle an heimischen Früchten direkt vor der Haustür, war schon etwas Besonderes. Hier ein paar Einblicke:

x
der Camino zu unserer Finca in Benirràs
x
Blumen und Orangenbäume auf dem Grundstück
x
dunkle Feigen direkt vom Baum
x
Mandarinen + grüne Feigen direkt vom Baum
x
Orangen + Zitronen direkt vom Baum
x
Granatäpfel direkt vom Baum
x
Kaki-Früchte direkt vom Baum
x
wilde Weintrauben im Garten
x
wilde Brombeeren im Garten
x
viele Mandelbäume auf dem Grundstück
x
viele Olivenbäume auf dem Grundstück
x
viele Johannisbrotbäume auf dem Grundstück
x
wilder Bambus im Garten
x
Aloe Vera direkt vor der Haustür
x
riesiger Feigenkaktuswald im Garten
x
viele Agavengewächse auf dem Grundstück
x
Sonnenuntergang in der Cala Benirrás

Übrigens:
Wissen Sie eigentlich wie Orangen, Mandarinen und Feigen schmecken, die man direkt vom Baum pflückt? Das haut einen glatt um. Ich wusste gar nicht, wie "normale" Orangen schmecken oder welchen unglaublichen intensiven Duft "normale" Zitronen haben. Bis dahin kannte ich nur das Supermarkt-Zeug aus Deutschland, doch das schmeckt ja wie ein misslungenes Experiment im Vergleich zu "echten" ausgereiften Früchten direkt vom Baum.

Diese Finca mit dem riesigen Grundstück und eigenem Quellwasser war so einzigartig und friedlich, dass uns bewusst wurde: So einen Platz finden wir nicht ein zweites Mal auf der Insel. Und es gehörten auch noch ein Dutzend freilaufender Hühner dazu.

Außerdem war es nur 2 km bis zur Bucht und zum Strand von Cala Benirrás. Zu der Zeit hatte dieser Strand noch den Flair eines Geheimtipps, damals gab es dort noch keinen Tourismus, keine Ferienapartments und auch keine Sonnenliegen oder Schirme, die später den wunderschönen Sandstrand zupflasterten und die ganze Bucht verschandelte. In den umliegenden Bergen, die die Bucht malerisch einrahmten, waren damals nur vereinzelt ein paar weiße Privathäuser zu sehen. Hier war man weit weg von den im Süden liegenden Tourismus und deren überfüllten Stränden.

Lassen wir uns doch einfach auf das Risiko ein, sagten wir uns. Wir sollten dem Himmel danken, dass wir überhaupt in der Hochsaison eine Unterkunft fanden, sodass es uns schon fast egal war in welchem Zustand sich die Finca befand. Alles war besser als diese Ruine. Und jetzt konnten wir unsere Tiere auch vom Berg holen und als Familie wieder zusammen leben.

Tja, und so zogen wir Ende August 1994 von der Ruine in diese alte Finca im Tal von Benirrás ohne Küche und Bad. Hier hatten unsere Engel oder wer auch immer, mal wieder all ihre Beziehungen spielen lassen.

Das war nun unsere fünfte Unterkunft, wenn man mal von der Ruine absieht.

Danke auch an Dich liebe Karola, denn Dein Tipp war der entscheidende Hinweis zur richtigen Zeit. Leider bist Du viel zu früh von uns gegangen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Beschreibung: Alte Finca im Tal von Benirrás

08/1994
nächster Abschnitt ▼

Die Finca war eine dieser typischen alten, weißen Fincas auf Ibiza, so wie man sie früher auf dem Lande baute, also mit diesen dicken Außenwänden von 90 Zentimetern, die ganz aus Natursteinen der Umgebung gemauert waren. Alle Innen- und Außenwände waren nicht mit Chemiefarbe gestrichen, so wie wir es kennen, sondern mit Kalk geweißt. Diesen Kalk konnte man hinter dem Haus direkt aus dem Boden schaufeln, denn da war so eine Art natürliche Kalkquelle. Den Kalk schüttete man in einen Eimer und füllte alles mit Wasser auf. Am nächsten Tag einfach alles umrühren und schon hatte man eine ganz natürliche weiße Farbe, die auch noch luftdurchlässig ist und somit atmen kann. Ab und zu mal wieder etwas Kalk im Eimer nachfüllen, so würde die Farbe nie ausgehen.

x
1998: Unsere Finca im Tal von Benirrás

x
1998: Peter mit Speedy und Buffy

Die Finca betrat man durch eine hohe und schwere Holz-Doppeltür, die an jeder Seite mit zwei mächtigen Eisenscharnieren in die Wände verankert war. Die Tür bestand aus richtig dicken Holzbrettern, die mit riesigen Nägeln zusammen gehalten waren. Öffnete man die nach innen schwingende Tür, blickte man in die große Entrada mit einer hohen Decke, die aus knochigen und dicht nebeneinanderliegenden mandelfarbigen Holzbalken des einheimischen Sabina-Baumes bestand. Von der mächtigen Entrada gingen noch weitere 6 Zimmer ab, wobei sich 3 davon im ersten Stock befanden.

Alle Fenster der Finca waren sehr klein gehalten, sie sahen aus wie Schießscharten, die man aus alten Burgen kannte. So etwas waren wir aus Deutschland gar nicht gewohnt, wo die Häuser doch mit großen offenen Fenstern versehen waren, damit ganz viel Licht und Helligkeit hereinfließen kann. Welche guten Dienste uns diese kleinen Fenster allerdings bringen sollten, spürten wir sofort beim Betreten der Finca. Denn wenn es draußen auch bullig heiß war, so war es drinnen doch angenehm kühl.
"Durch die kleinen Fenster kann nur wenig Licht und somit wenig Wärme eindringen. Deshalb auch die dicken Mauern der Finca. Das alles hält die Innenräume kühl", erklärte man uns später.

Unser Wasser kam aus einer neben dem Haus in der Erde eingelassenen Zisterne, die mit frischem, klarem Quellwasser aus der naheliegenden Naturquelle gespeist wurde. Wir hatten für den Winter keine Gas- oder Ölheizung sondern einen großen Holzofen in der Entrada und in der Küche war ein in die Wand eingelassener Kamin. Trockenes Anmachholz fand ich überall auf dem Grundstück und dickeres Kaminholz konnte ich vom Nachbarn bekommen oder ich schlug mir selbst Holz aus abgestorbenen Bäumen, die auf dem Grundstück lagen.

Neben der Finca standen noch einige sehr alte und zum Teil schon verfallende Stallungen, in denen früher wohl Hühner, Schafe und Schweine untergebracht waren. Darin fand ich noch jede Menge Heu und Stroh sowie altes Zaumzeug, Riemen, Zügel und Halfter aus Leder für die Pferde oder Esel aus der damaligen Zeit. An der Wand angelehnt stand ein altes Wagenrad mit Holzspeichen, bei dem eine Speiche zerbrochen war. Daneben stand ein alter verrosteter Pflug sowie Schaufeln, Spaten und Spitzhacken. Hier sah es aus wie vor 200 Jahren.

Das große Naturgrundstück mit vielen Agavengewächsen war durch keinen Zaun begrenzt. Auch unsere Hühner und Hunde liefen einfach frei herum. Wenn wir Obst brauchten, konnten wir einfach vor die Tür gehen und pflückten Orangen, Mandarinen, Zitronen oder Feigen direkt vom Baum. Frische Eier bekamen wir von unseren Hühnern.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Der Blick in den Sternenhimmel

08/1994
nächster Abschnitt ▼

In den heißen Sommermonaten, die schon mal Mitte Mai beginnen konnten und bis Anfang September andauerten, kühlte es sich in den Nächten nur wenig ab, sodass ich uns mitten in der Natur einen Außenschlafplatz im Freien baute, da es draußen durch den leichten und sanften Wind ein wenig kühler war als in den Innenräumen. Das absolute Highlight war dann aber dieser atemberaubende Blick in den wolkenlosen nächtlichen Sternenhimmel. Ich habe noch nie so viele und helle Sterne gesehen, wie in diesen Nächten auf Ibiza. Und ständig flogen kleine und größere Sternschnuppen quer über den Himmel direkt durch dieses unendliche Sternenmeer hindurch. Ein fast surrealistisches Erlebnis.

Mit diesem unfassbaren Himmelsblick schlief ich dann irgendwann ein, um dann morgens von den ersten Sonnenstrahlen wieder geweckt zu werden. Und nicht selten auch mit dem leichten Schnarchgeräusch, nein nicht von Sylvie, sondern von unserer Hündin Daisy, die sich nachts heimlich in unser Bett schlich und dabei das ein und andere Loch ins Moskitonetz riss. Als ich sie dann mit meinem strafenden Blick ansah, lachte sie mich nur mit ihren fröhlichen Kinderaugen an, während sie sich auf den Rücken legte und sich genüsslich in unserem Bettzeug räkelte. Wie konnte ich ihr da noch böse sein. Was würde ich heute nicht alles dafür tun, um so einen Moment nochmals zu erleben.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Unten am Strand

08/1994
nächster Abschnitt ▼

Das Meer und der weiße Strand von Cala Benirrás waren in 30 Minuten zu Fuß oder in ein paar Minuten mit dem Auto zu erreichen. Zu Fuß ging es am Schnellsten durch einen von der naheliegenden Wasserquelle ausgewaschenen Bachlauf, der nur ein paar Meter von unserer Finca entlang führte und im Sommer kein Wasser beinhaltete.
Diesen "Geheimweg" kannten nur wenige, weil er mit dichten und meterhohen Bambusstauden schattig und schützend eingebettet war und mit zahlreichen Kurven direkt bis unten an den Strand führte. Auf dem Weg nach unten entdeckte man am Rand uralte angelegte Wasserleitungen aus Natursteinen, die das Wasser zu eigens angelegten Wasserzisternen führte, wo es dann langsam in das auch aus Natursteinen erbaute Auffangbecken plätscherte. Und überall konnte man von wilden Brombeeren, Weintrauben, Kakifrüchten oder Granatäpfeln naschen, die am Wegesrand wuchsen.
Durch den leichten Windzug rieb sich ständig der Bambus aneinander und erzeugte ein leises rascheln und flüstern. Dieser Weg hatte etwas Märchenhaftes und man kam sich ein wenig wie ein Eindringling vor, der wie zufällig in diese vollkommen friedliche Naturwelt mit all ihren Bewohnern eingedrungen war. In so einem Augenblick spürte ich wieder einmal genau, warum diese Insel es mir so angetan hatte. Umso näher man dem Strand und den Stimmen der Menschen kam, desto mehr verschloss sich diese friedvolle und ganz eigene Welt wieder hinter einem.
In den Wintermonaten konnte man diesen Weg nicht nutzen, denn dann trug der Bach das Wasser aus der Quelle bis hinunter zum Meer.

Außerhalb der Saison war die Bucht menschenleer und hatte durch diese Stille etwas Magisches und mystisches. Die Farben und das Licht waren unglaublich hell und der weite Blick war bestechend klar. Grad so, als wenn jemand die Farbsättigung und Schärfe voll aufgedreht hätte. So oft es ging fuhren wir mit unseren 4 großen und diversen kleinen Hunden, sowie mit Kater Werner, der sich für einen Hund hielt und deshalb immer und überall dabei sein musste, einfach mal runter zum Strand und tobten alle zusammen ausgelassen im Sand oder im Wasser herum.
Diese Momente von absolutem Glück und grenzenloser Freiheit sind für immer in meinem Herzen abrufbar.

x
Die Bucht von Cala Benirràs (Foto: ibiza-spotlight.de)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Das Ende unserer Odyssee?

08/1994
nächster Abschnitt ▼

Doch da war immer noch unser Geldproblem, denn bezahlen konnten wir die Miete nicht, die mussten wir uns noch irgendwie zusammenpumpen. Doch das war ein anderes Problem, um das ich mich später kümmern würde. Jetzt hatten wir erstmal alle zusammen wieder ein richtiges Dach über dem Kopf.

Trotzdem waren wir natürlich völlig am Boden, der Schock, kein Geld, keine Arbeit und zu alledem wurden auch noch zwei Hunde krank. Gott sei Dank hatten wir noch einige Freunde, die oben auf dem Berg alles miterlebt hatten und jetzt zu uns hielten und uns Mut, Kraft und Unterstützung für die kommende Zeit gaben.

Jetzt machten wir uns ersteinmal daran uns so gut es ging in unserem neuen Zuhause ohne Küche und Bad einzurichten. Unser Hab und Gut hatte ich wieder mal in diversen Pappkartons verstaut, die jetzt in der Entrada als riesiger aufgestapelter Haufen dastanden und aufs Auspacken warteten.

Doch überraschenderweise ging der Umbau dann doch ziemlich schnell voran, denn Josef hatte eine ganze Mannschaft an Helfern im Gefolge. Meiner Schätzung nach gehörten sie alle zur Generation 65 Plus und aufwärts. Ich glaube, dass die irgendwie alle miteinander verwandt waren. Egal, Hauptsache die Arbeit ging flott voran. Und das tat sie auch, denn nach ein paar Wochen hatten wir eine ganz neue Küche sowie ein neues Bad.

Nach ein paar weiteren Wochen bekam die Finca sogar einen eigenen Telefonanschluss. Alle unsere vorangegangenen Unterkünfte hatten kein Telefon - übrigens auch keinen Fernseher, aber dieser Luxus war im Moment für uns nicht drin, deshalb war der eigene Festnetzanschluss auch ein ganz besonderer Moment für uns. Plötzlich waren wir wieder mit der Welt verbunden.

Sollte diese Finca womöglich das Ziel unserer Suche sein? Sollte unsere Odyssee hier endlich enden?


x

Ja, denn in dieser alten und abgelegenen Finca auf dem Lande sollten wir ganz allmählich wieder zur Ruhe kommen und langsam zurück zu uns selbst finden. Nach vier vorangegangenen Unterkunftsanläufen würden wir und unsere Tiere hier für die nächsten 17 Jahre ein neues Zuhause, neue Freunde und unser Glück finden.

Was Mitte 1980 in Deutschland mit einer Vision von Sylvie begann und bei der Umsetzung auf Ibiza fast in einem Desaster endete, wurde 10 Jahre später doch noch zur Wirklichkeit. Denn hier an diesem abgelegenen Platz würde Sylvie ihren Traum eines spirituellen Zentrums in den kommenden Jahren Stück für Stück verwirklichen können. Nur eben so ganz anders, als wir beide uns das in Deutschland vorgestellt hatten.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Er war jung und brauchte das Geld?
Nein nein, er war bereits 42 und brauchte jetzt erst Recht das Geld

08/1994
nächster Abschnitt ▼

Da wir ja quasi mit "leeren Taschen" vom Berg gingen, nahm ich jetzt jede Arbeit an, die ich kriegen konnte. So tat ich mich u.a. mit anderen Musikern zusammen, um mit Live-Auftritten Geld zu verdienen, aber ich merkte schnell, dass dies nicht der richtige Weg für mich war. Deshalb gab ich Kurse, wie man mit dem PC und Musiksoftware eigene Songs erstellen kann, ich hatte ja noch mein Musikstudio mit vielen Geräten und Synthesizern. Ich gab auch Trommelunterricht auf den Trommeln meines Nachbarn. Er ging abends oft runter zum Benirrás-Strand, der auch als Hippie-Strand bekannt war, um dort mit Gleichgesinnten zu trommeln. Einmal nahm ich eine ganze Nacht lang das gemeinschaftliche Hippie-Trommeln auf Tonband auf, brannte davon CDs und verkaufte diese auf dem bekannten Hippie-Markt in Las Dalias. Aber das brachte natürlich viel zu wenig Geld ein.
Siehe dazu: Hippie-Trommeln am Benirràs Strand

Sodann ging ich auf den Bau und schleppte Zementsäcke und Steine oder stand den ganzen Tag am Presslufthammer. So bekam ich wenigstens jeden Abend Bares gleich auf die Hand, das ich sofort an Sylvie weitergab, damit sie noch schnell was zum Essen besorgen konnte, bevor der Supermarkt zu machte. Da ging's tatsächlich um jede Pesete. Einige Wochen arbeitete ich auch als Waldarbeiter oder ich betreute Ferienhäuser und Apartments inklusive Pool und Garten, die ich auch mal zusammen mit Sylvie für neue Gäste aufbereitete und saubermachte.

Auch wenn es damals finanziell wirklich eng war, habe ich dennoch viel aus dieser Zeit gelernt. Nämlich, dass es bei jeder negativen Erfahrung auch immer etwas Positives zu entdecken gibt. Und das Positive an unserer damaligen finanziellen Knappheit war, dass ich erst aufgrund des Gelddrucks zum ersten Mal so richtig entdeckt habe, welche handwerklichen Fähigkeiten in mir schlummerten, aber diese Erkenntnis erst durch den Gelddruck freigesetzt wurde. Ja, diese Arbeiten machten mir teilweise sogar Spaß und das war ein gutes Gefühl.
Zugegeben, der Muskelkater nach zwei Tagen am Presslufthammer oder nach hundert Säcken Zement à 50 Kilogramm tragen war nicht so ein gutes Gefühl. Mann Leute, ich wusste gar nicht, wie viele Muskeln ein Mensch doch haben kann und wie es sich anfühlt, wenn alle gleichzeitig schmerzen. Abends fiel ich wie Tod ins Bett und morgens kroch ich auf allen Vieren in Zeitlupe wieder daraus hervor.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Deutschland-Tour

Ende 1994
NoteUnd ich erzählte ihnen vom blauen Himmel und vom türkisfarbenen Meer. Von unserer Finca in der meine Frau mit den Tieren wartet, bis ich zurück zu ihr nach Hause kehr... nächster Abschnitt ▼

Für einen Monat als "Gastarbeiter" in Deutschland.


Ende 1994 war unsere finanzielle Situation immer noch schlecht, deshalb war ich froh, als mir eine gute Freundin anbot sie den ganzen Dezember lang bei ihrer Vertreter-Tour in Deutschland als Fahrer ihres Autos zu unterstützen. Der Gedanke, dass ich den ganzen Dezember über inklusive der Weihnachtsfeiertage nicht auf Ibiza wäre, gefiel mir ganz und gar nicht, doch schließlich willigte ich wegen des Geldes ein. Ja, eigentlich nur wegen des Geldes. Aber bereits nach einem Tag in Deutschland wußte ich, dass das die falsche Entscheidung war.
Ich telefonierte fast täglich mit Sylvie und jedes Mal sagte sie mir, dass zuhause alles gut sei und sie schon allein zurechtkäme. Aber ich fühlte, dass das nicht stimmte und dass sie mich nur beruhigen wollte. Es ging ihr überhaupt nicht gut, meine Anwesenheit fehlte bei vielen Gelegenheiten. Doch was konnte ich tun, ich war weit weg in Deutschland.

Umso länger ich im hektischen und saukalten Deutschland unterwegs war, desto mehr vermisste ich Sylvie und mein komplett anderes Leben auf Ibiza, wo es jetzt im Dezember immer noch tagsüber angenehm warm war, weil die Sonne den ganzen Tag über vom wolkenlosen Himmel herab schien. Dieser stupide Job in Deutschland brachte zwar "gutes" Geld, aber das wiegte niemals mein Lebensgefühl auf Ibiza auf. Diese "Lebensgefühl-gegen-Geld Eintausch-Nummer" war eindeutig ein Fehler, das wurde mir völlig klar. Wenn ich wieder auf Ibiza bin, dann würde mir schon eine passende Geldverdienen-Lösung einfallen - und zwar auf Ibiza, aber nie mehr in Deutschland. Und so zog sich dieser Monat in Deutschland auch zu einer gefühlten Ewigkeit hin.
Was war ich froh, als ich endlich wieder auf Ibiza war und Sylvie in die Arme nehmen konnte. Jetzt würde alles wieder gut werden, denn ich war wieder Zuhause.


x

Diese Deutschland-Geldverdienen-Tour zeigte mir wieder einmal ganz deutlich, dass wenn es um die Findung einer gemeinsamen Lösung geht, wir das zusammen angehen müssen und uns nicht für längere Zeit trennen sollten, denn dann verlieren wir unsere Kraft und Sicherheit. Doch genau diese Kraft und Sicherheit ist das was uns zusammen ausmacht. Das ist unsere größte Stärke. Egal mit welchen Problemen wir künftig auch immer konfrontiert werden sollten, wir müssen das gemeinsam anpacken, denn gemeinsam haben wir immer für alles eine Lösung gefunden. Zusammen kriegen wir alles hin. Ich hatte diese wichtige Erkenntnis schon fast wieder vergessen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Der Fluch

Ende 1994
nächster Abschnitt ▼

Das dunkle Mittelalter blitzt noch einmal kurz auf.


Allerdings sollte die "Berggeschichte" für uns noch nicht abgeschlossen sein. Denn es gab ein paar Leute, die N & T's➀ Lügengeschichten über uns hörten und tatsächlich glaubten, ja jetzt sogar erneut aufwärmten.

Denn Ende 1994 als wir schon einige Wochen in Benirràs wohnten, bekamen wir einen Brief von ein paar Leuten, die wir vom Berg her noch in "guter Erinnerung" hatten. Diese Personen forderten uns in diesem Brief doch tatsächlich auf, dass wir die Insel sofort verlassen sollten, und zwar aufgrund Sylvie's "schwarzer Magie". Und jetzt kommt's: Außerdem belegten sie uns noch mit einem Fluch. Ja, richtig gelesen. Ein Fluch. Das klingt ja wie eine Hexenjagd aus dem Mittelalter. Aber das war kein schlechter Scherz sondern das war total ernst gemeint. Da stellt man sich doch die Frage: Hä? Wer betreibt hier denn nun eigentlich "schwarze Magie"?

Diese wieder auferstandenen Anschuldigungen und Lügen, die diese Leute offentsichtlich von N & T➀ hörten trafen Sylvie schwer. Sie war wieder einmal bis ins Mark getroffen. Der Vorwurf von "schwarzer Magie" war immer Sylvie's größte Angst seitdem sie channelte. Also, dass man ihre Gabe missbrauchte und als Waffe gegen sie einsetzte. Und jetzt dieser Brief mit dieser absurden Behauptung und diesem lächerlichen Fluch.
Wir kannten natürlich die Verfasser des Briefes. Seltsamerweise waren es genau DIE Leute, die Sylvie auf dem Berg wegen ihrer "so fantastischen" Channelings buchstäblich "in den Himmel hoben". Alle die das damals miterlebten, mussten bei solch offenkundiger Heuchelei nur den Kopf schütteln. Und ausgerechnet DIESE Leute spielten sich jetzt als Richter auf und belegten uns mit einem Fluch? Ja tickten diese Idioten denn nicht mehr ganz richtig in der Birne?

Sylvie sagte daraufhin zu mir: "Oh nein, jetzt fängt alles wieder von vorne an. Bitte Peter tu etwas, ich kann das alles nicht noch einmal ertragen."
Und ob ich etwas tat, das können Sie mir glauben, denn jetzt reichte es mir endgültig. Niemand sollte es jemals wieder wagen über meine Sylvie solche unverschämten und niederträchtigen Lügen und Verleumdungen zu verbreiten, dafür werde ich jetzt sorgen. Also schrieb ich einen entsprechenden Brief an diese Schwachköpfe, in dem ich mit ihnen Tacheles redete. Danach haben wir nie wieder etwas von diesen blinden Mitläufern gehört. Anscheinend waren meine Argumente überzeugend.

Trotzdem: Diese absurden Lügen und Diffamierungen hinterließen wieder einmal tiefe Wunden bei Sylvie. Es folgten Jahre mit Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln.

Doch irgendwann wagte sie sich sehr behutsam und mit neuem Mut wieder zurück in die Öffentlichkeit, um ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Botschaften anderen Menschen mitzuteilen. So auch auf dieser Website. Sie wusste, dass sie sich ihren Ängsten stellen musste. Es gab nur diesen einen Weg für sie.

Auch ich habe lange gebraucht, um die "Berggeschichte" zu verarbeiten. Erst viele Jahre später ist mir klar geworden, warum es so gekommen ist und warum es so kommen musste. Es wäre sowieso passiert, denn wir vier hätten auf Dauer nicht zusammen leben können, dazu waren wir einfach zu starke und unterschiedliche Einzelcharaktere auf einen Haufen. Der Berg war einfach zu klein für uns vier.

Im Nachhinein erinnere ich mich auch, dass wir von Leuten, die schon länger auf Ibiza lebten, den Rat bekamen, lieber nicht zu N & T➀ zu ziehen. Sie meinten, dass die beiden für viele "besondere" Menschen offen seien und sich immer wieder gerne mit "außergewöhnlichen" Menschen umgaben. Sie suchten immer wieder deren Kontakt und boten ihnen dann an bei ihnen zu wohnen. Und Sylvie's mediale Fähigkeiten konnte man schon als etwas Außergewöhnliches bezeichnen. Allerdings mussten alle diese "besonderen" Menschen schon nach kurzer Zeit wieder den Berg verlassen.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Fluch oder Segen?

Ende 1994
nächster Abschnitt ▼

Doch wissen Sie was? Tief in mir drinnen wusste ich damals genau, dass es ein Fehler wäre auf den Berg zu ziehen. Meine innere Stimme sagte mir ganz deutlich: "Ziehe nicht auf den Berg zu N & T➀, wir vier sind einfach zu unterschiedlich". Das wollten mir wohl auch meine heftigen nächtlichen Träume in dieser Zeit zeigen, in denen ich ständig von heftigen Strudeln und Strömungen immer wieder unter Wasser gezogen wurde und dabei fast ertrank. Ich WOLLTE aber nicht auf meine Träume und Gefühle hören, ich habe sie ganz bewusst beiseite geschoben, weil ich fand, dass die äußeren Umstände so eindeutig für den Umzug auf den Berg sprachen. Dazu auch noch Sylvie's gehörte Botschaft "Geht auf den Berg". So eine einmalige Gelegenheit MUSSTE ich doch beim Schopfe packen?
"Ja ja, mit dem Ego und der Eitelkeit kriege ich sie alle", sprach schon der Lichtträger.


x

Wieso Fluch ODER Segen?
Ich glaube allerdings auch, dass der Fluch den man über uns aussprach, zu einem Ereignis aus einer längst vergangenen Zeitperiode stammte. Irgendetwas musste zu der Zeit passiert sein und wir vier waren darin in irgendeiner Weise involviert. Doch nun ergab sich für uns vier eine Möglichkeit, diese unaufgearbeitete "alte Angelegenheit" zu bereinigen, indem wir sie zu "neuem Leben" erweckten. Der Verrat und der Fluch war dafür der Auslöser für die Möglichkeit einer erneuten Aufarbeitung.

Wir reagierten aber nicht mit Kampf und Vergeltung nach dem Motto: "Das werden wir Euch heimzahlen", obwohl in mir drinnen eine seeeeeehr laute Stimme genau danach verlangte. Stattdessen fragten wir uns, was dieser Fluch eigentlich mit uns machte, also welche Gefühle und Ängste er bei uns auslöste und ob diese Ängste wirklich real waren? Und da wurde uns klar: Wir mussten das Ping Pong Spiel von gegenseitigen Anklagen und Schuldzuweisungen unterbrechen und nicht weiterspielen. Genau damit würde der "Fluch" seine Macht verlieren.

Übrigens: Diese besonnene Verhaltensweise kam nicht etwa von mir. Oh nein. Es war Sylvie's ausdrücklicher Wunsch. So war sie eben. Ich dagegen wollte sofort mit "gezogenen Revolvern" in die Vergeltungsschlacht ziehen. So eine hinterhältige Sauerei werde ich mir doch nicht bieten lassen! Wie gut, dass Sylvie mich davon abhielt.

Die Zeit mit N & T➀ hatte einen viel tieferen Grund und Sinn. Ich denke, dass wir vier einen uralten Konflikt zwischen unseren Familien durch unser Zusammenleben erneut aktiviert haben, in dem wir alte Themen wie Freundschaft, Vertrauen, bis hin zu Verrat und Feindschaft nochmals zum Leben erweckt haben, um so eine uralte Problematik unserer Familien erneut ins Licht der Gegenwart zu stellen. Wir vier haben uns als Akteure und als Bühne unserer alten Familienfehde zur Verfügung gestellt, für einen uralten Groll oder Streit, der bisher von einer Generation zur nächsten weitergereicht wurde. Das meine ich mit Segen.

Streit sät immer nur neuen Streit und Rache und Vergeltung sät immer nur neue Rache und Vergeltung. Doch um dieses Rache-Vergeltungs-Karussell zu verlassen, bedarf es nur einer einzigen Person, die das Spiel nicht mehr mitspielt und sagt: "Aus und Schluss! Mir ist egal, wer auch immer Schuld ist oder wer damit angefangen hat. Hier und jetzt endet der Streit für mich, denn ich trage ihn nicht mehr weiter. Ich steige aus."

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die kleine Maria

Ein kleines Mädchen bringt die Liebe zurück zu ihren Eltern
Sommer 1995
nächster Abschnitt ▼

Ich möchte noch ein paar Worte zur kleinen Maria➀ (der Name wurde geändert) sagen:

Rückblick:
1994 - Unrerwartetes Wiedersehen

Maria➀ war ein außergewöhnlich sensibles und zartes kleines Mädchen. Sie war immer ruhig und leise und redete ständig mit Blumen und Gräsern und mit unseren Tieren. Und dabei hatte sie immer dieses Mona Lisa Lächeln im Gesicht.

Ich kann mich noch an folgende Situation im Sommer 1995 erinnern:
Wie so oft saßen wir auch diesmal alle zusammen draußen an unserem Essplatz unter diesem mächtigen Johannisbrotbaum, als Sylvie und ich uns über irgendetwas Belangloses streiteten. Das ging dann eine Weile so weiter, bis mich plötzlich dieses 4jährige Mädchen ganz gezielt ansah und mit ihrer sanften Kinderstimme zu mir sagte:
"Aber Peter, Sylvie will doch nur Deine Liebe".
Zack... Das hatte gesessen... Sofort herrschte absolute Stille.
Was ist denn da gerade passiert, dachte jeder von uns? Und jeder dachte auch: Das eben, das war nicht die kleine Maria➀.

Da Jochen➀, der Vater der kleinen Maria➀, in Deutschland lebte, übernahm ich so gut es ging und äußerst vorsichtig die Rolle eines Art Ersatzvaters ein. Das hatte sich so ergeben, weil andere Personen dachten, dass ich Maria's➀ Vater sei, wenn sie uns zusammen sahen. Obwohl Marianne➀ ihr das mit ihrem Vater erklärte, merkte man, dass die Kleine das nicht wirklich verstand. Wir ließen es dann auch gut sein, um sie nicht noch mehr zu verwirren.

Eine ganz besondere Beziehung hatte Maria➀ zu unseren Hunden. Sie waren ihre engsten Freunde. Die Hunde ließen sich buchstäblich alles von Maria➀ gefallen und Maria➀ liebte sie alle wie ihre Geschwister. Sie spielten, tobten und schliefen zusammen auch mal mit in ihrem Bett. Es war eine ganz selbstverständliche und doch außergewöhnliche Herzensverbindung. Und somit erlebte Maria➀ schon von früh an, wie es sich anfühlt, ein sehr einfaches und freies ländliches Leben auf Ibiza zu führen. Daran würde sie sich bestimmt immer zurück erinnern.

Familienzusammenführung
Einige Zeit später nahm Jochen➀ zu Marianne➀ auf, um zu fragen, ob er seine Tochter auf Ibiza besuchen könnte. Marianne➀ war damit einverstanden.

Ich kann mich noch genau an diesem Moment im Sommer 1995 erinnern, als dieses kleine zarte und zerbrechliche Mädchen in ihrem neuen Kleidchen draußen vor unserer Finca stand und aufgeregt und schüchtern zu unserer Auffahrt blickte, wo jeden Augenblick ihr Papa um die Ecke kommen würde.

Und dann war der Moment da. Plötzlich kam ein junger Mann auf einem Fahrrad ganz langsam um die Ecke auf den Hof gefahren. Als er seine Tochter erblickte, blieb er stehen und stieg vorsichtig vom Rad.
Jetzt sahen sich Vater und Tochter an.
Marianne➀, die neben ihrer Tochter stand, beugte sich zu ihr runter und sagte leise zu ihr: "Das ist Dein Papa Maria➀."
Wir fragten uns, wie Maria➀ wohl reagieren würde? Sie war ja gerade Mal 3 Jahre, als sie ihren Papa zuletzt sah.
Würde sie ihn wiedererkennen?
Würde sie ihn überhaupt sehen wollen?
Es vergingen ein paar lange Sekunden in denen Maria➀ ihren Papa unsicher und schüchtern ansah, der währenddessen ganz langsam auf sie zuging.
Und dann fielen sich Vater und Tochter weinend in die Arme und der Bann war gebrochen. Maria➀ hatte ihn tatsächlich wiedererkannt. Auch Marianne➀ fing an zu weinen, während sich die kleine Familie fest umarmte und nicht mehr loslassen wollte.
Was für ein berührender Moment.
Dieses kleine Mädchen hatte die Liebe zurück zu ihren Eltern gebracht.

Vielleicht wird die "große" Maria➀ ja irgendwann einmal durch Zufall auf diese Zeilen geführt werden und sich dann erinnern, welch zauberhaftes Wesen tief drinnen in ihr wohnt.

Jochen➀ blieb die nächsten Wochen auf Ibiza, damit sich seine Tochter wieder an ihn gewöhnen konnte. Er hatte für sie extra ein neues Kinderfahrrad mitgebracht, damit sie gemeinsam die Umgebung auf den Rad erkunden oder zum Strand fahren konnten.

Anfänglich sah es so aus, als wenn Marianne➀ und Jochen➀ wieder zusammenfinden würden. Aber es gab immer wieder heftige Streitereien zwischen den beiden und das alles im Beisein ihrer kleinen weinenden Tochter.

Irgendwann musste Jochen➀ wieder zurück nach Deutschland. Maria➀ verstand das nicht. Sie verstand nur, dass sie ihren Papa schon wieder verlieren würde. Und ich glaube in Maria's➀ Verhalten eine Veränderung gesehen zu haben. Denn in diesem bitterlichen Kinderweinen mischten sich auch Gefühle wie Wut, Zorn und Bitterkeit auf Marianne➀ und auf ihren Papa. Sie konnte sich jetzt nicht von ihm verabschieden, stattdessen lief sie weinend in die Finca. Sie konnte diesen Abschiedsschmerz nicht ertragen.

Nach diesem Ereignis fing Maria➀ bei jeder Kleinigkeit an zu weinen. Sie konnte sich auch nicht mehr wirklich über Geschenke zum Geburtstag oder andere Dinge freuen. Wenn man ihr etwas schenkte, fing sie sofort an zu weinen und lief davon. Dieses kleine Mädchen hatte sich verändert. Und sie hatte ihr Mona Lisa Lächeln verloren.

Jochen➀ kam so oft es ging nach Ibiza, trotzdem konnte sich Maria➀ über seinen Besuch nicht wirklich freuen, denn nun hatte sie diese traurigen Augen und diesen misstrauischen Ausdruck des wieder Verlassenwerdens. Sie war noch so klein, aber diese Erlebnisse hatten bereits tiefe seelische Spuren bei ihr hinterlassen.

Ein paar Jahre später lernte Marianne➀ den Kunstmaler Michael➀ kennen. Marianne➀ bekam Zwillinge, worauf die kleine Familie mit Maria➀ aus unserer gemeinsamen Finca auszog und in ein kleines Häuschen nahe Santa Eulalia umzogen. Und Maria➀ bekam mal wieder einen "neuen" Papa.

Doch irgendwann trennten sich auch Marianne➀ und Michael➀ und Marianne➀ zog mit ihren drei Kindern in ein Apartment in Santa Eulalia.
Im Jahre 2007 entschloss sich Marianne➀ dann Ibiza endgültig zu verlassen und mit ihren Kindern wieder nach Deutschland zurückzugehen, um dort zu leben.


x

Es sollten weitere 10 Jahre vergehen, als sich 2017 für mich eine passende Gelegenheit ergab, um Marianne➀, Maria➀ und die beiden Zwillings-Jungs in ihrem Zuhause in Hamburg zu besuchen. Da waren alle Kinder schon zu richtigen Erwachsenen geworden. Als wir uns dann an unser abenteuerliches Leben mit all unseren Tieren auf Ibiza erinnerten, da war diese Zeit schon längst zu einem Teil unserer Vergangenheit geworden.

Ein paar Monate später wanderte Maria➀ nach Amerika aus, um dort mit ihrem amerikanischen Freund zusammen zu leben. Maria➀ rief mich vor ihrer Abreise an, um mich davon zu unterrichten und um sich von mir zu verabschieden. Und in diesem kurzen Telefonat flackerte für ein paar Momente wieder dieses kleine Mädchen von Ibiza auf. Was für ein wunderbarer Moment. Sei umarmt mein kleines bezauberndes Mädchen. Ich sende Dir alle Liebe dieser Welt für Deinen Neuanfang in Amerika.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Sonja

07/1995
nächster Abschnitt ▼

Im Juli 1995 fragte mich eine mir damals unbekannte Sonja, ob ich nicht die musikalische Untermalung bei der Eröffnungsfeier ihres Antiquitätengeschäftes übernehmen könnte, das sich vor den Toren von Santa Eulalia befand. Das nahm ich dankend an. Ich bat ein paar Hippiefreunde mich mit ihren Trommeln wie Congas und Bongos musikalisch zu begleiten, so wäre auch für die optische Untermalung gesorgt.


x

Was ich damals noch nicht wusste war, dass sich zwischen Sonja und mir eine tiefe innere Freundschaft entwickeln würde und dass wir in diesem Zuge auch einen neuen Denkansatz und eine neue Arbeitstechnik im Bereich Bewusstseinsarbeit entwickeln. Doch bis es dazu kam, sollten erst noch 22 Jahre vergehen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Hippie-Trommeln am Strand von Benirràs

08/1995
nächster Abschnitt ▼

Jedes Jahr am 28. August ist Welttrommeltag. Natürlich auch am Strand von Benirrás auf Ibiza, hier heißt es DIA A MUNDIAL DE LOS TAMBORES. Diese wunderschöne Bucht, ist schon aus den 1960igern als DER Hippiestrand von Ibiza bekannt. Hier trommeln auch heute noch jeden Abend die Hippies, aber ganz besonders natürlich am 28. August.

Ich hatte mich in dieser Nacht von 1995 unten am Strand mit Mikrofon, DAT-Recorder und Auto-Batterie ausgestattet, um die ganze Nacht das Trommeln der vielen Hippies auf Band aufzunehmen und als Zusammenschnitt auf einer Musikkassette herauszubringen.
Siehe auch: Hippie-Trommeln am Strand von Benirràs

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Hobby-Restauration

09/1995
nächster Abschnitt ▼

Im September 1995 bekam ich die Gelegenheit für ein paar Stunden als Aushilfe in einer Kunstgalerie zu arbeiten, hauptsächlich zum Ausliefern oder Verschicken verkaufter Kunstgegenstände. Da lernte ich so nebenbei, wie man auch antike Bilderrahmen, alten Möbel und alten Lampen restauriert.

Das Bearbeiten von Holz oder auch Restaurieren von alten Möbeln sowie Bilder- oder Spiegelrahmen mit den eigenen Händen, die Geräusche, der Geruch des Holzes, des Holzöls oder Farbe, alles das hat etwas Bodenständiges, Kreatives, Zeitloses, Beruhigendes und Meditatives. Und das fertige Resultat ist immer ein Unikat, das man selbst erschaffen hat und das es so noch nicht gibt.

Viele Jahre hatte ich große Freude an der Hobby-Restauration von alten Holzmöbeln und Bilderrahmen, für die sich immer ein schöner Platz in unserem Zuhause fand. Anbei ein paar fertige Arbeiten.
Siehe auch: Hobby-Restauration von alten Holzmöbeln

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die Medien werden auf Sylvie aufmerksam

09/1995
nächster Abschnitt ▼

1995 hatte Sylvie immer noch mit den Folgen der "Berggeschichte" und den absurden Lügen und Verleumdungsvorwürfen über ihre Botschaften zu kämpfen. Diese unfassbaren Vorwürfe, die sie in die schwerste seelische und existenzielle Krise ihres Lebens stürzte, hatten tiefe Wunden sowie Selbstvorwürfe und Selbstzweifel bei ihr hinterlassen, von denen sie sich noch lange nicht erholt hatte.

x
1995: Wir mit Freunden im Tal von Benirrás (Foto COSMOPOLITAN 09/1995)

Genau in dieser Zeit wurde, anscheinend durch Mund-zu-Mund-Propaganda und anderen Empfehlungen, das Fernsehen und die Presse auf Sylvie's Bewusstseinsarbeit aufmerksam und nahmen Kontakt zu ihr auf, um über sie berichten zu dürfen. Doch Sylvie lehnte alles ab, dafür war sie mental noch nicht stabil genug. Als dann im September 1995 das Frauenmagazin COSMOPOLITAN um ein Interview bat, willigste sie schließlich ein. Auszug aus dem Interview:

"Sylvia gab in Hamburg Job und Haus auf und nennt sich und ihr Team nun Lichtarbeiter. Sylvia glaubt fest daran, dass ihr die Licht-Therapie (Bewusstseinsarbeit) gechannelt wurde, um das Bewusstsein zu erhöhen und zu erweitern und um Liebe und Frieden zu erlangen."

In den kommenden Jahren willigte Sylvie dann noch für ein oder zwei lokale Presse-Interviews ein. Danach lehnte sie weitere Anfragen ab.

Sylvie's gechannelte Abhandlung, aus der ihre Licht- und Bewusstseinsarbeit hervorgeht, ist unter "Die Illusion erwachsen zu sein" auf dieser Webite nachzulesen.

Dazu passender Beitrag:
Die Illusion Erwachsen zu sein Bei dieser Abhandlung wird darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns mit ziemlicher Sicherheit auch als Erwachsener immer noch auf der Kind-Ebene befinden und entsprechend reagieren, wenn wir uns kritisiert und verletzt fühlen. Im besonderen Focus steht dabei unsere Urverletzung oder auch Urtrauma genannt und welchen enormen Einfluss dieses Erlebnis auf unser gesamtes Leben haben kann. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Mutter's Besuch auf Ibiza

Herbst 1998
nächster Abschnitt ▼

Wohin wir auch gehen, unser (inneres) Gepäck nehmen wir immer mit.


In der Obhut meiner Schwester Renate, ihrem Mann und ihren beiden Mädchen, besuchte uns meine Mutter völlig überraschend 1998 auf Ibiza. Wir hatten nicht die geringste Ahnung von ihrem Besuch. Erstaunlich war auch, dass sie uns überhaupt gefunden hatten, denn kaum jemand wusste wo wir wohnten, da wir erst vor kurzen in diese Finca eingezogen waren. Und so staunten wir nicht schlecht, als im Herbst 1998 ein weißer Mietwagen ganz langsam auf den Hof unserer Finca fuhr und plötzlich ein bekanntes Gesicht nach dem anderen aus dem Auto stieg.

Das darf doch nicht wahr sein dachte ich. Das sind meine Mutter und meine Schwester mit Familie. Das kann doch nur ein Traum sein.
Nein, das war kein Traum.

Jetzt wohnen wir hier völlig abgelegen auf dem Lande am Arsch der Welt, ohne Straßennamen und ohne Telefon und plötzlich steht meine Familie - oder besser gesagt meine Mutter vor mir.

Ich bemerkte sofort, dass sie gesundheitlich ziemlich angeschlagen war. Doch als erstes sah ich ihr gequältes Lächeln und dann ihren ängstlichen Blick, als sie unsicher meinen Blickkontakt suchte und feststellte, dass ich alles andere als begeistert von ihrem unangemeldeten Besuch war.
Sie wusste genau, dass ich aufgrund unserer unzähligen Auseinandersetzungen kein Interesse hatte sie zu sehen und schon gar nicht, dass sie hier einfach so unangemeldet auftaucht. Typisch ihre übergriffige und grenzüberschreitende Art. Ich hasste das.
Gerne hätte ich Renate und den Rest der Familie meine Freude und Überraschung über ihren spontanen Besuch gezeigt, aber als ich meine Mutter sah, blieb mir die Freude im Hals stecken. Jetzt war ich einfach nur sauer.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Mutter's Verabschiedung auf Ibiza

Herbst 1998
nächster Abschnitt ▼

Der Moment der Offenbarung.


Die nächsten Tage konnte ich mich zwar ein wenig beruhigen und wir hatten mit dem Rest der Familie viel Spaß, besonders mit den Kindern und unseren vielen Tieren. Trotzdem, die Anwesenheit meiner Mutter lag mir schwer im Magen. Ich wollte und ich konnte jetzt keine scheinbar intakte und sorglose Mutter-Sohn Beziehung vorgaukeln.
So konzentrierte ich mich auf Renate und Familie und zeigte ihnen die schönsten Plätze der Insel. Wir badeten im Meer oder aßen an den weißen Sandstränden ein paar Kleinigkeiten. Wir verbrachten eine schöne Zeit. Doch meine Mutter hielt ich weiter ganz bewusst auf Abstand. Ich war noch nicht soweit, mich wieder auf sie emotional einzulassen. Ich war noch lange nicht soweit.
Sie sagte nichts zu alledem und machte mein Spiel mit. Sie nahm mein Verhalten schweigend hin und vermied es mich dabei anzusehen. Und so verging ein Tag nach dem anderen ihres Ibiza-Aufenthaltes.

Was? Hat sie das jetzt wirklich gedanklich zu mir gesagt? Ich konnte zuerst gar nicht fassen was ich da wahrnahm. Doch ich konnte diesen Blick nicht ignorieren, denn es war doch "unsere Geheimsprache" aus meiner Kindheit. Natürlich verstand ich ihre Blick-Botschaft sofort, sowie auch meine Mutter an meinem Ausdruck sah, dass ich sie verstanden hatte.
Da stand also plötzlich meine wahre Mutter mit ihrem großen Herz wie aus dem Nichts heraus vor mir und bat mich mit unserer ganz eigenen "Geheimsprache", ihr zu verzeihen.
Was war das denn? Hat sie das jetzt wirklich zu mir gesagt? Das musste ich ersteinmal realisieren. Das musste ich ersteinmal verinnerlichen, was hier gerade geschah.

Aber wofür genau bat sie mich jetzt um Verzeihung?
Dafür, dass sie uns hier auf Ibiza einfach überrachend besuchten? Oder war mehr dahinter? Doch nicht etwa für ihre berühmten Gefühlsschwankungen, mit denen sie mich seit der Kindheit malträtierte und die letztendlich zum Bruch zwischen uns führten?
Nein. Das konnte doch nicht angehen.
Oder doch?
Hä? War ihr das etwa die ganzen Jahre über bewusst?

Nun hatte ich meine Mutter aufgrund ihrer nicht enden wollenden emotionalen Gefühlsausbrüche über so viele Jahre lang erfolgreich auf Abstand halten können, und jetzt genügte nur ein einziger Blick von ihr, um augenblicklich all die vielen Jahre meiner Distanziertheit einfach so zerplatzen zu lassen? Ein einziger Blick bedingungsloser Liebe, sollte alle Zwistigkeiten zwischen Mutter und Sohn auf einen Schlag zu Staub zerfallen lassen, egal wie viele Jahrzehnte auch immer beide nicht zueinander fanden? Was, so einfach soll das gehen?
Ein Teil in mir musste sehr genau, dass es so war, während sich ein anderer Teil wehement dagegen sperrte:
"Ach, plötzlich soll alles vergeben und vergessen sein? Nein, nein Mutter, so einfach geht das nun auch wieder nicht."
Doch Peter, so einfach kann es gehen, wenn sich in Dir nicht alles dagegen sperren würde.


x

Es sollten noch ganze 18 Jahre vergehen, bis ein "Schicksalsschlag" mich so brutal aus der Bahn warf, um mich endlich mit den wahren Ursachen meines inneren Zorns auseinander zu setzen. Und dabei stellte sich heraus, dass sich mein Zorn nur noch gegen eine einzige Person richtete und diese Person war ich selbst. Meiner Mutter und allen anderen hatte ich bereits verziehen, nur mir selbst noch nicht.
Konnte ich mir denn jetzt überhaupt schon selbst verzeihen? Durfte ich das überhaupt? Das war die entscheidende Frage, an der ich nicht vorbei kam.


Wie auch immer. Das eben war ein wirklich magischer Moment. Außer meiner Mutter und mir hatte kein anderer bemerkt, was eben gerade zwischen uns beiden passierte.

Etwas verwirrt und benebelt verabschiedete ich mich auch vom Rest der Familie. Dann fuhren sie mit dem Mietwagen ganz langsam vom Hof, während wir ihnen noch eine Weile hinterher winkten. Morgen früh würden sie wieder nach Deutschland zurück fliegen.
Das war das letzte Mal, dass ich meine Mutter sah.

 


Ich denke der Grund, warum meine Mutter mich auf Ibiza besuchte und trotz ihrer Gebrechlichkeit die strapaziöse Reise auf sich nahm war, dass sie wohl ahnte, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Sie wollte mich unbedingt noch einmal sehen und hoffte so mit dem "verlorenen Sohn" endlich Frieden schließen zu können, bevor sie keine Gelegenheit mehr dazu hatte. SIE wollte mit mir Frieden schließen.

Ich denke sie bat Renate ihr diesen Wunsch zu erfüllen und zusammen als Familie mich auf Ibiza zu besuchen. Dieser Wiedersehenswunsch würde auch ihr unsicheres Verhalten erklären, als sie aus dem Mietauto stieg und mich ängstlich ansah. Da ich bei ihrem Anblick aber sofort mein altes Schutzprogramm hochfuhr, konnte ich den Grund ihres unsicheren Verhaltens nicht wahrnehmen, geschweige denn die Absicht ihres Überraschungsbesuches erahnen. Ich war viel zu sehr in meinen alten Verletzungen gefangen, um so etwas zu erkennen. Außerdem, ich wollte sie jetzt nicht sehen und mich schon gar nicht mir ihr "aussprechen". Aber das alles wurde mir natürlich erst viele Jahre später bewusst.

Danke an dieser Stelle an meine Schwester Renate. So erfüllte sie doch nur zu gerne den Wunsch meiner Mutter, mich auf Ibiza zu besuchen. Denn dadurch ergab sich eine Gelegenheit nach der sie ihr Leben lang immer Ausschau hielt, nämlich auch einmal ein Stück von der Zuneigung, von der Nähe und von der Liebe der Mutter zu bekommen. All das, was ihr kleiner Bruder immer so ganz ohne jegliche Anstrengung und ohne das er jemals das Geringste dafür tun musste, im Überfluss von der Mutter geschenkt bekam.
Verständlich, dass Renate es so sah, denn alle anderen haben es ja auch gesehen:
"Doch bitte Renate erinnere Dich, denn nicht nur Du allein hast Mutters andere Seite so deutlich zu spüren bekommen."

Doch für die Mutterliebe nahm Renate all die wie aus dem Nichts auftretenden Launen, Grobheiten, Ungerechtigkeiten und die Gefühlshärte- und Kälte meiner Mutter in Kauf.

Ich dagegen ertrug diese Art von "Liebe" irgendwann nicht mehr, denn sie tat einfach nur weh. Ich hasste es, das immer wieder über all die Jahre hinweg mit ansehen und mit fühlen zu müssen. Und ich hasste es auch, dass ich dabei ständig in Wut geriet und meine Mutter meinen aufsteigenden Zorn über ihre lieblose Art in aller Deutlichkeit entgegenschrie. Doch das half alles nichts. Es führte nur dazu, dass ich am Ende wieder mal als frecher und undankbarer Sohn da stand. Und das machte mich noch wütender.

Und sofort spüre ich wieder dieses beklemmende Gefühl aus der Kindheit, wie ich mich in Mutters Gegenwart so oft verzweifelt und ohnmächtig fühlte, weil sie mich wieder einmal ungerecht behandelte oder beschuldigte. Ich liebte meine Mutter wirklich sehr, denn ich habe ihre wahre und bezaubernde Persönlichkeit so oft gesehen, mit dieser großen und echten Fähigkeit wahre Liebe zu geben. Sie liebte mich wirklich echt und wahrhaftig und sie hatte keine Scheu es mir in diesen Momenten zu zeigen. Und ich zeigte ihr, dass ich es bei ihr sah. Zudem beschützte sie mich bei Gefahr wie eine Löwenmutter. Doch sowie mein Vater auftauchte, kehrte sich ihr Verhalten plötzlich ins Gegenteil um. Und durch dieses immer und immer wiederkehrende über Jahre andauernde ungerechte Verhalten, fing ich an sie dafür zu hassen. Und so zog ich mich langsam immer weiter von ihr zurück. Ich musste es tun. Es war ein notwendiger Selbstschutz, um nicht ständig zwischen ihrer großen Liebe und ihrer großen Verletzung zu stehen und am Ende doch wieder nur von ihr enttäuscht zu werden.

Ich sah deshalb auch irgendwann nur noch einen Ausweg für mich und der hieß Abstand und Distanz. Räumliche, gefühlsmäßige und menschliche Distanz von meiner Mutter. Es musste sein. Es ging nicht anders.


x

Doch jetzt, nach so vielen Jahren, hatte Mutters plötzlicher Entschuldigungsblick alles auf den Kopf gestellt und meine Sohn-Mutter Beziehung in ein vollkommen neues Licht getaucht. Dieser kurze Moment sollte mich noch lange Zeit sehr nachdenklich machen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Ironie des Schicksals

1999
nächster Abschnitt ▼

Nachtrag zum Thema spirituelles Zentrum:

1999 erfuhren wir, dass sich um 1992 herum einige Leute auf Ibiza zusammentaten, um im Süden nahe San José und auf einem Berg gelegen, so etwas wie ein spirituelles Zentrum zu gründen.
Was, ein spirituelles Zentrum so wie wir es auch planten und das bei San José? Wir hatten zu dieser Zeit doch ganz nahe bei San José in unserer alten Finca in Benimussa gewohnt? Doch wir waren bereits in den Norden auf den Berg gezogen und hatten von diesem Vorhaben nichts mitbekommen.

Sylvie's gehörte Botschaft "Geht auf den Berg" war also schon korrekt. War der Berg im Norden der Insel womöglich einfach nur "der falsche Berg" ???

Wenn wir damals also in unserer alten Finca in Benimussa geblieben wären statt zu N & T➀ zu ziehen, hätte sich unser Leben wahrscheinlich in eine ganz andere Richtung bewegt. Aber wäre diese Richtung auch tatsächlich besser für alle Beteiligten gewesen?
Gibt es überhaupt "besser" und "schlechter"?
Die Antwort darauf werde ich wohl nie erfahren oder erst dann, wenn ich irgendwann wieder bei Sylvie bin. Aber dann ist die Antwort bestimmt schon völlig bedeutungslos geworden.

Trotzdem: Es ist schon interessant, wie wir unsere Intuitionen, unsere "Eingebungen" und unsere Gefühle selbst deuten. Ich glaube wir alle bekommen laufend "Eingebungen", allerdings ist unsere Erklärung oder Deutung oder Bedeutung dieser Eingebung eine ganz andere Sache. Sie hängt wohl maßgeblich davon ab, wie stark unser Ego und unser WOLLEN dabei involviert ist. Ich jedenfalls WOLLTE damals nur auf mein Ego hören, als Sylvie mir ihre Durchsage "Geht auf den Berg" mitteilte. Mir zeigt diese Geschichte wieder einmal, wie sehr wir selbst an unserem "Schicksal" herumschrauben, bis es sich endlich passend anfühlt.

(➀ Die Namen wurden geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Schuldig im Sinne der Anklage

Sommer 2000
nächster Abschnitt ▼

Zwischen die feindlichen Fronten geraten.


Im Sommer 2000 kamen zwei Polizisten in ihrem Auto zu unserer Finca in Benirrás gefahren und fragten mich, ob ich einen weißen Hund besitzen würde. Ja sagte ich und meinte damit meine weiße Labrador-Hündin Daisy. Daraufhin teilten mir die Polizisten mit, dass zwei Anzeigen gegen uns vorliegen würden, in denen wir beschuldigt werden, dass unser weißer Hund sechs Schafe bei einem Nachbarn gerissen haben soll.

Was war das? Daisy soll sechs Schafe bei einem Nachbarn gerissen haben? Unsere Daisy? Die kann doch keiner Fliege was antun. Ich konnte nicht glauben was ich da hörte. Sofort holte ich Daisy aus der Finca, die sogleich zu den Polizisten rannte und sie aufgeregt und freudig begrüßte.
"Bitte schauen Sie meinen Hund an", sagte ich zu den Polizisten, "das ist meine weiße Hündin. Sie ist zu allen Menschen und Tieren lammfromm. Dieser Hund ist über 10 Jahre alt und gar nicht in der Lage ein Schaf zu töten. Und dann gleich sechs Stück auf einmal? Hier muss ein Irrtum vorliegen".
Und weiter sagte ich: "Es gibt noch zwei weitere weiße Hunde in der Nachbarschaft. Wieso soll es ausgerechnet mein Hund gewesen sein? Meine Herren, meine Daisy tötet keine Schafe, Sie müssen sich in der Adresse geirrt haben".

Nachdem die Polizisten mir aufmerksam zugehört hatten und nebenbei Daisy streichelten, teilten sie mir höflich mit, dass ich als Halter des Hundes Anfang September zu einer Anhörung beim Gericht in Ibiza Stadt zu erscheinen hätte. Bei der örtlichen Polizeistation würden die Anzeigen gegen mich vorliegen und dort könnte ich auch Stellung dazu nehmen.

Hä? Was geht denn hier ab? Langsam breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus.

Am nächsten Tag fuhren wir zur Polizeiwache, um uns die Anzeige anzusehen, doch dort hatte man nichts vorliegen. Man erzählte uns nur, dass es sich um zwei Anzeigen handeln würde, diese aber bereits zum Gericht weitergeleitet wurden. In 3 Monaten würde eine Anhörung stattfinden, bei der wir erscheinen sollten. Wir fragten nach: Ist das eine Anhörung oder bereits eine offizielle Gerichtsverhandlung? Nein nur eine Anhörung bestätigte man uns. Ok sagten wir uns, dann hören wir uns zuerst einmal an was man uns vorwirft, dann könnten wir ja immer noch einen Rechtsanwalt einschalten. ("Hmmm. Vielleicht hättest Du darüber noch Mal nachdenken sollen.")

Und dann kam der Tag der Anhörung vor dem Gericht, bei dem Sylvie, ich und mit einer Freundin als Dolmetscherin erschienen:
Schnell merkten wir, dass dies eine offizielle Gerichtsverhandlung war und ich auf der Anklagebank saß. Von einer Anhörung war hier überhaupt nicht die Rede. Oh nein! Wir hätten jetzt unbedingt einen Rechtsanwalt gebraucht. Wie konnten wir nur so naiv gewesen sein?

Stück für Stück erfuhren wir jetzt zum ersten Mal alle Einzelheiten der Anklage gegen uns:
Wir wurden beschuldigt, dass alle unsere Hunde insgesamt 6 Schafe vom Nachbarn getötet haben sollten. Aha, jetzt war es also nicht nur mehr Daisy allein sondern gleich alle unsere Hunde?

Dann wurde der Kläger, also der besagte Nachbar, aufgerufen seine Aussage zu machen: Er sagte, dass vor 10 Monaten (was, vor 10 Monaten???) unsere 4 Hunde auf seinem Grundstück insgesamt 6 seiner Schafe getötet haben sollen. Aufgrund dessen forderte er von uns eine Entschädigung von umgerechnet 400 EUR pro Schaf, also insgesamt 2.400 EUR.

Ich fragte den Nachbarn: "In unserem Tal haben viele Nachbarn eigene Hunde. Woher wissen Sie denn, dass es meine Hunde gewesen sein sollten?"
Doch sofort wurde ich vom Richter unterbrochen und zur Ruhe ermahnt. Ich hätte später noch Gelegenheit mich zur Anklage zu äußern.

Jetzt meldete sich noch ein anderer Mann der Nachbarsfamilie zu Wort, der ebenfalls gesehen haben wollte, wie unsere Hunde die Schafe töteten.
Ich hatte diesen Mann in den letzten 6 Jahren vielleicht 2 oder 3 Mal auf dem Nachbargrundstück gesehen. Und der will wissen wie unsere 4 Hunde aussehen? Ich glaubte ihm kein Wort.
Ansonsten lebte in der Nachbarsfinca nur eine alte Frau mit einem Hund und ein paar Schafen. Die Finca war uralt und aus Natursteinen gebaut. Sie sah wie das Grundstück auf dem es stand sehr heruntergekommen und ungepflegt aus. Man hatte den Eindruck, als wenn die Frau dort schon ihr Leben lang mit ihren Tieren unter einfachen Verhältnissen wohnte.

Und so schritt die Verhandlung immer weiter voran, bis ich am Ende endlich auch meine Aussage machen konnte. Ich sagte, dass unsere Hunde gar nicht als Täter in Frage kämen, weil wir sie tagsüber unter ständiger Beobachtung haben und nachts alle in unserer Finca schlafen. Auch wenn wir Einkaufen oder zu Freunden fahren befinden sich alle Hunde in unserer Finca.

Und dann wiederholte ich meine Frage an den Nachbarn: "In unserem Tal haben die meisten Nachbarn eigene Hunde. Warum behaupten Sie, dass es meine Hunde gewesen sein sollten? Wie sehen denn meine Hunde aus? Beschreiben Sie meine Hunde doch bitte einmal? Welche Rasse? Welche Farbe?"
Er antwortete nur: Ich kenne Deine Hunde.
Ja und, dachte ich? Das ist doch kein Beweis?

Langsam machte sich richtig Ärger in mir breit und ich sagte: "Herr Richter. Wo bitteschön ist denn der Beweis, dass es meine Hunde waren? Das kann doch jeder behaupten."
Hoppla. Das war wohl nicht so klever von mir, denn der Richter sprach sofort ein paar strenge Worte in meine Richtung. Da ich ihn nicht verstand fragte ich meine Dolmetscherin: "Was hat er gesagt?" Doch sie antwortete mir nicht, aber ihre Mimik sprach Bände und das hieß: Peter halt jetzt Deinen Mund sonst bekommst Du richtig Ärger.
Zähneknirschend beugte ich mich ihrem eindeutigen Rat.
Ich fühlte mich überrumpelt, reingelegt und ich war wütend auf die Art der Verhandlung und auf mich selbst, dass ich mir keinen Rechtsbeistand mitgenommen hatte. Du Blödmann! Warum hast Du Dir keinen Rechtsanwalt dazugeholt? Und in mir drinnen verwandelte sich mein Ärger gerade in einen brüllenden Tornado.

Und dann nach ein paar sehr langen Sekunden des Stillschweigens nannte der Richter sein Urteil: Schuldig gemäß der Zeugenaussagen. Wir wurden zu 2.400 EUR Geldstrafe verdonnert plus Gerichtskosten.
Zack. Aus. Das war's.

Das sollte die Gerichtsverhandlung gewesen sein? Was war das denn? Trotz Aussage gegen Aussage erfolgte ein Schuldspruch gegen uns. Obwohl ich nur Laie in Rechtsangelegenheiten bin, empfand ich das Urteil als nicht korrekt. Sylvie und ich waren fassungslos über das eben passierte.

Wieder zuhause angekommen fühlten wir uns der Situation ohnmächtig ausgeliefert. Wir brauchten jetzt Hilfe und Unterstützung. So telefonierten wir mit unseren Vermietern Maria und Josef und baten sie um ein Gespräch, woraufhin die beiden zu uns kamen.

Als wir den beiden von unserer Verurteilung berichteten, erzählten sie uns, dass ihre Familie schon seit vielen Jahren eine uralte Fehde mit den besagten Nachbarn haben, die bis in den spanischen Bürgerkrieg zurückgeht. Damals stritten die Familien um die genaue Grenzlinie beider Grundstücke. Beide Familien beschuldigten sich gegenseitig die Grenzsteine bei Nacht und Nebel zu ihren Gunsten verschoben zu haben. Dabei ist es dann zu einer Schießerei gekommen, bei dem ein Sohn der Nachbarsfamilie angeschossen wurde. Auf Grund des Bürgerkrieges konnte der genaue Sachverhalt aber nie aufgeklärt werden. Trotzdem wurden gegenseitige Schuldzuweisungen ausgesprochen, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurde. Dieser Streit wurde nie geklärt oder aufgearbeitet.
Maria und Josef erzählten uns weiter, dass ihre Eltern, die zeitlebens hier wohnten, in den letzten Jahrzehnten mehrmals vom Nachbarn für lächerliche Dinge angezeigt wurden. Unsere Hunde wurden wahrscheinlich nur als Mittel für eine weitere Anklage des Nachbarn benutzt, um unsere Familie zu schaden. Wir, also Sylvie und ich, wären jetzt zwischen die Fronten dieses Streits geraten.

Sie berichteten uns weiter, dass einige dieser damaligen Anklageverfahren vom früheren Richter dieser Region geführt wurde. Er lebte noch und würde sich bestimmt an diese Familienstreits erinnern. Maria und Josef wollten ihn kontaktieren und um seine Hilfe bitten.
Wow. Das wäre ja fantastisch, sagten wir uns.

Einige Tage später teilten uns die Vermieter mit, dass der damalige Richter uns helfen würde, wir sollten ihn aufsuchen und den Sachverhalt vortragen. Klasse. Das wäre vielleicht die Hilfe, nach der wir suchten.

Bei unserem Gespräch mit dem damaligen Richter, stellte sich sofort heraus, dass er die alte Familienfehde sehr genau kannte. Er sagte uns zu, sich der Sache anzunehmen und dass er sich wieder bei uns melden würde. Oh, wie wunderbar.

Wiederrum ein paar Wochen später rief er uns zu sich und sagte, dass er nochmals mit dem zuständigen Richter und unseren Nachbarn gesprochen hätte und diese im beiderseitigem Einvernehmen sich auf eine Entschädigungssumme von 1.500 EUR geeinigt hätten und ob wir damit einverstanden wären. Das war zwar immer noch eine Menge Geld für uns, zumal wir sicher waren, dass unsere Hunde nicht die Schafe töteten, doch wir waren auch erleichtert, dass damit diese blöde Anklage aus der Welt war.
Der damalige Richter wollte nichts für seine Hilfe haben. Er sagte nur, dass die Nachbarn jetzt den Bogen überspannt hätten, indem sie uns in ihren Streit mit reingezogen hätten.

Und da es bei jedem negativen Erlebnis auch immer etwas Positives zu entdecken gibt, so war hier das Positive, dass sich ab diesem Tage an ein freundschaftliches Verhältnis zwischen uns und Maria und Josef aufbaute. Wir hatten das Gefühl, dass sich die beiden für die Anklage der Nachbarn ein wenig mitschuldig fühlten und uns deshalb zur Seite standen. Wie dem auch sei, unsere Freundschaft zu Maria und Josef blieb für immer bestehen.


x

Viele Jahre später fragte ich mich, ob dieses Gerichtsverfahren, das ich als unfair empfand und bei dem ich mich ohnmächtig und unterdrückt fühlte, vielleicht einen viel tieferen und übergeordneten Sinn haben könnte. Gab es hier womöglich einen Zusammenhang mit meiner Lebensaufgabe und den Themen: Schuld, Anklage, Verurteilung?

Schon mal Vorblättern zu:
Die Aufarbeitung

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Das Internet: Mein neuer Arbeitsplatz

2000
nächster Abschnitt ▼

Anfang 2000 entdeckte ich das Internet für mich und ich brachte mir die Programmiersprache ➚ HTML und ➚ CSS anhand von Fachzeitschriften selbst bei, um so meine eigene Homepage erstellen zu können. Ebenfalls studierte und probierte ich aus, was ich tun muss, damit meine Homepage auch bei Google hoch rankt, denn ich wollte ja mit meiner Seite auch von anderen gefunden werden. Und irgendwann nach Monaten und Hunderten von Fehlversuchen fand ich die wichtigsten Ranking-Tricks raus. Jetzt wusste ich auch, wie ich meine Homepage für die Suchmaschinen optimierte.

Anfangs nutzte ich mein neu erworbenes Wissen nur für meine eigene Musikpräsentation, doch schnell merkte ich, dass eigentlich jede Firma auf Ibiza einen eigenen Internetauftritt braucht, der zudem auch noch bei Google hoch ranken muss. Und so bot ich diese Arbeit in der Ibiza-Zeitung an. Und schnell kamen Anfragen zum Bau einer Homepage auf mich zu, sodass sich meine Arbeit und Mühe langsam zu einem kleinen Business als Webdesigner entwickelte. Da hatte ich Anfang 2000 die richtige Idee zur richtigen Zeit. Da ahnte ich noch nichts davon, dass mir dieses selbst beigebrachte Wissen die Tür zu meinem künftigen digitalen Arbeitsbereich öffnete.


x

So begeistert und fasziniert ist Anfang 2000 von den unbegrenzten Möglichkeiten der Computer- und Internettechnologie war, so kritisch und erschrocken bin ich heute 2022 über die Macht der Digitalisierung und welchen enormen Einfluss eine Handvoll Tech-Giganten wie Microsoft, Apple, Google, Meta und Amazon auf die gesamte Menschheit haben.

Wenn man heute über Themen wie Überwachung, Unterdrückung und Versklavung spricht, denkt man unwillkürlich an längst vergangene Jahrhunderte mit Peitsche und Ketten, aber doch nicht an heute, mit all unseren Freiheiten in unserer doch so zivilisierten Welt. Doch meiner Meinung nach passiert heute genau das und in einem weltumspannenden Ausmaß. Heute nutzen einzelne Staaten das Internet, um ihr Volk rund um die Uhr zu überwachen und unter Druck zu setzen. Wer da anders denkt und aus der Reihe tanzt, wurde nie wieder gesehen. Das nennt man gewaltsame Unterdrückung und Freiheitsberaubung Andersdenkender. Dieses Überwachungssystem wird auch gern als "All Inclusive Wunschlos-glücklich-Paket" an andere Staaten mit ähnlichen Zielen verkauft.

Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
Aber das passiert doch nicht in Deutschland, wir haben doch den Datenschutz.

Wo liegen denn Deine Daten Uschi? In Deutschland?

 

Siehe auch Kurzgeschichte:
Die neuen Ketten der Versklavung Früher hatten wir Ketten und die Peitsche. Heute legt sich die Menschheit selbst ganz freiwillig Ketten an und dazu noch mit voller Begeisterung. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Das Geburtstagsgeschenk meiner verstorbenen Eltern

04/2001
nächster Abschnitt ▼

An meinem Geburtstag am 4. April 2001 sagte Sylvie plötzlich zu mir, dass sie meine verstorbenen Eltern "an der Strippe" hätte (Stickwort Medium) und dass sie ein Geschenk für mich zum Geburtstag hätten. Ja super, meine Eltern dachte ich grimmig. Na die haben mir ja gerade noch gefehlt.

Zu der Zeit hatte ich meine Wut und meinen Groll ihnen gegenüber noch lange nicht aufgearbeitet, deshalb löste ihr "Besuch" sofort ein alt bekanntes Gefühl von Unwohlsein und Abgrenzungsverhalten bei mir aus. Ich wollte nicht mit ihnen reden und schon gar kein Geschenk von ihnen bekommen. Sie sollten mich einfach in Ruhe lassen. Da Sylvie's Stimme aber sehr sanft und liebevoll klang, sagte ich dann nach längerem Überlegen zu Sylvie: "Ok, dann laß mal hören, was sie denn unbedingt so Wichtiges zu sagen haben". Und sodann begann Sylvie an zu sprechen:

"Peter, Deine Eltern haben an Deinem heutigen Geburtstag ein Geschenk für Dich und das sieht so aus: Sie haben ein Tor für Dich geöffnet. Du kannst gedanklich durch dieses Tor hindurchgehen, wann immer Du möchtest, es wird ein Leben lang für Dich offen stehen".
Ein "Tor" geöffnet? Was soll denn das nun schon wieder bedeuten? Eigentlich hatte ich schon keinen Bock mehr, aber ich kann ja mal gedanklich durch dieses "Tor" hindurch gehen, sagte ich mir. Was kann da schon großartiges passieren? Und so tat ich es.

Und während ich gedanklich durch dieses "Tor" ging, spürte ich ganz deutlich, dass damit symbolisch eine Tür für ein ganz neues Betätigungsfeld gemeint war und das hieß: Internet. Ich wusste in diesem Moment, dass damit meine neue Arbeit mit dem Internet gemeint war. Ja, das Internet ist meine neue Arbeit und meine neue Einnahmequelle. Das ist ja interessant.

Und zum Schluss sagte Sylvie dann noch folgende Botschaft meiner Eltern:
"Und wisse Peter: Deine Mutter hat schon einmal ein Tor für Dich geöffnet. Und es hat gewirkt."
Da wusste ich sofort: Damit war der Tag 1982 bei Reni und Jürgen gemeint, als ich in Jürgens Musikzimmer auf den Synthesizer drückte und sich für mich plötzlich eine Tür in eine völlig neue Welt öffnete und diese Tür war der Weg zu meinem Herzen. Wow. Das hatte also damals meine Mutter bewirkt?

Jetzt hatte ich eine Erklärung, warum es mich damals bei Jürgen so voll erwischt hatte. Und das hatte meine Mutter für mich gemacht? Ich konnte es nicht glauben. Oder wollte ich es nicht glauben?

Und so sicher ich mir auch war, dass das was ich da gerade über Sylvie gehört hatte absolut richtig war, so schwer tat ich mich, dieses "Geschenk" meiner Eltern anzunehmen. Denn in mir drinnen rebellierte lautstark eine altbekannte Stimme:
"Ach, Geschenk hin Geschenk her. Ich fühle nur mal wieder diese Wut und Verweigerungshaltung gegen Euch, also laßt mich einfach in Ruhe!"
Ich hatte genug gehört und brach das "Gespräch" mit meinen Eltern ab.

Rückblick:
Mein Verweigerungsautomatismus

Frieden schafft man nicht indem man nichts tut, sondern indem man seinen eigenen inneren Krieg beendet. Frieden bedeutet also zuallererst Arbeit an einem selbst.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Sylvie als "Modedesignerin"

2003
nächster Abschnitt ▼

2003 kam Sylvie auf die Idee, sich aus den farbenfrohen Strandtüchern, die es im Sommer überall auf der Insel zu kaufen gab, einen einfachen Poncho zu nähen, den sie sich bei der Hitze einfach nur überstreifen brauchte. Da sie sich mit der Nähmaschine gut auskannte, war das keine große Sache für sie. Diese einfache und doch praktische Idee fanden auch Freundinnen gut, sodass ich Sylvie ermutigte ihren Poncho doch einfach mal Online zum Verkauf anzubieten. Um die technische Umsetzung würde ich mich kümmern, damit kannte ich mich mittlerweile gut aus. Und so entwickelte sich aus einer einfachen Idee mit viel Fleiß und Disziplin mit der Zeit ein kleines Online-Business.

Tunikas in grossen Grössen x
Sylvie's ➚ SHOP-BIG-FEELING
Kaftane in grossen Grössen x
Sylvie's ➚ SHOP-BIG-FEELING

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

UNITED-SPIRIT-CENTER geht Online

2008
nächster Abschnitt ▼

2008 veröffentlicht Sylvie ihre seit über 20 Jahren niedergeschriebenen spirituellen Erfahrungen und Botschaften auf einer eigenen Website. Es lag ihr am Herzen das kosmische Wissen, was sie über viele Jahre von ihren geistigen Lehrern vermittelt bekommen hatte, jetzt in Form von Übungen, Schulungen, Botschaften sowie einer speziellen Bewusstseinsarbeit an interessierte Menschen weiterzugeben.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Und jetzt geht auch noch Daisy

Unsere 4 großen Hunde sterben innerhalb nur weniger Wochen
05/2008
nächster Abschnitt ▼

Im Mai 2008 müssen wir schweren Herzens unsere Hündin Daisy einschläfern lassen. Es geht nicht mehr, ihre Altersgebrechen sind zu schmerzhaft. Verdammt, es bricht uns das Herz. Sie ist vor 17 Jahren als unser erster Hund zu uns gekommen und geht jetzt als letzter Hund wieder, nachdem ich bereits vor wenigen Wochen unsere anderen 3 großen Hunde Wallaby, Hutch und Django habe einschläfern lassen müssen. Sie sind alle einer nach dem anderen in meinen Armen eingeschlafen. Und jetzt geht auch noch Daisy. Sie alle haben ihr ganzes Leben zusammen mit uns hier auf Ibiza verbracht. Was haben wir nicht alles in den letzten 17 Jahren zusammen erlebt. Jetzt bleiben uns "nur" noch unsere kleinen Hunde Buffi und Willi.

Ich habe Daisy nahe unserer Finca auf einer bunten Blumenwiese im Schatten eines uralten Mandelbaums begraben. Dort, wo auch schon ihre drei fast gleichaltrigen Freunde liegen. Sie alle haben von dort aus einen freien Blick auf unsere alte Finca sowie auch über das ganze Tal von Benirrás. Es ist ein freier Blick auf ihr Zuhause.

Der Tod unserer vier großen Hunde im Zeitraum von nur ein paar Wochen, war ein heftiger Schlag für uns, nachdem wir so viele Jahre zusammen auf Ibiza gelebt hatten, denn sie waren doch zu einem festen Teil unserer Familie geworden. Gut, sie waren alle um die 17 Jahre alt geworden, das ist ein gutes Alter, doch warum sind sie alle so dicht hintereinander gestorben? War das womöglich schon ein Hinweis darauf, dass "etwas Altes" geht und "etwas Neues" auf uns zukommt?
Diese Vorahnung sollte sich schon bald als richtig erweisen.

Rückblick:
Django: Der Hund mit dem Tuch um den Hals
Hutch: Der uralte weise Lehrer
4 große Hunde. 4 große Charaktere. 4 große Freunde.

Siehe auch Kurzgeschichte zu Daisy:
Ich hatte mal ein Hundeleben auf Ibiza Golden Retriever Hündin Daisy erzählt aus ihrem besonderen Leben auf Ibiza. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Renate ist gegangen

03/2009
nächster Abschnitt ▼

Im März 2009 erreichte uns auf Ibiza die Nachricht, dass meine Schwester Renate an den Folgen ihrer Krebserkrankung gestorben sei. Ich nahm den nächsten Flieger nach Deutschland, um bei ihrer Beerdigung dabei zu sein. Ihre Asche wurde im Beisein der Familie und Freunden auf der Ostsee dem Meer übergeben.
Meine Schwester Renate starb mit 63 Jahren an Krebs. Sie hinterließ ihren Mann und ihre beiden bezaubernden Töchter.

Damals ahnte ich noch nichts davon, dass Renate's Tod nur der Anfang von weiteren Trauerfällen in der Familie war, die schon sehr bald enorme Auswirkungen auf mein weiteres Leben haben sollten.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die Familie zuhause ruft

2010
nächster Abschnitt ▼

Blut ist eben doch dicker als Wasser.


Im Laufe des Jahres 2010 bemerkten wir bei unseren regelmäßigen Telefonaten mit Sylvie's Eltern, dass sich die Demenz ihres Vaters weiter verschlimmerte und Sylvie's Mutter an Krebs erkrankte. Es war abzusehen, dass sie bald ins Krankenhaus überstellt werden müsste. Doch das würde zu einem echten Problem werden, denn der demenzkranke Vater könnte auf keinen Fall allein in der Wohnung bleiben.

So entschlossen wir uns im Frühjahr 2010 eine Woche nach Hamburg zu fliegen und uns einen eigenen Eindruck von den Eltern zu machen und uns auch mit den anderen Familienmitgliedern zu besprechen, welche notwendigen Schritte jetzt eingeleitet werden mussten. Auf unsere Hunde und Katzen zu Hause kümmerte sich derweilen eine gute Freundin. Nur unsere kleinsten Hunde Buffy und Willy nahmen wir mit auf die Reise.

Als wir vor Ort eintrafen erkannten wir die erschreckende Realität: Sylvie's Eltern waren sehr krank und sie waren bereits stark auf die Hilfe der Familie angewiesen. Eigentlich konnten sie sich kaum noch allein in ihrer Wohnung richtig versorgen. Das bedeutete, dass wir schon bald eine ganz neue Wohnmsituation für die Eltern finden mussten und diese hieß: Betreutes Wohnen in einer Seniorenresidenz mit ärztlicher Versorgung. Das bedeutete dann auch die Wohnung der Eltern aufzulösen, in der sie fast 60 Jahren wohnten und in der auch Sylvie und ihre Schwester aufwuchsen.

Die Krankheitssituation der Eltern stellte eine völlige Veränderung für die ganze Familie dar, denn die Eltern brauchten jetzt die Unterstützung von uns allen. Allein die künftige Suche nach einer geeigneten neuen Wohnsituation würde Wochen in Anspruch nehmen, ganz zu schweigen von den diversen Arztterminen. Verständlicherweise wollte Sylvie jetzt so viel Zeit wie möglich mit ihren Eltern verbringen.

Als wenn das nicht schon genug wäre, wurde auch bei Sylvie's Schwester Krebs festgestellt, der allerdings operativ zu entfernen sei.

Aufgrund dieser neuen Situationen fragten wir uns ernsthaft: Können wir in ein paar Tagen einfach unser Leben auf Ibiza so weiterführen wie bisher, während in Deutschland der Rest der Familie auf unbestimmte Zeit die ganze Arbeit und Betreuung der kranken Eltern übernimmt? Sollten wir nicht ebenfalls vor Ort sein und mithelfen?
Auf diese Frage hatten wir eine Antwort zu finden und zwar schnellstens. Mit dieser bohrenden Frage im Kopf flogen wir wieder zurück nach Ibiza.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die Entscheidung zur Rückkehr nach Deutschland

2010
nächster Abschnitt ▼

Nach vielen hin und her Überlegungen und mit schweren Herzen entschlossen wir uns schließlich für eine baldige und dauerhafte Rückkehr nach Deutschland. Wir konnten uns unserer Verantwortung gegenüber der Familie nicht entziehen, denn in Deutschland wurde jetzt jede Hilfe gebraucht. Das bedeutete aber auch alles auf Ibiza aufzugeben, was wir uns in den vergangenen 19 Jahren aufgebaut hatten und in Deutschland wiederrum ganz neu zu beginnen.

Und so setzten wir uns einen Termin bis Ende 2010, bis dahin wollten wir alles Notwendige für die Auflösung unseres Lebens auf Ibiza und für unsere Rückkehr nach Deutschland veranlasst haben.

Alles Notwendige hieß aber auch, dass wir ein geeignetes Auto für den Umzug nach Deutschland brauchten, aber so ein Auto fanden wir nicht auf Ibiza, dazu mussten wir nochmals nach Deutschland, denn da gab es eine viel bessere Auswahl an Fahrzeugen. Wir fanden, dass der September 2010 dafür ein guter Zeitpunkt wäre.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Feuer in Benirrás

08/2010
nächster Abschnitt ▼

Während wir also alles Nötige für unsere Zurückwanderung nach Deutschland planten, bekamen wir im August 2010 einen riesen Schrecken, denn unten am Strand von Benirrás brach ein Waldbrand aus und das Feuer kam in den nächsten 12 Tagen jeden Tag etwas näher an unsere Finca heran, denn wir waren ja nur 2 Km vom Strand entfernt.

Jeden Tag mussten wir mit mulmigem Gefühl zusehen, wie das Feuer sich immer ein bisschen näher zu uns durchfraß. Seit Tagen flogen ununterbrochen Löschhubschrauber und Löschflugzeuge mit einem ohrenbetäubenden Lärm direkt über unsere Finca hinweg zu den Brandherden. Wir beteten buchstäblich zum Himmel, dass wir in unseren letzten Wochen auf Ibiza nicht noch mit einer Feuerbrunst Erfahrung machen sollten.

Unsere Gebete wurden erhört und unsere Finca wurde vom Feuer verschont. Einige Nachbarn hatten nicht so viel Glück, sie mussten machtlos mit ansehen, wie das Feuer ihnen alles nahm. Kaum vorstellbar, welche schrecklichen Ängste diese Leute durchgemacht haben mussten.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Der Autokauf

9/2010
nächster Abschnitt ▼

Nachdem wir uns von dem Schrecken des Feuers erholt hatten, war dann die Zeit gekommen, um schon mal nach Deutschland zu fliegen und uns ein geeignetes Auto für den bevorstehenden Umzug zurück nach Deutschland zu kaufen. Die Wahl fiel auf einen gebrauchten Ford Focus Combi, mit dem wir uns nach Ablauf der Woche auf den Weg zurück nach Ibiza machten. Das waren mal eben 1.800 Kilometer Autobahn von Hamburg bis zum Hafen von Barcelona und nochmals 9 Stunden mit der Autofähre nach Ibiza. Ja, und die gleiche Strecke zurück wartete bereits auf uns in nicht allzu langer Ferne. An den Gedanken, dass das dann auch das Ende für unser Leben auf Ibiza bedeutete, daran mochten wir gar nicht denken. Im Moment konnten wir uns das jedenfalls nicht so wirklich vorstellen.

Doch diese Gedanken sollten bereits in ein paar Stunden völlig in Vergessenheit geraten, weil etwas so Unfassbares passierte.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Der Straßenraub

9/2010
nächster Abschnitt ▼

Nach zwei langen Reisetagen kamen wir im September 2010 mit der Autofähre im Hafen von Ibiza Stadt an. Jetzt wollten wir nur noch nach Hause, duschen, essen und dann ausschlafen. Die Fähre war proppenvoll mit Fahrzeugen aller Art und es dauerte eine Weile, bis ein Auto nach dem anderen langsam aus dem Bauch des Schiffes herausfuhr und die Autoschlange sich per Stopp und Go in den Straßenverkehr von Ibiza-Stadt einfädelte.

In der Autoschlange befanden sich auch einige Mopeds und Kleinkrafträder. Ein Moped, auf dem zwei Jungs saßen, fuhr schon seit einiger Zeit ganz dicht neben unserem Auto her. Ich wunderte mich, warum die Jungs uns nicht überholten, denn vor uns war genug Platz vorhanden. Stattdessen klebte das Moped förmlich an unserem hinteren rechten Autoreifen.

Ich war froh als wir endlich die Straße erreichten, uns in den Stadtverkehr einfädelten und nach einer Weile die Innenstadt ganz verlassen konnten, um auf der Landstraße weiter zu fahren. Plötzlich erblickte ich im Rückspiegel schon wieder das Moped mit den beiden Jungs, die jetzt direkt neben meiner Fahrerseite fuhren und auf unseren hinteren Autoreifen zeigten, als wenn damit etwas nicht stimmen würde. Oh nein, wir haben doch nicht etwa einen Platten?

Sofort hielt ich an um mir das anzusehen. Und tatsächlich hatte der hintere rechte Reifen eine Menge Luft verloren. So konnte ich jedenfalls nicht weiterfahren. Ich hatte zwar einen Reservereifen dabei, aber um an ihn und den Wagenheber heranzukommen, musste ich zuerst den halben Kofferraum leeräumen und der war vollgestopft mit unseren Sachen, ganz zu schweigen von unseren zwei kleinen Hunden, die oben drauf ihren Platz hatten. "Das darf doch jetzt alles nicht wahr sein", fluchte ich ärgerlich heraus.

Ok, Sylvie nahm die Hunde an die Leine und ich machte mich daran den Inhalt des Kofferraums Stück für Stück herauszuholen und an den Straßenrand zu stellen, bis endlich der Ersatzreifen erschien. Und das alles nur einen Meter von der Straße entfernt, auf der unentwegt ein Auto nach dem anderen an uns vorbeirasten. Eine denkbar schlechte Parkposition, um einen Reifen zu wechseln, entsprechend hektisch und eilig hatte ich es hier wieder wegzukommen.

Und plötzlich erschien schon wieder dieses Moped, doch jetzt saß nur noch ein Junge drauf. Er hielt bei uns an und zeigte auf ein naheliegendes Gebäude abseits der Straße. Wir sahen zu diesen Haus, verstanden aber nicht so recht was er uns damit sagen wollte, worauf er wieder auf dieses Gebäude zeigte. Wir nahmen an, dass er uns damit sagen wollte, dass wir dort Hilfe bekommen würden. Da ich aber schon dabei war den Reifen zu wechseln, bedankten wir uns für sein Hilfsangebot und signalisierten ihm, dass wir keine weitere Hilfe benötigten. Aber anscheinend hatte er uns nicht verstanden, denn er zeigte weiterhin auf dieses Haus. "Ja, wir haben das Haus gesehen, wir brauchen aber keine Hilfe. Junge, jetzt fängst Du aber langsam an zu nerven".

Endlich ließ er uns in Ruhe und fuhr davon, um wiederrum nach ein paar Metern anzuhalten, um seinen Kumpel aufzugabeln, der dort plötzlich am Straßenrand erschien. Komisch dachte ich, den zweiten Jungen hatte ich bisher gar nicht bemerkt. Wo kommt der denn auf einmal her?
Merkwürdig waren auch ihre Blicke, mit denen sie uns für einen Augenblick lang ansahen, um dann mit Vollgas davon zu fahren.
In diesem Moment fiel mein Blick auf die Tasche des am Straßenrand wartenden Jungen. Und dann traf es mich wie ein Blitzschlag:
VERDAMMT, DAS IST JA SYLVIE'S HANDTASCHE UND DA SIND UNSERE PORTEMONNAIES UND ALL UNSERE PAPIERE DRIN !!!

Ich traute meinen Augen nicht: Die beiden Jungs hatten uns reingelegt und gerade unsere sämtlichen Papiere plus Bargeld plus EC-Karte (Eurocheque-Karte) plus Hausschlüssel geklaut. Wieso haben wir das nicht mitbekommen? Wie konnten wir nur so blind sein? Wir jagten sofort mit heißen Reifen nach Hause und haben zuallererst unsere Karte sperren lassen.

Am nächsten Tag fuhren wir zur Polizei und machten eine Diebstahlsanzeige. Dort erzählten uns die Polizisten, dass wir auf eine Betrugs-Masche reingefallen sind und die läuft folgendermaßen ab:

Zwei Jugendliche mischen sich mit ihrem Moped unter den Autos, die gerade im Schritttempo von der ankommenden Autofähre runterfahren. Dabei fahren sie mit ihrem Moped ganz dicht an den rechten hinteren Reifen eines Autos, warten bis das anhält und dann sticht der hinten sitzende Junge in einem passenden Moment unbemerkt einen dünnen Nagel in diesen Reifen. Jetzt wird der Reifen ganz langsam immer mehr an Luft verlieren. Nun folgt das Moped dem Wagen und macht den Fahrer irgendwann auf den luftverlierenden Reifen aufmerksam, um das Auto zum Anhalten zu bewegen und das am besten auf einer stark befahrenden Straße. Während der Fahrer mit dem Wechsel des Autoreifens beschäftigt ist, fährt ein Junge das Moped zum besagten Auto, fragt zum Schein ob er helfen kann und verstrickt die Anwesenden in ein Gespräch. Das dient aber nur zur Ablenkung, denn währenddessen schleicht sich der andere Junge von der anderen Seite ans Auto und klaut blitzschnell Wertgegenstände aus dem Inneren. In unserem Fall Sylvie's Handtasche mit all unseren Papieren. Das alles dauert nur wenige Momente und die Betroffen sind zusätzlich durch den lärmenden Straßenverkehr stark abgelenkt ohne dabei den Diebstahl zu bemerken. Schnell verabschiedet sich der vermeintliche Helfer und gabelt seinen Kumpel in sicherer Entfernung mit der Diebesbeute auf, um sich dann aus dem Staub zu machen.

Na super. Und wir sind auf diese Masche reingefallen. Wir konnten immer noch nicht glauben, dass wir diesen simplen Trick nicht durchschaut hatten. Doch jetzt stand noch etwas ganz anderes an, denn wir brauchten neue Papiere, aber dafür mussten wir nach Deutschland, denn eine schriftliche Beantragung würde viel zu lange dauern. Oh nein, wir sind doch gestern erst aus Deutschland zurückgekommen? Jetzt mussten wir schon wieder zurück fliegen, um uns die geklauten Papiere neu zu besorgen? Das kann doch alles nicht wahr sein.


x

Da es für mich keine Zufälle gibt sondern alles immer auch einem "übergeordneten Sinn oder Plan" folgt, fragte ich mich natürlich was dieser Zwischenfall mit mir persönlich zu tun hatte. Es musste in irgendeiner Weise einen Zusammenhang zu meiner aktuellen Situation geben, das stand außer Frage. Dieser Raub, dieser Diebstahl war auch ein Hinweis oder Fingerzeig oder Hilfestellung zu meiner momentanen Lebenssituation. Doch was bedeutete es wirklich für mich?

  • War der Raub meiner Papiere vielleicht ein Hinweis auf den Raub meiner Identität? Wessn beraubte ich mich gerade selbst?
  • Welche Gefühle, Ängste und Befürchtungen setzt der Raub in mir frei?
  • Kenne ich diese Gefühle und Ängste?
  • Sind diese Gefühle und Ängste jetzt in diesem Moment wirklich berechtigt oder sind sie nur schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit, die ich jetzt der heutigen Situation überstülpe?

Das waren wichtige Fragen und deren Antworten ich unbedingt nachgehen sollte. Und ich fand Antworten, aber erst viele Jahre später. Und dabei bestätigte sich wieder einmal meine Einstellung, dass das "Schicksal" uns immer eine helfende Hand reicht. Die Erkenntnis dafür, aber fast immer unter dem Berg unserer unaufgearbeiteten alten Wunden und Verletzungen zu finden ist. Bei mir war es so.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Abschied von Ibiza: Ich hatte einmal ein Leben auf Ibiza

01/2011
nächster Abschnitt ▼

Und dann am 11. Januar 2011 war für uns der Tag des Abschieds von Ibiza gekommen. Ich erinnere mich noch genau daran.

Die Finca wirkte innen ganz still, einsam und verlassen. Alle Möbel und Gegenstände hatte ich in den letzten Wochen Stück für Stück verkauft oder verschenkt. Nun waren alle Räume leer und ohne das gewohnte Leben von Mensch und Tier. Zum letzten Mal zog ich die große Holztür hinter mir zu und drehte den alten Schlüssel im Schloss um.

Unser Auto war vollgestopft mit allen möglichen Sachen und auf der Rückbank oben auf dem Bettzeug thronend lagen unsere beiden kleinen Hunde Buffi und Willy und warteten ungeduldig darauf, dass es nun endlich losging. Diesen Anblick kannte ich nur allzu genau. Es war vor fast genau 19 Jahren, nur damals war es Daisy, die oben auf dem Bettzeug lag und ungeduldig wartete. Mein Gott, das war doch gerade erst gestern gewesen.
Ich ließ den Motor an und fuhr ganz langsam vom Hof.

Und während wir uns auf dem sandigen Camino langsam immer weiter von unserer Finca entfernten, vorbei an meinem selbstgebauten Carport, der aus einem dichten Dach der schnellwachsenden Ramblerrose gewachsen war, vorbei an dem kleinen Bach, dessen Quellwasser uns mit Trinkwasser versorgte, vorbei an Agavengewächsen, Feigen- und Orangenbäumen, kamen wir schließlich an diese Stelle, von der aus wir noch einmal einen letzten Blick auf unser altes Zuhause werfen konnten. Auf dieses große alte Haus, mit dem riesigen Johannesbrotbaum im Vorgarten, unter dem wir unzählige Male zusammen gesessen hatten, sowie auf den uralten knochigen Mandelbaum, unter dem unsere vier großen Hunde ruhten, gleich neben dem kleinen Friedhof, auf dem ich all unsere Tiere begraben hatte, die uns in den vielen Jahren begleitet haben.

x
2011: Unser alter Auswanderer VW-Passat hat seinen besonderen Ruheplatz auf unserem Ibiza Grundstück und in unseren Herzen. Du hast entscheidend dazu beigetragen, dass unsere Hoffnungen und Träume in ein neues Leben auch Wirklichkeit wurden. Du bist für immer zu einem Teil unserer Familie geworden. Danke und Adieu mein treuer Freund.

Ok, jetzt war er also da, der Augenblick des Abschieds. Des Abschieds von unserem Leben auf Ibiza.

Und während unsere Finca langsam immer mehr hinter Bäumen und Sträuchern verschwand, hörte ich Sylvie neben mir leise weinen. Oh ja, das tat gerade verdammt weh. Peter reiß dich zusammen, sagte ich zu mir. Du darfst jetzt nicht auch noch weinen, sonst kommen wir hier niemals weg sondern können gleich wieder auspacken. Stattdessen sagte ich mir in Gedanken: "Danke liebe Finca für Deinen Schutz und Deine Obhut. Du warst uns und unseren Tieren in diesen vielen Jahren ein wirklicher Freund und Beschützer. Mögest Du alle die nach uns kommen ebenso behüten und beschützen."


Diese 19 Jahre auf Ibiza waren so vielfältig und komplex, wie ein ganz eigenständiges komprimiertes "Turbo-Leben im Leben". Mit jeder Menge Herausforderungen, spannender Abenteuer, neuen Erfahrungen, tiefen Herzensbegegnungen und bleibenden Freundschaften, wie ebenso endgültigen und schmerzhaften Verabschiedungen.

Doch das alles war nun vorbei, denn jetzt war es an der Zeit, sich um die Familie daheim zu kümmern und damit auch für einen abermaligen kompletten Neustart in Deutschland. Im Süden von Hamburg, direkt am Rande der Lüneburger Heide, fanden wir dann unser neues Zuhause.

Übrigens:
Am 11.01.1992 kamen wir auf Ibiza an und genau am 11.01.2011 verließen wir Ibiza nach 19 Jahren wieder. Jedes Jahr am 11. Januar erinnern wir uns noch einmal an diese unsere ganz besondere Zeit. Wir haben dieses Datum zu "unserem Tag" gemacht.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Gefangen in (ur)alten Verletzungen?

nächster Abschnitt ▼

Wenn ich mir eine ganz bestimmte Lehre aus meinem Leben auf Ibiza herausziehen müsste, dann ist es die, dass wir alle tagtäglich wertvolle Erfahrungen und Schulungen machen, den wahren Sinn dahinter aber so gut wie nie oder nur selten erkennen. Vielleicht weil wir alles sofort persönlich nehmen und uns angegriffen fühlen und uns dadurch in unserer eigenen (ur)alten Verletzung gefangen halten: "Weißt Du, was der zu mir gesagt hat? Was ist das bloß für ein riesen Arschloch!" Peng! Und schon sitzen wir in der Falle.

Die "größten Arschlöcher" in meinem Leben haben mir nicht jedes Mal neue Verletzungen zugeführt, stattdessen haben sie meine alten und noch unaufgearbeiteten Verletzungen aus der Vergangenheit noch einmal ganz deutlich vor mir hingestellt. "Zack! Bitteschön Peter. Na, und wie fühlt sich das an?"
Richtig Scheiße fühlt sich das an. Ich kenne diesen Schmerz nur zu gut, weil ich ihn schon unendliche Male gefühlt habe: "Hört denn das niemals auf?"

Aber wenn es diese Arschlöcher, Dreckskerle, Vollidioten, Blödmänner, Schwachköpfe, Hornochsen, Spackos und Vollpfosten (ah, das tat gut) nicht gegeben hätte, dann hätte es auch niemanden gegeben, der mich an meine "Leichen im Keller" erinnert hätte.
"Obwohl, sooooo schlecht ging's mir damit nun auch nicht. Hat nicht jeder seine kleinen und großen Wehwehchen? Ist das nicht ganz normal? Muss man denn immer alles hinterfragen? Kann man mich denn nicht einfach mal in Ruhe lassen? Müsst Ihr mir denn ständig auf den Wecker geh'n?"

Wenn wir also unsere persönlichen Verletzungen einmal aus unseren täglichen Begegnungen und Gesprächen beiseitelassen könnten, auch wenn das nur für ein paar Sekunden wäre, dann würden wir womöglich erkennen, dass jede Begegnung und dass jedes Gespräch so viel mehr ist, als es den Anschein hat. Dann würden wir womöglich viel öfter den Sinn hinter dem (An)Schein erkennen.

Ich jedenfalls kann heute aus vollem Herzen zu mir selbst sagen: "Danke Ihr (blöden) Arschlöcher. Ohne Euch hätte ich meine ganze Persönlichkeit womöglich nie richtig kennengelernt." (Hab' ich das jetzt wirklich gesagt?)

Schon mal Vorblättern zu:
Die Aufarbeitung

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Mein "Wahrheitsfilter"

nächster Abschnitt ▼

"Jaja, Du kannst mir ja viel erzählen. Ich schau erstmal in meine Glaskugel."


Und noch etwas ganz Wichtiges konnte ich als Lehre aus meiner Zeit auf Ibiza mitnehmen:
Ich spürte im Nachherein wieder einmal wie es sich anfühlte, wenn ich trotz aller Vorwarnungen und Ängste anderer Leute trotzdem meine eigene Sache durchziehe, weil ich in mir drinnen zu 100 Prozent sicher bin das Richtige zu tun, so wie mit der Entscheidung des Auswanderns nach Ibiza.

Damit meine ich: Es gibt keine äußeren Sicherheiten, man kann sich nicht absichern und schützen. Keine äußeren Dinge oder Tatsachen oder Beweise, keine Meinungen anderer sind eine wirkliche "sichere" Sicherheit oder Garantie oder Schutz vor möglichen Gefahren oder Verletzungen. Für mich gibt es nur eine wirkliche echte Sicherheit im Leben: Und das ist mein Gefühl oder auch meine innere Stimme. Darauf kann ich mich immer und zu jeder Zeit verlassen. Allerdings muss ich ihr auch zuhören und sie ernst nehmen.

Diese Sicherheit würde ich heute in diesem Ausmaß nicht kennen, wenn ich mich damals nicht auf "das große Abenteuer" Ibiza eingelassen hätte und stattdessen meinem Verstand gefolgt wäre, der mich lauthals anschrie:
"Ja bist Du denn völlig bekloppt? Du kannst doch nicht alles was Du Dir im Leben aufgebaut hast einfach aufgrund Deines "Gefühls" aufs Spiel setzen. Junge, Du hast Null Sicherheiten !!! Ist Dir das überhaupt klar? Woher willst Du wissen, dass das nicht alles nur eine fixe Idee ist und Du gerade dabei bist, den größten Fehler Deines Lebens zu begehen? Bitte stopp diesen Wahnsinn, bevor es zu spät ist !!!"

Stimmt genau, das waren knallharte Fakten und Tatsachen und ich hatte nicht ein einziges Gegen-Argument. Ich kann also gut verstehen, wenn andere äußere "Sicherheiten" brauchen, wie Tatsachen, Fakten, Beweise, ausreichend Geld, Versicherungen. Mit anderen Worten: Kontrolle.

Weil ich damals bei der Frage: "Auswandern? Ja oder Nein?" meinem Gefühl und nicht meinem Verstand folgte, habe ich heute so eine Art "Wahrheitsfilter". Und dieser Filter ist mein Gefühl. Wenn ich heute Entscheidungen treffen muss, dann lasse ich diese zuerst einmal durch meinen "Wahrheitsfilter" laufen. Und was am Ende dabei rauskommt, das ist: Meine eigene Wahrheit. Meine eigene Sicherheit.

Dazu passender Beitrag:
Wie finde ich meine eigene Wahrheit? Wir alle werden tagtäglich mit unzähligen Informationen, Fakten, Beweisen, Tatsachen und Behauptungen konfrontiert. Die meisten davon nehmen wir so an wie sie uns mitgeteilt werden. Wir haben ja auch kaum die Zeit und die Möglichkeit einer Nachprüfung. Doch ist ein Beweis auch wirklich ein Beweis für die Wahrheit einer Aussage? Frag' Dein Herz, denn Dein Herz braucht keine Beweise, es kennt immer die Wahrheit. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 11: Ibiza: Das große Abenteuer | Start Kapitel ▲

Die Erkenntnis und Entschuldigung

2022
nächster Abschnitt ▼

Wenn ich heute 2022 an die Zeit vor über 30 Jahren zurückdenke, als wir uns ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen nach Ibiza auszuwandern, habe ich immer noch Sylvie's Durchsage "von oben" zu dieser Sache im Ohr: "Es wird alles anders werden als Ihr Euch das vorstellt. Aber Ihr und Eure Tiere werdet immer genug zu essen haben und es wird alles gut ausgehen".
Im Nachhinein kann ich sagen: Ja, genauso haben wir es erlebt. Am Ende ist (tatsächlich) alles gut ausgegangen, obwohl es anfangs überhaupt nicht danach aussah.

Rückblick
Heute, 30 Jahre später, habe ich wie gesagt auch die "Berggeschichte" längst verarbeitet und habe auch keinen "Blick mehr zurück im Zorn". Heute bin ich N & T➀ sogar dankbar, dass sie den Verrat und den Bruch herbeiführten. Wir erhielten genug Hinweise zur Überprüfung unserer Entscheidung auf den Berg zu ziehen, doch wir haben diese Hinweise nicht ernst genommen, wir wollten sie einfach nicht sehen. Durch den Verrat auf dem Berg wurde uns nur ein Spiegel vorgehalten, in dem wir unseren eigenen Verrat und unsere eigene Täuschung an uns selbst erblickten. Damals eine verdammt bittere Pille, heute eine meiner wertvollsten Erfahrungen.

Unsere Zeit auf dem "Lichtberg"
Wenn ich im Nachherein meine ganz persönliche Verletzung aus der ganzen "Berggeschichte" beiseiteschiebe, dann erkenne ich, dass diese 15 Monate auf dem "Lichtberg" zu meinen intensivsten Erfahrungen und wertvollsten Schulungen gehörte, die ich als Erwachsener je erfahren habe. Rückblickend betrachtet war es eine wirklich wunderbare Zeit und ein unbeschreiblich friedliches Gefühl, in der wir vier Personen trotz so unterschiedlicher Charakteren ein einfaches, erfülltes und freies Leben auf dem Lande zusammen mit unseren Tieren verbrachten. Es ist genauso wie das Sprichwort schon sagt: Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Doch diese Sichtweise ist manchmal erst viele Jahre später möglich.

Danke und Entschuldigung
Deshalb an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank an N & T➀ und an alle beteiligten Personen von damals. Und ebenso auch meine ehrliche Entschuldigung an alle, was ich durch mein Handeln oder Nichthandeln oder durch mein Reden oder Schweigen ausgelöst haben sollte. Auch wenn Sylvie heute nicht mehr unter uns ist, so fühle ich doch, dass sie es ebenso gesagt hätte.

(➀ Die Namen wurden geändert)

Schon mal Vorblättern zu:
Ibiza-Urlaub: Auf der Suche nach meinem neuen Zuhause


---- Ende Kapitel 11 ----

Start Kapitel 11: Ibiza: Das grosse Abenteuer ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  
nächstes KAPITEL ▼
Kapitel 12

Zurück in Deutschland

Das Ende von Ibiza und die "Zurückwanderung" nach Deutschland.

ab 2011 bis heute

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 12: Zurück in Deutschland

Schlag auf Schlag

ab 2011
nächster Abschnitt ▼

Rückblick:
2010 - Noch auf Ibiza: Die Familie in Deutschland ruft

Bereits am ersten Tag in Deutschland wurde uns schlagartig bewusst, wie richtig und wichtig unsere Rückkehr war. Natürlich wussten wir, dass meine Schwiegermutter an Krebs erkrankt war und dass die Demenz meines Schwiegervaters immer weiter voran Schritt. Und bei unseren regelmäßigen Telefonaten mit ihnen merkten wir auch eine stetige Verschlimmerung ihres Gesundheitszustandes. Doch jetzt, als wir die beiden quasi Live gegenüber standen, begriffen wir erst den Ernst und das ganze Ausmaß ihrer Krankheit. Uns wurde schlagartig bewusst, dass wir keinen Tag später hätten kommen dürfen. Jetzt zählte hier jeder Tag. Gut, dass wir da waren.

Und dann ging es Schlag auf Schlag:
Aufgrund ihrer Demenz- und Krebserkrankung mussten wir für meine Schwiegereltern ein passendes Heim finden, in dem sie zusammen wohnten und betreut werden konnten. Das bedeutete auch die Auflösung ihrer Wohnung, in der sie über 50 Jahre gewohnt hatten. Ende November 2011 verstarb dann meine Schwiegermutter an den Folgen ihrer Krebserkrankung und nur 3 Monate später folgte ihr mein Schwiegervater. Und keine zwei Jahre später Anfang 2013 verstarb völlig unerwartet mein Schwager Klaus.
Was sollte das bloß alles bedeuten? Hier war eine grundlegende Veränderung in Gange.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 12: Zurück in Deutschland | Start Kapitel ▲

Sylvie's "Schicksalsschlag"

2013
nächster Abschnitt ▼

Es begann 2013 alles ganz harmlos. Zuerst dachten wir Sylvie hatte einen Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall. Doch als sie immer schlechter gehen konnte und dabei große Schmerzen hatte, ließ ich sie zur Untersuchung ins Krankenhaus bringen. Irgendwie ahnte ich: Das war kein Hexenschuss, das war etwas Schlimmeres. Vielleicht sogar etwas viel Schlimmeres? Und dann kam der Befund: Es war Krebs...

Die weiteren Ereignisse zu Sylvie von 2013 bis 2022 sind bereits im Kapitel 5 beschrieben:

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 12: Zurück in Deutschland | Start Kapitel ▲

Der Anruf aus der Vergangenheit

02/2019
nächster Abschnitt ▼

Es war Ende Februar 2019.

Ich wollte gerade aus einer Schublade neue Kerzen holen, um sie gegen die runtergebrannten auf dem Tisch auszutauschen, als mein Blick auf den alten Schuhkarton fiel, in dem diverse Fotos aus meiner Schulzeit lagerten. Ich nahm einige Fotos heraus und sah sie mir nach langer Zeit wieder einmal genauer an. Mit vielen dieser Jungs und Mädchen auf den Fotos hatte ich viele Schuljahre zusammen verbracht und bin mit ihnen vom Kind zum Jugendlichen herangewachsen. Und besonders an Anna➀ (der Name wurde geändert) erinnere ich mich. Nicht nur weil unsere Mütter damals im gleichen Supermarkt arbeiteten sondern auch weil ich mit 15 ein bisschen in Anna➀ verknallt war. Ich war damals aber viel zu schüchtern und verschlossen, um ihr das gestehen zu können.

1970 ging dann meine Schulzeit zu Ende und wir gingen alle unsere eigenen Wege und lebten unsere eigenen Leben. Anna➀ habe ich nie wieder gesehen.

Schließlich legte ich die Fotos wieder zurück in die Schublade. Irgendwann würde ich sie mal richtig sortieren und in ein Fotoalbum einkleben. Und so richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die alltäglichen Dinge. Doch bereits ein paar Tage später sollte ich mich abrupt wieder an die damalige Zeit erinnern, als ich nämlich einen Anruf erhielt, der mich völlig unvorbereitet traf und mich augenblicklich um 50 Jahre zurückwarf. Was war passiert?

Es klingelte mein Telefon und eine Frauenstimme fragte mich:
"Hallo, spreche ich mit Peter?"
"Ja das bin ich" antwortete ich. Und im gleichen Moment schoss es mir durch den Kopf: Diese Stimme kenne ich doch? Aber nein, das ist unmöglich, das bilde ich mir jetzt nur ein.
Und dann sagte die Frauenstimme zu mir:
"Hallo Peter, hier ist Anna➀."

Wovon ich zu diesem Zeitpunkt nichts ahnte: In unseren weiteren Telefonaten merkte ich schnell, dass Anna➀ sich an fast alle Ereignisse aus unserer gemeinsamen Schulzeit erinnerte. Ich erinnerte mich kaum noch an die Namen meiner Mitschüler und Mitschülerinnen geschweige denn an andere Ereignisse aus der damaligen Zeit, aber Anna➀ kannte alle Namen, alle Lehrer und alle Ereignisse. Durch unsere Gespräche konnte ich mich langsam immer mehr an meine Schulzeit und an viele andere Ereignisse aus der Kindheit erinnern. Da bemerkte ich, dass ich meine Schulzeit ganz bewusst verdrängt hatte, weil meine Erinnerungen daran immer noch viel zu sehr mit alten schmerzlichen Gefühlen und Enttäuschungen von Zuhause verknüpft waren. Ich dachte wohl, wenn ich das alles vergesse und für immer wegschließe, dann sind auch meine ganzen "schlimmen" Gefühle von damals für immer weggeschlossen. Was natürlich nicht der Fall war.

Und so brachte mir Anna➀, ohne dass sie es anfangs merkte, mir meine ganzen Erinnerungen an meine Schulzeit zurück. Das löste in den kommenden Wochen eine tiefgründige Selbstarbeit und Aufarbeitung meiner Kindheit aus. Das war wohl jetzt, nachdem Sylvie bereits fast 3 Jahre verstorben war, der richtige Zeitpunkt für eine längst anstehende Aufarbeitung meiner Kindheit.

... Fortsetzung folgt...

(➀ Der Name wurde geändert)

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 12: Zurück in Deutschland | Start Kapitel ▲

Ibiza-Urlaub: Auf der Suche nach meinem neuen Zuhause

09/2019
nächster Abschnitt ▼

Es war das Jahr 2019, Sylvie war nun schon über 3 Jahre tod, da machte ich mir immer öfter Gedanken, wie und wo ich künftig eigentlich leben wollte. Sollte ich hier im Haus weiter wohnen, allein mit all den Erinnerungen an unser gemeinsames Leben? Jedes Möbelstück, jede Tasse, jeden einzelnen Gegenstand hatten wir doch erst vor kurzem zusammen für unseren Neuanfang in Deutschland ausgesucht und gekauft.

Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich nach einem neuen Haus umsehe, um mich dort neu einzurichten ohne die ganzen Erinnerungen? Vielleicht sollte ich einen komplett neuen Anfang in einem ganz neuen Zuhause und mit ganz neuen Einrichtungsgegenständen beginnen?

Bin ich denn überhaupt schon so weit, mich von gemeinsamen Gegenständen zu trennen oder sollte ich doch lieber einige Sachen behalten? Doch welche sollte ich behalten und welche weggeben? Oder war es dazu noch zu früh?

Eigentlich gefiel es mir hier am Rande der Lüneburger Heide. Mit nur ein paar Schritten war ich mittendrin in einer fantastischen Natur mit einer großartigen Tier- und Pflanzenwelt. Aber irgendwie wirbelte auch immer noch unser gemeinsames Leben auf Ibiza mit all unseren unglaublichen Erlebnissen in meinen Gedanken herum. Sollte ich vielleicht zurück nach Ibiza und dort leben, wo ich so viele glückliche Jahre verbracht hatte? An diesem Ort, mit dem so viele Erinnerungen verbunden sind?

Ich wusste es nicht. Um mir diese Frage beantworten zu können gab es nur eine Möglichkeit: Ich musste nach Ibiza und mir vor Ort selbst einen Eindruck verschaffen, ob ich dort allein (weiter) leben kann. Und so besorgte ich mir einen Flug im September 2019.

Doch als ich dort landete merkte ich sofort, dass sich jetzt alles ganz anders anfühlt. Jede Straße auf der ich fuhr, jeden Ort den ich durchquerte, jedes Café, ja sogar jeder Supermarkt an den ich vorbeifuhr erinnerte mich daran, wie ich das alles mit Sylvie zusammen erlebt hatte. Alle Erinnerungen von dieser Insel sind unlösbar verknüpft mit dem Gefühl von "zusammen erlebt" und "zusammen gefühlt". Es sind so unendlich viele Erinnerungen mit dieser Insel verbunden

Bin ich vielleicht zu früh zurückgekommen, an diesem Ort, wo wir zusammen so glücklich gelebt hatten?
Sind meine Erinnerungen hier noch viel zu stark mit Sylvie und unserem alten Leben auf Ibiza verknüpft?
Ist mein Verlustschmerz von Sylvie's Weggang noch zu präsent?
Ich wusste es nicht. Ich hatte keine Antworten auf diese Fragen.

Und dann, am letzten Tag meines Ibiza-Urlaubs, hatte ich plötzlich die Antwort auf meine Frage, nach der ich hier suchte. Und sie hieß:
Ich kann hier auf Ibiza nicht einfach so allein weiterleben, denn überall fühle ich Sylvie's Anwesenheit. Nein, so wird das nicht funktionieren. Und dann wurde mir klar: Dieser Urlaub ist ein Abschied. Ein Abschied von Ibiza und von einem Leben, das mit dem Tod von Sylvie jetzt zu einem Teil meiner Vergangenheit gehört.

Am kommenden Tag flog ich zurück nach Deutschland.
Im Flugzeug schaute ich aus dem Fenster und sah wie die Insel unter mir immer kleiner wurde, bis ich nur noch blaues Wasser und ein paar Wolken erkannte. Ich klappte das kleine Tischchen vor mir runter und blätterte im Boardshop-Katalog. Doch mit meinen Gedanken war ich schon längst in Deutschland, denn dort wartete bereits eine Frage auf mich:
"Und Peter, was machst Du jetzt mit Deinem Leben? Wo und wie möchtest Du jetzt wohnen und leben?"
Und da wurde mir klar: Ich hatte keine Ahnung...


Adiós mi querida Ibiza (Leb' wohl mein geliebtes Ibiza)

Musik Peter Reifegerste © | mehr Musik

Und in Gedanken sagte ich:
"Leb' wohl mein geliebtes Ibiza. Du mein Beschützer, mein Freund, mein Lehrer, mein Wachrüttler, Du mein Zurück-zu-mir-selbst-Bringer. Ich danke Dir für eine unvergessliche Zeit voller Entdeckungen, voller Erfahrungen, voller Abenteuer, voller Herausforderungen und voller strahlendem Licht, sowie ebenso vieler dunkler Schatten und schmerzhafter Verabschiedungen. Das alles und noch so vieles mehr, nehme ich nun für immer mit, mit in meinem Herzen. Und natürlich nehme ich die Liebe mit. Ganz besonders die Liebe."


---- Ende Kapitel 12 ----

Start Kapitel 12: Zurück in Deutschland ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe

Gabe, Begabung

nächster Abschnitt ▼

Vorweg:

Mit Begabung ist kein IQ und keine Hochbegabung gemeint und keine allgemeine Definition wie: "Begabung ist das leistungsbezogene Entwicklungspotenzial eines Menschen". Also diese Definition für Begabung ist hier nicht gemeint. Wenn man mich mit diesen IQ-Maßstäben testen würde, dann würde man schnell merken: "Der Typ ist alles andere als begabt und Lichtjahre von sowas wie hochbegabt entfernt. Der ist einfach nur Stinknormal".

Mit Begabung ist also nicht der Bereich Intelligenz gemeint sondern vielmehr Bereiche wie Vorstellungskraft, Sensibilität, Sensitivität, Feinfühligkeit, Mitgefühl, Güte, Milde, Sanftmütig, Gutherzig, Gutmütig, Nachsichtig, Liebenswürdig, Herzlichkeit, Herzenswärme, Selbstlosigkeit, Verständnis und Menschlichkeit. Also die Frage:

Und auch:

Ja, auch das ist Begabung, es ist "nur" die Kehrseite der Begabungs-Medaille. Auch hier, wie bei allem anderen, besteht auch die Begabung aus einer Vorder- und Rückseite. Beide Seiten sind untrennbar miteinander verbunden.

Auf meinem Weg, mich selbst besser verstehen zu können, also meine beiden Seiten besser verstehen zu können, musste ich mir zuerst einmal über mich selbst klar werden und mich fragen:

Speziell bei der Frage: Wovor schütze ich mich eigentlich? mußte ich feststellen, dass es immer nur um eine einzige Sache ging, nämlich:

Als mir das immer klarer wurde erkannte ich, dass ich ein sehr genaues Empfinden habe, was andere Personen fühlen und denken. Allerdings fühle ich es nur dann, wenn die anderen das nicht offen aussprechen sondern im Verborgenen halten. Somit:

Mit der Summe dieser Fähigkeiten kann ich andere bei der Suche ihrer eigenen Persönlichkeit, ihrer Klarheit und Stabilität unterstützen --- Wenn ich dabei aus meinem Herzen spreche, ansonsten bewirkt es das Gegenteil.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Und der Gegenpol meiner Begabung

nächster Abschnitt ▼

Auf der Erde werden wir mit einer polaren Welt konfrontiert, in der es immer zwei Gegensätze oder Gegengewichte gibt, wie männlich weiblich oder Gut und Böse. Es gibt immer einen Pol und einen Gegenpol. Mit Gegenpol meiner Begabung sind die Schwächen und Schattenseiten oder auch die Kehrseite der Medaille bzw. meiner Gabe oder Begabung gemeint.

In meinem Fall bedeutet das:

Sofern ich meine Begabung oder Gabe und insbesondere meine Sensibilität unterdrücke, verdränge oder ignoriere, übernehme ich automatisch alle unterschwellige Angst, alle Nervosität, alle Unruhe, alle Ungeduld, alle Stimmungsschwankungen oder mit anderen Worten den kompletten Schatten der ANDEREN Personen in meiner Umgebung. Ich ziehe die Schattenseiten der ANDEREN Personen quasi wie ein Magnet an und mache alle Emotionen, Gefühle und Gedanken der anderen zu meinen eigenen.

Und genau das tat ich über viele, viele Jahre, also meine Sensibilität verdrängen, beiseiteschieben oder ignorieren, weil ich von diesem Magnetismus Prinzip überhaupt nichts wusste. Ich wusste nur eines: Ich wollte diese ständigen negativen Gefühle nicht mehr fühlen. Ich wollte sie loswerden und zwar sofort und für immer !!! Das diese Gefühle zu den anderen gehörten, wusste ich ja nicht. Und indem ich mich genauso verhielt, zog ich wie ein Magnet sämtliche Schattenanteile der anderen Personen automatisch an und hatte sie an der Backe. Dadurch wurde meine eigene Persönlichkeit quasi überflutet und in den Hintergrund gedrängt. Oder auch: Ich war gefüllt mit den Emotionen der anderen und nicht mehr ich selbst. (Ach Du dickes Ei).

Doch die vielleicht wichtigste Botschaft und Lehre daraus war für mich:
Solange ich nicht zu meiner Sensibilität, also nicht zu meiner Gabe und meiner wahren Persönlichkeit stehe und sie nicht zulasse und lebe, nicht mein HERZ lebe, sondern weiterhin meine Sensibilität verdränge und ignoriere, werde ich mit allem scheitern, was mir wirklich am HERZEN liegt.
Das war natürlich eine heftige Behauptung, die meinem Widder-Ego schwer im Magen lag.

Die Erkenntnis:
Durch die jahrzehntelange Erforschung meiner persönlichen Emotionen, insbesondere die Frage WARUM und WESHALB und bei welchen SITUATIONEN andere Personen immer wieder negative Gefühle bei mir auslösen, habe ich meine Stärken und Gaben, sowie auch meine Schwächen entdeckt. Erst dann war ich in der Lage herauszufinden, wie ich es selbst in der Hand habe, diese Gefühle entweder im Positiven zu nutzen, um andere zu unterstützen, zu stabilisieren und aufzubauen oder mich von diesen Gefühlen im Negativen so beeinflussen zu lassen, dass ich nicht mehr ich selbst war und zwar indem ich sie negativ bewerte und verurteile.
Denn eines habe ich dabei begriffen: Es gibt für mich keine Möglichkeit des Weglaufens oder des Ignorierens, denn dann habe ich sofort alle negativen Gefühle meiner Umgebung schlagartig in mir drinnen.


x

Übrigens: Realität ist subjektiv
Ich ganz allein erschaffe mir über meine Gefühle und meine Gedanken meine eigene Realität. Niemand anderes ist für mein Glück oder Unglück verantwortlich und schon gar nicht äußere Umstände oder andere Personen.

Oder auch: So wie ich fühle und denke, so ist meine Welt. Meine Realität folgt immer meinen Gedanken und nicht umgekehrt. Und so erschafft sich auch jeder selbst, seine ganz eigene Realität und Welt.

Das bedeutet auch: Die Realität ist subjektiv. Sie ist nicht objektiv sondern voreingenommen, befangen und verzerrt, denn die Realität wird immer von den persönlichen Gefühlen und Gedanken der jeweiligen fühlenden und denkenden Person bestimmt.

Das Schöne: Die Realität ist also jederzeit veränderbar.

Jahrzehntelang habe ich meine Probleme als lästige Plage angesehen, die ich am liebsten erschlagen möchte, bis ich erkannte, dass genau das Gegenteil, nämlich das Hinsehen und Ansprechen der Weg zur Heilung ist. Es geht um Bewusstwerdung und letztendlich um Annahme. Aber nicht um Ablehnung.
Mit unseren Problemen verhält es sich wie mit dem Leitspruch von Nanny McPhee: "Wenn ihr mich braucht, aber nicht wollt, dann muss ich bleiben. Wenn ihr mich wollt, aber nicht länger braucht, dann muss ich gehen."

Als mir dieser Magnet-Mechanismus bewusst wurde, musste ich an meinen Vater denken und mich fragen: "Hatte er vielleicht die gleiche Fähigkeit, das gleiche Schicksal wie ich? Also Vater-Sohn Vererbung?" Ich glaube ja. Und ich glaube auch, dass ihm das nicht bewusst war. Wie auch immer. Fest steht, dass mein Vater genauso sensibel war wie ich, allerdings fehlte ihm meine emotionale Stabilität und Willenskraft. Und vielleicht ist er deshalb auch unter der Last der übernommenen negativen Gefühle letztendlich zusammengebrochen.

Übrigens:
Das alles hier ist keine Angeberei, Prahlerei oder Eigen-Lobhudelei (Ich weiß genau, wie der Hase läuft) sondern ganz einfach eine Tatsache, zu der ich endlich stehen kann, auch wenn ich dafür mein halbes Leben gebraucht habe.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Du bist der Besteller Deiner Probleme

nächster Abschnitt ▼

Ich möchte jedem, der das hier liest, Mut zusprechen, sich auf den Weg der eigenen Bewusstwerdung zu begeben und sich dabei nicht durch äußere Umstände oder Personen oder Meinungen davon abbringen zu lassen. Hören Sie öfter auf Ihre innere Stimme und fragen Sie sich:

Das sind enorm wichtige Fragen!

Natürlich können Sie sich auch vor diesen Fragen drücken, ausweichen, sie umgehen, sie veralbern, wenn's wieder mal brenzlig wird. Und das wird sicherlich auch einige Jahre prima funktionieren. Aber umso älter Sie werden, desto größer werden Ihre Probleme. Wenn Sie Ihre Probleme nicht für sich klären, werden die "Idioten" um Sie herum von Jahr zu Jahr immer lästiger und penetranter. Die anderen lassen einfach nicht locker. Es passiert Ihnen immer und immer wieder.

Und wissen Sie warum das so ist? Weil SIE (wir alle) die Probleme selbst bestellt haben!
Ja, SIE/WIR sind der Auftraggeber Ihrer/unserer Probleme!

Mit unseren Problemen verhält es sich wie mit dem Leitspruch von Nanny McPhee: "Wenn ihr mich braucht, aber nicht wollt, dann muss ich bleiben. Wenn ihr mich wollt, aber nicht länger braucht, dann muss ich gehen."

Auch ich war Auftraggeber meiner eigenen Probleme. Obwohl es noch viele Jahrzehnte gedauert hat, bis ich diese Erkenntniss endlich auch als Tatsache akzeptierte. Besonders bei der Sache mit dem Scheitern, rebellierte mein Ego natürlich heftig: "Was? Ich scheitern? Pah! So ein Blödsinn!" Rückblickend betrachtet ist aber in der Vergangenheit genau das bei den Projekten passiert, die mir besonders am Herzen lagen, bei denen ich aber nicht voll und ganz mit meinem Herzen und meiner Sensibilität bei der Sache war.

Natürlich veränderte das grundlegend meine bisherige Denkweise und Wahrnehmung. Plötzlich bekam vieles einen Sinn. Jetzt verstand ich, warum ich mich so oft so beschi... fühlte oder völlig daneben benahm und warum ständig so merkwürdige Gedanken in meinem Kopf herumschwirrten. "Na klar! Das fühlt mein Gegenüber gerade". Wow. Jetzt bekam das Wort "Mitgefühl" und "Mitleid" plötzlich eine ganz andere Bedeutung für mich.

Übrigens:
Wir alle haben ganz eigene individuelle Gaben. Wir alle verfügen über ganz fantastische individuelle Fähigkeiten. Einigen ist das bereits bewusst. Doch vielen von uns ist das wahrscheinlich überhaupt (noch) nicht klar.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Die Suche

nächster Abschnitt ▼

Der Weg zum Licht führt durch den Schatten.


Die starke Sicherheit meiner Intuition oder inneren Stimme zu 100% zu folgen, egal was ich im außen auch immer sehe oder höre, kam natürlich nicht "über Nacht", sondern diese Sicherheit habe ich mir im Laufe vieler Jahre erarbeitet. Im Zuge dessen fiel mir immer stärker auf, dass die meisten Menschen nicht wirklich bei sich sind. Ihre Gestik war zu übertrieben, ihre Sprache zu laut, zu schnell und zu hektisch oder sie wurden aggressiv und streitsüchtig oder auch genau das Gegenteil, sie wurden immer stiller und zogen sich zurück. Das alles wirkte unecht, künstlich und gezwungen, komischerweise schienen diese Personen es selbst nicht zu bemerken.

Ich kam zu dem Schluss, dass diese Personen in diesen Momenten nicht wirklich wissen, was sie da gerade machen oder sagen oder wie sie sich verhalten. Sie hatten in diesem Moment keine Verbindung mehr zu sich selbst. Sie waren nicht bei sich.
Und sofort viel mir die Redensart ein: "Was ist denn bloß in Dich gefahren?" Oder auch: "Was fehlt Dir denn?" Diese Aussagen beschreiben exakt was dieser Person fehlt, nämlich die Bewusstheit, DAS sie in diesem Moment nicht bei sich ist. Das Wissen ihres Verhaltens fehlt dieser Person und deshalb wirkt sie unnatürlich, wie fremdgesteuert. Doch es ist ihr nicht bewusst, sie merken es selbst nicht.

Natürlich fragte ich mich dann auch selbst: "Habe ich das auch? Und wenn ja: Merke ich es selbst ebenfalls nicht? Bin ich selbst auch oft nicht bei mir?" Und tatsächlich: Genau das passierte auch mir. Und, oh Schreck oh Schreck, fast an jedem Tag. "Das ist ja furchtbar. Das möchte ich nicht. Das muss ich unbedingt verändern".

Und so habe ich mich ab Mitte der 1980er Jahre immer intensiver mit meinen eigenen "Licht- und Schattenseiten" auseinandergesetzt. Ich wollte endlich wissen, warum ich mein Leben lang immer und immer wieder mit ähnlich gearteten Problemen, Situationen, Begegnungen und Personen im täglichen Leben sowie auch in meinen Träumen konfrontiert werde und warum ich dabei oft so stark emotional betroffen war. Das kann doch kein Zufall sein? Von dem Zeitpunkt an wollte ich wissen:

Auf diese Fragen wollte ich unbedingt Antworten finden.

Als ich mich diesen Fragen immer intensiver widmete, begann für mich ein spannender Weg voller Abenteuer und Herausforderungen. Dabei bin ich im übertragenen Sinne auf hohe Berge gestiegen und hatte einen wunderbaren klaren und schier unendlich weiten Blick genießen können. Aber ich bin auch durch einige dunkle Täler gegangen und habe mir die tiefen Abgründe und Schluchten - meine eigenen Abgründe und Schluchten - genau angeschaut. Und was ich da gesehen habe, hat mir oft überhaupt nicht gefallen. Aber wie heißt es doch so schön: "Der Weg zum Licht führt durch den Schatten."


Wie war es bei Ihnen und Ihrer Entwicklung?
Haben Sie sich für die Rebellion oder eher für die Anpassung und das Leisten entschieden?

Haben Sie sich das auch schon mal gefragt?


"Nobody is perfect".

Blödsinn: Wir alle sind "von Haus aus" vollkommen perfekt und rein. Wir haben uns nur unterschiediche Aufgaben vorgenommen und uns deshalb während unserer Erdenmission in einen "Schleier des Vergessens" gehüllt.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Die Entscheidung

nächster Abschnitt ▼

Dein oder Mein? Dat is se Quetsch'n.


Was sollte ich nun mit all meinen Erkenntnissen über mich selbst anfangen? Sollte ich so weitermachen wie bisher und mich jeden Tag aufs Neue vor unangenehmen Situationen schützen? Sollte ich weiterhin meine Probleme einfach beiseiteschieben oder ignorieren oder verdrängen und hofften: "Na ja, das wird schon irgendwann aufhören?"

Oder sollte ich einen ganz neuen Weg gehen und mir ein für alle Mal klar machen: "Peter, willst Du Dich wirklich für den Rest Deines Lebens im ständigen Abwehrkampf gegen alle möglichen Emotionen schützen? Ist das wirklich die Lösung?"
Oder sollte ich mir stattdessen lieber klar machen: "Ich habe nun mal diese Fähigkeiten, das ist eine Tatsache und daran kann ich nichts ändern. Und ich werde diese auch nicht einfach mal so abschütteln können. Das wird nicht funktionieren. Nein, ich muss damit leben".

Und dann wurde es mir klar: Es gibt für mich nur eine Lösung und die heißt: Kein Weglaufen mehr und kein verdrängen mehr. Endgültig Schluss damit. Und mir endlich bewusst machen, dass ich nun mal mit bestimmten Fähigkeiten ausgestattet bin und dass ich endlich zu diesen stehe und sie annehme.
Doch da meldete sich natürlich auch sofort diese andere Stimme in mir: "JA BIST DU DENN BEKNACKT! Du willst doch den Scheiß endlich für immer loswerden und nicht noch tiefer da reingehen?"
Ja, ich wollte das endlich loswerden. Ich wollte aber auch endlich eine Lösung, denn so weitermachen wie bisher konnte ich nicht.
Und so stellte ich mich (zähneknirschend) dem Schicksal, um zu sehen was dann passiert. Das könnte womöglich, möglicherweise, eventuell, gegebenenfalls eine Möglichkeit sein. Schau'n wir mal...

Und so lernte ich zu unterscheiden, welche Emotionen und Gedanken zu mir gehörten und welche nicht. Und ich lernte meinen Wahrnehmungen und Gefühlen zu vertrauen und meine Intuition immer mehr bei Entscheidungen, Situationen und Begegnungen mit einzubeziehen. Und allmählich entwickelte sich eine immer stärkere Sicherheit und ein immer stärkeres Vertrauen in die Wahrheit meiner eigenen Gefühle und Gedanken - also in meine innere Stimme.

Egal welche "Wahrheiten" auch immer auf mich einprasselten. Egal mit welchen Analysen, Hochrechnungen, Tatsachen, "Realitäten" oder auch "Fakten" oder "Beweisen" man mich auch immer überzeugen wollte, ich habe es niemals bereut, wenn ich bei alledem ganz allein nur auf meine innere Stimme hörte. Und das fühlte sich endlich gut und richtig für mich an.

Meine innere Stimme ist in jeder Situation mein alleiniger Wahrheitsfinder. Sie ist zu einem liebevollen Begleiter und zu einem wahren Herzensfreund geworden. Und dieses "Herz-Werkzeug" sehe ich als mein größtes Geschenk an, das ich für mein Leben mitbekommen habe.

Dazu passender Beitrag:
Wie finde ich meine eigene Wahrheit? Wir alle werden tagtäglich mit unzähligen Informationen, Fakten, Beweisen, Tatsachen und Behauptungen konfrontiert. Die meisten davon nehmen wir so an wie sie uns mitgeteilt werden. Wir haben ja auch kaum die Zeit und die Möglichkeit einer Nachprüfung. Doch ist ein Beweis auch wirklich ein Beweis für die Wahrheit einer Aussage? Frag' Dein Herz, denn Dein Herz braucht keine Beweise, es kennt immer die Wahrheit. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Die Aufarbeitung

nächster Abschnitt ▼

Jegliches unaufgearbeitetes Leid und jeglicher unaufgearbeiteter Schmerz vorheriger Generationen, werden immer an die nächste Generation weitergegeben, um so eine erneute Möglichkeit der Aufarbeitung und Heilung zu eröffnen.


Gemeinsam mit meiner Familie habe ich mir ganz bestimmte Themen zur Aufarbeitung vorgenommen, wie zum Beispiel:

Die in unserer Familie über viele Generationen hinweg erlebte gewaltsame Unterdrückung, Unterjochung, Versklavung und das erzwungene Stillschweigen darüber jetzt aufzubrechen und ins Licht zu stellen. Alles das, was sich in meiner Ahnenreihe in der Vergangenheit im Verborgenem abspielte, soll jetzt ans Licht gebracht werden, da die Wahrheit immer wieder gewaltsam unterdrückt, verheimlicht und versteckt wurde.

Eine Aufarbeitung dieser Geschehnisse wurde zwar von Familienmitgliedern aus vorherigen Generationen immer wieder bearbeitet, jedoch kam es noch zu keiner endgültigen Aufarbeitung aller verheimlichten und unterdrückten Ereignisse.

Diese schwere Last aus Unterdrückung und Verheimlichung hat sich in meiner Familie über viele Generationen hinweg zu einem riesigen, gärenden und stinkenden "imaginären Haufen" immer höher und höher aufgetürmt.


Bei meiner Aufarbeitung werde ich in meinem Leben also immer wieder mit Situationen wie Schuldzuweisung, Anklage, Verurteilung und Bestrafung konfrontiert. Das aktiviert in mir Gefühle von Ohnmacht, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Wut, Zorn, Hass und Rache, was wiederrum einen Abwehr- Verteidigungs- und Rechtfertigungskampf in mir auslöst. Allerdings ziehe ich damit nur noch weitere Kampfenergie wie ein Magnet an und werde so immer tiefer in einen Kampf- und Rechtfertigungsstrudel hineingezogen.

Wenn die Schuldzuweisung, Anklage und Verurteilung eine Person wäre, dann hätte sie mir womöglich gesagt:
"Ja Peter, so fühlen WIR uns an. Jetzt weißt Du ein klein wenig, wie sich einige Deiner Familienmitglieder aus vorherigen Generationen wohl gefühlt haben mögen. Und? Kein gutes Gefühl oder? Doch so erfährst Du direkt in Dir, was wir für Gefühle auslösen, nämlich Wut, Zorn, Hass, Rache und Vergeltung. Und mit diesen Gefühlen im Bauch hast Du die ideale Grundvoraussetzung, um mit Deiner Aufarbeitung Deines Familienerbes zu beginnen. Wir und all Deine Familienmitglieder unterstützen Dich dabei."



"Das Leben ist kein Wunschkonzert."

Doch ist es, denn Du hast Dir Dein Leben genauso "gewünscht" bzw. bestellt, so wie Du es jetzt hast. Du ganz allein hast Dir durch Deine Gefühle und Gedanken Deine eigene Welt und Realität erschaffen. Niemand anderes ist für Dein Glück oder Unglück verantwortlich und schon gar nicht äußere Umstände oder andere Personen.

"ICH GLAUB' KEIN WORT DAVON !!!"

zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Was ist meine Lebensaufgabe?

nächster Abschnitt ▼

Jeder von uns folgt seiner Bestimmung oder Lebensaufgabe auf seine ganz eigene Art. Einige sind sich ihrer Aufgaben bewusst. Andere überhaupt nicht. Einige werden vom göttlichen Funken wachgeküsst. Andere haben sich einen "Schicksalsschlag" als Weckruf bestellt. Einige begeben sich irgendwann selbst auf die Suche. Andere lassen sich einfach treiben und unbewusst lenken. Wie dem auch sei, in allen Fällen geschieht immer das gleiche: Wir sind seit Beginn an auf unserem ganz eigenen Weg. Und dieser Weg heißt: Zurück zu unserer Liebe.


In meiner Jugend habe ich mich nicht um Fragen wie Was ist meine Lebensaufgabe oder Was ist der Sinn meines Lebens gekümmert. Ich hatte genug andere Probleme am Hals, als mich auch noch mit solchen bescheuerten Fragen zu beschäftigen. Allein schon die Frage: Der Sinn des Lebens, fand ich total bescheuert.

Der wahre Grund warum ich diesen Fragen auswich war aber ein ganz anderer: Ich wollte mich ganz bewusst nicht mit solchen "bescheuerten Fragen" beschäftigen, weil sie nämlich unbequem waren, und weil sie mich blitzschnell zu meinen aktuellen Problemen führten und mir jedes Mal dieses "saublöde" Gefühl im Magen bescherten. Deshalb hatte ich darauf auch nur eine Antwort parat:
"Leute, ich habe keinen Bock mich mit diesem Scheiß zu beschäftigen. Also lasst mich damit gefälligst in Ruhe!"

Ich befand mich in einem ständigen inneren Kampf mit meinen "saublöden" Gefühlen, aber ich hatte keine Ahnung warum ich ständig damit konfrontiert wurde, denn sie machten aggressiv und wütend. Ich wusste einfach nicht, wie ich diese lästigen Plagen loswerden konnte.

Um mein damaliges Verhalten besser verstehen zu können, müssen wir weit zurück in meine Familiengeschichte reisen. Siehe dazu nächster Abschnitt: Mein Familien-Erbe

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Mein Familien-Erbe

nächster Abschnitt ▼

Ich fass es immer noch nicht! Warum hab' ich Trottel das Erbe bloß angenommen?


Ein Blick zurück in meine Familiengeschichte.

Vor und seit vielen Generationen sind Personen in meiner Familie mit falschen Anschuldigungen und Schuldzuweisungen konfrontiert worden, die letztendlich zu ihrer Verurteilung, Bestrafung und Hinrichtung führten. Entweder am Kreuz, auf dem Scheiterhaufen, durch den Strick oder in der Gaskammer. Diese Personen hatten keine Chance sich zu wehren und schon gar nicht sich zu erklären oder zu rechtfertigen. Sie waren der Willkür der damaligen Machthaber völlig machtlos ausgeliefert gewesen.

Dieses schreiende Unrecht wurde nie bekannt, denn die Wahrheit wurde damals mit allen Mitteln unterdrückt, totgeschwiegen und totgeschlagen. Doch in den Herzen der Betroffenen und Angehörigen hinterließ es unbändige Wut, Hass und Rache auf die Verursacher und Unterdrücker.

Damals sind die unschuldig Verurteilten mit ihrer Ohnmacht, Verzweiflung, Angst, Wut, Hass und Rache in ihrem Herzen hingerichtet worden. Und sie waren weiß Gott nicht die einzigen. Nein, sie standen nur stellvertretend für unzählige andere Familien, die durch verbrecherische Machthaber und ihren Gefolgsleuten und deren Saat von Gewalt, Machtgier, Intrigen, Korruption und Bestechung unfassbares Leid und unerträglichen Schmerz erfahren mussten.

Dieses alte Unrecht, bezogen auf meine Familie, bedarf einer Aufarbeitung und Richtigstellung, quasi in Form einer Revision oder Wiederaufnahme. Es ist an der Zeit, dass dieses alte Unrecht und die damit verbundenen aufgewühlten Gefühle und das Leid der Betroffenen ans Licht kommen, gesehen und gehört werden. Es ist die Zeit der Aufarbeitung und Heilung von alten Wunden und Verletzungen. Jedoch OHNE jegliche Rache und Vergeltung, denn das würde nur wieder neues Leid und neuen Schmerz säen. Nein, dieses alte Unrecht will keine Rache, es will nach so langer Zeit nur endlich gesehen und wahrgenommen werden.

Das bewusste und ehrliche Hinsehen, Ansehen, Zulassen, Wahrnehmen und Raum geben unserer "alten" Verletzungen, ist die Basis jeder erfolgreichen Aufarbeitung. Das bewusste Hinsehen allein setzt bereits einen enormen Heilungsanstoß in Gang.

Dazu sollte man wissen:
Jedes Ungleichgewicht, ja sogar jede Disharmonie strebt nach Ausgleich, denn wir Menschen sind alle Teil des Kosmos und unterliegen den kosmischen Gesetzmäßigkeiten oder auch kosmischen Lebensgesetze genannt. Alles im Universum strebt nach Ausgleich, egal wie lange es auch dauern mag.
Dazu passend: Die kosmischen Gesetze

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Aufarbeitung von Schuldzuweisung, Anklage, Verurteilung, Unterdrückung, Unterjochung, Versklavung, Verheimlichung und erzwungenes Stillschweigen

nächster Abschnitt ▼

Um diese Themen in meiner Familie aufzuarbeiten, werde ich die lange Zeit des Totschweigens und des Verheimlichens in unserer Ahnenreihe aufbrechen. Das bedeutet, ich werde unaufgearbeitete Ereignisse, Konflikte, zugelassenes Unrecht, verdrängtes Leid, unterdrückten Schmerz, tiefe Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sowie die dazugehörenden unausgesprochenen Worte und Gefühle, einen erneuten Raum zum Ansehen, einen erneuten Platz zum Darstellen und Ausleben, eine erneute Gelegenheit zur Richtigstellung und der Wahrheit eine neue Stimme zum Aussprechen geben, um so den Weg für eine Aufarbeitung und Heilung in der Familie zu ermöglichen.

Deshalb werde ich bereits in jungen Jahren und über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder mit massiven ungerechtfertigten Schuldzuweisungen und falschen Anklagen und Beschuldigungen konfrontiert. Beginnend mit der Pubertät wird dieser Zustand nochmals verstärkt, zum einen durch ein starkes Gefühl von Aussätzigkeit und Ausgrenzung, was meine Akne auslöst, sowie zum anderen durch ein ebenso starkes Gefühl von Demütigung und Erniedrigung, was das Schneiden meiner Haare bei mir hervorruft.

Das Interessante:

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Mit vollem Magen kann man nicht wissen, wie sich Hunger anfühlt

nächster Abschnitt ▼

"Um zu fühlen, was es wirklich bedeutet, wenn man unerträglichen Hunger hat, muss man zuerst am eigenen Leib spüren, was Hunger zu leiden mit einem Menschen alles machen kann. Erst wenn man fühlt, dass man für eine einzige Kartoffel töten könnte, dann kennt man wirklich das Gefühl von Hunger. Ansonsten kann man bei diesem Thema einfach nicht mitreden."

Das sagte mir einmal meine Mutter aus ihrer eigenen Erfahrung.


Bezogen auf mich: Um meine Aufarbeitung von falscher Schuldzuweisung, Anklage und Verurteilung in meiner Familie überhaupt erst in Gang zu bringen, musste ich zuerst einmal selbst erfahren, wie sich die betroffenen Personen damals in meiner Familie mit ihrer falschen Anschuldigung gefühlt haben mussten. Das bedeutete: ICH selbst musste zuerst IHRE Gefühle spüren, und zwar vollkommen real in mir drinnen, nur so würde ich annähernd die Gefühle der damaligen Personen nachempfinden können.
Oder auch: Nur so kann ich nachempfinden, wie sich Hunger wirklich anfühlt.

Und dann passierte diese Tragödie in meiner Kindheit. Danach wusste ich, wie sich die zerstörerischen Gefühle von falscher Schuldzuweisung anfühlen. Und auch wie es sich anfühlt, über die ganzen Kindheitsjahre hinweg keine Möglichkeit zu haben sich zu wehren, sich zu erklären oder sich zu rechtfertigen sondern mit diesen Gefühlen zu leben. Denn als Kind fehlen einem die Worte zur Erklärung und Rechtfertigung, dies würde sich erst in ein paar Jahren ergeben. Doch bis dahin ist man als Kind allen Anschuldigungen ohnmächtig ausgeliefert.

Und aus dieser ohnmächtigen Wut heraus schwor sich das Kind:
"Wenn ich erst einmal groß bin, um reden zu können, dann werde ich allen erzählen wie es sich wirklich zugetragen hat. Diesen ungeheuerlichen Schuldvorwurf werde ich niemals auf mich sitzen lassen".
Und so wurde ich im Laufe der nächsten Jahre (unbewusst) zu einer Art Experte in Sachen falscher Anschuldigungen und Schuldzuweisungen, denn wie sich das anfühlt, würde ich ab jetzt unzählige Male selbst erleben.

Und genau diese Situation von ohnmächtiger Wut im Herzen, war der Startschuss in meine Lebensaufgabe. Und gleichzeitig wurde damit auch der Grundstein für die Aufarbeitung meines Familien-Erbes gelegt.

Rückblick:
Der tiefere Sinn hinter der Rache

Spätestens ab der Pubertät war ich reif und in der Lage meinen Gefühlen und damit stellvertretend den unterdrückten Gefühlen und Gedanken in meiner Familienreihe einen neuen Raum zum Ansehen und eine neue Stimme zum Herausschreien der Wahrheit zu geben. Denn ich werde alle Ungerechtigkeiten, die mir widerfahren werden niemals dulden oder totschweigen. Nein, ich werde sie aussprechen. Und durch das Aussprechen, durch das "auf den Tisch legen" der Wahrheit, kann sich die alte Ungerechtigkeit in meiner Familienreihe nicht länger verbergen und verstecken sondern ist gezwungen ins Licht zu treten und sich zu zeigen. Und alles was mit dem Licht der Wahrheit angestrahlt wird, kann gesehen werden und verliert dadurch seine Macht.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Der Reinigungsprozess

2022
nächster Abschnitt ▼

Im Oktober 2022 kam es bei mir im Zuge eines über mehrere Wochen andauernden tiefen körperlichen Reinigungsprozesses, sprich hohem Fieber und hämmernden Kopfschmerzen, zu einer umfangreichen Bearbeitung dieses aufgestauten "imaginären Haufens" in meiner Familie- und Ahnenreihe. Dabei spürte ich, dass ich diesen Prozess ohne jegliche Schmerzmittel zulassen musste, da diese störend und verhindernd wirkten. Und so konnte nach vielen Jahren äußerer und innerer Aufarbeitung meines Familienerbes, an der bereits viele Familienmitglieder vergangener Generationen beteiligt gewesen waren, diese uralte Familienlast jetzt abgetragen und geheilt werden.

Das Heilen dieser uralten Familienlast oder auch dieses Familienerbes, schwappte wie eine nicht enden wollende Welle der Erlösung und Heilung zurück durch alle Generationen meiner Familie und Ahnen. Das betraf ebenfalls auch alle daran beteiligten Personen und Ereignisse außerhalb meiner Familie.

Rückblick:
Imaginärer Haufen
Gefühle wie ein Aussätziger

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Aufarbeitung meiner Sensibilität

nächster Abschnitt ▼

Meiiiiiiin Gott, was für'n sensibles Weichei.


Ein weiterer Punkt auf meiner "Aufarbeitungs-Liste" ist die Sensibilität. Ich habe mir (unbewusst) vorgenommen Menschen zu helfen, zurück zu ihrer Liebe zu finden, indem ich sie unterstütze, ihre eigene Liebe und Persönlichkeit zu finden, bzw. zu entfalten. Möglich macht das meine hohe Sensibilität, da ich auch kleinste emotionale Schwankungen in meiner Umgebung genau spüre.

Das bedeutet aber nicht, dass ich das Gefühl von unsensibel, taklos, unpassend und unangemessen nicht kenne. Ganz im Gegenteil, denn das Interessante ist:

Rückblick:
Verborgene Gefühle lesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Aufarbeitung von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit

nächster Abschnitt ▼

Ein weiterer Punkt auf meiner "Aufarbeitungs-Liste" sind Gefühle von tiefer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Ich habe mir vorgenommen, diese tiefen negativen und selbstzerstörerischen Gefühle und Gedanken, anderen Personen abzunehmen. Insbesondere Personen aus meiner Familie, aber auch anderen aus meinem unmittelbaren Umfeld, die davon betroffen sind.

Warum ich das kann? Weil Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit nicht zu meiner Persönlichkeit gehören. Meine Persönlichkeit ist die Klarheit und emotionale Stabilität Und genau deshalb kann ich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und ähnliche Gefühle zu 100% bei mir willkommen heißen, sie annehmen und umarmen.

Das Abnehmen dieser Gefühle von anderen funktioniert aber nur dann, wenn:

  1. ich zu 100% bei mir bin
  2. und wenn es zum Wohle der Person ist, der ich es abnehme. Es funktioniert nicht, wenn diese Person genau über diese Gefühle noch wichtige eigene Erfahrungen machen will.

Das bedeutet aber nicht, dass ich diese selbstzerstörerischen Gefühle nicht kenne. Ganz im Gegenteil, ich habe sie mein halbes Leben lang immer und immer wieder im vollen Ausmaß gefühlt. Es gibt da nämlich einen Haken ("Ich wusste doch, dass da was faul ist."):

Gefühle von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind für die meisten von uns unwillkommene, ungewollte und unerwünschte Gefühle, die wir nur allzu gerne verdrängen, unterdrücken und beiseiteschieben, statt dass wir sie ansehen, akzeptieren und leben. Ganz zu schweigen davon, dass wir uns selbst fragen, warum wir diese Gefühle eigentlich haben und was dahinter steckt. Mit anderen Worten: Wir wollen solche Gefühle nicht haben und unterdrücken sie in vielen Situationen. Doch sie existieren nun einmal und wollen gesehen und gelebt werden. Denn nur durch das bewusste Ansehen und damit "ins Licht stellen", kann eine Heilung eingeleitet werden. Dagegen behält alles was sich im Verborgenen versteckt weiterhin seine Macht.

Doch es gibt eine einfache Lösung und die heißt Annahme.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Ablehnung und Annahme: Zwischen Kampf und Heilung

nächster Abschnitt ▼

Nachtrag zu: Aufarbeitung von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit:

Über viele Jahrzehnte hinweg habe ich versucht Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu verdrängen, wegzumachen und abzulehnen. Doch durch meine Ablehnung wurde es nur noch schlimmer. Bis ich endlich herausfand, dass die Annahme dieser Gefühle letztendlich der Schlüssel zur Lösung ist, da ich mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit "nichts am Hut" habe. Meine Stärke ist die Klarheit und emotionale Stabilität.
Eigentlich ziemlich einfach, das mit der Ablehnung und Annahme. Das weiß ich nun, auch wenn ich dafür Jahrzehnte gebraucht habe.

Mit der Ablehnung und Annahme verhält es sich genauso wie mit dem Leitspruch von Nanny McPhee:
"Wenn ihr mich braucht, aber nicht wollt, dann muss ich bleiben. Wenn ihr mich wollt, aber nicht länger braucht, dann muss ich gehen."

Schon seit frühester Kindheit wurde ich, ohne mir dessen bewusst zu sein, für obige Aufgaben kontinuierlich vorbereitet und geschult, denn ich war quasi pausenlos umgeben von oben genannten Gefühlen. Doch ich wurde und werde auch weiterhin stets durch meine Familie in dieser Welt sowie meinen Vorfahren oder Ahnen in einer anderen Welt tatkräftig unterstützt und begleitet. Übrigens werden wir das alle, auch wenn uns das nicht immer bewusst sein sollte.


x

Überwiegend in der ersten Hälfte meines Lebens geriet ich immer wieder an Personen, die mich aus heiteren Himmel heraus mit aggressiver Streitenergie ungerechtfertigt beschimpften, beschuldigten und anklagten und damit in mir starke Wutgefühle von ungerechter Schuldzuweisung, Anklage und Verurteilung auslösten. Dazu gehörten auch unzählige Situationen, in denen ich selbst (unbewusst) durch meine zu vorschnell aktivierten Schutzmechanismen erst obiges Verhalten anderer auslöste und sie sich wiederum vor mir schützen wollten. Damit begann das alte Ping Pong Spiel der gegenseitigen Schuldvorwürfe. Meine noch unaufgearbeiteten Verletzungen machten mich blind und unfähig dieses Spiel zu erkennen.

Heute weiss ich:
Nur die Vereinigung der Gegensätze, nur die Annahme, führt zur Heilung. Ein Kampf kann niemals zu einer Heilung führen.

Doch um zu dieser Einsicht zu gelangen, bedurfte es noch diverser eigener Erfahrungen mit dem Thema Kampf und kämpfen.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Neue Sichtweise auf die weibliche Welt

nächster Abschnitt ▼

Die wohl wichtigste Lehre in meinem Leben bekam ich von meiner Mutter, aufgrund ihrer extremen Gefühlsschwankungen, die zwischen bedingungsloser Liebe und großer Verletzung hin und her schwappten.

Was ich nicht wusste war, dass ich mir (unbewusst) vorgenommen habe extreme Gefühlsschwankungen anderen Personen abzunehmen, die stark davon betroffen sind.
Warum? Weil diese Gefühlsschwankungen nicht zu meiner Persönlichkeit gehören. Meine Stärke ist die Klarheit und emotionale Stabilität. Und genau deshalb kann ich Gefühlsschwankungen zu 100% willkommen heißen, es umarmen und annehmen. Doch nur dann, wenn ich wirklich bei mir bin. Und es klappt nur dann, wenn es zum Wohle der Person ist, der ich es abnehme. Es funktioniert nicht, wenn diese Person genau über dieses Gefühl noch wichtige eigene Erfahrungen machen will.

Das bedeutet aber nicht, dass ich Gefühlsschwankungen nicht kenne. Ganz im Gegenteil, denn das Interessante ist:

Ich brauchte fast 50 Jahre, um den eigentlichen Sinn dahinter zu verstehen.

Rückblick:
Die Botschaft meiner Mutter

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Das Geschenk

nächster Abschnitt ▼

"Ich sage Dir: Deine Mitmenschen bestimmen über DEINEN Alltag und über DEIN Leben. Und zwar, weil sie durch ihr Verhalten, durch ihr Benehmen und durch ihre Bemerkungen und Aussagen einen enormen Einfluss auf Deine Gefühle und Emotionen haben."

Ich weiß, das ist sehr provokativ, aber bitte denke einmal ehrlich darüber nach, inwieweit obige Aussage bei Dir zutrifft.


Heute sehe ich mich als eine Art Übermittler, der sein gelebtes Wissen an kommende Generationen weitergibt. Ich sehe es als Aufgabe und Herausforderung an, anderen von meinem Wissen und meinen Erfahrungen und Erlebnissen zu berichten. Heute erkenne ich meine Erfahrungen in Sachen falscher Anschuldigungen und Schuldzuweisungen als das an, was sie wirklich sind: Als ein Geschenk und eine Möglichkeit einer Aufklärung und Heilung.

Das Geschenk der Bewusstwerdung
Sobald ich heute bei einer an mich gerichtenten Anschuldigung, Schuldzuweisung oder Anklage aus meiner üblichen Abwehr- und Schutzhaltung bzw. aus der Rechtfertigung und dem Gegenangriff herausgehe, was ich übigens Jahrzehnte lang nicht tat, weil sie mich vor Verletzungen schützen sollten und was nur bedingt funktionierte, kann ich bei anderen erkennen, wie er/sie sich gerade fühlt und dass er/sie sich eigentlich gerade selbst beschuldigt, sich selbst anklagt oder sich selbst niedermacht. Auch wenn er/sie eine Maske aus Ablenkung oder Weglächeln oder Fröhlichkeit oder Anklage oder Wut oder Zorn oder ... oder ... oder .. auch immer darüber gestülpt hat.

Wenn ich also aus meiner Abwehr- und Schutzhaltung herausgehe - und nur dann, habe ich ab diesem Momment die Möglichkeit und die Wahl, wie ich mich verhalte:

Wenn ich den Kampf wähle, was ich mein Leben lang tat, ziehe ich dadurch automatisch jegliche Kampfenergie in meinem Umfeld wie ein Magnet an und dann eskaliert oft die Situation und endet im Chaos.
Wenn ich allerdings nicht in den Rückzug gehe und nicht auf die An- oder Beschuldigungen reagiere sondern stattdessen in ein ehrlich und aufrichtiges Verständnis und Mitgefühl für mein Gegenüber gehe, entziehe ich dadurch automatisch jeglicher Kampf- und Streitenergie den Nährboden und es kann so eine Atempause und Beruhigung einkehren.

Diese Erkenntnis und oft gelebte Erfahrung, bezeichne ich als ein Geschenk.


x

"Aber ich kann mir das doch nicht alles gefallen lassen?" fragst Du Dich vielleicht?
Natürlich nicht, aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass Du aus dem Ping Pong Spiel der gegenseitigen Anschuldigungen und Rechtfertigungen heraus gehst. Es geht darum, dass Du den Kreislauf des Kampfes und der Vergeltung verlässt. Damit meine ich: Wenn Du Dich von Deinem Gegenüber angegriffen oder schlecht behandelt fühlst, dann Frage Dich zuerst:

  • Behandle ICH mich selbst (noch) schlecht?
  • Klage ich ICH mich selbst (noch) an?
  • Verurteile ICH mich selbst (noch) für ein mögliches Verhalten?

Betrachte die Äußerungen Deines Gegenübers als ein Geschenk. Nutze sie als Chance. Vielleicht drückt Dein Gegenüber gerade in eine bei Dir noch nicht geheilte Wunde oder Verletzung und das tut natürlch weh. Wenn das so ist, dann schaust Du gerade nur in DEINEN EIGENEN Spiegel.

Wie war das noch gleich:
"Hey Marty McFly, Du feige Sau!"
"???... Grrrrrr... Niemand nennt mich eine feige Sau".
Zack! Und schon ist Marty McFly zur Marionette seines Gegenübers geworden, nur weil sein Gegenüber "seinen Knopf" gedrückt hat.

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Wegbereiter für ein neues Zeitalter

nächster Abschnitt ▼

Ich sehe mich als Ankündiger, Wegbereiter, Mithelfer, Unterstützer und Stimme für ein kommendes neues Zeitalter, für eine, wie ich sie nenne "Neue Welt". Damit ist gemeint:

"Neue Welt", in der die Jahrtausende alte Machtherrschaft und gewalttätige Unterdrückung durch menschenverachtende Gewaltherrscher, Diktatoren, Despoten, Tyrannen und Monarchen ein Ende findet. Ebenso sehe ich mich als Ankündiger einer neuen Ära, in der jegliche Art von Manipulation ans Licht kommt und letztendlich zerfallen wird. Es wird sich ein Tor für ein neues Bewusstsein öffnen und damit wird die Menschheit wieder zueinander finden.

Dazu passender Beitrag:
Die "Alte Welt" und die "Neue Welt" Wir befinden uns mittendrin in einem umwälzenden Veränderungsprozess, der sich auf alle Bereiche unseres Lebens bezieht und davon sind alle Bewohner dieser Erde betroffen. Dieser Prozess der Schwingungserhöhung und Energieanhebung ermöglicht es allen Lebewesen, sich von den Jahrtausende alten "schweren" Denkmustern, Verhaltensweisen und Strukturen zu befreien und hin in die Leichtigkeit, in die Bewusstwerdung und in die Neuorientierung zu bewegen. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Kommunikator zwischen dem Schatten und dem Licht

nächster Abschnitt ▼

Ich arbeite schon seit vielen Jahren als eine Art Kommunikator und Vermittler zwischen "zwei Welten" und zwar zwischen dem Schatten auf der einen und dem Licht auf der anderen Seite. Ich stehe in der "geistigen Welt" allen Schattenanteilen als Kontakt und loyaler Ansprechpartner zur Verfügung, insbesondere wenn es um Dinge wie Klarheit, Offenheit, Ehrlichkeit, Direktheit und Wahrhaftigkeit geht. Ich biete allen Energien, die den Wunsch nach einer Unterstützung und Veränderung haben, eine Möglichkeit, einen Weg an, sich aus ihrer Getrenntheit und Isolation zu lösen und zurück in die Gemeinschaft, zurück in die offenen Arme der Familie zu gelangen. Es ist allein ihre Entscheidung.

Für mich ist klar, dass diese "zwei Welten", also der Schatten und das Licht, letztendlich sowieso zusammen gehören, man kann sie gar nicht trennen, sie waren auch niemals getrennt. Außerdem kann "eine Welt" ohne die andere gar nicht existieren. Es gibt kein Licht ohne Schatten sowie auch umgekehrt. Beide Seiten sind auf der Erde immer zu gleichen Anteilen vorhanden.

Zu diesem Zweck installierte ich vor Jahren mein Herz als imaginäre Brücke genau in der Mitte zwischen dem Schatten auf der einen und dem Licht auf der anderen Seite. Damit biete ich allen Energien, die eine Veränderung oder Unterstützung oder Hilfe benötigen die Möglichkeit an, sicher und beschützt über diese Brücke, über mein Herz, vom Schatten ins Licht gehen zu können. Das betrifft alle Schattenanteile sowie Energien, Seelen und verirrte verstorbene Personen, die sich davon angesprochen fühlen. Und das betrifft auch das gesamte Tierreich.

Dazu passender Beitrag:
Imaginäre Lichtstationen und Klarheitsstationen Lichtstationen und Klarheitsstationen sind ein Netzwerk aus imaginären Info- und Kontaktstationen, die sich in der geistigen Welt oder auch geistigen Ebene befinden und ein strahlend leuchtendes Licht, bestehend aus reiner Liebe und Herzensqualität abstrahlen. Weiterlesen

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Der Rückblick

nächster Abschnitt ▼

Heute blicke ich auf 45 Jahre zurück, in der ich an der Seite eines Mediums lebte und dadurch hunderte Male Live miterfahren habe, wie es ist mit Tieren, mit Pflanzen und mit Verstorbenen zu sprechen. Dabei habe ich diese Liebe und diese Magie gespürt, die dabei geflossen ist. Liebe und Magie beschreibt es ganz gut, denn wenn diese "Unterhaltung" geschieht, bleibt die Zeit für einen Moment lang stehen und man spürt genau: Hier passiert gerade etwas Besonderes, aber doch Vertrautes, das der Verstand allerdings nicht fassen und nicht glauben kann. Aber trotzdem ist es wahr, ist es echt. Diese Fülle nehme ich in großer Demut an.

Diese einzigartigen Erfahrungen haben mein Leben und meine Sicht- und Denkweise zu mir selbst, zu meinen Mitmenschen und zu allem Leben auf dieser Erde von Grund auf verändert. Und nach unzähligen persönlichen "Gesprächen" mit den Jungs und Mädels "von oben", gab es keinen Zweifel mehr für mich, dass neben unserer "realen" Welt, auch eine geistige Welt existiert. Und diese ist genau so echt und real.

Deshalb möchte ich meine langjährigen persönlichen Erfahrungen als eine Art Aufklärungsarbeit an andere interessierte Personen weitergeben, damit uns bewusst wird, wer wir wirklich sind, was wir uns im Leben vorgenommen haben und was wirklich hinter unseren täglichen Begegnungen, Herausforderungen und Problemen steckt.

Ich schreibe meine Erfahrungen auch deshalb so detailliert nieder, weil ich vieles davon als Beispiel für ein wiederkehrendes Muster halte, dass man auf viele andere hartnäckige und immer wiederkehrende Probleme und Bereiche übertragen kann. Denn jeder einzelne von uns hat sich in seinem Leben ganz bestimmte Aufgaben und Herausforderungen vorgenommen, zum Beispiel mit seiner Familie oder seinen Partnern oder, oder.

Wenn Sie sich jetzt davon angesprochen fühlen, dann gehen Sie Ihren Gefühlen nach. Gehen Sie auf die Suche nach dem WARUM und WESHALB Ihrer hartnäckigen Probleme. Ich versichere Ihnen: Es lohnt sich.

Dazu passender Beitrag:
Das Prinzip der wiederholenden Muster Es gibt in unserem Leben wiederholende Verhaltensmuster oder Verhaltensstrukturen, die auf viele Personen und Ereignisse im täglichen Leben zutreffen. Mehr

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens)Aufgabe | Start Kapitel ▲

Unsere kosmische Verbundenheit

nächster Abschnitt ▼

Wir alle sind mit einem unsichtbaren, kosmischen Band miteinander verbunden. Und jeder unserer Handlungen oder Taten sowie auch jeder unserer Gedanken, hat immer direkte Auswirkungen auf uns selbst und auch auf unser Umfeld sowie auch auf alles andere auf dieser Erde. Alles ist mit allem immer verbunden.

Deshalb: Alles was JEDER VON UNS tut, macht oder denkt, hat auch immer Auswirkungen auf alle anderen und alles andere. Und das im ganzen Universum.

Dazu passender Beitrag:
Das kosmische Gesetz des Miteinander Alle Menschen sind energetisch miteinander verbunden und bilden zusammen eine unbewusste Gemeinschaft. Auch wenn sich viele Menschen einsam und allein fühlen so ist niemand wirklich allein. Wir sind IMMER alle miteinander verbunden. Auch wenn sich Menschen bewusst von anderen abgrenzen oder sich bewusst von der Gemeinschaft fernhalten, isolieren oder verschließen, sind sie dennoch immer mit anderen Menschen verbunden. Weiterlesen

Wir sollten uns wieder daran erinnern, dass jeder von uns gedanklich und energetisch mit unseren verstorbenen Familienmitgliedern und Ahnen untrennbar verbunden ist. Und das zu jeder Zeit, immer. Dadurch haben wir einen enormen Wissenszugang zu allem, was unsere Vorfahren sich als Erfahrung und Wissen angeeignet haben. Dieses Wissen können wir "ins uns hören", wenn wir uns gedanklich darauf konzentrieren. Das haben alle unsere Vorfahren gewusst und genutzt. Damit verfügen wir alle über ein enormes Wissen über die Erde und über die Natur. Die Ureinwohner unserer Erde wissen seit ewigen Zeiten wie man mit Respekt und Würde im Einklang mit der Natur lebt, denn sie machen das schon seit Jahrtausenden. Und das Wissen darum wird bei ihnen von einer Generation zur nächsten weitergegeben, damit es nicht verloren geht.

Diese machtvollen Instrumente, die jeder von uns nutzen kann, bedeuten allerdings eine große Gefahr für all diejenigen, die sich vorgenommen haben, die Menschheit zu manipulieren, zu unterdrücken und zu versklaven, denn das kann man mit "aufgeklärten" und sich selbst bewussten Menschen kaum machen. So wird bereits seit Jahrtausenden immer wieder von neuem daran gearbeitet, die Menschheit ständig in Angst und Schrecken zu halten und erfundene Feindbilder zu erschaffen, damit sich die Menschheit gegenseitig bekämpft. Dazu gehört auch uraltes überliefertes Wissen von unseren Vorfahren als dumm und primitiv zu belächeln, da die heutige Menschheit doch zivilisiert und fortschrittlich ist. Man bezeichnet das alte Wissen als Hexen- und Teufelswerkzeug und zieht alles systematisch ins Lächerliche, bis die Glaubwürdigkeit zerstört wurde.

Doch diese Lügen haben keinen wirklichen Bestand, denn die Menschheit erkennt immer mehr, dass nur ein ganzheitliches Leben mit der Natur ein Weg aus unserem selbstzerstörerischen Handeln und Denken sein kann. Und dazu gehört, wieder über sich selbst bewusst zu werden.


---- Ende Kapitel 13 ----

Start Kapitel 13: Begabung, Gegenpol, Aufgabe ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  

 


zum Seitenanfang   ▲  
Start Kapitel 14: Ich kann später einmal sagen

Ich war dabei,

nächster Abschnitt ▼

...und noch so vieles, vieles mehr. Woran erinnern Sie sich noch?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 14: Ich kann später einmal sagen | Start Kapitel ▲

Auch das möchte ich noch sagen

nächster Abschnitt ▼

Seit langer langer Zeit erleben wir, wie Machthaber und ganze Staaten die Menschenrechte mit Füßen treten und Andersdenkende mit totalitären und gewalttätigen Methoden brutal niederschlagen, mundtot oder ganz verschwinden lassen. Oder Länder, die ganze Ur-Völker mit staatlich geplanter Förderung und Berechnung systematisch ausrotteten und einige das sogar heute noch machen.
Wenn ich mir jetzt einmal in Erinnerung bringe, dass ich in einem freien Land geboren und aufgewachsen bin mit all den dazugehörigen Privilegien und Menschenrechten, dann sehe ich das als große Gnade und als Geschenk an, denn meine ganz selbstverständlichen Freiheiten sind für die meisten Menschen und Völker - und Tiere - auf dieser Erde heute immer noch unerreichbar.


Für mich als Erinnerung:
Bis heute erfuhr ich in meinem Leben:
  • keine Unfreiheit
  • keine gewalttätige Unterdrückung
  • keine Verfolgung und Unterjochung
  • keine Versklavung
  • keine Zwangsarbeit
  • keine Gefangenschaft
  • keine Folter
  • keine Chancenlosigkeit
  • keine Hoffnungslosigkeit
  • keine Ausweglosigkeit
  • keine schwere Krankheit
  • keine Armut
  • keine Not
  • keinen Hunger
  • und keinen Krieg
Stattdessen lebe ich, darf ich leben:
  • in Frieden
  • in Freiheit, als freier Mensch
  • in Selbstbestimmung
  • in Meinungsfreiheit
  • in Chancenfreiheit
  • in Grenzenlosigkeit
  • in Gesundheit
  • in Wohlstand
  • in Sattheit
  • in Überfluss
  • in Lebensfreude
  • in Kreativität
  • in Liebe und Freundschaft
  • in Wandlung und Veränderung

Doch eines meiner größten Geschenke war, dass ich aufgrund meiner hartnäckigen Suche den wahrend Grund erfahren durfte, warum ich in meiner Kindheit und Jugend so tiefe negative Erfahrungen erlebt und gelebt habe. Seitdem verstehe ich endlich den tieferen Sinn, der dahinter steht. Seitdem verstehe ich endlich, wie wichtig diese negativen Erfahrungen für mein späteres Leben sein sollten. Denn nur weil ich in meiner Jugend so tiefe negativen Erfahrungen machte, konnte ich als Erwachsener genauso tief im POSITIVEN auf Ereignisse und Personen reagieren. Dieses Negativ-Positiv Verhältnis oder Zusammenspiel oder Bedingung, war eine mächtige Erkenntnis für mich, die dazu beitrug, dass ich auch endlich Frieden mit meiner negativen Vergangenheit schließen konnte, mit der ich so lange haderte.

Heute bin ich für jede Erfahrung dankbar, die ich machen durfte, auch für die schmerzhaften und leidvollen Erlebnisse. Heute habe ich den tieferen Sinn dahinter verstanden, oder wenigstens einen Teil davon, was wiederum dazu führte, dass ich meine Erfahrungen, und ganz besonders die schmerzhaften, entsprechend würdigen, wertschätzen und anerkennen konnte, denn all das hat dazu beigetragen, dass ich (wieder) zu dem Menschen wurde, der ich wirklich bin.

Deshalb möchte ich meine persönlichen langjährigen Erfahrungen als eine Art "Aufklärungsarbeit" an andere interessierte Personen weitergeben (siehe Meine Beiträge), damit uns bewusst wird, wer wir wirklich sind, was wir uns im Leben vorgenommen haben und was wirklich hinter unseren täglichen Begegnungen, Herausforderungen und Problemen steckt.


Übrigens:
Problem bedeutet = das Vorgeworfene, das Vorgelegte, das, was uns (zur Lösung?) vorgelegt wurde.

Das Problem zeigt also die Lösung!
Das Problem zeigt auf den Felsen, der uns im Weg liegt!

Komisch, dass wir Probleme immer als negativ und schrecklich ansehen: "Ohje. Da gibt es schon wieder ein Problem".
Warum nicht: "Danke für den Hinweis, denn der Felsen (das Problem) zeigt mir die Lösung".

Doch wie so oft im Leben: Man kann jemanden einen Lottoschein mit 6 Richtigen direkt vor die Nase halten und sagen: "Bitteschön, hier ist die Lösung Deines Problems, genau vor dir, Du brauchst nur zugreifen".
Doch was passiert? Derjenige schaut Dich verwundert an und sagt: "Was meinst Du damit?" Er sieht die Lösung nicht, obwohl sie genau vor ihm liegt.

Dazu passender Beitrag:
Probleme sind "Geschenke" des Lebens Die meisten Probleme sind nicht real, sie stammen entweder aus der Vergangenheit oder sind noch gar keine Probleme, weil sie noch in der Zukunft liegen. Wenn wir vergangene Probleme nicht loslassen und uns im Heute damit beschäftigen, dann nähren wir nicht nur weiter das alte Problem, sondern wir verhindern unser künftiges Glück. Wer zu viel in die Vergangenheit schaut, der übersieht, was das Heute zu bieten hat und kann auch nicht die Chancen die das Leben Heute bereit hält erkennen. Weiterlesen

 

"Am Ende muss jeder für sich alleine kämpfen".

Ach Mumpitz! Wir sind alle miteinander verbunden.

 


Bitte bedenken Sie:
Wir alle sind mit einem unsichtbaren, kosmischen Band miteinander verbunden und jeder unserer Handlungen oder Taten sowie jeder unserer Gedanken, hat direkte Auswirkungen auf unser Umfeld sowie auch auf alles andere auf dieser Erde und noch weit, weit darüber hinaus. Deshalb sind wir in jeder Sekunde der ALLEINIGE Schöpfer unserer eigenen Realität. Den meisten von uns ist das nicht wirklich klar. "Na ich weiß nicht. Kann das wirklich sein?" Wir haben schlichtweg vergessen, wer wir wirklich sind und welche fantastischen Möglichkeiten uns in jeder Sekunde unseres Lebens zur Verfügung stehen, denn dann würden wir erkennen, welche Wunder in jedem Augenblick um uns herum geschehen.

Dazu passender Beitrag:
Die Magie unserer Worte und Gedanken Unsere Worte und unsere Gedanken sind mächtige Werkzeuge. Seien wir uns bewusst, mit welcher schöpferischen Macht wir durch unsere Sprache ausgestattet sind. Jeder kann durch ein bewusstes Denken und Sprechen "Berge versetzen". Weiterlesen

 


"Träume sind Schäume. Davon wird man nicht satt. Nur durch harte Arbeit, bringt man es im Leben zu etwas".

Ach Papperlapapp! Am Anfang steht immer ein Traum oder eine Vision.

zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 14: Ich kann später einmal sagen | Start Kapitel ▲

Und noch ein Tipp

nächster Abschnitt ▼

Der ultimative Tipp schlechthin: Vor Gebrauch zu schütteln. Nach dem Schütteln nicht mehr zu gebrauchen.


Wenn Du einen Traum, eine Idee oder eine Vision hast und Dir von ganzem Herzen wünschst, diese zu verwirklichen, dann fange JETZT und HEUTE damit an. Verschiebe nichts auf Morgen. Mache es heute. Morgen sind wieder ganz andere Sachen wichtig und Du verschiebst es auf Übermorgen oder auf nächste Woche oder wenn Du Urlaub hast oder wenn Du in Rente gehst oder, oder, oder. Und plötzlich sind Monate und Jahre vergangen und irgendwann sagst Du Dir: "Naja, das war mal ein Traum von mir. Das wäre sowieso nichts geworden".

Oder Du hast felsenfeste Argumente, die absolut dagegen sprechen jetzt zu beginnen:
"Also jetzt passt es nun wirklich überhaupt nicht. Heute habe ich wirklich wichtigere Dinge zu tun! Ich hab ja schließlich auch noch eine Familie zu versorgen oder einen Beruf, um den ich mich kümmern muss. Irgendwoher muss ja das Geld kommen. Also SOOO einfach ist es nicht getan".

Vielleicht hast Du auch Argumente wie: Fehlende finanzielle Mittel, fehlende Zeit, fehlende Ausbildung, stressiger Beruf, Partner, Eltern usw., dann möchte ich Dir sagen: Das sind alles faule Ausreden, weil Du kein Vertrauen in Deine eigenen Fähigkeiten hast, und das ist ganz normal und verständlich, weil die meisten von uns diese Ängste haben. Doch wenn Du es wirklich von Herzen willst, dann fange einfach an, jeden Tag ein bisschen mehr. Der Rest kommt dann von allein.

Hast Du schon mal überlegt, dass Deine "Argumente" vielleicht nur Dein Schutz sind? Dein Schutz vor Deiner Selbsterkenntnis? Weil Du Selbsterkenntnis vielleicht mit Schmerz oder Leid oder Kummer gleichsetzt? Und wenn man etwas bei sich selbst erkennt, dann hat man keine Ausrede mehr parat.

Bitte denke immer daran: Du bist ein großartiger Mensch, der über fantastische Ideen, geniale Fähigkeiten und über ein riesiges Energie- und Machtpotential verfügt.
Gehe auf die Suche nach Deinen Fähigkeiten. Du wirst staunen, welche Türen sich dann plötzlich öffnen.

Bedenke auch: Bei allem, was wir Menschen erschaffen und vollbracht haben, gab es am Anfang immer EINE Person mit diesem, einen Traum. Alles beginnt immer mit einem Gedanken, einer Idee, einer Vision, einem Traum. Und Träume bleiben solange Schäume, bis man sie in die Tat umsetzt.


Gib Deine Träume nie auf!
Erfülle Dir Deine Träume!
Lebe Deine Träume!

Gehe keine faulen Kompromisse mehr ein sondern finde heraus, was Dir wirklich am Herzen liegt und dann fange einfach an und mache es mit voller Begeisterung.

Mache es nicht abhängig von Erfolg, Geld, Ruhm, Anerkennung, Bestätigung oder sonstigem. Vergiss das alles, denn das hat keinen wirklichen Wert, es ist nur Schein. Mache es mit Deinem Herzen, denn dann kommt alles andere wie von selbst, denn dadurch ziehst Du alles andere "magisch" an.

Gehe das größte Risiko ein, was es gibt: Sei einfach Du selbst.

 



nächster Abschnitt ▼

Unsere Ausreden-Liste:

  • hätte
  • könnte
  • würde
  • sollte
  • müsste
  • wenn... dann...
  • das geht gerade nicht
  • ich muss erstmal aufräumen
  • ahhh, mir tut plötzlich alles weh
  • mach' ich morgen, versprochen
  • also, das passt mir jetzt gar nicht
  • ich hab' zu viel Stress
  • ich hab' kein Geld
  • ich bin zu müde, ich muss jetzt schlafen
  • ich hab' keine Zeit, ich hab' noch so viel zu tun
  • vielleicht brauche ich noch eine weitere Ausbildung?
  • vielleicht kann ich das gar nicht?
  • vielleicht werde ich abgelehnt?
  • ich weiss nicht, ob ich eine weitere Enttäuschng verkraften kann
  • ich möchte darüber nicht reden, ich bin noch nicht so weit
  • und außerdem hab' ich jetzt einen Termin
  • und überhaupt muss ich jetzt erstmal auf's Klo
  • hör' mal, wir reden morgen darüber, ganz bestimmt. Das machen wir auf jeden Fall.

Übrigens:
"Auf jeden Fall" bedeutet in den meisten Fällen:
"Das mache ich auf KEINEN Fall. Ich hab' jetzt einfach keinen Bock mehr mir Dir zu reden".

Auch sehr beliebt:
"Ich ruf' Dich auf jeden Fall an".
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie noch heute auf den Anruf.

Auch immer wieder gern genommen:
"Auf alle Fälle. Um jeden Preis. Unter allen Umständen. Ganz gewiss. Ganz sicher. Aber selbstverständlich. Unbedingt. Egal was auch passiert". (das bedeutet: Mich siehst Du nie wieder...)

Und wenn alles nichts hilft:
Ablenken, ablenken und nochmals ablenken mit: Weglächeln, weglachen, hinnehmen, aushalten, ertragen, aussitzen, übergehen und das Gespräch auf ein anderes Thema lenken: "Sag' mal, ist Dir überhaupt schon meine neue Frisur aufgefallen?"

Die allerletzte Notbremse:
Husten, verschlucken, röcheln, in Ohnmacht fallen


Schluss damit!
Hör' auf Dich zu verstecken!
Hör' auf weiter rum-zu-eiern!
Hör' auf alles zu verschieben!
MACH' ES EINFACH !
MACH' ES JETZT !


Frag' Dich lieber:

  • Was will ICH?
  • Was begeistert MICH?
  • Was liegt MIR wirklich am Herzen?
  • Was hindert mich daran, es zu tun?
  • Warum mache ich es nicht einfach?

TREFFE EINE ENTSCHEIDUNG !
JETZT !


1... 2... 3... 4... 5...

Das waren 5 Sekunden Deines Lebens, Deiner Lebenszeit. Und gerade eben sind weitere 5 Sekunden vergangen. Diese Zeit kommt nie zurück. Verschwende keine weitere Zeit Deines Lebens für belangloses Zeug. In 5 Sekunden kannst Du vieles erreichen und verändern. So kannst Du jemanden DAS sagen, was Du dieser Person vielleicht schon immer sagen wolltest. Vielleicht ist es ja: "Ich liebe Dich."


---- Ende Kapitel 14 ----

Start Kapitel 14: Ich kann später einmal sagen ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 15

Danksagung

2022
nächstes KAPITEL ▼

---- Ende Kapitel 15 ----

Start Kapitel 15: Danksagung ▲

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 16

Zeit des Verzeihens und Vergebens

2022
nächstes KAPITEL ▼

---- Ende Kapitel 16 ----

Start Kapitel 16: Zeit des Verzeihens und Vergebens ▲


Übrigens:
Was würdest Du tun, wenn Du nur noch einen Tag zu leben hättest?
Wie würdest Du diesen Tag verbringen?
Wie würdest Du Dich anderen zeigen?

 


zum Seitenanfang   ▲  
Kapitel 17

Projekte & Websites

2000
Erste eigene Homepage programmiert
2003
Erste eigene Business-Homepage
2003
➚ eBay Shop-Big-Feeling Tunikas & Kaftane in Übergrößen
2008
United-Spirit-Center.com Spirituelles Schulungszentrum für Bewusstseinsarbeit
2011
➚ Big-Feeling.de Tunikas in Übergröße
2020
➚ SavTee SavTee PIM: zentrale editierbare Inhaltspflege
2020
➚ SavTee WordPress SEO Plugin + Software System
2021
Lichtstationen Imaginäre Lichtstationen und Klarheitsstationen
2021
Unterwasser-Lichtstationen Imaginäre Unterwasser-Heilungsstationen für alle Meeresbewohner
2021
TransFear Imaginäre Angst-Empfangsstationen
2021
Menschlichkeit Die Ära der Verschmelzung

➚ = Umleitung auf andere Internet-Adresse

Ruhestätten

Mein Vater (1980), meine Mutter (1999) und meine Frau Sylvie (2016) sind auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt. Meine Schwester Renate hatte eine Seebestattung (2009) auf der Ostsee.



---- Ende Kapitel 17 ----

Start Kapitel 17: Projekte & Websites ▲


Audio-Titel:
Our Inside Battle
Schlittschuhlaufen auf dem Waldsee
Der Kontakt
Folge Mir
Leb' wohl mein geliebtes Ibiza

© Alle Audio-Titel sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur für den persönlichen Gebrauch verwendet werden. Jede Form der Vervielfältigung, Vermietung, Aufführung oder Verbreitung ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Urheber erlaubt.

 


Diese Seite mit anderen teilen
Teilen
https://www.united-spirit-center.com/pr.php
QR CODE
So holst Du Dir unsere Website als ICON auf Dein Android-Handy:
  • Scanne den QR-CODE zu unserer Website
  • Tippe rechts oben auf die 3 Punkte
  • Wähle: Zum Startbildschirm hinzufügen

zum Seitenanfang ▲



← Meine Beiträge

Autor: Peter Reifegerste

 
Diese Seite: Meine Autobiographie