Viel mehr als "nur"
Meine lange Lebensreise zurück nach Hause.
Mache Dich auf die Suche nach Deinen (Auf)Gaben und Fähigkeiten. Finde dabei Deinen eigenen Weg und folge ihn mit Deinem ganzen Herzen und Deinem ganzen Sein. Lass Dich dabei nicht von anderen abbringen oder verunsichern. Lebe einfach Deine wahre Qualität und setze damit Samen von Hoffnung, Mut und Vertrauen. Und ich sage Dir: ES WIRKT !
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Liebe Leserin, lieber Leser.
Diese Autobiographie ist viel mehr als "nur" meine selbst geschriebene sachliche Lebensgeschichte, sondern sie steht als Abbild für viele meiner tiefsten Gefühle, Gedanken, Erlebnisse und Erkenntnisse. Es ist mein Wunsch damit auch aufzuzeigen, dass insbesondere viele meiner glücklichsten sowie schmerzhaftesten Erlebnisse in einem sinnhaften Zusammenhang stehen und einem übergeordneten Plan folgten. Diesen Plan nennt man auch Lebensaufgabe.
Vielleicht erkennen Sie beim Lesen ja auch den ein oder anderen Zusammenhang in Bezug auf Ihr Leben, auf Ihre Gefühle, auf Ihre Gedanken und auf Ihre Erlebnisse. Vielleicht hilft es Ihnen ja auch ein wenig den Sinn Ihres Lebens besser zu verstehen oder gar Ihre Lebensaufgabe zu erahnen oder zu erkennen.
Ich wünsche Ihnen beim Lesen tiefe Emotionen, die Sie nachdenklich stimmen und die dazu führen, dass sich Ihr Herz weit öffnet. Für andere, für Ihre Liebsten, aber im Besonderen für Sie ganz persönlich.
Herzlicht, Peter Reifegerste.
Kapitel
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"Ich folgte stets dem Ruf meiner Gefühle statt dem der Beliebtheit. Das eine ist Echt, das andere nicht."
Klar, alles geht einmal zu Ende, wir leben ja schließlich nicht ewig. "So ist das Leben eben. Aber trotz allem geht das Leben doch immer weiter", sagt man doch so gern.
Natürlich geht das Leben weiter, irgendwie. Aber nur noch für die anderen.
Ich kenne diese Gefühle, denn ich habe sie alle aus vollem Herzen gelebt.
Ich habe nicht gewusst, dass alles das, was ich erlebte und erfühlte kein Zufall war sondern genauso geschehen sollte. Ja, es war genauso geplant und mit meiner Familie und mir so abgesprochen.
Denn gemeinsam als Familie haben wir uns vorgenommen, die in unserer Familie über viele Generationen hinweg erlebte gewaltsame Unterdrückung, Unterjochung, Versklavung und das erzwungene Stillschweigen darüber jetzt aufzubrechen und ins Licht zu stellen, um so totgeschwiegenes Unrecht, unterdrücktes Leid, verdrängten Schmerz sowie den unausgesprochenen Worten und Gefühlen einen neuen Raum zum Ansehen, einen neuen Platz zum Darstellen, eine neue Gelegenheit zur Richtigstellung und der Wahrheit eine Stimme zum Aussprechen zu geben. Es ist die Zeit der Aufarbeitung und Heilung von alten Wunden und Verletzungen.
Ich habe nicht gewusst, dass ich in keinem Moment allein, ausgeschlossen oder isoliert war sondern in jedem Moment mit allen lebenden und verstorbenen Familienmitgliedern verbunden war und immer bin. Keiner von uns ist allein, niemals und in keinem Moment. Auch dann nicht, wenn wir durch die dunkelste Dunkelheit gehen. Oh nein, ganz besonders dann nicht, ganz genau das Gegenteil ist der Fall.
In diesen beiden Punkten habe ich mich (Gott sei Dank) gewaltig geirrt.
Ich bin Peter Reifegerste, Sohn von Kurt und Sylvia Reifegerste und ich nehme mich, mein Leben, meine Gefühle, meine Gedanken, meine Fantasie und meine Träume ernst.
Ende Kapitel 1
Start Kapitel 1: Vorwort ▲
Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem unbekannten Land, da lebte ein armer, kleiner Junge ganz allein und verlassen ohne Strümpf und ohne Schuh...
AUUUUUUUUUUSSSSS !!! Das heißt BETTELARMER, kleiner Junge !!! Mann, das kann doch wirklich nicht so schwer sein oder? Los weitermachen, wir korrigieren das später...
Ja, also...???
Ja weiter... weiter...weiter...!!!
Also... Mein Name ist Peter und ich kam am 4. April 1952 als bettelarmer... ich meine mit einem Kaiserschnitt auf diese Erde, weil sich die Nabelschnur um meinen Hals gelegt hatte. Ich wog satte 9 ¾ Pfund und war mit einer kräftigen Stimme ausgestattet, mit der ich fortan die ganze Entbindungsstation beglückte. Diesem Umstand verdanke ich wohl auch die spontane Reaktion meiner Mutter: "DAS IST NICHT MEIN JUNGE !", als sie erschrocken bemerkte, dass ich mit einem anderen Baby aus der Station vertauscht wurde.
Meine ersten 100.000 hatte ich bereits im Alter von 4 Jahren. Einmal pro Woche, immer wieder Sonntags, habe ich sie zusammen mit Vater besonders gepflegt, in dem wir sie mit Birkenwasser einrieben (Häh...???) oder an Feiertagen auch mal mit BRISK-CREME einschmierten (Igittigitt...) Dann glänzten sie so geschmeidig und rochen unwiderstehlich nach grenzenloser Männer-Freiheit. Das war "unser" ganz besonderes Vater-Sohn-Ritual. Danach sah Vater zur mir runter, mit diesem überstolzen Vaterblick. Ja, jetzt war ich genau wie er, ein "richtiger" Mann. Jetzt stand der Eroberung dieser Welt nichts mehr im Wege.
Und einmal im Monat wurden sie von meiner Mutter mit einem ultramodernem Fassonschnitt wieder in die richtige Form gebracht. Also, meine Haare. Was dachten Sie denn? (Na Zaster, Schotter, Kohle, Moneten !!!!!)
Was sind DAS denn für kranke Gedanken?
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Aber wenn wir schon Mal von weltlichen Werten reden, dann sei auch das noch am Rande erwähnt:
Leider wurde ich nicht mit dem "Goldenen Löffel" im Mund geboren und ich habe auch kein "Blaues Blut" in meinen Adern. Ich stamme noch nicht einmal "aus gutem Hause" ab oder werde später wenigstens mit einem (gekauften) Adelstitel geschmückt. Voraussichtlich werde ich auch kein Land, kein Rennpferd mit "ausgezeichneter Abstammung", kein Vieh, kein Gutsherrenhaus oder wenigstens ein paar ausgemusterte alte Sklaven erben. Auch eventuelle Hoffnungen auf zukünftige Erbschaften wie eine profitable Firma, ein paar wertvolle Aktien oder einen Beraterposten im Vorstand einer Scheinfirma, werden sich für mich nicht erfüllen. Also das wäre doch nun wirklich nicht zu viel verlangt gewesen.
Da ich später überhaupt keinen Bock auf Schule habe, werde ich auch keinen Hochschulabschluss machen und somit auch an keiner Elite-Universität studieren, um dort mit arroganten reichen Schnöseln schon mal wichtige Kontakte für meine künftige berufliche Laufbahn knüpfen zu können. Ich habe noch nicht einmal einen reichen Papa, der mir mit einem gekauften akademischen Titel aus der Patsche helfen kann.
Meine erschreckende Zukunfts-Perspektive heißt also: Ich bin strohdumm und werde ständig pleite sein.
Doch das Enttäuschendste ist, dass ich mit keinem skrupellosen Dreckskerl-Charakter geboren wurde (dafür nochmals viiiiiielen Dank liebe Eltern), so würde ich zumindest als gewissenloser Schurke über Leichen gehen und mir den Weg zum Geld und zur Macht freischießen können, denn dazu muss man ja bekanntlich nicht besonders schlau sein.
Ich werde später auch über keine besonders charismatische Männlichkeit verfügen, dann bliebe mir immer noch das oberflächliche Leben als schleimiger Gigolo, um die frustrierten reichen und schönen Damen der "besseren ???" Gesellschaft zu verführen und auszunehmen. Naja, schön müssten die Damen nicht unbedingt sein. Auf jeden Fall hätte ich schon Mal die schmierige BRISK-Frisur in petto.
Ohne diese charismatische Männlichkeit, wird mir auch die Tür zum aalglatten und zwielichtigen Politiker verschlossen bleiben, denn damit hätte ich einen völlig legitimen und rechtlich abgesicherten Freibrief zum Manipulieren, zum Lügen, zum Betrügen, zum Korrumpieren, zum Bestechen und zum mich bestechen lassen. Ich hätte völlig freie Hand für jede Art von Vetternwirtschaft und um hier mal eine Gefälligkeit zu geben und da mal eine anzunehmen. Wie heißt es doch so schön: "Jeder Mensch ist käuflich." Genau, ich bin eben auch nur ein Mensch. Ich sollte mich bei meinen Machenschaften nur nicht erwischen lassen.
Doch wenn es für mich als Politiker tatsächlich einmal brenzlig werden würde, dann hätte ich ja immer noch meinen Gedächtnisverlust-Joker, der da heißt: "Also daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern." Das bedeutet, ich könnte machen was ich will, ich bin immer aus dem Schneider, denn die Zeche bezahlen die anderen.
Und wenn ich irgendwann Mal auf diesen ganzen Schwindel keinen Bock mehr hätte, dann würde ich als stiller Berater in die Wirtschaft gehen, denn da habe ich ja über Jahre hinweg jede Menge "guter Beziehungen" aufbauen können. Jetzt sagen Sie selbst: Ist das nicht wirklich zum Heulen, dass ich das alles nicht machen kann? Die Welt ist einfach ungerecht.
Noch nicht einmal für eine Profikarriere als Sport-Gladiator wird es später für mich reichen, weil mir dazu mein Gewissen ständig in die Quere kommt. So werde ich niemals die Chance haben, meine persönliche Einstellung, meine Meinung, meine Überzeugung, mein komplettes Privatleben, meine Freiheit, meine Seele und meine Familie für viele Millionen Dollar an Werbepartner und einen Mega-Multi Sportverein verkaufen zu können, um so fortan als reine Handelsware zum aktuellen Marktwert zum Kauf oder zum Verkauf zu stehen. Am besten natürlich an einen Sportverein in einem Land mit skrupellosen Machthabern und deren fragwürdigen Menschenrechtsauffassungen, um meine Popularität zu benutzten und gewalttätige Unterdrückung des Regimes zu verschleiern und um Millionen Fans mit meinem inszenierten Schein-Leben und maßgeschneiderten Schwindel-Image zu täuschen.
Doch ohne diesen Zaster werde ich mir später keine passenden Frauen kaufen können, die dank plastischer Chirurgie mit ihren aufgepumpten Körperrundungen haargenau zu meinem aufgeblasenen Großmaul Ego mit Lamborghini, fetter Jacht und Protz-Villa passen. Doch ohne diese wichtigtuerischen Angebersymbole werde ich niemals einem privaten TV-Sender auffallen, der mir ein eigenes Trash-TV-Format aufschwatzt, in der ich meinen Tattoo verschandelten Körper zu meinem grottenschlechten Rapp-Song mit gewaltverherrlichten und frauenfeindlichen Text ultrapeinlich runterleiern kann. ("Das ist MEEEEEEEGA, DJ Kotz Brech !!!") Glücklicherweise raffe ich das alles überhaupt nicht, weil ich ja von Geburt an strunzdumm bin.
Auch das muss ich Euch unbedingt noch sagen: Also, was würde ich nicht alles dafür geben, wenn ich meine Talente als Influencer = Beeinflusser hätte ausleben können. Dafür hätte ich doch glatt meinen Verstand und mein Gewissen für hergegeben. Obwohl, beides braucht man nicht wirklich dafür. Ganz im Gegenteil, denn die würden mich nur stören und lästige Gewissensbisse aufkommen lassen, wenn ich meine Werbe-Videos drehe, um den Leuten Schrott aufzuschwatzen, die keine Sau braucht. Allerdings kann ich die Bezahlung schon ganz gut gebrauchen, um mir so oft es geht neue Klamotten aus Kinder- und Sklavenarbeit und meine Körperpflege-Produkte aus Tierversuchen kaufen zu können. Denn auf mein Äußeres lege ich nun wirklich den allergrößten Wert. Ihr wisst doch: Der erste Eindruck ist immer der Wichtigste.
Siehe dazu Kurzgeschichte: Influencerin Tina: Jetzt sage ich die ungeschminkte Wahrheit →
Äußerst beklagenswert ist auch, dass ich so überhaupt keinen Sinn für Computer -oder Videospiele und im Besonderen für keine Kampf- und Waffenspiele habe, in denen sich "feindliche" Soldaten pausenlos gegenseitig den letzten Rest von Gehirn aus dem Schädel ballern. Was für eine schwachsinnige Vergeudung der eigenen Lebenszeit und das Absterben und Abschneiden von jeglichen sensiblen Gefühlen sowie die Abstumpfung jeglicher Menschlichkeit.
Es sei denn man vermutet darin eine hinterhältige und perfide Absicht, Millionen GAMER zu betäuben, abhängig und süchtig zu machen, damit diese ihre Lebenszeit mit sinnlosen Baller-Baller-Spielen vergeuden, um so überhaupt keine Zeit mehr für die schönen und wichtigen Dinge des Lebens zu haben.
Jedenfalls werde ich so niemals militärische Rekrutierungs-Scouts auf mich aufmerksam machen können, damit diese mich einladen, um meine Geschicklichkeit mit echten Kampfdrohen zu testen, damit ich später aus irgendeinem unterirdischen Bunker heraus nur mit dem Joystick in der Hand aus Tausenden Kilometern Entfernung völlig anonym unsere bestialischen Feinde abballern kann. Ich meine natürlich, um sie ausschalten zu können, um sie neutralisieren oder eliminieren zu können. Doch doch, diese Korrektur muss sein, denn ich will ja schließlich bei der Wahrheit bleiben.
Leute, was ist das doch für ein tragischer und unwiederbringlicher Verlust meiner außergewöhnlichen Gabe für die gesamte militärische Führungsriege dieser Erde und für alle Verwirrten und Zerrissenen, die sich fortwährend nach Krieg und Zerstörung sehnen.
Außerdem wird mir die Unfähigkeit mein Gewissen zum Schweigen zu bringen andauernd im Wege stehen, wenn ich eine berufliche Karriere als Elite-Söldner oder staatlich ausgebildeter Tötungsexperte anstreben würde, um verbrecherische Landesführer auf der ganzen Welt zu unterstützen, damit diese ihr Volk millionenfach versklaven und zur Zwangsarbeit prügeln können. Unsere Regierungen dürfen das, denn sie haben von Gott persönlich die Legitimation dazu bekommen.
Tatsächlich? Aber heißt es nicht: Du sollst nicht töten?
Quatsch, das hat doch sooooooooo einen langen Bart und ist in unserer heutigen Zeit völlig veraltet. Wozu haben wir denn schließlich diese Millionen Knarren und Flinten? Immer nur Tiere abballern ist auf Dauer doch so was von eintönig.
Ich jedenfalls kann nicht einfach tausende mir völlig unbekannte Männer, Frauen und Kinder einfach so erschießen oder langsam bestialisch zu Tode foltern, wenn mir meine skrupellosen und gewissenlosen Kriegskameraden durch ihre systematisch gehirngewaschene Spezial-Schulung aus gezielter Entmenschlichung und Feindesverachtung ständig zuvorkommen. Mal ehrlich: So ein egoistisches Verhalten ist doch pures Gift für jede Karriereleiter.
All diese körperlichen, ethischen und charakterlichen Grundvoraussetzungen sind mir einfach nicht mit in die Wiege gelegt worden. Das zum Thema Chancengleichheit.
Und jetzt frage ich Sie: Wie soll ein junger Mensch mit so miesen Voraussetzungen ein halbwegs anständiges Leben führen können? Damit kann man doch nur als Versager enden!
DAS ALLES FINDE ICH SOOO UNFÄHR !!
So wird mir später nichts anders übrig bleiben, als mir alles Notwendige fürs Leben selbst beizubringen, indem ich aus meinen Fehlern lerne. (Ach Herrjemine, Du arme Socke)
Doch das wird auch gut so sein (Was?), denn dadurch werde ich DIE Werte erlernen, die im Leben wirklich zählen, wie Menschlichkeit, Respekt und Würde vor allem Leben und Verantwortung für das eigene Denken und Handeln zu übernehmen. Und dafür wurde ich doch tatsächlich auch mit ein paar Gaben und Fähigkeiten vom "lieben Gott" beschenkt, die ich aber erst in der Mitte meines Lebens so richtig entdecken, schätzen und würdigen lerne.
Sollte ich jetzt auch zu Dir sagen: Ach Herrjemine, Du arme Socke? Du hast ja keinen blassen Schimmer vom wirklichen Leben? Oder sollte ich Dich jetzt bedauern, weil man Dich wohl kaum wegen Deines guten Charakters sondern eher wegen Deines guten Geldes "lieben" oder soll ich sagen dulden wird?
Aber sei nicht traurig, Dir bleiben ja immer noch der Schurke, der Gigolo, der Politiker und der Söldner. Mit einem dieser "Berufe" wirst Du es garantiert zu etwas bringen im Leben. Du musst nur Dein Herz versteinern lassen, dann klappt das schon. So einfach geht das.
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dass ich als bettelarmes Sternzeichen... ("Jetzt hör' doch endlich mit diesem Mist auf !!"), also als Sternzeichen Widder inkarniere und deshalb mehr in der Rebellion und Auflehnung, statt in der Diplomatie und Anpassung leben werde, und mit meinem Pionier-Drang immer das Risiko und die Herausforderung in der Umsetzung neuer Aufgaben und Visionen suche, statt ein Leben mit (angeblichen) Sicherheiten zu führen. Im Berufsleben werde ich stets nach einer überschäumenden emotionalen Kreativitätsauslebung Ausschau halten, statt nach einer (soliden?) Karriere.
Zum Widder passt auch, dass in der Numerologie meine Geburtszahl die 7 ist und sie steht im Tarot für "der Wagen". Dieser steht für Neubeginn, Fortschritt und den mutigen Aufbruch, ohne das Ergebnis zu kennen. Des Weiteren steht er für Unabhängigkeit, Mut und die Überwindung der Angst vor dem Neuen.
Der Name Peter ist ein Geschenk meiner Familie oder auch Vorfahren oder Ahnen. Ihm wird die Bedeutung "Stein" oder "Fels" oder "Felsblock" zugeschrieben, da er Härte, Kraft und Stärke symbolisiert, so wie der sprichwörtliche "Fels in der Brandung". Und wie stark die Jahreszeiten, die Strömung, die Gischt und die Stromschnellen auch immer an ihm zerren und reißen, er bleibt fest bei seinem Standpunkt und in seiner Ruhe und Gelassenheit. Damit gibt er ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen.
Mein Familienname Reifegerste geht zurück auf einen meiner Vorfahren und ist bei genauer Betrachtung eigentlich selbsterklärend. Ganz früher hätte man gesagt: Das ist Peter, der Sohn von der Familie Reifegerste.
Wenn man weiter in der Zeit zurückgeht wird man erkennen, dass viele unserer Vor- und Familiennamen mit ganz bestimmten Gefühlen, Sinneseindrücken und Eigenschaften aus der Natur verbunden sind. Unser Name ist nicht nur ein Wort oder Bezeichnung sondern eine Palette von ganz spezifischen Eigenschaften, die man einer Person geben möchte. Unsere Vorfahren wussten um diese ganz besondere Bedeutung und "Magie" des Namens einer Person. Schade, dass es im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten ist. Doch das Schöne ist, dass die "Magie" unseres Namens trotzdem wirkt, auch wenn uns das nicht bewusst ist. Und das ist wunderbar.
"In Sachen Liebe" wird mein Herz und meine Seele immer und überall nach der sprichwörtlichen "großen Liebe" Ausschau halten. Tief in mir drinnen habe ich die absolute Sicherheit, dass mir diese Liebe irgendwann begegnen wird. Nichts ist so sicher wie diese Gewissheit. Doch wenn das passiert, wird es einige Zeit brauchen, um mich dafür auch ganz öffnen zu können.
Überhaupt wird die Gefühlswelt den größten Raum in meinem Leben einnehmen, weil ich seit dem ersten Tag auf dieser Erde mit der ganzen Bandbreite der menschlichen Gefühle im außen konfrontiert werde. Deshalb wird das Thema Gefühle zu meinen größten Herausforderungen zählen.
Weil: Die sensible Seite in mir wird stets "den Schatten" sowie auch die wahre Person im gegenüber erkennen und darauf mit Mitgefühl, Verständnis und Liebe reagieren wollen.
Aber auf der anderen Seite steht der Widder, der sich nicht mit "Gefühlen" auseinandersetzen will sondern sich mit aufgekrempelten Ärmeln in die nächste Aktivität oder in den nächsten Konkurrenzkampf stürzen möchte.
Ich werde viele Kämpfe und Schlachten im Außen austragen, in denen sich diese Seiten scharf bekämpfen. Doch die hartnäckigsten Kämpfe werden sich in mir drinnen abspielen. Ich werde fast mein ganzes Leben brauchen, um hier eine innere Ausgewogenheit zu erreichen. Und dazu ist es notwendig, dass sich beide Seiten in mir immer wieder zusammensetzen und sich offen und ehrlich austauschen. Aber wenn ich die richtige Ausgewogenheit zwischen einerseits Annahme und andererseits Kampf gefunden habe, wird mir diese friedliche Koexistenz in jeder Situation zeigen, was ich gerade fühle und wie ich mich verhalten sollte.
Die Kombination aus Name, Sternzeichen und individueller Gabe, wohlgemerkt beide Seiten der Medaille, sollten ein gutes Rüstzeug für mein Leben darstellen. Und mit diesem Startkapital begann spätestens ab der Pubertät mein Lebens-Motto:
"Ich lasse mich von nichts und niemanden aufhalten, ablenken, verwirren, täuschen oder blenden, um die Wahrheit klar und direkt auszusprechen, egal was andere davon auch immer halten."
Übrigens: Es ist bestimmt kein Zufall, dass ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin. Wenn ich in bestimmten anderen Ländern dieser Erde leben würde, dann wäre ich allein schon für diesen obigen Satz in einen dreckigen kleinen Raum ohne Fenster für immer verschwunden und willkürlich gefoltert worden. Oder wenn ich viel Glück hätte, wäre ich mit den allseits bekannten Feind-Betitelungen angeklagt und unter dem Beifall der begeisterten Menge öffentlich hingerichtet worden. Ja, das passiert wirklich. Auch heute. Und an jedem weiteren Tag.
("Na na na, nun übertreib' doch nicht immer so maßlos. Wer weiß schon, ob das alles stimmt, was man so hört.")
Anfangs lief "meine Rebellion" noch ziemlich holperig und ruckelig und mit einer großen Portion Ego, Zorn, Auflehnung und Empörung, doch ab Mitte meines Lebens dann immer mehr mit Herz, Respekt und Würde vor allem Leben.
Doch um zu fühlen, was es wirklich bedeutet mit meiner extremen positiven sowie extremen negativen Seite der Medaille (meiner Gabe) hier auf der polaren Erde konfrontiert zu werden, werde ich schon bald in ein Schockerlebnis hinein katapultiert werden. Es wird mein nachhaltigstes Schlüsselerlebnis sein, was ich jemals erlebe und hat den Zweck, mich in die Negativ-Seite meiner Gabe zu bringen. Denn genau damit wird der Startschuss für meine Lebensaufgabe eingeleitet.
Dieses Erlebnis wird mein gesamtes Gefühlsleben sowie meine Sicht- und Denkweise über Situationen und Personen für den Rest meines Lebens massiv prägen. Und zwar solange, bis ich mich schließlich auf die Suche mache und mich frage:
Aber ich werde den Grund schon herausfinden, egal wie lange es auch dauern mag. Denn irgendwie ahne ich, dass ich bei dieser Suche endlich auch Antworten auf andere, längst vergessene Fragen erhalten werde.
Meine Familie, meine Vorfahren und Ahnen werden mich mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihrer Liebe bei meiner Suche und bei all meinen Erlebnissen in meinem Leben zu jeder Zeit behüten, begleiten, unterstützen und liebevoll über mich wachen. Doch dazu später mehr.
Doch zunächst stand ich spätestens ab der Pubertät als typisches Widder Sternzeichen ständig unter Volldampf, bestehend aus einer Mischung von unbändiger Kreativität sowie fehlgeleiteter Sensibilität in Form von Zorn, Rebellion, Auflehnung und zügelloser Kampfesbereitschaft, getreu dem Widder-Motto:
"Mach' die Tür zu, ich will da durch!"
Und so habe ich mir im Laufe der Zeit so manche Beule an Leib und Seele zugezogen, bis ich dann endlich, allerdings erst in der Blüte meines Lebens, DIE bahnbrechende Entdeckung machte: Es gibt eine Türklinke! Wow, was für eine grandiose Erfindung. Das hinderte mich allerdings nicht daran, mir weiter ständig den Kopf AN sowie andere VOR den Kopf zu stoßen.
Tja, woran DAS wohl lag?
Ende Kapitel 2
Start Kapitel 2: Vorhang auf ▲
1950er und Anfang der 1960er
Als ich vier Jahre alt wurde, zogen meine Eltern mit mir und meiner sechs Jahre älteren Schwester Renate an den Stadtrand von Hamburg Meiendorf, kurz vor der Stadtgrenze zu Ahrensburg. Dort lebten wir einige Jahre unter sehr einfachen Verhältnissen in einem alten Haus. Meine andere 12 Jahre ältere Schwester Frauke lebte nicht bei uns sondern bei ihrem Vater. Damals wusste ich eigentlich überhaupt nichts über sie.
Der Begriff Haus ist sehr schmeichelhaft. In Wirklichkeit war es eine schäbige Baracke, die wohl irgendwann einmal mit alten Holzbrettern so erweitert wurde, dass außer dem Eigentümer Gustav noch wir und eine weitere Familie darin wohnen konnten. Insgesamt waren wir also drei Familien, die hier unter einem Dach wohnten.
Unser Zuhause bestand aus zwei Zimmern. Das eine war das Elternschlafzimmer, wo auch Renate und ich unser Etagenbett hatten und das andere Zimmer war die Küche, wo sich unser tägliches Leben abspielte, denn hier stand der große Holzofen, der auch als Herd- und als einzige Wärmequelle für uns fundierte. Unsere "Küchenzeile" war ein alter Holztisch. Ein kleiner Flur verband die beiden Zimmer miteinander. Dieser Flur führte auch in den offenen Hinterhof zum Herz-Klohäuschen, zu unserem Hühner- Enten- und Kaninchenstall sowie zu unserer Handkolben-Wasserpumpe, mit der wir unser Wasser aus der Erde heraufpumpten. Fließend Wasser hatten wir nicht. Und natürlich hatten wir auch kein Badezimmer, wir wuschen uns in der Küche.
Gustav war ein alter Seemann, der ein zurückgezogenes Junggesellendasein führte. Wir bekamen ihn selten zu Gesicht. Umso mehr rochen wir ihn aber, denn er machte sich ständig Bratkartoffeln mit viel Zwiebeln und der Geruch hing dann stundenlang in allen Räumen.
Als Kind fand ich diese einfache Art zu wohnen Klasse, auch weil ich immer wann ich wollte mit unseren Tieren kuscheln konnte. Durch die Ritzen und Astlöcher einiger Holztrennwände konnte ich manchmal mit dem Mädchen der Nachbarsfamilie heimlich flüstern. Das fanden wir beide lustig und aufregend. Ansonsten spielte ich fast immer draußen in der offenen und weiten ländlichen Natur, egal bei welchem Wetter. Für mich war das eine sehr freie und naturverbundene Kinderzeit.
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1956/57
nächster Abschnitt ▼Als ich 4 oder 5 Jahre alt war sollte sich dann genau in dieser Küche eine Tragödie abspielen, die speziell das Verhältnis zu meinem Vater noch bis über seinen Tod hinaus stark belasten sollte. Und obwohl ich damals noch sehr jung war, hatte ich alles bewusst mitbekommen.
Folgendes geschah: Meine Mutter, meine Schwester Renate und ich befanden uns in der Küche. Renate und ich sahen Mutter zu, wie sie gerade unser Essen auf dem Ofen zubereitete. Dazu benutzte sie ihren neuen Schnellkochtopf oder auch Dampfkochtopf, der ihr ganzer Stolz war. Doch etwas funktionierte nicht so richtig mit dem Topf. Und ich spürte, wie Mutter bei dem Versuch den Grund des Fehlers zu finden immer hektischer und ungeduldiger wurde. Ich kannte diese Ungeduld und Hektik bei ihr, denn das waren diese Momente, wo Mutter laut wurde und komische Sachen sagte. Sie steigerte sich immer weiter hinein und wurde dabei immer gereizter. Ich fühlte ihre stetig ansteigende Panik auch in mir und so fing ich schließlich an zu weinen.
Und dann passierte es:
Plötzlich löste sich explosionsartig der Deckel des Schnellkochtopfs und knallte an die Küchendecke. Dabei kippte der Topf um, genau dorthin, wo meine Schwester stand und dann ergoss sich der kochende Inhalt über ihren Unterkörper.
Oh nein, nein, nein ! Das kann nicht wahr sein ! Lieber Gott bitte bitte, lass das nur ein Traum sein !
Es war aber kein Traum, es passierte wirklich. Man kann sich vorstellen, was für eine totale Panik jetzt losbrach.
Der kochende Inhalt des Topfes verbrühte Renate's unteren Körperbereich und sie schrie vor Schmerzen. Ich weinte natürlich auch bitterlich mit. Und meine Mutter war vor Entsetzen und Fassungslosigkeit außer sich. Es herrschte das absolute Chaos. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was dann alles passierte. Ich denke, ich stand unter Schock und habe alles Weitere ausgeblendet.
Als mein Vater abends nach Hause kam, schilderte Mutter ihm was passiert war. Und dann konnte ich nicht glauben, was sie da behauptete: Sie sagte meinem Vater, dass ich so schrecklich rum quengelte, nervte und weinte und dass sie auf Grund dessen selbst so nervös wurde, dass daraufhin dann das Unglück passierte.
Und dann diese vorwurfsvollen Blicke meiner Eltern, mit denen sie mich ansahen.
Wie bitte? Meine Mutter gab MIR die Schuld an Renate's Verbrühung? Das konnte doch nicht wahr sein! Papa, das stimmt so nicht! Doch mein Vater glaubte meiner Mutter!
Natürlich, wie sollte er auch anders.
Doch ich konnte nicht fassen, dass meine Mutter mir die Schuld gab und dass mein Vater ihr das glaubte.
Meine Schwester hatte die kommende Zeit wirklich zu leiden. Ich höre immer noch ihr leises Wimmern.
Und ich sollte schuld daran sein?
Ich merkte in den kommenden Wochen meinem Vater an, dass er nicht gut auf mich zu sprechen war. Er sagte es zwar nicht, aber ich fühlte es. Ich fühlte seinen Ärger, den er auf mich hatte.
Und ich sollte schuld daran sein?
Man muss sich vorstellen: Mein Vater musste für seine Familie mit Frau und zwei Kindern sorgen und jetzt auch noch diese Tragödie. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, als wenn er nicht schon genug Kummer und Sorgen hatte. Und jetzt auch noch das mit Renate.
Und ich sollte schuld daran sein?
Und immer wieder dachte ich entsetzt:
Aber Papa ! Wie kannst Du Ihr (Mutter) diese Lüge nur glauben !
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Als nächstes kann ich mich daran erinnern, wie ich einige Wochen später nachts aufwache. Ich liege in meinem Bett und es ist stockdunkel im Zimmer. Plötzlich fühle ich, dass sich meine Hände sehr warm, ja fast schon heiß anfühlen und sie so groß wie zwei Schaufeln sind. Durch die Dunkelheit kann ich sie aber nicht erkennen, aber ich fühle meine großen heißen Hände sehr genau. Irgendwann bin ich dann wieder eingeschlafen. Als ich morgens erwachte, sah ich mir sofort meine Hände an, aber es waren ganz normale Kinderhände.
Als mir dieses Erlebnis viele Jahrzehnte später wieder einfiel, wurde mir die Bedeutung bewusst: Ich hatte mit meinen "heißen Händen" Renates Wunden gedanklich "geheilt", natürlich ohne mir dessen als kleines Kind überhaupt bewusst zu sein.
Heute kenne ich schon lange die Möglichkeiten meiner "heilenden Hände".
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1956/57
nächster Abschnitt ▼Der Schock dieses Erlebnisses und meine Empörung über die mir zugewiesene Schuldzuweisung veränderte die Beziehung zu meinen Eltern grundlegend. Und da ich noch zu klein war, um mich verteidigen zu können, wurde ich immer wütender auf meinen Vater, weil er Mutter doch tatsächlich ihre unfassbare Lüge glaubte. Und auch auf mich wurde ich immer wütender, weil ich mich absolut nicht wehren konnte.
Das führte zu einem tiefen Riss, insbesondere in der Sohn-Vater Beziehung.
Und aus dieser Wut heraus schwor ich mir selbst:
"Wenn ich erst einmal groß bin, um reden zu können, dann werde ich reden. Oh ja. Und dann werde ich allen, aber besonders Dir Vater erzählen, was wirklich passiert ist und wie es sich wirklich zugetragen hatte. Ja, das werde ich. Und ich kann es kaum abwarten, bis endlich die Zeit dazu gekommen ist."
Denn eines wusste ich ganz genau: Diesen ungeheuerlichen Schuldvorwurf würde ich niemals auf mich sitzen lassen, egal wieviel Zeit auch immer vergehen würde. Irgendwann würde die Zeit kommen und dann werde ICH PETER Euch die Wahrheit entgegenschreien. Ja, das werde ich.
Diese unfassbare Anklage, dass ICH Schuld an diesem schrecklichen Vorfall und an den Schmerzen meiner Schwester haben sollte würde ich niemals hinnehmen.
Das wird noch ein Nachspiel haben.
Dafür würde ich sorgen.
Und jetzt Vater höre mir genau zu:
Ich Dein Sohn, werde ab jetzt nichts, absolut nichts mehr für Dich tun. Du sollst spüren wie es sich anfühlt, wenn Dein Sohn alles verweigert und gegen absolut alles ist, was Du zu ihm sagst oder was immer Du von ihm willst. Ich kann das, denn ich habe diese enorme Wut und diesen unbändigen Zorn auf Dich.
Das sollte mein persönlicher Rachefeldzug gegen meinen Vater werden. Er sollte spüren, wie es sich anfühlt, wenn er absolut nichts tun kann sondern nur ohnmächtig zusehen muss. Genau diese Ohnmacht, die ich jeden Tag spürte, wenn ich Renate's weinen und wimmern hörte. Ja, dieses Gefühl der absoluten Ohnmacht sollte mein Vater jetzt selbst einmal am eigenen Leib fühlen.
Ja Vater, so fühlt es sich an, wenn Du machtlos bist und nichts, absolut nichts gegen meine Verweigerungshaltung tun kannst, egal mit welchen Mitteln und Maßnahmen Du mir auch immer drohst. All das prallt an meiner Wut ab. Und es gibt nichts, was Du dagegen tun kannst.
Und höre auch dies Vater:
Das wird meine persönliche Rache gegen Dich sein. Und sie soll solange andauern, bis ich groß genug bin, um Dir endlich die Wahrheit und meine Unschuld entgegenschreien zu können!
Das war die ohnmächtige Wut und Verzweiflung eines kleinen Jungen, den man für den Schmerz seiner Schwester verantwortlich machte und der keine Möglichkeit sah, sich gegen diese Anschuldigung wehren oder verteidigen zu können.
Der Junge hatte damals zwei Möglichkeiten: Entweder mit der falschen Anschuldigung zu leben, also sie hinzunehmen, sich anzupassen und unterzuordnen oder er könnte dagegen angehen und sich in irgendeiner Weise wehren und rebellieren. Er entschied sich für die zweite Möglichkeit.
Und dabei wäre alles so einfach gewesen: Ich hätte meinem Vater in diesem Moment nur sagen müssen, dass ich ihn Liebe und das alles genau so richtig ist, wie es gerade geschieht. Doch dazu wäre damals nur ein ganz anderer Teil in mir in der Lage gewesen.
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Erst viele Jahrzehnte später wurde mir Stück für Stück bewusst, dass mein "Rachefeldzug" alles andere als ein Zufall war sondern ein Teil meiner Lebensaufgabe darstellte. Denn ich habe mir vorgenommen, falsche Anschuldigungen und Schuldzuweisungen, die sich vor langer Zeit in meiner Ahnenreihe vorgetragen haben, jetzt in Zusammenarbeit mit der Familie aufzuarbeiten.
Der tiefere Sinn:
Seit vielen Generationen sind Personen in meiner Familie mit falschen Anschuldigungen und Schuldzuweisungen konfrontiert worden, die letztendlich zu ihrer Verurteilung, Bestrafung und Hinrichtung führten. Entweder auf dem Scheiterhaufen, am Strick oder am Kreuz. Sie hatten keine Chance sich zu wehren und schon gar nicht sich zu erklären oder zu rechtfertigen. Sie waren der Obrigkeit und falschen Anklagen und Verurteilungen völlig machtlos ausgeliefert gewesen. Dieses schreiende Unrecht wurde damals mit allen Mitteln totgeschwiegen, unterdrückt, vertuscht und totgeschlagen. Doch es hinterließ in den Herzen der Betroffenen unbändige Gefühle von Wut, Hass und Rache. Als Kind wusste ich davon natürlich nichts.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Die Aufarbeitung meines Familien-Erbes →
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1956/57
nächster Abschnitt ▼Außerdem entschied sich der Junge, den Kontakt "nach oben" und zu seinen geistigen Freunden abzubrechen. Er wollte sie damit bestrafen, dass sie ihn in Stich gelassen hatten, dass sie ihn nicht beschützt hatten, dass sie ihn allein gelassen hatten und zwar in dem Moment, als er sie am Allernötigsten gebraucht hätte. Er war sehr ärgerlich. Er war wütend. Und er klagte sie an:
"Warum habt Ihr mich nicht beschützt sondern zugelassen, dass ich mit einer so unfassbaren Schuldzuweisung konfrontiert werde? Wo ward Ihr? Ihr habt mich im Stich gelassen! Ich habe Euch so dringend gebraucht, doch Ihr habt meine Hilferufe einfach ignoriert. Ich will nie wieder mit Euch etwas zu tun haben."
So entschied sich der enttäuschte kleine Junge von damals, weil er für die Verbrühung seiner Schwester schuldig gesprochen wurde und ihm niemand half. Deshalb brach er den Kontakt "nach oben" ab und das sollte für eine sehr lange Zeit so bleiben.
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"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen."
... Mein Gott Walter. Glücklicherweise kommt jetzt Erich, bei dem wird alles besser.
Allerdings sollte mein "Rachefeldzug" gegen meinen Vater nicht ohne Folgen für mich bleiben, denn aus meiner stetig anwachsenden Wut, meinem Zorn und der Rebellion formte sich ganz allmählich ein Eisenring der sich um mein Herz legte. Dieser Eisenring war jetzt mein Schutzschild. Er sollte von nun an mein Herz schützen, damit ich nie wieder diesen Schmerz, diese Hilflosigkeit und dieses Gefühl von totaler Ohnmacht und des völligen ausgeliefert sein im Herzen fühlen würde.
Und wann immer ich jetzt auch nur die kleinste Ohnmacht und Hilflosigkeit spürte, stieg sofort Wut, Zorn und Rebellion in mir hoch. Das drängte alle anderen Gefühle in den Hintergrund und legte sich schützend wie ein Panzer um mein Herz. Es fühlte sich an wie ein großer Bruder, der mir jetzt in höchster Not zur Seite stand. Mit ihm zusammen war ich stark, hatte Kraft, war nicht mehr hilflos und fühlte keinen Schmerz mehr im Herzen.
Und falls mein großer Bruder gerade mal nicht zur Verfügung stand, baute ich als doppelte Sicherheit noch eine riesige Schutzmauer um mich herum. Diese Mauer oder auch Rüstung sollte fortan zwischen mir und allen Schmerzen und Verletzungen der restlichen Welt stehen. Niemals mehr wollte ich mich so ohnmächtig, so verletzlich, so verwundbar und so hilflos fühlen.
Ja, mit diesem Schutz konnte mich jetzt keiner mehr verletzen !
Jetzt war ich unverwundbar geworden !
So dachte jedenfalls der kleine Junge von damals, was natürlich nicht stimmte. Doch er wusste es nicht. Und er wusste schon gar nicht, welche weitreichenden Konsequenzen diese starken Schutzmaßnahmen noch für sein weiteres Leben haben sollten.
Denn ab jetzt fand in mir ein ständiger innerer Kampf statt, zwischen der Liebe zu meinem Vater auf der einen und meinem mir selbst auferlegtem Rache- und Verweigerungsschwur gegen ihn auf der anderen Seite. Aus dem kleinen braven Jungen war nun ein kleiner Captain Ahab geworden, der sich auf seinem persönlichen Rachefeldzug befand, doch ohne sich dessen bewusst zu sein. Und das sollte noch für viele Jahre so weitergehen.
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Dazu passender Musik-Titel: Unser ewig eigener, innerer Kampf zwischen Liebe und Hass, Hell und Dunkel, dem Ego und dem Wahren Sein:
♫Our Inside Battle
© aus CD: NEW BEGINNING Peter Reifegerste | mehr davon...
Zwei riesige Heerscharen bewaffneter und verfeindeter Krieger stehen sich in altertümlichen Rüstungen auf dem offenen Schlachtfeld gegenüber. Jeder einzelne Körper zittert vor Wut und vor Hass, und wartet nur darauf, endlich die ganze Welle angestauter Feindes-Wut freien Lauf lassen zu können.
Dann ertönt endlich das erlösende Angriffssignal. Und unter tausendfachem Geschrei rennen beide gegnerischen Truppen mit erhobenen Schwertern auf den bestialischen Feind zu, um ihn bis auf den letzten Mann niederzumetzeln.
Doch sie sind nicht allein an diesem Ort. Es befindet sich auch eine Heerschar himmlischer Engel mitten unter ihnen. Doch ihre betenden und tröstenden Gesänge finden im ohrenbetäubenden Lärm der blutigen Schlacht kein Gehör.
Nach einer Ewigkeit voller Schmerz und Qual ist die Schlacht nun zu Ende und es herrscht Totenstille über dem ganzen Geschehen. Und sodann schreiten die Sieger langsam über das von toten Körpern übersäte Schlachtfeld, immer bereit, ihr Schwert auch in den letzten noch zuckenden Feindeskörper hineinzustoßen.
Und über allem summen die Trost-Gesänge der himmlischen Engel. Sie hätten das Gemetzel mit Leichtigkeit verhindern können. Doch das ist und das war noch nie ihre Aufgabe.
Siehe dazu Kurzgeschichte: Soldat Zoey →
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ab 1957
nächster Abschnitt ▼Doch zunächst schritt die Zeit erst einmal immer weiter voran. Es vergingen die Jahre. Es vergingen die Jahrzehnte. Und die Erinnerung an diesen tragischen Vorfall sowie an meinen Racheschwur verblassten währenddessen immer mehr.
"Hä? Was denn für'n Schwur?"
Na Deinen Schwur, dass Du absolut nichts mehr für Deinen Vater tun wirst.
"Daran kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern."
Unglaublich, aber ich hatte das alles total vergessen oder verdrängt oder vergraben.
"Wurde ich womöglich geblitzdingst? Wie sonst kann man sich so einen Gedächtnisverlust erklären? Ja, so muss es gewesen sein."
Wie auch immer. Tatsache war, ich hatte keine Ahnung mehr von alledem. Hier hatte sich der "Schleier des Vergessens" über mich gelegt.
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ab 1957
nächster Abschnitt ▼Obwohl sich der "Schleier des Vergessens" über meine Erinnerung gelegt hatte, hatte mein Unterbewusstsein nichts vergessen, denn mein Racheschwur arbeitete immer noch ununterbrochen weiter in mir, denn:
Sobald mein Vater auch nur in meine Nähe kam oder er auch nur die kleinste Kleinigkeit von mir erwartete oder wollte, egal was es auch immer war, hatte ich plötzlich diesen Verweigerungsautomatismus und unbändigen Widerstand gegen ihn. Ich merkte, dass sofort Gefühle wie Ablehnung, Verweigerung, Wut und Zorn sich in mir breit machten. Und diese Gefühle richteten sich eindeutig gegen meinen Vater. Ich wusste aber nicht warum ich das hatte.
Doch mit der Zeit richtete sich mein Verweigerungsautomatismus nicht mehr nur allein gegen meinen Vater sondern weitete sich auf ein Vielfaches aus. Mein Widerstandsgefühl richtete sich allmählich auf alle Personen, die etwas "von mir wollten" und auf alle Arbeiten, die ich machen sollte. Sowie jemand etwas von mir wollte, kippte sofort ein Schalter in mir auf totale Ablehnung und Verweigerung. Das ging auch so weit, dass ich anfing zu stottern oder Situationen, in denen ich einfach kein Wort herausbrachte, wenn man mich ansprach.
Ich weiß noch genau, wie oft ich als Kind mit meinem GEHA Patronen Schulfüller in der Hand über meinen Hausaufgaben saß und nicht die einfachsten Arbeiten erledigen konnte. Ich fühlte so einen enormen Widerstand in mir diese Aufgaben zu machen. Und umso länger ich über meinem Heft brütete, umso stärker wurde mein aufkommendes Übelkeitsgefühl. Ich musste aufhören, sonst hätte ich kotzen müssen. Und wieder fühlte ich diese innere Wut in mir, doch diesmal richtete sie sich gegen mich selbst und gegen mein eigenes Versagen.
Dieser Verweigerungsautomatismus, basierend auf mein Racheprogramm, der sich eigentlich nur gegen meinen Vater richten sollte, hatte sich nun verselbstständigt, denn jetzt richtete sich mein Widerstand gegen alle Personen, die etwas von mir wollten, egal was. Und das sollte auch in der Schulzeit und in der späteren Lehre so weitergehen. Ständig fühlte ich diesen inneren Konflikt zwischen tun müssen und Verweigerungsdrang. Ich musste mich jedes Mal zwingen diesen starken Widerstandsimpuls zu übergehen, um erwartete Aufgaben zu erledigen. Doch manchmal gelang es mir einfach nicht und dann fühlte ich wieder diese innere Wut in mir.
Da hatte ich ein echt dickes Problem an der Backe und keine Erklärung, warum das so war. Dieser innere Kampf sollte mich noch viele Jahre begleiten.
Es klingt unglaublich, aber erst über 50 Jahre später, als meine Eltern und Renate schon längst tod waren, wurde mir der Grund meiner damaligen Verweigerungshaltung immer bewusster: Aber natürlich, die Ursache lag an dem Traumaerlebnis mit meiner Mutter und Renate. Und dieses Erlebnis war auch die Ursache für so viele meiner Verhaltensarten und Schutzmechanismen, die ich mir im Laufe des Lebens antrainiert hatte. Das wurde mir immer klarer.
Und im Laufe der nächsten Zeit kamen immer mehr Erinnerungen an den damaligen Vorfall zurück, wie kleine Puzzlesteile. Wie gesagt, ich hatte den Vorfall ja vollkommen vergessen. Aber durch Zufall bin ich irgendwann einmal auf einen Dampfkochtopf gestoßen und dachte mir:
"Komisch, so ein Kochtopf erinnert mich an etwas. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern an was."
Das gibt es doch nicht. Wie konnte ich so etwas Wichtiges vergessen?
Doch durch mein stückweises Erinnern, konnte ich plötzlich die ganze Geschichte von damals in mir nochmals aufrollen. Jetzt wollte ich wissen, also nur für mich selbst wissen:
Also wie war das damals nochmal?
Was ist eigentlich damals genau passiert?
Meine Eltern haben niemals in meinem Beisein über diesen Vorfall gesprochen. Er wurde niemals erwähnt, als wenn es ihn nie gegeben hätte. Eigenartig, denn ich hatte ihn ja auch über so viele Jahre total vergessen.
Auch Renate hat mir gegenüber niemals etwas erwähnt.
Schon merkwürdig. Sie kannte doch die ganze Wahrheit.
Sie MUSSTE die Wahrheit kennen.
Erst viele Jahre später erfuhr ich den Grund von Renate's Stillschweigen mir gegenüber: Natürlich kannte sie die Wahrheit und natürlich wusste sie, dass ich keine Schuld hatte. Doch was sollte sie tun? Sollte sie ihre Mutter verpetzen und damit das sowieso schon wackelige Tochter-Mutter-Verhältnis noch weiter gefährden? Sie saß zwischen zwei Stühlen und sie war dazu noch ein Kind.
Renate war als Kind ein Freigeist ohne Begrenzungen. Doch die Verbrühung und die damit verknüpften Erlebnisse sollten einschneidende Veränderungen für sie bringen. Denn Renate entschied sich über dieses schreckliche Erlebnis für immer zu schweigen. Und so nahm dieses kleine Mädchen die ganze Last und Schwere dieses Vorfalls auf sich, also auch die Last der Mutter und auch meine eigene. Von nun an trug Renate diese Last auf ihren Schultern mit durch ihr Leben. Und sie trug diese Last auch in ihrem Herzen, wo sie alles für immer begrub.
Und mit der Zeit wurde aus diesem einstigen kleinen Freigeist-Mädchen eine erwachsene Frau, die sich immer mehr zu einem Verstandesmenschen entwickelte mit eigenen klar festgelegten Regeln und Bestimmungen und äußeren Sicherheiten. Doch dieses kleine Freigeist-Mädchen war immer noch da, ganz tief drinnen in ihr. Und manchmal zeigte es sich plötzlich mit einem hellen strahlenden Leuchten, als wenn es uns damit sagen wollte:
"Hey, ich bin immer noch bei ihr, denn wir beide gehören für immer zusammen. Man kann uns niemals trennen."
Ja, und dann war plötzlich meine wahre, pure Schwester wieder da, auch wenn es nur für einige Momente war und auch wenn es kein anderer als ich bemerkte.
† Meine Schwester Renate starb mit 63 Jahren im März 2009 an Krebs. Sie hinterließ ihren Mann und ihre beiden bezaubernden Töchter.
Heute (2022) kann ich das Verhalten meiner Mutter sogar nachvollziehen. Was wäre, wenn mein Vater ihr Vorwürfe gemacht hätte, dass sie eine schlechte Mutter sei und nicht auf ihre Kinder aufpassen könnte? Hätte das ihrer schon damals unstabilen Ehe nicht noch weiter geschadet? Sie durfte ihren dritten Ehemann nicht auch noch verlieren. Durch meine, wenn auch späte, Aufarbeitung dieses Unglücks, konnte ich irgendwann Verständnis für alle Beteiligten aufbringen.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Die Aufarbeitung meines Familien-Erbes →
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Ich erinnere mich noch, dass die Sommer unglaublich heiß und lang waren. Einmal war es so heiß, dass wir und die Nachbarn an einer richtigen Wasserknappheit litten, so dass alle paar Tage ein Wasserwagen unsere Straße entlang fuhr und die an der Straße bereitgestellten Blecheimer und Waschkrüge mit Frischwasser befüllte. Das Wasser wurde dann so rationiert, dass es für mehrere Tage reichen musste.
Als Renate älter wurde, bekam sie dann ihr "eigenes Zimmer". Dazu trennte mein Vater in der Küche unserer Baracke kurzerhand mit ein paar Holzbrettern gerade einmal so viel Platz ab, dass man ihr Bett hineinschieben konnte. Als Tür diente ein von meiner Mutter genähter alter Stoffrest und fertig war Renate's Reich. Renate war begeistert und machte sich sogleich daran, die Innenwände ihres Zimmers mit Stars und Sternchen aus der Bravo zu tapezieren. Wehe ich wagte unaufgefordert einen Blick in ihr Reich, dann gab's ein riesen Donnerwetter von ihr.
Renate und ich hatten natürlich unsere üblichen geschwisterlichen Kabbeleien, aber ich spürte auch ihre ganz besondere Fürsorge für mich, auch wenn ich es ihr nicht immer zeigen konnte, dass ich es wahrnahm. Sie nannte mich dann immer liebevoll "mein kleiner Bruder". Sie war als Kind ein äußerst feinfühliges und sensibles Mädchen. Man brauchte ihr nur ein Buch zum Lesen zu geben und schon versank sie vollkommen in ihre eigene Fantasiewelt und vergaß dabei jegliches Zeitgefühl. Vielleicht suchte sie später deshalb im aussen auch gezielt nach einer verlässlichen Stabilität und Sicherheit im Beruf.
Ich kann mich noch genau erinnern, ich war 5 oder 6 Jahre alt, als meine Mutter mich zu sich in die Küche rief, um mir voller Stolz diesen großen klobigen Blechkasten zu zeigen. GESA und Bauknecht stand vorne mit großen geschwungenen Buchstaben drauf. "Das ist ein Kühlschrank", sagte sie zu mir breit grinsend, während sie am Handgriff unter dem Namensschild zog und sich so die komplette Vorderseite als Schwenktür öffnete, um den Blick in den Innenraum freizugeben. Ja, "Bauknecht weiß, was Frauen wünschen." Für diesen Werbeslogan von Bauknecht war meine Mutter der überzeugendste Beweis. Fortan wurde GESA ein fester und treuer Freund der Familie.
Ebenso in dieser Zeit hatten sich meine Eltern nach langem Sparen endlich eine ganz neue KUBA Musiktruhe gekauft. Diese dunkel gemaserte Schönheit mit Radio und Plattenspieler bekam einen ganz besonderen Blickfang im Wohnzimmer. Doch wenig später, es war an einem Sonntag, ich erinnere mich genau, weil mein Vater da frei hatte, löste sich ein großes Stück aus der alten Zimmerdecke genau über der Truhe und begrub diese unter sich. Und ich sah die starren und fassungslosen Blicke meiner Eltern. Denn die Truhe war so viel mehr als nur ein neues Möbelstück. Nein, sie symbolisierte meinen Eltern eine ganz neue aufkeimende Hoffnung in ein besseres Leben, in eine bessere Zukunft. Und nun war diese Hoffnung von einer Sekunde auf die andere wieder mal unter Schutt begraben. Sie konnten diesen Anblick nicht ertragen. Sie schnappten sich Renate und mich und gingen mit uns draußen im Garten irgendwie hin und her, immer wieder auf und ab, auf und ab, ohne ein Wort zu sprechen. Einfach nur weg von diesem Anblick. Einfach nur raus.
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Unsere Baracke stand genau in der Mitte auf einem langen, großen Grundstück. Im Vorgarten durften meine Eltern eigenes Gemüse anpflanzen und so hatten wir Petersilie, Dill, Schnittlauch, Kartoffeln, Möhren, Rote Beete, Zwiebeln, Gurken, Erbsen, Bohnen, Kohl, Tomaten, Erdbeeren, Fliederbeeren, Rhabarber und riesige Kürbisse. Ich erinnere mich noch, wie ich durch die langen Beete ging und mir hier ein paar Erbsen aus den Hülsen pulte und da ein paar Erdbeeren pflückte, um sie dann sofort zu essen. Im Herbst kochte meine Mutter das meiste Gemüse in unzähligen Gläsern ein und verstaute diese in unserem Keller, der aus einem dunklen Loch im Fußboden bestand, nachdem man ein paar Fußbodenbretter beiseite schob.
Neben der Eingangspforte stand ein mächtiger Kastanienbaum, an den ich mich oft sitzend mit dem Rücken anlehnte und meinen Gedanken nachging. Oder ich kletterte auf seine mächtigen Arme und konnte so über den ganzen Garten blicken. Wenn dann der Wind auffrischte und die Äste zum Schwanken brachte, fühlte ich mich wie hoch oben im Ausgucks-Korb eines alten Segelschiffes stehen, dass bei stürmischer See den Ozean überquerte.
Im Frühling war der Baum übersät mit seinen prachtvollen weißen, kegelartigen Blüten und im Herbst warf er seine stacheligen Früchte ab, die wie glänzende, braune Nüsse aussahen. Der ganze Boden war dann übersät davon. Mutter zeigte mir wie ich mit ein paar Streichhölzern kleine Figuren aus ihnen bastelte.
Für mich war dieser Baum so viel mehr als nur ein gewöhnlicher Baum. Für mich war er lebendig, ich konnte mit ihm sprechen, er war mein Spielkamerad, er war mein Beschützer, er war mein Freund.
Als ich älter wurde verblasste meine Erinnerung an ihn. Doch eines Tages hörte ich zufällig den Schlager Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot, in dem diese besondere Beziehung zwischen Mensch und Baum so treffend geschildert wird. Und schlagartig erinnerte ich mich wieder an ihn und dieses mächtige Gefühl seiner majestätischen Kraft, seiner Stärke, seiner Geborgenheit und seiner Freundschaft. Leider erging es meinem Freund ebenso, wie dem Baum aus dem Schlager.
Überhaupt war die umgebende Natur für mich nicht nur Erde, Gras und Sträucher oder Wind, Sonnenstrahlen und Regen. Noch heute erinnere ich mich an den unterschiedlichen Geruch zwischen frischem Gras im Frühling und absterbendem Gras im Herbst Winter. Oder den typischen Geruch eines frisch gemähten Getreidefeldes. Das alles hatte eine ganz eigene Sprache. Für mich war das alles lebendige Natur, lebendige, empfindsame, fühlende Wesen, die man anfassen, fühlen, riechen, schmecken und mit der man sich unterhalten konnte.
Wenn ich heute als Erwachsener durch die Natur gehe und sehe, dass sich ein herabgestürzter Ast in einem Strauch oder Gebüsch verfangen hat, entferne ich diesen Ast sofort aus den Zweigen. Ich fühle sofort die Erleichterung des Strauchs und höre förmlich, wie er mir zuflüstert: "Ich danke Dir mein Freund."
Gerne ging ich als Kind auch zu den Kühlen, die hinter unserem Grundstück auf einer endlosen Wiese weideten. Wie kindlich schüchtern sie mich dann ansahen und immer ein Stück näher zu mir kamen, um mich neugierig mit ihren großen und schnaufenden Nasenlöchern zu beschnuppern. Und plötzlich schnellte ihre Zunge frech in mein Gesicht, als würden sie mit mir kuscheln. Was für zauberhafte Geschöpfe. Nachdem ich ein paar Mal über ihre Nasen streichelte, verabschiedete ich mich von ihnen: "Morgen besuche ich Euch wieder."
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Als Kind las ich gerne Comic-Hefte wie Fix und Foxi oder Mickey Mouse mit Donald und Dagobert Duck, Daniel Düsentrieb, Goofy und dem Hund Pluto. Ich fand diese Abenteuer spannend und aufregend, sie hatten etwas von Magie und Zauber. Für mich waren das aber keine einzelnen Comic-Bildchen mit Sprechblasen sondern ein zusammenhängender bewegter Film, so wie ein Daumenkino. Doch eines Tages war dieser Filmeffekt abrupt vorbei und es waren NUR noch einzelne Bildchen, auf die ich da schaute. Das war ein merkwürdiges Gefühl. Da realisierte ich erst so richtig, dass es schon immer NUR Bildchen waren, die ich mir ansah, aber kein Film. Ab diesem Zeitpunkt an war die Magie dieser Comic-Geschichten wie Seifenblasen zerplatzt. Von da an war es nur noch ein ganz normales Comic-Heft.
Das gleiche gilt auch für meinen Teddybär. Er war nicht "nur" ein braunes Kuscheltier mit einer Strohfüllung, auch wenn der Stoff an seinen Füßen so durchgescheuert war, dass das Stroh schon an einigen Stellen heraushing. Das alles hatte aber keine Bedeutung. Für mich war er lebendig. Er spielte mit mir. Er beschützte mich. Er tröstete mich. Er kuschelte mit mir. Er hörte mir zu. Und ab und zu sprach er auch mit mir. Er war mein Freund.
Als mir das alles als Erwachsener wieder einfiel, fragte ich mich, ob wohl auch andere Kinder das so empfunden haben wie ich. Vielleicht können Erwachsene auch gar nicht erkennen, wie Kinder diese Welt mit all den Wundern und der Magie sehen und fühlen, weil sie ihre eigene Kindheit vergessen haben. Vielleicht gibt es ja bei Kindern tatsächlich irgendwann einen Zeitpunkt, an dem ihr Verstand die Führung übernimmt und Magie und Zauber als kindliche Fantasie abtun.
Und vielleicht sollten wir Erwachsenen dann und wann mal wieder wie ein Kind denken und fühlen.
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Ab und zu radelte ich morgens zum Bauern um die Ecke, der mir in meine mitgebrachte Milchkanne aus Metal "frisch gezapfte" Kuhmilch einfüllte. Die hab' ich dann direkt so zum Frühstück getrunken. Da wurde nichts abgekocht. Wer es sich leisten konnte bestellte den Milchmann, der stellte volle Milchflaschen aus Glas an die Haus- oder Gartentür und nahm die leeren Flaschen vom Vortag wieder mit.
Es gab damals nur wenig Müll zum Wegwerfen. Papier und Pappe brauchte man zum Feueranmachen für den Ofen und Plastikflaschen gab es früher noch nicht, die Flaschen waren aus Glas und zum Wiederverwenden, da wurde nichts weggeworfen. Plastikbehälter und Plastikverpackungen sollten erst in den 1970er Jahren in Mode kommen. Heute kaum noch vorstellbar, wie damals in den 1950er das Leben ablief, ganz ohne diese heutige Plastikflut.
Wenn ich bedenke, was ich heute alles so an Essensresten in die Mülltonne werfe. Damals bekamen alle Essensreste unsere Tiere, da wurde überhaupt nichts weggeworfen, gar nichts. Klar, wer hat denn heute noch Hühner oder Hasen im eigenen Garten.
"Hasen und Hühner auf meinem englischen Rasen? Die kacken doch alles voll."
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Im hinteren Teil unseres Grundstücks stand das Herz-Klohäuschen. Unser Klopapier waren alte Tageszeitungen wie Bild und Morgenpost, so ein Luxusprodukt wie Toilettenpapier in Rollen konnten wir uns nicht leisten. Dann war da noch die eiserne Hand-Wasserpumpe, die mit einem langen Eisenrohr das Grundwasser aus der Erde anzapfte. Wir waren damals noch nicht an das öffentliche Wassernetz angeschlossen.
Außerdem waren da noch die drei Käfige für unsere Hasen oder Kaninchen sowie der Stall für die Hühner und Enten. Die tägliche Fütterung der Tiere war für mich immer ein großer Spaß, denn bei dieser Gelegenheit konnte ich alle Tiere ausgiebig streicheln und mit den flauschigen Hasen kuscheln. Es gibt wohl kaum etwas so niedliches, als frisch geschlüpfte Küken oder Entenkinder, wenn diese zum ersten Mal den Ententeich entdecken.
Meine Schwester und ich durften uns sogar einen eigenen Lieblingshasen aussuchen, den wir bei besonderen Anlässen wie Geburtstagen auch schon mal mit ins Bett nehmen durften. Das war ein wirkliches Ereignis für uns Kinder. Andere Kinder durften das vielleicht mit ihrer Katze oder ihrem Hund tun, aber mit dem eigenen Hasen im Bett kuscheln, das war schon etwas Besonderes. Bis der Hase plötzlich ins Bett köttelte und von uns unter großem Geschrei und Gelächter schnell wieder in seinen Stall verfrachtet wurde.
Allerdings war der Spaß gänzlich vorbei, wenn die Tiere irgendwann einmal geschlachtet wurden. Ich erinnere mich noch wie ich eines Tages vom Spielen nach Hause kam und unseren Lieblingshasen mit abgezogenem Fell nackt und blutig an der Hauswand hängen sah. Dieser Anblick war ein Schock für mich. Wie konnten meine Eltern ihm das nur antun? Er hatte doch niemanden etwas getan.
Siehe auch Kurzgeschichte:
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Ich muss zwischen 4 und 5 Jahre gewesen sein, als meine Mutter mich mit ihrem Fahrrad täglich morgens zum Kindergarten in Hamburg Rahlstedt brachte, dann weiter zu ihrer Arbeit als Näherin fuhr und mich abends mit dem Fahrrad wieder abholte. Es dauerte schon eine Weile, bis wir bei Wind und Wetter auf der unbeleuchteten langen und einsamen Meiendorfer Landstraße den Kindergarten erreichten. Oftmals kamen wir viel zu früh dort an, sodass die Eingangstür zum Gemeindehaus noch verschlossen war. Da meine Mutter aber weiter zur Arbeit musste, wartete ich dann allein vor dieser riesigen Tür, bis endlich eine Kindergärtnerin kam und mich herein ließ.
Siehe auch Kurzgeschichte:
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In Alter von ca. 5 Jahren wurde bei mir ein "Schatten auf der Lunge" diagnostiziert (eine Veränderung im Lungengewebe, das auf einen Tumor hindeuten kann). Daraufhin wurde ich in den nächsten beiden Jahren jeweils für ein paar Wochen mit einer Gruppe von etwa gleichaltrigen Kindern in ein Kindererholungsheim nach Westerland auf Sylt gebracht, da das dortige Nordseeklima heilsam für meine Lunge wäre. Diese Aktion nannte man Verschickung und war der Sammelbegriff für das "Verbringen von Klein- und Schulkindern in Kindererholungsheimen und -heilstätten wegen gesundheitlicher Probleme". So die gebräuchliche Bezeichnung. Die Kleinkinder wurden in Sammeltransporten, in meinem Fall die Eisenbahn mit einer alten Dampflokomotive, nach Sylt "verschickt".
Siehe auch Kurzgeschichte:
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Ich würde meine Anstrengungen nach guten Schulnoten einmal so bezeichnen: "Er hat sich stets bemüht," (aber im Grunde war er 'ne faule Socke.)
1959 wurde ich mit 7 Jahren in Hamburg Meiendorf eingeschult, nachdem man mich ein Jahr zuvor nochmals zurückgestellt hatte, weil ich mit 6 Jahren noch viel zu kindlich für die Schule war. Vom ersten Tag an fand ich die Schule einfach nur schrecklich langweilig und unendlich lang. Keiner unserer Lehrer oder Lehrerinnen fragte mich, was mich eigentlich interessiert? Dabei hatte ich schon die ein oder andere Frage:
Ich wollte nach Hause zu meinen Tieren und der ländlichen Natur, da, wo man mich verstand.
Als ich älter wurde konnte ich nicht verstehen, warum die anderen Kinder immer gute Noten haben wollten. Ich fand dieses ewige auswendig lernen schrecklich. Wozu sollte das gut sein?
Und so träumte ich die meiste Schulzeit abwesend vor mich hin, was natürlich nicht ohne Folgen bei den Zeugnissen blieb. Da mir lernen viel zu anstrengend und zeitraubend war, schummelte ich bei Klassenarbeiten mit allen möglichen Tricks und Spickzetteln, dass sich die Balken nur so bogen. Hauptsache ich wurde versetzt, die Noten interessierten mich weniger. Hier war also mein ganzes Improvisationstalent gefragt (endlich mal eine kreative Herausforderung), nur so kam ich irgendwie über die nicht enden wollende Schulzeit. Deshalb war für mich auch nach der "Mittleren Reife" (schon wieder so eine unpassende Bezeichnung) das Thema Schule endgültig vom Tisch. Mein Gott war ich froh, als diese (schreckliche) Zeit endlich vorbei war.
Ein paar allgemeine Worte zur Schulzeit:
Meiner Meinung nach verschläft unser Schulsystem schon länger die Zeichen der Zeit, indem sie sich nicht an die kommenden Herausforderungen unserer Gesellschaft anpasst oder nicht angemessen anpassen kann, denn:
Wir sollten uns fragen, ob der Maßstab Intelligenz und das auswendig angelernte Wissen wirklich so entscheidende Faktoren sind. Ist ein Mensch mit niedrigen IQ wirklich dumm und ein anderer mit hohen IQ wirklich intelligent? Zugegeben, das ist sehr platt ausgedrückt. Doch "Dummheit" sowie "Intelligenz" eines Menschen, sagt nichts über seinen Charakter aus, also über seine Menschlichkeit, also das, was wirklich zählt. Ist der Charakter eines Menschen nicht genauso wichtig wie seine Intelligenz? Und das ganz besonders, wenn diese Person später einmal in einer hohen Machtposition unserer Gemeinschaft sitzen sollte?
Aber das Wichtigste, was in der Schule fehlt ist:
Das Fehlen von Schulfächern wie Vorstellungskraft (Fantasie), Sensibilität, Feinfühligkeit, Mitgefühl, Verständnis und Menschlichkeit. Aber gerade die individuelle Einzigartigkeit jedes Einzelnen, ist doch das Geschenk, was wir Menschen erhalten haben und irgendwann an andere weitergeben können. Solche "Lehrfächer" fehlen komplett in unseren Schulen.
Das vermitteln von Wissen ist wichtig, aber Fantasie und dessen Förderung ist ebenso wichtig.
Außerdem sollte in unseren Schulen einmal über ein Fach wie "Weisheit" nachgedacht werden, in dem unsere älteren Mitmenschen unseren Kindern und Jugendlichen von ihrer Lebenserfahrung berichten und so vermitteln, welche Werte im Leben wirklich von Bedeutung sind. Denn diese älteren "Weisen" sind lebende Zeitzeugen von wichtigen Erlebnissen und Erfahrungen auf dieser Welt. Und sie sind Experten im Bereich der Menschlichkeit. Kein Lehr- und Geschichtsbuch dieser Welt kann dieses selbst erfahrene Wissen auch nur annähernd rüberbringen.
Oder mit anderen Worten: Ein weiser Mensch hinterlässt seine gemachten Erfahrungen und sein daraus erworbenes Wissen den nachkommenden Generationen. Dieses erlebte Wissen ist mit das wichtigste Gut in einer Gesellschaft.
Doch warum fehlen an unseren Schulen immer noch Lehrfächer wie Weisheit, Sensibilität, Feinfühligkeit, Mitgefühl, Verständnis und insbesondere Menschlichkeit? Vielleicht weil "man" sie (noch) nicht verstandesmäßig nachweisen oder beweisen kann? Oder vielleicht, weil man damit kein "Wirtschaftswachstum" steigern kann?
("Aber natürlich, es geht um Kohle.")
Es geht um so vieles mehr.
Heute als Erwachsener würde ich mir für heutige Schüler/innen wünschen, dass die Schule viel mehr auf individuelle Talente, Gaben und Fähigkeiten eingeht, anstatt immer wieder die gleiche alte Leier runterzuspielen und die Schüler/innen mit veralteten Lernmethoden förmlich zuzuschütten und zu überfordern. Stattdessen sollte man sich fragen:
Und natürlich ist für mich persönlich noch eine ganz spezielle Frage interessant: Gibt es noch andere Personen, die wie ich unausgesprochene und verborgene Gefühle von anderen wahrnehmen können? Also Gefühle, die die anderen im Verborgenen halten wollen? Was wenn ja?
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Ein zynischer und sarkastischer Blick in die Zukunft auf unseren absurden Jugendwahn und den völlig aus dem Ruder geratenen Leistungs- und Bildungsdruck der Gesellschaft auf unsere Kindererziehung. (1986)
♫Jung sein. Schön sein.
© Musik: Peter Reifegerste, Text & Gesang: Eddy Winkelmann | mehr davon...
Der Mensch sucht seine Grenzen und hat dabei entdeckt
was so in einem Menschen unter 20 steckt.
Jung sein. Schön sein.
Jung sein. Schön sein.
Mit 18 die Karriere, mit 19 das Comeback.
Mit 20 schreib' ich Memoiren und dann vom Fenster weg. (Schade)
Jung sein. Schön sein.
Jung sein. Schön sein. (Hauptsache jung)
Es lebe das Jung sein, keiner hält uns auf.
Wir sind auch mit 20, immer noch gut drauf.
Mein Sohn hat schon im Mutterleib den Führerschein gemacht. (Alle Achtung)
Mit 6 schon Formel 1 gefahr'n und hat sich dann gedacht.
Was kann das Leben mir noch bieten
hab' alles schon erlebt.
Mit 12 hat er dann Schluss gemacht
ich gib' ja zu, ein bisschen spät.
Es lebe das Jung sein, keiner hält uns auf.
Wir sind auch mit 20, immer noch gut drauf.
( ... )
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Zum Glück hatte ich in meiner Kindheit ja noch meine Freundin Brigitte. Ihren Eltern gehörte das Grundstück direkt neben uns. Sie wohnten nicht wie wir in einer Baracke sondern hatten ein eigenes, großes Haus, indem Brigitte im Obergeschoss ihr eigenes Zimmer hatte. Und so oft es ging lief ich zu ihr rüber, damit wir zusammen spielen konnten. Im Garten hatte sie einen eigenen Sandkasten, in dem Brigitte dann unser Essen aus Sand, Gras und Würmern zubereitete. Oder wir schwangen uns auf die danebenstehenden zwei Schaukeln in luftige Höhen und kreischten vor Begeisterung.
Brigitte hatte eine große Familie. Diese bestand aus den Großeltern, ihren drei Söhnen und aus deren Kindern. Zwei Söhne der Großeltern hatten ein eigenes Haus auf dem Grundstück der Großeltern. In einem dieser Häuser wohnten Brigittes Eltern mit ihr und dem kleinen Bruder Michael. Wenn ich also zu Brigitte rüber ging, kam ich somit auch oft mit ihren anderen Familienmitgliedern in Kontakt. Besonders von Brigittes Großeltern wurde ich immer so integriert, als wenn ich schon fast zur Familie gehörte. Da es kaum ein Kontakt zu meinen eigenen Großeltern gab, fand ich es natürlich Klasse, dass ich bei Brigittes Oma und Opa eine Art Ersatz-Großeltern fand.
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In den kommenden Jahren bekam meine Mutter öfter gesundheitliche Probleme, die zu mehrwöchigen Krankenhausaufenthalten führten. Mein Vater konnte sich in dieser Zeit nicht um mich kümmern, weil er durch seine vielen Überstunden nur wenig Zeit Zuhause verbrachte. So musste ich zwangsläufig anderweitig untergebracht werden und das bedeutete entweder bei Verwandten oder bei einigen Bekannten meiner Eltern, die ich kaum kannte. Bewusst erinnere ich mich noch an 5 "Ersatz-Familien", bei denen ich während des Krankenhausaufenthaltes meiner Mutter jeweils für mehrere Wochen einquartiert wurde.
Leider waren das immer unterschiedliche Familien, die natürlich auch Kinder hatten und denen ich jetzt ein Stück Raum, Zeit und Aufmerksamkeit ihrer Eltern entzog. Ein paar von ihnen ließen mich sehr genau spüren, dass ich alles andere als willkommen war. Zudem war mein Ersatz-Zuhause nicht gerade um die Ecke, sodass ich auch noch in eine mir neue fremde Schule mit ebenso fremden Kindern kam. Meine Freunde Zuhause, meine gewohnte Umgebung, all das war von jetzt auf gleich nicht mehr vorhanden.
Und als ich mich gerade an meine neue Schule und an meine neuen Freunde ein wenig gewöhnt hatte, war die Zeit auch schon wieder vorbei und es ging zurück nach Hause, weil meine Mutter aus dem Krankenhaus kam. Zuhause angekommen sah ich mich dann mit den aktuellen Lernthemen meiner alten Schule konfrontiert, die ich jetzt alle irgendwie im Eiltempo nachholen musste.
Diese wochenlangen Auszeiten von meinem gewohnten Zuhause und das ständige hin und her mit den fremden Familien, den neuen Schulen und fremden Kindern, waren sehr verwirrend für mich. Ich hatte in dieser Zeit immer das Gefühl lästig und unwillkommen zu sein und dass man nur darauf wartete, bis man mich endlich wieder zurück nach Hause schicken konnte.
Glücklicherweise konnte ich bei zwei Krankenhausaufenthalten meiner Mutter bei Brigittes Großeltern wohnen. Das war natürlich Klasse, weil das ja gleich nebenan war und sich dadurch nur wenig für mich änderte. Außerdem konnte ich weiter in meine gewohnte Schule gehen.
Geschlafen habe ich auf einer Couch, die im schmalen und sehr langgestreckten Wohnzimmer der Großeltern ganz am Ende des Zimmers stand. Nachts war es manchmal schon ein bisschen gruselig, wenn mich der Schatten des Hirschgeweihes von der Wand herab anstarrte. Umso länger ich hinschaute, desto öfter hatte ich das Gefühl, dass sich das Geweih gerade in diesem Moment bewegte. Ich war froh, wenn der Morgen kam und es heller wurde.
Die Großeltern waren den ganzen Tag über Zuhause, weil sie einen kleinen Krämerladen in ihrem Haus hatten. Und somit war immer jemand für mich da und nicht wie bei uns Zuhause, wo tagsüber beide Eltern bei der Arbeit waren und ich lange Zeit auf mich allein gestellt war. Jetzt umsorgten mich Brigittes Großeltern liebevoll, gerade so, als wäre ich ihr eigener Sohn. Ich erinnerte sie vielleicht an ihre eigenen drei Jungs, als diese noch Kinder waren und sie alle als Familie in diesem Haus zusammen lebten.
Das Haus von Brigittes Großeltern ähnelte stark unserer alten Holzbaracke. Auch bei ihnen war die Küche mit dem großen Holzofen der Mittelpunkt des Hauses, um den herum alle anderen Räume angebaut waren. Eines dieser Räume war vollgestopft mit allen möglichen Sachen, denn die Großeltern hatten einen richtigen Tante Emma Laden, genauso wie man sich einen vorstellt. Hier standen alle möglichen Sachen des täglichen Bedarfs auf engstem Raum zusammen oder waren in unzähligen Schubladen und Kisten verstaut. Äpfel und ein paar Gemüsesorten konnte man sich selbst aus dem Gemüsegarten pflücken und frische Eier holte man sich direkt aus dem Hühnerstall.
Brigittes Oma stellte mit ihrem mächtigen Körpergewicht, ihrer rustikalen und burschikosen Art, mit ihrer oft etwas zu lauten Stimme, gepaart mit ihrer riesigen Herzlichkeit, eine imposante und gewichtige Persönlichkeit dar. Sie war die BIG MAMA. Wenn sie etwas sagte, dann war einem gut geraten auch darauf zu hören. Durch ihre präsente Art war sie auch für viele eine Anlaufstelle für deren täglichen Sorgen und Kümmernisse.
Ihr kleiner Tante-Emma Laden war so viel mehr als nur ein Ort zum Einkaufen, er gab in den 1950ern auch ein bisschen Stabilität und Sicherheit. Er war auch ein Ort für ein soziales Zusammentreffen der Nachbarn, bei dem man bei einer Cola oder einer Flasche Bier im Stehen einen Klönschnack (norddeutsch Unterhaltung) über Gott und die Welt hielt und bei dem die Kinder auch mal einen Lolli von ihr zugesteckt bekamen. Außerdem hatten die Großeltern ein Telefon, was damals schon etwas Besonderes war.
Brigittes Opa war dagegen eher ruhig und zurückhaltend. Ich erinnere mich noch, wie er mich zu einem Fussballspiel des Hamburger SV in das Volksparkstadion in Hamburg mitnahm. Allein schon die Hin- und Rückfahrt, als wir beide mit seinem winzigen Goggomobil durch die Großstadt Hamburg fuhren, war ein unvergessliches Erlebnis und spannender Abenteuerausflug.
Ab und zu spendierten die Großeltern Brigitte und mir auch eine Cola. Das waren noch diese kleinen bauchigen Flaschen aus den 50ern. Dazu setzten wir uns draußen auf die Hollywood-Schaukel und beobachteten, wie die Leute zum Einkaufen kamen und sich mit den Großeltern über alles Mögliche unterhielten. Um vier Uhr nachmittags ging Brigittes Großvater mit Hasso dem Hund seine tägliche Runde durch die Wiesen und Wälder, bei dem wir den Großvater oft begleiteten. Ich hatte Zuhause zwar viele Tiere, aber keinen Hund, deshalb fand ich es natürlich Klasse, dass ich jetzt auch noch einen Hund als Freund hatte.
Natürlich hatte ich auch ein paar Jungs aus der Nachbarschaft als Spielkameraden, mit denen ich Fußball spielte oder mit den Fahrrädern den Volksdorfer Wald erkundete oder im Sommer zum nahegelegenen Natursee Bredenbeker Teich radelte, um darin zu schwimmen. Im Winter fuhren wir Schlittschuh auf dem kleinen Löschteich der Feuerwehr in unserer Straße, wenn dieser zugefroren war. Oder wir rodelten mit unseren Holzschlitten verschneite Hügel den ganzen Tag lang immer und immer wieder herunter.
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♫Schlittschuhlaufen auf dem Waldsee
© Peter Reifegerste | mehr davon...
Doch besonders gern war ich in Brigittes Nähe. Ich mochte ihre ruhige und zurückhaltende Wesensart. Irgendwie gaben wir uns gegenseitig Kraft und Freude, es fühlte sich an wie eine Insel des Friedens und Erholens. Wir beide verstanden uns wirklich gut und verbrachten auch noch die nächsten Jahre unserer Kindheit oft zusammen. Ein oder zweimal war Brigitte sogar mit uns im Urlaub, wenn wir zum Zelten an die Ostsee fuhren. Wir schwammen dann im Wasser oder bauten Sandburgen am endlosen Strand oder ließen einen Papierdrachen steigen. Abends schliefen wir in unserem eigenen kleinen Kinderzelt auf Luftmatratzen. Damals stand für uns beide ganz klar fest, dass wir später einmal heiraten würden. Das war beschlossene Sache.
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Ende 1961, ich war 9 Jahre, gab es eine große Veränderung im Leben meiner Eltern und somit auch für mich, denn wir zogen von unserer Baracke in Meiendorf in eine 3 Zimmer Neubauwohnung, die sich in einem ganz neu erbauten Wohnkomplex in Hamburg Bramfeld befand. Diese Wohnung war nagelneu und wir waren die ersten Mieter.
Ich kann mich noch genau erinnern, dass wir oft zum Rohbau fuhren und meine Eltern voller Vorfreude durch die noch unfertigen Räume gingen und ungläubig staunten, dass sie hier tatsächlich bald einziehen und wohnen würden. Raus aus der Baracke und dem alten Leben und rein in ein völlig neues Leben. Ein Leben mit einer eigenen Neubauküche, einem richtigen Bad mit Badewanne, mit Rippenheizkörpern in jedem Raum, mit einem Telefon, einer Waschmaschine, einem Heißwasserboiler. All diese Dinge hatten wir bis dahin nicht. Dazu kam noch ein kleiner Garten mit Terrasse sowie die darunterliegende Tiefgarage für Vaters Auto. Jetzt waren wir im Wohlstand angekommen.
Dieser Umzug sollte für meine Eltern nicht nur eine ganz neue Wohnsituation darstellen sondern auch eine Chance für einen kompletten Neuanfang, für ein ganz "neues Leben". Eine neue Chance für ihre Ehe, eine neue Chance für ihr Glück, eine neue Chance für ihre gemeinsame Zukunft als Familie.
Für mich bedeutete "das neue Leben", dass wir in einen ganz anderen Stadtteil von Hamburg zogen, ohne meine gewohnten Wiesen, ohne meinen Wald, ohne meine offene Natur, ohne meine Haustiere, ohne alles mir so vertraute. Ich konnte die Freude meiner Eltern nicht teilen. Für mich bedeutete das nur eines: Weit weg von meinem bisherigen Leben, weit weg von meinen Freunden, weit weg von Brigitte.
Der Ortwechsel war schwer für mich, denn damit hatte sich alles für mich verändert. Doch besonders Brigitte vermisste ich schrecklich. Anfangs besuchten wir uns noch gegenseitig, hautsächlich an unseren Geburtstagen, doch mit der Zeit wurden die Treffen immer seltener. Ich erinnere mich noch genau, als wir uns das letzte Mal sahen, es war an Brigittes Geburtstag.
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Ich muss 13 oder 14 gewesen sein, als Brigitte mich wie jedes Jahr zu ihrem Geburtstag in ihr Elternhaus einlud. Ich hatte mir für diesen Anlass extra ein neues Outfit zugelegt, das aus einer knallengen kleinkarierten grauen Hose und einem giftgrünen Hemd mit riesigem Kragen bestand. Das war todschick und total in. Brigittes Vater spielte den fröhlichen Chauffeur, indem er die jungen Geburtstagsgäste ständig mit dem Auto von der Bushaltestelle abholte. So wie auch mich.
Ich weiß noch wie aufgeregt ich war, Brigitte nach langer Zeit endlich wiederzusehen und wie unsicher ich ihr mein Geschenk überreichte. Ich bemerkte sofort, dass sie sich verändert hatte. Es war der Blick, mit dem sie mich nur kurz ansah und dann ihre kühle, zurückhaltende Begrüßung. Sie war kontrolliert und distanziert. Unser so vertrautes Zusammengehörigkeitsgefühl war weg, es war nicht mehr vorhanden. Der besondere Funken zwischen uns war nicht mehr da. Sie nahm höflich dankend mein Geschenk entgegen, drehte sich um, ging zurück zu ihren Gästen und ließ mich stehen.
Wow, das war wie ein kleiner Stich ins Herz. Von einer Sekunde auf die andere war für mich alles anders. Und dann wurde es mir klar: Ich war nur noch ein ganz normaler Gast, der zu ihrer Geburtstagsparty erschien. Mehr nicht. Hier war gerade etwas so Vertrautes zerbrochen.
Ich versuchte mir meine Betroffenheit nicht anmerken zu lassen, indem ich mir ihre Geburtstagsgeschenke ansah und mich dann unter die anderen Kinder mischte, von denen ich aber niemanden kannte. Es waren alles Fremde für mich, sowie ich für die anderen nur ein fremdes Kind war. Ich kannte nur Brigitte. Doch die war emsig damit beschäftigt die Stimmung hochzuhalten. Alle waren fröhlich und ausgelassen, ich aber fühlte mich unwohl, unpassend und fehl am Platz. Den ganzen Nachmittag über beachtete Brigitte mich kaum.
Dafür beobachtete mich aber ein anderes Mädchen aus der Runde. Sie war bildhübsch, hatte schwarzes Haar und grüne Augen, mit denen sie mich ganz gezielt bohrend ansah und ausfragte. Sie war sich ihrer Erscheinung absolut bewusst und auch welche Macht sie bereits in ihrem jungen Alter über die Jungs hatte. Ich muss zugeben, dass ich bis dahin noch nie so ein schönes Mädchen gesehen hatte. Aber ich sah auch, dass sie es gezielt als Machtinstrument einsetzte. Als sie bemerkte, dass ich ihr Spiel durchschaute, war ihr Interesse an mir schlagartig beendet. Gott sei Dank für mich, denn ich war mit dieser Situation völlig überfordert. Womöglich sendete mein "modernes" Outfit völlig falsche Signale aus. Darüber war ich mir damals nicht im Klaren.
Irgendwann war die Geburtstagsparty zu Ende und Brigittes Vater brachte alle Kinder wieder mit dem Auto zur Bushaltestelle. Als Brigitte sich dann von mir verabschiedete, sah ich in ihren Augen einen Moment lang Unsicherheit, Peinlichkeit und Zweifel. Das jetzt waren ihre echten Gefühle und keine Show, wie ihr Verhalten vor den anderen Kindern.
Hatte sie etwa meine Betroffenheit aufgrund ihrer kühlen Begrüßung doch sehr genau mitbekommen? War ihr Verhalten nur eine Unsicherheit oder womöglich beabsichtigt? Ich jedenfalls war von ihrer Distanziertheit und Interessenlosigkeit zu mir während der Party stark verunsichert. Warum hatte sie mich wie Luft behandelt?
Und deshalb lag jetzt bei der Verabschiedung etwas Schweres, Unausgesprochenes und Unterschwelliges zwischen uns.
Mit diesem unbehaglichen Gefühl stieg ich in den Bus und fuhr davon. Das war das letzte Mal, dass wir uns sahen.
Eigentlich hätte ich Brigitte in einem späteren Telefonat nochmals auf ihr Verhalten ansprechen müssen, doch dazu war ich als Kind oder fast schon Jugendlicher überhaupt nicht in der Lage gewesen, dazu war ich noch viel zu unreif.
Schließlich wuchsen wir zu Teenagern heran und gingen unsere eigenen Wege.
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Mehr als 60 Jahre später, wohnt meine Nichte Kathi nur einen Steinwurf von Brigittes Elternhaus und somit auch von meiner Kindheit entfernt. Wenn ich Kathi besuche, mache ich manchmal vorher einen Abstecher in die Vergangenheit und schaue mir meine Kindheit nochmal mit den Augen eines Erwachsenen an. Zu meinem Erstaunen hat sich gar nicht so viel zu damals verändert. Natürlich ist unsere alte Baracke längst einem schicken Einfamilienhaus gewichen, doch Brigittes Elternhaus gleich nebenan steht immer noch da und sieht noch genauso aus wie früher. Gerne schaue ich dann in den Teil des Gartens, wo einst der Sandkasten und die Schaukel standen und sehe sofort, wie dort Brigitte und ich so wunderbar unbekümmert lachten und freudig spielten.
Aber beim letzten Mal, als ich meine Nichte und zugleich meine alte Kindheitsstätte besuchte, dachte ich, ich sehe nicht richtig, denn: Brigittes Elternhaus war weg. Einfach weg. Jetzt war da nur noch eine große Lücke zwischen zwei Häusern, die aus einer aufgewühlten Erd- und Sandfläche bestand. Kein Haus. Kein Rasen. Kein Strauch. Kein Baum. Nichts war mehr da.
Es dauerte eine Weile, bis ich diesen ungewohnten Anblick realisierte. Es war ein komisches Gefühl von Verlust und endgültiger Verabschiedung. Ein Gefühl, als wenn ich an die letzte Seite und an die letzten Zeilen eines langen Romans angekommen war, den ich nun schon über so viele Jahre hinweg gelesen hatte. Doch nun, jetzt in diesem Augenblick, war diese Geschichte zu Ende geschrieben. Es war nichts mehr da. Es gab nichts mehr zu lesen.
Ich konnte das Buch nur noch zuklappen und ins Bücherregal stellen.
Vergessen habe ich Brigitte nie. Wie konnte ich auch, so zählte die Zeit mit ihr doch zu meinen glücklichsten Kindertagen.
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Im März 2022 hatte ich einen nächtlichen Traum, in dem ich Brigitte und mich nochmals als Kinder zusammen spielen sah. Und ich fühlte im Traum genau, dass sich jeder von uns in seinem Leben vorgenommen hatte, etwas sehr Altes und Dunkles ans Licht zu bringen und dazu war es erforderlich, dass wir beide in der Kindheit ganz reine kindliche Liebe füreinander empfanden.
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♫Goodbye Yesterday
© aus CD: NEW BEGINNING Peter Reifegerste | mehr davon...
Ich schaue in die Herzen der beiden Kinder und sehe dort die unendliche Leuchtkraft ihrer Liebe. Hier in ihren Herzen befindet sich das wahre Zentrum ihres Seins, denn alles was wir aus reinem Herzen machen ist echt. Ist wahre Liebe.
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ab 1961
nächster Abschnitt ▼Wie gesagt zogen wir 1961 nach Hamburg Bramfeld, einem anderen Hamburger Stadtteil, doch dieser lag weit weg von Brigitte und von meinen bisherigen Freunden. Hier in Bramfeld, in einer mir völlig neuen und stadtähnlichen Wohngegend, sollte jetzt für mich ein ganz neues Leben mit neuen Eindrücken, neuer Schule und mit neuen Freundschaften beginnen? Doch wo waren meine Freunde, meine ländliche Natur, meine Wiesen und Koppeln mit den Kühen und Pferden? Mir fehlte meine Katze, mein Kaninchen, die Hühner, Enten und Tauben. Keines von ihnen konnte ich mitnehmen, denn in unserer Neubauwohnung waren keine Tiere erlaubt. Mir gefiel es hier nicht. Ich wollte wieder zurück nach Hause.
Es sollte einige Zeit dauern, bis ich mich an dieses neue Leben ohne Natur und ohne Tiere gewöhnen konnte und sich langsam neue Freunde und Freundschaften entwickelten. Einige davon sollten ein Leben lang halten. Doch davon ahnte ich damals natürlich noch nichts.
Aber insbesondere kam ich nach einigen Jahren einer mir bis dahin noch unbekannten Sylvie ganz nahe, die nur ein paar Straßen entfernt mit ihrer Familie lebte. Und da ich die nächsten 12 Jahre in Bramfeld zu einem Erwachsenen heranwuchs, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich Sylvie irgendwann unter schicksalhafter Lenkung unausweichlich begegnen musste. Und diese Begegnung sollte mein Leben in völlig neue Bahnen lenken, denn ich begegnete meiner großen Liebe. Doch bis es zu dieser Begegnung kam, sollten erst noch 11 weitere Jahre vergehen.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 5:
#Sylvie →
Für meine Eltern sollte sich ihr erhoffter Neuanfang mit neuer Wohnung und neuer Umgebung bereits nach kurzer anfänglicher Euphorie als unerfüllter Wunschtraum entpuppen. Ihre seit Jahren andauernde Ehekrise konnte ein Ortwechsel und eine Veränderung der Lebensumstände nicht lösen, eher das Gegenteil war der Fall.
Als ich Ende 1973 Zuhause auszog, versuchten sie zwei Jahre später abermals einen Neuanfang, in dem sie ein altes Einzelhaus am Rande von Hamburg mieteten, das sich nicht weit von unserer alten Baracke befand. Komisch, dass es sie nochmals ganz nahe an unsere alte und primitive Wohnstätte zog. Vielleicht verbanden sie mit diesem Platz doch weit mehr glücklicherer Erinnerungen, als es mir bewusst war.
Aber auch dieser Neuanfang sollte scheitern und letztendlich sogar in einer schrecklichen Tragödie enden. Doch dazu später mehr.
Ende Kapitel 3
Start Kapitel 3: Meine Kindheit ▲
Nochmals zurück in meine frühe Kindheit.
Ich sollte in meinem Leben viele tiefschneidende Erlebnisse und Erfahrungen machen, die meine Persönlichkeit für immer grundliegend prägen würden, doch ein Schlüsselerlebnis stach ganz besonders hervor und zwar betraf es die besondere Beziehung zwischen meiner Mutter und mir in meiner Kindheit.
Dazu muss man wissen, dass das Besondere daran war, dass ich bereits als kleiner Knirps viele Empfindungen, Gefühle und Gedanken meiner Mutter ganz deutlich in mir drinnen spürte, gerade so, als wären es meine eigenen. Und dazu brauchte ich meine Mutter nur anzusehen und schon fühlte ich alles das, was sie fühlte und zwar in mir. Und dabei spielte es überhaupt keine Rolle, wie sich meine Mutter im außen auch immer verhielt und welche Wörter gerade aus ihrem Mund kamen. Ich spürte immer ganz genau, was sie WIRKLICH fühlte und was sie WIRKLICH dachte und dazu brauchte ich sie nur anzuschauen.
Auch wenn sich das heute vielleicht merkwürdig anhört, damals als Kind war das für mich nichts Besonderes sondern etwas ganz Normales, ich dachte, das ist bei allen anderen auch so, ich kannte es ja nicht anders. Das ging bis zu diesem einen Moment, der vieles ändern sollte.
Es war wieder einmal einer dieser Momente, wo meine Mutter über dies und das redete und ohne Pause so vor sich hin plapperte. Sie redete viel und gern, währenddessen ich als kleiner Knirps ihren Worten und Gesten aufmerksam folgte. Und obwohl ich den Sinn ihrer Worte kaum verstand, sah ich ihr gern zu, denn ich liebte meine Mutter sehr.
Und während ich ihren Worten lauschte und sie ansah, sah ich in Wirklichkeit etwas ganz anderes bei ihr. Ich sah, nein ich fühlte, dass ihre äußere, unbekümmerte Art, nicht zu ihren inneren Gefühlen passte. Außen gab sie sich fröhlich und unbekümmert, jedoch in ihr drinnen waren ganz andere Gefühle, nämlich Gefühle von Sorge, von Schwere und von Last. Ihre echten Gefühle passten überhaupt nicht zu ihrem Verhalten. Ich weiß es genau, denn ich fühlte ihre Gefühle in mir.
Und dann, in diesem Moment, als ich ihre echten Gefühle spürte, sahen wir beide uns in die Augen. Und da sah ich, dass sich die fröhlichen Augen meiner Mutter ganz plötzlich veränderten und zwar in ungläubig fragende Augen. Ich sah wie Mutter mich förmlich anstarrte und sich selbst fragte: "Kann das wirklich sein?"
Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie sich auch wirklich sicher war, was sie da gerade bei mir sah. Doch dann erkannte meine Mutter die Situation, denn jetzt realisierte sie, dass dieser kleine Junge ihr Spiel durchschaute, sie begriff, dass sie ihrem Jungen nichts vormachen konnte.
Einen Moment lang fühlte sie sich verschämt, ertappt und entlarvt. Doch dann wurden ihre Augen förmlich überwältigt von Glücksgefühlen. Sie kniete sich zu mir runter, zog mich an sich und wollte mich nie mehr aus ihrer Umarmung loslassen.
"Mein Gott" flüsterte sie beiläufig, "keiner sieht, wie ich wirklich bin, nur mein Junge durchschaut mich. Das kann doch nicht möglich sein?"
Doch meine Mutter täuschte sich als sie dachte, dass sie von keinem anderen durchschaut wurde. Ich bin mir sicher, dass mein Vater ihr wahres sensibles Wesen fühlte, das sie mit ihrer theatralischen Fassade zu schützen versuchte. Aber vielleicht waren die beiden nicht in der Lage gewesen sich wirklich tief und ehrlich auszutauschen, denn offene und klare Kommunikation war schon immer ein Problem in ihrer Ehe.
Dieses Erlebnis veränderte die Sichtweise meiner Mutter zu mir und machte unsere Mutter-Kind Beziehung irgendwie zu etwas Besonderem. Denn künftig reichten oft nur ein paar Blicke zwischen uns aus, um uns zu verständigen. Wir brauchten keine Worte. Es entstand so eine Art Nonverbale Kommunikation zwischen uns. Das war etwas Besonderes, weil außer uns beiden das niemand mitbekam, geschweige denn verstand. Das war jetzt unser beider Geheimnis. Und auch wenn sich unser Verhältnis schon bald merklich abkühlen sollte, diese besondere Art unserer Kommunikation sollte ein Leben lang zwischen uns bestehen bleiben.
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Ich muss so 5 Jahre alt gewesen sein, ich war mit Mutter allein in unserer Baracke in Hamburg Meiendorf, als eines Tages unterhalb unseres Grundstücks Überland Hochspannungsleitungen verlegt wurden. Das war schon ein kleines Ereignis, als die vielen Arbeiter mit ihrem Bauwagen, dem Laster und Bagger anrückten. Zuerst wurden vier mächtige Betonklötze als Fundament in die Erde eingelassen, auf denen dann die vier Beine des Freileitungsmastes aus Stahl verankert wurden. Darauf schraubten die Arbeiter immer weitere bereits zusammengeschraubte Stahlmodule, sodass der Mast bei jedem weiteren Modul immer höher wurde, bis er seine endgültige Größe erreicht hatte. Zum Schluss kletterten einige Arbeiter ganz nach oben, um die freischwebenden Hochspannungsleitungen mit dem Mast zu verbinden.
Es war Hochsommer und es war bullenheiß, als Mutter zu mir sagte:
"Fülle diesen Eimer mit so viel Wasser aus dem Brunnen wie Du tragen kannst und bringe ihn den Bauarbeitern, die haben bestimmt großen Durst bei der Hitze."
Das machte ich und das kalte Wasser wurde von den Männern dankbar angenommen, sodass ich die Prozedur noch ein paarmal wiederholte.
Irgendwann ging ich dann wieder zurück ins Haus, als ich hörte, dass jemand an unsere Haustür klopfte. Mutter öffnete diese und da draußen stand einer der Bauarbeiter mit einem völlig durchgeschwitzten und dreckigen Unterhemd.
"Kann ich noch ein Glas Wasser bekommen", fragte er Mutter, während er sie dabei komisch ansah. An seinem Gesichtsausdruck bemerkte ich sofort, dass das nur ein Vorwand war, um ins Haus zu kommen. Mutter bemerkte es auch, doch sie zögerte einen Moment. Diesen Moment nutzte ich, um mich zwischen Mutter und dem Mann breitbeinig hin zu stellen, um ihn so den Weg ins Haus zu versperren. Dabei stemmte ich beide Hände in meine Hüften und sah den Mann mit einem durchdringenden Blick an, der ihn unmissverständlich klar machen sollte:
"Ich weiß genau, dass Du kein Glas Wasser willst. Du willst in unser Haus. Aber das lasse ich nicht zu, denn dazu musst Du erst einmal an mir vorbeikommen."
Der Mann schaute nur ungläubig zu mir runter, er konnte nicht glauben was er da sah, denn er hätte mich mühelos mit einer einzigen Handbewegung zur Seite schieben können.
Während ich den Schurken mit meinem drohenden Nur-über-meine-Leiche-Blick in Schach hielt, hatte Mutter schnell ein Glas Wasser geholt und reichte es ihm. Er nahm das Glas, kippte das Wasser in einem Zuge herunter, als wenn er uns damit zeigen wollte welch Winzlinge Mutter und ganz besonders ich doch für ihn darstellten. Dann senkte er seinen Blick nochmals ganz bewusst zu mir runter und betrachtete meine lächerliche Drohgebärde sprachlos mit einem Grinsen. Schließlich blickte er wieder nach oben zu Mutter, betrachtete sie einen kurzen Moment lang und gab ihr wortlos das leere Glas zurück. Ich verfolgte jede kleinste Bewegung dieser Situation. Nach einer gefühlten Ewigkeit des wortlosen gegenseitigen Betrachtens der beiden, drehte sich der Mann um und ging wieder zu seinen Männern.
Schnell verschloss Mutter die Haustür hinter ihm. Puh, die Gefahr war vorüber. Diese bedrohliche Situation hatten wir beide zusammen gemeistert.
Dann sah sie mich mit ihrem so vertrauten Blick liebevoll an und nahm dabei meine Hand in ihre. Und mit dieser Geste ging sie stolz mit ihrem mutigen Beschützer und "kleinen Held" zurück in die Küche.
Da war er wieder. Einer dieser unvergesslichen Momente zwischen uns beiden.
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Doch so sehr meine Mutter mir auch ihre pure und überschäumende Liebe gab, so konnte diese Liebe aber auch im nächsten Moment abrupt enden und ins Gegenteil rutschen, denn da war auch noch diese andere Seite in ihr. Diese andere Seite bestand ebenfalls aus überschäumenden Emotionen, aber diese hießen Zerrissenheit, Zerstreuung, Verwirrung, Abwesenheit, Unehrlichkeit und Manipulation. Es war so, als wenn sich urplötzlich ein dunkler Schleier über sie legte und sie abrupt vergessen ließ, was sie gerade eben noch zu mir sagte oder tat oder wie ihre Gefühle zu mir waren. Es war wie eine aus dem Nichts kommende emotionale 180 Grad Kehrtwendung.
Dieses Verhalten sollte sich bei ihr in den kommenden Jahrzehnten immer und immer wieder auf die gleiche Weise abspielen.
So festigte sich in mir der Glauben, dass ich mir nie mehr sicher sein konnte wie lange ihr liebevolles und gefühlvolles Verhalten anhalten würde und wann alles plötzlich ins Gegenteil kippt und ich nur noch Luft für sie bin.
Als Kind war diese Wechselwirkung ihrer Emotionen äußerst verwirrend und beängstigend und sie warfen in mir immer öfter die Frage auf:
"Ist ihre Liebe zu mir überhaupt echt oder spielt sie mir diese nur vor?"
Dieses mütterliche Verhalten von einerseits tiefer Nähe, Verbundenheit und Verschmelzung zur plötzlichen Wandlung in Distanz, Abwesenheit und Ignoranz, hat in mir ein starkes Misstrauen und Vorsichtsverhalten zur weiblichen Gefühlswelt entstehen lassen und meine Art der Kommunikation zu anderen Personen für die nächsten Jahrzehnte stark geprägt.
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In der Nacht zum 8. September 2021 hatte ich eine Vision und hörte eine Botschaft von meiner Mutter. Sie stand vor mir, sah mir in die Augen und legte ihre Hand auf mein Herz. Und dann sagte sie zu mir:
Ich pflanzte Dir die ganze Bandbreite weiblicher Emotionen in Dein Herz, angefangen von der tiefen wahren Liebe und totalen Verschmelzung bis hin zum genauen Gegenteil und zum größten Herz-Schmerz. Diese extremen Gefühle werden Deine Sicht- und Denkweise zur weiblichen Welt für immer tief prägen. Denn wenn Dir die Liebe im Außen begegnet, dann sehnt sich ein Teil in Dir nach der tiefen wahren Liebe und will verschmelzen, aber ein anderer Teil hat Angst vor einer Zurückweisung und will sich schützen. Das wird Dich unweigerlich in einen Konflikt bringen. Und all diese Gefühle erfährst Du von mir, von einer Frau.
Doch auch das gebe ich Dir mit auf Deinen Weg, sagte sie dann noch:
Jede Frau hat ein Herz voller Liebe. Jede Frau ist im Herzen pur, ganz egal wie sie sich Dir im Außen auch immer zeigt. Du brauchst nur genau hinzuschauen und Du wirst es erkennen. Du wirst es fühlen. Und wenn Du keine Angst mehr vor dem möglichen Schmerz einer Zurückweisung, Ablehnung oder Verletzung durch eine Frau hast sondern Deinen Schutz ablegst und Dich einfach so zeigst wie Du bist, dann wird Deine Liebe wieder fließen und Du wirst die Purheit, die Wahrhaftigkeit und die Liebe im Herzen jeder Frau erkennen der Du begegnest. Und dann wirst Du Dich wieder an das Gefühl von purer Liebe und Verschmelzung erinnern, so wie Du es als Kind so oft erlebt hast. Wenn Du Deine Liebe lebst, also wenn Du Dich selbst lebst, dann wirst Du frei sein von allen weltlichen Fesseln.
Mit "Wenn Du Deine Liebe lebst" war auch mein gesamtes Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln in Bezug auf mich und auf alle anderen gemeint. Das war quasi eine "General-Anweisung" oder Botschaft oder Empfehlung, in jeder Situation, bei jeder Begegnung, bei allem was ich denke tue und mache, meine Liebe zu leben.
Das war wohl die wichtigste Botschaft und Lehre, die meine Mutter mir für mein gesamtes Leben mitgab. Den wirklichen Sinn dieser Botschaft und die tatsächliche Auswirkung auf meine zukünftige Sichtweise und Einstellung zur gesamten weiblichen Welt, habe ich natürlich erst später Stück für Stück entdeckt.
Erst viele Jahre später, als meine Mutter schon 20 Jahre verstorben war, wurde mir der wahre Grund ihres Verhaltens zu mir offenbart. Es war kein Zufall, dass sie mir über so viele Jahre hinweg ständig die ganze Bandbreite extremer weiblicher Emotionsschwankungen vorlebte. Nein, das war ihre (unbewusste) Absicht. Und plötzlich erkannte ich den Sinn ihres Verhaltens: Es war eine Schulung, sie wollte mir mit ihren extremen Gefühlsausbrüchen eine wichtige Lexion fürs Leben mitgeben.
Später entdeckte ich für mich dann einen noch viel weitreichenderen Sinn in Mutters Botschaft, und zwar:
Die enorme weibliche Herzensqualität in jeder Frau, sowie ihre Fähigkeit bedingungslos zu lieben, zu verzeihen und zu vergeben, hat die Kraft jeden Streit, jeden Hass, jede Gewalt und jede Zerstörung zu heilen.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Die Aufarbeitung: Neue Sichtweise auf die weibliche Welt →
Siehe dazu auch Kurzgeschichte:
Ich bin Reich und Schön und... außerirdisch →
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Meine Mutter hatte sich vorgenommen, neben vielen anderen Dingen, mir zu zeigen, also mir Live vorzuleben, was pure echte Mutterliebe, was Wahrhaftigkeit, was Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen, was wahre Herzensbegegnung wirklich bedeutet. Wie es sich anfühlt, pure Liebe zu erfahren und was diese Liebe im innen und außen alles bewirken und verändern kann.
Und sie hatte sich ebenfalls vorgenommen mir auch das genaue Gegenteil all dieser Eigenschaften zu zeigen, also das Gegenteil von Liebe, das Gegenteil von Wahrhaftigkeit, von Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen. Und sie tat es wieder und wieder und wieder über viele Jahrzehnte lang. So spürte ich immer wieder wie es sich anfühlt, wenn Bedenken, Zweifel, Unglaube, Skepsis und Misstrauen ständig an dieser Liebe, Wahrhaftigkeit, Offenheit und Ehrlichkeit zerren und reißen. Wenn das Herz, mein Herz, durch ständige Wechselbäder der Gefühle zwischen Liebe und Zweifel hin und her schwankt, bis es sich schließlich in die Abgrenzung, in die Verschließung, in den Rückzug und in den Schutz flüchtet, um nicht zu zerbrechen.
Die beiden Seiten der Liebe
Erst viele Jahrzehnte später, nachdem ich meinen Groll und Zorn gegen sie endgültig niedegelegt hatte, erst dann begriff ich, dass neben vielen anderen Dingen die Hauptaufgabe meiner Mutter darin bestand, mir ganz bewusst die beiden Pole, die beiden Seiten von Liebe vorzuleben. Und das ich später als Erwachsener daran denke mich nicht in meinem Groll und Zorn zu verlieren, wenn ich mich mal wieder von Menschen angegriffen, verletzt oder enttäuscht fühle sondern dass ich mich daran erinnere, dass immer beide extreme Seiten bei Menschen vorhanden sind. Sei es nun bei Gefühlen wie Liebe oder Hass, bei Vertrauen oder Misstrauen sowie auch bei allen anderen Emotionen.
Und wenn ich mich erinnere, dass es immer diese zwei Seiten gibt, dann kann ich auch die Liebe, die innere Schönheit, die Warmherzigkeit und die Herzenskraft bei meinem Gegenüber fühlen. Und das unabhängig davon, wie sich diese Person mir im außen durch ihre aufwühlende Sprache, durch ihre übertriebenen Gesten und Gebärden oder durch ihre lauten hysterischen Emotionen auch immer zeigt. Denn das alles ist nur ihr Schutz, um nicht selbst (mehr) verletzt zu werden.
Meine Mutter hatte mir mit ihrem Verhalten auch folgendes Erbe mitgegeben:
Wenn mir als Erwachsener die Liebe im Außen begegnet, werde ich unweigerlich in einen Konflikt geraten. Denn für mich war das Gefühl von Liebe nicht frei sondern untrennbar verknüpft mit all diesen extremen Emotionsausbrüchen, die ich aus meiner Kindheit von meiner Mutter her so genau kannte. Denn Liebe bedeutete für mich immer auch Zweifel, Unbeständigkeit, Stress, Verrat, Misstrauen, Wut und Zorn. Wenn ich mich also auf die Liebe einlassen wollte, musste ich mich zuerst einmal mit meinen Ängsten VOR der Liebe beschäftigen. Und dieses Gefühl war nicht gut, denn sofort stand dieser kleine Junge wieder vor mir, der damals alles ohnmächtig mit ertragen musste.
Verdammt! Ich will das alles nicht noch einmal fühlen!
"Tja Peter, jetzt musst Du Dich entscheiden. Möchtest Du Kandidatin 1, 2 oder 3 kennenlernen?"
Ich will eine 100% sichere und bedingungslose Liebe ohne leiden zu müssen!
"Sorry, aber die gibt es auf Erden (noch) nicht."
Vielleicht war meine Mutter sich bewusst, dass ihre Aufgabe erst dann vollbracht war, wenn ich mich aufgrund ihrer jahrelangen extremen Gefühlsschwankungen und Ausbrüchen irgendwann von ihr zurückzog und letztendlich den Kontakt ganz abbrach. Und vielleicht war ihr auch bewusst, dass sie ihren Jungen dann möglicherweise für immer, aber zumindest für eine lange, lange Zeit verlieren würde.
Umso öfter ich später darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass sie wissen musste welchen Preis sie irgendwann für ihre Aufgabe zahlen würde. Aber ich spürte dabei auch, dass sie es aus absoluter Liebe zu mir tat und in der Gewissheit, dass es unvermeidlich war, denn nur mit diesen Erfahrungen im Gepäck würde ich später das nötige Werkzeug haben, um wiederrum meine eigene Aufgabe angehen zu können.
Und auch dieser Gedanke ging mir durch den Kopf:
Habe ich vielleicht sogar ganz gezielt meine Familie darum GEBETEN, mich ungerechtfertigt anzuklagen und schuldig zu sprechen, um so genau die Gefühle am eigenen Leib zu spüren, die eine Falschanklage und Falschbeschuldigung auslösen? Ist dieser Gedanke wirklich so absurd?
Ja, die Menschen, die uns im Leben den größten Schmerz bereiten sind oftmals die, die uns am nächsten stehen.
Doch zunächst sollte meine Erinnerung an diese wichtige Botschaft meiner Mutter erst einmal für viele Jahre in Vergessenheit fallen, bis ein plötzliches Erlebnis den entscheidenden Impuls bei mir setzte, um mich nochmals ausgiebig mit meiner Gefühlswelt und mit meiner früheren Mutter-Kind Beziehung zu beschäftigen. Doch dazu später mehr.
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Als ich zwischen 13 und 14 in die Pubertät kam, hatte ich mit starkem Pickelbefall im Gesicht und auf dem Rücken zu kämpfen. Für die anderen Jungs waren Pickeln etwas ganz Normales, das man eben hatte und die irgendwann auch wieder weggingen. Doch nicht für mich. Oh nein.
Ich fühlte mich mit meinen Eiterpickeln, als wenn ich eine ansteckende Infektionskrankheit hätte, so wie Lepra oder Pocken, und andere bei diesem Anblick erschrocken und angewidert zurückwichen. Ich dachte ich wirkte damit auf andere total abstoßend und ekelerregend. Es war ein extrem übermächtiges Gefühl von Aussätzigkeit, Ausgrenzung und tiefster Demütigung und Erniedrigung.
Natürlich entsprach meine Wahrnehmung nicht im Geringsten der Realität, aber ganz genau so fühlte ich mich damals. Es war mir unmöglich, mich diesen überwältigenden und erdrückenden Gefühlen zu entziehen. Sie waren immer und bei jeder Begegnung präsent. Und diese Gefühle sollten mich noch eine lange Zeit begleiten.
Erst viele Jahre später erfuhr ich dann zufällig, dass mein Vater, aber insbesondere zwei seiner Brüder, ähnliche Hautprobleme in ihrer Jugend hatten und dadurch wie ich mit heftigen Gefühlen von Ablehnung und Ausgrenzung zu kämpfen hatten.
Diese Info machte mich nachdenklich. Schon eigenartig, aber das war bestimmt nur ein Zufall. Doch was, wenn es keiner war? Habe ich das vielleicht geerbt? Kann man das überhaupt vererbt bekommen? Quatsch, das hat man als Junge eben in der Pubertät. So einfach ist das.
Und dann war meine Pubertät vorbei, aber die Pickeln waren immer noch da.
DAS GIBT ES DOCH NICHT !! ICH WILL DIESEN DRECK ENDLICH LOSWERDEN !!
Fortan ließ mich dieser Vererbungsgedanke nicht mehr los. Darüber musste ich mir unbedingt Klarheit verschaffen. Doch bis ich wirklich dazu kam, sollten noch viele Jahre vergehen.
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Nachtrag zum Thema Pubertät und Pickeln:
Erst 50 Jahre später wurde mir dann klar, dass meine damaligen Eiterpickeln, insbesondere die auf meinem Rücken, neben der normalen pubertären Phase, noch einen viel gewichtigeren Charakter darstellten. Sie standen nämlich auch symbolisch für das Aufbrechen und Aufplatzen uralter unter großem Druck stehenden Vereiterungen, Verletzungen und Wunden in meiner Familien- und Ahnenreihe.
Erklärung:
Über viele Generationen hinweg erlebte meine Familie tiefe gewaltsame Unterdrückung, Erniedrigung, Demütigung, Auspeitschung und Versklavung, doch ohne die geringste Chance, sich dagegen wehren zu können. Dieses schreiende Unrecht wurde nie bekannt, denn die Wahrheit wurde damals mit allen Mitteln unterdrückt, totgeschwiegen und totgeschlagen. Doch in den Herzen der Betroffenen und Angehörigen hinterließ es unbändige Wut, Hass und Rache auf die Verursacher und Unterdrücker. Diese angestaute ohnmächtige Wut bekam nie eine Möglichkeit des Gesehenwerdens, nie eine Stimme des Herausschreiens, nie eine Bühne der Gerechtigkeit, sie wurden einfach beim Tod der Betroffenen mit ihnen in der Erde verscharrt.
Doch Gefühle und Gedanken kann man nicht töten, nicht erschießen, nicht verbrennen und nicht vergasen, sie existieren weiter und wollen gesehen und gehört werden. Sie warten auf Erlösung und Heilung, egal wie lange es auch immer dauern mag.
Diese schwere Last aus brutaler Unterdrückung und Erniedrigung und dessen bewusste Verheimlichung hat sich in meiner Familie über viele Generationen hinweg zu einem riesigen, gärenden und stinkenden "imaginären Haufen" immer höher und höher aufgetürmt.
Die Eiterpickeln auf meinem Rücken, beginnend als 13 oder 14 jähriger, lösten bei mir mit voller Wucht genau solche übermächtigen Gefühle aus, wenn ich mich beim Sportunterricht oder bei vielen anderen Gelegenheiten mit freiem Oberkörper zeigen musste. Doch diese tiefen Gefühle von Unterdrückung und Erniedrigung konnten unmöglich zu mir als Teenager gehören, weil ich solche Situationen noch niemals zuvor erlebt hatte. Trotzdem war es mir unmöglich, diese starken Gefühle der Erniedrigung zu verdrängen.
Wie gesagt erst 50 Jahre später erkannte ich, dass meine Eiterpickeln auch sinnbildlich für die über Generationen hinweg angestauten Vereiterungen und Vergiftungen in meiner Familie standen und das sich nun im Laufe der Zeit alles das zu einem riesigen gärenden "imaginären Haufen" aufgestaut hatte. Und es war wichtig, dass ich das Gefühl eines Hautmakels so stark empfand, ansonsten hätte ich das als Jugendlicher kaum beachtet, so wie es die meisten anderen gleichaltrigen Jungs ja auch taten.
Damals als Jugendlicher war bei mir die Zeit gekommen, dass dieser über viele Generationen hinweg aufgestaute gärende "imaginäre Haufen" dem langen Druck nicht mehr stand hielt und es zum Aufplatzen, auf meinem Rücken, kam. Dieses sinnbildliche Aufplatzen von alter unterdrückter Wut, Erniedrigung und Gewalt, wollte endlich optisch gesehen werden und ins Licht treten.
Denn alles was man sieht, alles was man anspricht, alles das kann sich nicht länger im Verborgenen verstecken und dort weiter gären und anschwellen. Seine verborgene Macht ist damit gebrochen. Ansprechen und gesehen werden, das ist der Weg zur Lösung und zur Heilung.
Wie gesagt hatte ich damals von diesem tieferen Sinn natürlich überhaupt keine Ahnung. Doch dazu später mehr.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Der Reinigungsprozess →
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Wichtige Ereignisse von 1967 bis 1998 sind bereits in diesen Kapiteln aufgeführt:
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Ende Kapitel 4
Start Kapitel 4: Mutter und Sohn ▲
ab 1971
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Ich möchte endlich wieder meine Liebe fühlen. Ich weiß, Du kannst sie mir zeigen. |
Zurück ins Jahr 1971.
In diesem Sommer, ich war 19 Jahre, lernte ich Sylvie kennen. Sie war gerade noch 17 und ein unscheinbares, schüchternes, kleines, blondes Mädchen. Doch sie hatte dieses innere Leuchten aus vollkommener Reinheit und Bescheidenheit, bei dem jegliche Äußerlichkeit in den Hintergrund tritt. Ich erkannte das sofort. Und hinter ihrer großen tropfenförmigen Brille, strahlten mich zwei liebevolle braune Augen sanftmütig an. Es war dieser Blick mit dem sie mich ansah und der signalisierte:
"Diesen Jungen hinter seiner Schutzmauer, den würde ich gerne kennenlernen."
Wenn ich jetzt meine Augen schließe, sehe ich ihren Blick genau vor mir.
Tief in mir drinnen sehnte ich mich mit ganzem Herzen nach genau so einem Mädchen, das sich nicht von meiner Schutzmauer aus Distanz, schlechter Laune und Zorn blenden ließ sondern sich die Mühe machte, einmal genauer hinzuschauen, einmal genauer hinzufühlen, was sich hinter dieser Mauer verbarg.
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Rückblick:
Trotz meiner rebellischen Art war ich eher verschlossen, sodass es mir schwer fiel ein Mädchen einfach mal so anzusprechen und "Hey oder Hallo" zu sagen. Das lag hauptsächlich daran, dass ich mit Beginn der Pubertät, so zwischen 13 und 14, mit starkem Pickelbefall im Gesicht und auf dem Rücken zu kämpfen hatte. Für die anderen Jungs waren Pickeln etwas ganz Normales, das man eben hatte und die irgendwann auch wieder weggingen. Doch nicht für mich. Oh nein.
Rückblick Kapitel 4:
← #Pubertät und Pickeln
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Aufgrund meines "Hautproblems" viel es mir als pubertierender Jungendlicher schwer Mädels einfach mal so anzusprechen. Und so kamen sie meistens auf mich zu. Bestimmt war es für sie nicht einfach einen Jungen anzusprechen, der grimmig schaute und offensichtlich kaum Interesse an ihnen hatte. Was natürlich überhaupt nicht der Fall war, ganz im Gegenteil.
Doch wenn es mir bei einer solchen Begegnung gelang meinen Schutz und meine Schüchternheit einmal kurz beiseite zu schieben, dann prasselten plötzlich so starke Gefühle von diesem Mädchen auf mich ein, so dass ich ihr meine Empfindungen am liebsten sofort gesagt hätte:
Ja, das alles fühlte ich damals in diesen Sekunden bei vielen Mädchen und das hätte ich ihnen so gerne gesagt. Doch ich tat es nicht. Ich konnte es einfach nicht. Ich konnte überhaupt nichts sagen. Ich stand nur wie erstarrt da, sah sie an und es kam einfach kein Ton aus meinem Mund heraus. Und in jeder weiteren Sekunde die verging, versiegte langsam das Interesse des Mädchens an diesem stillen Jungen. Es versiegte wie feiner Sand, der einem unaufhaltsam durch die Finger rinnt.
"Nein, nein Peter, nun sag doch endlich etwas! Irgendetwas, sonst dreht sie sich um und ist weg", dachte ich panisch.
Und dann... ja dann war diese Gelegenheit auch schon für immer verpasst.
"Das hast Du ja mal wieder gründlich vermasselt. Oh Mann, was bist Du doch für ein Idiot!"
Aber ich werde es nachholen, irgendwann, wenn ich dazu in der Lage bin, das verspreche ich mir jetzt selbst. Dieses Mädchen muss doch wissen wie bezaubernd sie ist. Und falls ich es aus irgendeinem Grund nicht schaffe es ihr zu sagen, muss sie es unbedingt von einem anderen Jungen hören, der das ebenfalls bei ihr sieht, der aber keine Probleme hat es auszusprechen.
Sie muss es wissen.
Sie muss es doch unbedingt wissen.
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Ich sehnte mich danach, dass ein Mädchen wie Du sich in meinem Leben zeigt. |
Und dann stand im Sommer 1971 plötzlich Sylvie vor mir, ein Mädchen, das irgendwie anders als die anderen war. Sie hatte echtes Interesse an mir, ich sah es an ihrem Blick und ich fühlte es an ihrer Art zu reden. Sie nahm sich Zeit, sie hörte zu, sie hatte Geduld. Kann das wirklich sein, fragte ich mich?
Mein guter Freund Frank Schulze brachte mich 1971 mit Sylvie zusammen. Denn wie der Zufall so spielte war Frank, ohne mein damaliges Wissen, bereits mit Sylvie's bester Freundin Angelika zusammen.
Frank und ich kannten uns fast die ganze Schulzeit über, denn wir waren ab der dritten Klasse bis zum Ende der Schulzeit 1970 in der gleichen Schulklasse. Auch später, als wir in die Lehre gingen trafen wir uns öfter. Frank hatte schon früh sein eigenes Auto, ein alter Ford Taunus 12 M mit 40 PS, mit dem wir so manche Ausflüge unternahmen. Und abends trafen wir uns oft in irgendeiner Hamburger Disco beim Bier. Doch irgendwann sah ich Frank an unseren üblichen Treffpunkten nicht mehr und das ging bereits seit einigen Wochen so. Bis ich ihn plötzlich abends in unserer Stamm-Disco freudestrahlend mit einem Mädchen im Arm auf mich zukommen sah. Schlagartig wurde mir klar, warum ich ihn so selten sah: Natürlich, er hatte ein Mädchen kennengelernt.
Sie hieß Angelika und war ein großes hübsches Mädchen. Man sah es den beiden sofort an, dass sie zusammen waren. Nachdem wir uns begrüßt hatten bemerkte ich, dass sich hinter den beiden ja noch ein weiteres Mädchen verbarg, das Frank jetzt nach vorne holte, um sie mir vorzustellen. Sie war ein kleines blondes 17jähriges Mädchen mit einem warmherzigen Blick, das sich schüchtern in ihrem großen beigen Trenchcoat versteckte. Ihr Name war Sylvie.
Jetzt erfuhr ich, dass Sylvie und Angelika beste Freundinnen seien und sich ebenfalls schon seit Beginn der Schulzeit kannten, also genau so lange wie bei Frank und mir. Wenn ich Sylvie also heute in der Disco nicht kennengelernt hätte, dann wäre das sicher bei einem meiner nächsten Treffen mit Frank und Angelika passiert. Ich wäre ihr also auf jeden Fall irgendwann begegnet.
Später erzählte mir Sylvie, dass es ihr damals gar nicht Recht war, mit den beiden Verliebten in die Disco zu gehen. Sie meinte:
"Es war aber Franks ausdrücklicher Wunsch, weil er mich unbedingt mit Dir bekannt machen wollte. Er sagte wortwörtlich: Du musst unbedingt meinen Freund Peter kennenlernen."
Gut gemacht Frank.
Aus diesem "schicksalhaften" Zusammentreffen von uns Vierern, wurde eine tiefe und jahrelange Freundschaft, denn als Sylvie und ich uns 1977 ein Haus im Alten Land kauften, machten es Frank und Angelika ebenso, sodass wir wieder nahe beieinander lebten. Erst als wir unser Haus Mitte der 1980er Jahre verkauften und woanders hinzogen, haben wir die beiden aus den Augen verloren.
† 2013 starb mein lieber Freund Frank mit nur 61 Jahren. Ich erfuhr es erst 2019 von einer Schulfreundin, aufgrund eines geplanten Klassentreffens.
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Anfang 1972, ich war gerade 20 geworden, wurde mir die große Ehre zu Teil, mich für den "Dienst an der Waffe" und für die Verteidigung des geliebten deutschen Vaterlandes gegen unsere Feinde aufstellen zu lassen. Endlich konnte ich meine ganze Männlichkeit in Form einer militärfachlichen Begutachtung meiner körperlichen und geistigen Einsatzfähigkeiten, genannt Musterung, als künftiger deutscher Soldat unter Beweis stellen. Voller Vorfreude fieberte ich schon Tage vorher auf diesen besonderen Tag in meinem Leben hin.
Nach Ende der Untersuchungsprozedur wurde ich in einen großen Saal geführt, wo ich mich nur mit meiner Unterhose bekleidet vor einer langen Reihe von Tischen aufzustellen hatte, hinter denen Männer in weißen Kitteln und ehrfurchtseinflößenden Uniformen saßen, die mir das Resultat ihrer fachmännischen Untersuchung mitteilten. Ihre versteinerte Mimik ließ nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass diese Herren die staatliche Obrigkeit repräsentierten und vor ihnen nur ein junger langhaariger Niemand stand, dem auch noch jegliche Ehrerbietung für diesen historischen Moment in seinem Leben fehlte. Die aufgesetzte Gestik und geschwollene Wortwahl dieser Herren, war eine Mischung aus abgedroschenen Phrasen und unerträglicher Arroganz und Überheblichkeit. Obwohl ich mit meinen 20 Jahren so eine Situation noch niemals erlebt hatte, kam sie mir doch unglaublich vertraut und bedrohlich vor. Ich musste mir ein paar Mal ins Gedächtnis rufen, dass ich mich im Jahr 1972 befand und nicht etwa im Jahr 1872.
Besonders der in der Mitte sitzende Generalfeldmarschall in seinem lächerlichen Karnevalskostüm, sah mich mit einem stahlharten durchdringenden Blick genau an. Ich hörte förmlich wie er mir im militärischen Zack-Zack Befehl zurief: "Du solltest mal mein Sohn sein Bürschchen, dann würde ich Dir schon zeigen was deutsche Zucht und Ordnung ist."
Ebenso durchdringlich hielt ich seinem knochenharten Blick stand und antwortete ihm in Gedanken: "Glaub' mir Betonfrisur, das würdest Du auf der Stelle bereuen."
Dummerweise hatte ich morgens vor aufgeregter Vorfreude auf diesen besonderen Tag zu viel Kaffee und Fitnessprodukte zu mir genommen, sodass mein Blutdruck bei der Untersuchung durch die Decke ging. Zudem hatte ich noch immer mit starkem Aknebefall auf dem Rücken zu kämpfen. Das waren vermutlich die Gründe, weshalb mir die ernst dreinschauenden Herren mit großem Bedauern mitteilten, dass sie mich bis auf weiteres zurückstellen müssten, obwohl ich doch alle Voraussetzungen hatte, denn ich war jung, blauäugig und hatte dunkelblondes Haar. In einem Jahr würde ich einen neuen Termin zur Nachmusterung erhalten, damit ich doch noch die Ehre in Anspruch nehmen konnte, mich für die Verteidigung meines Vaterlandes zu bewähren.
Ok OK, meine Einstellung keine Waffe in die Hand zu nehmen und keinen mir auch noch so freundlich zugerufenen Befehl zu gehorchen, hätte womöglich beim Grundwehrdienst zu einem klitzekleinen Problemchen werden können. Eventuell hätte ich auch beim Repertoire der Marschmusik während des Stechschritts üben oder bei den Straf-Liegestützen und anderen Schikanen ab und zu einmal mein Veto eingelegt. Aber bei diesen Bagatellen wäre ich mit den Ausbildern sicher zu einem vernünftigen Kompromiss gekommen. Man kann doch über alles in Ruhe reden.
"Tschuldigung? Kann ich die 50 Liegestütze auch gegen 50 Vaterunser eintauschen?"
Leider erhielt ich keine neue Möglichkeit zur Rehabilitierung meiner Ehre, denn ich bekam nie wieder Post vom Kreiswehrersatzamt. Und so musste ich mit dieser Schande irgendwie weiter leben.
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Sie ist kein (Top)Model, denn sie sieht natürlich und weiblich aus. |
Nachdem ich Sylvie 1971 kennenlernte, trafen wir uns immer öfter und bei jeder neuen Begegnung mit ihr, bekam meine dicke Schutzmauer immer mehr Risse und fing langsam an zu bröckeln, denn Sylvie verstand es auf ihre ganz eigene, liebevolle, gütige und warmherzige Art und mit unendlich viel Geduld, meine Schutzmauer langsam Stück für Stück abzutragen und so behutsam zu mir durchzudringen. Und dabei gab sie mir immer das Gefühl, dass sie mich so annahm, wie ich bin.
Ich erinnere mich noch genau an diese Zeit. Direkt unter der Erdgeschoss-Wohnung meiner Eltern befand sich der dazugehörige Kellerraum. Einen Teil davon trennte ich ab und baute ihn in einen winzigen Partykeller um. Dort trafen wir uns so oft es ging. Doch spätestens um 22 Uhr musste Sylvie wieder zu Hause sein. Damals hatten wir nur einen Wunsch: Einfach liegen bleiben und morgens zusammen aufwachen.
Und so verabredeten wir, dass ich gleich am nächsten Morgen in ihren Bus einsteigen würde, der auf dem Weg in die City gegen 7 Uhr bei mir vorbeifuhr, so würden wir uns schon morgen früh wiedersehen. Das ich auf dem Weg zu meiner Lehre einen ganz anderen Bus nehmen musste, war mir völlig egal. Hauptsache wir waren zusammen.
Trotz Sylvie's Bemühungen mir das Gefühl von Vertrauen in ihre Person zu vermitteln, steckten die Erfahrungen mit meiner Mutter und ihren extremen Wechselbädern der Gefühle immer noch wie ein Dorn in meinem Fleisch. Das Verhalten meiner Mutter hatte nachhaltende Folgen für meine Sichtweise zur weiblichen Welt hinterlassen. Ich suchte intuitiv nach einem Mädchen, das warmherzig, mitfühlend und liebevoll ist, aber ohne die emotionale Zerrissenheit und Sprunghaftigkeit meiner Mutter.
Sylvie hatte all diese Eigenschaften nach der ich suchte: Sie manipulierte mich nicht, sie verurteilte mich nicht, trotz meiner damaligen Unangepasstheit und rebellischen Art und sie gab mir Zuneigung und Liebe ohne Bedingungen.
Durch Sylvie's Verhalten konnte ich ganz langsam wieder Nähe zu einer weiblichen Person zulassen ohne ständig in der Gefahr zu schweben in der nächsten Sekunde verletzt oder manipuliert zu werden. Sie kam genau zur richtigen Zeit zu mir, wie ein Engel aus dem Nichts.
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Auf einem frühen Foto sieht man mich als kleinen Knirps auf einem Kinderroller fahren, der sehr groß neben mir wirkt. Neben mir steht der Weihnachtsmann in seiner vollen Weihnachtsmann-Montur und mein Onkel Willi mit Hut und schwarzem Wintermantel. Beide Männer schauen mir freudig bei meinen ersten Fahrversuchen zu. Also Kinder aufgepasst: Das Foto beweist also ganz deutlich, dass der Weihnachtmann mir genau in diesem Moment einen Roller zu Weihnachten mitgebracht hatte. Mein Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass dieses Geschenk voll ins Schwarze getroffen hatte.
Auch an mein erstes Fahrrad kann ich mich noch gut erinnern, denn es war viel zu groß für mein Alter, sodass ich mit den Füßen kaum an die Pedalen ran kam, obwohl sich der Sattel schon in der niedlichsten Position befand. Doch mein Vater hatte eine wirklich clevere Lösung, indem er an jeder Pedale zwei Holzklötze schraubte, sodass ich auf dem eigentlich viel zu großem Fahrrad jetzt gut sitzen und an die Pedalen rankommen konnte. Als ich größer wurde hat Vater die Holzklötze einfach wieder abgeschraubt. Mit diesem kleinen Trick konnte ich einige Jahre lang dasselbe Fahrrad benutzen.
Überhaupt war das Fahrrad eine ganz neue Erfahrung für mich, denn jetzt konnte ich viel weiter entfernte Gegenden erkunden, was mir vorher zu Fuß gar nicht möglich war. Dadurch eröffnete sich für mich die Möglichkeit, einen großen Radius auf eigene Faust zu erkunden. Das war für mich Abenteuer pur.
Sowie ich 18 war machte ich den Motorrad- und Autoführerschein. Beides zusammen hat 1970 unter 300 Euro gekostet und Pflichtstunden gab es damals überhaupt nicht. Ich glaube ich hatte gerade einmal zwei Fahrstunden auf dem Motorrad und zwei im Auto. Das war damals also keine große Sache.
Zuerst hatte ich ein rotes Moped namens Kreidler Florett RS. Der Zweitaktmotor brauchte eine Benzin-Ölmischung im Verhältnis 1:25, damals hatte jede Tankstelle eine entsprechende Zapfsäule. Das Teil war Klasse, aber bei 80 Sachen ging ihm die Puste aus. Deshalb wollte ich was Schnelleres und so bekam ich wenig später ein richtiges Motorrad von Honda. Junge Junge, was war das für eine Rakete. Rückblickend gesehen war ich eigentlich noch zu unreif für so einen Feuerstuhl und so landete ich auch schon mal im Straßengraben. Ich musste erst einmal lernen, dieses Monster - und auch meine innere Rebellion - zu zähmen.
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Den letzten gemeinsamen Urlaub mit meinen Eltern verbrachte ich mit ihnen im Sommer 1971 in Dänemark in einem Ferienhaus an der Ostsee. Statt mit ihnen im Auto mitzufahren fuhr ich natürlich auf meinem Motorrad dorthin. Ich wollte im Urlaub mobil sein und nicht ständig mit meinen Eltern zusammenhocken. Das wäre für mich ja kein Urlaub sondern Strafe gewesen.
Schnell kam ich in einer Strand-Cafeteria mit einer Gruppe von deutschen Jugendlichen in Kontakt, die ihre lahmen Mopeds vor dem Lokal in einer langen Reihe nebeneinander geparkt hatten. Als ich mein fettes Motorrad neben ihren lahmen Enten stellte, katapultierte mich das augenblicklich in den Stand ihrer kollektiven Bewunderung. Dass mein heißer Ofen voll von Papa finanziert wurde, musste ich ja nicht unbedingt jedem auf die Nase binden.
Natürlich wollten die Jungs wissen, was mein Feuerstuhl denn so drauf hatte. Und so zeigte ich meinen Bewunderern gern, wie denn so ein richtiger Kavalierstart mit durchdrehendem Hinterreifen aussieht. Allerdings übersah ich dabei, dass die Straße vor mir streckenweise mit Sand vom naheliegenden Strand bedeckt war und ein Kavalierstart keine so gute Idee wäre. Doch für solche Nebensächlichkeiten hatte ich jetzt überhaupt keine Zeit. Jetzt musste ich den anderen erst einmal zeigen wo der Hammer hängt. Oh, oh, Sie können sich schon denken, was dann passierte.
Ich schoss also wie eine Rakete davon, während der mächtige Vorwärtsschub mich in den Sattel presste. Im Nu erreichte ich 100 Sachen und ebenso schnell den sandigen Straßenbereich. Abrupt verlor der Hinterreifen den Kontakt zur Straße und drehte voll durch, während der Motor aufheulte und das ganze Motorrad orientierungslos hin und her geschleudert wurde. Dabei wurden mir meine Hände einfach vom Lenkrad weggerissen, sodass ich mich freihändig sitzend auf dieser Feuerschaukel befand. Es fühlte sich an wie das Bullenreiten auf dem Jahrmarkt und ich wartete nur noch darauf, dass mich dieses brüllende Monster jeden Moment abwirft.
Und in diesem freihändigen Ritt geschah plötzlich folgendes: Ich spürte wie sich 2 Hände auf meine Schultern legten und meinen Körper gezielt in den Sattel zurück drückten. Dadurch bekam ich für einen Augenblick lang eine gewisse Sitzstabilität und das versetzte mich in die Lage, das Lenkrad mit beiden Händen zu erreichen und festzuhalten. So bekam ich das Motorrad wieder unter meine Kontrolle.
Das alles spielte sich innerhalb von 2 oder 3 Sekunden ab.
Ich weiß nicht was damals wirklich passierte. Ich weiß nur eins: Das war keine Einbildung. Noch heute 50 Jahre später spüre ich den Druck dieser beiden Hände auf meinen Schultern.
Danke mein lieber Schutzengel, oder wer immer das auch war, ohne Deine Hilfe wäre das sehr böse für mich ausgegangen.
Nur ein paar Wochen später wurde mir das Motorrad nachts geklaut. Kurz danach wurde ich zur Polizeiwache gebeten, denn sie hatten mein Motorrad wiedergefunden. Freudig ging ich zur Wache, wo mir dann allerdings nur eine blaue Plastiktüte mit Kleinteilen über den Tresen gereicht wurde:
"Das ist alles was wir von Deinem Motorrad gefunden haben", meinte der Beamte freundlich lächelnd. Na toll, das war's dann wohl mit dem Motorradfahren. Ich war echt sauer.
Wenn ich heute darüber nachdenke kommt schon Mal der Gedanke: Gab es da womöglich einen Zusammenhang zwischen dem "in den Sattel drücken" und dem kurz danach erfolgtem Diebstahl? War das vielleicht eine Art "himmlische Vorsichtsmaßnahme", um mich so vor Schlimmeren zu schützen? Jedenfalls war Motorradfahren jetzt erstmal vorbei, denn mein Vater lehnte jede weitere Finanzierung in ein solches Gefährt ab (Gut gemacht Vater). So holte ich mir für wenig Geld einen alten Käfer in Babyblau, der im Vergleich zum Motorrad natürlich eine vollkommen lahme Ente war. Was mich allerdings nicht daran hinderte, ihn gleich gegen einen Baum zu fahren. (Oh Mann, was für'n Blödmann). Glücklicherweise konnte ich die verbeulte Stoßstange und Motorhaube gegen gebrauchte Teile vom Schrottplatz schnell austauschen. Leider waren diese Teile farblich passend nicht zu finden, sodass ich sie kurzerhand mit babyblauer Farbe und Farbroller umfärbte. Zack! So macht "Mann" das! (Das hat aber jeder gesehen!!!)
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Und so kaufte ich mir 1973 von meinem wenigen Lehrgeld mein erstes Auto, einen alten gebrauchten Käfer in Babyblau, aber mit Schiebedach und Blumenvase. Ok, das Schiebedach klemmte ein wenig, so dass es bei Regen schon mal (heftig) reinregnete, deshalb hatte ich auch immer einen Regenschirm dabei. Der Käfer hatte keine Sicherheitsgurte und war frei von jeglicher Elektronik. Und aufgepasst, das Benzin kostete damals 35 Cent pro Liter. Wenn er dann mal nach einer gefühlten Ewigkeit 100 Sachen erreicht hatte, musste man schon "etwas lauter" sprechen.
Auch die Heizung hatte ihren ganz eigenen Charakter, denn sie heizte im Sommer und im Winter waren die Scheiben INNEN vereist, so dass man mit offenen Fenstern fahren musste, um die Scheiben innen abzutauen. Heute undenkbar. Damals dachten wir uns nichts dabei sondern fanden es noch witzig, besonders wenn wir mal wieder mit mehreren Leuten eingezwängt aber unbekümmert unterwegs waren.
Der Käfer hatte wirklich nichts von Komfort oder Bequemlichkeit, aber er hatte etwas von Abenteuer und Freiheit. Außerdem konnte ich vieles selber reparieren oder Ersatzteile vom Schrottplatz holen, weil die leicht auszutauschen waren. Sylvie und ich waren fast jedes Wochenende damit unterwegs. Im Sommer spontan mal zum Baden an die Ostsee fahren oder einfach mal Freunde besuchen. Oder nur so zum Spaß über die Grenze nach Dänemark, um einen dänischen Hot Dog oder ein Fischbrötchen zu essen.
Mein babyblauer Käfer brachte uns ohne zu murren so einige Male bis in den hohen Norden sowie auch runter in den tiefen Süden. Er öffnete für uns die Tür zur "großen weiten Welt" da draußen. Er wurde ein treuer Freund, der auch mal einen ordentlichen Knuff einstecken konnte. Und man konnte sich immer auf ihn verlassen. Naja, fast immer.
Alle meine nachfolgenden 20 Autos (Stand 2022) waren geräumiger, bequemer, luxuriöser und hübscher als der Käfer und sie hatten jede Menge elektronischen Schnickschnack. Aber keines hatte diese Einfachheit, Ehrlichkeit, Purheit und Einzigartigkeit. Danke mein lieber Käfer, dadurch hast Du mir ganz wichtige Erfahrungen und Erlebnisse geschenkt und bist so zu einem Teil meines Lebens geworden.
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...habe ich wohl von meinem Vater übernommen, denn soweit ich zurückdenken kann hatten meine Eltern immer schon ein Auto. Ich erinnere mich noch an einen blauen Opel Kapitän mit Weisswandreifen Ende der 1950er. Das war ein totschicker riesiger Wagen und Vater bastelte ständig daran herum. Ich weiß das noch, weil ich dann auf dem Fahrersitz saß und das riesige Lenkrad mit meinen Händen vergeblich versuchte zu drehen.
Irgendwann wechselte Vater dann zu Ford und wir hatten einem knallroten Ford Taunus mit Schiebedach, aus dem ich manchmal während der Fahrt den Kopf in den Wind rausstecken durfte. Danach hatten wir dann noch weitere Ford Modelle. Zuletzt hatten meine Eltern einen Ford Consul Coupé, auch wieder in dunkelrot. Das war wirklich ein tolles Auto, mit dem ich ein paarmal fahren durfte.
Ich finde es schade, dass man heute diese optisch und farbenfrohe wunderschönen Autos aus den 50ern und 60ern nicht mehr baut, die hatten alle noch Ecken und Kanten, genau das macht doch eine Persönlichkeit aus. Heute haben alle Autos diesen kopierten und geklonten Einheits-Look, eins sieht wie das andere aus, sterbenslangweilig und ohne Herz und Seele, aber dafür vollgestopft mit allen (un)möglichen Elektronik-Brimborium und Assistenzsystemen. Aber so sind Klone eben: Herz- und emotionslose Roboter.
Als ich jedenfalls von Vaters Ford Consul wieder in meinen alten babyblauen Käfer stieg, kam mir der wie eine enge Blechdose vor. Das machte mir aber nichts, denn es war mein eigenes Auto und damit konnte ich einfach losfahren wann immer ich wollte und wohin ich wollte. Und das gab mir plötzlich die Möglichkeit, mein langersehntes Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und Selbständigkeit vielleicht zum ersten Mal so richtig im außen leben zu können. Und das war ein wirklich großartiges und befreiendes Gefühl.
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1973 zog Sylvie von Zuhause aus und in ihre eigene Wohnung, das war eine 1-Zimmer Wohnung von 30 m2, die nur ein paar Straßen von ihren Eltern entfernt lag. Sie konnte sich diese Wohnung leisten, denn bei ihrer Aubildung zur Versicherungskauffrau bekam sie ein hohes Ausbildungsgehalt. Ich wohnte noch bei meinen Eltern, da ich mich in der Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker befand und mein Lehrgeld kaum für Klamotten und Benzin fürs Motorrad reichte. Von einer eigenen Wohnung konnte ich damals nur träumen.
Irgendwann fragte mich Sylvie, ob ich nicht bei ihr einziehen möge. Das hätte doch für uns beide nur Vorteile, meinte sie. So hätte ich die Möglichkeit bei meinen Eltern auszuziehen und wir könnten als Paar endlich zusammenleben. Wir waren ja sowieso schon jeden Tag zusammen. Sylvie's Argumente waren schon damals sehr überzeugend. Und so zog ich Ende 1973 bei ihr ein. Jetzt waren wir endlich ganz zusammen.
Für mich bedeutete das so viel mehr als nur das Zusammenleben mit Sylvie in einer gemeinsamen Wohnung. Für mich war es gleichzeitig der Bruch mit meinen Eltern, denn jetzt konnten sie keinen Druck mehr auf mich ausüben. Ihre Macht war endgültig gebrochen. Das war der Anfang für mein neues Leben, denn nun war Sylvie mein Zuhause.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 7:
#Der Auszug von Zuhause →
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Wie gesagt zog ich 1973 mit in Sylvie's Einzimmerwohnung ein. Sylvie war die Richtige, denn zusammen mit ihr war alles so leicht und einfach. Wir gehörten einfach zusammen, weil der eine ohne den anderen nur halb und unvollständig war, genauso wie bei Tom und Jerry oder bei Dick und Doof. Wenn ein Teil fehlt, zerbricht die Magie der Vollkommenheit. Sylvie wurde die große Liebe meines Lebens und sie wurde mein neues Zuhause. Vielleicht klingt das abgedroschen, aber so war es eben. Ich weiss es nicht besser zu beschreiben.
1975 heirateten wir "nur" standesamtlich und nicht auch noch "kirchlich", da wir aus dieser Glaubensgemeinschaft bereits ausgetreten waren. Dann zogen wir mit unseren zwei Katzen von Hamburg nach Buxtehude (Altes Land), ca. 45 Autominuten von Hamburg entfernt, in eine 2/2 Halbe Wohnung, die sich ganz oben im vierten Stock unterm Dach ohne Fahrstuhl befand. Daneben war nur noch der riesige Trockenboden, ansonsten wohnten wir hier oben ganz allein. Das war wirklich eine tolle Wohnung, ganz besonders im Sommer, denn dann verwandelte sie sich in eine riesige Sauna.
1977 zogen wir noch weiter aufs Land nach Dollern (nahe Stade), wo wir uns direkt an einem großen Waldteich ein Haus kauften. Dadurch war unser Arbeitsweg nach Hamburg allerdings auf über eine Stunde Autofahrt angestiegen. Anfangs machte uns der lange Arbeitsweg nichts aus, doch mit der Zeit ging uns das doch ziemlich auf die Nerven.
1984, nach weiteren sieben Jahren, kauften wir uns ein Eigenheim in Asendorf (Nordheide), das wesentlich näher an unserer Arbeitsstätte in Hamburg gelegen war.
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Doch zurück zu Sylvie:
Obwohl im Sternzeichen Löwe geboren, mochte sie es nicht im Mittelpunkt zu stehen, sie war eher die ruhige und stille Zuhörerin. Doch wenn sie etwas sagte, dann hatte sie sofort die Aufmerksamkeit, weil sie es ruhig und gelassen tat. Das beruhte auf ihre Wortwahl aus Sanftmut, Respekt und Achtung für die angesprochene Person. Damit verbreitete sie ein Gefühlsteppich aus Ruhe und Frieden.
Sylvie wurde in vielen Dingen mein Vorbild, so wie auch in Sachen offener Begegnung und herzlicher Kommunikation. Sie zeigte mir, wie man damit wirkliche Nähe und ehrlichen Austausch entstehen lässt. Mit ihrem herzlichen Wesen öffnete sie spielend DIE Türen und die Herzen, die mir bisher immer verschlossen blieben. So wie sie zu kommunizieren hatte ich nie gelernt. Ich wusste nicht, wie man das macht. Doch Sylvie zeigte es mir, indem sie mich einfach annahm und alles offen ansprach.
Ja, sie zeigte mir ihre größte Verletzbarkeit. Das genau dieses Vertrauen und das "alles Ansprechen", also ein offenes und ehrliches kommunizieren miteinander, ohne Geheimnisse vor dem Partner zu haben, DER Schlüssel für eine tiefe Nähe und Partnerschaft ist, wurde mir erst viele Jahre später so richtig bewusst. Und auch, dass ehrliche und offene Kommunikation in allen Bereichen, das wirkliche Tor zur persönlichen Freiheit öffnet.
Und sie zeigte mir eine übergeordnete Sicht- und Denkweise einzunehmen:
"Suche stets auch das Positive im Negativen" oder:
"Sehe Deine täglichen Begegnungen als einen großen Spiegel an. Ganz besonders die Begegnungen, die Dich emotional berühren, denn sie enthalten fast immer eine Botschaft für Dich."
Das alles konnte ich ihr nicht geben, dafür aber meine ganze Liebe und Annahme, sowie meine Klarheit, Stabilität, Zielstrebigkeit, Entschluss- Willens- und Durchsetzungskraft sowie den Mut zur Risikobereitschaft und Umsetzung eigener Träume und "unmöglicher" Herausforderungen.
Und natürlich habe ich sie beschützt und bewacht vor so vielen Energien von dieser Erde und noch von vielen anderen Welten, die immer in ihrer Nähe waren. Das war meine Aufgabe, denn ich fühle jegliche Art von verborgener Energie sowie kleinste Disharmonien. Und deshalb war ich auch Sylvie's Wächter und Beschützer. Damit gab ich ihr Sicherheit und Vertrauen, sich jederzeit fallen lassen zu können, in der Gewissheit, dass ich immer da bin, um über sie zu wachen, sie zu beschützen und um sie ggf. aufzufangen.
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Sodann breitete sich unter unseren Verwandten und Freunden ein Virus mit dem Namen Schwangerschaft aus, denn plötzlich bekamen alle ein, zwei oder auch noch mehrere Kinder hintereinander. Sylvie und ich mochten Kinder und kamen auch gut mit ihnen klar, aber wir wollten Anfang 20 mit eigenen Kindern noch abwarten, weil wir noch so viele eigene Träume und Wünsche hatten.
Als ich noch als Kind Zuhause wohnte, wohnten auch immer mal wieder Kinder aus der Verwandtschaft für einige Wochen bei uns, entweder weil deren Eltern krank waren oder weil es in deren Ehe Probleme gab. Ich musste dann zwangsläufig auch auf diese Kinder mit aufpassen, da ich der ältere war. Ich war also immer voll mit integriert. Und wenn meine Eltern in der Zeit in Urlaub fuhren, kamen die Kinder einfach mit.
Doch als sich nun die Fruchtbarkeitsansteckung überall um uns herum rasant ausbreitete und es nur noch um Kinder hier und Kinder da ging, waren wir schon ein bisschen ins Grübeln gekommen, wie das wohl bei uns mit eigenen Kindern aussehen würde. Außerdem wurde uns immer bewusster, dass insbesondere viele unserer "neuen Mütter" sich stark veränderten. Das "Thema Kinder" und Mutter-Sein nahm bei einigen so einen gewaltigen Raum in ihren Leben ein, dass sie als Person und Persönlichkeit immer mehr in den Hintergrund traten. Als wenn sie einen Schalter umgekippt hätten auf dem stand: "Ich bin jetzt für die nächsten 20 Jahre Mutter und meine persönlichen Bedürfnisse haben keinen Platz mehr, denn diesen Platz brauchen jetzt meine Kinder."
Diese gedrückte Pausen-Taste im Bereich Erkunden und Ausleben eigener Interessen, Vorhaben und Wünsche, brachte uns zum Nachdenken: Sehen wir das vielleicht nicht richtig und zu einseitig und überzogen? Ist das vielleicht eine ganz normale Entwicklung? Ist Mutter oder Eltern zu sein nicht auch das Schönste im Leben einer Frau und einer Ehe?
Vielleicht ist aber auch das Eltern-Sein genau das Ziel ihrer Interessen, Vorhaben und Wünsche? Wir konnten uns allerdings damit nicht wirklich anfreunden. Deshalb entschlossen wir mit unserer Nachkommensplanung noch abzuwarten und uns zunächst auf die Verwirklichung unserer eigenen Wünsche zu konzentrieren.
Und so liefen die Jahre und Jahrzehnte wie im Fluge dahin und wir verbrachten wundervolle, unvergessliche 45 Jahre zusammen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann...
("Na na na, nun man nicht ganz so flott, denn ein paar Dinge hätte ich da schon noch zu berichten...")
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Wichtige Ereignisse von 1976 bis 1985 sind bereits in diesen Kapiteln aufgeführt:
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Auf eigenen Wunsch hin begibt sich Sylvie in Folge einer selbst diagnostizierten Diätensucht zur Therapie in eine Suchtklinik und bringt damit ihre persönliche Lawine ins Rollen. Dazu ein Auszug aus Sylvie's Abhandlung: Die Illusion erwachsen zu sein:
Wie alles bei Sylvie begann
Bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr (1984) habe ich im "herkömmlichen Sinne" gearbeitet und meine finanzielle Sicherheit in einer Versicherung gesucht. Damals bestand für mich die Welt aus den Menschen, die es "zu etwas gebracht haben" und aus denen, die es "nicht geschafft" haben. Äußerlichkeiten, finanzielle Sicherheit, materieller Wohlstand waren damals meine Ratgeber. Ich dachte, dass ich über diese Dinge die unendliche Leere in mir und meine Unzufriedenheit loswerden könnte. Das war natürlich eine Illusion. Als ich mich dann "urplötzlich" und für mich damals "grundlos" von Kleidergröße 36 in eine Größe von sage und schreibe über 60 hinein futterte, war ich völlig überfordert. Ich verstand die Welt nicht mehr und fühlte mich als Opfer des gesamten Universums. Da ich mit diesen körperlichen Außenmaßen nicht leben wollte, begab ich mich 1985 in eine Suchtklinik und brachte damit meine persönliche Lawine ins Rollen. Von da an war nichts mehr so wie es einmal war. Mein Leben stand auf dem Kopf und ich fand heraus, in wie vielen Bereichen ich mir selber doch etwas vorgemacht hatte. Ich stand vor einem riesigen Scherbenhaufen... Weiterlesen
Sylvie's "persönliche Lawine" und ihr wochenlanger Aufenthalt in einer Suchtklinik hat natürlich mein Leben ebenso mit überrollt, denn unser bisheriges Zusammenleben gab es nicht mehr. Für Sylvie waren das lange und schwere Wochen einer tiefgreifenden Selbstanalyse und Bewusstwerdung, die sich auf alle ihre Lebensbereiche ausdehnte und ihr Leben auf den Prüfstand der Wahrheit stellte. Ein weiteres Verdrängen, Überspielen, Wegschauen oder Weglächeln war unmöglich geworden. Ihr tiefgreifender Prozess einer kompletten Selbstfindung und Neuorientierung, auch was unser künftiges Zusammenleben betraf, setzte eine 180 Grad Drehung unseres gemeinsamen Lebens in Gang und war die Basis und Grundvoraussetzung für die kommenden Jahre.
Meine "persönliche Lawine" sollte erst viele Jahre später auf mich zurollen. Damals war ich für eine tiefgründige Selbstanalyse überhaupt nicht bereit gewesen. Natürlich kannte ich meine hartnäckigen Probleme nur allzu gut, aber die hatte ich schon vor langer Zeit "für immer und ewig" tief in der Erde vergraben. Dort konnten sie vergammeln und verrotten und damit war die Sache für mich erledigt. Wenn mir einer blöd kam, verpasste ich ihm eine verbale Klatsche. "Ihr könnt mich alle mal!" Soooooo macht man das. Fertig. Heute würde ich mein Verhalten als klassischen Fall von unaufgearbeiteter und fehlgeleiteter Wut bezeichnen.
Nach vielen Wochen Aufenthalt in der Suchtklinik, kam Sylvie wieder zurück nach Hause. Sie hatte viel über sich selbst, über ihre Diätensucht und über ihr bisheriges Denken und Verhalten erfahren und musste das alles nun langsam und behutsam in ihren Alltag und in unser Zusammenleben integrieren. Das war anfangs sehr ungewohnt für uns beide und alles andere als einfach. Eigentlich fingen wir noch mal ganz von vorne an, also wie wir miteinander umgingen und wie wir miteinander sprachen. Es war ein wirklicher Neubeginn unseres Zusammenlebens und das nach über 13 Ehejahren. Das war aber auch allerhöchste Eisenbahn, denn nun stand ein grundlegendes Hinsehen und Aufarbeiten unserer längst anfallenden Probleme an, die wir bisher aus Zeitmangel immer auf Morgen verschoben hatten. Und diese Aufarbeitung, ausgelöst durch Sylvie's Krise, sollte der Grundstein für unser künftiges Zusammenleben darstellen.
Während dieser Zeit nahm sich Sylvie auch immer mehr Zeit und Raum für sich, um sich ihrer wahren Gabe zu widmen und das war ihr Kontakt zur Geistigen Ebene. Und sie ließ mich an ihrer Entwicklung, an ihren Durchsagen und an ihrer immer mehr übergeordneten Sicht- und Denkweise teilhaben.
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Wichtige Ereignisse von 1985 bis 1992 sind bereits in diesen Kapiteln aufgeführt:
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Wir gaben 1992 in Hamburg Job und Haus auf, um auf Ibiza ein spirituelles Zentrum aufzubauen.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 11:
#Ibiza: Das große Abenteuer →
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Das Ende von Ibiza und die "Zurückwanderung" nach Deutschland.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 12:
#Zurück in Deutschland →
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Oft hört man: "Diese Person hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Langsam erholt sie sich von diesem unbegreiflichen Unglück und kämpft sich nun mit aller Macht wieder zurück ins Leben, um bald wieder zu der Person zu werden, die sie vor diesem schrecklichen Unglück war."
Ein "Schicksalsschlag" ist niemals ein Schlag sondern vielmehr eine helfende Hand unserer himmlischen Behüter. Es ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir bei uns selbst etwas ganz Wichtiges aus den Augen verloren haben oder in eine Schieflage geraten ist. Es ist ein drastischer Fingerzeig des "Schicksals" darauf, dass wir in unserem Leben etwas stark vernachlässigen, ignorieren oder nicht sehen oder leben wollen, aber es für unsere selbst vorgenommene Lebensaufgabe wichtig ist, uns jetzt ehrlich und offen anzuschauen. Doch diese (Ein)Sicht finden wir erst unter dem Berg unserer unaufgearbeiteten alten Wunden und Verletzungen.
Es begann 2013 alles ganz harmlos:
Zuerst dachten wir Sylvie hatte nur einen Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall. Doch als sie immer schlechter gehen konnte und dabei große Schmerzen hatte, ließ ich sie zur Untersuchung ins Krankenhaus bringen. Irgendwie ahnte ich: Das war kein Hexenschuss, das war etwas Schlimmeres. Vielleicht sogar etwas viel Schlimmeres?
Und dann kam der Befund: Es war Krebs und die Metastasen hatten sich bereits in ihrem ganzen Körper ausgebreitet. Die Ärzte gaben ihr noch 6 Monate ohne Chemo und ca. 3 Jahre mit Chemo.
Das war ein unfassbarer Schock. Meine Sylvie war 59 Jahre und sie war todkrank. Sie wird sterben. Ich werde sie verlieren.
"Vielleicht ist meine Zeit ja schon abgelaufen", sagte sie mir mit ungläubigen Blick.
NEIN ! ... NEIN ! ... AUF KEINEN FALL !
Doch Peter ... Doch ... Und du weißt es ...
Nur noch 6 Monate? Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein. Was sollten wir tun? Chemo oder keine Chemo? Noch 6 Monate oder 3 Jahre?
Man sagte uns, dass der Krebs 13 ihrer Knochen angefressen hatte und sie damit in Kürze vollkommen ans Bett fesseln würde.
Nach langen Gesprächen entschied sich Sylvie dann für Chemo und Bestrahlungen, im vollen Bewusstsein darauf, auf was sie sich da einließ und was da auf sie zukommen würde. Aber nur noch 6 Monate leben? Das war einfach nicht vorstellbar und nicht akzeptierbar.
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Was nun folgte waren 3 ½ Jahre mit 3 Chemo-Therapien (Therapie ???) und mehreren Bestrahlungen mit Atomstrahlen, plus diversen Bluttransfusionen, plus Tausenden Tabletten, Pillen und Kapseln und mit all deren täglichen und nächtlichen physischen und psychischen Konsequenzen aus diesen "Anwendungen". Und auch mit allen nicht so bekannten täglichen und nächtlichen Konsequenzen, Auswirkungen, Begleit- und Randerscheinungen, die aber letztendlich nur zu einem Resultat führten: Zum schleichenden Tod der erduldenden, der sich gefallen lassenden, der leidenden = Patientin. Oder verharmlost und nichts Böses ahnend heruntergespielt: Mit allen "Risiken und Nebenwirkungen".
Für Sylvie's Chemos und Bestrahlungen kam ein Krankentransportwagen des Rettungsdienstes, um sie abzuholen und nach ein paar Stunden wieder zurückzubringen, da sie aufgrund ihrer Knochenbrüche ja nur liegend transportiert werden konnte. Doch die Treppenstufen an unserem Hauseingang stellten für die zwei Rettungssanitäter ein großes Hindernis dar, weil sie zu zweit die schwere Transportliege auf der sich Sylvie befand, nicht über die Treppenstufen heben konnten. Da half es auch nichts wenn ich mit anpackte, für ein sicheres Tragen über die Treppenstufen wurden mindestens vier Personen benötigt.
So bat ich die örtliche freiwillige Feuerwehr um einen Helfer für diese Trageaktion, was sie auch gerne machten. Nochmals nachträglich danke für diese Hilfe. Allerdings stellte die zeitliche Koordination des Helfers mit dem Erscheinen des Rettungsdienstes ein Problem dar, weil ich erst nachdem der Krankenwagen zu uns kam, den Helfer um sein Kommen bitten konnte. Und ich brauchte ihn ja zwei Mal, einmal für den Transport zum Krankenhaus und Stunden später nochmals, als der Krankenwagen Sylvie wieder zurückbrachte. So kam es fast jedes Mal zu unangenehmen Wartezeiten. Hier brauchte ich dringend eine bessere Lösung. Und so ließ ich eine Rollstuhlrampe aus Gehwegplatten direkt neben unserer Eingangstreppe fertigen, so konnten die zwei Sanitäter die Transportliege allein zum Krankenwagen an der Straße rollen. Damit war dieses Problem vom Tisch.
Die Auswirkungen der Chemo-Infusionen setzten Sylvie jedes Mal vollkommen Schachmatt. Sie brauchte mindestens 2 Tage, um sich von den Strapazen einigermaßen zu erholen, wobei "erholen" nun wirklich nicht die passende Bezeichnung ist. Ganz im Gegenteil, denn nach der Chemo zeigten sich brutal alle "Risiken und Nebenwirkungen", von denen man so gehört hat. Und immer wieder dachte ich: "Das kann doch alles nicht richtig sein. Hier läuft doch etwas ganz gewaltig schief. Eigentlich müsste es heißen: Mit allen grauenhaften, unmenschlichen und zerstörerischen "Risiken und Nebenwirkungen" einer Chemo und Bestrahlung, doch das könnte womöglich neue Kunden erschrecken und das kann ja nun wirklich nicht Sinn der Sache sein."
Und außerdem: Es wird sowieso nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird. Genau, man stellt sich vorher immer alles viel schlimmer vor, als es dann wirklich wird. Und überhaupt ist es gar keine schlechte Erfahrung, wenn man sich mal so richtig auskotzen kann und auch mal alle seine Haare verliert. Also wirklich alle Haare. Es gibt doch so schöne Kopftücher und sexy Kappen. Außerdem würde man dann nicht diese unglaubliche Freude empfinden, wenn die Haare irgendwann einmal wieder langsam nachwachsen. Wer denkt denn bei diesem Glücksgefühl noch daran, dass man sich monatelang die Seele und jegliches Selbstwertgefühl und jegliche Selbstachtung aus dem Leib geschissen und gekotzt hat. Das kommt frühestens wieder, wenn die nächste Chemo ansteht. Aber jetzt will ich uns damit nicht die Freude verderben. Nein nein, warum müssen die Leute bloß immer so übertreiben und negativ drauf sein?
Sorry, aber dieser Sarkasmus schrie in mir förmlich nach Freilassung und Aussprechen oder besser gesagt nach einem HERAUSSCHREIEN. Denn sachlich kann ich diese 3 ½ Jahre der Chemos, Bestrahlungen und Hunderten Tabletten unmöglich beschreiben. Jede Zelle meines Körpers sagte mir nämlich, dass diese Art der Behandlung niemals richtig sein konnte.
Und bitte: Spielen Sie jetzt meinen emotionalen Ausbruch nicht herunter oder verharmlosen ihn nach dem Motto: "Na ja, das sind halt die verbitterten Worte eines alten Mannes, der seine Frau verloren hat. Das kann man doch gut verstehen, deshalb sollte man seine Worte jetzt auch nicht wörtlich nehmen und schon gar nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen."
Doch, bitte nehmen Sie meine Worte wörtlich, bitte nehmen Sie meine Worte ernst und legen Sie diese gedanklich auf eine Goldwaage, denn dann erkennen Sie sehr genau mit eigenen Augen die erhebliche Schieflage der Waage.
Und ja, ich war verbittert. Und wie verbittert ich war. Doch heute 2022 bin ich es nicht mehr, denn ich habe diese lange Zeit des Leidens immer und immer wieder in Gedanken ganz bewusst nochmal durchlebt und dabei den Schmerz, das Leid, die Fassungslosigkeit, die Trauer und den Verlust zugelassen. Und mit der Zeit ließen der Verlustschmerz und die Verbitterung allmählich nach, denn ich erkannte, dass auch die Zeit von großem Schmerz und eines endgültigen Abschieds mit all den damit verbunden Gefühlen zum Leben und zum Lieben dazugehören. Nur so ist eine spätere Erinnerung an einen geliebten Menschen auch wirklich rundum vollständig.
Heute habe ich meinen Frieden mit Sylvie's Tod und auch mit mir selbst gemacht.
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Doch zurück zum Leben mit dem Krebs:
Für mich war es selbstverständlich, dass ich mich jetzt rund um die Uhr um meine Sylvie kümmerte und das in unserem Zuhause. Es stand außer Frage ihre Pflege und Betreuung in andere Hände oder außerhalb unseres Zuhauses zu geben. Wir wollten jetzt oder jetzt erst recht so lange es ging zusammen sein und daran würde uns auch keine Krankheit der Welt hindern.
Die nächsten 3 Jahre schlief ich jetzt im Wohnzimmer auf der Couch, neben mir das Babyfon, um sofort hochzuspringen, wenn Sylvie nebenan meine Hilfe brauchte. Es ging hier wortwörtlich um Sekunden, um Schlimmeres zu verhindern.
Mit Schlimmeres zu verhindern meine ich:
Können Sie sich vorstellen wie es sich anfühlt, einen schwerkranken total ans Bett gefesselten Menschen, der sich kaum bewegen kann, einen Menschen den Sie über alles lieben, um 2 Uhr nachts im Bett hin und her zu drehen, um diesen Menschen zu waschen, neu zu windeln, neu zu kleiden und das Bett neu zu beziehen, während Ihre Liebe bei jeder Drehbewegung vor Schmerzen und Schamgefühl leise weint und wimmert? Lassen Sie's lieber, denn diese Bilder, Gefühle und Gedanken werden Sie nie wieder los.
Aber irgendwann geht auch das vorbei, denn mit der Zeit werden die Gefühle und sämtliche andere Feinfühligkeit dieses kranken Menschen von seiner ohnmächtigen Hilflosigkeit langsam aufgefressen, sodass nur noch die Hoffnungslosigkeit übrig bleibt.
Doch trotz dem ganzen Leid und Schmerz, verblasst auch diese Erinnerung irgendwann, denn was wirklich bleibt sind die unendlich vielen schönen Momente und wunderbaren Jahre, die man zusammen verbracht hat. Diese Momente bleiben für immer im Herzen abgespeichert.
Zurück zum Alltag:
Allerdings hatte ich durch diese Vollzeitpflege kaum noch Zeit, mich um "das Geldverdienen" zu kümmern. Hinzu kam noch, dass ich jetzt das Doppelte verdienen musste, weil Sylvie natürlich nicht mehr mitarbeiten konnte und somit ihr Anteil am Einkommen schlagartig wegfiel. Und das alles ausgerechnet in einer Phase unseres Neuanfangs in Deutschland, wo wir jeden Euro brauchten. Wir waren ja gerade erst aus Spanien wieder nach Deutschland "zurückgewandert" und voll damit beschäftigt, uns hier abermals eine ganz neue Existenz aufzubauen.
Und so verlagerte ich meine Arbeitszeit als Webdesigner sowie die Betreuung und das Einpacken der Verkäufe des Vortages aus unserem Webshop für Übergrößenkleidung, in die Nachtstunden, denn nur noch nachts hatte ich Zeit, mich ungestört dem Geldverdienen zu widmen. Kundenbesuche am Tag gingen natürlich nicht mehr, diese reduzierte ich auf ein absolutes Minimum und dann auch nur als Video-Konferenz an den Tagen, an denen Sylvie ihre Chemo-Infusion oder Bestrahlung im Krankenhaus bekam. Das bedeutete, dass ich jetzt jede Nacht gegen 3 Uhr morgens aufstand, um mein Home-Office zu eröffnen. Viel und lange Arbeiten, wenn es einen Sinn ergab, war noch nie ein Problem für mich gewesen und besonders jetzt nicht, als meine Arbeit einen wirklichen Sinn ergab.
Spätestens gegen 6:30 Uhr morgens musste ich mein Büro wieder schließen, um die eingepackte Webshop Ware beim HERMES-Shop abzugeben und dann pünktlich um 7 Uhr beim Supermarkt zu sein, um meinen Einkauf für den Tag zu erledigen. Und immer mit diesem treibenden und hetzenden Gedanken im Kopf: "Schnell schnell, beeil Dich, Sylvie kann jeden Augenblick aufwachen."
Noch heute, Jahre später, ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich nach dem Einkauf mit dem Auto völlig gehetzt nach Hause rase, bis es mir dann plötzlich wieder einfällt:
"Peter, Du brauchst nicht mehr zu hetzen. Du hast Zeit. Du hast jede Menge Zeit, denn Zuhause liegt niemand mehr in seinem Krankenbett und braucht Deine sofortige Hilfe."
Stimmt... Das hatte ich vergessen...
Doch prompt kommt auch: "Und? Ist das eine gute Nachricht?"
Und die Antwort: "Nicht wirklich. Wie gern würde ich jetzt nach Hause hetzen und mich um Sylvie kümmern. Doch mein Zuhause so wie ich es kenne gibt es nicht mehr, denn dort wartet niemand auf mich. Was jetzt Zuhause auf mich wartet ist die Tatsache eines unwiederbringlichen Verlustes."
Auch meine jahrelangen "Nachtschichten" sollten noch Jahre später Auswirkungen auf meinen nächtlichen Schlaf haben, denn ruhig und tief durchschlafen funktionierte nicht mehr. Aber wer weiß, vielleicht erlischt ja irgendwann einmal mein unterbewusster Standby-Modus. Vielleicht braucht alles seine Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten und um es zu heilen.
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Wenn Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung sterben, dann hört man oft den Satz: "Sie oder er hat den Kampf gegen den Krebs verloren." Sylvie hat nie gegen den Krebs gekämpft. Sie hat den Krebs nie als Feind angesehen, der bekämpft oder vernichtet werden muss. Nein, ganz im Gegenteil. Sie hat Kontakt mit dem Krebs aufgenommen und ihn gefragt: Warum bist Du bei mir? Was möchtest Du mir sagen oder zeigen?
Irgendwann fragte ich sie, was der Krebs ihr gesagt hat und warum er bei ihr ist. Daraufhin antwortete sie mir:
"Peter weißt Du, dass ich die Wahl habe?"
"Was meinst Du", fragte ich sie.
"Ich habe die Wahl zu sterben oder gesund zu werden. Ich kann mich entscheiden."
Zuerst wusste ich nicht, was sie damit meinte, doch dann wurde es mir schlagartig klar: Das waren nicht ihre eigenen Worte die da zu mir sprachen, dazu kannte ich Sylvie viel zu gut. Nein, hier wurde ich gerade auf sehr behutsame Weise durch Sylvie's Stimme auf ihre bereits getroffene Entscheidung vorbereitet. Diese sanfte Stimme sagte gerade zu mir:
"Peter, Du fühlst welche Wahl Sylvie getroffen hat."
Ja, jetzt wusste ich es. Und jetzt wusste ich auch, dass sie vom Krebs eine Antwort auf ihre Frage bekommen hatte. Doch eines verstand ich nicht, nämlich warum sich Sylvie für's Sterben und nicht für's Leben entschieden hat, wenn sie doch die Wahl hatte.
Heute habe ich eine Antwort darauf bekommen und jetzt verstehe ich Sylvie's Entscheidung besser:
Sylvie hat nicht "den Kampf gegen den Krebs verloren", schon weil sie zu keinem Zeitpunkt gegen ihn gekämpft hatte, sondern sie hat sich ganz bewusst für den Weg der Krankheit entschieden. Denn ihr Krebsgeschwür war nicht nur ihre eigene Krankheit, sondern es war eine ganze Summe von vielen Krankheiten, von Geschwüren, von Geschwülsten, von Tumoren, von Entzündungen und auch von vielen selbstzerstörerischen Gedanken ihrer Familie und Ahnen, die sie bewusst auf sich genommen hat, um das alles ihrer Familie abzunehmen. Mich eingeschlossen.
Ja, ich glaube sie hat diese (Selbst)Zerstörungen und Geschwüre anderen und auch mir abgenommen, damit diese Menschen frei davon sind und so die Möglichkeit haben, sich selbst zu fühlen, sich selbst frei zu fühlen. Vielleicht das erste Mal überhaupt in ihrem Leben. Was die Menschen dann mit ihrer "neuen Freiheit" machen, also ob sie sie annehmen können, ob sie sie fühlen wollen und können oder ob sie wieder zurück zu ihren "alten Gewohnheiten" gehen, ist ganz allein ihre eigene Entscheidung, sie haben dazu jederzeit die Wahl.
Und ich glaube auch, dass es sehr viele unter uns gibt, die ebenfalls diesen Weg der Übernahme oder Abnahme von Krankheit, Leid und Schmerz gegangen sind und es weiterhin tun.
Ich bin mir sicher, dass dieser Akt von Liebe, die einige von uns leben, künftig von immer mehr Menschen erkannt und wahrgenommen wird und dass dadurch eine ganz neue Sichtweise auf unsere Krankheiten und auf uns als Mensch wieder freigesetzt wird. Ja freigesetzt, denn ich denke, dass wir das alle wissen, aber nur vergessen hatten.
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Mal ganz einfach von mir als komplett schulmedizinischer Laie ausgedrückt:
Die Schulmedizin und deren ausführenden Anwender:innen, sehen Krankheiten in den meisten Fällen als einen Feind an, im Besonderen bei Tumoren und jede andere Art von "bösartigen" und "streuenden" Geschwüren. Dieser Feind muss bekämpft und zerstört werden, entweder durch Herausschneiden oder durch Vernichtung durch Chemo, Bestrahlung oder mit Medikamenten. (Medikament = Mittel, das der Heilung von Krankheiten oder der Vorbeugung dient.) Nach Anwendung dieser Mittel ist der Mensch wieder gesund oder kann gesunden. Wie gesagt, einmal ganz platt von mir als Laie ausgedrückt, damit nicht alle Mediziner sofort zum Angriff trompeten.
Allerdings:
Bei jeder künftigen, wenn auch noch so revolutionären medizinischen Erfindung, wird es immer einen unüberwindbaren Stolperstein geben und das ist unser Unverständnis und Unwissen zu uns selbst als Mensch und zu unserem Körper. Wenn uns nicht bewusst wird, dass unser Körper ein lebendiges und fühlendes Wesen ist und das jede einzelne Zelle - oder soll ich sagen jedes einzelne Atom? - pausenlos mit allen anderen Zellen und mit uns als Mensch wie mit einem liebevollen Partner kommuniziert, dann wird jede Medizin, die auf Kampf und Vernichtung des Krankheitsherdes zielt, immer nur wieder zu einem einzigen Ergebnis kommen, das da lautet: Die letztendliche Zerstörung von uns selbst.
Uns fehlt immer noch die Erkenntnis und das Verständnis einer ganzheitlichen Sicht- Denk- und Behandlungsweise bei Krankheiten. Uns fehlt immer noch die Bewusstheit, dass eine wirkliche Heilung unseres Körpers und des Trägers erst dort beginnt, wo der menschliche Verstand einen Schritt zurücktritt und seinen Partner Herz und Gefühl zu Wort kommen lässt.
Oder gibt es diese Bewusstheit schon längst?
Ich bin der Meinung, dass ein Kampf niemals zu einer Heilung führen kann und schon gar keine Vernichtung, Zerstörung oder eine "Entfernung des Übels". Genau das Gegenteil ist der Fall. Eine wirkliche Heilung beginnt zu allererst mit einem bewussten Hin-sehen und Hin-fühlen. Man sollte sich zuerst also ganz ehrlich fragen:
Wenn wir uns und unser Leben, wenn wir unsere Bedürfnisse, unsere Wünsche und das, was wir im Herzen fühlen nicht (endlich) ernst und wichtig nehmen, macht uns das auf Dauer krank. Nochmals: DAS MACHT KRANK.
Oder auch: Eine Bekämpfung oder eine "Entfernung des Übels", OHNE sich selbst und sein Leben gründlichst und bewusst anzusehen, wird zu keiner wirklichen Heilung führen. Vielleicht kurz- und mittelfristig, aber irgendwann wird unser Körper erneut einen "Hilferuf" aussenden und uns damit sagen:
"Liebster, Du bist von Deinem Weg abgekommen und Du hast mich gebeten, wenn das geschieht, Dich darauf aufmerksam zu machen. Das mache ich jetzt. Und ich mache es aus vollkommener bedingungsloser Liebe zu Dir. Ich, Dein Dich immer liebender Körper."
Es existiert eine gezielte Kommunikation zwischen Körper und Mensch und der Mensch sollte sich fragen: "Was soll mir meine Krankheit sagen oder zeigen?" Wir sollten berücksichtigen, dass eine Körperreaktion wie z.B. Fieber bereits auf einen ganz natürlichen Heilungsprozess des Körpers hinweist und eine "Bekämpfung" des Fiebers durch Medikamente möglicherweise die eigene Heilung behindert. Eine alleinige Behandlung des "kranken Körperteils" durch Medikamente hat oft nur zur Folge, dass der Körper eine erneute Hilfs-Botschaft über einen anderen Körperbereich an den Träger aussendet.
Und das ist kein esoterisches, spirituelles, veraltetes, überholtes, unzivilisiertes und rückständiges Urwaldvölker-Gelaber. Gerade in unserer heutigen doch so fortschrittlichen Zeit, sollten wir ganz besonders auf die Botschaften unseres Körpers hören und diese ernst nehmen, bevor wir mit unserem Fortschritt immer weiter von uns selbst fortschreiten.
Ab der Pubertät habe ich begonnen, immer mehr auf mein inneres Gefühl auch zu meinem Körper zu hören. Schon lange bin ich der Ansicht, dass jede Krankheit die ich bekomme, und sei es "nur" Kopf- oder Bauchschmerzen", ein Hinweis meines Körpers auf ein Ungleichgewicht oder eine Disharmonie in Bezug auf mein Tun, auf mein Empfinden oder auf mein Denken bedeutet und der Krankheitsbereich meines Körpers mir die Ursache meiner "Krankheit" anzeigt. Vielleicht hat meine Einstellung dazu beigetragen, dass ich seit 50 Jahren keine ärtzliche Hilfe mehr in Anspruch nehmen musste, Zahnarzt ausgenommen. Ich war auch noch nie als Patient im Krankenhaus. Also so verkehrt kann meine Einstellung jedenfalls nicht gewesen sein.
Aber natürlich, ich hatte einfach nur 50 Jahre lang Glück. Und ich Dummerchen dachte doch tatsächlich, das lag an meiner Einstellung. Wie gut, dass ich jetzt endlich die Wahheit kenne. (Und endlich auch krank werden kann ??)
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Unterbewusstseins-Reise:
♫Reise durch den Körper (reinhören)
© Peter Reifegerste | mehr davon
Nach einer aktiven Entspannung nimmt der Hörer Kontakt zu seinen Körperzellen auf und reist als kleiner Lichtpunkt durch seinen ganzen Körper. Er hat dadurch die Möglichkeit sein gesamtes Inneres zu betrachten und zu prüfen, welches Organ Unterstützung oder Heilung benötigt.
Die Botschaft der Reise lautet: "Liebe deinen Körper und sprich mit deinen Zellen, liebkose sie, umarme sie, küsse sie, und dein Körper wird dich mit einer strahlenden Gesundheit belohnen..."
U-Reise in voller Länge →
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Kleingedrucktes: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie bitte auf keinen Fall die Packungsbeilage, andernfalls wird kein Schwein mehr unsere Produkte kaufen wollen.
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Und dann, nach 3 ½ Jahren oder auch nach über 1200 Tagen à 24 Stunden Bettlägerigkeit, war der Tag gekommen:
Nach einer unruhigen Nacht ließ ich sie vorsichtshalber zur Untersuchung ins Krankenhaus fahren, während ich nur noch schnell ein paar Sachen von ihr zusammenpackte, um ihr sofort zu folgen. Am Krankenhaus angekommen teilte man mir behutsam mit, dass meine Frau leider vor ein paar Minuten verstorben sei.
Was...? Verstorben...? Vor ein paar Minuten...?
Man führte mich in ein kleines Zimmer, in dem nur ein Bett stand, und in diesem Bett lag meine tote Sylvie. Ja, dieser tote Körper, das war sie, aber auch wieder nicht, denn ich sah ganz deutlich, dass das Leben oder die Seele oder was auch immer, diesen dort liegenden Körper bereits verlassen hatte. Sylvie als Mensch war nicht mehr vorhanden. Sie war einfach nicht mehr da.
Sylvie ist tot... Pause... Pause... Aus... Stillstand.
† Meine Sylvie starb am 14. Juli 2016 um 11:00 Uhr mit 61 Jahren, nachdem 3 Chemos, mehrere Bestrahlungen mit radioaktiven "Medikamenten" (= Heilmitteln ???), diverse Bluttransfusionen und Tausende von Tabletten, Pillen und Kapseln, alles Leben und über 60 Kg Körpergewicht aus ihr rausgesaugt hatten, und von dieser einst vor Lebensfreude und Gesundheit strotzenden Frau, nur noch einen ausgemergelten, ausgezehrten, uralten und fast seelenlosen Körper übrig ließen.
An alle, die das jetzt lesen: Ich sage Euch, es wird schon bald der Zeitpunkt kommen, an dem wir diese Art von "Medizin" nur noch mit kopfschüttelnder und ungläubiger Fassungslosigkeit aussprechen können und uns an diejenigen erinnern, die zu Tausenden diesen leidvollen Weg gegangen sind.
Und auch noch ein Wort an einige unserer Damen und Herren "Halbgötter in Weiß" sowie einige Oberbosse in der Pharmaindustrie: "Gab es für Sylvie wirklich keine andere Krebsbehandlung als eine radioaktive Chemotherapie mit Atomstrahlen? Hand aufs Herz meine Damen und Herren. Sie wissen schon, dieses pochende Ding in Ihnen, was nicht kalt und zu Stein werden sollte. Sie erinnern sich doch?"
Nochmal für alle, die es vergessen haben: Ihr seid Menschen mit einem Herz voller Liebe, Mitgefühl und Verständnis. Das ist der größte Schatz jedes Menschen.
Bitte hört auf, Euer Herz und Eure Seele gegen einen Koffer voll bedrucktem Papier und ein paar Blechmünzen einzutauschen. Wir wissen doch alle wie das endet. Na, klingelt da was?
Ich weiß, dass Sylvie nicht gewollt hätte, dass ich das sage. Aber ich bin nicht Sylvie.
Meine geliebte Sylvie, mögen Deine Engel, die Du zeitlebens sahst und immer um Dich herum waren, Dich tröstend unter ihre schützenden Flügel genommen haben und für immer mit Dir sein.
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Mit dem Fortgang von Sylvie verlor ich alles: Meine Liebe, mein Zuhause, und auch meine Vollständigkeit. Ja, jetzt war ich nicht mehr vollständig. Ich war plötzlich nur noch ein halber Mensch.
Was hatte jetzt noch irgendeinen Sinn? Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht innerlich zusammenbrach. Es sollten Jahre vergehen, bis der alleinige Gedanke an Sylvie mir nicht mehr sofort die Tränen in die Augen schießen ließ.
Und es kamen auch die Selbstanklagen und die Selbstvorwürfe:
Warum habe ich ihr nicht viel öfter gesagt, wie sehr ich sie liebe und dass sie das Wichtigste in meinem Leben ist? Ich hätte ihr das jeden Tag sagen sollen. Jawohl, jeden Tag!
Hab' ich aber nicht.
Diesen Fehler werde ich nie nie wieder machen.
Doch ganz langsam nach Monaten spüre ich auch immer mehr, dass ich einige Wesenszüge von Sylvie übernommen habe und diese jetzt in mir drinnen weiter trage. Ich fühle Sylvie's Mitgefühl, ihre Lebensfreude, ihre Art mit Liebe, Verständnis und Respekt zu kommunizieren, all das fühle ich jetzt in mir. Genau so, als wäre das alles nun zu einem Teil von mir geworden.
Und wo immer ich auch bin, Du wirst bei mir sein
Ja Sylvie, ich fühle Dich jeden Tag ein bisschen mehr. In mir. Ich merke das in der Art wie ich denke, wie ich spreche, wie ich fühle und wie ich mit anderen kommuniziere. Über allem schwingt Dein Mitgefühl und Dein Verständnis mit. Und so bist Du nun zu einem Teil von mir geworden und ich zu einem Teil von Dir. Und so trage ich nun einen Teil von Dir in mir weiter.
Und obwohl ich weiß, dass Du immer bei mir bist, fehlst Du mir doch an jedem einzelnen Tag.
Als ich später einmal mit einer guten Freundin von Sylvie telefonierte, sagte diese zu mir:
"Peter, weißt Du eigentlich, dass Sylvie jeden Abend gebetet hat?"
Äh, ja ..., das kann schon sein, antwortete ich.
"Für DICH Peter. Sie hat für DICH gebetet."
Für mich? Nein, das wusste ich nicht.
Aber warum hat sie das getan? Und wofür hat sie für mich gebetet? Und warum hat sie es mir nicht gesagt?
Und wieder machte sich dieses Gefühl oder auch Ahnung in mir breit, was ich schon ein paar Mal hatte: Womöglich wusste Sylvie viel mehr über mich und über andere und vielleicht auch über sich selbst, ohne mich in ihr Wissen mit einbezogen zu haben. Ich denke es war so. Und wer weiß, vielleicht war es auch genau richtig so.
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Aber ich weiß auch, dass ich Dich wiedersehen werde. Und ich werde Dich finden, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Denn eines ist ganz sicher:
Vielleicht stellst Du dann eine Kerze ins Fenster, so wird mir Dein Licht den Weg zu Dir weisen.
Und wenn ich wieder bei Dir bin, dann werde ich alles nachholen was ich hätte tun sollen.
Dann werde ich alles aussprechen, was ich hätte sagen sollen.
Dann werde ich alles zu Ende bringen, wovon ich mich habe abbringen lassen.
Dann werde ich alles weglassen, was unwichtig ist.
Ja, wenn ich wieder bei Dir bin, dann werde ich noch mal ganz von vorn beginnen und dann werde ich alles richtig machen.
Ja das werde ich. - - - Ich muss mich nur daran erinnern.
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♫Once Upon a Time
© aus CD: NEW BEGINNING Peter Reifegerste | mehr davon...
Es war einmal vor langer, langer Zeit, als wir noch frei und grenzenlos durch die himmlischen Lüfte flogen. Wo wir noch reine Liebe, pures Licht und göttliches Bewusstsein und mit allem Leben im Universum verbunden waren. Ich erinnere mich genau, jetzt in diesem Moment. Bilder von meiner himmlischen Vergangenheit werden in mir wach und ich schaue sie mir an. Während ich das geschehen lasse, spüre ich in mir die unendliche Kraft allen Lebens und die allumfassende Liebe.
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Wie ich bereits erwähnte verlor ich mit dem Tod von Sylvie auch mein Zuhause und meine Vollständigkeit. Ich war unvollständig. Ich war nicht mehr ganz.
Doch ich verlor noch etwas anderes und das war meine Wut, meinen Zorn, meinen Hass und insbesondere verlor ich meine Rache auf meine Eltern. Diese mir so vertrauten Gefühle, die ich über so viele Jahrzehnte lang teils bewusst teils unbewusst in mir trug und die jederzeit für mich abrufbereit standen, zerplatzen plötzlich wie eine Seifenblase im Wind. Ich fühlte sie nicht mehr. Sie waren einfach weg. Einfach so.
Der Schmerz von Sylvie's Weggangs hatte mich bis ins Mark erschüttert und mein Herz gebrochen. Doch er hatte auch den Eisenring zerbrochen, den ich als Schutz über so viele Jahre um mein Herz gelegt hatte und der mich gegen alle Schmerzen und Verletzungen von außen schützen sollte. Und dieser Schutz war plötzlich nicht mehr da.
Das war ein ungewohntes Gefühl, aber auch irgendwie vertraut, aber vor allem befreiend. Doch das wirklich entscheidende an dieser neuen Situation war, dass ich jetzt etwas anderes, auch etwas vertrautes, doch längst verloren geglaubtes endlich wieder fand. Es war mein Herz.
Erst später begriff ich so richtig, was Sylvie's Tod eigentlich wirklich bei mir auslöste, und zwar:
Sylvie kannte mich immer schon viel besser als ich mich selbst und deshalb wusste sie auch, dass nur der Schmerz über ihren Tod stärker für mich wäre, als die Kraft, mit der ich so krampfhaft (nicht bewusst) an meinem längst sinnlos gewordenen Rachefeldzug gegen meine Eltern festhielt. Sie wusste, dass nur dieser Schockschmerz ihres Todes die Kraft hatte, meine Schutzmauer um mein Herz zu brechen, um so meine Rache endlich zum Erliegen zu bringen. Sylvie wusste: Ich musste mein Herz wieder leben können, nur so würde ich die Aufarbeitung mit meiner Familie zu Ende bringen können.
Ihr Plan sollte aufgehen.
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Wie im letzten Abschnitt beschrieben, war Sylvie's Tod für mich das schmerzhafteste und einschneidendste Erlebnis, was ich bisher in meinem Leben erfahren hatte. Doch das war noch nicht alles, denn es hatte noch einen entscheidenden "Nebeneffekt":
Sylvie's Tod hatte nicht nur mein Herz gebrochen sondern zugleich auch alle um mein Herz gelegten Schutzmechanismen mit zerstört. Meine über Jahrzehnte antrainierten und wunderbar funktionierenden Panzerungen und Schutzprogramme waren mit zerbrochen. An diesen ungewohnten "schutzlosen" Zustand musste ich mich erst einmal gewöhnen.
Doch mit der Zeit und vielen Erlebnissen ohne meine alten Programme merkte ich immer mehr, dass die Begegnungen und die Gespräche jetzt viel entspannter aber trotzdem intensiver abliefen. Umso mehr ich mich verletzbar zeigte, desto mehr "Leben" und Nähe entstand in den Gesprächen und Begegnungen. Aufgrund dieser neuen Erfahrungen begann ich dann, mir meine alten Verletzungen nochmals aus heutiger Sicht genauer anzusehen. Und dabei bekam ich jetzt einen ganz neuen Blick und neue Erkenntnisse auf meine Kindheit und auf meine alten Verletzungen.
Und dabei erkannte ich: Meine Antworten und Erkenntnisse lagen unter dem riesigen Berg meiner unaufgearbeiteten alten Wunden und Verletzungen aus der Kindheit. Meine Schutzprogramme beschützten mich zwar so einigermaßen vor erwarteten Verletzungen, aber das Kuriose war, sie schützten mich auch vor der Klarsicht und der Sicht auf die Wahrheit. Und sie schützten mich auch vor Wahrhaftigkeit, vor Nähe, vor dem wahren wirklichen Leben mit offenen und tiefen Herzens-Begegnungen.
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Anfang Okt 2022 kommt es bei mir zu tiefen Bearbeitung meiner Familien- und Ahnenreihe.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Der Reinigungsprozess →
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Aufgrund von vielen vorangegangenen tiefen Prozessen, inkl. meines Reinigungsprozesses, konnte ich meinen mir selbst angelegten Schutzpanzer nach so vielen Jahren endlich ablegen. Ich war wieder ich. Ich war wieder frei.
Doch ich bemerkte auch, dass ich wieder verwundbar und angreifbar war. Und tatsächlich fühlte ich bei der erstbesten Situation sofort wieder diesen "alten Schmerz" in der Brust oder im Bauch, diesen Stich ins Herz, den ich so gut aus der Kindheit her kannte und den ich doch nie wieder fühlen wollte. Doch diesmal war der Stich längst nicht mehr so stark wie ich ihn in Erinnerung hatte. Nein, ganz im Gegenteil, denn ich konnte ihn aushalten. Ja, ich konnte die Situation einfach so stehen lassen ohne sofort in die alt bewährte Abwehrhaltung oder in den Gegenangriff zu gehen. Wow. Das war ein ganz neues und auch gutes Gefühl. Und es war so einfach.
Durch diese ganz neue Erfahrung habe ich mich dann auf eine intensive Suche nach weiteren "alten Verhaltensweisen" gemacht, um zu prüfen, ob das eine oder andere Verhalten und Schutzprogramm nicht endlich einmal ein Upgrade benötigt. Und siehe da, es gab so manches, bei denen nur noch eine Löschung Sinn machte, weil das einfach uralter Schrott aus längst vergangenen Tagen war. Heute als Erwachsener habe ich so viele andere Möglichkeiten zu argumentieren und mich auszudrücken. Das war mir als Kind überhaupt nicht möglich gewesen.
Dabei wurde mir immer bewusster, dass der eigentliche Ursprung all meiner "alten Verhaltensweisen" und Schutzmechanismen immer auf mein Kindtrauma oder auch meine Urverletzung zurückzuführen ist. Dieses massive Schlüsselerlebnis aus der Kindheit hatte einen so enormen Einfluss auf mein weiteres Leben, weil ich dadurch meine künftigen Verhaltensweisen und Schutzprogramme zu Personen und Situationen aufbaute. Diese Erkenntnis hat sich tief in mir eingeprägt und dazu geführt, meine Urverletzung Stück für Stück aufzuarbeiten. Ich wollte endlich frei sein von diesen alten und völlig überholten Schutzprogrammen, um endlich wieder ich selbst sein zu können.
Wenn ich mich heute an den Peter von früher zurück erinnere, dann sehe ich mein früheres Ich, das sich vehement weigert, sich mit seinem Kindheitsschmerz auseinanderzusetzen, wenn plötzlich durch eine Situation oder Begegnung, wieder Mal in seinen alten Wunden und Verletzungen rumgestochert wird. Ich sehe, wie er sofort seine altbewährten Schutzmechanismen aktiviert und doch tatsächlich meint, sich damit vor Schmerz und Verletzungen schützen zu können. Wenn ich ihm aus meiner heutigen Zeit etwas sagen könnte, denn das:
"Peter, es ist Zeit sich von der Vergangenheit zu lösen. Lass Deine Panzerung fallen. Zeige stattdessen Deine Verletztheit. Zeige Deine Empfindsamkeit. Zeige Deine Sensibilität. Zeige Dich so, wie Du wirklich bist. Und Du wirst staunen, was dann passiert."
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Wir sollten beginnen uns nicht weiter vor möglichen Verletzungen anderer zu schützen, indem wir ständig unsere Schutzmechanismen, Schutzpanzer und Schutzmauern hochfahren, denn dieser Schutz ist heute völlig unpassend und hinderlich. Und es gibt noch einen weiteren Aspekt: Denn gerade dadurch, DASS wir uns schützen, ziehen wir immer weitere Verletzungsmöglichkeiten in unserem Umfeld WIE EIN MAGNET an. Und dadurch werden oder fühlen wir uns immer wieder und immer wieder verletzt.
Es heißt also: Ab sofort mögliche Verletzungen anderer NICHT mehr sofort abwehren oder einfach stillschweigend zulassen oder runterschlucken, sondern bewusst anzuschauen. Heute sind wir keine Kinder mehr, die sich schützen müssen. Als Kind war der Schutz für uns wichtig, heute als Erwachsener haben wir ganz andere Möglichkeiten. Zum Beispiel dem Gegenüber zu sagen: "Bitte hör' auf, mich ständig zu kritisieren oder mir das Gefühl zu geben, dass ich nicht gut genug bin. Merkst Du denn nicht, dass Du mich damit verletzt? Oder willst Du mich verletzen?"
Es heißt also: ANSPRECHEN, AUSSPRECHEN, BENENNEN, HERAUSLASSEN was uns stört! Reden und kommunizieren ist die Lösung! Heute sind wir erwachsen und haben Möglichkeiten zu argumentieren und uns auszudrücken, das war uns als Kind überhaupt nicht möglich gewesen.
Heute habe ich meine Urverletzung sowie alte Verletzungen und Wunden geheilt. Ich kann sagen, dass es unendlich befreiend und erleichternd ist, keine Angst mehr vor möglichen Verletzungen anderer haben zu müssen und dafür ständig Schutz- oder Abwehrmechanismen hochzufahren. Wenn ich heute eine Verletzung fühle, die durch ganz banale Äußerungen entstehen können, gehe ich einfach in mein Herz, denn dort wartet bereits eine passende Antwort und Lösung auf mich.
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Mein größter Schmerz und zugleich auch größter Verlust, den ich je erfahren habe, war der lange Leidensweg und letztendliche Tod von Sylvie. Das hat mich das erste Mal im Leben wirklich in die Knie gezwungen, mich niedergestreckt und mich zu Fall gebracht und zum Loslassen all meiner Schutz- und Kampfmechanismen geführt. Sie machten jetzt sowieso keinen Sinn mehr, denn man konnte mich nicht noch tiefer verletzen. Ich gab jeden Widerstand auf. Ich kapitulierte.
Dass sich genau durch meine "bedingungslose Kapitulation" nach einiger Zeit ganz allmählich ein neuer Weg für mich zeigen sollte, davon ahnte ich damals nichts.
Heute wird mir bewusst, dass mein größter Schmerz im Leben mich letztendlich wieder zurück zu meiner größten Kraft und Stärke brachte. Es musste sein, ansonsten hätte ich weiter mit aller Kraft an meinen Schutzmechanismen festgehalten. Somit brachte mich mein größter Schmerz und Verlust, nämlich Sylvie's Tod, letztendlich wieder zurück zu mir.
Oft fragte ich mich: Peter, musstest Du wirklich erst mit dem Tod und mit dem Verlust Deiner großen Liebe konfrontiert werden, damit Du endlich, endlich Deine alten Schutzpanzer und Abwehrmechanismen ablegst? Hätte es nicht auch einen anderen, einen leichteren Weg gegeben?
Sicher hätte es einen anderen und leichteren Weg gegeben, aber bei diesem Weg hätte ich mir freiwillig und ganz offen und ehrlich meine alten Verletzungen nochmals ansehen und fühlen müssen. Doch dazu war ich nicht bereit. Nein, ich wollte mich nie mehr verletzlich zeigen, auf gar keinen Fall. Und deshalb: Ja, ich musste wohl erst so einen vollen Schlag in den Magen, einen "Schicksalsschlag" bekommen und am Boden liegen, um zu begreifen und um zu handeln. Ja, leider.
Der frühe Selbsttod meines Vaters 1980 war ein ähnlich starkes Erlebnis, ein ähnlicher "Schicksalsschlag" für mich gewesen, der mich damals voll aus dem Leben warf und zu einer kompletten Neuorientierung meines Lebens führte. Und er führte auch dazu, dass ich mit 28 Jahren wieder zurück zu meiner Musik fand. Obwohl mein Vater immer gegen meine Musikpläne war, so war doch gerade sein Tod und mein Schock darüber, ein entscheidender Auslöser für meine Neuentdeckung und das vollkommene Eintauchen in meine Musik- und Gefühlswelt gewesen. Doch bei meiner damaligen Lebens-Neuorientierung, war ich nicht bereit gewesen meinen äußeren Schutzpanzer abzulegen. Das konnte ich nur in meiner Musik.
Es wird wohl immer Menschen und auch Tiere geben, die sich aus Liebe zu anderen opfern, in der Hoffnung damit bei geliebten Menschen, einen Funken der Liebe in deren Herzen zu entfachen.
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Heute habe ich auf meine aus der Kindheit entstandenen seelischen und körperlichen Narben einen ganz neuen Blick und eine ganz neue Sichtweise. Wenn ich mir heute meine "Narben der Vergangenheit" ansehe, dann sehe ich nicht nur alte Verletzungen, an die ich mich nur ungern erinnere, sondern ich sehe auch in ihnen ein Symbol und eine Auszeichnung für eine erfolgreiche Aufarbeitung von unendlich vielen unterdrückten seelischen und körperlichen Schmerzen und Ungerechtigkeiten in meiner Familie und Ahnenreihe, die sich über viele Generationen hinweg immer weiter aufgebaut hatten. Diese meine Narben sind für mich heute alles Erinnerungen und Symbole für meinen ganz persönlichen Weg, zu meinem inneren und äußeren Frieden.
Ende Kapitel 5
Start Kapitel 5: Sylvie ▲
von 1975 bis 1991
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Zwischen 1975 und 1991 bereisten Sylvie und ich einige Länder, wie Israel, Indien, Malaysia, Singapur, Afrika, Thailand und diverse europäische Nachbarländer wie Frankreich, Spanien (+ Balearen + kanari. Inseln), Italien, Niederlande, Österreich, Griechenland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Serbien (füher Jugoslawien).
All die Begegnungen und Erfahrungen, die ich in diesen Jahren erfuhr, sollten mein Verhalten und Verständnis für mein eigenes Leben, sowie das meiner Mitmenschen und allen Tieren und Pflanzen auf diesem Planeten, von Grund auf verändern. Das war wohl auch mit ein Grund dafür, dass wir 1992 nach Ibiza ausgewanderten, um dort mit vielen Tieren ländlich und naturbezogen zu leben. Doch dazu später mehr.
Alles das brachte mich schließlich zu der Einstellung, dass wir Menschen nur Gast auf dieser Erde sind und dass wir Menschen nur EIN TEIL im Kreislauf der gesamten Natur der Erde darstellen. Sobald wir nur EINEN TEIL der Natur und der Artenvielfalt verändern, hat das auch immer Auswirkungen auf ALLE ANDEREN Teile der Natur und somit auch auf uns Menschen. Wie heißt es doch so schön: "Kein Sandkorn ist zufällig auf der Erde."
Ebenso meine Erkenntnis, dass jede Art von eigener Entwicklung, immer auch eine kollektive Abfärbung auf viele andere Lebewesen nach sich zieht. Keine Aktion ohne Reaktion. Jeder Einzelne von uns, ist mit seiner Denkweise und seinem Verhalten, auch immer ein gewisses Vorbild für andere, und das im Positiven wie im Negativen.
Unsere Vorfahren und Ahnen wussten von diesen Zusammenhängen der Natur und haben dieses Wissen von einer Generation zur anderen weitergegeben. Unsere Vorfahren respektierten die Natur, die Tiere, das Land, die Meere, die Luft, die Winde, sie würdigten ihren eigenen Lebensraum. Sie lebten im Einklang mit der Natur. Dieses uralte Wissen ist weitestgehend verlorengegangen, weil der "moderne" und "zivilisierte" Mensch sich durch "falsche Werte" immer weiter von sich selbst entfernt und dadurch den Kontakt zu sich selbst immer mehr verloren hat.
Doch wir erleben auch einen starken Veränderungsprozess in der Geschichte dieses Planeten, von dem jeder Mensch und jedes Lebewesen auf Erden auf irgendeine Weise betroffen ist.
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Ein weiteres großes Reiseziel von Sylvie war Jerusalem und Bethlehem. Sie wollte unbedingt diese biblischen Orte besuchen, bereits im jugendlichen Alter war dieser Wunsch bei ihr sehr ausgeprägt und sie war sich sicher, dass sie eines Tages dort hinfahren würde.
Und so waren diese Orte eines unserer ersten gemeinsamen Reiseziele, das muss so zwischen 1975 und 78 gewesen sein. Dazu flogen wir an irgendeinen touristischen Ort am Mittelmeer, der sich in der Nähe von Jerusalem befand.
Nachdem wir uns einige Tage am Mittelmeer gesonnt und darin gebadet hatten, schlossen wir uns eines dieser vom Hotel angebotenen Tagesausflugsgruppen an, mit denen wir zu den Orten Jerusalem, Bethlehem und zum Toten Meer geführt wurden. Also das volle All-Inklusive-Jesus-Kreuzigungs-Programm mit allem Drum und Dran. Während der ganzen Tour hatten wir einen Touristenführer dabei, der uns auf jede kleinste Kleinigkeit in 3 Sprachen aufmerksam machte. Das war schon wirklich sehr interessant. Doch besonders auf dem Leidensweg Jesu in Bethlehem gab es nichts, was nicht auch als Jesus-Souvenir von unzähligen Miniläden verhökert wurde. Das war (jedenfalls damals) ein Paradebeispiel dafür, wie man alles "was einem heilig ist" zu Geld machen kann und als Billigware verramscht. Das konnte man schon als Geschmacklosigkeit in höchster Vollendung bezeichnen.
Danach ging es weiter im Programm und zwar zum Toten Meer. Selbstverständlich wollten wir auch darin baden, um zu prüfen, ob man tatsächlich nicht untergehen kann. Und? Ja, es stimmt. Man kann anstellen was man will, man kann einfach nicht absaufen.
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Nach unserem Bad im Toten Meer und auf der Rückfahrt zum Hotel, stand als letztes die Besichtigung der einstigen römischen Palastfestung ➚ Masada auf dem Programm, die Herodes etwa um 15 v. Chr. erbauen ließ und sich hoch über dem Toten Meer auf einem Gipfelplateau befand. Während wir die Überreste der einstigen Festung besichtigten, erzählte uns der Reiseführer die Geschichte dieses Platzes:
Er sagte uns, dass rund 70 Jahre später, während des Jüdischen Krieges, viele Menschen Masada als Fluchtfelsen vor den Römern nutzten. Doch diese hatten in aufwändiger Arbeit eine Rampe erbaut, um so eine Bresche in die Außenmauer zu schlagen und Masada schließlich einzunehmen. In aussichtsloser Lage habe der Befehlshaber von Masada alle dort oben Lebenden davon überzeugt, mit ihren Frauen und Kindern Selbstmord zu begehen.
Und während ich weiter den Worten des Reiseführers über diesen kollektiven Suizid lauschte, wurde mir plötzlich Kotzübel, und dieses Übelkeitsgefühl wurde von Minute zu Minute schlimmer. Ich bekam immer stärkere Bauch- und Kopfschmerzen, sodass ich keinen Moment länger mehr an diesem Platz bleiben konnte, ich musste da sofort weg.
Mit diesem fürchterlichen Übelkeitsgefühl setzte ich mich in den unten stehenden Hotel Bus und wartete sehnlichst darauf, dass die Reisegruppe zurückkam, damit wir endlich zum Hotel zurück fahren konnten. Bei dieser über eine Stunde langen holprigen Rückfahrt, musste ich mich zu 100 Prozent immer wieder darauf konzentrieren, mich nicht übergeben zu müssen. Es gab absolut keinen Platz für irgendeinen anderen Gedanken. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Als wir dann im Hotel ankamen konnte ich mich nur noch hinlegen. Den Rest des Tages konnte ich abhaken.
Was war da bloß in mich gefahren?
Erst viele Jahre später kam mir dieses Erlebnis immer mal wieder in den Sinn, sodass ich mich schließlich auf die Suche nach Antworten begab. Und tatsächlich fand ich Antworten, doch auf ganz andere Fragen.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Die Aufarbeitung meines Familien-Erbes →
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Anfang 1980 reisten wir nach Malaysia. Sylvie zog es schon immer nach Asien, sie interessierte sich sehr für das Land, die Leute und deren Kultur. So hatten wir Malaysia als Ziel ausgewählt. Da wir beide nichts von Pauschalreisen oder All Inklusiv Urlaub hielten, buchten wir nur einen Hinflug, um alles Weitere würden wir uns dann vor Ort kümmern.
Für Kultur konnte ich mich damals nicht wirklich erwärmen, mein Interesse daran sollte sich erst in den nächsten Jahren stark verändern. Ich interessierte mich damals mehr für diese wunderschönen Bilderbuch Palmen-Sandstrände. Ich wollte auch einmal an so einem einsamen Traumstrand unter einer Kokospalme liegen und in diesem türkisblauen Ozean schwimmen. Ich suchte also eher die unberührte, abgeschiedene Natur mit diesem weiten Blick über das unendliche Meer. Aber bitte ohne ein vierstöckiges Monster-Hotel im Rücken, das diese einmalige Natur systematisch vergiftet und zerstört.
Ich hatte gelesen, dass es diese Traumstrände (damals) noch vereinzelt auf Phuket, Ko Samui und der Insel Penang zu finden gäbe. Also kamen diese Orte auch auf unser Malaysia-Reiseziel.
Da ein 2 Wochen Urlaub kaum für all diese Orte ausreichen würde, machten wir kurzerhand eine 6 Wochen Reise daraus. Wir arbeiteten damals beide bei einer bekannten Versicherung, die die Gewerkschaft stolz als Vorzeigeversicherungsunternehmen präsentierte, weil die Mitarbeiter bereits die 35-Stunden-Woche, 30 Tage Jahresurlaub und noch diverse andere Privilegien hatten. Mit zusätzlichen Feier- und Brückentagen, kamen wir somit auf unsere gewünschten 6 Wochen.
Diese 6 Wochen in Asien wurden zu einem unvergesslichen Erlebnis und, da wir ja quasi Rucksack-Touristen waren, auch zu einem spannenden Abenteuerurlaub, da wir für unser Essen, unsere Unterkunft und unseren Transport selbst sorgen mussten.
Unser "Navi" war ein kleines Heft mit Namen "Rucksack-Reiseführer für Malaysia", darin wurde haarklein beschrieben, welche Orte, Strände oder Sehenswürdigkeiten man sich ansehen sollte und wie und mit welchen Transportmitteln man dort hinkam. Dazu wurden in den Orten einzelne Unterkünfte beschrieben mitsamt den Preisen. Das Teil war Klasse und unsere unverzichtbare Reise- und Routenbibel.
Um von einem Zielort zum anderen zu gelangen, benutzen wir die unterschiedlichsten Transportmittel, wie da waren Bus, Bahn, Einzel- und Mehrpersonentaxis und einmal auch ein Mini Propeller-Flugzeug mit maximal 6 Insassen. Wow, während dieses holprigen Schüttel- und Rüttelfluges kam uns schon mal der Gedanke, ob man uns wohl jemals finden würde, wenn wir jetzt abstürzten.
Auch unsere Unterkünfte waren sehr unterschiedlich. So hatten wir z.B. auf Penang ein Apartment direkt am Traumstrand und wenn man die Terrassenschiebetür öffnete, waren es keine 20 Meter bis zum Ozean. Anderenorts z.B. im inneren von Malaysia gab es kaum Hotels, hier übernachteten wir bei Einheimischen mit ihnen und in ihren oft sehr einfachen meist selbst gebauten Unterkünften. Diese offene und herzliche Gastfreundschaft dieser Familien war unbeschreiblich. Wir aus einen für sie fremden Land, hatten unbeschränkten Zugang zu allen materiellen Gütern dieser Welt. Diese Familien zeigten uns, dass sie ebenfalls unbeschränkten Zugang hatten, aber das hatte weniger mit materiellen Dingen zu tun.
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Für die letzte Woche unserer Reise hatten wir einen Abstecher zum Insel- und Stadtstaat Singapur geplant, hier waren wir wieder in der totalen materiellen Welt angekommen. Sylvie hatte gelesen, dass es dort riesige Shoppingcenter gibt, in denen es alles zu unglaublich günstigen Preisen zu kaufen gab. (Mädels und Shoppen. Muss ich noch mehr sagen?) Sie hatte Recht, in diesen Shoppingcentern konnte man einen ganzen Tag verbringen. So ein gewaltiges Konsumangebot in einem Megagebäude hatten wir noch nie gesehen.
Somit war Sylvie voll im Kaufrausch und unsere Eurocheques, das war damals so etwas wie Travellerschecks und diese waren unser Hauptzahlungsmittel, gingen weg wie warme Semmeln. Beim abendlichen Kassensturz mussten wir feststellen, dass unsere finanzielle Liquidität zum Austrocknen kam. Oder auch: Wir brauchten noch mehr Kohle. Doch neue Schecks in Deutschland zu bestellen, dass würde viel zu lange dauern.
Da kam mir eine kühne Idee:
"Wir gehen einfach zum deutschen Konsulat, tragen dort unsere "Notlage" vor und bitten darum, dass man uns Geld leiht. Wenn wir wieder in Deutschland sind überweisen wir ihnen den Betrag zurück."
Und genau das machten wir auch.
Der Herr im Konsulat betrachtete uns sehr genau und hörte uns aufmerksam zu. (Was? Die wollen Geld von mir?)
Doch dann erklärte Sylvie mit ihrer ruhigen und sanften Stimme, dass wir hier keine Betrugsmasche abziehen wollen. Wir sind verheiratet, arbeiten beide in Hamburg in einer Versicherung und dass wir uns noch gerne einige Sachen in Singapur kaufen würden, aber kaum noch Checks dafür zur Verfügung hätten. Vielleicht sieht er eine Möglichkeit, wie er uns aus unserer "Notlage" heraushelfen kann.
Jetzt wurden wir von ihm von Kopf bis Fuß für eine gefühlte Ewigkeit durchgescannt. Man sah, wie es in ihm mächtig arbeitete. Doch dann fing er an zu schmunzeln und sagte:
"Wie viele Checks brauchen Sie denn?" Klasse, dachten wir nur.
"Sie müssen mir aber versprechen", ergänzte er seinen Satz, "dass Sie uns das schnellstens zurücküberweisen, wenn Sie wieder in Deutschland sind."
Dann erhob er sich von seinem Sessel und gab uns die Hand zur Verabschiedung:
"Hinterlassen Sie Ihre Personalien bei meiner Kollegin, dann wird sie ihnen die Checks aushändigen. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in Singapur."
Wow! Na dann: Achtung Shoppingcenter, wir kommen!
Ende Kapitel 6
Start Kapitel 6: Ich bereiste viele Länder ▲
Ich hatte schon immer meine ganz eigene Auffassung zum Beruf und zum Geld verdienen.
"Ich bin Realist und das besonders im Berufsleben. Ich glaube nicht an irgendwelche Vorstellungen, Träume, Visionen oder gar Utopien."
Du weißt aber schon, dass die beruflich erfolgreichsten Menschen immer Visionäre und Träumer waren und sind?
Ich würde in meinem Leben in so manchen Berufen und Tätigkeiten mal kürzer und mal länger arbeiten, wie z.B.: Radio- und Fernsehtechniker, Bürokaufmann, kaufmännischer Angestellter, Lebensmitteleinkäufer, Versicherungsangestellter, Musiker & Komponist, Möbelrestaurator, Gärtner, Poolreiniger, Putzmann, Waldarbeiter, Bauarbeiter, Webdesigner, SEO-Spezialist und spirituelle Bewusstseinsarbeit. Ich war mal Lehrling, mal "einfacher" Arbeiter, mal Angstellter und mal Chef. Mal bekam ich Arbeit, Anweisung und Lohn und mal gab ich Arbeit, Anweisung und Lohn. Mal hatten andere die Verantwortung und mal hatte ich sie.
Doch zu Beginn meiner "beruflichen Laufbahn" ging es erst einmal ums reine Geldverdienen, weil man ja all diese schönen und tollen Dinge unbedingt auch "haben musste". In späteren Berufen fand ich dann meine wirkliche Be-rufung, Er-füllung und (Lebens)Freude.
Doch beginnen am Anfang:
Wie ich anfangs schon erwähnte, wurde ich nicht mit dem "Goldenen Löffel" im Mund geboren sondern habe mir vieles im Leben selbst erarbeitet und beigebracht. Und da ich nach der "Mittleren Reife" (schon wieder so eine unpassende Bezeichnung) immer noch keinen Schimmer hatte, welche gewinnbringende und zukunftssichere Karriereleiter ich denn nun endlich erklimmen sollte, ließ ich mich 1970 dazu überreden, zunächst einmal einen "anständigen" Beruf als Radio- und Fernsehtechniker zu erlernen. "Da hast Du was Ordentliches fürs Leben mein Junge", wurde mir versichert.
Bei so (dummen) Sprüchen wie "vernünftiger" oder "anständiger" Beruf oder was "Ordentliches" lernen, ist bei mir schon die Galle übergelaufen:
"Es ist mir Scheißegal ob der Beruf "anständig" ist oder nicht. Tatsache ist: Ich habe im Moment keine Ahnung welcher Beruf für mich überhaupt in Frage kommt. Das ist jetzt noch viel zu früh, um mich entscheiden zu können." Doch ich MUSSTE mich entscheiden.
Und so willigte ich schließlich ein am 1. April 1970, drei Tage vor meinem 18. Geburtstag, diese (beknackte) Lehre als Radio- und Fernsehtechniker zu beginnen, obwohl ich ein ganz mieses Gefühl dabei hatte. Natürlich ging das voll in die Hose, denn bei diesem Beruf ging es zu 90 Prozent um Schaltpläne und anderes theoretische Zeug. Es ging also ums AUSWENDIGLERNEN und das war ja bekanntlich nicht so meine Stärke. Bereits nach einer Woche wurde mir erschreckend bewusst, dass dieser Beruf überhaupt nichts für mich ist. Du meine Güte, worauf hatte ich mich da bloß eingelassen?
Aber zurück konnte ich auch nicht mehr, denn als ich einmal meine Bedenken an dieser Lehre äußerte, bestand mein Vater darauf, dass ich diese unbedingt zu einem "ordentlichen" Abschluss bringen sollte (schon wieder dieses Wort). Da ich zu dieser Zeit aber ein äußerst "angespanntes Verhältnis" zu meinem Vater hatte, um es mal vorsichtig auszudrücken, war meine Wortwahl auf Vaters Argumente nicht gerade diplomatisch. Oder auch: Es gab einen riesen Krach und endete mit dem Lieblingsargument meines Vaters:
"Solange Du Deine Füße unter meinem Tisch stellst, machst Du das, was Deine Eltern Dir sagen."
Punkt. Aus. Damit war das Gespräch offiziell beendet.
Verdammt, ich saß in der Falle.
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Was nun folgten waren 3 ½ Jahre in einer falschen Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker, an einem falschen Platz und in einem falschen Leben. Und an jedem weiteren Tag der verging, wurde mir immer bewusster, dass ich die Gesellenprüfung niemals bestehen würde. Doch mit meinen Eltern, insbesondere mit meinem Vater, konnte ich nicht darüber reden, denn sie bestanden darauf, dass ich die Lehre auf jeden Fall zu Ende bringen sollte.
Es kam so wie es kommen musste: Ich rasselte 1973 mit Pauken und Trompeten durch die Gesellenprüfung. Oh, oh, was für eine Katastrophe und Schande für die ganze Familie. Ach, was sage ich da, eine Schande für ganz Deutschland. Gar nicht auszudenken, wenn die Nachbarn davon erfuhren. Was die dann wohl von uns denken? Natürlich würden sie sagen:
"Ist das nicht der Junge mit dem Motorrad und den langen Haaren? Kein Wunder, dass der durch die Prüfung fällt, so wie der aussieht. Also wenn das mein Kind wäre, würde der nicht so rumlaufen."
Meine Eltern wollten natürlich, dass ich die Prüfung in einem halben Jahr wiederhole. Aber ich wusste genau, dass ich die Prüfung niemals schaffe, egal wie viele Male ich es auch versuchen würde.
Wie sollte ich aus dieser Zwickmühle bloß wieder rauskommen? Allein konnte ich das nicht.
Jetzt brauchte ich Hilfe und zwar von einer Person, die in der Lage war gemeinsam mit mir und meinen Eltern über die festgefahrene Situatuion zu sprechen, um eine Lösung zu finden. Oder besser gesagt: Jetzt war Diplomatie und Fingerspitzengefühl gefragt.
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Sylvie kannte sich mit Diplomatie aus. Ohja, darin war sie damals schon eine Meisterin. Und so hatte Sylvie dann auch 1973 die ultimative Lösung für alle Beteiligten parat, nachdem wir uns beim Arbeitsamt Lösungsvorschläge für mein "Problem" angehört hatten. Und so präsentierte sie meinen Eltern mit ihrer sanften und ruhigen Stimme stolz ihren Lösungsvorschlag:
"Peter hat Probleme mit der Fernsehtechniker Ausbildung, denn diese Arbeit liegt ihm einfach nicht. Er möchte einen anderen Beruf erlernen. Deshalb haben wir uns beim Arbeitsamt nach einer Umschulung erkundigt und diese würde so aussehen: Peter könnte eine neue Lehre als Bürokaufmann beginnen. Diese würde zwei Jahre in Form einer Ganztagsschule ablaufen und er würde auch noch mit 850 Mark monatlich vom Arbeitsamt unterstützt werden. Bürokaufmann ist nun auch nicht gerade Peters Traumberuf, aber viel besser als Fernsehtechniker. Und nach zwei Jahren hätte er dann eine abgeschlossene Berufsausbildung, so wie Sie es sich für Peter wünschen."
Das waren beinharte Argumente, die keine Arbeitsamt-Werbung hätte überzeugender präsentieren können. Bravo Sylvie. So könnte ich nie mit meinen Eltern sprechen.
Nach anfänglicher Skepsis fanden meine Eltern Sylvie's Vorschlag dann doch ganz "vernünftig" und billigten schließlich ihrem Vorschlag ein.
Ich fand das voll bescheuert. Nochmal zwei Jahre meine "geliebte" Schulbank drücken? Auf keinen Fall !! Doch ich biss mir auf die Zunge, denn so lammfromm hatte ich meine Eltern noch nie gesehen. Und deshalb sagte ich mir innerlich: "Peter, Du hälst jetzt gefälligst das Maul !! Verstanden ??"
Sachlich betrachtet war Sylvie's Vorschlag natürlich die perfekte Lösung für mich und für meine Eltern. Und für mich war es auch noch der Weg, mich aus dem Druck meines Vaters zu befreien, der bis jetzt hartnäckig darauf bestand, dass ich meinen Abschluss als Fernsehtechniker mache. Doch jetzt waren all seine Druckargumente, wie "solange Du Deine Füße..." plötzlich hinfällig geworden. Das bedeutete: Ich konnte von Zuhause ausziehen, wenn ich wollte, denn nun konnte ich mir das leisten.
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Und wie auf Stickwort sagte Sylvie dann noch mit einem fröhlichen Ausdruck in ihrer Stimme zu meinen Eltern:
"Ich habe Peter gefragt, ob er nicht bei mir einziehen möchte und er hat Ja gesagt. Ich habe zwar nur eine 1-Zimmer-Wohnung, aber das macht uns beiden nichts aus. Außerdem können wir dann unser Geld zusammenlegen und uns vielleicht schon bald eine größere Wohnung leisten."
Was? Unser Sohn will von Zuhause ausziehen? Mit so einer Neuigkeit hatten meine Eltern nun gar nicht gerechnet.
Sie brauchten einen Moment, um diese Nachricht zu verdauen. Ich sah Betroffenheit in ihren Gesichtern und wie sie sich fragten: "Was? Unser Junge will ausziehen? Aber warum denn so schnell?" Besonders meiner Mutter merkte man ihre Betroffenheit an. Zwar lächelte sie Sylvie an, aber da war etwas in ihrer Mimik, was vielleicht auch nur ich sah, weil ich meine Mutter eben so genau kannte. Ich glaube, meiner Mutter wurde in diesem Moment schlagartig bewusst, dass mit meinem Auszug von Zuhause auch etwas Endgültiges mit ihr passierte. Ja, ich sah Angst in ihren Augen. Angst, dass sie mich vielleicht verlieren würde, egal wie sehr wir uns auch gestritten hatten. Doch sie lächelte diese Angst weg und sagte stattdessen zu uns:
"Ihr könnt mir gerne Eure Wäsche geben, solange bis Ihr eine eigene Waschmaschine habt".
Das war wie ein flehender Hilferuf. Ich hätte sie jetzt einfach ohne Worte in die Arme nehmen sollen und sie hätte diese Umarmung verstanden. Doch ich konnte es nicht. Es war mir einfach nicht möglich. Sylvie tat es.
Ein paar Tage später zog ich von Zuhause aus und bei Sylvie ein. Das war ein Abschied und zugleich der Beginn eines völlig neuen Lebens.
Doch jetzt, 1974 mit 22 Jahren, ging ich nun doch noch einmal für zwei Jahre zur Schule und machte meinen ganz offiziellen Abschluss als Bürokaufmann. Nun hatte der Junge endlich eine abgeschlossene Lehre und meine Eltern konnten wieder ruhig schlafen.
Nachträglich betrachtet waren die kommenden zwei Jahre Ausbildung zwei "verlorene" Lebensjahre, denn eigentlich ging es bei dieser Ausbildung nur um dieses Blatt Papier mit der Aufschrift "Abgeschlossene Ausbildung zum Bürokaufmann", das ich dann in irgendeinen Ordner (für immer) ablegte. Kein Arbeitgeber wollte sich das später überhaupt einmal ansehen. Verständlich, denn die Chef's beurteilten mich nach dem, was sie vor sich sahen und nicht nach irgendeinem Papier.
Ich hätte mich stattdessen gleich beruflich selbständig machen sollen und zwar in dem Bereich, in dem ich mich am besten auskannte, und das war die Musik. Doch das war finanziell eine völlig unsichere Angelegenheit und außerdem war ich damals für diesen Schritt einfach noch nicht reif genug.
Erst fast 10 Jahre später fasste ich dann den Entschluß mich, damals noch neben meinem Job, in die berufliche Selbstständigkeit als Musiker zu begeben. Aber auch erst nachdem ein "Schicksalsschlag" mich aufrüttelte und mich zum grundsätzlichen An- und Hinsehen meines bisherigen Lebensweges veranlasste. Und weitere 10 Jahre vergingen, bis ich 1992 vom Angestelltenverhältnis in die berufliche Selbständigkeit wechelte.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 8:
#Mein "früheres" Leben als Musiker und Komponist →
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Wie gesagt hatte ich 1976 nun endlich meine Lehre als Bürokaufmann abgeschlossen und meine Eltern konnten wieder ruhig schlafen.
So startete ich 1976 mein Berufsleben zuerst einmal mit Aushilfsjobs und Praktikums in verschiedenen Branchen wie öffentlicher Dienst und Versicherung, um zu schauen, ob das was für mich wäre, doch diese Tätigkeiten gefielen mir nicht wirklich. Als mir ein Freund von der Arbeit eines Einkäufers berichtete, machte mich das neugierig und so machte ich 1976 ein Praktikum in einer Einzelhandelskette. Jedoch meldete dieses Unternehmen noch im selben Jahr Konkurs an, sodass ich bei einem Hamburger Großhandel als Lebensmitteleinkäufer begann.
Wie ich schnell erfuhr ging es in diesem Beruf allerdings hauptsächlich um Umsatz- und Profitsteigerung - also für den Chef des Ladens. Wie wir die Einkäufer diese Umsatzsteigerung erreichten, interessierte niemanden, Hauptsache am Ende des Jahres wurde ein Umsatzplus erwirtschaftet - also von uns Einkäufern. Dagegen waren die Bezahlung und die Sozialleistungen für uns Angestellte "sehr überschaubar". Vom Chef wurde uns die Arbeit aber als "äußerst verantwortungsvolle Tätigkeit" verkauft, was einige Kollegen doch tatsächlich auch glaubten.
Hinzu kam, dass die Praktiken zur geforderten Umsatzsteigerung immer unmenschlichere und unmoralischere Ausmaße annahmen. Um das geforderte Umsatzplus zu erreichen, wurden einfach bestehende Lieferanten gegen neue ausgetauscht, inklusive einer "Erfolgsprämie". Ein lohnender Profit rechtfertigte alle unmoralischen Bedenken und die daraus entstehenden Folgeschäden. "Auf dem Weg zum Erfolg muss man immer mit einigen wenigen Kollateralschäden rechnen."
Ach tatsächlich? Vielleicht solltest Du mal lieber Deine Vorstellung von "Erfolg" hinterfragen?
Meine Tätigkeit als Lebensmitteleinkäufer bestand im Großteil darin, sich mit den Lieferanten zusammenzusetzen und "gute" Preise für die entsprechenden Produkte auszuhandeln. Unnötig zu erwähnen, dass man bei diesen Verhandlungsgesprächen von mir eine passende Kleiderordnung erwartete, die selbstverständlich aus einem Anzug und Krawatte bestand, woran sich meine Kollegen auch alle hielten.
Zu dumm nur, dass ich grundsätzlich keinen Anzug und Krawatte trug, nicht beruflich und nicht privat, weil ich schon immer etwas gegen diese "Einheits-Uniform" hatte. Dieser langweilige und biedere Einheits-Look erinnerte mich zu sehr an zwanghafte Unterordnung und Unterdrückung persönlicher Meinungen und Ausdrucksformen. Und so führte ich meine Lieferantengespräche selbstverständlich weiter in meinem lässigen Outfit bestehend aus alten Jeans mit T-Shirt oder Pullover und Turnschuhen.
Mein damaliger "Look" veranlasste meinen Chef regelmäßig dazu, mich zwar mit einem freundlichen aber doch unmissverständlichen Nachdruck auf meinen direkten Kleiderordnungs-Verstoß hinzuweisen. "Ach und noch etwas Herr Reifegerste: Von unseren Einkäufern erwarten wir eine angemessene Frisur."
Allerdings drückte er damit genau auf meine empfindlichste Stelle (Autsch !!!). Denn wenn ich etwas überhaupt nicht leiden konnte, dann war es, wenn man mich unter Druck oder Zwang setzte, ganz besonders, wenn es um mein Äußeres ging. Was bitteschön hatte dem Dämlack mein Haarschnitt zu interessieren, häh? Nichts! Gar nichts! Der sollte lieber mal seine Glatze nachpudern. So zog ich in Gedanken meinen Revolver, den ich für alle Fälle immer in meinem Revolvergürtel bei mir trug und verpasste dem Blödmann erst mal 'ne Kugel. Das war die einzig richtige Antwort auf seine Frechheit. Somit fiel meine Antwort und Wortwahl auf seine "respektlose Unverschämtheit" entsprechend kotzig und drastisch aus.
Durch meine damals noch unaufgearbeiteten Kindheitsverletzungen, reagierte ich äußerst gereizt auf jede Art von Druck oder Zwang, egal wer das war oder welche berufliche Position der- oder diejenige auch immer hatte. Das brachte mich bei so einigen Begegnungen auf die Palme und in knifflige Situationen. Erstaunlicherweise hat mir dieses pubertäre Widerstands-Verhalten im Berufsleben nie wirklich geschadet. (Na weil die anderen dachten: "Eijeijei, der Typ hat aber'n richtig fettes Problem.")
Nachdem ich meine Kindheitsverletzungen aufgearbeitet hatte, auch wenn das erst viele Jahrzehnte später passierte, war dieser Druck und Zwang dann vollkommen weg.
Allerdings kann ich mich auch heute noch nicht mit einem Anzug anfreunden. Er erinnert mich zu sehr an eine Uniform und deren verbundene totalitäre zwanghafte Unterordnung, mit denen man ganze Menschenmassen ihre Individualität und Freiheit entsagt.
Als ich mich am nächsten Tag wieder beruhigt hatte entschied ich mich für einen Kompromiss, indem ich mir nur während eines Lieferantengespräches ein dunkles Sakko überstreifte und nach dem Gespräch das Teil sofort wieder über meine Stuhlrückenlehne hängte. Damit war für mich das Thema Anzug und Kleiderordnung vom Tisch. Das wurde vom Boss zwar nicht gern gesehen, aber letztendlich dann doch geduldet.
Groteskerweise bot man mir in diesem Laden nach 2 Jahren doch tatsächlich den Posten als "Assistent der Geschäftsleitung" an. Ich war über dieses Angebot doch schon überracht, denn ich passte mit meiner ganzen Persönlichkeit so gar nicht zu den Herren aus der Führungsetage in Anzügen und perfektem Kurzhaarschnitt.
Sylvie rief sofort begeistert: "Mein Peter macht endlich Karriere. Ich wusste, dass er irgendwann zur Vernunft kommt!"
Ich dachte dagegen: Assistent der Geschäftsleitung? Ist das nicht der Laufbursche des Chefs? Das heißt, ich mache die ganze Drecksarbeit und der Chef kassiert nachher die Kohle?
Also was tat Peter? Er lehnte NATÜRLICH ab. 'Tschuldigung Sylvie, aber das hätte niemals funktioniert. Ich konnte doch nicht "die Seiten wechseln" und diesen zwanghaften Profitsteigerungs-Wahnsinn auch noch unterstützen und weiter vorantreiben.
1981 hatte ich vom Großhandel und diesem krankhaften "Immer-mehr-Profit-machen-um-jeden-Preis" Prinzip endgültig die Schnauze voll und fing hauptsächlich aufgrund eines "Schicksalsschlags" in der Familie und nach vielen Gesprächen mit Sylvie bei einer großen Versicherungsgesellschaft an. Damals ging das alles noch ziemlich unkompliziert, auch das Bewerbungsgespräch, das ich mit langen Haaren und in Jeans und Turnschuhen führte. Wenn der Personalchef mich dabei dumm anguckt hätte, wäre ich sowieso sofort aufgestanden und gegangen. Aber mein Äußeres war da überhaupt kein Problem und so stand der Einstellung nichts im Wege.
Doch als Angestellter in der Versicherung oder GERADE in der Versicherung wurde mir schnell wieder bewusst, dass ein Angestelltenverhältnis einfach nicht mein Ding war. (Angestellter bedeutet: Ein unselbständig beschäftigter Arbeitnehmer), denn in diesem "Verhältnis" fühlte ich mich immer eingezwängt und begrenzt, eben unselbständig, weil es da eben immer einen Chef oder Vorgesetzen gab, was natürlich auch völlig OK ist, wenn man diese Hierarchie mag oder wünscht.
Sich selbst und das eigene Leben ernst nehmen
Ich hatte aber so viele eigene Ideen und Träume, die alle laut nach Umsetzung und Auslebung schrien, die aber im Job nicht wirklich oder kaum gefragt waren. Also musste ich meine eigenen Ideen auf den Feierabend verschieben, doch dafür blieb abends kaum noch Zeit. Ich BRAUCHTE ABER ZEIT und Raum und Freiheit und das ganz besonders im Beruf.
Ja habe ich. Und es ist wichtig, dass ich meine Ansprüche ernst nehme. Es ist wichtig, dass ich MICH und MEIN LEBEN ernst nehme und meine Gefühle, meine Wünsche und meine Ansprüche nicht WEGlächel, nicht WGdrücke, nicht WEGdränge oder Ausreden suche, um sie nicht leben zu müssen, denn das macht auf Dauer grantig, griesgrämig, missmutig und mürrisch.
Ja, ich wollte endlich DAS machen, was ICH als richtig empfand und mich nicht ständig von ANDEREN und DEREN Ängsten, Grenzen und enger Vorstellungskraft ausbremsen lassen.
Und bei diesen Überlegungen wurde mir immer bewusster: Ich musste einen Beruf finden, in dem ich das alles aus vollem Herzen und mit überschäumender Freude ausleben konnte. Und da blieb am Ende nur eine Sache übrig: Eigene Musik komponieren und produzieren.
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Arbeitslohn für unselbstständige Arbeit?
Oder Lebensfreude durch grenzenlose Kreativitätsauslebung?
Mitte der 1980er wurde mir immer bewusster, dass das Arbeiten für einen Chef oder für eine Firma einfach nicht das Richtige für mich ist. Ich musste mein eigener Chef sein, nur so konnte ich meine eigenen Ideen auch umsetzen und diese zu einem Beruf machen. Ich musste mich entscheiden und einen klaren Schnitt im Berufsleben machen und der hieß: Raus aus dem Angestelltenverhältnis und rein in die Selbstständigkeit.
Doch wie sollte das gehen? Da war die Hypothek fürs Haus und noch ein Dutzend anderer Verpflichtungen. Ich war für die nächsten Jahre oder sogar Jahrzehnte gefangen in diversen finanziellen Abhängigkeiten. Das konnte und durfte so nicht weitergehen. Ich musste etwas Grundsätzliches verändern und das bedeutete: Ich musste mein Leben von Grund auf ändern und einen klaren Schnitt unter mein bisheriges Leben machen.
Und das bedeutete:
Wir müssen raus aus dem Wust von diversen finanziellen Abhängigkeiten. Wir müssen Schluss machen mit unseren ganzen angstmacherischen "Man-muss-sich-doch-absichern" Versicherungen und deren Slogans: "Damit ist man auf alles vorbereitet!" Blödsinn. Ist man nämlich nicht. Wir müssen raus aus diesem unüberschaubar gewordenen "Das-macht-man-doch-so" Gewohnheits- und Anpassungs-Korsett. Wir führten kein wirklich freies Leben sondern nur eine Illusion, mit einer unsichtbaren Eisenkugel an den Füßen.
Wir wollten aber endlich unser eigenes Leben führen, auch wenn das bedeutete ohne Eigenheim, ohne "sicheren" Beruf und ohne "sicherem" Einkommen zu leben. Wir brauchten also einen kompletten Neustart, auch wenn das völlige Unsicherheit, Ungewissheit und jede Menge Ängste bedeutete.
Doch für einen kompletten Neustart unseres Lebens, müssen wir eine Grenze überschreiten und diese Grenze heißt: Unsere Angst, unsere Furcht, unsere Zweifel, unsere Ungewissheit und Unsicherheit vor einem ganz neuen Leben ohne die gewohnten "sicheren" Sicherheiten. Können wir das überhaupt? Sind wir dafür wirklich (schon) bereit?
Doch dann erinnerten wir uns wieder was UNSERE Sicherheit ist, also was uns beide wirklich verbindet: Und das ist unsere Liebe und unsere Partnerschaft. Genau das ist unsere Sicherheit. Zusammen würden wir alles schaffen. Damit verblassten Ängste, Sorgen und Nöte für einen Moment und wie von Zauberhand öffneten sich plötzlich Türen, die wir vorher gar nicht wahrgenommen hatten. Das war schon immer so, seitdem wir zusammen kamen und das war wohl auch die stärkste Kraft, die uns beide seit Anfang an verband und die jedes Hindernis, sei es auch noch so groß, aus dem Weg zu räumen vermochte. DAS war unsere wirkliche Sicherheit und Stärke und keine äußeren oder materiellen Dinge. Und genau da wollten wir wieder hin.
Und irgendwann zwischen 1989 und 1991 waren wir dann endlich dazu bereit.
Sie denken jetzt vielleicht: "Aber dafür muss man doch nicht gleich alles aufgeben was man sich im Leben hart erarbeitet hat. Eigene Ideen kann man doch auch nebenbei oder am Wochenende oder im Urlaub ausleben."
Nein. Was Sie beschreiben nennt man Freizeitbeschäftigung, Steckenpferd oder Hobby. Wir wollten unsere Ideen und Vorstellungen aber als Beruf leben. Das funktioniert aber nicht, wenn man das nach Feierabend oder am Wochenende macht. Dafür muss man sich voll in die Sache reinknien. Und damit meine ich jeden Tag, jedes Wochenende und das nicht nur von 8-17 Uhr. Das ist ein Full Time Job. Aber das Wichtigste dabei ist: Man muss Freude an der Arbeit haben und man muss absolut überzeugt davon sein, dass man sein Ziel erreichen wird, egal wie lange es auch dauern mag und egal wie viele "Rückschläge" man auch einstecken muss. Ohne diese Einstellung wird es immer (nur) ein Hobby bleiben. Und als Hobby ist das ja auch völlig in Ordnung.
Und so brachen wir Anfang 1992 alle Brücken in Deutschland ab und wanderten mit Hund und 3 Katzen nach Spanien aus und zwar nur mit dem was wir am Leibe trugen und was zusammen mit unseren Tieren in unseren VW Passat Combi passte. Mehr nicht. Kein Umzug oder Wohnortverlegung, sondern einen wirklichen Neustart, ohne Job und ohne Versicherung, abgesehen von der Autoversicherung. Uns war klar, dass wir diesen harten Schnitt machen mussten. Nur so, nur wir beide und nur mit leichtem Gepäck wäre es möglich, unsere Träume, Ideen und Visionen auf eine uns bis dahin noch nicht bekannte Weise irgendwie beginnen und als Berufung leben zu können.
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#Ibiza: Das große Abenteuer →
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Besonders beim Thema Arbeit, Beruf und Geld verdienen hatte ich eigentlich immer schon meine eigene "umgekehrte" Einstellung zur allgemein üblichen Auffassung. Damit meine ich:
Zuerst steht für mich die Freude und die Begeisterung an der Arbeit und dann kommt das Geld verdienen - und nicht umgekehrt. Ich habe die Einstellung: Wenn ich die Arbeit mit Liebe und mit meinem Herzen mache, was ich meistens tue, kommt das Geld ganz automatisch von allein "hinterher geflogen", ich ziehe es durch meine freudige Einstellung zur Arbeit quasi "magisch" an. Ich konzentriere mich also NICHT auf: "Wo oder womit kann ich das meiste Geld verdienen?", denn symbolisiert für mich in eine "alte Welt". Stattdessen konzentriere ich mich auf: "Wo kann ich beruflich die meiste Freude und Erfüllung haben? Bei welcher Arbeit springt mein Herz vor Freude?" Im nachfolgenden Abschnitt habe ich das nochmal ausführlicher erklärt.
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Sag mal:
Liebst Du Deinen Beruf?
Liebst Du Deine Arbeit?
Macht Dich Deine Arbeit glücklich?
Oder arbeitest Du nur, um Geld zu verdienen?
Das Wichtigste im Beruf war und ist für mich immer die Freude und die Erfüllung, die ich bei der Ausübung und Umsetzung meiner Arbeit empfinde, das steht für mich immer an erster Stelle. Ich will diese Begeisterung zu 100% fühlen und spüren, ich will in die Arbeit eintauchen und ein Teil von ihr werden. Und dabei ist es unwichtig wieviel Zeit das dauert oder wieviel Aufwand das benötigt. Und wenn ich da voll eingetaucht bin, dann kann ich nicht nach 8 Stunden einfach "den Hammer fallen lassen" und Feierabend machen, wenn ich mich noch voll in der Begeisterung befinde, nur weil die Uhr "Feierabend" anzeigt. Das geht für mich gar nicht. Wenn ich diese Begeisterung spüre, dann muss ich unbedingt "am Ball bleiben" ohne auf die Uhr schauen zu müssen, weil ich im Geiste schon genau das fertige Ergebnis vor Augen habe. Ich KANN dann nicht einfach abbrechen sondern muss unbedingt dranbleiben.
Das eigentliche "Geld verdienen", also die Summe des Geldes für meine vollbrachte Arbeit, für meine Zeit oder für das Ergebnis, spielt für mich eher eine untergeordnete Rolle. Auch die weit verbreitete Einstellung: "Stöhn, hoffentlich ist bald Feierabend oder Wochenende oder Urlaub" (von der Arbeit) oder "das Abschalten vom Alltag" trifft auf mich nicht wirklich zu. Das bedeutet aber nicht, dass ich diese Gefühle nicht kenne.
Doch bis zur wirklichen Gelegenheit und praktischen Umsetzung meiner Einstellung brauchte ich allerdings noch viele Jahre Erfahrung im "harten" Berufsleben, wo ich diese Einstellung natürlich nur sehr begrenzt leben konnte, weil es da vorwiegend die "8 Stunden" Arbeitseinteilung gab sowie diese diversen Vorgaben, Vorschriften, Anweisungen und Anordnungen. Ich fühlte mich in meiner Kreativität ständig begrenzt und eingezwängt. Wie oft dachte ich im Büro: "Peter, was machst du hier eigentlich? DU BIST HIER VOLLKOMMEN FALSCH !!"
Erst ab Mitte meines Lebens wagte ich dann die berufliche "Reißleine" als Angestellter zu ziehen und endlich auf meine innere Stimme und auf mein Herz zu hören, um auch im Beruf selbständig arbeiten zu können.
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Diese "umgekehrte" Einstellung habe ich auch bei der Umsetzung so mancher meiner Wünsche gehabt. Hier ein Beispiel dafür:
Ich habe schon seit langem den Wunsch in einer ländlichen und ruhigen Umgebung auf dem Land zu wohnen und das am liebsten in einem geräumigen Haus mit viel Natur um mich herum.
Damit meine ich NICHT: "Also so würde ich gerne irgendwann einmal leben."
Nein, damit meine ich: Dieser Wunsch muss ein wirklich inniger Wunsch sein, den ich tief im Herzen fühle. Und wenn ich jetzt in diesem Moment daran denke, dann sehe ich mich in Gedanken bereits an diesem Ort und in diesem Haus, wie ich von einem Zimmer ins andere gehe, wie ich aus einem Fenster schaue und mir die weite und offene Natur genau ansehe. Ich spüre, wie mein Herz vor Glück und Freude überquillt, jetzt, in diesem Moment.
In meinen Gedanken ist alles bereits Realität.
Was? Ihr Verstand sagt ihnen: Moment mal, hat der denn überhaupt das Geld dafür?
Nein sage ich, das Geld habe ich nicht.
Aaaaahhha! Na dann wünsch mal schön weiter. Ich hatte auch mal so meine Wünsche, aber die muss man sich auch leisten können.
So denken bestimmt viele von uns. Aber muss es deshalb auch richtig sein?
Ich habe da eine ganz andere Einstellung und Vorgehensweise.
Ich konzentriere mich also nicht auf: Wie bekomme ich bloß das fehlende Geld zusammen? Bin ich überhaupt in der Lage, soviel Geld zu verdienen? Sondern ich konzentriere mich nur auf meinen Wunsch. Und wenn die Erfüllung des Wunsches meinen Lebensweg nicht behindert sondern vielleicht sogar unterstützt, dann wird sich die Umsetzung des Wunsches auf irgendeine Weise zeigen, vielleicht nur nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es gibt viele Möglichkeiten der Realisierung. Mit Geld zu bezahlen ist dabei nur eine Möglichkeit.
Ich habe für mich u.a. folgende Möglichkeit der Realisierung herausgefunden:
Wenn ich einen wirklich innigen Wunsch tief in meinem Herzen fühle, aber nicht weiß, wie ich ihn mir erfüllen kann, dann habe ich folgendes für mich herausgefunden:
Doch aufgepasst! Dieser Hinweis heißt NICHT: "Spiele diese Woche Lotto mit den Zahlen..." (Ohhhh... schade) Der Hinweis kann auch auf eine in mir noch vorhandene Blockade oder Schutzfunktion hinweisen, die es sich jetzt lohnt anzuschauen. Es gilt also nicht nur wachsam zu sein sondern auch um Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.
"Also dass das mit den Lottozahlen nicht klappt, find' ich echt blöd."
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Wie bereits erwähnt, gehört für mich die weit verbreitete Einstellung: "Womit kann ich das meiste Geld verdienen?" in die "alte" Weltanschauung. Das beinhaltet: "Hauptsache das Geld stimmt. Nach mir die Sintflut. Die Anderen sind mir doch so was von egal." In diese "alte" Weltanschauung oder auch Lebenseinstellung gehört auch:
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Solo Papel ist spanisch und bedeutet = Nur Papier. Damit meine ich: GELD ist nur Papier, bedrucktes Papier. GELD ist nur ein Schein, wie der Geld-schein oder der Mond-schein. Beides selbst hat kein eigenes Licht, es scheint nur das Licht der Sonne wider. Wie "Schein" schon sagt = Es ist eine Wahrnehmungstäuschung = es scheint nur so. Wie beim Geld: Geld ist eine Erfindung des Menschen und der Wert des Geldes ist nur ein Schein, so wie es das Wort Geldschein schon sagt.
Es gibt nur einen "wahren und echten Wert". Und jetzt können Sie selbst entscheiden, was für Sie der "wahre Wert" ist. Äh, lassen Sie mich raten: "Natürlich Geld, Zaster, Knete, Piepen Schotter. Was denn sonst?"
Mit "umgekehrte" Einstellung zum Thema Geld meine ich also: Geld hat für mich keinen echten, wirklichen Wert sondern ist nur eine Symbolfigur für einen Tauschhandel = nämlich Geld gegen eine bestimmte Ware oder Dienstleistung.
Immer wenn Geld ins Spiel kommt, kommen auch die großen Probleme, denn Geld schmeichelt dem Ego, das etwas Besonderes sein will, das bewundert werden will, das glänzen und herrschen will. Viel Geld haucht unseren tiefsten Abgründen Leben ein und bringt die dunkelsten Seiten des Menschen zum Vorschein. Geld spiegelt die ganze Macht der Polarität auf Erden und das in jedem Bereich.
Klarstellung:
Natürlich respektiere und wertschätze ich den Wert des Geldes, den man im Austausch für verrichtete Arbeit oder Dienste bekommt, das ist völlig klar, denn ich habe über das Geld sowie über seinen Schein enorm viel über mich selbst gelernt. Aber oft wird der Wert des Geldes von uns als "das einzig Wahre" hingestellt und als eines der höchsten Werte und Ziele des Lebens dargestellt, sodass wir dadurch die wirklichen Werte des Lebens und des Zusammenlebens leicht aus den Augen verlieren - aus dem Herzen verlieren.
Doch ob es uns nun passt oder nicht, wir müssen unsere bisherige Lebensart, unsere bisherige Einstellung und unserer bisherige Denkweise grundlegend hinterfragen und verändern, wenn auch noch die nächsten Generationen der Spezies Mensch auf der Erde überleben sollen.
Die Erde ist kein Supermarkt (mehr) und auch keine Börse, wo man mit Erd-Ressourcen und Erd-Produkten, und mit MENSCHEN und TIEREN !!! handelt, feilscht und spekuliert und dabei allein der Profit, also allein das Geld zählt. Auch wenn einige doch immer noch meinen, dass man mit Geld alles regeln oder erkaufen kann.
DARUM ist Geld eben "nur" Papier
Sicher kann man mit Geld vieles kaufen, aber diese Dinge eben nicht.
Denn:
Oder auf den Punkt gebracht: Mit Geld kann man keine neue Erde kaufen.
Denn: Geld ist eben "nur" Papier = Solo Papel.
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Ja, einfach machen, also einfach tun, wenn das Herz vor Vorfreude jubiliert, auch wenn "die ganze Welt" das für bescheuert hält. Dabei sind Gedanken vor künftigen Problemen oder gar ein Scheitern nicht zu ignorieren oder zu verdrängen sondern im Gegenteil bewusst anzusehen und anzunehmen. Ich frage mich dann:
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Ich habe die Einstellung: "Der Weg zum Ziel ist (für mich) immer frei. Alle Hindernisse und Steine auf meinem (Lebens)Weg habe ich MIR SELBST IN DEN WEG GESTELLT, um meine eigenen Probleme, Blockaden - oder Schutz - besser erkennen zu können."
Es gilt zu verstehen, dass meine Sorgen und Probleme eine Unterstützung, Hilfe und Weckruf sind und dass jetzt die Zeit gekommen ist, mich meinen Problemen zu stellen und mir dabei auch meinen aufgebauten Schutz anzusehen.
Und durch das ehrliche Ansehen und Ansprechen der eigenen Probleme, durch das "auf den Tisch legen" oder "ans Licht bringen", kann sich mein Problem nicht weiter im Verborgenen verstecken und ein Eigenleben führen. Denn alles was im Licht steht und mit dem Licht der Wahrheit angestrahlt wird, kann gesehen werden und verliert dadurch seine verborgene Macht.
Mit "umgekehrte" Einstellung zum Thema Geld verdienen meine ich also auch: Egal WER, WAS oder WIE auch immer jemand etwas sagt, egal mit welchen Fakten und Beweisen diese vorgelegten "Tatsachen" auch immer untermauert sein mögen: Ich höre nur auf meine innere Stimme, also auf mein Gefühl und auf mein Herz. Und wenn meine innere Stimme sagt: "Ja Peter, das fühlt sich echt und richtig an", dann mache ich es einfach.
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Beruf kommt von Berufung, also dem inneren Ruf zu folgen.
Um eine "anständige" Berufsausbildung vorzeigen zu können, habe ich anfangs (zähneknirschend) Bürokaufmann gelernt. Doch ich machte das nur zur Beruhigung meiner Eltern, damit ich ihnen dieses Blatt Papier mit der Aufschrift "Abgeschlossene Ausbildung zum Bürokaufmann" vorzeigen konnte, welches ich nach zwei Jahren Pauken und Auswendiglernen bekam, um es dann in irgendeinem Ordner (für immer) abzulegen.
Später habe ich dann noch mehrere Berufe erlernt und darin gearbeitet, bei denen ich Spaß hatte und die auch einen Sinn für mich machten, ohne jedes Mal zuerst eine offizielle Berufsausbildung zu absolvieren. Ab Anfang der 1980er Jahre dann auch als Selbstständiger. Aber mein Ansporn bei allen meinen Tätigkeiten war überwiegend meine Begeisterung und Freude an dem, was ich da gerade machte. Das eigentliche Geld verdienen war dabei fast immer zweitrangig.
Doch mein wahrer Beruf = Berufung, ist Menschlichkeit. Das bedeutet, ich helfe Menschen zurück zu ihrer Liebe zu finden. Schon seit frühester Kindheit wurde ich auf diese und andere Aufgaben hin kontinuierlich vorbereitet und geschult. Und das hat so gar nichts mit Geld zu tun. Hier geht es nur um eines: Um Menschlichkeit.
Übrigens trifft das auf alle von uns zu, also das kontinuierliche Vorbereiten auf unsere wahre Berufung. Die eigene Erkenntnis darüber hängt allerdings von der Bewusstheit und der Lebensaufgabe jedes einzelnen ab.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Gabe, Begabung, Gegenpol, Aufgabe →
Ende Kapitel 7
Start Kapitel 7: Arbeit, Beruf, Geld verdienen ▲
Die 1980er Jahre
"Musik ist nur brotlose Kunst, damit lässt sich doch kein Geld verdienen. Also lern' was Anständiges", sagte mein Vater zu mir, als ich als Jugendlicher überlegte Musiker zu werden. Anfangs folgte ich seinem Versuch mich vor Enttäuschungen eines Künstlerlebens zu schützen, doch schon bald zog es mich mit aller Kraft wieder zurück zur Musik, um meine ganz eigenen Erfahrungen damit zu machen.
Erst Anfang der 1980er Jahre, mit fast 30, habe ich mich dann, zuerst noch nebenberuflich, intensiv als Musiker, Komponist und Produzent betätigt, wobei mein Schwerpunkt klar auf das Komponieren eigener Songs lag. Doch bis ich den Mut zur vollen Selbständigkeit als Musiker aufbrachte, sollten noch jede Menge Ängste und Herausforderungen auf mich zukommen. Nicht zuletzt auch dadurch, weil mir Vaters Worte noch in Erinnerung waren.
Soweit ich zurückdenken kann, war Musik schon immer mein Ding. Bereits als kleiner Knirps Mitte der 1950er Jahre hing ich ständig an der elterlichen Kuba Musiktruhe und suchte Sender, die vorrangig die englischsprachigen Hits spielten. Ich konnte die ganzen 50er US-amerikanischen Rock 'n' Roll Songs von Elvis Presley, über Bill Haley bis Cliff Richard sowie auch alle deutschen Schlager und Schnulzen sofort nachsingen und die Melodien im Gedächtnis behalten.
Später in der Schule hatte ich im Musikunterricht immer eine eins. Da merkte ich das erste Mal, dass andere Schüler:innen Probleme hatten, einfache Wanderlieder und Kanons mitzusingen. Ich verstand deren Schwierigkeiten Melodien zu singen anfangs überhaupt nicht, für mich war der Musikunterricht nur schrecklich einfacher und langweiliger Pipifax. So kam es denn auch, dass ich bei einer Schulaufführung in der Aula irgendwas vor Publikum vorsingen musste. Ich erinnere mich noch wie die Lehrerin mich auf der großen Bühne mit den Worten ankündigte: "Und hier kommt unser kleiner Caruso." Der Stimmbruch bescherte meiner aufkeimenden Gesangskarriere dann allerdings ein jähes Ende.
Ich erinnere mich auch, wie enttäuscht ich war, weil mein Vater in diesem Moment nicht zugegen war, um mich dort oben sehen und hören zu können. Er war schon bei so vielen anderen Anlässen nicht dabei gewesen, wie bei meiner Einschulung, bei Sportwettkämpfen der Schule oder bei wichtigen Spielen meiner Fußballmannschaft. Ich sollte mich schon mal an diesen Umstand gewöhnen, denn ich erinnere mich nicht daran, ihn jemals zu irgendeiner Veranstaltung gesehen zu haben.
Erst viele Jahre später, als mein Vater bereits verstorben war, erkannte ich den Grund seiner permanenten Abwesenheit. Er musste Überstunden schieben, nur so bekam er als einfacher Arbeiter das nötige Geld für Frau und zwei Kinder zusammen. Dadurch hat es uns zwar zu keiner Zeit an irgendwelchen materiellen Werten gefehlt, aber dadurch fehlte er als Vater. Diesen wahren Grund seiner ständigen Abwesenheit kannte ich als Kind natürlich nicht. Ich dachte, dass er kein Interesse an uns, an mir, hatte.
Was für ein (kindlich fataler) Irrtum.
Überhaupt wusste ich als Kind kaum etwas über meinen Vater, schon weil er so selten da war. Ich spürte nur, dass er große Erwartungen an mich hatte, die er aber für sich selbst nicht umsetzen konnte, dafür war er zu unsicher und mental zu unstabil. Zudem hatte er große Minderwertigkeitsgefühle und starke Versagensängste. Doch diese Schwächen durfte sein Sohn keinesfalls an ihm bemerken, deshalb kaschierte er sein Verhalten mit vorgetäuschter Härte. Und so projizierte er all seine unerfüllten Wünsche auf mich, seinen Sohn. Denn sein Sohn sollte später unbedingt eine abgeschlossene Lehre machen, damit er auf keinen Fall als einfacher Arbeiter sein Geld verdienen müsste, so wie er. Wenigstens diese eine Sache würde er mit aller Macht durchsetzen.
Doch es sollte anders kommen, denn sein Sohn hatte ganz eigene Pläne. Außerdem hatte ich seine Absichten längst durchschaut und dadurch wurde sofort mein Verweigerungsautomatismus aktiviert.
Rückblick Kapitel 3:
← #Mein Verweigerungsautomatismus
Übrigens:
Meinem Vater war nicht bewusst, dass ER seine Minderwertigkeitsgefühle und Versagensängste von seinem Vater geerbt hatte und dass dieser wiederrum das von SEINEM Vater vererbt bekam.
Ach ja? Das is ja 'n Ding. Und was hatte ICH jetzt alles von MEINEM Vater geerbt? Doch nicht etwa SEINE Minderwertigkeitsgefühle und Versagensängste. Nee näh? Oder doch? Quatsch, das ist doch alles Blödsinn."
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Hippies? Waren das nicht diese durchgeknallten Kiffer aus den 60ern?
Richtig ist: Hippies waren Jugendliche in den 1960ern, die friedlich gegen den Konsumwahnsinn und die damaligen Lebens- und Moralvorstellungen protestierten und sich für Umweltbewusstsein und eine humanere und friedliche Welt einsetzten, auch mit Sitzstreiks (Sit-ins), aber ohne sich festzukleben. Dadurch hatten sie großen Einfluss auf das Denken und Handeln in unserer heutigen Welt. So beförderten sie bedeutend die sexuelle Revolution, den Umweltschutz, Antirassismus sowie die allgemeine Auflösung der damals gängigen autoritären Machtstrukturen in Familie und Gesellschaft. Doch wie bei jeder "gefährlichen" Jungendbewegung, reagierten die Mächtigen mit altbewährten "Gegenmaßnahmen", wie die Glaubwürdigkeit der Hippies zerstören und sie systematisch ins Lächerliche ziehen. Das klappte schon in der Vergangenheit mit ähnlich aufrührerischen Minderheiten hervorragend. Denn nichts ist gefährlicher für die Mächtigen dieser Erde, als selbstdenkende Untertanen. (Buuuuuuhhh... böse, böse...)
Mein musikalisches Interesse keimte erst 1967 als ich 15 wurde wieder auf, nämlich als ich mir zum Geburtstag eine Akustik Gitarre wünschte und diese dann auch tatsächlich bekam. Sodann verbrachte ich viel Zeit damit, mir das Spielen selbst beizubringen und ununterbrochen zu üben.
Schnell versah ich die Akustik Gitarre mit einem Tonabnehmer, sodass daraus auch eine E-Gitarre wurde. Diesen Sound jagte ich dann durch mein altes Grundig Tonbandgerät, indem ich mit einem Kabel eine einfache Feedbackschleife erstellte, sodass aus meinem alten Tonbandgerät kurzerhand ein E-Gitarrenverstärker wurde. Und schon hatte ich einen verzerrten Heavy Metal Sound, der über die Stereoanlage aus meinen riesigen selbstgebauten Lautsprecher-Boxen aus Pappkartons dröhnte. Meine Eltern waren "begeistert", denn so einen "Krach" hatten sie (und die Nachbarn) noch nie gehört.
"Du meine Güte, wie kann man sich nur so aufregen?"
1967 hörte ich den Titel Nights in White Satin von Moody Blues und war fasziniert von den Streicherklängen. Ich fragte mich: "Das sind doch keine "echten" Streicher sondern irgendwas Synthetisches." Auch bei Bands wie Pink Floyd und Led Zeppelin sowie auf Space Oddity von David Bowie waren wieder diese synthetischen Streicher zu hören. Wie machen die das bloß, fragte ich mir damals.
Doch wie sollte ich das Ende der 1960er rausbekommen? Das war unmöglich. Das Internet, wo ich das mit einem Klick erfahren hätte, sollte erst 30 Jahre später "erfunden" werden. Und so geriet meine Neugier über die synthetische Klangerzeugung schnell wieder in Vergessenheit. Erst als ich mir Anfang der 1980er selbst einen Synthesizer kaufte, fiel mir meine Frage von damals wieder ein und hatte jetzt eine Antwort darauf: Die Streicherklänge bei Moody Blues und Pink Floyd kamen von einem der ersten Synthesizer.
1969 kaufte ich mir meine ersten beiden LPs. Die eine war von der britischen Blues-Rockband Cream u.a. mit Titeln wie Sunshine Of Your Love und die andere LP Namens Are You Experienced von Jimi Hendrix. Diese Songs haben mich umgehauen und endgültig zur Rock-Musik gebracht. Die Texte habe ich natürlich nicht verstanden. Zwar hatten wir in der Volksschule Englischunterricht mit dem Buch Peter, Pim & Billy Ball und damit konnte ich auf Englisch meinen Namen sagen, nach dem Bahnhof fragen und wieviel ein Brot kostet, aber das war's im Prinzip auch schon. Außerdem hangelte ich ständig vor der Schulnote 5 herum, weil ich so stinkfaul war. Daraufhin begann ich jedenfalls Rock-LPs zu sammeln und in speziellen LP Kunststoff-Boxen, die man neben- und übereinander stapeln konnte, aufzubewahren. So sind in den kommenden Jahren dann schon ein paar Hundert LPs zusammengekommen.
Damals fingen viele an zu rauchen. Natürlich probierte ich das mit 17 auch mal, fand aber überhaupt kein Interesse daran, auch wenn ich damit schnell zur Minderheit gehörte und total uncool wirkte. Auch mit Haschisch konnte ich nichts anfangen, denn nachdem die Leute das Stadium des irrsinnigen Kicherns endlich hinter sich hatten, kam der totale Absturz in eine interessenlose Gleichgültigkeit. Die schnallten überhaupt nichts mehr. Das Zeug machte auf längere Zeit plemplem in der Birne. Zu dieser Einsicht kam ich auch 30 Jahre später als ich auf Ibiza lebte. Die meisten Leute die das Zeug rauchten machten auf mich den Eindruck, als wenn bei ihnen alle paar Monate ein paar mehr Gehirnzellen abstarben. Sie selbst schienen von dieser Entwicklung nichts mitzubekommen. Vielleicht war die entsprechende Erinnerung in DEN Gehirnzellen speichert, die jetzt (für immer?) futsch waren.
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Für mich war Musik zu dieser Zeit so unendlich viel mehr als nur ein paar Leute, die irgendeinen Song trillerten. Für mich war es wie eine gewaltige Explosion, die eine riesige Tür in eine neue grenzenlose Welt aufsprengte. Musik war für mich eine klare herausschreiende Botschaft von der Befreiung aus meinen Zwängen und Vorschriften. Es war ein Aufruf zum Handeln. Insbesondere viele Heavy Metal Gitarren-Riffs schrien diese Botschaft förmlich heraus: "Steht auf und lasst Euch nicht mehr alles verbieten! Die Zeit des blinden Gehorsams ist vorbei!" Schluss mit diesem verknöcherten und verlogenen Spießertum meiner Elterngeneration und Schluss mit diesen unerträglichen Schlager-Schnulzen.
Auch die Schallplattenbosse wurden auf diesen "musikalischen Trend" aufmerksam, waren aber hauptsächlich am Big Money, was man mit der Rock-Musik machen konnte interessiert, ob da irgendeine Botschaft mitschwang, war den meisten völlig egal. Das wollten sie auch gar nicht verstehen, sie verstanden nur eines:
"Damit können wir jede Menge Kohle machen. Los Leute, schwärmt aus und redet diesen Langhaarigen ein, dass sie die größten sind und wir sie berühmt und reich machen. Und bringt sie dazu, unseren Plattenvertrag zu unterschreiben."
Viele damaige Bands fielen auf das Gesülze rein und ließen sich einen Knebelvertrag aufschwatzen, den sie gleich nach ihrem Auftritt direkt auf der Automotorhaube des Schallplattenagenten unterschrieben:
"Unterschreibt hier und schon morgen kann sich jeder von Euch auch so eine fette Karre kaufen."
Erst später merkten die Bands, dass nur einer reich wurde und das war der Schallplattenboss. Einige heutige weltbekannte Bands haben diese Erfahrung gemacht und viele Jahre für'n Appel und'n Ei gespielt.
Lassen Sie mich auch das sagen:
Paul McCartney und die Beatles sowie auch noch viele andere haben mit ihrer Musik und ihrer Ausstrahlung die Welt für immer verändert. Sie haben so unendlich viele Menschen auf der ganzen Welt inspiriert und eine weltumspannende Botschaft von Freiheit, Hoffnung und Frieden ausgestrahlt und das bis in die heutige Zeit hinein.
Die Generation meiner Eltern verstanden diese Freiheits-Botschaft nicht. Für sie war der zweite Weltkrieg mit den unvorstellbaren Gräueltaten sowie ihren eigenen Erlebnissen gerade mal 15 Jahre vergangen. Sie sehnten sich nach Frieden, Normalität und Wohlstand. Sie waren gar nicht in der Lage prüfend oder gar kritisch über aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignisse und Tendenzen nachzudenken. Und plötzlich drehten ihre Kinder völlig durch, nur weil da irgendeine Musikkapelle aus langhaarigen Jungs Yeah Yeah Yeah schrien. Natürlich verstanden sie das nicht. Sie hatten keine Ahnung welche gesellschaftliche Umwälzung sich direkt unter ihren Augen abspielte. Von einer "Botschaft" wussten wir Jugendlichen damals natürlich auch nichts, aber irgendwie ahnten wir, dass eine gewaltige Veränderung im Gange war. Und die ging zum Teil auch von uns Jugendlichen aus.
Doch wirklich peinlich wird es, wenn die Idole von damals 60 Jahre später als Rock-Opas immer noch ihre Hits von früher zum Besten geben wollen, auch wenn das heute wegen dem Herzschrittmacher und der neuen Hüftgelenke nur noch auf dem Stuhl sitzend geht. Dafür haben einiges dieser 80plus Rentner aber erstaunlicherweise immer noch ihre pechschwarzen Haare. Gelobt und gepriesen sei hier die Pharmaindustrie. Doch spätestens beim Runterleiern ihrer alten Beat-Songs haben diejenigen von uns, die diese Jungs damals noch live erlebt haben, so wie ich, nur noch Mitleid mit diesen alten Opas, denn ihre einstigen Protestsongs klingen heute so faltenfrei glatt gebügelt und frisch gewaschen, wie ihre Medikamentenschachteln, die im Notfall greifbar unter ihrem Stuhl liegen. Ihre einstige freche, kraftvolle und gesellschaftskritische Botschaft und Darbietung, wirkt heute, 60 Jahre später, doch schon etwas lächerlich. Es erinnert mich an ein paar greise Schauspieler, die im Alter von 80 Jahren immer noch meinen, jugendliche Liebhaber spielen zu können.
"Jungs, Ihr habt mit Eurer Musik wirklich etwas bewegt in den Köpfen und Herzen der Menschen. Seid stolz auf Euren Mut und bewahrt Euch Eure Erinnerungen daran. Doch: "Mann" muss spätestens im Alter wissen, wann Ruhm und Eitelkeit der Weisheit seinen Platz übergeben sollte."
Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
Ich weiß genau, was Du meinst. Immer wenn ich den Mickie heute auf der Bühne mit seinem Ich krieg' immer noch keine Satisfaktion sehe, dann kullern mir schon mal die Tränen runter. Du meine Güte, der Junge muss ja seit 60 Jahren Höllenqualen leiden.
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Meine Eltern hatten sich gerade mal zähneknirschend an die Beatles, an deren Frisur und die Beatmusik gewöhnt, die Anfang der 60er die totale Massen-Hysterie bei den Jugendlichen auslöste, da wurden sie Ende der 60er mit der nächsten Schockwelle konfrontiert, als die Haare der Jungs immer länger wurden und die Musik immer härter und lauter dröhnte.
Doch jetzt wollte ihr Sohn 1969 auch noch zu diesem ➚ Woodstock-Festival. JA SICHER WOLLTE ICH DA HIN ! Jimi Hendrix, The Who, Joe Cocker, das war meine Musik. Für meine Eltern war das nur schrecklicher Krach von verlausten langhaarigen Affen, wie mein Vater sie nannte. Und ihr aufsässiger Sohn sah diesen Affen von Tag zu Tag auch noch immer ähnlicher. Das musste hart für meine Eltern gewesen sein.
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Ein massives Schlüsselerlebnis mit nachhaltigem Einfluss auf mein weiteres Leben.
Einen ganz wichtigen Anteil spielten in dieser Zeit die langen Haare der Jungs. Sie waren sozusagen das optische Zeichen des Widerstandes und der Rebellion. Viele Jahrhunderte lang galt das gewaltsame scheren der Haare als öffentliches Symbol der Demütigung, der Entwürdigung und der Erniedrigung sowie der brutalen und zwanghaften Unterwerfung von andersdenkenden Personen, Gruppen und ganzen Völkern durch die jeweiligen Machthaber des Landes. Deshalb standen lange Haare für Rebellion, Protest, Auflehnung, Aufbruch und Befreiung und waren das Motto der kommenden 1970er Jahre. Und das war auch für mich als 17jähriger der Anstoß und Beginn für meinen ganz eigenen äußeren und inneren Befreiungsprozess.
Diese "Lange-Haare-Nummer" galt ganz besonders für mich. Ich weiß noch wie heute, als ich im April 1970 in die Lehre ging und mein Vater vehement darauf bestand, dass ich dort ja mit einem "anständigen" Haarschnitt erscheinen sollte.
Als ich mich im April 1970, ich war fast 18, beim Friseur in seinen Stuhl setzte und im Spiegel mit ansehen wusste, wie er langsam meine langen Haare abschnitt, tat es mir körperlich und seelisch weh. Alles in mir sperrte sich mit unglaublicher Härte gegen diesen "Akt der Bestrafung". Mit jedem Schnitt seiner Schere verlor ich ein Stück Würde und Freiheit. Ich fühlte mich wie ein Geächteter und Ausgestoßener, dem man zum Zeichen seiner Schande die Kopfhaare kahl schor und so seinen Willen brach. Ja genauso fühlte ich mich. Ich wurde auf diesen Folterstuhl gezwungen mich kahl scheren zu lassen. Das Ergebnis war das öffentliche Symbol der Schande, der Demütigung und der Erniedrigung. Und jeder konnte es sehen.
Als ich mit meinem "Fassonschnitt" in die Öffentlichkeit trat, fühlte ich förmlich die verächtenden Blicke der anderen in meinem Nacken brennen. Ich fühlte mich in meinem Leben noch nie so erniedrigt, wie in diesem Moment. Es war massives Schlüsselerlebnis mit nachhaltigem Einfluss auf mein weiteres Leben.
Rational gesehen ist das mit meinen Haaren natürlich absoluter Quatsch, aber ganz genauso fühlte ich mich damals. Aber wieso hatte ich diese starken Gefühle von Schande und Erniedrigung, obwohl man mir doch "nur" die Haare schnitt? Als fast 18jähriger konnten diese Gefühle unmöglich zu mir gehören, denn so ein schreckliches Gefühl beim Haareschneiden kannte ich ja bisher überhaupt nicht. Trotzdem war es mir unmöglich, diese Gefühle von zwanghaftem "geschoren werden" zu verdrängen. Danach konnte ich über viele Jahre hinweg zu keinem Friseur mehr gehen.
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Die Aufarbeitung meines Familien-Erbes →
Wenn ich heute 2022 moderne Männerfrisuren sehe, bei denen bewusst die Kopfhaare kahl geschoren sind, dann erschreckt es mich im ersten Moment und ich bekomme ein beklemmendes Gefühl. Ich frage mich dann: Wie kann man sich nur freiwillig so ein schreckliches Symbol für Zwangsarbeit und gewaltsame Unterdrückung, Erniedrigung und Verachtung verpassen lassen, denen sich Millionen Menschen und ganze Völker unterwerfen mussten? Doch dann denke ich auch: Vielleicht ist aber auch diese Ahnungslosigkeit oder Unbekümmertheit der Träger, der Weg zu einer Heilung.
Moment mal: Meine Gefühle von Erniedrigung und Demütigung hatte ich doch bereits mit meinen Pickeln? Besteht da womöglich ein Zusammenhang?
Rückblick Kapitel 5:
← #Pubertät und Pickeln
Meine Eltern ließen mir wirklich viele Freiheiten, doch mit meinen Klamotten, den verwaschenen Jeans, meinen langen Haaren und meinem Bart ab Ende der 1960er kamen sie überhaupt nicht klar. Ständig nörgelten sie an mir herum und drängten mich zu einem "anständigen" Haarschnitt. Das ging so weit, dass sie drohten, mich in ein Haus für schwer erziehbare Jugendliche zu stecken, falls ich nicht endlich "zur Vernunft" kam. Natürlich ließen mich diese Drohungen völlig kalt. Irgendwann begriffen sie, dass so ein Vorgehen bei mir sinnlos war. Genauso gut hätten sie einem Fluss das fließen verbieten können.
Selbstverständlich durfte ich auf keinen Fall zu diesen verlausten arbeitsscheuen langhaarigen Affen mit ihrer Negermusik nach Woodstock fahren, schon wegen der Schule und wegen dem Geld und wegen dies und wegen das und überhaupt: "Was sollen denn die Nachbarn denken." Und selbstverständlich fand ich das Mega Scheiße.
"Das kommt überhaupt nicht Frage. Du machst zuerst einmal eine anständige Lehre!" sagte mein Vater mit diesem Ton, der absolut keine Widerrede duldete, der mich aber erst so richtig auf die Palme brachte.
"Eine Lehre? Spinnst Du? Ich will Rock-Musiker werden!"
Nachträglich nochmals Sorry liebe Eltern, aber dieses beknackte Verhalten gehört nun mal zur Grundausstattung einer anständigen Pubertät einfach dazu. Danke, dass ich diese mit allem Drum und Dran ausleben konnte. Danke für Eure unendliche Geduld. Danke, dass ich Eure Grenzen ständig überschreiten und verletzen durfte. Ohne diesen Freiraum wäre ich womöglich doch noch so ein verlauster langhaariger Rock-Musiker geworden.
?? Moment mal... Ich BIN ja Rock-Musiker geworden?
Und dabei wäre alles so einfach gewesen: Ich hätte meinen Eltern in diesem Moment nur sagen müssen, dass ich sie Liebe und das alles genau so richtig ist, wie es gerade geschieht. Doch dazu wäre damals nur ein ganz anderer Teil in mir in der Lage gewesen.
Die Musik sollte erst viele Jahre später, als ich bereits 29 war, wieder in mein Leben zurückkommen, aber diesmal in einem völlig überraschenden Moment und in einem so gewaltigen Ausmaß, das es für die nächsten 25 Jahre einen entscheidenden Platz in meinem Leben und in meiner persönlichen Entwicklung einnehmen sollte.
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Vorausschau:
Im März 2021 meldet sich mein verstorbener Freund Kuno (Foto) im Traum und sagt zu mir: #Weiterlesen im Kapitel 12
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Wichtige Ereignisse von 1970 bis 1979 sind bereits in diesen Kapiteln aufgeführt:
nächster Abschnitt ▼
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Es geschah an diesem Tag Ende Juni 1980.
Ich war 28 Jahre und arbeitete bei einem Großhandel als Lebensmitteleinkäufer, als das Telefon klingelte. Es war meine Mutter. Oh nein dachte ich, was ist denn jetzt wieder so Schlimmes passiert, dass sie mich schon auf der Arbeit anruft? Ich kannte diese Anrufe, denn sie bedeuteten, dass meine Mutter mal wieder Stress mit meinem Vater hatte und das sie mich jetzt unbedingt auf den neuesten Stand ihrer seit Jahrzehnten andauernden Ehekrise bringen musste, egal ob ich das nun hören wollte oder nicht. Das nahm ich jedenfalls an.
Doch diesmal war es anders. Ihre Stimme klang völlig hysterisch und ich konnte sie kaum verstehen. Es dauerte eine Weile bis ich aus dieser Mischung von schreien, weinen und schluchzen dann endlich die entscheidenden Worte heraushörte: VATER HAT SICH UMGEBRACHT !
Was?... Was hat sie gesagt? Das kann nicht sein. Meine Mutter übertreibt mal wieder maßlos.
Nein, diesmal hatte sie nicht übertrieben, denn es war etwas Schreckliches und Unwiederbringliches passiert.
Diese Nachricht traf mich wie ein Faustschlag und versetzte mich in einer Art Schockstarre und ungläubiger Fassungslosigkeit. Ich nahm gar nicht mehr so richtig wahr, was meine Mutter alles noch so in den Telefonhörer schrie, denn von einer Sekunde auf die andere war alles anders. Von einem Moment auf den anderen verlor ich den Boden und schleuderte wie in Zeitlupe hin und her.
Irgendwann sagte ich dann zu meiner Mutter, dass ich zu ihr komme und legte den Hörer einfach auf. Wie in einem Trancezustand erhob ich mich von meinem Stuhl und ging langsam aus dem Büro. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als: "Das kann doch nicht wahr sein. Ist das vielleicht nur ein böser Traum?" Eher beiläufig sagte ich zu meinem Chef, dass ich jetzt gehen muss, da mein Vater einen Autounfall hatte und dass ich mich später melden würde. Ohne seine Reaktion abzuwarten drehte ich mich um und fuhr mit dem Auto direkt zu meiner Mutter. Aber meine Gedanken drehten sich nur um eine Sache: "Nein nein, das kann nicht wahr sein. Das DARF nicht wahr sein."
† Mein Vater starb am 30. Juni 1980 mit 51 Jahren. Man fand ihn in seinem Auto mit laufendem Motor an einem abgelegenen See im Landkreis Mölln. Er hatte die Auspuffgase mit einem Staubsaugerschlauch in den Innenraum geführt. In seiner Hand befand sich ein handgeschriebener Abschiedsbrief an meine Mutter.
Meine Eltern hatten sich geliebt, ich spürte das immer, doch sie konnten wohl einfach nicht in Frieden zusammen leben. Meine Mutter war seitdem nie wieder dieselbe wie zuvor. Sie ist nie über seinen Tod hinweggekommen.
Renate kümmerte sich die nächsten Wochen sehr aufopfernd um unsere Mutter, indem sie nach der Arbeit zu ihr fuhr und fast jeden Tag bei ihr wohnte, statt nach Hause zu ihrer Familie zu fahren. Sie kümmerte sich auch um die Beerdigung und um alle anderen Formalitäten. Das kam mir sehr recht, denn mir wäre das alles sehr schwer gefallen. Der Schock saß tief bei mir.
Als wir im Anschluss an die Beisetzung mit Verwandten und Freunden zu einer Trauerfeier in einem entsprechenden Lokal zusammensaßen, konnte ich keinen Bissen herunterbringen. Ich schaute in die Runde und ich hörte, wie sich die anderen unterhielten und einige dabei teilweise lachten. Aber ich konnte mich nicht an den Gesprächen beteiligen und schon gar nicht lachen. Im Gegenteil, ich empfand das ganze Scenario befremdend und unpassend. Das alles fühlte sich für mich nicht richtig an. Ich musste hier raus.
Nach einigen Minuten erhob ich mich von meinem Stuhl und verließ wortlos das Lokal.
( ....... )
In Gedanken ließ ich die letzten Tage immer und immer wieder Revue passieren, auf der fieberhaften Suche nach versteckten Hinweisen oder Botschaften meines Vaters, die irgendwie auf seine Entscheidung hingewiesen hätten. Aber ich fand einfach keine klaren Anhaltspunkte.
Doch, bis auf diesen einen Moment bei meiner letzten Begegnung mit ihm: Für einen Augenblick spürte ich eine tiefe und schwere Hoffnungslosigkeit und Gleichgültigkeit bei ihm. Ich stutzte einen Moment darüber, weil er normalerweise genervt reagierte, wenn wir beide zusammentrafen, aber diesmal reagierte er völlig teilnahmslos. Das war gar nicht seine Art. Doch ich begründete sein Verhalten mit der vorangegangenen Streit-Diskussion, die er mit meiner Mutter hatte. Ich hasste ihre Auseinandersetzungen, die meistens damit endeten, dass sich einer der beiden verletzt und frustriert zurückzog. Doch diesmal war es anscheinend anders gewesen. Ganz anders.
Warum ist mir nicht aufgefallen, mit welchen zerstörerischen Gedanken sich mein Vater beschäftigte? Wie lange hatte er schon diese Gedanken? Welche inneren Qualen waren so stark, dass er den Freitod als einzigen Ausweg sah? Wie konnte ich das nur übersehen? Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein?
Und dann kam sie wieder, diese Sackgasse, mit der am Ende stehenden unausweichlichen Frage:
Bin ich Mitschuld an seinem Tod? Hätte ich Anzeichen seiner Absicht nicht irgendwie erkennen MÜSSEN? Ich, der doch sonst alles Verborgene bei anderen so genau wahrnimmt? Und bei meinem Vater soll ich nichts gemerkt haben?
Dieser Selbstvorwurf stand nun da, wie ein riesiges Plakat mit fetten Buchstaben einer anprangernden Selbstanklage: Peter, warum hast Du das nicht gemerkt? Das MUSST Du doch gesehen haben?
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40 Jahre später (2020) hatte ich einen nächtlichen Traum, in dem mein Vater zu mir sagte: "Mach Dir keine Vorwürfe, Du hättest es nicht verhindern können." Und dann sagte er noch: "Du bist der Sohn, den sich ein Vater nur wünschen kann." Dann wachte ich weinend auf.
Nein, so ein Sohn war ich nie. Kein Vater hätte sich so einen Sohn gewünscht, der ihn zeitlebens zurückweist und keine Nähe duldet, weil sein Sohn immer diese unüberwindbare Sperre und Barriere zu ihm hatte. Aber trotz alledem sagte mein Vater das im Traum nun zu mir. Ich fühlte mich zutiefst beschämt.
Mehr Träume?Jedenfalls konnte ich jetzt (1980) nicht mehr jeden Morgen so einfach zur Arbeit fahren und Lebensmittel für eine Mark einkaufen, um sie dann für zwei Mark wieder zu verkaufen. Ich sah darin irgendwie keinen Sinn mehr.
Ich fragte mich: "Was mache ich hier eigentlich den ganzen Tag? Mein Vater ist weg. Für immer weg. Ich werde ihn nie wieder sehen. Und was mache ich? Ich spiele hier den ganzen Tag Kaufmannsladen. Ist das wirklich noch das, was mir Freude bringt? Was bringt mir überhaupt noch Freude?"
Ich kam mit dem Beruf als Lebensmitteleinkäufer nicht mehr klar. Das ging einfach nicht mehr.
Aber da war noch etwas ganz anderes: Denn da, wo sich eben noch mein Weg, mein Leben befand, war jetzt ein großes schwarzes Loch. Der Tod meines Vaters hatte dieses Loch in den Boden gesprengt und versperrte jetzt meinen Weg. Um wieder auf meinen Weg zu gelangen, musste ich also zwangsläufig um das Loch herumgehen.
Und während ich langsam so um das Loch herumging, musste ich immer wieder in diesen schwarzen Abgrund schauen. Und bei jedem weiteren Schritt wurde mir bewusster: Ich brauchte Abstand. Ich brauchte Zeit. Und ich brauchte eine neue Arbeit. Eine Arbeit, die mich auf andere Gedanken bringt und mich von diesem unfassbaren Ereignis irgendwie ablenkt.
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Und so kündigte ich ein paar Wochen später meinen Job im Großhandel und fing 1981 bei einer großen Versicherungsgesellschaft an, in der bereits Sylvie arbeitete. Eigentlich war Versicherung überhaupt nicht mein Fall, aber Sylvie's Überzeugungsargumente waren nicht so leicht vom Tisch zu wischen:
"Peter, Du arbeitest 35 statt 40 Stunden die Woche. Du hast Gleitzeit, das bedeutet Du kannst zwischen 6:30 und 9 Uhr anfangen und zwischen 15 und 18 Uhr Feierabend machen. Du hast 30 statt 14 Tage Jahresurlaub. Du hast 15 ½ statt 13 Jahresgehälter. Und wir können unsere Hypothek fürs Haus gegen ein zinsloses Hypotheken-Darlehn der Firma ersetzen. Außerdem können wir beide dann mit einem Auto zur Firma und wieder zurück fahren. Außerdem noch ein paar andere Kleinigkeiten wie einen mächtigen Betriebsrat, kostenloses Girokonto und kostenloses Kantinenessen."
Ich gebe zu, das kostenlose Kantinenessen hat mich dann endgültig überzeugt. Nein im Ernst, das war ein Angebot, dass ich nicht ablehnen konnte. Doch ich tat es auch deswegen, weil die Tätigkeit als ein völlig neues, spannendes und innovatives zweijähriges Pilotprojekt angepriesen wurde, bei dem der Computer eine tragende Rolle spielte. Und wenn sich dieses Projekt bewährte, sollte es in allen anderen Abteilungen der Versicherung integriert werden.
Na ja, dachte ich mir, arbeiten mit und am Computer sowie innovatives Pilotprojekt, das hört sich doch interessant an.
Doch schnell stellte sich heraus, dass es nicht das war, was ich mir unter "innovatives Arbeiten" vorstellte. Ich saß nämlich mit vielen neuen Kollegen und Kolleginnen in einem riesigen Großraumbüro ohne Trennwände und ohne Privatsphäre an meinem Schreibtisch, auf dem sich nur ein Bildschirm mit einer Tastatur befand. Die Arbeit war in Wirklichkeit öde, langweilig und stupide, denn sie bestand daraus, dass ich morgens einen großen Packen DIN A4 Blätter auf den Tisch gelegt bekam, den ich bis abends abarbeiten sollte. Auf jedem Blatt standen nun die Daten eines Kunden, dessen Zahlungsstand nicht ausgeglichen war. Nun gab ich die Versicherungsnummer in den vor mir stehenden PC ein und musste nach Kontoeinsicht meine finale Entscheidung treffen. Entweder konnte ich einen Brief, dessen Inhalt ich aus vorgefertigten Textblöcken zusammenstellte oder eine Zahlungserinnerung verschicken. Oder ich wartete einen Monat ab, um den Fall dann erneut auf meinem Schreibtisch zu bekommen.
Na toll, was ist das doch für eine innovative Arbeit dachte ich mir. Und wie spannend. Wo war ich hier bloß gelandet? Diese Arbeit war langweilig, eintöinig und stumpfsinnig. Jedenfalls für mich. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, was mir allerdings nicht wirklich gelang.
Aber eigentlich war mir das damals alles egal. Hauptsache ich hatte irgendetwas Neues, was mich tagsüber beschäftigte. Das konnte mich das Geschehene zwar nicht vergessen lassen, wie auch, aber es konnte mich etwas ablenken. Und genau das brauchte ich jetzt: Ablenkung.
Jetzt wäre doch eigentlich der richtige Moment gekommen, um meinen Racheschwur endgültig zu begraben, denn die Person, gegen die sich meine Rache richtete war jetzt nicht mehr da. Mein Vater war tod und somit war meine Rache sinnlos geworden.
"Was denn für'n Schwur?"
Na Deinen Racheschwur, dass Du absolut nichts mehr für Deinen Vater tun wirst. Das kannst Du doch nicht vergessen haben?
"Doch. Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern."
Unglaublich, aber ich hatte wirklich keine Erinnerung mehr daran. Wie konnte ich das vergessen? Allerdings hatte mein Unterbewusstsein nichts vergessen, denn mein Racheschwur arbeitete ununterbrochen weiter in mir, doch jetzt richtete er sich gegen mich. Ja, richtig gelesen. Darauf gehe ich später noch genauer ein.
Rückblick Kapitel 3:
← #Mein Verweigerungsautomatismus
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Sesam, öffne Dich...
1982 wurden Sylvie und ich von Reni und Jürgen, unseren neuen Arbeitskollegen aus der Versicherung, zu sich nach Hause eingeladen. Dabei zeigte mir Jürgen voller Stolz sein Musikzimmer und seine kleine Sammlung von Musikinstrumenten. Darunter waren auch 2 Synthesizer, ein Drumcomputer und ein gewaltiges Tonbandgerät, mit dem er einen kompletten Musiktitel aufnehmen konnte. Normalerweise musste man dafür in ein professionelles Musikstudio gehen, doch er machte das alles ganz alleine mit diesen Dingen. Toll, das musste ich jetzt unbedingt selbst einmal ausprobieren.
Als ich auf die Tasten seines Synthesizers drückte, traf es mich wie ein Donnerschlag. PENG!!! Es war, als wenn ich von einem elektrischen Funken im Herzen getroffen wurde, denn plötzlich öffnete sich in mir drinnen eine ganz neue und wunderschöne Welt. Diese Welt oder dieser Ort bestand aus ganz vielen Farben, Formen und Klängen und es herrschte ein Gefühl von absolutem Frieden. Ich war gedanklich nicht mehr in Jürgens Zimmer sondern für ein paar Momente ganz an diesem zauberhaften Ort. Und dann kam mir die Erkenntnis: "Mein Gott, ich kenne diesen Ort. Ich kenne ihn schon seit langer, langer Zeit."
Ich kann es mit Worten kaum beschreiben was ich da fühlte. Und Zack, war es auch schon wieder vorbei.
Was war da eben passiert? Ich hatte keine Ahnung. War das ein Traum? Nein, das war kein Traum, dafür war es zu real. Ich glaube, es tat sich für einen kleinen Moment lang ein Tor in eine andere Welt für mich auf und ich hatte die Gnade einen kurzen Blick hineinzuwerfen.
Was ich damals nicht wusste: Da Musik schon immer mein Herz berührte, war es jetzt genau das richtige Werkzeug, um damit durch meine dicke Schutzmauer zu meinem Herzen zu gelangen. Musik war der "Mauerbrecher" und direkte Weg zu meinen sensibelsten Gefühlen.
"Stimmt. Da gab's doch noch diesen Eisenring um mein Herz. Hatte ich (auch) vollkommen vergessen."
Rückblick Kapitel 3:
← #Schutzschild und Mauerbau
Ab sofort MUSSTE ich mich so oft es ging mit Jürgen in seinem Musikzimmer treffen.
Ich wusste zwar bis dato gar nicht, was ein Synthesizer war, geschweige denn, wie man so was schrieb, aber es war wie eine Sucht, denn ich konnte es kaum abwarten, bis ich endlich wieder auf diesem "Ding" klimpern konnte. Ich verlor dabei jegliches Zeitgefühl und es kam mir vor, als wenn ich etwas lang Verlorenes endlich wiedergefunden hatte. Es war dieses Gefühl von "Zuhause angekommen" zu sein.
Wie auch immer, das hatte etwas mit mir gemacht, das konnte ich nicht so einfach wegpacken und vergessen. Natürlich war ab jetzt eine Sache völlig klar: Ich musste unbedingt auch so ein Teil besitzen. Koste es was es wolle !! Ohja, die Teile kosteten richtig Geld. Aber welchen Synthesizer sollte ich mir holen, es gab so viele unterschiedliche Modelle? Dazu muss man wissen, dass Anfang der 1980er Jahre der Beginn der Synthesizer-Ära voll durchstartete und jede Woche neue Modelle mit fantastischen Möglichkeiten auf den Markt kamen. Wenn ich mir einen ausgesucht hatte, war ein paar Tage später schon ein viel besserer rausgekommen.
Von irgendwoher hörte ich dann, dass es ab 1980 in Frankfurt eine Musikmesse gab, auf der alle Keyboard- und Synthesizer-Hersteller ihre neuesten Produkte vorstellten, die von den Besuchern selbst ausprobiert werden konnten. Natürlich fuhr ich zu dieser Messe schnellstens hin. Und tatsächlich, das war das reinste Schlaraffenland, denn da konnte ich die neuesten Synthesizer ausgiebig testen und herausfinden, welcher für mich der Richtige war.
Aber ich hatte immer noch das gleiche Problem: Welchen Synthesizer sollte ich mir jetzt holen? Und so überlegte ich nicht lange und kaufte mir kurzerhand mehrere Synthesizer auf einmal. (Neee... näh?) Ich brauchte aber auch noch andere Teile wie Mischpult, Effektgeräte, Drumcomputer, Monitorboxen, Verstärker, und natürlich ein Tonband, mit dem ich den Song dann auch aufnehmen konnte. Junge Junge, das ging aber richtig ins Geld. Scheiß-Egal, man lebt ja schließlich nur einmal! (Hoffentlich).
Gesagt. Getan. Nach ein paar Wochen hatte ich mir im Keller ein kleines Musik-Heimstudio eingerichtet. Auch wenn das ein kleines Vermögen gekostet hatte und mein Dispo jetzt aus allen Nähten platzte. Doch ab sofort gab es für mich eine neue Zeitrechnung und die hieß:
"Die Zeit VOR und die Zeit NACH meiner Entdeckung des Synthesizers."
Diese Entdeckung sollte ab sofort mein Leben, mein Konto, aber insbesondere meine Ehe entscheidend beeinflussen.
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Nun hatte ich wie gesagt endlich mein (schweineteures) Musikstudio zusammen. Doch es gab da noch ein winziges klitzekleines Problem: Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie man auf einem Synthesizer (auch Keyboard genannt) spielte (also das kann doch nicht wahr sein!!!), denn ich kannte keinen einzigen Griff auf der Klaviertastatur, hatte keine Ahnung von Harmonielehre, mal ganz zu schweigen von Noten lesen. Und natürlich war da ja auch noch die ganze elektronische Technik. Im Grunde genommen war ein Synthesizer ein Computer, da gab's nur Knöpfe und Schalter und eine Klaviertastatur. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie man das bediente. Es waren so unendlich viele neue Dinge, die ich alle von jetzt auf sofort lernen musste. Tja, da hatte ich ein echtes Problem. Und was nun?
Mein Kopf war proppenvoll von Musik-Melodien und die wollten jetzt alle irgendwie raus aus meinem Kopf und gespielt werden. Es war so, als wenn ich unter einem Wasserfall von Melodien stand, die alle im Sekundentakt auf mich herabprasselten. Wie sollte ich diese Flut von Melodien nur behalten, geschweige denn irgendwie zu Gehör bringen?
Ab sofort gab es nur noch eine Devise für mich: Schnelles, konzentriertes und diszipliniertes lernen und üben, üben, üben und nochmals üben:
Puh, die Liste nahm überhaupt kein Ende. Wie und wann soll ich denn das alles lernen? Das würde doch ewig dauern. Aber ich wollte unbedingt herausfinden, wie ich meine ganzen Melodien im Kopf hörbar machen kann und diese neue Technik war die perfekte Lösung dafür.
Sodann verbrachte ich ab sofort jede freie Minute und fast jede Nacht mit meiner Musik und büffelte wie verrückt. Und dabei bemerkte ich, dass das Komponieren von eigenen Musiktiteln mir sehr leicht von der Hand ging, denn die Melodien sprudelten förmlich nur so aus mir heraus. Ich komponierte einen Titel nach dem andern und spielte wie ein Besessener. Aber ich merkte auch, dass ich mit meinen 3 Akkorden schnell an meine Grenzen stieß. Mir fehlte ja das ganze musikalische Grundwissen, also wie man "richtig" spielt, wie man richtig Übergriffe mit der Hand macht. Und... und... und...
Was ich jetzt brauchte war ein Profi und das hieß: Ich brauchte einen Musiklehrer.
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Einen Musiklehrer fand ich schnell und er kam auch zu mir nach Hause. Da ich kein Klavier besaß, konnte er mir auf einem meiner Synthesizer-Tatsturen die nötigen Grundlagen beibringen. Dabei bemerkte er natürlich mein restliches Musikequipment und war neugierig, was man denn damit so alles machen kann. Ich dachte, dass er als Musiklehrer sich doch auch mit einem Synthesizer auskennt und nicht nur mit einem "altmodischen" Klavier, doch das war nicht der Fall. So fragte er mich, was diese "neumodischen" Teile denn so alles machen können, woraufhin ich ihm gerne eine Kostprobe der neuen musikalischen Möglichkeiten auf meinem Schmuckstück dem PPG Synthesizer darbot, begrenzt auf meine 3 Akkorde natürlich, mehr kannte ich ja noch nicht. Ich glaube solche Sounds und Klänge hatte er bis dahin noch niemals gehört. Als ich ihm noch sagte, dass nur dieser eine Synthesizer schon fast 10.000 Mark kostete, gebraucht wohlgemerkt, schaute er mich nur ungläubig mit heruntergezogenen Augenbraunen an, als wenn er sagen wollte: "Peter, da hat man Dich aber mächtig über'n Tisch gezogen." Dass ich für das Teil fast 500 km bis nach Süddeutschland gefahren war, weil es kaum einen bezahlbaren guten Gebrauchten in ganz Deutschland gab, behielt ich lieber für mich. Diese "neue Musikwelt" war ihm vollkommen fremd und utopisch.
"Sie können gerne selbst einmal darauf spielen", bot ich ihm an. "Welchen Sound möchten Sie? Klavier, Streicher, Bläser, Chöre, Saxophon, Querflöte, Oboe oder rein synthetische Klänge? Mit oder ohne Schlagzeug?"
Ich spürte wie er beim Ausprobieren dachte: "Bin eigentlich ICH immer noch der Lehrer oder wird MIR hier gerade eine Lektion erteilt?"
Mein fantastischer PPG-Synthesizer von 1983, der mit seinen bis heute unvergleichbaren Klängen die Musikwelt für immer veränderte (Foto: keyboards.de)
1982/83, von Beginn meiner musikalischen Entdeckungsreise an, hat Sylvie mich bei allem ermutigt und unterstützt was meine Musik betraf und mir immer den Rücken freigehalten. Damals war uns beiden noch nicht bewusst, welchen großen Einfluss mein damals noch Hobby schon sehr bald auf unser gemeinsames Leben haben würde.
Wie gut, dass wir beide da noch nicht gewusst haben, das mein kleines häusliches Musikzimmer mir 1983 schon sehr bald nicht mehr genügen würde und dass das nur ein kleiner Vorgeschmack darauf war, wie viel Freizeit tatsächlich in den kommenden 8 Jahren mein musikalisches Ausleben noch in Anspruch nehmen würde. Meine immer klarer werdende Vorstellung, was ich mit Musik noch alles erreichen wollte, nämlich in einer Rock-Band spielen und eigene CDs rausbringen, sollte unsere Ehe schon bald auf eine harte Probe stellen.
Denn nun stellte sich immer deutlicher heraus, dass ich kaum noch Zeit für Sylvie und für die Familie und für Freunde und für das Haus und für den Garten und... und... und... hatte. Und so kam das was kommen musste: Der Haussegen hing nach einiger Zeit gewaltig schief und wackelte jeden Tag ein bisschen mehr. Auweia, das könnte noch zu einem Problem werden.
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Und so kam es, dass ich 1984 mit 32 Jahren nicht mehr nur allein im heimischen Musikstudio musizieren wollte sondern begann gezielt nach gleichgesinnten Musikern zu suchen, um das Zusammenspiel mit anderen zu lernen. Und das am Liebsten in einer Rockband.
Moment Mal, diesen Wunsch hatte ich doch schon 1970 als 18jähriger. Sollte jetzt mit 32 erst der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sein?
Zum besseren Verständnis:
Anfang der 1980er Jahre beginnt das Zeitalter der Digitalisierung und das verändert alles bisher Dagewesene und zwar von Grund auf. Und davon war auch die gesamte Musikindustrie betroffen.
Dazu muss man wissen, dass ebenfalls Anfang der 1980er Jahre die Epoche der elektronischen Musik in Form des Synthesizers begann und sich explosionsartig über die ganze Erde ausbreitete. So gut wie jeder neue Musiktitel basierte jetzt auf synthetischen Synthesizer-Klängen. Immer neuere und bessere Synthesizer-Modelle kamen im Wochentackt auf den Markt, die in der Lage waren alle nur erdenklichen Klänge und Musikinstrumente inklusive des Drummers digital zu imitieren. Mit den Tasten der Keyboard-Tastatur konnte man jetzt alle möglichen Piano- und Orgeltöne, alle Blas- und Blechinstrumente, sowie Gitarre, Geige, Cello, ja ganze Orchesterstreicher und Chöre mit nur einer Taste spielen. Und natürlich auch ein komplettes Drum-Set. Mit nur ein oder zwei Synthesizern konnte man einen kompletten Musiktitel digital erzeugen. Siehe Popbands wie Depeche Mode oder Pet Shop Boys. Nur ihre Stimmen waren "echt", der Rest kam vom Synthesizer. Plötzlich konnte jeder einen kompletten Musiktitel komponieren und digital auf Diskette abspeichern und nachträglich unbegrenzt oft verändern, ohne jeden Qualitätsverlust. 1984 kam sogar ein eigenes Musikmagazin mit Namen "Keyboards" raus, in dem die neuesten Synthesizer und deren Möglichkeiten beschrieben und getestet wurden.
In dieser Zeit entstand gerade eine weltweite komplett neue digitale Musikindustrie. Das ist vergleichbar wie mit dem späteren Beginn des Smartphones.
Schlagartig wollten alle Musiker einen Keyboarder in ihrer Band haben. Die Zeit der alten Wurlitzer Schrank-Orgeln und schweren Rhodes-Pianos, auf denen bisher gespielt wurde, war vorbei. Die neuen Synthesizer waren leicht und handlich und besaßen hunderte moderner fantastisch klingender Sounds.
Die Kleinanzeigen der Zeitungen waren voll von Hobbymusikern und Live-Bands, die händeringend einen Keyboarder suchten. Wow, und ich besaß sogar mehrere von diesen brandneuen kostspieligen Musikcomputern und ich wusste sie zu bedienen und mit neuen modernen Klängen zu programmieren. Jetzt war ich also ein "Keyboarder". So nannte man das also jetzt?
So machte ich mich daran die Kleinanzeigen nach Bands zu studieren, in denen ich überwiegend meine eigenen Titel einbringen konnte, denn Musikrichtungen wie reine Tanz- Party- oder Hochzeitsmusik eigneten sich nicht für die Umsetzung meiner Melodien. Diese Voraussetzung sonderte schon mal viele reine professionelle Bands aus, die "nur" reine Coverbands waren oder "nur" Tanzmusik von anderen Interpreten nachspielten. Außerdem kamen ja nur Amateur-Bands in Frage, da ich tagsüber in der Versicherung arbeitete. Nachdem ich eine Auswahl an diversen Rock-Bands getroffen hatte besuchte ich jede einzelne über viele Wochen hinweg spät nachts in ihren Proberäumen.
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Leider muss ich nun all denjenigen ihre Vorstellungen zerstören, die in romantischen Klischees einer Amateur-Rockband schwelgen. Also Leute, das ist richtig harte Arbeit und zimperlich oder etepetete darf man schon gar nicht sein. Beispiel Proberaum:
Diese "Proberäume" waren überwiegend Räume in stillgelegten Bunkern aus dem 2. Weltkrieg, die man von der Stadt mieten konnte. Schätzungen nach gibt es in Hamburg noch rund 400 dieser Bunker. "Normale" Proberäume für Musik-Bands gab es kaum zu mieten oder waren unbezahlbar. Außerdem, welcher Nachbar will schon im Nachbarhaus ständig von einer lautstarken Rock-Band vollgedröhnt werden, genau zu diesem Zweck wurden wohl auch die Bunker zur Verfügung gestellt.
Diese grauen "charmanten" Betonklötze hatten innen mehrere Räume, in denen hauptsächlich in den Abendstunden jeweils in einem Raum eine Band ihr musikalisches Repertoire in voller Lautstärke probte. Heavy Metal Bands hatten da einen klaren Vorteil, um sich von den anderen Bands lautstärkemäßig durchzusetzen. Wow, das war schon jedesmal ein Hör-Erlebnis der besonderen Art. Natürlich hatten die Bunkeräume keine Fenster, keine Lüftung, keine Heizung und oft fehlte eine Toilette. Das waren total dunkle kalte Verliese aus dicken Betonwänden, in denen Leid und Todesangst Geschichte geschrieben hatten. Mit anderen Worten: Ideale Voraussetzungen, um künstlerische Kreativität und schöpferische und musikalische Inspirationen nur so sprudeln zu lassen.
Doch dann traf ich 1985 in einen dieser dunklen Verliese doch noch auf drei engagierte Hobbymusiker, mit denen ich noch am selben Abend einen meiner Songs einstudierte. Und das Ergebnis war überwältigend. Ich musste sofort: Das waren die richtigen Jungs. Und so wurde noch am gleichen Abend unsere neue Latin-Rock Live Band gegründet, mit der wir bis Ende 1989 in vielen Musik-Clubs rund um Hamburg auftreten würden.
Siehe auch: #Live Rockband →
Als allererstes musste ich aber aus diesem Bunker raus. Ich fand dann einen neuen großen Übungsraum im ersten Stock eines unbewohnten Geschäftsgebäudes im Hamburger Industriegebiet. Endlich "überirdisch" proben mit Tages- oder Nachtlicht, mit Fenstern zum Aufmachen und mit einer Heizung sowie einer Toilette. Zuerst entmüllte ich mal den Raum von den Resten der Vorgänger und besorgte mir bei IKEA günstige Teppiche und Vorhänge. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie manche Leute in einem dreckigen versifften Übungsraum überhaupt musizieren können.
Allerdings ging mir die ewige Schlepperei meiner mehreren Synthesizer plus diversem Zubehör ziemlich auf die Nerven. Da alles zusammen mehrere Tausend Mark kostete, konnte ich die Teile nicht einfach ein paar Tage im Übungsraum stehen lassen, außerdem brauchte ich die Teile ja auch Zuhause im Musikstudio. Also musste ich jedes Mal alles ins Auto verfrachten, aufbauen und danach alles wieder abbauen und mit nach Hause nehmen, um es da zwischen 2 und 3 Uhr nachts aus dem Auto ins Studio zu befördern. Puh, im nächsten Musikerleben werde ich Blockflöte spielen.
In dieser Zeit sah ich zufällig eine Suchanzeige, in der eine Deutsch-Rockband einen Keyboarder suchte. Irgendwie sprach mich die Anzeige an und so besuchte ich die Jungs. Mir fielen sofort die selbstgeschriebenen Texte des Sängers Eddy auf, sie waren tiefgründig witzig und oft zynisch und sarkastisch und immer mit einer großen Portion Selbstironie. Es machte richtig Spaß diesen Jungs zuzuhören. Wir verstanden uns auf Anhieb.
Schnell merkte ich, dass viele von Eddy's Texten hervorragend zu einigen meiner eigenen Songs passten. Und so stieg ich bei "Eddy's Job" mit ein. Aus dieser musikalischen Zusammenarbeit sollte sich auch eine tiefe Freundschaft entwickeln.
Siehe auch: #Peter und Eddy →
Jetzt spielte ich also schon in 2 Rockbands, was bedeutete: Mindestens zweimal die Woche abends bis spät in die Nacht proben und am Wochenende der ein oder andere Auftritt. Und das alles neben meiner "normalen" Arbeit in der Versicherung. Zum Glück gibt's da diese fantastische Erfindung mit dem Namen: Der Kaffee ist fertig. Morgens in der Firma 2 Liter davon runtergekippt und die Müdigkeit konnte mich mal, es gibt schließlich wichtigere Dinge im Leben. Doch ein Problem ließ sich mit Coffein nicht so leicht vertreiben und das war die immer noch fehlende Zeit für Sylvie, Familie, Freunde, Freizeitaktivitäten, Urlaub, Haus und Garten, und... und... und...
Oh Mann, dieses hartnäckig wiederkehrende Dauer-Thema könnte jetzt zu einem richtig fetten Problem werden.
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meint meine Frau... Nein, aber könnte man so meinen, wenn man an Freizeitbeschäftigungen wie hobbymäßiges Stricken, Klöppeln, Basteln oder Sportaktivitäten denkt. Mein "Hobby" mit 2 Live Rock-Bands sah dagegen allerdings schon ganz anders aus.
Das bedeutete:
Mit jeder Band mindestens einmal in der Woche im Übungsraum proben. Das ging immer bis über Mitternacht hinaus und danach noch ein paar Bier in der Eckkneipe mit dem ein oder anderen Männergespräch. Gegen 1 Uhr nachts wurde ich dann schon etwas unruhig, weil ich noch eine Stunde Heimweg vor mir hatte. So kam ich dann zwischen 2 oder 3 Uhr morgens nach Hause und ging als erstes unter die Dusche, weil ich und alles was ich am Leibe trug durch und durch nach Zigarettenrauch stank. Für mich als Nichtraucher ein unerträglicher Gestank. Wenn ich mich dann endlich zur Ruhe begeben konnte klingelte nach gefühlten Sekunden um 5 Uhr auch schon wieder der Wecker.
An anderen Tagen der Woche spielte ich meine Kompositionen auf Tonband, um mit den Jungs im Übungsraum abzusprechen, welche Songs wir in unserer "Live-Repertoire" aufzunehmen gedenken. Danach ging's ans Einstudieren der Songs.
Einen erheblichen Arbeits- und Zeitaufwand nahm auch das Organisieren von unseren Auftritten in Anspruch. Das bedeutete eine laufende Kontaktaufnahme bei den Live-Clubs rund um Hamburg, um diese mit einer unerschrockenen Selbstbewusstheit von den enormen Vorzügen unser Band gegenüber den vielen anderen Bands zu überzeugen, die ja auch dort auftreten wollten. Im Klartext: Die Live-Clubs mit immer neuen DEMO-Bändern und Nachfragetelefonaten zuschütten.
An den Wochenenden kam dann endlich der ein oder andere Auftritt in den üblichen Live-Clubs rund um Hamburg. Natürlich ließen die fetten Gagen der Live-Auftritte nicht lange auf sich warten. Sie bestanden überwiegend aus Freibier und einem fettreichen Abendessen so gegen 2 Uhr morgens und das Publikum war zahlenmäßig sehr überschaubar.
Mein "Musizieren" spielte sich natürlich neben meinem "ordentlichen" Beruf als Versicherungsangestellter ab, wo ich morgens spätestens um 9 Uhr wieder frisch und munter vor meinem PC sitzen musste. Fortan litt ich die nächsten Jahre tagsüber an akutem Schlafmangel und permanenter Übermüdung.
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Der nächste entscheidende Einschnitt und Folge dessen noch größerer Zeitaufwand in Sachen Musik, sollte mein Einstieg in die Verbindung von Musik und Computer bedeuten. Genauer gesagt: Die Computer-Musik. Von diesem Zeitpunkt an begann mein Hobby sich endgültig in einen Full Time Job zu verwandeln. Wohl gemerkt, alles neben meinem "richtigen" Job in der Versicherung.
So kaufte ich mir 1986 für satte 1.300 DM meinen ersten Heimcomputer (Schon wieder so viel Geld), das war der ATARI ST 1024, der erst ein Jahr zuvor auf den deutschen Markt erschien. Der eigentliche Grund für diese Anschaffung war seine eingebaute MIDI-Buchse. MIDI war die erste digitale Schnittstelle für Musikinstrumente. Damit konnte man einem Synthesizer, der diese Buchse besaß, mit dem ATARI und entsprechender Musik-Software ansteuern. Das war damals eine Welt-Neuheit. Und aufgepasst: Der ATARI hatte eine Speicherkapazität von sage und schreibe 1 Megabit !!! Ja Mega, nicht etwa Giga.
Als ich das Teil bestehend aus Tastatur, Maus, Diskette und Bildschirm Zuhause einschaltete, waren auf dem Bildschirm nur 3 kleine Symbole abgebildet: Aktenordner-A, Aktenordner-B und ein Papierkorb. Eine Bedienungsanleitung war nicht mitgeliefert worden. Mist. Und nun? Ich hatte bis dahin noch keine Computer-Maus bedient. Zwar hatte ich in der Firma schon seit Jahren einen PC als Arbeitsmittel, aber der hatte keine Maus. Wenn ich die Maus hin und her schob, sah ich auf dem Atari-Bildschirm wie sich der Pfeil bewegte, aber ich wusste nicht was ich damit anfangen sollte. Jetzt hatte ich dieses Super-Teil und konnte es nicht bedienen. Ich überlegte wen ich fragen könnte, aber ich kannte niemanden, der einen Atari besaß.
So rief ich einfach bei dem Laden an, in dem ich den Atari gekauft hatte und fragte den Verkäufer, wie ich das Teil bedienen sollte. Der dachte ich verarsche ihn, aber als er merkte, dass ich meine Frage tatsächlich ernst meinte, antwortete er mir mit herablassender Stimme: "Schieben Sie die Diskette rein und klicken doppelt auf den Aktenordner-A."
Doppelt klicken fragte ich mich? Was meint er bloß damit?
Und als wenn der Verkäufer mein Zögern bemerkte legte er nach: "Na mit der Maaaaauuuuuus."
Aha... Und dann? Fragte ich kleinlaut.
"Na dann seh'n Sie schon."
Sofort wollte ich nachfragen: Ähhh, 'Tschuldigung, aber da gibt es 2 Tasten an der Maus. Eine linke und eine rechte. Mit welcher Taste soll ich doppelt klicken? Aber diese Frage verkniff ich mir lieber. Stattdessen bedankte ich mich für seine Hilfe und beendete das Gespräch. Ich fand dann selbst heraus, dass man die linke Maustaste benutzt und bekam so das Teil irgendwie zum Laufen.
Boah, dachte ich nur. Stell' ich mich wirklich so bescheuert an?
JAAAAAAA... MANNNNNNN !!
Jetzt brauchte ich noch ein Musik-Programm für den ATARI. Ich kaufte mir das 1987 neu herausgekommene Programm CREATOR für 590 DM (bzw. 1989 die um Notensatz erweiterte Version NOTATOR für 750 DM). Ich fand das alles so Schweineteuer. Doch damit konnte ich jetzt eigene Musik-Songs digital komponieren und über die oben genannte MIDI-Buchse meine Synthesizer ansteuern. Naja, also erst nachdem ich das 10 cm dicke NOTATOR Handbuch studiert und auch nach unzähligen Fehlversuchen endlich auch kapiert hatte. Aber dann, ja dann spielte das Programm per Knopfdruck meinen programmierten Musik-Titel auf dem Syntheziser ab. HHUUURRRAAA !!!
Das war für mich der Einstieg in das Musik-Computer Zeitalter. Ab diesem Zeitpunkt war nichts mehr wie vorher, denn diese neue Technologie stellte alles bisherige auf den Kopf, weil es völlig neue Klang- und Kompositionsmöglichkeiten hervorbrachte.
Siehe auch: #Mein Musikstudio in den 1980ern →
Mit dem Programm Starwriter, holte ich mir dann noch ein richtiges Schreibprogramm, so wie später Microsoft Word. Als ich noch einen Drucker anschloss, konnte ich auch Sylvie von den neuen Möglichkeiten des Atari's begeistern.
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Meistens definieren wir Erfolg mit finanziellem oder materiellem Erfolg:
"Ja hat's denn was gebracht? Hat sich's denn gelohnt?"
Nein, ich habe kaum etwas eingenommen. Es war ein Misserfolg.
Die wahre Bedeutung von Erfolg lautet, dass man sich selbst und seiner inneren Stimme folgt. Und dieser Weg führt immer zum Erfolg.
Mir war klar, dass meine Musik nicht den Geschmack der Mehrheit traf, dass war auch gar nicht meine Absicht. Dazu hätte ich Tanz- oder Partymusik oder ab Mitte der 1980er Techno-Musik komponieren müssen, doch diese Songs oder genauer gesagt diese Musikrichtungen eigneten sich nicht, um meinen sensiblen Gefühlen eine passende Ausdrücksmöglichkeit zu geben.
Dazu muss man wissen: Vieler meiner komponierten Songs basieren auf einem ganz bestimmten Gefühl in mir. Dieses Gefühl formt dann das musikalische Endergebnis. Es existieren also immer 2 Dinge: Das eine ist mein Gefühl und das andere ist mein daraus entstandener Song. Beides stammt nur aus mir heraus.
Und wenn der eine meine Songs nun Mega Scheiße und der andere sie Mega Klasse findet, ist das ganz normal, weil jeder von uns seinen eigenen Musikgeschmack hat. Das sagt aber nichts über die Qualität meiner Songs aus.
Es ist wie im "echten" Leben: Jeder von uns hat seine eigene Persönlichkeit. Das bedeutet aber nicht, dass der/die eine nun "besser" oder der/die andere "schlechter" ist. Die eigene wahre Persönlichkeit kann uns niemand durch seine Zustimmung geben oder durch seine Ablehnung nehmen. Sie ist immer da, egal wie man sich auch im Außen gerade zeigt. Doch jeder muss sein wahres Ich bei sich selbst finden, sich selbst akzeptieren und annehmen. Und vielleicht die größte Herausforderung: Sich selbst lieben.
Oft hörte ich damals: "Mach doch mal Musik wie DIE oder wie DER, damit hast Du Erfolg und kannst viel Geld verdienen." Vielleicht hatten sie Recht, vielleicht auch nicht. Doch um Erfolg im Sinne von "viel Geld verdienen" ging es mir überhaupt nicht und schon gar nicht auf irgendeine momentane "Erfolgsmasche" aufzuspringen. Mein "Erfolg" bestand darin meine sensibelsten Gefühlen (endlich!) einen Raum zum ausleben geben zu können und dafür war meine selbst komponierte Musik die passende Ausdrucksmöglichkeit. Das war so ein überwältigendes Glücksgefühl, das mein Herz vor Freude überlaufen ließ. Mit Geld-verdienen hatte das überhaupt nichts zu tun.
Ich konnte verstehen, dass andere "meine Art von Erfolg" vielleicht schwer nachvollziehen konnten, da wir ja so erzogen wurden, dass wir mit Erfolg immer auch finanziellen Erfolg meinen:
"Ja was soll denn sonst mit Erfolg gemeint sein?"
Na zum Beispiel persönlicher Erfolg, aus einem Antrieb oder Impuls nach Gefühlsauslebung, Glück, Freude, Erfüllung und Zufriedenheit. Der Erfolg, sich selbst ernst zu nehmen und den Mut zu haben sich zu zeigen.
Wie sollte ich anderen meine innere Gefühlswelt erklären, die ich nicht verbal sondern in Form von akustischen Tönen oder eines Songs zum Ausdruck brachte? Das ist ja so ähnlich wie: "Ich tanze Dir jetzt meinen Namen und Du sagst mir wie ich heiße." Das könnte womöglich etwas schwierig sein. Hier trafen einfach "zwei Welten" aufeinander, die nicht kompatibel waren.
Ich habe meine ganz eigene Wahrnehmung von Musik, die sich deutlich von der allgemeinen Wahrnehmung unterscheidet. Für mich hat jeder Musiktitel eine ganz eigene Schwingung und Ausstrahlung, vergleichbar mit einem Menschen mit seiner ganz eigenen Persönlichkeit und seinen individuellen Charakterzügen. Es gibt unendlich viele Musiktitel sowie Menschen auf dieser Welt und alle haben ihre ganz eigene Persönlichkeit.
Da gibt es die wahren und echten Persönlichkeiten (Songs), die ihren Gefühlen freien Lauf lassen und uns damit im Herzen berühren. Und da gibt es die unendliche Schar von anderen (Songs), die auch gerne so sein würden und deshalb alles Nachplappern und Nachäffen, um selbst auch einmal so bewundert zu werden, aber dabei gar nicht merken, dass sie sich damit immer weiter weg von sich selbst entfernen. Sie werden zu einer Kopie und Marionette von jemand anderem. Viele von uns erkennen dieses Nachplappern, andere wiederum merken es nicht.
Irgendwann lernte ich mich nicht mehr für meine Kompositionen zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Es waren MEINE Gefühle, die sie da hörten, keine Kopien von nachgespielten Hits oder die, die sich dafür hielten. Meine Musik war ich. Nicht mehr und nicht weniger.
Mehr Schein als Sein:
Irgendwann verstand ich die komplizierten Vorgänge und Zusammenhänge in der Musik und bemerkte, dass ein Musiktitel im Grunde genommen aus einem sich wederholendem mathematischen Grundmuster von Takten und Tönen besteht. Mal ist dieses Muster perfekt und schon genial, weil es genau das Gefühl der Songbotschaft rüberbringt. Mal ist es platt und unecht, weil es absolut nichts Neues ist sondern nur ein Trittbrettfahrer und Nachahmer.
Allerdings kann man das Grundmuster der wirklichen Hits auch als Blaupause verwenden, um davon unendlich viele Kopien zu erstellen. Jeder Kopie braucht man nur noch eine etwas veränderte Tonhöhe und Melodie zuzuweisen und schon hat man einen ganz "neuen Hit" komponiert, der in den Charts als Mega, Super, Hammer hochgeschaukelt wird. So jedenfalls die Werbung. Aber eigentlich ist er überhaupt nicht neu sondern eine geklaute und geklonte Mogelpackung. Es gibt regelrechte "Hit"-Fabriken, die genau diese Masche seit Jahrzehnten durchziehen und die Welt mit immer neuen billigen Fließband Abklatsch-Hits geradezu überfluten. Ähnlich der Modeindustrie, die uns mit ihrer Fast Fashion oder Dirty Fashion zumüllt. Authentizität ist dabei nicht gefragt. Hauptsache es bringt Kohle. Die Masse merkt davon kaum etwas.
Ich denke, dass viele unserer wirklichen echten Supersongs deshalb so beliebt sind, weil sie eine Magie ausstrahlen, weil sie echt und ehrlich sind und uns damit im Herzen berühren. Diese Magie ist einzigartig, man kann sie nicht kopieren. Und wenn man es trotzdem macht, sind es immer nur Klone eines Originals, aber ohne diese Wahrhaftigkeit.
Es ist genauso wie bei uns Menschen.
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Auf eigenen Wunsch hin begibt sich Sylvie in Folge einer selbst diagnostizierten Diätensucht zur Therapie in eine Suchtklinik und bringt damit ihre persönliche Lawine ins Rollen.
← Nachzulesen im Kapitel 5 unter Sylvie's Lebenskrise
Meine ständige Übermüdung aufgrund des enormen musikalischen Zeitaufwandes die insbesondere die beiden Rockbands in Anspruch nahmen, konnte nicht mehr so weitergehen. Erstens ging mir langsam der Kaffee aus und zweitens bekam ich aufgrund meiner ständigen Abwesenheit nun immer öfter Stress mit Sylvie. Dabei stellte sich immer deutlicher heraus, dass Sylvie sich mit großen eigenen Problemen beschäftigte, die sich auf ihr Übergewicht bezogen. Durch meine ständige Abwesenheit war mir diese Entwicklung nicht so wirklich aufgefallen. Natürlich wusste ich um ihre Übergewichtsprobleme und dass sie ständig von einer Diät zur nächsten wechselte. Doch jetzt half anscheinend auch keine garantierte Top-Promi-Diät mehr, denn sie nahm immer mehr zu.
Das Kuriose war, dass Sylvie mich Anfangs bei meiner "Hobbyauslebung" enorm unterstützt und ermutigt hat. Doch jetzt wurde ihre einstige Ermutigung plötzlich für sie selbst zu einem Bumerang ihrer eigenen verdrängten Gewichtsprobleme. Wobei ihr Übergewicht nur für eine viel tiefere Lebenskrise stand. Meine Musik wurde nun zu einem Scheinwerfer, der ihre Haupt-Problematik hell anstrahlte. Mir wurde schlagartig klar: Wir hatten ein handfestes Problem und das erste was ich sofort machen musste war, den Zeitaufwand für meine Musik drastisch zu reduzieren.
Und so entschloss ich mich schweren Herzens bei nächst bester Gelegenheit aus beiden Rockbands auszusteigen. Das war eine wirklich schwere Entscheidung für mich und ebenso ein harter Schlag für beide Bands, denn dadurch mussten sie sich nach einem neuen Keyboarder umsehen, was im besten Fall "nur" zu einer grundlegenden Veränderung ihres jetzigen Musik-Stils führen würde. Zudem kam, dass wir als Live-Bands gerade dabei waren im Großraum Hamburg immer bekannter zu werden. Verständlich, dass nicht alle Bandmitglieder mit meiner Ausstiegsentscheidung, nennen wir es mal "einverstanden" waren.
Wie ich später hörte lösten sich beide Bands nur ein paar Wochen nach meinem Weggang auf. Sehr schade, da wäre mehr drin gewesen. Viel mehr. Doch ich hörte auch, dass der ein oder andere dadurch ganz neue Möglichkeiten für seinen eigenen musikalischen Weg entdeckte.
Vielleicht hätte ich mit meinen Bandkollegen ganz offen über meine wahren Ausstiegsgründe und die absolute Notwendigkeit und Dringlichkeit meiner Entscheidung sprechen sollen, aber dazu war ich damals noch nicht reif genug gewesen. Außerdem musste ich erst einmal selbst mit den völlig neuen Gegebenheiten in meinem Leben zurechtkommen. Aber ich musste diese Ausstiegsentscheidung treffen, denn mein Leben mit Sylvie, unsere Ehe und noch so vieles mehr stand auf dem Spiel.
Sylvie's Entschluss war eine Verzweiflungsentscheidung, weil sie für sich keine andere Möglichkeit mehr sah, ihre Gewichtsprobleme irgendwie in den Griff zu bekommen. Und dabei ahnte sie bereits, dass ihr Übergewicht nur symbolisch für ein viel "dickeres" Problem stand, das sich hinter dem Übergewicht verbarg. Sie stand jetzt vor ihrer bis dahin größten Entscheidung und Herausforderung in ihrem Leben und dafür brauchte sie die Gewissheit, dass ich in der kommenden Zeit voll und ganz an ihrer Seite stehe.
Sylvie's Mut zu einer offenen und ehrlichen Selbstanalyse und ihr wochenlanger Aufenthalt in einer Suchtklinik hat natürlich mein Leben ebenso betroffen, denn unser bisheriges Zusammenleben gab es nicht mehr. Für Sylvie waren das lange und schwere Wochen einer tiefgreifenden Selbstanalyse und Bewusstwerdung, die sich auf alle ihre Lebensbereiche ausdehnte und ihr Leben auf den Prüfstand der Wahrheit stellte. Ein weiteres Verdrängen, Überspielen, Wegschauen oder Weglächeln war unmöglich geworden. Ihr tiefgreifender Prozess einer kompletten Selbstfindung und Neuorientierung, auch was unser künftiges Zusammenleben betraf, setzte eine 180 Grad Drehung unseres gemeinsamen Lebens in Gang und war die Basis und Grundvoraussetzung für die kommenden Jahre.
Nach vielen Wochen Aufenthalt in der Suchtklinik, kam Sylvie wieder zurück nach Hause. Sie hatte viel über sich selbst, über ihre Diätensucht und über ihr bisheriges Denken und Verhalten erfahren und musste das alles nun langsam und behutsam in ihren Alltag und in unser Zusammenleben integrieren. Das war anfangs sehr ungewohnt für uns beide und alles andere als einfach. Eigentlich fingen wir noch mal ganz von vorne an, also wie wir miteinander umgingen und wie wir miteinander sprachen. Es war ein wirklicher Neubeginn unseres Zusammenlebens und das nach über 13 Ehejahren. Das war aber auch allerhöchste Eisenbahn, denn nun stand ein grundlegendes Hinsehen und Aufarbeiten unserer längst anfallenden Probleme an, die wir bisher aus Zeitmangel immer auf Morgen verschoben hatten. Und diese Aufarbeitung, ausgelöst durch Sylvie's Krise, sollte der Grundstein für unser künftiges Zusammenleben darstellen.
Während dieser Zeit nahm sich Sylvie auch immer mehr Zeit und Raum für sich, um sich ihrer wahren Gabe zu widmen und das war ihr Kontakt zur Geistigen Ebene. Und sie ließ mich an ihrer Entwicklung, an ihren Durchsagen und an ihrer immer mehr übergeordneten Sicht- und Denkweise teilhaben.
Zurück zur Musik:
Irgendwann nach Monaten, als Sylvie langsam immer stabiler wurde, habe ich mich dann ganz behutsam wieder meiner Musik zugewandt, aber nur noch Zuhause in meinem Musikstudio und das jetzt mit einem angemessenen Zeitaufwand. Und dabei kam der Wunsch auf, eine CD mit eigenen Kompositionen zusammenzustellen und zu veröffentlichen, denn es hatten sich über die vielen Jahre so einige Songs angesammelt. Glücklicherweise bekam ich nach kurzer Zeit von einer Plattenfirma das Angebot, CDs mit meinen Songs zu veröffentlichen. Dieses Angebot nahm ich natürlich gerne an.
Naja, so einfach und schnell ging das mit dem Plattenvertrag nun auch wieder nicht, erst nachdem ich nächtelang über 100 Demo-Kassetten zusammengeschnitten und an diverse Plattenfirmen verschickt hatte. Ich erinnere mich noch an das ungläubige Gesicht der Postbeamtin, als ich meine beiden Waschkörbe voller kleiner DEMO-Päckchen auf den Tresen unserer kleinen Dorf Postfiliale stellte und kleinlaut zu ihr sagte: "Doch doch, die müssen jetzt alle frankiert werden."
Und tatsächlich bekam ich eines Tages von einem Musiklabel das Angebot zur Veröffentlichung und Vermarktung eigener CDs. Wow. Das hörte sich doch fantastisch an.
Doch beim genaueren Lesen des "Kleingedruckten" im Plattenvertrag stellte sich heraus, dass das Musiklabel zwar die Veröffentlichung der CDs übernahm, ich aber für die Erstellung eines digitalen Mediums, was die eigentliche Grundlage für die CD-Pressung darstellte, selbst verantwortlich war. Im Klartext: Die Kosten für die gesamte Musikproduktion ging voll auf meine Kosten. Na Super.
So nahm ich eine Woche Urlaub und mietete mir für diese Zeit das Musikstudio eines Freundes, um mit allen beteiligten Musikern Titel für Titel auf ein entsprechendes Masterband aufzunehmen. Das fertige Band schickte ich danach dann zum Musiklabel. Jetzt endlich stand der Veröffentlichung meiner ersten CD nichts mehr im Wege. Und so entstand 1990 WEITES LAND und Anfang 1992 ANIMALS AMNESTY. Allein für die Kosten dieser Woche, hätte ich mir auch ein schickes Auto kaufen können.
Mit der Veröffentlichung meiner CDs 1990 und 1991, wurde für mich aber auch zugleich das "Kapitel Musik" endgültig zugeklappt, denn es wartete bereits ein neues und weitaus größeres Abenteuer auf mich, in dem für Musik kaum noch Zeit und Platz sein sollte. Doch von alledem ahnte ich damals noch nichts.
Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, spüre ich wieder ganz deutlich meine damalige Begeisterung. Die uneingeschränkten Ausdrucksmöglichkeiten, die sich durch die elektronische Musikerzeugung Anfang der 1980er Jahre eröffneten, stießen ein riesiges, spannendes und aufregendes neues Tor für mich auf. Denn plötzlich gab es eine Möglichkeit, ein Instrument, eine Sprache, um meine tiefsten Gefühle wie Trauer, Sehnsucht, Verständnis und Liebe nach außen zu transportieren. Verbal war es mir damals schwer möglich für diese Gefühle die passenden Worte zu finden. Wut, Zorn und ähnliche Gefühle, die konnte ich wunderbar rauslassen, aber nicht meine leisen sensiblen Gefühle. Aber mit den neuen technischen Musikinstrumenten konnte ich das jetzt alles ausdrücken. Das war ein unfassbares Glücks- und Befreiungsgefühl.
Es ging mir bei meiner Musik niemals darum, "auf Biegen und Brechen" einen "HIT" zu komponieren und mich dabei als Mensch komplett zu verbiegen, nur um bei der breiten Masse "gut anzukommen" und weil am Ende ja unbedingt ein musikalischer Erfolg dabei herauskommen muss, sonst lohnt sich die ganze Arbeit doch gar nicht. Auch ohne "HIT" habe ich für mich in der Musik den größten Erfolg erzielt. Und das, weil ich dabei alle Gefühle zu- und rausgelassen habe. Und weil ich bei mir geblieben bin.
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hat Musik mein Leben entscheident beeinflußt und verändert. Doch insbesondere die Zeit von 1982 bis Ende 1991, in der ich mich intensiv mit elektronischen Musikinstrumenten und Zubehör wie Synthesizern, Keyboards, Drum-Maschinen, ➚ MIDI, Mischpulten, Effektgeräten plus der dazugehörigen Software beschäftigte, habe ich den ➚ Personal Cumputer und das digitale Zeitalter und die ➚ digitale Revolution in der elektronischen Musik von Beginn an aktiv erlebt und gelebt. Angefangen von schweineteueren ➚ analogen Synthesizern OHNE Presets (abgespeicherte Sounds), dann weiter zum Home-PC ➚ ATARI und COMMODORE, alles noch OHNE Internet, bis hin ins Internetzeitalter und komplexen Kompositions-Software-Programmen.
Doch eines habe ich dieser ganzen Zeit nicht geschafft: Noten zu lesen. Dazu bin ich einfach nicht gekommen.
Ein Zusammenzuleben mit mir war und ist nicht immer einfach, denn ich brauche viel Freiraum, um meine Ideen und Visionen ausprobieren und leben zu können. Das ist ein fester Bestandteil meiner Persönlichkeit. Sylvie wusste das und hat mir diesen Raum immer gegeben und mich bei allem unterstützt.
Als ich Anfang der 1980er Jahre das elektronische Musizieren für mich entdeckte, sagte Sylvie zu mir: "Peter, ich bin richtig neidisch auf Dich. Du hast endlich das gefunden, was wirklich Deins ist." Damit meinte sie: Und was ist meins? Was ist meine Tätigkeit, die mich wirklich glücklich macht?
Damals hatte Sylvie noch keine Ahnung, dass auch sie schon sehr bald ihre wahre Tätigkeit, Arbeit und Berufung finden würde, doch das setzte zuvor eine tiefe Aufarbeitung und Bewusstwerdung ihrer Persönlichkeit voraus. Und ich wusste damals noch nicht, dass Sylvie's Aufarbeitung für uns beide ein ganz neues Kapitel in unserem Leben aufschlagen sollte.
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Meine Zeit als Musiker, Komponist, Produzent
1980er
Discografie
1990
1992
1992
2000
Meine Synthesizer in den 1980ern, von denen die meisten legendär geworden sind. Kawai K1
FOTO Kawai K1 von 1988
PCM Waveforms Baujahr 1988 Neupreis ca. 1.500 DM
Korg M1
FOTO Korg M1 von 1989
Digital Baujahr 1988-1994 Neupreis 4.590 DM
Korg Poly-61
FOTO Korg Poly-61 von 1984
Baujahr 1982 Neupreis 3.200 DM
Korg MS-10
FOTO Korg MS-10 von 1983
Analog Monophone Baujahr 1978-1983 Neupreis 900 DM
Moog Minimoog
FOTO Mein Minimoog von 1984: Der beste Synthesizer den es je gab
Analog Monophone Baujahr 1970 Neupreis 6.000 DM
Moog Source
FOTO Moog Source von 1988
Analog Monophone Baujahr 1981 Neupreis ca. 2.000 DM
Oberheim Matrix 6R
FOTO Oberheim Matrix 6R von 1986
Baujahr 1985 Neupreis ca. 2.600 DM
PPG Wave 2
FOTO Mein PPG Wave 2 von 1983: Bei diesem Synthesizer liegen Genie und Wahnsinn ganz eng beisammen
Baujahr 1981-1987 Neupreis ca. 10.000 DM
Roland Jupiter-6
FOTO Roland Jupiter-6 von 1987
Analog Baujahr 1983 Neupreis 6.300 DM
Roland U-220 Rack
FOTO Roland U-220 Rack von 1987
ROM Player Baujahr 1989 Neupreis 2.100 DM
Roland AX-Synth
FOTO Roland AX-Synth von 1987. Der Hammer bei Live-Auftritten.
Umhängekeyboard Baujahr Anfang der 1980er Neupreis 995 DM
Yamaha DX7
FOTO Yamaha DX7 von 1987
FM-Synthese Baujahr 1983-1987 Neupreis 4.730 DM
Yamaha DX7II
FOTO Yamaha DX7II von 1988
FM-Synthese Baujahr 1987 Neupreis 4.750 DM
Yamaha TX7 Modul
FOTO Yamaha TX7 Modul von 1988
FM-Synthese Baujahr 1984 Neupreis ca. 900 DM
Yamaha TG77 Rack
FOTO Yamaha TG77 Rack von 1989
FM-Synthese Baujahr 1989 Neupreis 2.900 DM
Mein Musikstudio Equipment in den 1980ern Atari 1040 ST
FOTO Atari 1040 ST von 1986
Personal Computer Baujahr 1985-1994 Neupreis 1.300 DM
Atari ST war damals DER angesagte ➚ Personal Computer (PC) für Musik-Software. Über ihn liefen auch unzählige Video-Spiele plus ➚ 3,5 Zoll Diskette (1,44 MB) plus ➚ StarWriter Textprogramm, das damalige "Word" für den Atari plus Drucker. Externe Festplatte
für Atari FOTO 60 Megabyte externe Festplatte für Atari
60 MB (Megabyte wohlgemerkt), Neupreis 850 DM
C-Lab Export
MIDI Interface FOTO C-Lab Export MIDI Interface für Atari
MIDI Interface: 3 MIDI OUT, plus serieller ST Anschluss über Atari PC Modemport, Neupreis 300 DM
C-Lab Unitor 2
MIDI Interface FOTO C-Lab Unitor 2: MIDI Interface für Atari
Synchronisation zu/von anderen SMPTE Geräten, plus 2 MIDI IN, 2 MIDI OUT, Multi-Port für Steady Eye oder Human Touch, Neupreis 790 DM
C-Lab Notator SL
MIDI Software FOTO C-Lab Notator SL: MIDI Software für Atari
MIDI-Sequenzerprogramm für den Atari ST, Neupreis 750 DM
16-Kanal Mixer
FOTO 16-Kanal Mixer von 1985
Baujahr 1989 Neupreis 6.500 DM
Ibanez 6-Kanal Mixer
FOTO Ibanez 6-Kanal Mixer von 1985
RM-60 von 1983 Neupreis 650 DM
Teac Tonband
FOTO Teac 38: 8-Kanal 1/2 Zoll Tonband von 1987
Teac Tasam 38 8-Kanal 1/2 Zoll Tonband von 1987 Neupreis 5.745 DM
plus 8-Kanal Noise Reduction 1.500 DM Sony Tonband
FOTO Meine Schönheit von 1973: Das Sony 1/2 Zoll Tonband TC-758
TC-758 2-Kanal 1/2 Zoll von 1973 Neupreis 1.500 DM
zum Mastern
DAT Recorder
Taperecorder
zum Mastern Neupreis 2.000 DM
Doppel Tape Deck
Recorder
zum Herstellen von DEMO-Kompaktkassetten Neupreis 1.000 DM
Div. Effektgeräte
Hall, Echo, Equalizer usw. ca. 2.000 DM
Sony Verstärker
FOTO Meine Schönheit von 1972: Der Sony Verstärker TA-1150
TA-1150: 1971 Neupreis 800 DM
Sony Receiver
FOTO Meine Schönheit von 1972: Der Sony Receiver STR-6045
STR-6045: 1971 Neupreis 800 DM
Sony Plattenspieler
FOTO Meine Schönheit von 1974: Der Sony Plattenspieler PS-4750
PS-4750: 1976 Neupreis 750 DM
Zeck 15/3
Lautsprecher FOTO Zeck 15/3 Lautsprecher von 1985
2 Zeck 15/3 Lautsprecher von 1985, 400 Watt, Gewicht 40 kg, Paar Neupreis 1.900 DM
Revox
Symbol B MKII FOTO Meine fantastischen Revox Lautsprecherboxen von 1987 Symbol B MKII
2 Revox Lautsprecher Symbol B MKII von 1987, 300 Watt, Gewicht 51 kg, Stück Neupreis 2.000 DM
Flight Case
FOTO Flight Case, Transportkiste
Mehrere Flight Cases, Transportkisten von Amptown in Hamburg ca. 1.000 DM
Meine Drumcomputer in den 1980ern, die längst legendär geworden sind. Roland TR-808
FOTO Roland TR-808 von 1983
Analoger Drumcomputer Baujahr 1982 Neupreis 1.900 DM
Roland TR-505
FOTO Roland TR-505 von 1987
Drumcomputer Baujahr 1986 Neupreis 650 DM
➚ = Umleitung auf andere Internet-Adresse |
Ende Kapitel 8
Start Kapitel 8: Mein "früheres" Leben als Musiker ▲
Ich lebte schon immer in "zwei Welten", wenngleich ich auch versuchte, das mein halbes Leben lang zu ignorieren.
Solange ich zurückdenken kann, hatte ich Kontakt zur geistigen Ebene. Schon als Kind hatte ich ständig imaginäre Freunde an meiner Seite und zusammen spielten wir dann mit meinen Matchbox Autos (damals waren die noch bezahlbar) oder bauten Häuser mit meinen Legosteinen oder wir sangen einfach nur ein Lied zusammen. Das war immer sehr lustig und ich hatte viel Spaß mit meinen Freunden. Ihr Kommen und Gehen war damals etwas völlig Normales für mich. Man kann sagen, dass ich in "zwei Welten" lebte, nur dass es mir damals natürlich überhaupt nicht bewusst war.
Doch als ich älter wurde kamen sie nur noch selten zu mir, bis sie sich irgendwann überhaupt nicht mehr meldeten. So dachte ich jedenfalls. Und irgendwann erinnerte ich mich nicht einmal mehr daran, dass es sie überhaupt jemals gegeben hatte. Ich hatte jede Erinnerung an sie total vergessen. Erst viele Jahre später, als ich schon längst erwachsen war, fielen sie mir wieder ein. Zuerst nur schemenhaft, doch dann kamen langsam immer mehr Erinnerungen zurück. Schon merkwürdig, ich hatte das alles die ganzen Jahre über völlig vergessen.
Doch die Wahrheit ist: Der Kontakt zur geistigen Ebene war niemals abgebrochen. ICH hatte mich als Kind ganz bewusst von ihnen abgewandt, denn ich wollte sie bestrafen, dass sie mich in Stich gelassen hatten, dass sie mich nicht beschützt hatten, dass sie mich allein gelassen hatten und zwar in dem Moment, als ich sie am Allernötigsten gebraucht hätte. Ich war ärgerlich. Ich war wütend. "Warum habt Ihr zugelassen, dass ich mit einer so unfassbaren Schuldzuweisung konfrontiert werde? Wo ward Ihr da? Ich habe Euch so dringend gebraucht, doch Ihr habt meine Hilferufe einfach ignoriert. Ich will nie wieder mit Euch etwas zu tun haben."
Rückblick Kapitel 3:
← #Der Kontaktabbruch
Doch als ich später meine künftige Frau Sylvie kennenlernte, kamen die Erinnerungen an damals ganz langsam wieder zurück in mein Bewusstsein. Sylvie hatte schon seit ihrer frühesten Kindheit einen "direkten Draht nach oben". Für sie war es ganz natürlich, mit Engeln, mit Verstorbenen und anderen Energien von der geistigen Ebene sowie mit Tieren zu kommunizieren, so natürlich, wie ein Gespräch unter guten Freunden.
Und so begann es Mitte der 1980er Jahre, dass mir Sylvie immer mehr über ihre besonderen Fähigkeiten erzählte und mich auch immer öfter an ihren besonderen "Gesprächen" teilhaben ließ, bei denen ich erstaunliche Aussagen hörte. Diese Aussagen waren vorrangig für uns beide und für unser weiteres persönliches Wachstum bestimmt.
Als doch eher bodenständiger Mensch, war ihr "direkter Draht nach oben" für mich anfänglich natürlich etwas völlig Neues und sehr verwirrend. Gibt es so etwas wirklich? Kann man wirklich mit sowas wie Engeln und mit Verstorbenen sprechen? Kann das wirklich sein oder will meine Frau mich nur verscheißern?
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 11:
#Hilfe, meine Frau hört Stimmen! →
Doch schnell merkte ich, dass Sylvie's Botschaften und ganz besonders die Art ihrer Aussprache und die Wahl ihrer Worte, echt waren. Das war keine verarsche von ihr, dafür kannte ich sie schon zu lange und viel zu gut. Wow! Ich hatte ja keine Ahnung, dass so etwas tatsächlich möglich ist. Ich hatte das bisher als Spinnerei abgetan, wenn ich darüber hörte, dass Leute mit Engeln oder mit Verstorbenen aus der geistigen Welt redeten. Doch jetzt erlebte ich fast tagtäglich so etwas selbst, wovon die meisten von uns bestenfalls nur hörten.
Und allmählich öffnete sich für mich Stück für Stück eine ganz neue Welt und Weltanschauung und eine völlig neue Sicht- und Denkweise. Und plötzlich kamen auch immer mehr Erinnerungen an meine Kindheit und meine damaligen imaginären Freunde und Erlebnisse zurück.
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♫Der Kontakt
© Peter Reifegerste | mehr davon...
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Wir sind immer da, immer anwesend.
Du brauchst nur an uns zu denken und schon hast Du den Kontakt.
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Jetzt beschäftige ich mich nun schon seit Ende der 1980er Jahre intensiv mit dem Thema Licht und Schatten unserer Persönlichkeit sowie Aufarbeitung ungelöster Konflikte in der Familie, basierend auf meiner Suche nach Gründen und Antworten zu Problemen in meinem eigenen Leben und in der meiner Familie. Dabei wurde mir klar, wie wichtig die Erkenntnis über meine eigene Urverletzung (Trauma), meine eigenen Schutzmechanismen und meinen eigenen Schatten war und welchen enormen Einfluss diese auf mein gesamtes weiteres Leben hatten. Das hatte ich ja überhaupt nicht gewusst!
Und bei meiner weiteren Suche merkte ich, dass ich die besten Antworten auf meine Fragen erhielt, wenn ich direkt mit den "Jungs und Mädels" von oben in der geistigen Ebene kommuniziere, da sie genau die richtigen Ansprechpartner für meine Fragen sind.
Doch auf diese besondere Art der rein gefühlsmäßigen Kommunikation "mit oben" musste ich zuerst vorbereitet und geschult werden:
Als erste Voraussetzung brauchte ich ein feines Gespür, um jede Art von Disharmonien anderer Personen wahrzunehmen. Diese Sensibilität wurde mir als eine Art Gabe bereits in die Wiege gelegt, denn ich kann auch noch kleinste unterdrückte und verborgene Gefühlsschwankungen anderer exakt wahrnehmen.
Dann durchlief ich eine Art "Schulungsprogramm", um so die vielschichtigen Höhen und Abgründe unserer menschlichen Licht- und Schattenseiten und die damit verbundenen Gefühle genau kennenzulernen.
Dazu musste ich natürlich zuerst meine eigenen Licht-und Schattenseiten genauestens kennen lernen. Aber ebenfalls auch die Licht-und Schattenseiten der anderen Personen und zwar IN MIR drinnen, so als wären es meine eigenen Gefühle. Nur so bekam ich ein reales Abbild der ganzen Gefühls- und Gedankenwelt meines Gegenübers. Nur so konnte ich lernen zu verstehen, wie sich mein Gegenüber jetzt gerade fühlt und wie er:sie gerade mit seinen:ihren Gefühlsschwankungen kämpft. Nur indem ich dies alles in mir selbst fühlte und zu unterscheiden vermochte, was gehört zu mir und was nicht, konnte ich mit der Zeit verstehen, was da eigentlich gerade bei ihm:ihr und meinem Gegenüber passierte und warum diese Person sich gerade so unruhig, nervös, zerrissen oder andererseits übertrieben gut drauf oder etwas zu freundlich verhielt.
Dieses Schulungsprogramm begann bereits in meiner frühen Kindheit, wovon ich damals natürlich nichts ahnte, und diese Schulung dauert bis heute an. Ich denke jeder von uns erlebt so etwas, bezogen auf die eigene individuelle Begabung oder Gabe, auch wenn es vielleicht nicht jedem bewusst ist.
Durch die Schulungen über unsere Licht- und Schattenseiten, konnte ich mich dann irgendwann auf die Suche nach Gründen und Antworten zu meinen eigenen immer wiederkehrenden Problemen begeben. Heute kenne ich die Gründe bei mir und die Gründe in meiner Familie und habe viele Antworten auf meine Fragen bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn das hat mein Sehen, mein Denken und meine Bewusstheit auf alles Leben komplett verändert.
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"Um Frieden zu erlangen, muss zuerst der Feind vernichtet werden. Ich habe alles Schlechte und Böse in meinem Leben erfolgreich bekämpft und vernichtet. Jetzt bin ich frei."
Das ist natürlich eine Illusion und ein Irrglaube. Nur die Annahme und Vereinigung der Gegensätze - in unserem Herzen - führt zu Frieden und zur Heilung. Ein Kampf kann niemals zum Frieden führen sondern erzeugt immer nur weitere Kampfenergie. Alle Mächtigen dieser Erde wissen das. Also, lasst uns genau hinhören, wer was und wozu aufruft.
Heute verstehe ich, warum mein Leben GENAU SO verlaufen musste, wie ich es erlebte und warum ich bestimmte Situationen GENAU SO immer und immer wieder erleben und erfühlen musste. Auch oder im Besonderen die schmerzhaften Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle. Heute verstehe ich den übergeordneten Sinn dahinter und das es um weit mehr geht, als nur um meine Person oder die Personen in meiner Familie.
Mir wurde klar, dass mir meine spezielle Kommunikation und Wahrnehmung unserer Licht- und Schattenseiten nicht mal eben so zufällig zugeflogen kam sondern dass das einen tieferen Sinn haben musste. Das war kein Zufall, das war Absicht. Und da ich meine Wahrnehmung nicht mal eben so "abschalten" oder "ausknipsen" kann, weil sie sowieso permanent vorhanden ist, entschloss ich mich ganz bewusst dazu zu stehen und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Und auch deshalb, weil ich mich und mein Leben ernst nehme.
Der Irrglaube:
Um Frieden zu erlangen, muss der Feind vernichtet werden!
Jahrzehntelang habe ich meine Probleme als lästige Plagen und Feinde angesehen, die einfach nicht aufhören mich zu nerven und gegen die ich immer gekämpft habe und am liebsten erschlagen hätte. Bis ich erkannte, dass genau das Gegenteil der Weg zur Lösung zum Frieden und zur Heilung ist, nämlich das bewusste Hinsehen und Ansprechen.
Um Frieden zu erlangen, sollte man zuerst SICH SELBST fragen:
Kampf ist niemals ein Mittel, um Frieden zu bekommen sondern stößt uns nur noch tiefer in eine Kampf- und Gegenkampf- Vergeltungs-Spirale. Frieden setzt zu allererst ein Selbst-Verständnis und eine Selbst-Bewusstwerdung voraus. Wer sich selbst nicht kennt, ist nicht wirklich bei sich und weiß somit auch nicht wirklich was er tut.
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Bereits seit vielen Jahren sehe ich mich als Kommunikator und Vermittler zwischen "zwei Welten" und zwar zwischen dem Licht und dem Schatten. Das bedeutet, ich stehe allen Schattenanteilen sowie hilfesuchenden Lebensformen- und Energien als loyaler Ansprechpartner zur Verfügung, wenn es um den klaren Wunsch nach einer Veränderung in Richtung Licht, Liebe, Wahrhaftigkeit, Klarheit und Herzlichkeit geht.
Für mich ist klar, dass diese "zwei Welten" letztendlich sowieso zusammen gehören, man kann sie gar nicht trennen, weil sie nie wirklich getrennt waren. Außerdem kann "eine Welt" ohne die andere gar nicht existieren. Es gibt keinen Schatten ohne Licht sowie auch umgekehrt. Beide Seiten sind immer zu gleichen Anteilen vorhanden. Doch nur zusammen sind beide ganz, nur zusammen sind WIR ganz. Und unser Herz ist die Schaltzentrale zwischen "beiden Welten", zwischen beiden Gegensätzen. Das Herz vereinigt beide Seiten wieder zu einem Ganzen und so werden auch wir wieder vollständig.
Genau zu diesem Zweck installierte ich schon vor Jahren mein Herz als imaginäre Brücke genau in der Mitte zwischen dem Licht auf der einen und dem Schatten auf der anderen Seite. Damit biete ich allen Schattenenergien und hilfesuchenden Lebensformen sowie verstorbenen Personen die Möglichkeit an, angenommen, sicher und beschützt über diese Brücke, also über mein Herz, vom Schatten ins Licht gehen zu können. Wenn Sie es denn mögen. Und das betrifft auch das gesamte Tierreich.
Alles basiert auf der Grundlage des freien Willens jedes einzelnen Wesens und zum höchsten Wohle aller im Universum. Dieses Angebot richtet sich sowohl an Opfer als auch an Täter.
Dazu passender Beitrag:Als ich einmal einer lieben Freundin in einem Telefonat von meiner Arbeit berichtete, sagte sie zu mir: "Tja Peter, ich kümmere mich um die Lebenden und Du um die Verstorbenen."
Und sofort nachdem sie es ausgesprochen hatte, war sie über ihre eigene Aussage so erschrocken, dass sie unser Telefonat abrupt beenden musste. Mir war sofort klar: Das waren nicht ihre eigenen Worte. Und es war eine Botschaft für mich.
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Mein wahres Zuhause ist die eine Welt, doch leben tue ich in dieser.
Wie finde ich mein Zuhause auch in dieser Welt?
Für mich gilt es, meine eigene Wahrheit zu finden und das bei all meinen äußeren Begegnungen, bei all meinen Gedanken und Überlegungen und auch bei jeglicher Kommunikation mit anderen. Und das bei allen Infos, Fakten, Beweisen, Tatsachen, Behauptungen, Ängsten und anderen Emotionen, mit denen ich tagtäglich im außen konfrontiert bin. Es gilt bei mir zu bleiben und auf meine innere Stimme zu hören.
Mein Herz braucht keine Ausbildung.
Mein Herz braucht kein Studium.
Mein Herz braucht kein Diplom.
Mein Herz braucht keinen Titel.
Mein Herz braucht keine Urkunde.
Mein Herz braucht keine Beweise.
Das alles brauche ich nicht. Ich brauche nur mein Herz zu fragen, denn mein Herz kennt meine eigene Wahrheit auf alle Fragen.
Wenn ich in mein Herz gehe, vereine ich beide Pole, beide Gegensätze hier auf Erden, dann vereine ich beide extreme Seiten und finde in der Mitte meine eigene Wahrheit. Damit löse ich die Polarität auf Erden auf.
Ich muss also meine eigene Wahrheit finden, sie fühlen und dann dazu stehen. Für mich selbst und im außen bei anderen. Es muss sich richtig für mich anfühlen. Und dann spielt es keine Rolle mehr, in welcher Welt ich mich auch gerade befinde, denn dann bin ich immer Zuhause. In mir.
Jeder von uns sucht im Leben seinen eigenen Weg und auf diesem Weg gibt es kein Richtig und kein Falsch. Jeder Weg, die eigene Wahrheit im Herzen zu finden ist unendlich wertvoll, denn es ist der eigene Weg.
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Unterbewusstseins-Reise:
♫Gehe Deinen Weg (reinhören)
© Peter Reifegerste | mehr davon...
Eine wunderbare Reise, die entspannt und auf viele wichtige Wegbegleiter aufmerksam macht. Während der Reise wird der Hörer von einem Lichtwesen begleitet und erhält viele Informationen, die seinen jetzigen und künftigen Lebensweg betreffen. Er erfährt, wie er wichtige Hinweise auf seinem Pfad des Lebens erkennen und als Unterstützung nutzen kann.
Die Botschaft der Reise lautet: "Gehe Deinen Weg bewusst und akzeptiere, dass jeder Mensch "seinen" Weg und "seine" eigene Wahrheit hat. Es gibt viele Wege und Wahrheiten. Lerne alles anzunehmen und bewerte es nicht..."
U-Reise in voller Länge →
Alle Audio-Titel auf dieser Seite →
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Es ist an der Zeit, dass wir den wahren Sinn und die wahre Botschaft unseres eigenen "Schattens" verstehen und endlich damit aufhören, diesen ständig zu bekämpfen oder gar "überwinden" zu wollen. Jeder von uns hat diesen Anteil in sich, er gehört zu unserer Persönlichkeit, er kann also gar nicht "überwunden" werden.
Außerdem ist dieser Anteil alles andere als "der Feind" sondern vielmehr einer unserer größten Lehrmeister auf dem Weg, zu unserem wahren Selbst und unserem inneren Frieden. Es geht also kein Feindbild und um keinen Kampf oder Abgrenzung, Ausgrenzung, Trennung oder Abwendung gegen diesen Anteil, sondern es geht genau um das Gegenteil, nämlch um das Erkennen, um das Verstehen und um die Annahme ALLER unserer Anteile und zwar IN UNS SELBST, und zwar in unserem Herzen.
Solange wir den Sinn und die Botschaft unserer Persönlichkeitsanteile nicht wirklich verstanden und angenommen haben - und damit meine ich mit unserem HERZEN verstanden haben, nicht mit unserem Verstand - solange führen wir nur einen ewigen Kampf "gegen Windmühlen" wie Don Quichotte, also einen ewigen Kampf gegen uns selbst. Und dieser Kampf ist nicht zu gewinnen, weil er nur eine Illusion ist.
Übrigens: Das ist kein theoretisches Gelaber oder Nachgeplapper, sondern das basiert auf unzähligen eigenen erlebten Erfahrungen, da ich mich selbst mein halbes Leben lang im Kampf gegen meine eigenen "Windmühlen" befand. Ich weiß also genau wovon ich hier spreche.
Siehe dazu auch: Den Sinn des Schattens verstehen →
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Mein weiterer Weg führte dazu, dass ich immer öfter darauf achtete, mich nicht im Detail zu verlieren sondern Situationen, Begegnungen und Personen die mich emotional berührten, immer aus einer übergeordneten Sichtweise zu betrachten und zu fühlen. Denn so bekam ich eine emotionale Distanz zur Situation oder zur Person und erhielt zugleich eine zusammenhängende Übersicht der Lage. Ich schaute quasi wie von oben auf eine Situation runter und konnte alle beteiligten Personen, Zusammenhänge und Verbindungen besser erkennen.
Doch für mich endet hier die übergeordnete Sichtweise nicht sondern sie fängt eigentlich erst richtig an. Denn ich glaube, dass man die wirklichen, die wahren Gründe von Situationen, Begegnungen und Personen erst so richtig erkennen und verstehen kann, wenn man seinen Blickwinkel, also seinen Standpunkt, von dem aus man schaut, immer weiter ausdehnt. Damit meine ich, dass man seinen Blickwinkel nicht nur auf die Situation oder die Person alleine begrenzen sondern auch gern mal Stück für Stück immer weiter ausdehnen sollte.
Als gutes Beispiel für eine übergeordnete Sichtweise steht Google Maps oder Google Earth, also wenn man sich eine Landkarte oder einen Ort von oben anschaut und dann immer weiter davon weg zoomt und so aus einer immer höheren Entfernung betrachtet bis letztendlich nur noch die Erde als kleine Kugel übrig bleibt. Erst dann erkennt man die Zusammenhänge und alles das, was sich neben der Erde befindet und auch mit ihr zusammenhängt und von ihr abhängig ist. So erkennt man, dass alles auf, neben oder über der Erde auch mit allem anderen auf irgendwelche Art und Weise verbunden und abhängig ist.
Und wenn man dann möchte, kann man die Distanz und den Standpunkt noch weiter ausdehnen, in dem man die Erde nicht nur allein sondern im Zusammenhang mit den anderen Planeten betrachtet, wie z.B. mit dem Mond und seiner Gravitationskraft, ohne den es auf der Erde keine Jahreszeiten und somit kein wirkliches Leben geben würde, und nur weil der Mond die Erdachse auf konstant 23,4 Grad hält. Das bedeutet, dass auch das Leben auf der Erde vom Mond abhängig ist, auch hier besteht eine existentielle Abhängigkeit. Und wenn man möchte kann man seinen Blickwinkel noch weiter ausdehnen, indem man unser Sonnensystem mit den Planeten betrachtet und deren Abhängigkeiten untereinander.
Man kann diese Betrachtungsweise jetzt immer weiter z.B. auf die Galaxien ausdehnen, bis unser Verstand nicht mehr mitkommt und streikt. Aber dieses Beispiel soll ja auch nur zeigen, dass wir Situationen und Personen nicht nur begrenzt betrachten sollten, so wie durch ein Schlüsselloch, sondern auch immer aus einer gewissen Distanz heraus, weil wir dann erst weitere Zusammenhänge und Abhängigkeiten erkennen.
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Ich denke, dass wir unsere irdische zeitliche Betrachtungsweise immer mal wieder ausdehnen sollten, also nicht immer nur in Erd-Stunden, in Erd-Tagen oder Erd-Jahren zu rechnen sondern die Dinge auch mal in größeren zeitlichen Dimensionen zu betrachten. Was sind schon 80 oder 90 Lebensjahre gemessen an unserer Menschheitsgeschichte oder an der Galaxis oder des Universums. Vielleicht offenbart sich der Sinn einer heutigen Situation erst viele Jahre später, wenn der Mensch und die beteiligten Personen schon längst von dieser Erde gegangen sind.
Wir sehen, denken und fühlen immer noch in viel zu begrenzten zeitlichen Dimensionen und ziehen deshalb oft falsche Schlüsse im Jetzt und Heute, weil wir uns keinen wirklichen Gesamt-Überblick über eine Situation verschafft haben.
Ende Kapitel 9
Start Kapitel 9: Ich lebte immer schon in "zwei Welten" ▲
Spontanität sowie Wagnisse, Risiken und Herausforderungen einzugehen. Ganz besonders die Herausforderungen, bei denen ich das Ergebnis oder die Lösung in Gedanken schon klar vor mir sehe und mein Herz vor Begeisterung, Vorfreude und Zuversicht überfließt und deshalb jetzt sofort von mir umgesetzt werden muss.
Ein Mann muss das tun, was ein Mann eben so alles tun muss (???)
Genau, so sind wir Männer eben mal... (so ein Quatsch)
Und so kann es schon mal passieren, wenn ich von einer Idee, einer Vision oder dieser brennenden Leidenschaft SOOO gepackt und fasziniert bin, dass ich alles andere Stehen und Liegenlassen MUSS, um mich ausschließlich nur mit dieser einen Idee zu befassen, um einen Weg zu finden das umzusetzen, das zu realisieren. Und zwar jetzt. Innerlich sehe ich bereits das Ergebnis und die neuen Möglichkeiten ganz klar vor mir. Ich weiß nur noch nicht genau wie der Weg zur Umsetzung aussieht. Aber ich werde diesen Weg finden, daran besteht überhaupt kein Zweifel, egal wie lange es auch dauert. Ich bleibe dran.
Dieser Wille und diese Einstellung liegt an meiner schon chronischen Zuversicht und festem Erfolgsglauben an hauptsächlich neuen, zukunftsorientierten Ideen, Visionen und Projekten. Wobei ich mit Erfolg persönlichen keinen materiellen Erfolg meine. Erfolg im Sinne von grenzenloser Gefühlsauslebung, von überschäumender Freude, von vollständiger Erfüllung und Zufriedenheit. Wenn das denn auch noch Geld einbringt, super, sehr schön, aber das darf bitte keine Bedingung sein, sonst kann der ganze Spaß ganz schnell in eine völlig andere Richtung laufen.
Was heute von vielen Leuten noch als unmöglich, unrealisierbar, chancenlos, aussichtslos oder sogar als Science Fiction abgetan wird, ist für mich in den meisten Fällen schon total real, auch wenn es das heute noch gar nicht gibt. Ich bin dann immer wieder von Neuem erstaunt, warum das und jenes eigentlich noch niemand in die Tat umgesetzt hat, obwohl die Sache doch klar und offensichtlich vor uns liegt.
Ich bin der festen Überzeugung, dass alles das, was wir uns in Gedanken vorstellen können, auch real umgesetzt werden kann. Es sei denn die Technik zur Umsetzung wurde noch nicht erfunden.
Es gibt keine Grenzen, es sei denn in unseren Gedanken.
Dazu passender Beitrag: Die Gedankenkraft: Unser wahres Kraftpotential →
Ende Kapitel 10
Start Kapitel 10: Als Widder Sternzeichen ▲
Ab 1992 bis 2011: Wir gaben 1992 in Hamburg Job und Haus auf, um auf Ibiza ein spirituelles Zentrum aufzubauen.
Mein Haus. Mein Auto. Mein Job...
Mein Frust. Meine Abhängigkeit. Mein Gefängnis.
Wir hatten uns Mitte der 1980er unser Leben mit Eigenheim in Asendorf (Nordheide) mit zwei Autos, mit mehreren Urlauben pro Jahr und mit vielen anderen (Luxus?) Gütern so richtig gemütlich eingerichtet. Doch während wir es im Außen immer mehr "zu etwas brachten" (was immer das auch bedeuten mag), gerieten unsere inneren Träume und Wünsche immer mehr in Vergessenheit. Man nennt es auch: Alltag frisst Seele. Doch wenn unsere innere Stimme mal lauter wurde, war auch gleich ein passender Spruch parat:
"Naja, jeder hat doch so seine Wünsche und Träume, aber man kann sich nun mal nicht alle Träume erfüllen. Das Leben ist schließlich kein Wunschkonzert. Und Außerdem: Wir haben doch alles, was uns glücklich macht."
Wir waren damals nicht totunglücklich mit unserer Arbeit in der Versicherung. Ok, sie war nicht besonders kreativ, also meine Arbeit jedenfalls, es sei denn ich legte meinen Kugelschreiber heute mal mit vollem Risiko auf die andere Seite des Schreibtisches. Das wäre doch schon mal ein mutiger Anfang.
Nein im Ernst: Die Arbeit in der Versicherung brachte zwar "gutes Geld" (auch so'n geknackter Spruch), aber besonders ich sah keinen wirklichen Sinn mehr in meiner Arbeit. Sie war einfach stupide, langweilig, eintönig, farblos und kreativitätstötend. Wenn ich nicht unbedingt auf das "gute Geld" angewiesen wäre, dann hätte ich sofort den Kugelschreiber fallen gelassen und diesen freudlosen Ort für immer verlassen. (Also sooooooo schlimm war es nun auch wieder nicht. Denk' nur mal an das gute Kantinenessen.)
Der entscheidende Anstoß für mein Umdenken begann damit, als ich meine Arbeit immer mehr hinterfragte:
"Zur Hölle, was mache ich hier eigentlich? Also hier in der Versicherung an diesem Schreibtisch in diesem Großraumbüro? Ok, ich arbeite und bekomme dafür Geld um unser Haus, unsere 2 Autos, unsere Urlaube, unsere Nahrung und noch ein Dutzend anderer Sachen bezahlen zu können. Aber brauche ICH denn wirklich all diese Dinge? Und zu welchem Preis? In dem ich 8 Stunden lang an diesem Schreibtisch sitze und Arbeiten erledige, die mich eigentlich überhaupt nicht interessieren? Und das Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr? Aber diese Monate und Jahre sind doch meine Lebenszeit. Und diese Zeit kommt niemals wieder!"
Ich kam mir wie im Knast vor, zwar mit Freigang und ohne Mauern, doch letztendlich war es ein offenes Gefängnis. Mir wurde erschreckend bewusst: Hier kann doch etwas ganz Grundsätzliches nicht stimmen. Das kann ich auf Dauer unmöglich so weitermachen!
Einige werden jetzt vielleicht argumentieren:
"Hey, Willkommen im Club. Das ist das wirkliche Leben. Du solltest lieber dankbar sein, dass Du überhaupt'n Job hast. Es gibt da draußen jede Menge Leute, die sonst was dafür tun würden, um Deinen wie Du ihn nennst "sinnlosen" Job zu bekommen. Also, steig mal runter von Deinem hohen Ross und zeig mal ein bisschen mehr Dankbarkeit für Dein Leben. Klar?"
Natürlich fanden wir den ganzen materiellen Klimbim ja auch super toll, doch irgendwann war es nur noch der Versuch mit einer äußeren "Perfektion" über unsere nicht gelebte innere wirkliche Persönlichkeit hinwegzutäuschen. Die äußere Welt wurde perfekt angestrichen, während im inneren die Farbe immer weiter abbröckelte. Umso mehr wir im Konsumrausch schwammen, desto mehr kam diese Leere im Inneren. Während das Ego sich sonnte, vertrocknete langsam die Seele. Es fehlte etwas ganz Wichtiges in unserem Leben, aber wir wussten nicht was es war.
Zwar hatte ich mittlerweile in meiner Musik große Freude und Erfüllung gefunden, aber dadurch war ich auch immer weniger Zuhause bei Sylvie. Unsere gemeinsame Zeit wurde dadurch immer weniger. Und genau diese fehlende Zeit sollte schon bald der entscheidende Auslöser für eine gewaltige Lebenskrise sein.
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Sonne Mond und Sterne bricht, aber unsere Liebe nicht. Ähhhh... das hört sich irgendwie falsch an. |
Und allmählich erinnerten wir uns wieder, was uns beiden fehlte und was uns wirklich verbindet. Nein, nicht das Wohnmobil, sondern unsere Liebe und unsere Partnerschaft. Das ist unsere größte Stärke und Sicherheit und das war schon immer so, seitdem wir zusammen kamen. Keine materiellen äußeren Werte wie Geld, Besitz oder Stellung, sondern "nur" unsere Liebe und unsere Partnerschaft, das ist unsere wahre Sicherheit. Wir erinnerten uns wieder, dass Ängste, Sorgen, Zweifel und Unsicherheiten keinen Millimeter Platz zwischen uns finden, auch wenn sie unermüdlich nach Möglichkeiten suchen, um sich zwischen uns zu drängen. Wir erinnerten uns wieder, welche Türen sich fast wie von selbst öffneten, wenn wir Probleme und Wünsche gemeinsam als Paar angehen. Wir erinnerten uns wieder an dieses vertraute Gefühl, trotz leerer Taschen unendlich reich zu sein oder uns trotz räumlicher Enge grenzenlos frei zu fühlen oder uns an jedem Ort dieser Welt wie zu Hause zu fühlen. Und das nur, weil wir zusammen sind.
Genau danach sehnten wir uns zurück. Genau da wollten wir wieder hin. Zurück zu unserer größten Stärke. Und jetzt war die richtige Zeit dafür gekommen.
Zudem wurde mir immer bewusster, dass ein Angestelltenverhältnis einfach nicht das Richtige für mich ist. Ich musste mein eigener Chef sein, nur so konnte ich meine eigenen Ideen auch zu einem Beruf machen. Doch wie sollte das gehen? Da war die Hypothek fürs Haus und noch ein Dutzend anderer Verpflichtungen. Ich war für die nächsten Jahre oder sogar Jahrzehnte gefangen in diversen finanziellen Abhängigkeiten. Das konnte und durfte so nicht weitergehen. Ich musste einen klaren Schnitt im Berufsleben machen und der hieß: Raus aus dem Angestelltenverhältnis und rein in die Selbstständigkeit. Doch das bedeutete auch: Raus aus dem Wust unserer diversen finanziellen Abhängigkeiten.
Rückblick Kapitel 7:
← #Angestellt oder Selbstständig?
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Rückblick:
Auf eigenen Wunsch hin begibt sich Sylvie in Folge einer selbst diagnostizierten Diätensucht zur Therapie in eine Suchtklinik und bringt damit eine riesige Lawine der Aufarbeitung ins Rollen.
Rückblick Kapitel 5:
← Sylvie's Lebenskrise
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Ich persönlich bin, allein schon durch mein Sternzeichen Widder, eher bodenständig und realistisch. Deshalb war ich in meiner ersten Lebenshälfte sehr kritisch gegenüber Personen eingestellt, die behaupteten, dass sie Channeln oder Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen könnten. Diese Leute habe ich nicht ernst genommen, das waren Spinner, die nicht alle Latten am Zaun hatten. Und wenn ich damals einen Bericht darüber sah, dachte ich nur: "Die haben doch alle'n Knall." Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer von dieser Sache, stempelte diese Leute aber grundsätzlich als Idioten ab. Doch meine Meinung zum Channeln und zu "diesen Idioten" sollte schon bald auf eine harte Probe gestellt werden, denn ich traf Sylvie - und das änderte alles.
Es geschah Mitte der 1980er Jahre.
Obwohl wir bereits über 10 Jahre verheiratet waren, wusste ich nicht, dass Sylvie schon seit frühester Kindheit mit Engeln, Tieren, Pflanzen und verstorbenen Personen sprach, denn darüber hatte sie mit mir nie gesprochen. Bis zu diesem besagten Tag Mitte der 80er. Ich weiß noch wie sie in mein Musikstudio kam und unsicher zu mir sagte:
"Peter, wir müssen reden."
Oje, dachte ich nur, irgendetwas ist da im Busch. Meistens bedeutete es, dass Sylvie einen "supertollen" Einfall hatte, um unser schönes Zuhause noch ein bisschen schöner zu gestalten. Im Klartext hieß "supertoll" deshalb nichts anderes als "superteuer". Und ICH hatte das große Glück, ihren superteuren Einfall in die Realität umsetzen zu dürfen: And The Winner Is ... Peter !!! Deshalb reagierte ich flapsig:
Ok, was soll ich machen und was kostet der Spaß?
Doch diesmal ging es überhaupt nicht darum. Ich bemerkte, dass es ihr sichtlich schwer fiel, mir den wahren Grund ihrer "Wir-müssen-reden-Aktion" mitzuteilen. Doch dann rückte sie damit raus:
"Peter, ich höre Stimmen."
??? ... Was fragte ich ungläubig nach? Was meinst Du damit?
Und sie sprach weiter:
"So lange ich denken kann rede ich schon mit Engeln und Tieren. Das ist wohl meine Gabe. Man nennt es auch Channeln. Ich wurde deswegen aber schon früh veralbert und als Spinnerin abgetan, deshalb habe ich schon als Kind mit niemanden mehr darüber gesprochen."
Ach du meine Güte dachte ich nur: Jetzt ist meine Frau verrückt geworden.
Und Sylvie sprach weiter:
"Doch jetzt kann ich es einfach nicht länger für mich behalten, ich muss mit Dir darüber reden."
Wie gesagt waren wir schon viele Jahre zusammen und somit kannte ich Sylvie natürlich sehr genau. Deshalb spürte ich auch, dass ihre "Beichte" absolut ernst und ehrlich gemeint war und dass sie große Überwindung hatte, um mir davon zu erzählen. Somit beendete ich sofort das woran ich gerade arbeitete und wir setzten uns zusammen ins Wohnzimmer, um darüber zu reden.
Und dann folgte ein langes Gespräch, in dem Sylvie mir von ihrer Gabe erzählte und warum sie erst jetzt den Mut fand, mir davon zu berichten. Sie hatte Angst, dass ich sie vielleicht nicht ernst nahm oder noch schlimmer, dass es sogar Einfluss auf unsere Beziehung haben könnte. Sie hatte ihre Gabe viele Jahre erfolgreich mit allen möglichen Ablenkungen verdrängen können, doch seit einiger Zeit funktionierten diese Ablenkungsversuche nicht mehr, denn ihre Gabe wurde immer präsenter und drängte in den Vordergrund.
Ich hatte mich schon des Öfteren gewundert, dass Sylvie in unseren gemeinsamen Gesprächen, aber auch in Gesprächen mit anderen Personen, urplötzlich eine haargenau passende Lösungsformulierung einfach mal eben so "raushaute". Sie traf damit voll ins Schwarze, wenn es um ein bestimmtes Thema oder um ein bestimmtes Problem ging. Ich fragte mich dann: Woher kann sie das nur so genau wissen? Doch jetzt überkam mich eine leise Ahnung: Hatte das etwas mit ihrem Channeln zu tun? Ja, das hatte es, wie ich dann von ihr erfuhr.
Bei unserem Gespräch wurde mir von Minute zu Minute bewusster, dass dies gerade ein wichtiger Moment oder sogar eine wichtige Wende in unserem Zusammenleben bedeutete, denn Sylvie's Channeln wollte leben und gesehen werden, das war ganz klar. Sylvie wollte endlich MIT ihrer Gabe leben, statt sie weiter zu verdrängen. Und ich musste mich JETZT damit ebenfalls auseinandersetzen.
Dieses Gespräch bewirkte, dass Sylvie den Mut entwickelte mich von nun an immer mehr in ihre "Botschaften von oben" mit einzubeziehen. Natürlich war ich nach wie vor skeptisch, ob das hier auch wirklich alles mit rechten Dingen zugeht oder ob ich hier gerade voll verarscht werde. Deshalb waren meine "Sensoren und Antennen" auch jedes Mal auf höchste Empfindlichkeit eingestellt, wenn Sylvie wieder einmal zu mir sagte: "Peter, ich habe eine Botschaft empfangen. Möchtest Du sie hören?"
Aber so sehr ich mich auch anstrengte und ihre Botschaften auf Glaubwürdigkeit durchscannte, ich fand einfach keinen Grund, an ihren Aussagen zu zweifeln.
Natürlich merkte Sylvie mein intensives Scannen und Checken ihrer Botschaften, aufgrund dessen sie zu mir sagte:
"Ich weiß, dass es Dir schwer fällt meinen Botschaften zu glauben. Du brauchst Beweise."
Das wäre sehr hilfreich, antwortete ich ihr.
"Ich kann Dir einen Beweis liefern", sagte sie daraufhin. "Möchtest Du ihn hören?"
Na klar, her damit, sagte ich. Na, da bin ich aber mal gespannt (was jetzt schon wieder kommt).
Fortsetzung im nächsten Abschnitt...
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Und jetzt die Fortsetzung des vorherigen Abschnitts.
Und dann erzählte mir Sylvie folgende Botschaft, die sie "von oben" vernahm:
"Wir schreiben das Jahr 1938. Peter Du befindest Dich in einem anderen Leben als ein einfaches junges Mädchen mit Namen Frida und bist schwanger vom Sohn des Bürgermeisters. Doch dieser hat aufgrund Deines niedrigen Standes als einfache Magd nicht den Mut zu Dir und seinem ungeborenem Kind zu stehen sondern wendet sich stattdessen von Dir ab. Er lässt Dich sitzen. Zur damaligen Zeit wird Dein Zustand als eine große Schmach und Schande angesehen und deshalb wirst Du von den meisten gemieden und ausgestoßen. Das stürzt Dich in tiefe Verzweiflung, da Du nicht weißt, wohin Du gehen sollst und wie es weitergehen soll. Du siehst nur noch den Freitod als einzigen Ausweg. Und so entschließt Du Dich vor einen fahrenden Zug zu werfen."
Das ist schon eine heftige Geschichte, die Du hier erzählst. Aber weißt Du, ich hab's nicht so mit "in anderen Leben war ich der oder die". Das hört sich immer nach einer Entschuldigung und Rechtfertigung an. Und außerdem bin ich mir noch gar nicht im Klaren, ob ich überhaupt an "andere Leben" glaube.
"Ich weiß, sagte Sylvie, doch es gibt eine Zeugin für diese Geschichte und das ist Deine Mutter."
Wie bitte? Meine Mutter? fragte ich ungläubig.
"Frida und Deine Mutter waren damals etwa im gleichen Alter und ihr ward befreundet. Frage Deine Mutter, ob sie eine Frida kennt, die sich vor einen Zug geworfen hat."
Moment mal, ganz langsam Sylvie. Also, nehmen wir nur mal so an, dass diese Geschichte stimmt. Meine Mutter ist 1918 geboren und wenn die Geschichte sich 1938 abgespielt haben soll, dann war sie zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt. Von der Frida weiß ich nichts. Ich Peter stand 1938 noch gar nicht auf dem Plan, da ich ja "erst" 1952 geboren wurde. Rein rechnerisch könnte das also angehen. Ok, soweit so gut.
Trotzdem. Das ist ja unglaublich, dachte ich mir. Sollte ich der Sache wirklich nachgehen und einfach mal meine Mutter fragen, ob sie eine Frida von früher kennt? Doch wenn sie sich nun tatsächlich an diesen Vorfall erinnert, ist das denn auch ein wirklicher Beweis? Es kann theoretisch ja auch ein abgekartetes Spiel von Sylvie und meiner Mutter sein? Also theoretisch. Doch diesen Gedanken habe ich sofort verworfen, weil meine Mutter und Sylvie niemals auf diese Idee kommen würden. Und außerdem ist es überhaupt nicht Sylvie's Art mich "reinzulegen" oder hinters Licht zu führen. Das passt so gar nicht zu ihr. Und ich hätte diesen "Trick" auf sofort durchschaut.
Und so überlegte ich mir, wie ich meine Mutter bei meinem nächsten Treffen auf diesen Vorfall hin ansprechen könnte. Und da kam mir auch schon eine Idee: Ich würde nicht fragen, ob sie eine Frida von damals kennt, sondern ich würde einfach einen ganz anderen Frauennamen nennen. Schaun wir doch mal, was meine Mutter daraufhin antwortet. Wenn die Geschichte stimmen sollte, dann müsste sie sich doch auch an den richtigen Namen ihrer Freundin erinnern können?
Ja. Und dann ergab sich für mich eine Gelegenheit, Sylvie's Geschichte auf die Probe zu stellen, denn ich besuchte meine Mutter. Natürlich konnte ich ihr nicht sagen: "Ach übrigens Mutter, ich war im letzten Leben eine Frau und wir beide waren gut befreundet. Kannst Du Dich daran erinnern?" Das wäre wohl keine so gute Idee gewesen, deshalb habe ich sie auch gleich wieder verworfen. Aber irgendwie musste ich mir etwas einfallen lassen, um diese Frida-Story ins Gespräch bringen zu können.
Und dann, zwischen unserem ganzen Kaffeetrinken und Kuchenessen und während Mutter pausenlos über dies und jenes redete, fragte sie mich plötzlich:
"Wie war eigentlich Euer Urlaub? Wo ward Ihr nochmal?"
In Tunesien, antwortete ich.
"Und hat es Euch dort gefallen?"
Das hat uns gut gefallen, erwiderte ich. Und dann plötzlich dachte ich: Jetzt hast Du eine Gelegenheit. Also los sagte ich mir, jetzt oder nie:
Und so begann ich: Wir sind dort im Hotel mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch gekommen und erfuhren aus ihren Erzählungen, dass sie in Schleswig aufgewachsen und dort zur Schule gegangen sind, genau wie Du.
"Ach, das ist ja ein Zufall", meinte Mutter.
Und sogleich spann ich weiter an meiner Fantasiegeschichte: Als ich den beiden erzählte, dass meine Mutter auch in Schleswig aufgewachsen sei, fühlten sie sich wohl ermutigt uns ein paar Anekdoten und Begegnungen aus jener Zeit zu erzählen.
"Du weißt ja", knüpfte Mutter sofort an, "Opa war damals Finanzbeamter und gut befreundet mit dem Schuldirekter und dem Bürgermeister."
Oh ja, ich kannte diese Geschichten nur allzu gut, weil sie mir diese schon viele Male erzählt hatte. Ich kannte sie schon so gut, als wäre ich damals selbst dabei gewesen. Hoppla? Was rede ich denn da?
Na ja, berichtete ich Mutter weiter, als sie erfuhren, dass Du auch aus Schleswig stammst, wurden wir die gar nicht wieder los. Doch an eine etwas gruselige Geschichte die sie uns erzählten kann ich mich noch erinnern, und zwar als sich ein junges Mädchen vor einen Zug geworfen haben soll. Ich glaube die hieß Barbara. Keine Ahnung, ob an dieser Sache was dran ist. Vielleicht bringe ich da auch etwas durcheinander.
Ok, sagte ich mir, jetzt habe ich den Köder ausgelegt. Mal sehen, ob Mutter anbeißt oder ob Sylvie's Durchsage nur Hokuspokus war.
Ich sah förmlich, wie meine Mutter ihr Gedächtnis minuziös nach einer Erinnerung auf das von mir geschilderte durchsuchte, als sie dann in Gedanken versunken zu mir sagte:
"Ich erinnere mich daran."
Was. Das ist wirklich passiert? hakte ich ungläubig nach.
"Ja ja, das ist passiert", antwortete mir Mutter. "Ich war damals noch sehr jung und kannte das Mädchen. Als ich davon erfuhr lief ich sofort zu den Bahngleisen und hörte von den Anwesenden, dass sich ein junges Mädchen von einer Brücke vor einen herankommenden Zug gestürzt hat. Das war ein ganz schreckliches Unglück und ein Riesenspektakel." Meine Mutter schilderte mir noch genauere Einzelheiten von den Überresten der Leiche, aber darauf möchte ich lieber nicht weiter eingehen.
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Diese Geschichte ist tatsächlich wahr? Das kann doch nicht angehen? Aber vielleicht hatte meine Mutter bei ihren ganzen Erzählungen von früher auch einiges durcheinander bekommen, das kann nach so vielen Jahren ja schon mal passieren.
Doch dann, ja dann sagte meine Mutter noch:
"Aber das Mädchen hieß nicht Barbara. Sie hieß Frida."
Tja, was sagt man dazu? War meine Mutter nun DER Beweis, dass ICH damals diese Frida war? Die Geschichte der Frida konnte ja durchaus wahr sein, aber vielleicht war das auch schon alles? Ich wusste nicht was ich glauben sollte. Wenn diese Frida tatsächlich ich war, dann könnte an dieser "Andere-Leben-Nummer" möglicherweise etwas dran sein. Das wäre ja unglaublich und würde mein und unser Leben in einem ganz neuen Licht darstellen.
Wenn an dieser "Andere-Leben-Nummer" tatsächlich was dran ist, wir aber davon nichts wissen oder wenn wir's wissen nicht ernst nehmen, dann Leben diejenigen mehr oder weniger in einer riesigen Illusions-Blase, weil das "wahre Leben" eigentlich ganz anders und viel komplexer ist.
Auf jeden Fall war meine Neugierde geweckt und ich begab mich auf die Suche nach weiteren "Beweisen". Und es sollte nicht bei diesem einen "Beweis" bleiben, denn ich erlebte in den kommenden Jahren noch viele weitere "Beweise".
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Rückblick:
Meine ständige Übermüdung aufgrund des enormen musikalischen Zeitaufwandes die insbesondere die beiden Rockbands in Anspruch nahmen, konnte nicht mehr so weitergehen. Erstens ging mir langsam der Kaffee aus und zweitens bekam ich aufgrund meiner ständigen Abwesenheit nun immer öfter Stress mit Sylvie. Dabei stellte sich immer deutlicher heraus, dass Sylvie sich mit großen eigenen Problemen beschäftigte, die sich auf ihr Übergewicht bezogen. Durch meine ständige Abwesenheit war mir diese Entwicklung nicht so wirklich aufgefallen. Natürlich wusste ich um ihre Übergewichtsprobleme und dass sie ständig von einer Diät zur nächsten wechselte. Doch jetzt half anscheinend auch keine garantierte Top-Promi-Diät mehr, denn sie nahm immer mehr zu.
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Die eigentliche Idee für einen kompletten Neubeginn unseres bisherigen Lebens und das am besten im Süden Europas, kam von Sylvie. Es war ihr großer Traum, all die wertvollen Erfahrungen und Botschaften, die sie auf ihrem bisherigen spirituellen Weg gemacht hatte, mit anderen Menschen zu teilen. Dazu gehörte auch das kosmische Wissen, das Sylvie als Medium über ihre geistigen Lehrer über Jahre vermittelt bekommen hatte und welches sie nun in Form einer ganz neuen Bewusstseinsarbeit an interessierte Menschen weitergeben wollte. Das Startkapital für unseren Neubeginn sollte der Verkaufserlös unseres Hauses sein.
Und da gab es noch einen anderen wichtigen Grund für einen Neubeginn: Und das war Sylvies spirituelle Arbeit. Ich spürte wie wichtig diese Arbeit inzwischen für sie geworden war und wie sehr sie sich wünschte, sich voll und ganz auf diese Arbeit zu konzentrieren, statt wie bisher nur neben ihrem Job in der Versicherung. Ihre spirituelle Arbeit, das war ihre wahre Berufung, das wurde mir immer klarer.
Mir wurde bewusst, dass ich jetzt Sylvie unterstützen musste ihren Traum von einem spirituellen Zentrum zu verwirklichen, so wie sie mich einst bei der Auslebung meines Musik-Traumes über so viele Jahre lang unterstützte. Jetzt 1991 hatte ich in der Musik so gut wie alles erreicht, was ich mir 10 Jahre zuvor gewünscht hatte. Und deshalb war jetzt Sylvie dran, sich ihren Traum von einem spirituellen Zentrum zu erfüllen, wie immer das später auch aussehen würde.
Außerdem gefiel mir die Idee in einem warmen Land Europas zu leben immer besser, umso länger ich darüber nachdachte. Ich hatte schon länger den Wunsch irgendwann einmal am Mittelmeer in einem ganz einfachen Haus auf dem Lande zu leben. Und wenn ich von einem Wunsch begeistert bin und meine innere Stimme mir sagt:
"Höre auf das, was Dein Herz Dir sagt", dann MUSS ich diese Idee auch in die Tat umsetzen, egal wie falsch, unrealistisch oder unsinnig das für andere auch immer wirkt. Denn wenn ich es nicht tue, werde ich es eines Tages bitter bereuen. Ich kenne dieses nagende Gefühl des Bedauerns, wenn ich wieder mal der Vernunft, der Sicherheit oder der Logik folgte, statt auf mein Herz gehört zu haben. Und deshalb wurde es jetzt Zeit, dass ich begann endlich MICH SELBST zu leben.
Oh ja, ein Leben im Süden, wo immer die Sonne scheint, wo die Menschen immer nett und zuvorkommend sind, wo Milch und Honig in Strömen fließen, das muss ein Leben wie im Paradies sein...
Und dann sah ich unsere Zukunft glasklar vor mir, wie Sylvie und ich am Pool unserer Traumvilla am Mittelmeer unsere kühlen Cocktails schlürfen, während der Geldbriefträger mit einer würdevollen Verbeugung uns den Aktenkoffer voller Geld aus unseren wöchentlichen Einnahmen überreicht.
"Roooooobert ... ich meine Peeeeeeeter, (Autsch, da trifft der Bohrer voll den Nerv). Jetzt bringt er doch schon wieeeeeder so einen silbernen Koffer. Wann sagst Du endlich unserem Geldverwalter, dass ich von Silber immer einen Ausschlag bekomm'."
QUIIIIIIITSCH !! AUUUUUUUFWACHEN !! ... Ahhh, Gott sei Dank, das war nur ein Alptraum... also das mit dem Bohrer.
Natürlich wäre es eine Möglichkeit gewesen, dass wir uns im Süden ein kleines bezahlbares Haus gesucht hätten, zu dem wir all unser Hab und Gut aus Deutschland in einen Container hin transportierten. Doch das wäre ein Umzug oder Wohnortverlegung, bei dem wir unseren ganzen alten (überflüssigen?) Ballast mitgenommen hätten. Das wäre aber kein Neuanfang. Wir wollten aber einen kompletten Neustart, nur mit uns beiden, ohne den ganzen alten äußeren Ballast, ohne die ganzen alten unbedingt haben müssenden Absicherungen, Abschirmungen und Versicherungen, also einen klaren Schnitt mit dem alten aus Angst und Kontrolle aufgebautem Leben in Deutschland. Einen wirklichen Neustart, ohne "faule" Kompromisse.
Und so entschieden wir uns, nur die Sachen mit in unser "neues Leben" zu nehmen, die zusammen mit unseren Tieren in unseren VW Passat Combi passten und das, was wir am Leibe trugen. Mehr nicht.
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Doch jetzt, wo wir begannen unseren Traum in die Realität umzusetzen, bekam Sylvie plötzlich "kalte Füße":
"Und was ist, wenn wir nun keinen Käufer für unser Haus finden? Ohne das Geld können wir nicht auswandern. Oder vielleicht ist diese ganze Auswandern-Idee auch nur eine fixe Idee von uns?"
Deshalb bat Sylvie, so wie es nun mal ihre Art war, um Hilfe und Eingebung "von oben". Bereits ein paar Tage danach kam sie zu mir und berichtete:
"Peter, ich hatte gestern Nacht einen merkwürdigen Traum. Es sagte jemand im Traum zu mir, das ich in Indien bei Sai Baba eine Eingebung bekommen würde, was mein Zweifel bei der Auswanderung betrifft. Und außerdem hörte ich noch, dass das Geld für die Reise dorthin bereits auf dem Weg zu uns ist."
Aha... ??? Wir kriegen also Kohle, wenn wir zu diesem Typen nach Indien fahren? Was soll denn der Quatsch? Und wer ist das eigentlich, dieser Sai Baba, fragte ich skeptisch.
"Das ist ein indischer Guru", antwortete sie. "Ich hab' mich mal schlau gemacht, der lebt in Indien in einem Dorf mit Namen Puttaparthi."
Ein "Guru"? Wir sollen nach Indien zu einem "Guru" fahren, der Dir dann sagt, ob wir auswandern sollen oder nicht? Was ist denn das für ein Blödsinn?
Ich konnte mit diesem Guru-Meister-Führer-Zeug noch nie was anfangen. Ich brauchte niemanden der mir sagt was ich tun oder lassen soll und schon gar nicht so'n Typ, der ständig in einem roten Nachthemd rumläuft, wie ich beim Recherchieren herausfand. Das ist doch lächerlich.
Doch wie das nun mal so ist im richtigen Leben: Der Mann hat das Sagen Zuhause, doch getan wird das, was die Frau will. (Und jetzt will ich von allen Männern einen ohrenbetäubenden Applaus hören !!!)
Also was soll's. Dann fahr'n wir eben mal nach Indien zu diesem Man In Red.
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Und so rief Sylvie einige Tage später ein Reisebüro an, um sich mal ganz unverbindlich zu informieren, was denn so ein Flug nach Indien überhaupt kostet.
Und dann passierte folgendes:
Was war das denn? Wir konnten nicht glauben, was wir da gerade hörten. Wieso kannten die unsere Namen und wohin wir fliegen wollten? Und wer hat die Flugtickets bestellt? Also WIR waren das nicht.
Und was machen wir jetzt?
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Zu der Zeit um 1990 herum wurden wir mit einigen nicht unerheblichen finanziellen "Investitionen" konfrontiert, wie da waren: Durchgerostete Heizung, ein Loch im Hausdach aufgrund eines herabstürzenden Baumastes, sowie ein kaputtes Auto. Alles zusammen ging das schon mal in die Tausende. Eine Reise nach Indien war jetzt überhaupt nicht drin, dafür fehlte uns einfach das nötige Kleingeld.
Aber Moment mal. Hatte Sylvie nicht geträumt, dass das Geld für die Reise bereits auf dem Weg zu uns war? Ja und? Und wo ist jetzt das Geld?
Und so lautete mein "nach oben" gerichteter Appell:
"Leute, wenn ihr schon Tickets auf unseren Namen bestellt, dann sollte die Kohle dafür so langsam mal rüberkommen."
Das Geld kam nicht (na das war doch klar), aber dafür Post vom Finanzamt. Ohoh... In dem Schreiben stand, dass wir eine Steuernachzahlung von 5.000 Mark zu zahlen hätten.
Na super. Nicht nur diese ganzen kaputten Sachen, jetzt auch noch eine Steuernachzahlung. Unsere Reise nach Indien konnten wir jetzt endgültig abschreiben. Aber warum hatte Sylvie diesen Traum? Ich sag's ja. Träume sind eben doch nur Schäume.
Damit war für uns Indien vom Tisch und wir kümmerten uns wieder um unsere anderen alltäglichen Sorgen.
Doch wiederum einige Tage später bekamen wir erneut Post vom Finanzamt. Wir dachten nur: Also jetzt reicht's aber. Kommt nun die nächste Rechnung oder was? Wir öffneten den Brief und lasen:
"Wir teilten Ihnen in unseren Schreiben vom... mit, dass Sie eine Steuernachzahlung über 5.000 Mark zu tätigen hätten. Dabei handelte es sich um einen Irrtum. Es sollte nicht Steuernachzahlung sondern Steuergutschrift heißen. Die Gutschrift von 5.000 Mark wird Ihnen in den kommenden Tagen auf Ihr Konto überwiesen. Unser Schreiben vom... betrachten Sie bitte als gegenstandslos."
Nee näh? Mensch Leute, was macht ihr bloß mit uns, das ist doch unglaublich. War das nun eine Prüfung oder wie sollen wir das verstehen?
Ja, und plötzlich stand der Indienreise nichts mehr im Wege. Und wir fragten uns: Ob die Tickets wohl immer noch abzuholen wären?
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Nachdem wir das ganze Urlaubs- Impfungs- und Visumszeug erledigt hatten, baten wir Sylvie's Eltern während unserer Reise in unserem Haus zu wohnen und auf unsere Katzen aufzupassen, denn nun ging's für uns zu diesem Sai Baba. Wir waren wirklich gespannt, was uns da alles erwartete.
Nach unendlich langen Stunden im Flieger, landeten wir nach ein oder zwei Zwischenstopps endlich auf dem Flughafen von Bangalore in Indien. Dann fuhren wir noch weitere 3 Stunden auf völlig kaputten Straßen mit einem Taxi, das so aussah, als wäre es ein Überbleibsel aus der britischen Kolonialzeit zu diesem Dorf Puttaparthi. Was wir auf dieser Taxifahrt sahen, war für uns kaum auszuhalten: Überall sahen wir Dreck, Müll, Armut und Elend. Wenn wir durch ein Dorf fuhren rannten sofort eine Schar von bettelnden Kindern neben dem Auto her und streckten ihre verstümmelten Hände und Arme gegen unsere Autoscheibe.
"Die Eltern verstümmeln absichtlich ihre Kinder", sagte uns der indische Taxifahrer, "dadurch hoffen sie auf ein besseres Almosen der Touristen."
Anfänglich drehten wir noch die Fensterscheiben runter und gaben den Kindern ein paar Münzen, doch irgendwann konnten wir diese verstümmelten Kinder und auch unsere eigene Königsposition in diesem makabren Szenario nicht mehr ertragen. Wir ließen die Fenster geschlossen, sahen nicht mehr hin und warteten nur noch darauf, das Dorf wieder verlassen zu können. Was für ein unfassbarer Anblick. Für ein paar lächerliche Cent machten Eltern ihre Kinder absichtlich zu Krüppeln.
Aber auch diese Fahrt ging irgendwann einmal zu Ende und wir erreichten unser Ziel: Puttaparthi. Hier sollten wir also auf Sai Baba treffen. So jedenfalls sagte es ja Sylvie's Traum.
Sylvie hatte bei der Vorbereitung unserer Reise gelesen, dass man in Sai Babas Ashram Prashanti Nilayam (Ort des höchsten Friedens), unter sehr einfachen Verhältnissen wohnt, bei dem es um Meditieren, Singen und Beten geht (Ach wie schön... genau mein Ding). Dabei muss auch auf eine angemessene Kleiderordnung geachtet werden. Angemessen bedeutet, dass Frauen die Schultern bedeckt halten und kein T-Shirt tragen dürfen. Männer können anziehen was sie wollen sofern die Kleidung sauber ist und nicht als anstößig gilt, weil irgendwelche Körperteile nicht bedeckt sind. Deshalb suchten Sylvie und ich jetzt nach einem angemessenen Kleidungsstück. Wir entschieden uns für ein sehr geschmackvolles bis zu den Knöcheln fallendes weißes Sackkleid mit langen Ärmeln. Wirklich Top modern und sehr sexy, wenn wir das 12. Jahrhundert schreiben würden.
Wie wir weiter erfuhren, wurde in einem großen Schlafsaal auf einfachen Pritschen genächtigt. Die Mahlzeiten, die überwiegend aus Reis und Gemüse bestanden, wurden ebenfalls in einem dafür vorgesehenen Speisesaal eingenommen, wo alle auf langen Holzbänken ohne Rückenlehne an ebenso langen und einfachen Holztischen saßen.
Na ja, dachten wir uns, das wird bestimmt ein unvergessliches sowie einmaliges Erlebnis sein. Aber so "schlimm" wird's schon nicht werden.
Doch, das wurde es.
Denn immer wenn ich im Speisesaal mit den anderen in unseren weißen Nachthemden meine vor mir stehende Reisschüssel und den Blechlöffel betrachtete, kam mir schon mal der Gedanke, ob man diese beiden seltenen Reliquien vielleicht bei einer historischen Ausgrabung in der Nähe gefunden hatte. Jetzt verstand ich auch, warum einige es Vorzogen mit ihren Fingern zu essen. Es kam mir vor, als wenn ich in ein früheres Leben gebeamt wäre und froh sein könnte, dass es überhaupt etwas zu essen für mich gab.
Also für mich war dieses tägliche exklusive Dinieren immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.
Auch die Übernachtungen mit den anderen im Schlafsaal auf alten Blechbettgestellen mit Stahlfedern, sowie den darauf liegenden Matratzen, deren Lebensalter unmöglich einzuschätzen war, konnte man durchaus als Erfahrung der besonderen Art bezeichnen. Hier sollte erst in vielen Jahren das Wort Privatsphäre durch Zufall entdeckt werden.
Wir waren nun schon eine Zeitlang im Ashram, konnten uns aber nicht so wirklich an dieses asketische Leben gewöhnen. Ich fand damals schon, dass es nicht notwendig ist, sich in eine Entbehrung und Enthaltsamkeit begeben zu müssen, um mehr über sich selbst erfahren zu können. Das mag bestimmt für einige der richtige Weg sein, doch nicht für mich, ich gehe da einen anderen Weg.
Eigentlich warteten wir nur noch darauf, dass Sylvie endlich ihre Eingebung bekommt, so wie sie es ihn ihrem Traum vernahm. Nur aus diesem Grund waren wir ja um die halbe Welt geflogen und an diesen Platz der vollkommenen Entbehrung gegangen.
Doch wo bleibt denn nun diese Eingebung? "Sylvie, nun konzentriere Dich doch mal ein bisschen, damit wir hier wegkommen und wieder ein normales Leben führen können?"
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Immer noch bei Sai Baba:
Einmal in der Woche versammelten sich im Ashram von Sai Baba alle Anwesenden auf einem offenen Platz des Ashramgeländes und setzten sich auf den Boden, sowie wir auch, während Sai Baba zu allen sprach. So auch an diesem Tag. Wir waren bestimmt ein paar Hundert Leute, die da auf dem Boden hockten, als Sai Baba plötzlich aufhörte zu reden und sich langsam durch die Menschenmassen bewegte. Direkt auf Sylvie zu. Dann blieb er neben ihr stehen, legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte zu ihr gerichtet: "Go And Work." Danach drehte er sich um und ging wieder nach vorne.
Das ist ja ein Ding. War das nun ein Zufall, dass er ausgerechnet zu Sylvie ging und ihr diese Worte sagte? Auf jeden Fall war es schon merkwürdig, weil er bei vorherigen Versammlungen sonst zu niemanden Kontakt aufnahm.
Und Sylvie? War das jetzt die Eingebung nach der Du suchtest? Können wir jetzt auswandern oder müssen wir doch unser altes Leben weiterführen? Hat sich das ganze Sai Baba Brimborium nun bezahlt gemacht oder ist außer Spesen nix gewesen?
Nein im Ernst. Dieses "Handauflegen" bei Sylvie hatte uns beide natürlich nachdenklich gemacht. Jedenfalls merkten wir am nächsten Tag, dass die Zeit im Aschram für uns vorbei war. Wenn wir hier etwas über uns erfahren sollten, dann war das entweder schon geschehen oder wir haben's verpennt (während des Meditierens oder Singens?). Wie auch immer, wir packten unsere Sachen zusammen und verließen diesen Ort der Entbehrung und Enthaltsamkeit. Das hier war einfach nichts für mich.
Und da man ja nicht jeden Tag nach Indien fliegt, wollten wir auch noch ein paar Tage Urlaub machen und das am liebsten am indischen Ozean. Nach dieser Zeit der Askese und Entbehrung im Aschram, hatten wir das Bedürfnis mal wieder nur zu zweit in einem Zimmer sowie in einem richtigen Bett zu schlafen und bei den Mahlzeiten mal wieder nach Herzenslust zu Schlemmen mit diesem ganzen ungesunden Zeug der kapitalistischen Verschwendungsgesellschaft. Mann, tat das gut.
Sorry Sai Baba, Dein Reis war bestimmt sehr gesund, aber gesund allein kann mit der Zeit auch ganz schön langweilig werden. So ein ungesunder "Ausrutscher" gehört nun mal zum Leben auf diesem Planeten einfach mit dazu.
Nachdem wir einige Zeit als typische Touris auch die luxuriösen Seiten Indiens genossen hatten, flogen wir wieder zurück nach Hause. Auch in dem Bewusstsein, dass dort eine Entscheidung auf uns wartete und die hieß: Was denn nun? Auswandern nach Spanien oder unser "altes" Leben in Deutschland weiterführen?
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Nach dieser "Hand-auf-die-Schulter-legen" Nummer bei Sai Baba, stand für uns fest, dass wir unser bisheriges Leben in Deutschland aufgeben und spätestens Ende 1991 nach Spanien auswandern. Das nötige Startkapital dafür sollte der Verkauf unseres Hauses bringen. Dann müssten wir "nur" noch unsere sicheren Jobs in der Versicherung kündigen und unseren neuen Leben würde nichts mehr im Wege stehen. HURRA !!!
Hört sich doch ganz einfach an, oder?
Doch plötzlich waren wieder Sylvie's Zweifel da (Guten Morgen liebe Sorgen...): "Und was machen wir, wenn wir unser Haus nicht verkaufen können?"
Natürlich kannte ich auch diese Zweifel, doch irgendwann mussten wir auch mal den nächsten Schritt machen. Deshalb machte ich einen Vorschlag:
"Was hältst Du davon: Wir setzen noch diese Woche ein Inserat in die Zeitung und wenn der erste Interessent nicht in etwa auch unseren Wunschpreis zahlt, dann überdenken wir alles nochmal in Ruhe."
Und genauso machten wir es dann.
Und? Was glauben Sie passierte dann? Ich sag's Ihnen. Bereits nach kurzer Zeit meldete sich eine Familie bei uns und wir vereinbarten einen Besichtigungstermin. Und dann passierte das "kleine Wunder". Der Familie gefiel unser Haus auf Anhieb und mit dem Preis wurden wir auch schnell einig. Daraufhin machten wir einen Notartermin und nach ein paar Wochen hatten wir ganz amtlich unser Haus verkauft. Um Ende 1991 herum würde die Familie einziehen wollen.
Jetzt hatten wir das Geld für unseren Neustart. So schnell kann's gehen. Wir konnten es selbst kaum glauben.
Jetzt hieß es alles im und am Haus zu verkaufen, was wir nicht nach Spanien mitnehmen konnten. Und da kam so einiges zusammen, es nahm einfach kein Ende. Oh je, jetzt hieß es Abschied nehmen von so vielen Dingen, die man damals unbedingt haben musste. Doch irgendwann hatten wir auch das erledigt und nur noch einen kleinen Haufen übrig, den ich nun mit viel Überredungskunst und so manchem Nachdruck in unseren nicht mehr ganz jungen VW Passat Combi quetschen musste. Doch Halt. Da waren doch noch ein Hund und 3 Katzen, die auch mit sollten. "Ja wo soll ich die denn bitteschön noch unterbringen? Das Auto ist doch schon proppenvoll!"
Mit den neuen Hauseigentümern hatte ich vereinbart, dass ich mein ganzes Musikequipment noch ein halbes Jahr in der Garage, die ich bereits bei unserem Kauf des Hauses als Wohnraum umgebaut hatte, lagern konnte. Irgendwann würde ich die Sachen dann abholen.
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Und dann war der Tag des Abschieds von Deutschland und von unserem bisherigen Leben gekommen: Es war 6 Uhr morgens Anfang Januar 1992 und es war dunkel und kalt. Unser Haus war komplett leer geräumt und verkauft. Unsere Jobs hatten wir bereits vor Monaten gekündigt.
Da saßen wir nun in unserem völlig überladenen Passat, wir vorne und hinten unsere Tiere, und entfernten uns immer weiter weg von unserem bisherigen Zuhause, auf dem Weg zur Autobahn, die uns in den Süden bringen sollte.
Jetzt gab es kein Zurück mehr, es gab keinen Plan-B.
Verdammt, so schwer hatten wir uns den Abschied von unserem Zuhause nicht vorgestellt.
Doch nicht nur uns fiel der Abschied schwer, anscheinend auch unseren 3 Katzen. Denn kaum waren wir auf der Autobahn, mussten erst einmal alle 3 das neue Katzenklo einweihen. Boah Leute, diesen Gestank konnte ja kein Mensch aushalten. Hastig kurbelten wir unsere Fenster runter, um nicht zu ersticken, denn bis zum nächsten Parkplatz dauerte es noch eine Weile, um das Katzenklo sauber machen zu können. Die uns überholenden Autos wunderten sich schon ein bisschen, als sie an einem kalten Januarmorgen zwei Menschen und einen Hund mit wehenden Haaren erblickten, die bei geöffneten Fenstern die Köpfe in den eiskalten Fahrtwind hielten. Man sah förmlich wie die Insassen sich fragten: "Hab'n wir da 'ne coole Challenge verpennt?"
Und so begann für uns, ohne dass wir es ahnten, das größte Abenteuer unseres Lebens, denn von nun an sollte sich für uns alles, aber auch wirklich alles verändern. Von nun an sollte uns das Leben auf viele wundersame Wege führen, die wir uns so niemals hätten vorstellen können. Und die Abenteuer und Ereignisse, die wir auf diesen Wegen erlebten, sollten uns ganz neue Einsichten und Erkenntnisse über unsere eigene Persönlichkeit aufzeigen.
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Leb' Wohl Deutschland
Und dann nach 3 Tagen und 2 Nächten auf 2.200 Kilometern Autobahn kamen wir nachts in Dénia Spanien an. Jetzt nochmals mit der Autofähre vier Stunden auf stürmischer See, als wir endlich am 11. Januar 1992 um zwei Uhr nachts mit unserer völlig überladenen "Arche Noah" im Hafen von San Antonio auf Ibiza ankamen (Eigentlich Sant Antoni de Portmany, Antonio = christlich ägyptischer Mönch, Portmany = großer Hafen). Wir, das waren Sylvie und ich, unsere immer gut gelaunte Hündin Daisy, unsere 3 Katzen und ein winziger Teil unseres aufgelösten Hausstandes aus Deutschland, alles das zusammen eingepfercht in unseren alten VW Passat.
Außer Daisy, die sich die ganze Reise über auf der Autorrückbank räkelte und alles als riesiges Abenteuer empfand und deren Frohnatur einfach nur bewundernswert war, war jetzt der Rest von uns ziemlich groggy, seekrank, übermüdet, hungrig und durchgefroren, als wir nach dieser Odyssee endlich auf Ibiza ankamen. Jetzt wollten wir nur noch in unser neues Zuhause und erst mal duschen und ausschlafen. Doch auf Ibiza war es jetzt Nacht und unseren Hausschlüssel bekamen wir erst morgen früh um 9 Uhr. Also steuerten wir die erstbeste Parkbucht an, hüllten uns in Decken ein und versuchten irgendwie noch ein bisschen zu schlafen.
"Warum hat mir eigentlich niemand gesagt, dass es auf Ibiza im Januar so arschkalt ist?" schnauzte ich schlechtgelaunt heraus, während mir vor Müdigkeit die Augen zufielen. Sofort erhob sich unsere bezaubernde Daisy von der Autorückbank und schleckte ihre feuchte Zunge freudig über mein Gesicht, als wollte sie sagen: "Ja, Ja! Spielen, Toben, Rennen! Kann ich jetzt endlich aus dem Auto raus und mich im Dreck und Matsch wälzen?" "Oh Nein!" hauchte ich schlaftrunken, "Kann mal jemand diesen Hund erschießen!"
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Um überhaupt erst einmal eine Unterkunft auf Ibiza zu haben, hatten wir noch von Deutschland aus ein typisches Ferienapartment mit zwei Schlafzimmern, Küchenzeile, Bad und großer Terrasse in einem Landhotel nahe der Bucht Cala d'Hort für die nächsten 6 Monate gebucht. Eigentlich war die Anlage den Winter über geschlossen, doch irgendwie konnte ich den Manager überreden, uns dort in einem Apartment mit Selbstversorgung wohnen zu lassen. Die Hotelanlage befand und befindet sich auch heute noch genau gegenüber vom magischen und legendären Felsen Es Vedrà, der direkt vor uns 400 Meter hoch aus dem Meer ragte. Uns war klar, dass wir jetzt die einzigen Menschen in dieser großen Anlage waren und alles geschlossen war, aber dieser Platz mit diesem atemberaubenden Blick auf das direkt vor uns liegende Meer mit diesem "magischen" Felsen war es allemal wert.
Geht mal auf die ➚ Hotel-Website, da seht Ihr tolle Panoramaaufnahmen.
Das war im Januar 1992 unsere erste Unterkunft auf Ibiza und wir waren ganz allein in dieser verlassenen Anlage. Und natürlich hatten wir kein Telefon und Fernseher.
Es sollten noch 2 ¾ Jahre und vier weitere Unterkunfts-Anläufe vergehen, einige davon sogar ohne Strom und ohne fließend Wasser (Wie bitte???) bis wir im August 1994 in einer alten Finca endlich den richtigen Platz für uns und unsere Tiere fanden. Doch davon ahnten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nichts.
Also, wie war das jetzt noch mal: Unsere Jobs und Versicherungen in Deutschland waren gekündigt und unser Eigenheim mit allem Drum und Dran war verkauft. Damit war die Brücke zu unserem alten Leben in Deutschland endgültig abgebrochen. Dieses Leben gab es nicht mehr. Jetzt standen wir nachts in einem fremden Land an irgendeiner einsamen Landstraße, hatten uns in Decken eingehüllt und besaßen nur noch das, was wir am Leibe trugen und im Auto verstaut hatten.
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Unsere erste Unterkunft
Irgendwie steckte uns der tränenreiche und emotionale Abschied von unserer Familie und unseren Freunden immer noch in den Knochen. Die taten ja alle so, als wenn wir nach Timbuktu auswanderten und uns niemals wiedersehen würden. Dabei ging es doch "nur" nach Spanien, also quasi um die Ecke. Konnte sich denn keiner mit uns freuen?
Natürlich freuten sie sich für uns, also nicht unbedingt jetzt in diesem Moment, denn jetzt war dieser Moment vor allem ein Schock und die Gewissheit eines Abschieds, eines Abschieds der Angst machte und wehtat.
Erst später wurde uns erst so richtig bewusst, mit welcher drastischen Tatsache wir unsere Familie eigentlich konfrontierten, als wir mit unserer Auswanderungsentscheidung rausrückten. Sylvie's zwei Nichten, die noch Teenager waren, fingen sofort an zu weinen und im Gesicht von Sylvie's Eltern stand der pure Schock:
"Was wollt Ihr? Auswandern nach Spanien? Warum das denn? Und was ist mit Eurer sicheren Arbeit und Eurem schönen Haus? Und wovon wollt Ihr in Spanien leben? Um Himmels Willen Kinder, seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen?"
Oh oh, liebe Schwiegereltern. Wie gut, dass ihr nicht wusstet, dass ihr mit "guten Geistern" voll ins Schwarze getroffen hattet. Doch für eine Einbeziehung der Eltern in einen bestimmten Teil der wahren Beweggründe unseres Auswanderns, war die Zeit damals noch nicht reif genug. Deshalb blieben wir bei unserer "offiziellen" Auswanderungs-Version, die da hieß: "Wir möchten ein neues Leben unter der warmen Sonne Spaniens beginnen."
Eigentlich kannten nur wenige gute Freundinnen von Sylvie die wahren Beweggründe unseres Auswanderns, also dass wir auf Ibiza ein spirituelles Zentrum gründen wollten und hauptsächlich nur aufgrund von Sylvie's Infos "von oben". Alle unsere anderen Freunde hätten das nicht nachvollziehen können und uns für völlig durchgeknallt gehalten. Außerdem kannten auch nur eine Handvoll Freunde das ganze Ausmaß von Sylvie's medialen Fähigkeiten.
Das alles war erst vor kurzem passiert, aber irgendwie war es auch schon wieder so lange her. Unser komplettes altes Leben hatten wir nun hinter uns gelassen und waren seit Tagen zusammen mit unseren Tieren in unserem Auto zusammengepfercht.
Ja, wir waren tatsächlich auf dem Weg, in unser neues Zuhause.
Auf dem Weg, in unser neues Leben auf Ibiza.
Tatsache war, dass wir hier auf Ibiza keinen einzigen Menschen kannten und schon gar keine Freunde hatten, die uns erwarteten und uns vieles auf Ibiza zeigen könnten. Nein, wir kannten hier nichts und niemanden, geschweige denn hatten wir einen Job oder Einkünfte. Nichts, Nada. Wir hatten nur den Erlös unseres verkauften Hauses, das für die erste Zeit reichen sollte. Wir hatten keine Ahnung, was uns hier erwartete oder wie es jetzt weitergehen sollte. Und es wäre auch nicht schlecht, wenn wir langsam mal anfangen würden, spanisch zu lernen.
Aber dafür hatten wir eines: Wir hatten uns beide und unsere Liebe. Mit dieser Kombination würden wir alles schaffen. Damit verblassten Ängste, Sorgen und Nöte für einen Moment und wie von Zauberhand öffneten sich plötzlich Türen, die wir vorher gar nicht wahrgenommen hatten. Das war schon immer so, seit wir zusammen kamen. Und das war wohl auch die stärkste Kraft, die uns beide seit Anfang an verband und die jedes Hindernis, sei es auch noch so groß, aus dem Weg zu räumen vermochte. Und so hatten wir auch jetzt vollstes Vertrauen, dass wir mit unserer Entscheidung auszuwandern, genau das Richtige taten.
Ich kann gut verstehen, wenn viele das nur schwer nachvollziehen können und denken: "Die sind doch völlig bekloppt. Wie kann man denn für eine wage Idee, für einen Traum, alles das, was man sich bisher im Leben erarbeitet hat, einfach so aufs Spiel setzen. Für so eine drastische Entscheidung muss man sich zu 100 Prozent sicher sein, dass man auch wirklich das Richtige tut und nicht etwa den größten Fehler seines Lebens begeht. Und natürlich braucht man Sicherheiten."
Diese Meinung teilen bestimmt auch viele Leserinnen und Leser, aber sie trifft nicht auf mich zu. Ich hatte schon immer meine ganz eigene Auffassung von "Sicherheit". Meine Sicherheit finde ich nicht im Außen, nicht in äußeren "Sicherheiten" wie Karriere, Geld, Besitz, Ruhm, Macht oder in einer "hochgestellten" gesellschaftlichen Stellung. Das ist alles nur Schein ohne einen wirklich beständigen Wert. Meine Sicherheit finde ich nur in mir drinnen, denn mein Gefühl ist meine Sicherheit. Auf mein Gefühl kann ich mich immer zu 100 Prozent verlassen - natürlich nur, wenn ich bei mir bin. Und mein Gefühl sagte mir damals zum Thema Auswandern ganz klar:
"Peter, das ist genau Dein Ding. Du MUSST das machen, ansonsten wirst Du es Dein Leben lang bereuen."
Es gab nur diese Entscheidung für mich.
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Unsere erste Unterkunft
"Alte Seelen" begegnen sich.
Nachdem wir den offiziellen Anmeldekram erledigt und bereits einige Monate in unserem Ferienapartment in der Cala d'Hort verbracht hatten, mussten wir uns schon mal so langsam nach einer neuen Unterkunft für uns und unsere Tiere umschauen. Das führte uns im April 1992 auch nach San Carlos in den Norden der Insel, wo wir in der Bar Anita eine Pause für einen Café con leche einlegten. Bei der Gelegenheit wollte ich auch gleich Mal den Kellner fragen, ob er nicht eine Finca kenne, die wir mieten könnten.
Gerade als wir uns an einen dieser auf dem Bürgersteig stehenden alten kleinen Holztische setzen, kam uns eine Frau aus dem Café entgegen. Ich dachte: Mensch, ich frag' die einfach mal, ob sie weiß, ob es hier etwas zu Mieten gibt. Sie antwortete mir spontan:
"Ja das weiß ich, denn ich bin Maklerin."
Neeeee. Was für'n Zufall. Die Frau hieß Barbara, setzte sich an unseren Tisch und so erfuhren wir, dass sie schon einige Jahre hier im Norden lebt und arbeitet.
Dieser "Zufall" sollte der Beginn einer tiefen, innigen und langen Freundschaft zwischen uns werden, die über 30 Jahre lang andauerte und in der wir zusammen so manche Höhen und Tiefen durchlebten.
Und dann kam 1992 für uns der erste Sommer auf Ibiza.
Mann war das eine Bullen-Hitze und zwar von Mitte Mai bis Ende August. Und nachts ging das Thermometer in den Räumen auch kaum unter 30 Grad. Wow, also daran mussten wir uns erst einmal gewöhnen. Deshalb baute ich uns auch ganz schnell einen Außenschlafplatz mit Moskitonetz. In den Innenräumen war es nachts einfach zu warm und zu stickig. Am Tag gingen wir schwimmen im türkisblauen Mittelmeer und relaxten danach am Strand. Für Daisy hatten wir natürlich einen extra Sonnenschirm mitgenommen, unter dem sie sich genussvoll räkelte und die schmunzelnden Gesichter der vorbeigehenden Strandspaziergänger fröhlich anlächelte. Damals gab es (noch) kein Hundeverbot oder Hundeleinenzwang am Strand. Wir fuhren mit dem Auto einfach direkt ans Meer und gingen Schwimmen.
† Im Oktober 2022 verstarb unsere geliebte Barbara im Kreise ihrer Familie auf Ibiza an Krebs. Mit ihrer Abenteuerlust, ihrer Herzlichkeit und Lebensfreude, inspirierte sie so viele Menschen.
Das alles fehlt jetzt.
Barbara, Du fehlst.
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Leider hatte Barbara damals keine passende Unterkunft für uns und so mieteten wir uns im April 1992 ein schönes Ferienhaus mit einer riesigen Dachterrasse in den Bergen nahe dem Flughafen. Von dort aus hatten wir einen fantastischen Blick auf das darunterliegende Airportgelände und das dahinterliegende Meer. Als Freunde aus Deutschland uns besuchten, konnten wir genau beobachten, wann und wie ihr Flieger auf dem Aeropuerto de Ibiza landete. Dann erst brauchten wir uns gemütlich auf den Weg machen, um sie abzuholen, wir brauchten nur ein paar Minuten. Damals konnten wir unser Auto einfach vor dem Flughafengebäude abstellen und direkt in die Eingangshalle gehen. Es gab noch keine Parkuhren und auch noch keine autobahnähnlichen Schnellstraßen, nur einfache Straßen und sandige Caminos. Alles wirkte so einfach und fast schon familiär.
Das war unsere zweite Unterkunft.
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Unsere zweite Unterkunft
Als ich im Sommer 1992 in einige meiner Musik Demo-Kassetten reinhörte, auf denen ich in den vergangenen 10 Jahren spontan mit dem Keyboard eigene Harmonien, Melodien, Ideen-Schnipsel und Arbeitsproben aufgenommen hatte, um diese irgendwann einmal als Musik-Titel fertig zu stellen, entdeckte ich Melodien, die sich gut als ruhige Instrumental-Titel eigneten. Je öfter ich mir diese Melodien anhörte, umso mehr kam die Idee jede Melodie mit einer ganz bestimmten Emotion zu verknüpfen. Fasziniert machte ich mich sofort daran diese Idee in die Tat umzusetzen.
Siehe auch: CD NEW BEGINNING →
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Unsere zweite Unterkunft
Zu jener Zeit hatten wir den Eindruck, dass es gut wäre, wenn unsere Golden Retriever Hündin Daisy einen Spielkameraden bekommt, doch wir wussten nicht welcher Hund der richtige für Daisy wäre und wo wir diesen finden würden. Doch dann bekam Sylvie eine "Botschaft", die uns veranlasste auf die Suche nach einem weiteren Hund zu gehen, doch auf eine sehr "übernatürliche" und abenteuerliche Weise, denn:
Plötzlich sagte Sylvie zu mir, dass sie eine Durchsage oder "Botschaft" betreffend unserer Suche nach einem weiteren Hund bekommen hätte. Neugierig geworden fragte ich sie, was das für eine Botschaft wäre, worauf sie antwortete:
"Es wartet bereits ein Hund auf Euch. Wenn Ihr ihn sehen möchtet solltet Ihr Euch allerdings beeilen."
Und dann hörte sie auch noch:
"Ihr werdet ihn daran erkennen, dass er ein Tuch um den Hals trägt."
Was bedeutete es, dass wir uns beeilen sollten? Keine Ahnung. Aber eines wusste ich jetzt schon: Mit UNS beeilen war natürlich gemeint ICH musste mich beeilen, denn ICH war der, der bei uns für die praktischen Dinge und das Handeln zuständig war. ICH musste also jetzt diesen Hund finden. Na super. Und wo bitteschön sollte ich auf einer so großen Insel wie Ibiza nach diesem Hund suchen und das alles am besten noch heute? Ach ja, er hat doch ein Tuch um den Hals. Aber natürlich, ich Dummerchen, jetzt finde ich ihn natürlich babyeierleicht.
Wenn ich dieses Ereignis heute über 30 Jahre später niederschreibe, muss ich über diese Situation und mein damaliges Verhalten schmunzeln. Denn plötzlich sehe ich wieder den Peter von damals vor mir, der ständig mit seiner Intuition, seinen Gefühlen und seiner Sensibilität zu kämpfen hatte. Ich spüre nochmals ganz deutlich in mir, wie ich mich damals in dieser Situation auf Ibiza und bei so vielen ähnlichen Situationen gefühlt hatte. Immer wieder fragte ich mich: "Warum werde ich eigentlich ständig mit Sylvie's Botschaften konfrontiert? Warum werde ich dabei immer mit involviert? Muss oder soll ich das ernst nehmen oder nicht? Und wie soll ich mich dann verhalten? Und überhaupt: Will ich eigentlich das alles wissen und hören?"
Ich weiß noch, dass ich mich dabei selbst leicht unter Druck setzte, falls ich Sylvie's Botschaften ignorierte und einfach mal nichts tun würde. Denn es kamen von Sylvie, oder besser gesagt "durch" Sylvie, ständig irgendwelche Botschaften und wenn diese für uns beide bestimmt waren, war immer ICH es am Ende, der jetzt entweder handeln oder nicht handeln konnte. Immer war ICH es, der letztendlich "das Eisen aus dem Feuer" holen musste, sollte oder konnte. Und wenn ich jetzt einfach mal nichts täte, was würde dann eigentlich passieren?
Erst Jahre später begriff ich, dass diese besondere Zeit eine Form von Sinnes- und Gefühlsschulung für mich war, damit ich mir so über meine eigene Wahrheit immer bewusster und klarer wurde. Ich lernte so immer mehr meinen eigenen Gefühlen zu folgen, nachdem mein Herz sie als "echt" und "wahr" bestätigte. Nach diesem Herz Check-Up ging es ins Handeln, ohne mich dabei von Zweifeln und Ängsten anderer abbringen zu lassen. Erst viel später konnte ich diese Schulungszeit auch als solche erkennen und als ein Geschenk dankbar annehmen.
Aber wieder zurück zu damals:
Ich konnte Sylvie's Durchsage nicht einfach so ignorieren oder als Quatsch abtun. Anhand des Klanges ihrer Stimme spürte ich sehr genau, dass diese Botschaft echt war. Dazu kannte ich Sylvie und ihre Stimme zu genau und deshalb konnte ich ihre Botschaft jetzt auch nicht einfach so ignorieren.
Doch wo sollte ich nach diesem Hund suchen? Denk' nach Peter, sagte ich mir. Wo ist die Wahrscheinlichkeit am größten einen Hund zu finden? Tierheim! Ja klar, da sollte ich zuerst suchen. Und so begaben wir uns am nächsten Tag auf die Suche, indem wir ein Tierheim nach dem anderen auf der Insel abklapperten. Hunde gab's da im Überfluss, aber keiner mit einem Tuch um den Hals.
Als der Tag langsam zur Neige ging und wir diesen Hund immer noch nicht gefunden hatten, kam mir natürlich schon mal in den Sinn: "Was machst Du hier eigentlich? Du suchst nach einem Hund und das nur weil Sylvie diese Durchsage gehört hatte? Bist Du Dir immer noch sicher, dass das keine Verarsche war? Verrennst Du Dich vielleicht gerade in eine fixe Idee?"
"Waren Sie denn schon bei Tina➀ (der Name wurde geändert) der Tierärztin?" fragte uns plötzlich jemand, "die nimmt auch immer mal Hunde privat bei sich auf, wenn unsere Tierheime mal wieder aus allen Nähten platzen."
OK, sagten wir uns, jetzt sind wir schon den ganzen Tag unterwegs, dann können wir zu guter Letzt auch noch mal bei dieser Tierärztin vorbeischauen.
Dort angekommen, sagte uns die Tierärztin: "Ich habe im Moment nur noch einen Hund aus dem Tierheim. Kommt mit, ich zeige ihn Euch, er spielt dort drüben mit meinen eigenen Hunden."
Und welcher Hund ist aus dem Tierheim, fragten wir sie.
Und sie sagte: "Es ist der Hund mit dem Tuch um den Hals."
Was? Das kann doch nicht wahr sein?
"Wir haben ihm das Tuch umgebunden, damit andere Leute ihn von unseren eigenen Hunden unterscheiden können", erklärte sie uns. "Und weil er mit dem Tuch wie ein Cowboy aussieht, haben wir ihn Django genannt." Und dann ergänzte sie noch: "Ach ja, wenn ihr ihn haben wollt müsst ihr Euch noch heute entscheiden, denn morgen früh kommt der Amtstierarzt und holt ihn ab. Ich darf fremde Hunde nur bis zu 14 Tagen bei mir haben, wenn ich bis dahin keinen Besitzer finde, muss er von Amts wegen getötet werden. So sieht es das Gesetz vor."
Boah, was ist das denn für eine schreckliche Anordnung, dachten wir uns. Und ich dachte natürlich: "Unfassbar, diesen Hund gibt es tatsächlich."
Natürlich mussten wir Django jetzt mitnehmen, das war doch klar. Wer hätte gedacht, dass es diesen Hund tatsächlich geben würde. Wie gut, dass ich auf mein Gefühl gehört habe und nach diesem Hund gesucht habe, sagte ich mir. Gut gemacht Peter.
Django war ein Schäferhund-Mischling und er war ein Volltreffer. Er und Daisy verstanden sich von der ersten Sekunde an und wurden die besten Freunde. Sie blieben die nächsten 17 Jahre bis zu ihrem Tod 2008 zusammen.
Er sollte nicht der letzte Hund gewesen sein, den wir aus einem Tierheim oder von der Strasse holten. Es gab Zeiten, da hatten wir bis zu 9 Hunde und 17 Katzen bei uns zu Hause aufgenommen. Für deutsche Verhältnisse schwer vorstellbar, aber auf unserer einsamen Finca auf dem Lande war das alles kein Problem. Hier störten sie niemanden. Und außerdem: Sollten - oder besser gesagt KONNTEN wir diese Tiere wirklich dem sicheren Tod überlassen, nachdem wir jetzt wussten was mit ihnen nach einigen Tagen passierte? Nein, das ging auf keinen Fall.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere zweite Unterkunft
Bei der Suche nach einem Spielkameraden für Daisy und die damit verbundenen Kontaktaufnahmen zu Tierheimen und Tierärzten, öffneten für uns plötzlich Türen für neue Menschen und wiederrum deren Freunde. Durch unsere Hundesuche kamen wir nun auch mit immer mehr Menschen in Kontakt, die sich für notleidende Tiere auf der Insel einsetzten und so wuchs allmählich die Anzahl unserer Bekanntschaften und die eine und andere daraus entstehende Freundschaft. Und aufgrund Sylvie's einfühlende und annehmende Art, interessierten sich mehr und mehr Menschen für Sylvie's Arbeit, woraus sich auch tiefe und innige Freundschaften entwickelten.
Wie gesagt war Django ein Volltreffer und er sollte nicht der letzte Hund gewesen sein, den wir aus einem Tierheim holten, denn es kamen immer mehr "Botschaften" von Sylvie zu weiteren hilfesuchenden Hunden. Denn nur ein paar Wochen später passierte folgendes:
1992/93 halfen Sylvie und ich beim Aufbau der Tierhilfe DUO Ibiza mit, eines gemeinnützigen Vereins zur Hilfe von hilfsbedürftigen Hunden. Dabei bekam der Verein laufend Hinweise von Personen, die auf einen hilfebedürftigen angeketteten oder streuenden Hund auf der Insel hinwiesen. So auch im Sommer 1992, als wir einem Hinweis nachgingen, dass aus einem Abrisshaus in Siesta (unterhalb von Santa Eulalia) schon seit Tagen ein Wimmern zu hören sei.
Als wir dort ankamen, hörten wir aus einem Gemäuer, welches auf einem verlassenen Grundstück stand, ein leises Wimmern und Jammern. Als wir uns auf die Suche begaben, entdeckten wir 5 Hundewelpen, die sich im Mauerwerk des Gebäudes verkrochen hatten. Ihrem Zustand gemäß hatten diese Welpen schon seit Tagen keine Nahrung bekommen, dementsprechend schwach und abgemagert sahen sie aus. Als ein Nachbar unsere Anwesenheit auf dem Grundstück bemerkte kam er zu uns und berichtete, dass er vor ein paar Tagen sah, wie jemand auf einen herumstreuenden Hund geschossen hatte, worauf dieser dann davonlief. Womöglich war das die Mutter der Welpen gewesen, schlossen wir aus seiner Beobachtung. Das würde erklären, warum die Welpen alleine waren und so abgemagert aussahen.
Vorsichtig holten wir einen Welpen nach dem anderen aus dem Gemäuer. Da sahen wir erst so richtig in welchem katastrophalen Zustand sie sich befanden und dass sie sofortige Hilfe brauchten. Unsere mitgekommene Tierärztin Mareike➀ kümmerte sich sofort um sie. Danach wollte sie alle 5 mit in die Tierpraxis nehmen, um sie weiter zu versorgen und aufzupäppeln.
Plötzlich kam Sylvie zu mir und sagte:
"Weißt Du was? Einer der 5 Welpen schaut mich die ganze Zeit über flehend an und sagt immer wieder das gleiche zu mir: Bitte rette mich. Bitte rette mich."
Ich antwortete ihr, dass die Welpen bei Mareike➀ gut aufgehoben sind, da sie schließlich die Tierärztin ist und am besten weiß, was die Kleinen jetzt brauchen. Doch noch während ich Sylvie antwortete, sagte sie weiter zu mir:
"Peter, ich fühle ganz genau, dass wir diesen einen Welpen mit zu uns nehmen sollten. Er wird sonst nicht überleben. Ich bin mir ganz sicher."
Ja, was sollte ich daraufhin noch erwidern? Nichts... Und so nahmen wir diesen einen Welpen zu uns und fütterten ihn mit einer Babyflasche. Bereits nach ein paar Tagen war der kleine Kerl über'n Berg und erholte sich zusehends. Er war ein Mischling aus Podenco und Husky und wir gaben ihm den Namen Hutch. Ach ja, eigenartigerweise roch er kaum nach Hund sondern nach Räucherstäbchen. Ja, nach Räucherstäbchen. Und das auch noch nach einem ausgiebigen Hunde Wellness-Schaumbad. Wie war das möglich?
Ein paar Tage später trafen wir Mareike➀ die Tierärztin im Supermarkt und fragten sie, wie es denn den 4 anderen Welpen erginge, worauf sie uns antwortete:
"Alle 4 sind gestern Nacht in der Praxis gestorben. Sie waren wohl schon zu schwach gewesen."
Wow. Und unser Hutch hat als einziger überlebt. Hätte er das auch in der Tierarztpraxis? Keine Ahnung.
Auch Hutch lebte 17 Jahre mit uns und unseren anderen Tieren zusammen, bis auch er 2008 in meinen Armen einschlief. Und er roch immer noch nach Räucherstäbchen.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere zweite Unterkunft
Lassen Sie mich noch ein paar Worte über die unterschiedlichen Charaktere unserer 4 großen Hunde sagen:
Hutch verkörperte im Rudel den ruhigen und weisen ägyptischen Pharaonenhund, der seine Kraft aus seiner inneren Ruhe und Gelassenheit schöpfte. Seine hochrangige Erhabenheit über das Rudel stand außer Frage. Ohne jeden Zweifel war er durch seine Weisheit und mit seinem übergeordneten Weitblick selbstverständlich das Oberhaupt und der spirituelle Lehrer und Führer über diesen herumtollenden Hunde-Kindergarten. Das Daisy unsere helle Golden Retriever-Hündin die eigentliche Rudel-Führerin war, ignorierte er mit würdevoller aber unbeeindruckender Nichtbeachtung.
Ganz anders dagegen Daisy. Sie kam bereits Mitte 1991, als wir noch in Deutschland lebten als junge Hündin zu uns. Auf Ibiza war sie sich dann ihrer Rolle als Rudel-Führerin immer bewusst, doch brauchte sie diese Führungsposition niemanden zu beweisen. Sie war durch ihre vollkommene Annahme aller Wesen der "auf-alles-fröhlich-und-unvoreingenommen-zugehende" Hund. Diese bedingungslose Liebe berührte jedes Herz und schmelzte jeden Zweifel dahin.
Unser Schäferhund-Mischling Django wiederum verkörperte den stets positiven und in jeder Lage gutgelaunten "das-Leben-ist-zum-Spaß-haben-da" Hund. Er war der Partylöwe, der Lebenskünstler und Lebemann. Sein Lebensmotto war: Das Leben ist viel zu kurz, um die Zeit mit Sorgen zu verplempern. Also Leute: Was geht ab?
Wallaby kam als vierter und letzter großer Hund zu uns. Er hatte ein langes, dichtes und pechschwarzes Fell, völlig unpassend zum Ibiza-Klima. Jemand von unserer Tierhilfe fand ihn als Welpen zufällig bei einem Spaziergang in einem einsamen Waldstück, wo er sich unter Blättern und Gestrüpp versteckt hatte. Wir wussten nicht, ob er sich verlaufen hatte oder ob man ihn im Wald ausgesetzt hatte. Wichtig war nur, dass er dort nicht länger ohne Nahrung und Wasser überleben konnte. So wurde er mitgenommen und kam irgendwie zu uns. Durch seine liebe Wesensart wurde auch er ganz schnell zu einem Teil unserer Familie. Er war auch schelmisch und verschmitzt. So machte er sich schon mal einen Spaß daraus, unsere Freunde und Gäste überraschend ganz zart in deren Hinterteil zu zwicken, um dann sofort im vollen Galopp auf und davon zu rennen. Das gab dann immer ein großes Gelächter. Nach einigen Jahren fanden wir ihn eines Tages Tod auf unserem Grundstück liegen. Er starb an einem Herzschlag.
Alle vier Hunde lebten fast 17 Jahre mit uns in unserer Finca in Benirrás zusammen, bis 2008 einer nach dem anderen innerhalb weniger Wochen von uns ging. Jetzt blieben uns "nur" noch unsere kleinen Hunde Buffi und Willi und natürlich auch noch unsere Katzen.
Ich habe alle Hunde nahe unserer Finca auf einer bunten Blumenwiese im Schatten eines uralten Mandelbaums begraben. Sie alle haben von dort aus einen freien Blick auf unsere alte Finca sowie auch über das ganze Tal von Benirrás. Sie alle hatten bei uns ein freies Leben. Nun haben sie einen freien Blick auf ihr ehemaliges Zuhause.
Und auch das ist mir im Nachherein bewusst geworden: Nicht WIR suchen uns unsere Tiere aus sondern die Tiere suchen sich UNS aus. Warum? Weil sie viel mehr wissen und sehen, als wir es ihnen je zutrauen. Und weil sie uns bedingungslos Lieben und Annehmen. Sie unterscheiden nicht in schlau und dumm, in schlank und dick, in schön und hässlich und nicht in reich und arm. Sie schauen nur auf unser wahres Wesen. Da sind wir Menschen noch nicht ganz so weit. Aber dafür haben wir ja unsere Tiere. Sie zeigen es uns. Jeden Tag.
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Zurück in die Zuku... äh... in die Steinzeit.
Und so wuchs 1992 die Anzahl unserer Hunde stetig weiter an, denn herumstreuende Hunde und Katzen, die dringend Hilfe brauchten, gab es auf Ibiza genug. Dabei stellte sich schnell heraus, dass wir dringend einen Zaun um unser Grundstück brauchten, da unsere Hundeschar meinte, dass ihnen die ganze Umgebung alleine gehörte. So blieb uns nichts weiter übrig, als uns schon sehr bald nach einer neuen passenden Unterkunft umzuschauen, deren Grundstück eingezäunt ist.
Als wir bei unserer Suche nach einer neuen Finca auch durch die Hügel von Benimussa fuhren, wurden wir auf ein uraltes und verlassenes Fincaanwesen zwischen San José und San Antonio aufmerksam. Es stand auf einem riesigen Naturgrundstück mit diversen alten Mandel- und Feigenbäumen sowie Orangen- und Zitronenbäumen. Hier könnte ich einen Teil des Grundstücks problemlos für ein Hundeterreno nutzen. Das, man kann schon sagen Anwesen, hatte eine lange Auffahrt und stand auf einer kleinen Anhöhe, von der man einen fantastischen Blick auf die Bucht von San Antonio hatte. Innen war eine große Entrada und noch fünf weitere Räume, von denen 2 Räume durch eine Steintreppe auf zwei Wohnebenen verteilt waren. Einer dieser Räume hatte einen kleinen Balkon, der einer Szene aus Romeo und Julia ähnelte.
Draußen waren noch ein paar alte Tierstallungen, in denen Heu und altes Zaumzeug rumlag. Alles erinnerte an längst vergangene uralte Zeiten. Doch es erinnerte uns auch daran, dass man früher noch kein fließend Wasser oder Elektrizität im Haus hatte, so wie auch in dieser alten Finca.
Trotzdem, das Teil war der absolute Hammer. Und das mit dem fehlenden Wasser und Strom kann ja nun wirklich nicht so schlimm sein.
Ach so. Hatte ich schon erwähnt, dass alle Fenster keine Rahmen geschweige denn Glasscheiben hatten?
("Neiiiiiin, hattest Du niiiiiiicht !!!")
Ach tatsächlich? Ist aber auch nicht wichtig. Wozu braucht man schon Fensterscheiben bei dem schönen Wetter auf Ibiza?
("Ich hätte schon gerne welche gehabt !!!")
Diese Finca war gefühlte 200-300 Jahre alt und bei der Besichtigung hatten wir den Eindruck, dass genauso lange niemand mehr darin gewohnt hatte, denn es gab kein Klo, kein Bad, keine Küche, keinen Ofen oder Kamin, wie gesagt und keine richtigen Fenster und absolut Null Inneneinrichtung. Und diese Finca war noch nie an einem öffentlichen Strom- Wasser- oder Telefonanschluss angeschlossen worden. Das "Modernste" was es hier gab, war unser alter Passat.
Das hieß also, dass Petroleumlampen und Kerzen die Beleuchtung im Haus darstellten. Petroleum? Ja richtig gelesen. Und wo gibt's dieses Zeug? Das gab's im nächsten Örtchen in einem winzigen Kaufmannsladen. Der Ladenbesitzer beförderte das Petroleum, das sich in einem großen Holzfass befand, mit einer alten Hand-Hebelpumpe in die mitgebrachten leeren Plastikflaschen. Passende Petroleumlampen gab's da natürlich auch. Dieser unscheinbare Laden hatte nicht nur Lebensmittel, frisches Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten sondern auch diverse andere Sachen für Haus und Garten, wie auch die roten Gasflaschen (Butano) für unseren Gasherd. Die Befüllung dieser roten Metallflasche von 12,5 Kg kostete 800 Peseten (ca. 4,80 EUR).
Ein paar Meter von der Finca entfernt befand sich unser Brunnen und das frische kalte Wasser wurde mit einem an einem Hanfseil befestigten Holzeimer vom Brunnenboden heraufgezogen, sowie schon seit vielen Jahrzehnten zuvor.
Also, hier vermisste niemand Strom.
Naja, das stimmt nicht so ganz, denn eine Person gab's schon die Strom brauchte, also wenigstens so ein ganz kleines bisschen Strom für mein Musikstudio und die Bohrmaschine. Aber mal ehrlich, wirklich ganz ohne Strom kann ja auch kein Mensch leben. Und so bot mir der Nachbar spontan an mich mit seinem Strom zu versorgen, indem ich mich einfach mit einem langen (also seeeeeeehr langen) Verlängerungskabel bei ihn einstöpselte. Für deutsche Verhältnisse schwer vorstellbar, aber auf Ibiza war das (wohl) nicht so ungewöhnlich. Also mir gefiel das (Grins). Ich lernte sowieso in den kommenden Jahren, dass man auf Ibiza nicht alles immer so Bierernst nahm wie wir Deutschen. Auch das gefiel mir, daran konnte ich mich gewöhnen.
Und so zogen wir im Herbst 1992 in diese uralte Finca ein. Da die Finca wie gesagt komplett leer war, konnte Sylvie sich als "Einrichtungsdesignerin" voll ausleben, was sie dann auch tatsächlich tat:
"Ach Peter, kannst Du uns in diesem Raum noch schnell eine Küchenzeile einbauen? Und an das neue Bad draußen im ehemaligen Schweinestall brauche ich Dich doch nicht noch einmal erinnern, oder?"
Aber nein mein Schatz, das mache ich sofort. Ich muss nur noch schnell die neuen Fensterrahmen in alle Fenster einbauen, ein Loch in das Finca-Dach für das Ofenrohr unseres Holzofens sägen und noch alle Räume mit Stromleitungen versehen. Ach, jetzt hätte ich doch glatt die 200 m2 Einzäunung für unsere Hunde vergessen. Also diese Kleinigkeiten sind nun wirklich nicht der Rede wert.
Das wurde dann also unsere dritte Unterkunft.
Sie fragen sich vielleicht warum wir überhaupt in so eine alte Finca ohne Strom ohne fließend Wasser und ohne gar nichts eingezogen sind? Das kann ich mit Worten nicht erklären, dazu muss man diesen Ort, diese Ruhe, diesen Frieden, diese frische Luft, dieses klare Licht und diese Weite mit diesem unglaublichen Meerblick einfach selbst gesehen und selbst gefühlt haben. So etwas kann man mit deutschen Wohnverhältnissen überhaupt nicht vergleichen.
Und - auch nicht ganz uninteressant - das alles für unter 200 Mark Miete monatlich bar auf die Hand. Natürlich ohne Makler, ohne Vertrag, ohne Kaution und ohne Nebenkosten, mal abgesehen vom Strom des Nachbarn. Einfach per Handschlag unter Männern. Ach ja (stöhn), da war die Welt noch in Ordnung.
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Unsere dritte Unterkunft
Natürlich gab's auf dem Lande auch keinen Postboten, der die Post mal eben so nach Hause brachte. Viele Straßen auf dem Lande hatten überhaupt keinen Namen, geschweige denn gab's ein Straßenschild und an den Fincas hing auch keine Hausnummer. Wenn wir Freunde auf dem Land besuchten und nach der Adresse fragten hörten wir oft:
"Also Ihr fahrt Richtung San Juan, dann im Ort nach dem Supermarkt den dritten Feldweg rechts ab und nach ca. zwei Kilometern das linke Haus mit den gelben Fensterrahmen."
Irgendwie klappte das immer, auch ganz ohne Handy oder Navi.
Wir hatten auch keine Postadresse so wie in Deutschland sondern unsere Adresse hieß "Ibiza, San José, Postlagernd". Das bedeutete, dass wir zur Post nach San José fuhren, unseren Ausweis zeigten und fragten, ob es Post für uns gäbe. An der Wand hinter dem Schaltertresen hing ein Wandregal, das in diverse kleine Fächer aufgeteilt und von A bis Z durchbuchstabiert war, so wie man es vielleicht noch von der Rezeption bei kleinen Hotels kennt. Danach griff der Postbeamte in das entsprechende Buchstabenregal und holte alles raus, was sich darin befand, um dann jeden einzelnen Brief, jede Postkarte, jedes Päckchen nach unserem Namen abzusuchen. Tja, das war der Vorgänger der späteren elektronischen Poststraße. Mit anderen Worten: Hier brauchte man Geduld, Geduld, und nochmals Geduld.
Überraschenderweise war das für die anderen kein Problem, die hatten alle Geduld. Ok, das hatten wir also auch noch zu lernen.
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Unsere dritte Unterkunft
Lebensfreude in höchster Vollendung.
Wie bereits erwähnt halfen wir 1992/93 beim Aufbau des gemeinnützigen Vereins mit dem damaligen Namen Tierhilfe DUO Ibiza mit. Dieser neu gegründete Verein bestand aus einer kleinen Gruppe engagierter Frauen, die sich intensiv dafür einsetzten, hilfsbedürftigen Hunden der Insel ein Weiterleben und Zufluchtsort zu verschaffen sowie darüber hinaus ein neues Zuhause in einer Familie zu geben. Bei der Gelegenheit freundeten wir uns auch mit einer Tierärztin an, die dort ebenfalls mitarbeitete. Als wir sie eines Tages in ihrer Tierarztpraxis besuchten, sahen wir bei ihr eine junge kleine Hundedame. Die Besitzer hatten sie in der Praxis abgegeben, weil sie mit der quirligen Art der kleinen Hündin nicht zurechtkamen.
In der Tat, dieses bezaubernde kleine Geschöpf war wirklich ein unglaubliches Energiebündel. Sie rannte vor lauter Freude und Übermut ständig wie eine Verrückte hin und her. Unsere Hunde ließen sich davon schnell anstecken und im Nu rannte unsere ganze Bande diesem kleinen Zwerg hinterher. Dieses kleine Krümelmonster versprühte eine unbändige Lebensfreude. Jetzt tobten alle Hunde wie ein Haufen kleiner Kinder, die nicht wissen wohin mit ihrer überschäumenden Fröhlichkeit und Ausgelassenheit.
Sofort war uns klar: Dieser kleine Zwerg passst genau zu uns und zu unserer Hundefamilie. Und so nahmen wir sie zu uns und gaben ihr den Namen Speedy.
Das war unser 5. Hund. Wie gut, dass ich damals nicht wusste, dass Speedy noch längst nicht der letzte Hund gewesen sein sollte.
"Du meine Güte. Wie viele kommen denn noch?"
Ein paar Jahre später erkrankt Speedy an Leishmaniose (Infektionskrankheit) und einem Krebsgeschwür. Nach langer innerer Zerrissenheit ringen wir uns schließlich dazu durch, sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Dieses zauberhafte Wesen schlief friedlich in meinen Armen ein, während sie mich die ganze Zeit über ganz ruhig ansah, als wenn sie mir sagen wollte: Mach Dir keine Vorwürfe, Dich trifft keine Schuld.
Speedy sollte nicht der letzte Hund gewesen sein, der uns mit einer so schrecklichen Entscheidung konfrontierte.
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Ende 1992 wussten bereits einige Leute von Sylvie's Bewusstseinsarbeit, weil sie diese regelmäßig in kleinen Gruppen in unserer Finca in Benimussa vorstellte. Alles nur durch Mund-zu-Mund Verbreitung. So erfuhren auch Nora & Tim➀ (die Namen wurden geändert) von Sylvie's Bewusstseinsarbeit und besuchten uns daraufhin in unserer Finca, um uns näher kennenzulernen.
Sie erzählten uns, dass sie schon viele Jahre auf einem kleinen Berg im Norden der Insel in einer alten Finca ohne Strom- Wasser- und Telefonanschluss lebten. Also genau so, wie wir das gerade taten. Das ist ja interessant dachten wir. Dabei erzählten wir ihnen auch von unserem Vorhaben ein spirituelles Zentrum auf Ibiza aufzubauen, denn genau das war ja unser großes Ziel. Die beiden waren davon begeistert und machten uns den Vorschlag, sie doch einmal auf ihrem Berg zu besuchen.
Neugierig geworden fuhren wir daraufhin zu N & T➀ auf ihrem Berg im Norden. Und tatsächlich lebten sie dort schon viele Jahre auf ihrem eigenen kleinen Berg in einer typischen alten Ibiza Finca ohne elektrischen Strom und fließend Wasser, ähnlich wie wir in unserer Finca in Benimussa. Sie machten auf uns den Eindruck, dass sie sich ganz bewusst für diese einfache Art zu leben entschieden hatten und mit diesem Leben sehr zufrieden waren.
Nach langen Gesprächen boten uns die beiden schließlich an, dass wir unser spirituelles Zentrum doch einfach auf ihrem Berg gründen könnten. Sie lebten schon so lange auf Ibiza und würden hier jede Menge Leute kennen, denen sie von Sylvie's Arbeit berichten könnten. Wenn wir Interesse hätten, könnten wir auch ganz zu ihnen ziehen, um in einer Art Wohngemeinschaft zusammen zu leben, denn auf ihrem Grundstück wäre genug Platz für uns und unsere Tiere. Und wenn sich herausstellt, dass wir vier uns gut verstehen, dann wäre sogar noch genug Platz für unser eigenes Haus, das ich gemeinsam mit Tim➀ auf ihrem Grundstück erbauen könnte.
Das ist ja der Hammer dachten wir. Die beiden kennt tatsächlich jeder auf der Insel und wenn sie für Sylvie's Arbeit Reklame machen, wäre das enorm hilfreich für unser Vorhaben. Hinzu kam noch, dass Sylvie schon seit Wochen wieder und wieder diese Botschaft hörte:
"Geht auf den Berg."
Wir konnten mit dieser Information überhaupt nichts anfangen. Was sollte die Botschaft mit diesem Berg? Doch jetzt. Na klar, damit war der Berg von N & T➀ gemeint. Das ist ja ein Ding. Jetzt machte diese Botschaft endlich einen Sinn.
Und nach langen Hin- und Herüberlegen nahmen wir N & T's➀ Angebot an und zogen im April 1993 wieder mal mit Sack und Pack sowie unseren vier großen und zwei kleinen Hunden sowie mit mehreren Katzen von unserer alten Finca in Benimussa auf den Berg im Norden der Insel, um fortan in einer Art Wohngemeinschaft zusammen zu leben.
Das war jetzt unsere vierte Unterkunft.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere vierte Unterkunft
Bei der Gelegenheit fragten wir im Sommer 1993 die einheimischen Besitzer des Mini-Supermarktes, welcher sich unterhalb des Berges befand, ob wir ihren kleinen Speiseraum, in dem man auch eine Kleinigkeit essen und trinken konnte, für eine kleine Geburtstagsparty nutzen könnten. Ich Peter wäre Musiko und würde mit meinen elektronischen Musikinstrumenten quasi als Discjockey für die Musik sorgen. Überraschenderweise fanden die Ladenbesitzer die Idee sofort gut und so stand unserer kleinen Party nichts im Wege.
Als dann der Tag der Geburtstagsparty kam und ich meine Musikinstrumente aufbaute und die mächtigen Boxen in die Ecken des kleinen Raumes platzierte, schauten die Besitzer doch schon ein wenig misstrauisch auf mein ganzes elektronisches Zeug, was ich da so anschleppte. So wirklich trauten sie der Sache nicht über den Weg. Doch sobald ich die Boxen zum Dröhnen brachte, staunten sie nicht schlecht und plötzlich tanzte die ganze Familie mit ihren Kindern mit zur Musik.
Als ich am nächsten Tag meine Instrumente wieder abbaute, kam die Ladenbesitzerin schüchtern auf mich zu und überreichte mir in einem Weidenkorb ein paar Tomaten aus ihrem eigenen Garten. Das war ihr wortloses "Dankeschön" an mich, für die Freude, die sie und ihre Familie am gestrigen Abend mit uns zusammen hatten. Diese einfache und offene Geste dieser mir fremden Person, war sehr berührend und das Herzlichste, was ich seit langem erlebte.
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Unsere vierte Unterkunft
Techno-Party? Oder ab in den Steinbruch und Felsbrocken zerhämmern? Warum denn nicht beides?
Im April 1993 bauten Tim➀ und ich zuerst einmal ein großes Hundeterreno für unsere 4 großen Hunde, für den Fall, dass wir sie mal nicht mitnehmen konnten, wie beim Einkaufen oder wenn wir Freunde besuchten. Dazu zäunten wir ein kleines Wäldchen auf dem Berg mit 100 Meter Maschendraht ein, indem wir 6 Bäume als natürliche Eckzaunpfähle benutzten. So brauchten wir keine extra Pfähle eingraben sondern legten den Draht einfach um die 6 Bäume herum, ohne jegliche Nägel oder Schrauben verwenden zu müssen. Dann noch aus den baumartigen Blütenständen der bis zu 12 Meter hohen Agavengewächse, die überall auf dem Grundstück standen, ein paar dieser Stämme zu einem kleinen Gatter zusammengebunden und fertig war unser Natur-Hundespielplatz.
Danach begannen Tim➀ und ich mit dem Bau unseres kleinen Hauses, ganz im Stil einer traditionellen ländlichen alten Ibiza Finca, das hieß überwiegend aus inseltypischen Natursteinen und Naturhölzern. Allerdings war diese Bauart enorm zeitaufwendig und so kamen wir nur sehr langsam voran.
Um das besser verstehen zu können: Traditionell bedeutet in diesem Fall, dass wir die Wände der Finca aus 90 Zentimeter dicken Natursteinmauern errichteten. Diese Natursteine waren keine fertigen Ziegelsteine, Mauersteine, Betonsteine oder Kalksandsteine aus dem Baumarkt. Diese Natursteine gab es nicht zu kaufen. Das waren zuerst einmal riesige Felsbrocken, die wir auch genauso mit einem Bau-Lkw angeliefert bekamen. Nun hieß es diese Felsbrocken mit Muskelkraft und entsprechenden Werkzeugen wie Presslufthammer, 5 kg Vorschlaghammer und Eisenmeißel in tragbare Einzelblöcke zu zerkleinern. Die daraus entstandenen "Mauersteine" waren jetzt die Grundlage zum Bau unserer Finca-Wände. Also, dieses Haus brachte später so schnell nichts ins Wanken, das war für die Ewigkeit gebaut.
Das Highlight oder auch der Blickfang in unserem Haus wurde ein 8 Meter langer und mächtiger Holzstamm aus einem einheimischen mandelfarbigen Sabina-Baum. Er diente als Giebelbalken, der quer unter der Hausdecke verlief und das darauf liegende Dach stützte. Wir fanden ihn zufällig bei einem Bauern, der diesen schon vor einiger Zeit in seinem Wald geschlagen hatte. Er war der perfekte Giebelbalken für unser Haus. Wir banden ihn einfach hinter unseren Mini-Trecker und zogen ihn über unbefahrene Caminos bis zu uns auf den Berg. Ich habe bestimmt zwei Tage gebraucht, um diesen mächtigen Baumstamm zu bearbeiten, ihn abzuschleifen und dann einzuölen.
Mit einem selbstgebauten Flaschenzug haben Tim➀ und ich ihn langsam Stück für Stück nach oben auf die dicken Grundmauern und in seine endgültige Position gezogen. Er ragte später an beiden Seiten des Hauses ein Stück aus dem Mauerwerk heraus, sodass man diesen mächtigen Stamm sofort von draußen erkennen konnte.
Für unser Schlafzimmer baute ich im Wohnzimmer eine aus Holz bestehende Empore oder auch Galerie, von der aus man einen freien Blick in das darunterliegende Wohnzimmer hatte.
Durch die klobigen Natursteine, bei dem wie gesagt jeder einzelne Stein von uns von Hand mit dem Hammer passend angefertigt wurde, wuchs das Haus zu einem ganz speziellen Unikat heran, dass es so nicht ein zweites Mal gab. Es passte so gar nicht in das Bild eines konventionellen Hauses oder einer Finca auf Ibiza, es glich eher dem Haus der Steinzeitfamilie Feuerstein. Jeder der es sah, kam aus dem Staunen nicht mehr raus, denn so etwas hatten sie noch nie gesehen. Die Statik war natürlich von einem Architekten abgenommen worden.
Irgendwie war das aber auch lustig. Denn während wir 1993 im Norden der Insel auf dem Lande völlig ruhig und ganz ohne Strom- Wasser und Telefonanschluss lebten, tobte auf der anderen Seite im Süden der Insel die Techno-Welle in den Ibiza Mega-Discos und bescherte Disc Jockeys horrende Gagen pro Nacht, die sie wiederrum einsetzten, um sich davon im Norden millionenschwere Luxusvillen erbauen zu lassen. Doch spätestens beim Einkaufen in einer diesen kleinen Tiendas (Kaufmannsladen), sah man sich quasi als Nachbar beim Café con Leche und Bocadillo (Baguette) wieder. Dann saßen der Millionär und der "Normalo" in Jeans und T-Shirt an einfachen alten Holztischen und Frühstücken in Ruhe nebeneinander, ohne jegliche Star-Allüren. Das war auch das Ibiza, das ich so liebte.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere vierte Unterkunft
2 Esel-Stärken parken neben 500 Pferde-Stärken.
Tim➀ erzählte mir irgendwann, das er früher in Deutschland eigene Pferde besaß. Das gefiel mir und so entschlossen wir uns spontan zwei Esel von einem Bauern zu kaufen. Einen geeigneten Platz zum Auslauf fand sich schnell auf dem großen Grundstück und an zwei Nachmittagen hatten wir auch einen einfachen Unterstand für die beiden Esel zusammengebaut. Sie hießen Schuklo und Schukla, was so viel wie Herz und Herzchen bedeutete und das waren sie auch wirklich.
Frisches Gras, Alfalfa und anderes Grünzeug für die Esel konnten wir einfach so von der Wiese eines Nachbarn pflücken, die sich gleich unterhalb unseres Grundstücks befand. Diverse Heu- und Strohballen bekamen wir für wenig Geld angeboten, wenn wir diese von einer entfernten Wiese auf der Insel selbst einsammelten und Ballen für Ballen nach Hause transportierten. Jetzt kam mein alter Passat zum Einsatz und wurde spontan zum Strohballen-Einsammler und Transporter umfunktioniert. Ich weiß nicht mehr wie viele Male wir auf der abgemähten Wiese hin und herfuhren, bis wir endlich alle Ballen unter einer großen Plane verstaut hatten. Ich fand noch Jahre später immer mal wieder Strohreste im Auto, die von dieser spontanen Aktion her stammten.
Tim➀ zeigte mir auch, wie man auf einem Esel reitet. Und so manches Mal unternahmen wir beide dann tagelange Ausritte in den menschenleeren Pinienwäldern des Nordens, die ja direkt "vor unserer Haustür" begannen. Natürlich nahmen wir dabei auch unsere Hunde mit. Das waren unbeschreibliche Stunden des vollkommenen Glücks mit Mensch und Tier in einer unfassbar schönen Natur und immer mit dem Blick auf ein traumhaftes türkisblaues Meer. Oder wir ritten einfach mal mit den Eseln zum Einkaufen ins Dorf anstatt mit dem Auto zu fahren. Die Leute und besonders die Kinder staunten nicht schlecht und dachten bestimmt wir wären von einem Zirkus, als wir unsere beiden "Herzchen" am Fahrradständer des Supermarktes anbanden, gleich neben einem dieser offenen Super-Sportwagen. Wir wirkten damit völlig "aus der Zeit gefallen". Das sind unvergesslich schöne Erinnerungen.
Natürlich wollten wir auch eigene Hühner haben, die uns frische Eier bescherten. Dazu zäunten wir einen großen Teil des Berges in eine artgerechte Lebensgrundlage dieser wunderbaren Tiere ein. Irgendwo her bekamen wir auch noch zwei riesige blaue Pfauen, die sich den Berg als neues Zuhause aneigneten und sich am liebsten auf dem Dach unserer Finca niederließen und ihre typischen Schreie von sich gaben.
Nun hatten wir ein paar Hunde, Katzen, Hühner, zwei Pfauen und zwei Esel. Das sollte doch nun wirklich reichen, oder?
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Unsere vierte Unterkunft
Auf dem großen Grundstück befanden sich auch zwei natürliche Felshöhlen, die man durch einen von außen unscheinbaren Eingang betrat. Innen befand sich so viel Platz, dass Tim➀ im Laufe der Jahre mit Bett, Tisch Stuhl, Teppich und allen möglichen Sachen des täglichen Lebens sie zu zwei richtigen kleinen Räumen ausbaute. So unscheinbar der Eingang in Felsen auch wirkte, der von vielen Sträuchern und Büschen fast verdeckt wurde, so überrascht war man, wenn man im geräumigen inneren der Höhle stand. Es hatte etwas von den Fantasiehäusern der Hobbits.
Diese beiden Höhlen wurden gerne dazu genutzt, wenn jemand den Wunsch hatte sich für ein paar Tage in die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit zurückzuziehen. Diese Höhlen passten irgendwie genau zu unseren damaligen einfachen und friedvollem Leben an diesem Ort.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere vierte Unterkunft
Sylvie schreibt in dieser Zeit ihre Abhandlung "Die Illusion Erwachsen zu sein" und führt uns auf einfühlsame Weise an die Wurzel vieler Probleme im Erwachsenenalter heran und zwar an die sogenannte Urverletzung, die meist in der Kindheit entsteht. Mit Sylvie's lebendiger, einfacher und bildhafter Sprache, mit der sie auch ihre eigene Urverletzung beschreibt, gelingt es ihr komplexe psychologische Zusammenhänge greifbar und verständlich zu machen.
Die Kernbotschaft von Sylvie's Abhandlung besteht darin, dass der Ursprung unseres kindlichen Schutzverhaltens auf einem Kindtrauma oder auch Urtrauma, Sylvia nennt es Urverletzung, beruht. Diese Urverletzung ist ein massiv nachhaltiges Schlüsselerlebnis und hat einen enormen Einfluss auf unser weiteres Leben, weil wir durch dieses Erlebnis unsere künftigen Verhaltensweisen und Gefühlen zu Personen und Situationen festlegen. Die Urverletzung ist quasi "die Wurzel allen Übels", auf der sich alles weitere aufbaut. Sylvie möchte es als übergeordneten Sinn oder auch übergeordnetes Muster bezeichnen. Häufig ist die Urverletzung sogar karmisch bedingt, das heißt, sie stammt aus einer früheren Inkarnation und wird zu Beginn des aktuellen Lebens erneut aktiviert.
Weiterlesen: Die Illusion Erwachsen zu sein
Einfacher geht es nicht
Bei dieser Abhandlung von Sylvie geht es und die Macht der kosmischen Gesetze und darum, dass wir das höchste Potential in uns entfalten und es auch voll nutzen und DAS zu leben was wir wirklich sind und dass wir uns dabei rundherum wohl fühlen. Wenn wir das Potential leben, was in uns steckt und im Einklang mit den universellen Lebensgesetzen sind, dann fällt alles Schwere von uns ab. Alles wird einfach, lösbar und lebbar.
Weiterlesen: Einfacher geht es nicht
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Unsere vierte Unterkunft
Im Sommer 1994 bekamen wir überraschenden Besuch von unserer lieben Freundin Marianne➀ mit ihrer 3jährigen Tochter Maria➀ (die Namen wurden geändert). Plötzlich standen die beiden vor uns auf dem Berg. Wir hatten keine Ahnung, dass Marianne➀ uns besuchen wollte und waren deshalb freudig überrascht die beiden nach über zwei Jahren wieder in die Arme nehmen zu können.
Sylvie hatte Marianne➀ geschrieben, dass wir auf einen Berg gezogen seien und dort mit zwei weiteren Personen unter sehr einfachen Verhältnissen in einer Art Wohngemeinschaft zusammenlebten. Es wäre so ganz anders, als sie es von uns und von Deutschland her kenne.
Und so zeigten wir Marianne➀ jetzt unser neues noch nicht ganz fertiges Haus und wie wir jetzt hier auf dem Berg wohnten und lebten. Marianne➀ war davon total begeistert und fand unser einfaches Leben Klasse.
Sylvie und Marianne➀ hatten sich vor Jahren bei einer Weight Watchers Veranstaltung in Hamburg kennengelernt und angefreundet, deshalb kannte Marianne➀ auch unser Leben in Deutschland sowie wir auch über Marianne's➀ Leben im Bilde waren. Da die beiden sich jetzt nach so langer Zeit viel zu erzählen hatten, widmete ich mich deshalb erst einmal wieder meinem Hausbau.
Zu der kleinen Maria➀ haben Sylvie und ich eine besondere Beziehung, denn Marianne➀ bat uns bei der Geburt ihrer Tochter Ende 1991 in Hamburg dabei zu sein. Besonders auf meine Anwesenheit legte sie großen Wert, weil der Vater das wohl nicht konnte oder nicht wollte. Immer mal wieder kam eine Schwester ins Zimmer und prüfte Marianne's➀ Zustand, wobei ich dann einige Male gefragt wurde:
"Und Sie sind bestimmt der Vater?"
Nein, ich bin nur ein Freund, antwortete ich dann.
"Ach so ist das."
Wir hatten zu der Zeit eigentlich ganz andere Dinge im Kopf, denn wir waren mittendrin in den letzten Vorbereitungen für unser Auswandern. Doch nun begleiteten wir erst einmal Marianne➀ an ihrem besonderen Tag, bis endlich nach einer gefühlten Ewigkeit, die Zeit der Geburt gekommen war. Dieses über viele Stunden Miterleben einer Geburt war für Sylvie und für mich ein wirklich unvergessliches Erlebnis und zugleich ein berührendes und einmaliges Geschenk.
Nur wenige Wochen danach, Anfang Januar 1992, verließen wir Deutschland, brachen alle Brücken hinter uns ab und wanderten nach Ibiza aus.
Und nun waren Marianne➀ und die kleine Maria➀ plötzlich wieder da, hier auf dem Berg.
Irgendwann später fragten wir Marianne➀, wo sie eigentlich auf Ibiza wohnt und wie lange sie und Maria➀ bleiben würden. Und dann sagte Marianne➀ mit einem freudigen Gesichtsausdruck zu uns:
"Ich habe nur einen Hinflug nach Ibiza gebucht, sonst nichts. Es ist nämlich so, dass ich auch ausgewandert bin und Maria➀ und ich mit Euch hier auf dem Berg zusammenleben möchten."
Wie bitte? Wie war das? Wir konnten nicht glauben, was wir da hörten. Marianne➀ ist ausgewandert und will jetzt mit Maria➀ bei uns hier oben wohnen?
"Aber Marianne➀", antworteten wir geschockt, "Du kannst doch nicht einfach hier so auftauchen und erwarten, dass Du hier mit uns zusammenleben kannst. Das hättest Du doch zumindest erst einmal mit uns besprechen müssen."
Doch, genau das erwartete sie. So war unsere Marianne➀ eben. Erst handeln und dann nachdenken. Sie war naiv und handelte immer wie ein Kind. Das war ja auch einer ihrer bezauberndsten Eigenschaften, wofür wir sie alle liebten, doch jetzt war so ein Verhalten absolut fehl am Platz. Und? Was machen wir jetzt?
Was konnten wir schon tun? Die beiden in den nächsten Flieger setzen und wieder nach Hause schicken? Nein, das ging auch nicht.
DOCH, UND ZWAR SOFORT !!!
Später erfuhren wir von Marianne➀, dass sie sich von Maria's➀ Vater getrennt hatte und er deshalb in Deutschland geblieben war.
Doch jetzt mussten wir erst einmal überlegen, wo wir die beiden unterbringen könnten und wie es überhaupt mit uns zusammen weitergehen sollte. Und so wohnten die beiden für die nächste Zeit mit uns auf dem Berg, bis wir etwas Passendes für sie gefunden hätten.
Siehe auch: #Die kleine Maria →
(➀ Die Namen wurden geändert)
Damals wussten wir noch nicht, dass wir schon sehr bald mit den beiden hier auf Ibiza viele Jahre in einer Finca zusammenleben würden. Doch bis es dazu kam, sollte zuerst etwas ganz anderes geschehen, was unser Leben völlig auf den Kopf stellte.
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Unsere vierte Unterkunft
Überraaaaaaaschuuuuuuung !!
Im Sommer 1994 erhielten wir ebenfalls überraschenden Besuch aus Hamburg und zwar von den Vorbesitzern unserer Hündin Daisy (Gänseblümchen). Die Familie bestehend aus Papa, Mama und zwei Töchtern, machten Urlaub auf Ibiza und wollten sich bei dieser Gelegenheit Daisy's und unser neues Zuhause einmal ansehen. Ich war gerade mit der Schaufel dabei die Betonmischmaschine mit neuem Inhalt zu füllen, als plötzlich die Familie auf dem Berg erschien und unsicher nach uns Ausschau hielt.
Man muss sich diese Situation einmal vorstellen: Es war Hochsommer und bullenheiß. Ich stand da völlig durchgeschwitzt mit Sand und Beton verschmierter kurzer Hose und T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln, zwischen einem riesigen Haufen Natursteinen, Zementsäcken und Bausand, inmitten meines halbfertigen "Fred Feuerstein-Fantasie-Hauses" und befüllte die Betonmischmaschine, die von unserem benzinbetriebenen Stromgenerator angetrieben wurde, der lärmend vor sich hin knatterte.
Und dann stand zwischen alldem diese typisch deutsche Bilderbuch Touri-Familie in ihrer sauberen und adretten Urlaubskleidung. Hier prallten Mittelalter und Neuzeit donnernd aufeinander und beide Epochen bestaunten sich etwas erschrocken. Anfänglich dachte die Familie sie hätten sich verlaufen, doch als sie uns erkannten, machte sich gequältes Lächeln und ungläubige Sprachlosigkeit in ihren Gesichtern breit. Glücklicherweise erschien in diesem Moment Daisy und lockerte die Situation durch ihre überschäumende Wiedersehensfreude auf.
Trotzdem konnten sie es gar nicht glauben, dass WIR HIER wohnten. WIR, die sie doch aus Deutschland her völlig anders kannten. Wie konnten wir nur unser sicheres Leben mit schönem Haus in Deutschland gegen dieses primitive Leben mit Stromgenerator und Wasserbrunnen mit Zieheimer eingetauscht haben? Das waren doch nicht Sylvie und Peter? Das konnte doch nur ein schrecklicher Irrtum sein. Sie waren sich auch noch nicht klar darüber, ob sie Daisy für ihr neues Zuhause nun beneiden oder bedauern sollten.
Nach anfänglicher Begrüßung zeigte ich ihnen unser im Bau befindliches Natursteinhaus, aber so richtig glauben konnten sie es nicht, dass wir darin auch einmal wirklich wohnen wollten. Denn wo bitteschön war denn die moderne Einbauküche mit integrierter Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler und Kaffeevollautomat? Und wo befindet sich das bis zur Decke geflieste Badezimmer? Aber Telefon habt Ihr doch wenigstens, oder?
"Ja wisst Ihr", antwortete ich, "das verbraucht alles ganz schön viel Strom, wir haben aber keinen Stromanschluss nur einen einfachen Stromgenerator", während ich auf den vor sich hinknatternden Benzinmotor zeigte.
"Aber telefonieren können wir... also unten im Dorf... im Supermarkt... da hängt ein Münztelefon an der Wand."
Ahhhhh ein Münztelefon...??? ... Und ihr habt KEINEN elektrischen Strom...??? ... Verstehe...
Nein, sie verstanden gar nichts. Wie sollten sie auch. Sie kamen gerade mit dem Flieger aus ihrer sauberen Hochglanz-Welt, in der man sein Leben kontrolliert plant und Probleme, Gefahren und Unsicherheiten bestmöglich ab- und versichert, um so mit gutem Gewissen und der ganzen Familie in Zufriedenheit, Wohlstand und finanzieller Sicherheit glücklich leben zu können. (Oh, das hört sich ja wie ein Werbe-Slogan an? Nein das IST ein Werbe-Slogan.)
Wir kannten diese Slogans... ich meine Denkweise nur zu genau. Glück, Zufriedenheit und Lebensfreude werden ganz einfach (mit einem weiteren Kredit?) gekauft. Natürlich konnten sie überhaupt nicht begreifen, was wir in dieser stromlosen Tote-Hose-Pampa machten und dass wir ihre saubere Welt gegen DAS HIER ??? eingetauscht hatten. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein?
Doch vollends ins Wanken kam ihre Meinung über uns, als Tim➀ anfing über unser Leben auf dem Berg zu berichten:
"Wir sind sehr glücklich, dass Sylvia und Peter mit uns zusammen hier wohnen. Wir sind nämlich dabei, hier ein spirituelles Zentrum zu erbauen, damit Sylvie ihre neue Bewusstseinsarbeit vorstellen kann, die sie von den Engeln übermittelt bekam. Abends sitzen wir oft draußen am offenen Feuer und Sylvie's Engel sagen uns dann, was wir morgen machen sollen."
Oh nein Tim➀ dachte ich nur, wie kannst Du so einen Unsinn reden. Die müssen ja denken, dass wir alle total bekloppt sind. Aus der Ecke kommen wir nie wieder raus.
Ich weiß natürlich was er damit bezwecken wollte und zwar wollte er unser nicht so alltägliches Vorhaben und Sylvie's Channeln in einer selbstironischen und humorvollen Weise rüberbringen. Aber diesen Humor verstand die Familie nicht, weil sie überhaupt keine Ahnung von unserem Vorhaben auf Ibiza hatten, geschweige denn von Sylvie's channeln wussten. Außerdem waren sie immer noch voll damit beschäftigt, sich unsere Lebensweise irgendwie begreiflich zu machen. In so einer Situation passt kein spöttischer Scherz über Spiritualität, Engel, Channeln und dergleichen.
Zwar lachten wir alle über Tim's➀ Scherz, aber er wurde nicht von allen verstanden. Auch jeder weitere Erklärungsversuch von uns machte jetzt keinen Sinn mehr, denn das Kind war bereits "in den Brunnen gefallen". Die Familie sah uns nur ungläubig und mitleidsvoll an.
Die Einzige die voller Wiedersehensfreude war, das war unsere bezaubernde Daisy. Sie nahm jeden und alles bedingungslos an. Das war halt ihre angeborene Frohnatur. Und damit brachte sie schon so manche Situation, die den Anschein hatte aus dem Ruder zu laufen, wieder in die richtige Spur.
Nach der Verabschiedung der Familie haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört oder sie wiedergesehen. Ich konnte die Reaktion der Familie verstehen, ich hätte in ihrer Lage genauso gedacht, nämlich: "Die haben doch'n Knall. Nichts wie weg hier."
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere vierte Unterkunft
Im Juni 1994 zieht sich Sylvie für ein paar Tage zurück, um Durchsagen von der geistigen Ebene zu empfangen und auf Kassette zu sprechen. Diese Durchsagen oder auch Botschaften beinhalteten Infos über das aktuelle und künftige Zeitgeschehen sowie Infos für ihre eigene persönliche Schulung und Entwicklung. Einige dieser Botschaften sind auf unserer Seite Übersicht gechannelter Botschaften nachzulesen.
Außerdem erhielt sie Infos von mehreren Toröffnungen (Energieanhebungen) auf der Erde, die ein Wechsel und Umwälzungsprozess in ein neues Zeitalter ankündigen und alle Bewohner der Erde betreffen. Dieser Prozess der Schwingungserhöhung und Energieanhebung ermöglicht es allen Lebewesen sich von den Jahrtausende alten "schweren" Denkmustern, Verhaltensweisen und Strukturen zu befreien und sich hin in die Leichtigkeit, in die Bewusstwerdung und in die Neuorientierung zu bewegen. Das bedeutet, wir werden immer sensitiver, sensibler und durchlässiger und können dadurch viel leichter wachsen, unser Karma aufarbeiten und uns von begrenzenden Blockaden, hinderlichen Widerständen und altem Ballast trennen.
Aus diesem und anderen übermittelten Wissen und Infos entwickelte Sylvie dann spezielle Methoden, mit der es schnell, effektiv und wirksam möglich ist, neue Wege der Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung zu gehen. Sie schrieb alles auf und nannte es "Die Illusion Erwachsen zu sein" und ist auf dieser Website nachzulesen.
Dazu passender Beitrag:
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Unsere vierte Unterkunft
Im Sommer 1994 wurden wir auf einen wie man uns sagte "sehr interessanten Mann" aufmerksam gemacht. Er hieß Joe➀ (der Name wurde geändert) und würde mit ein paar Frauen auf einer Jacht leben, mit der er auf dem Mittelmeer herumfuhr. Doch das Interessanteste an ihn sollte seine Weltanschauung in Form einer gewissen Numerologie sein, die er angeblich als Botschaft "von oben" gechannelt bekommen hatte. Na, das ließ einige von uns aufhorchen und neugierig werden. Und da wir hörten, dass er gerade im Hafen von Santa Eulalia vor Anker lag, kam von einigen der Vorschlag, dass wir ihn zusammen mit ein paar Freunden doch einmal einen Besuch abstatten könnten.
Ich hielt davon gar nichts. Nicht dass ich nicht an Botschaften "von oben" glaubte, ganz im Gegenteil, ich hatte ja quasi eine Expertin an meiner Seite, aber genau deshalb kannte ich aus Erfahrung, dass es auch immer neugierige Sensationsgaffer gibt, die Sylvie für eine durchgeknallte Esoterik-Tante hielten und sich einen Spaß daraus machten, sich über sie lustig zu machen. Und jetzt waren wir quasi diese Sensationsgaffer, die sich diesen Typen einmal ansehen wollten. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei.
Als wir im Hafen am Anlegeplatz ankamen und aus dem Auto stiegen, wurden wir bereits von zwei leicht bekleideten Mädels erwartet, die uns von einem Boot aus zuwinkten. Aha, dachten wir uns fragend ansehend, das sind wohl die besagten Damen, die mit Joe➀ auf dem Boot zusammen leben würden. Ok, hoffentlich haben wir da nicht's falsch verstanden.
Freundlich lächelnd führten uns die Mädchen auf's Boot zu einer großen Sitzgruppe, wo ein Mann mit Sonnenbrille, Hemd und Jeans bekleidet uns etwas unterkühlt begrüßte, ohne sich dabei von seinem Platz zu erheben oder uns seine Hand zur Begrüßung entgegen zu strecken. "Ich bin Joe➀", stellte er sich vor, während ein drittes Mädchen in Hotpants und T-Shirt erschien und uns fragte, was wir trinken möchten.
Irgendwie wirkte die ganze Situation etwas seltsam auf uns. Wir dachten, wir treffen hier einen hochspirituellen weisen Mann, stattdessen sitzt da eine wortkarge dunkle Sonnenbrille, umringt von einen kleinen Harem aus drei jungen Mädchen. Was ist das hier?
Auf unsere Nachfrage hin, fing Joe➀ dann an, über seine Numerologie zu erzählen. Ich weiß gar nicht wie ich seine Erklärungen und Ausführungen beschreiben soll. Im Grunde genommen erklärte er uns, dass alles im Universum eine Reihenfolge von bestimmten Zahlen darstellt. Zum Beispiel: Wenn er von der Erde sprach, dann sagte er nicht Erde, sondern er nannte eine bestimmte Zahlenfolge. Eigentlich hatte er für ALLES eine Zahlenfolge. Er sprach mit uns also nur in Zahlen. Wir verstanden kein Wort von alledem. Die drei Mädchen hatten sich irgendwo hingesetzt und sagten kein Wort, sie lächelten nur die ganze Zeit. Sie wirkten irgendwie künstlich, wie ein Teil einer hübschen Dekoration.
Als Joe➀ dann auch noch Jesus ins Spiel brachte und behauptete, dass dieser und seine Lehre des Herzens eigentlich niemals existiert hätten sondern seine Zahlen das eigentliche Fundament des Universums seien, wurde für uns die Situation doch schon sehr fragwürdig und skurril. Jeder kann ja seine Meinung haben, ganz besonders wenn es um Religion geht. Aber Joe's➀ Ausführungen und die Art wie er es sagte wurden immer unglaubwürdiger, ja schon entfremdend und bizarr. Wir schauten uns fragend und unsicher an und wussten nicht so recht, wie wir uns verhalten sollten. Wir fragten hier und da nach, wie Joe➀ denn dies und jenes meinte, aber mit seinen Antworten konnten wir einfach nichts anfangen.
Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, Joe➀ taktvoll mitzuteilen, dass wir seine ganz besondere Weltanschauung nicht nachvollziehen könnten und schon gar nicht teilen würden. Doch durch seine ja schon arrogante und überheblich wirkende Art, waren wir einfach nur sprachlos und fassungslos. Außerdem waren wir ja Gäste auf seinem Boot und seiner "Damenmannschaft" und da gebietet es ja die Höflichkeit, sich geduldig die Meinung des Gastgebers anzuhören. Doch wir fühlten uns von Minute zu Minute immer unwohler.
Und während Sonnenbrille pausenlos weiter Zahlen aufsagte, ohne UNS Anwesenden mal zu fragen was WIR denn eigentlich so machen würden, merkte ich, dass in mir langsam die Galle anfing überzulaufen. Boah Leute, was geht denn hier ab? Und als ich es dann einfach nicht länger aushielt, fragte ich Joe➀ provozierend: "Und das alles hast du gechannelt? Und von wem? Nenn' uns doch mal ein paar Namen?" Doch Sonnenbrille ging gar nicht darauf ein sondern zitierte pausenlos weiter seine Zahlen. Langsam fing die Situation an peinlich zu werden und zu eskalieren.
Also für mich war jetzt klar: Der Typ hat'n Sprung in der Schüssel. Wie lange muss ich mir diesen Schwachsinn eigentlich noch anhören? Und so schaukelte sich die Situation zwischen Sonnenbrille und mir langsam zu einem Streit auf, bis sich Sylvie plötzlich zu Wort meldete und sprach:
"Lieber Joe➀, wir danken Dir für Deine Einladung hier auf Deinem Boot und für die ausführliche Erklärung Deiner Numerologie. Das hört sich sehr interessant an. Doch wir gehen einen anderen Weg und das ist der Weg des Herzens und der Liebe. Wir wünschen Dir und allen die Dich begleiten, alles Gute und viel Erfolg für Deinen weiteren Weg."
Plötzlich waren alle ganz still. Niemand sprach mehr ein Wort. Mit in paar wenigen sanften aber deutlichen Worten hatte Sylvie augenblicklich so etwas wie Ruhe und Frieden verbreitet und zugleich unseren Standpunkt klargestellt. Der eben noch aufschaukelnden Kampfenergie zwischen Joe➀ und mir wurde dadurch sofort die Kraft entzogen, ohne dass eine Seite dabei "sein Gesicht" verlor. Zudem wurden alle Anwesenden durch Sylvie's Worte in ihrem Ansehen, in ihrer Glaubwürdigkeit und in ihrer Würde anerkannt und respektiert.
Ohne noch etwas zu Joe's➀ Ausführungen zu sagen, erhoben wir uns langsam von unserer Sitzbank und verabschiedeten uns fast wortlos von Joe➀ und seinen Mädchen. Es gab nichts mehr zu sagen, denn Sylvie hatte bereits alles gesagt.
Diese Situation war nichts Neues für mich, ich hatte ähnliches schon einige Male in den vergangenen Jahren bei Sylvie erlebt. Es war nämlich genau der Moment, in dem man spürte, dass das unmöglich Sylvie's eigenen Worte sein konnten. Die Wortwahl und diese friedliche Schwingung in ihrer Stimme berührten sofort auf eine fast magische Weise die Herzen aller Anwesenden. Aber ganz besonders mir zeigte dieser Moment wieder einmal, wie leicht und einfach es doch ist, wenn man im richtigen Moment die richtigen Worte sagt. Die richtigen Worte, die unser Herz berühren.
Als wir alle zusammen wieder im Auto saßen und fast schweigend nach Hause fuhren, klangen immer noch Sylvie's Worte in uns und unseren Herzen nach. Was war da eben eigentlich passiert?
Für mich war die Begegnung mit Joe➀ wieder mal eine Lehrstunde in Sachen "richtiger" Kommunikation. Es zeigte mir, wie schnell ich mich doch immer noch in eine Streitdiskussion hineinbegebe oder hineinziehen lasse und mich dann ganz schnell darin verliere. Ich muss endlich verstehen, dass es nicht darauf ankommt den anderen zu entlarven oder zu demaskieren, auch wenn ich genau weiß, dass ich gerade von ihm verschaukelt werde, denn das bringt mich nur weg von mir selbst. Ich muss lernen bei mir zu bleiben.
Sylvie hat mir vorgelebt und gezeigt wie man das macht. Sie hat uns eben allen gezeigt wie man es macht, ohne andere anzuklagen und ohne sich selbst aufzuspielen oder zu verleugnen oder in den Vordergrund zu drängen.
Hier war für mich also noch jede Menge Luft nach oben.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere vierte Unterkunft
Aufgrund des großen Bekanntheitsgrades von N & T➀ kamen ab Mitte 1993 stetig mehr Leute auf den Berg, um Sylvie und ihre Arbeit kennenzulernen. Darunter waren auch einige "echte" und "gerne möchte" Promis oder die sich dafür hielten, aber auch viele Neugierige und Sensations-Gaffer: "Hast Du auch schon von dieser Sylvia gehört? Die soll angeblich mit Engeln reden."
Aber die Meisten kamen, um sich über Sylvie's Bewusstseinsarbeit oder auch "Lichtarbeit" zu informieren, darunter waren auch Leute vom spanischen Festland und aus Deutschland. Durch Sylvie's annehmende und warmherzige Art hinterließ sie einen bleibenden Eindruck, sodass viele auch ihre Freundschaft suchten. Obwohl wir kein Telefon hatten und keine Plakate auslegten, kamen mit der Zeit immer mehr Leute zu uns. Bald war Sylvie so bekannt, dass man uns scherzhaft den "Lichtberg" nannte.
Doch im Laufe der kommenden Monate veränderte sich unsere kleine 4er-Wohngemeinschaft in eine Richtung, die uns erst später so richtig bewusst wurde. Denn inmitten des ganzen Trubels um Sylvie's Person hatten wir übersehen, dass N & T➀ mit ihrer schillernden Persönlichkeit und ihrem außergewöhnlichen Lebensstil immer mehr in den Hintergrund gerieten. Sie waren plötzlich nicht mehr die Nummer eins auf dem Berg und in ihrem Zuhause sondern zunehmend Sylvie. Und das konnten und wollten die beiden wohl nicht so einfach ertragen, so denke ich das jedenfalls im Nachhinein. Diese schleichende Veränderung in unserm Zusammenleben hatten wir damals nicht wirklich bemerkt oder wollten es nicht ernst nehmen.
Jedenfalls baute ich jeden Tag an unserem eigenwilligen Natursteinhaus und Sylvie stellte ihre Arbeit diversen Besuchern vor, die zu uns kamen. Und da gab es ja auch noch unsere 4 großen und ein paar kleine Hunde, unsere beiden Esel, unsere Hühner und noch andere Tätigkeiten, die so ein Leben auf dem Land ohne Strom und fließend Wasser mit sich bringen. Mal ganz abgesehen von unserer Gemeinschaftskasse, die laufend befüllt werden musste, die aber seit einigen Wochen ständig Ebbe anzeigte. Komisch, das klappte aber schon mal viiiiiiiel besser.
"Spätestens jetzt hättet Ihr doch mal stutzig werden müssen !!"
Ja ja, hätte hätte Fahrradkette, Du Klugscheißer !!
Und so geriet unsere kleine Wohngemeinschaft langsam aber sicher immer mehr in eine bedrohliche Schieflage.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere vierte Unterkunft
Jetzt gibt's richtig Ärger im Paradies.
Es geschah an einem warmen Sommerabend im Juli 1994:
Wie so viele Male zuvor saßen wir alle zusammen draußen an unserem großen Holztisch auf dem Rundplatz vor der Finca, um gemeinsam zu Abend zu essen. Diesmal waren auch ein paar Freunde mit anwesend sowie eine gewisse Gaby➀ (der Name wurde geändert). Sie wohnte schon ein paar Wochen auf dem Berg, da sie von N & T➀ dazu eingeladen wurde. Ich mochte sie nicht, denn sie war unaufrichtig, sie sagte nicht was sie dachte, sie war nicht echt, und sie merkte, dass ich das bei ihr sah. Deshalb mied sie mich auch ganz bewusst und hielt sich stattdessen mehr bei N & T➀ auf.
Die Drei saßen in letzter Zeit sowieso immer öfter beisammen und fingen an zu tuscheln. Immer häufiger schwappte von den dreien eine feindselige Schwingung zu uns rüber, doch an diesem Abend war dies ganz deutlich zu spüren. Etwas Feindseliges und Hinterhältiges lag in der Luft, man konnte es förmlich riechen. Wir hatten schon mehrere Male versucht mit N & T➀ in einem Gespräch zu klären, warum sie sich plötzlich so feindselig uns gegenüber benahmen, aber die beiden wichen unseren Fragen stets aus. Wir bekamen einfach keine Antworten von ihnen. Da hätte ich nachhaken müssen und unbedingt auf ein offenes Gespräch bestehen sollen. Hab' ich aber nicht. Das war ein Fehler.
Plötzlich erhob sich Tim➀ von seinem Stuhl und sprach in die Runde:
"Heute Abend feiern wir eine Befreiungsfeier. Es ist die Befreiung von Sylvie und Peter."
Nanu? Was ist denn hier los? Außer Tim, Nora und Gaby➀ sahen sich die restlichen am Tisch sitzenden Personen erstaunt an.
Und dann fuhr Tim➀ fort:
"Heute befreien wir uns von Sylvie's schwarzer Magie. Wir wollen, dass ihr beide (dabei zeigte er auf Sylvie und mich) den Berg verlasst."
Dann setzte er sich wieder und grinste.
Wie bitte? Wir trauten unseren Ohren nicht. Sylvie und "schwarze Magie"? Ja sind die denn total verrückt geworden? (Unter schwarzer Magie versteht man traditionell den Einsatz übernatürlicher Kräfte oder Magie für böse und selbstsüchtige Zwecke. Quelle wikipedia.org) Ausgerechnet Sylvie so einen Vorwurf zu machen war doch ein Witz und völliger Quatsch. Sylvie hat nur von Liebe und Frieden gesprochen und N & T➀ waren von Sylvie und ihrer Botschaft von Verständnis, Mitgefühl und Liebe begeistert.
N & T➀ waren sich wahrscheinlich überhaupt nicht im Klaren, was sie Sylvie mit diesem völlig absurden Vorwurf eigentlich antaten. Denn genau vor so einem Vorwurf hatte sich Sylvie schon immer gefürchtet, das war ihre schlimmste Angst, seitdem sie sich in die Öffentlichkeit wagte. Tief in ihr drinnen hatte sie immer die Furcht, dass man eines Tages ihre Begabung oder Gabe missbrauchen uns ins Negative verdrehte und als Waffe gegen sie einsetzen könnte. Und genau das passierte jetzt in diesem Moment. Sylvie brachte keinen Ton heraus, sie war starr vor Fassungslosigkeit.
Natürlich war der Vorwurf "schwarze Magie" nur ein Vorwand. Der wahre Grund war, dass N & T➀ einfach nicht mehr im Mittelpunkt standen, denn jetzt kamen viele zu uns, um einfach nur Sylvie und ihre Arbeit kennenzulernen.
Dazu muss man wissen, dass N & T➀ aufgrund ihrer außergewöhnlichen und selbstgenähten Kleidung immer und überall ein besonderer Blickfang waren, die meisten Leute hatten so etwas vorher noch nie gesehen. Und die beiden genossen diese Aufmerksamkeit sehr. Dazu kam noch ihr einfaches Leben in ihrer alten Finca ohne Strom und jeglichen Komfort. Die beiden waren es gewohnt gewesen über so viele Jahre hinweg im Mittelpunkt zu stehen, dass sie es jetzt einfach nicht verstanden, dass ausgerechnet eine Person wie Sylvie, die Äußerlich überhaupt nichts Besonderes zu bieten hatte, plötzlich alle Aufmerksamkeit bekam und sie kaum noch beachtet wurden.
Eigentlich war es ganz simpel: N & T➀ waren in ihrer Eitelkeit gekränkt, das war der wahre und eigentliche Grund ihres Verrats an uns. So einfach war das. Und deshalb hatten sich die beiden auch "schwarze Magie" einfach als Grund und Vorwand ausgedacht, um Sylvie und mich vom Berg vertreiben zu können, denn wenn wir nicht mehr da wären, würden sie wieder alleine die ganze Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen und alles wäre wieder wie früher.
Dieser absurde Vorwurf war die fixe Idee zweier naiver und unreifer Kinder, die sich über die Auswirkungen ihrer Handlungen überhaupt nicht bewusst waren. Sie hatten keine Ahnung was sie damit eigentlich anrichteten und welche gravierenden Folgen das für uns und viele andere Personen nach sich zog. Ganz zu schweigen von ihrem Verrat und dem massiven Vertrauensbruch, den sie allen mit ihrem falschen Spiel antaten.
Schade, dass N & T➀ nicht den Mut hatten uns offen und ehrlich anzusprechen und stattdessen diese Boshaftigkeit wählten. Auch wenn damit jetzt jegliches Vertrauen zerstört war, bin ich mir sicher, dass wir vier trotz alledem eine Lösung für alle beteiligten gefunden hätten.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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♫Folge Mir
© Peter Reifegerste | mehr davon...
Folge Mir... Folge Mir... Ach ja ???
Folge Mir... Folge Mir... Ha ha ha ha ha...
Ich mach Dich schön, ich mach Dich reich.
Ich mach Dich hart, ich mach Dich weich.
Ich mach Dich sexy.
Du wirst begehrt, Du berühmt.
Du wirst geliebt, Du wirst verwöhnt.
Es ist so einfach.
Nutze den Neid, nutze den Hass.
Nutze die Lust, nutze die Gier.
Das rat' ich Dir.
Es ist so leicht und so bequem.
Du brauchst nur meinen Weg zu gehn.
Komm folge mir.
Folge Mir... Folge Mir... Ach ja ???
Folge Mir... Folge Mir... Ha ha ha ha ha...
( ... )
Wir Deine Engel, nehmen Dich so an, wie Du bist.
Erliege nicht den Versuchungen dieser Erde,
denn sie sind nur ein Schein.
Sei einfach nur das was Du bist,
denn in Deiner Einzigartigkeit bist Du immer vollkommen.
Vertraue einfach Deinem wahren Sein
und folge der Stimme Deines Herzens.
Wir lieben und wir segnen Dich...
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Unsere vierte Unterkunft
Rausschmiss vom Berg. Alles Gerede hat keinen Sinn.
Und was sollten wir jetzt machen? Und was ist eigentlich mit unserem Haus, an dem ich über 1 Jahr lang gebaut hatte und das jetzt fast fertig war? Ich habe es quasi aus dem Nichts erschaffen, nur ein paar uralte ein Meter hohe Grundmauern waren vorhanden. Zudem hatten wir unsere ganzen Ersparnisse in den Bau des Hauses gesteckt, aber wir hatten immer noch nichts Schriftliches in den Händen (Wie bitte ???). Ja ja ich weiß, aber durch die viele Arbeit am Hausbau hatten wir das Thema immer wieder hinten angestellt. Wir hofften, dass irgendwann schon der richtige Zeitpunkt dafür kommen würde. Doch jetzt hatten wir definitiv zu lange gewartet. Jetzt war es zu spät.
Und da haben wir auch schon unseren nächsten Fehler.
Unsere Naivität bestand unter anderem darin, dass wir schon sehr blauäugig handelten, weil wir uns nicht rechtzeitig um die rechtlichen Dinge für unseren Hausbau kümmerten. Das war schon ziemlich dumm. Doch dass aus dieser Erkenntnis auch irgendwann einmal eine Einsicht wurde, dazu brauchte es noch eine Weile.
Doch wo sollten wir jetzt im Juli also in der Hauptsaison auf Ibiza hin, wo es quasi keine Besenkammer mehr auf der ganzen Insel zu Mieten gab. Hinzu kam auch noch, dass N & T➀ für ihre "Befreiungsfeier" das restliche Geld aus unserer Gemeinschaftskasse verwendet hatten. Jetzt hatten wir kaum noch Geld für uns übrig.
Und nicht zu vergessen: Wir, das waren Marianne➀ mit der kleinen Maria➀, Sylvie und ich, plus vier große und noch ein paar kleine Hunde sowie noch einige Katzen. Irgendein Apartment oder eine Mietwohnung ging schon mal überhaupt nicht. Für diese ganze "Mannschaft" brauchten wir ein eigenes Mietshaus auf dem Land, doch dafür hatten wir überhaupt nicht das Geld. Genau genommen waren wir so gut wie pleite.
Na toll, das auch noch. Schlimmer geht immer.
Immer wieder suchte ich das Gespräch mit N & T➀. Ich bat sie: "Bitte erklärt es mir doch, ich verstehe es nicht. Warum Eure radikale Aktion und der Rausschmiss? Was haben wir denn bloß so schlimmes angestellt? Womit haben wir Euch so verletzt?" Ich lud extra noch einige Leute dazu, die schon Jahrzehnte auf Ibiza lebten, um so zu hoffen, dass N & T➀ wenigstens auf sie hören würden. Doch alles Gerede hatte keinen Sinn. N & T➀ blieben hartnäckig bei ihrer Aufforderung, dass wir den Berg verlassen sollten. Daraufhin fingen einige an zu weinen, weil sie es einfach nicht glauben konnten, dass unsere Gemeinschaft und unser Zusammenleben auf dem "Lichtberg" für immer auseinanderfiel.
So dachten wir es damals jedenfalls.
Doch es blieb immer noch die große Frage: Wo sollten wir wohnen? Wir hatten kein Zuhause mehr, mal ganz abgesehen von unserem Loch im Portemonnaie.
Und nicht zu vergessen, da waren ja auch noch die beiden im Teenager Alter befindlichen Nichten von Sylvie. Wir hatten ihnen schon vor Monaten zugesagt, dass sie uns in diesem Sommer auf Ibiza besuchen konnten. Verstehen Sie was das für die beiden jungen Mädchen bedeutete? Zwei Wochen ohne Mama und Papa bei Onkel und Tante auf Ibiza wohnen, mit all unseren Tieren und dem freien Leben auf dem Lande? Allein schon Ibiza mit den Hammer-Stränden und den Mega-Discos, und... und... und... Das war der Oberhammer schlechthin für die beiden und das sollten wir ihnen jetzt 5 vor Zwölf alles absagen? Nein, das konnten wir ihnen nicht antun.
Und so bat ich Tim➀, dass wir noch 2 Wochen bleiben könnten, wenigstens solange unsere Nichten uns besuchten. Er stimmte zu. Ich besorgte mir ein 2-Personen Zelt, in dem die beiden Mädels nachts schlafen konnten.
Verdammt noch mal, was geht hier eigentlich gerade für ein Wahnsinn ab? Erst kommt Marianne➀ mit ihrer kleinen Tochter, dann der Verrat und der Rausschmiss vom Berg, und in diesem ganzen Chaos kommen auch noch unseren beiden Nichten aus Deutschland zu Besuch. Egal, irgendwie wird es schon gehen. Es MUSS einfach gehen.
In meiner Verzweiflung bat ich später Nora➀, mir doch wenigstens bei meiner Suche nach einer neuen Unterkunft zu helfen, sie würde doch so viele Leute kennen. Wir waren schließlich 3 Erwachsene plus Kleinkind plus mehrere Hunde und Katzen. Wie sollte ich in dieser Situation überhaupt etwas für uns finden?
Tatsächlich war sie dazu bereit. Und so ging sie mit mir zum Bürgermeister des nächsten Ortes, um ihn um Hilfe zu bitten. Er kannte Nora➀ und sagte dann zu uns nach einer Weile, dass es da eine total herunterbekommende Ruine außerhalb des Ortes am Waldesrand gibt, in der wir vorübergehend wohnen könnten. Sie befindet sich ganz in der Nähe unterhalb des Berges von Nora➀. Wow, dachte ich, das könnte tatsächlich für den Moment die Rettung für uns bedeuten.
Sofort fuhr ich dort hin, um mir diese Ruine anzusehen. Sie bestand genau genommen nur aus einem einzigen Raum, der mit vier alleinstehenden uralten Natursteinmauern eingerahmt war, kein Dach, keine Tür, kein Fenster, nichts weiter. Die Ruine stand auf einem großen Naturgrundstück mit vielen Bäumen nahe eines Waldes und nahe der Meeres-Steilküste von Cala Aubarca. Zu erreichen war sie über einen einsamen sandigen abgelegenen Camino. Ein wirklich fantastischer ruhiger Platz ohne einen direkten Nachbarn. Wenn die ganze Situation nicht so grotesk wäre, dann war das ein Platz zum Träumen.
Ok, Träumen war jetzt genau das richtige Stichwort, also bitte liebe Traumkraft oder wer auch immer für diesen Horrorfilm zuständig ist: Lass mich aus diesem Traum erwachen. JETZT !!! SOFOOOOOOORT !!!
Ich erwachte nicht.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Unsere vierte Unterkunft
Und so gingen wir Mitte Juli 1994, nachdem unsere Nichten wieder in Deutschland waren, mit Sack und Pack vom Berg, wo wir gerade einmal 15 Monate verbrachten, und zogen in eine uralte heruntergekommene Ruine.
Unsere Hunde konnten wir nicht mitnehmen, doch wir konnten sie noch so lange im eingezäunten Terreno auf dem Berg lassen, bis wir ein richtiges Haus gefunden hätten. Einmal am Tag ging ich zu ihnen, um ihnen Futter und Wasser und ganz viele Streicheleinheiten zu geben. Aber irgendwann wusste ich ja auch wieder gehen. Doch die Hunde hörten uns natürlich in der Ruine, die sich ja nicht weit vom Berg befand. Und sobald sie uns hörten, fingen sie gemeinschaftlich an zu heulen. Es war herzzerreißend, aber wir konnten sie nicht zu uns holen, weil das Ruinen-Grundstück nicht eingezäunt war. Sie waren im Moment auf dem Berg besser aufgehoben. Wir mussten ihr heulen immer und immer wieder über uns ergehen lassen.
Wie bereits gesagt, bestand diese Ruine genau genommen nur aus einem einzigen Raum, der mit vier alleinstehenden uralten Natursteinmauern eingerahmt war, aber es gab kein Dach, keine Tür, kein Fenster. Ich hatte noch eine große Plastikplane im Auto und deckte damit das Dach halbwegs ab. Hier "wohnten" Marianne➀ mit ihrer Tochter. Sylvie und ich schliefen draußen in einem 2-Personen Zelt, das als Unterkunft für meine Nichten diente, als diese uns noch vor Kurzem besuchten. Draußen im Freien schnürte ich um drei beieinanderstehende Bäume ein großes Laken: Das war unser Bad. Ein Plastikeimer mit Deckel darin war das Klo. Ja, jetzt war wieder mal mein ganzes Improvisationstalent gefragt. Es schien so, als wenn ich aus dieser Nummer niemals herauskommen würde. Die kleine Maria➀ fand das alles Klasse. Wir überspielten unsere Ängste vor ihr so gut es eben ging, indem wir aus dieser Notsituation so eine Art Ferienlager Abenteuerevent machten.
Und so lebten - oder besser gesagt überlebten - wir die nächsten Wochen mehr schlecht als recht mit dieser neuen Wohnsituation, als es für uns hieß: Ab in die Ruine.
(➀ Die Namen wurden geändert)
In Nachhinein kann ich darüber natürlich schmunzeln, aber damals war es der tiefste Fall in unserem Leben. Wir waren am Ende. Das war's. Aus und vorbei mit Ibiza. Wir waren total ferig, geschockt, entsetzt, bestürzt, fassungslos und dazu noch pleite und ohne eine wirkliche Unterkunft. Unser Leben stürzte gerade voll ab. Das konnte doch alles nicht wirklich passieren?
Sollten Sylvie's Eltern mit ihrer Sorge etwa Recht gehabt haben: "Und wovon wollt Ihr in Spanien leben? Um Himmels Willen Kinder, seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen?"
Und nun? Wo waren Sylvie's Engel jetzt, häh? Jetzt, wo wir ihre Hilfe wirklich gebrauchen könnten? Weit und breit nichts von ihnen zu Hören oder zu Sehen. Na super. --- So dachte ich jedenfalls...
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Wer braucht schon 'ne Küche und'n Bad?
Nach ein paar ewig langen Wochen in der Ruine bekamen wir völlig unerwartend von unserer Freundin Karola den Tipp, uns ganz schnell eine alte Finca im Tal von Benirrás anzusehen (zwischen den Dörfern Sant Joan de Labritja = Heiliger Johannes der Täufer und Sant Miquel de Balansat = Heiliger Michael oder auch Erzengel Michael), da Karola gehört hätte, dass diese Finca überraschend und zum ersten Mal überhaupt zur Miete angeboten sei. Es sollte eine abgelegene typisch alte Ibiza Finca sein mit großem Grundstuck und vielen Obstbäumen. Sofort fuhren wir los, also Marianne➀ mit Maria➀ sowie Sylvie und ich, um uns diese Finca anzuschauen.
Weiter erfuhren wir, dass die Eigentümer aus altersbedingten Gründen dort nicht mehr länger alleine leben könnten und jetzt zu ihren Kindern ziehen wollten. Die Kinder, die die Finca jetzt zur Miete anboten hießen Maria und Josef. Was? Wie in der Bibel? Ich fand das war schon Mal ein gutes Zeichen. Doch zuerst einmal sollten wir bei der Finca-Besichtigung mit so manchen Überraschungen und eigenen Ängsten und Vorurteilen konfrontiert werden.
Als wir dort ankamen und alle aus dem Auto stiegen, schauten uns Maria und Josef skeptisch an. Dann fragten sie uns:
"Gehört ihr alle zusammen?"
"Ja", antwortete ich, "das ist meine Frau und das ist eine Freundin mit ihrer kleinen Tochter. Ja und außerdem haben wir noch ein paar Hunde und Katzen". Oh, oh, dachte ich nur, jetzt könnte es vielleicht ein bisschen brenzlig werden.
Die Vermieter schauten sich gegenseitig an und man spürte förmlich wie sie sich fragten:
"Ein Mann mit zwei Frauen plus Kind plus jeder Menge Tiere? Und die wollen alle hier wohnen?"
Und schon kam ihre nächste Frage:
"Könnt Ihr denn die Miete bezahlen?"
Autsch, das tat weh, denn wir waren ja pleite, ich hatte gerade noch 50 Mark in der Tasche. Doch bevor ich nach der Miethöhe fragen konnte, kam auch schon ihre nächste Frage direkt an mich gerichtet:
"Sag mal, was bist Du denn von Beruf?"
Worauf ich antwortete: "Ich bin Musiker". Ok dachte ich, jetzt können wir uns wahrscheinlich gleich wieder vom Hof machen wegen armer Schlucker oder so. Doch völlig überraschend antworteten sie:
"Músico? Du bist Künstler? Oh wie fantastisch."
"Ähhh, ja, ja", stotterte ich ungläubig, "ich bin Músico... genau... ich bin ein Musiker."
Unglaublich. Musiker war der Eisbrecher und ich dachte wir könnten jetzt einpacken, wegen unsicherer Job und kein geregeltes Einkommen und so weiter. Aber nein, genau das Gegenteil war der Fall.
Doch jetzt zeigten uns Maria und Josef voller Stolz ihre ganze Finca und wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus:
Also, die Küche sah aus, wie aus einer historischen Dokumentation. Damit meine ich: Der Fußboden bestand aus Sand, also nur aus Sand. In der Mitte des Raumes war eine offene Feuerstelle über dem ein großer Topf an drei Eisenstangen hing. Das war wohl der Herd. Um die Feuerstelle herum waren Decken gelegt. Das waren wohl die Betten. Oben im Dach war ein Loch, aus dem der Rauch abziehen konnte. Das war wohl der Schornstein. Alle Wände waren pechschwarz vom Ruß des Feuers.
Das ist doch ein Witz? Das sollte doch nicht etwa unsere Küche sein?
Josef sah unsere Verwunderung und meinte, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, denn er würde eine ganz neue Küche für uns bauen.
Eine ganz neue Küche will er bauen? Das wird doch Wochen dauern. Und was machen wir in der Zwischenzeit?
Beim weiteren Rundgang durch die Finca suchten wir allerdings auch vergebens nach einem Bad. Auch hier meinte Josef nur zu uns, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, denn er würde auch noch ein ganz neues Bad für uns bauen.
Aha, also ein neues Bad und eine neue Küche? Ich dachte nur: Ade liebe Arbeits-Wochen, daraus werden jetzt viele Monate.
Sylvie sah mich mit großen Augen an und beide dachten wir: "Kann mich mal jemand zwicken?" Ein Haus ohne richtige Küche und ganz ohne Bad? Wie sollten wir hier bitteschön leben? Aber dieser Platz mit der ganzen Fülle an heimischen Früchten direkt vor der Haustür, war schon etwas Besonderes. Hier ein paar Einblicke:
Übrigens:
Wissen Sie eigentlich wie Orangen, Mandarinen und Feigen schmecken, die man direkt vom Baum pflückt? Das haut einen glatt um. Ich wusste gar nicht, wie "normale" Orangen schmecken oder welchen unglaublichen intensiven Duft "normale" Zitronen haben. Bis dahin kannte ich nur das Supermarkt-Zeug aus Deutschland, doch das schmeckt ja wie ein misslungenes Experiment im Vergleich zu "echten" ausgereiften Früchten direkt vom Baum.
Diese Finca mit dem riesigen Grundstück und eigenem Quellwasser war so einzigartig und friedlich, dass uns bewusst wurde: So einen Platz finden wir nicht ein zweites Mal auf der Insel. Und es gehörten auch noch ein Dutzend freilaufender Hühner dazu.
Außerdem war es nur 2 km bis zur Bucht und zum Strand von Cala Benirrás. Zu der Zeit hatte dieser Strand noch den Flair eines Geheimtipps, damals gab es dort noch keinen Tourismus, keine Ferienapartments und auch keine Sonnenliegen oder Schirme, die später den wunderschönen Sandstrand zupflasterten und die ganze Bucht verschandelte. In den umliegenden Bergen, die die Bucht malerisch einrahmten, waren damals nur vereinzelt ein paar weiße Privathäuser zu sehen. Hier war man weit weg von den im Süden liegenden Tourismus und deren überfüllten Stränden.
Lassen wir uns doch einfach auf das Risiko ein, sagten wir uns. Wir sollten dem Himmel danken, dass wir überhaupt in der Hochsaison eine Unterkunft fanden, sodass es uns schon fast egal war in welchem Zustand sich die Finca befand. Alles war besser als diese Ruine. Und jetzt konnten wir unsere Tiere auch vom Berg holen und als Familie wieder zusammen leben.
Tja, und so zogen wir Ende August 1994 von der Ruine in diese alte Finca im Tal von Benirrás ohne Küche und Bad. Hier hatten unsere Engel oder wer auch immer, mal wieder all ihre Beziehungen spielen lassen.
Das war nun unsere fünfte Unterkunft, wenn man mal von der Ruine absieht.
Danke auch an Dich liebe Karola, denn Dein Tipp war DER entscheidende Hinweis zur richtigen Zeit. Leider bist Du viel zu früh von uns gegangen.
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Die Finca war eine dieser typischen alten, weißen Fincas auf Ibiza, so wie man sie früher auf dem Lande baute, also mit diesen dicken Außenwänden von 90 Zentimetern, die ganz aus Natursteinen der Umgebung gemauert waren. Alle Innen- und Außenwände waren nicht mit Chemiefarbe gestrichen, so wie wir es kennen, sondern mit Kalk geweißt. Diesen Kalk konnte man hinter dem Haus direkt aus dem Boden schaufeln, denn da war so eine Art natürliche Kalkquelle. Den Kalk schüttete man in einen Eimer und füllte alles mit Wasser auf. Am nächsten Tag einfach alles umrühren und schon hatte man eine ganz natürliche weiße Farbe, die auch noch luftdurchlässig ist und somit atmen kann. Ab und zu mal wieder etwas Kalk im Eimer nachfüllen, so würde die Farbe nie ausgehen.
Die Finca betrat man durch eine hohe und schwere Holz-Doppeltür, die an jeder Seite mit zwei mächtigen Eisenscharnieren in die Wände verankert war. Die Tür bestand aus richtig dicken Holzbrettern, die mit riesigen Nägeln zusammen gehalten waren. Öffnete man die nach innen schwingende Tür, blickte man in die große Entrada mit einer hohen Decke, die aus knochigen und dicht nebeneinanderliegenden mandelfarbigen Holzbalken des einheimischen Sabina-Baumes bestand. Von der mächtigen Entrada gingen noch weitere 6 Zimmer ab, wobei sich 3 davon im ersten Stock befanden.
Alle Fenster der Finca waren sehr klein gehalten, sie sahen aus wie Schießscharten, die man aus alten Burgen kannte. So etwas waren wir aus Deutschland gar nicht gewohnt, wo die Häuser doch mit großen offenen Fenstern versehen waren, damit ganz viel Licht und Helligkeit hereinfließen kann. Welche guten Dienste uns diese kleinen Fenster allerdings bringen sollten, spürten wir sofort beim Betreten der Finca. Denn wenn es draußen auch bullig heiß war, so war es drinnen doch angenehm kühl.
"Durch die kleinen Fenster kann nur wenig Licht und somit wenig Wärme eindringen. Deshalb auch die dicken Mauern der Finca. Das alles hält die Innenräume kühl", erklärte man uns später.
Unser Wasser kam aus einer neben dem Haus in der Erde eingelassenen Zisterne, die mit frischem, klarem Quellwasser aus der naheliegenden Naturquelle gespeist wurde. Wir hatten für den Winter keine Gas- oder Ölheizung sondern einen großen Holzofen in der Entrada und in der Küche war ein in die Wand eingelassener Kamin. Trockenes Anmachholz fand ich überall auf dem Grundstück und dickeres Kaminholz konnte ich vom Nachbarn bekommen oder ich schlug mir selbst Holz aus abgestorbenen Bäumen, die auf dem Grundstück lagen.
Neben der Finca standen noch einige sehr alte und zum Teil schon verfallende Stallungen, in denen früher wohl Hühner, Schafe und Schweine untergebracht waren. Darin fand ich noch jede Menge Heu und Stroh sowie altes Zaumzeug, Riemen, Zügel und Halfter aus Leder für die Pferde oder Esel aus der damaligen Zeit. An der Wand angelehnt stand ein altes Wagenrad mit Holzspeichen, bei dem eine Speiche zerbrochen war. Daneben stand ein alter verrosteter Pflug sowie Schaufeln, Spaten und Spitzhacken. Hier sah es aus wie vor 200 Jahren.
Das große Naturgrundstück mit vielen Agavengewächsen war durch keinen Zaun begrenzt. Auch unsere Hühner und Hunde liefen einfach frei herum. Wenn wir Obst brauchten, konnten wir einfach vor die Tür gehen und pflückten Orangen, Mandarinen, Zitronen oder Feigen direkt vom Baum. Frische Eier bekamen wir von unseren Hühnern.
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Alte Finca in Benirrás
In den heißen Sommermonaten, die schon mal Mitte Mai beginnen konnten und bis Anfang September andauerten, kühlte es sich in den Nächten nur wenig ab, sodass ich uns mitten in der Natur einen Außenschlafplatz im Freien baute, da es draußen durch den leichten und sanften Wind ein wenig kühler war als in den Innenräumen. Das absolute Highlight war dann aber dieser atemberaubende Blick in den wolkenlosen nächtlichen Sternenhimmel. Ich habe noch nie so viele und helle Sterne gesehen, wie in diesen Nächten auf Ibiza. Und ständig flogen kleine und größere Sternschnuppen quer über den Himmel direkt durch dieses unendliche Sternenmeer hindurch. Ein fast surrealistisches Erlebnis.
Mit diesem unfassbaren Himmelsblick schlief ich dann irgendwann ein, um dann morgens von den ersten Sonnenstrahlen wieder geweckt zu werden. Und nicht selten auch mit dem leichten Schnarchgeräusch, nein nicht von Sylvie, sondern von unserer Hündin Daisy, die sich nachts heimlich in unser Bett schlich und dabei das ein und andere Loch ins Moskitonetz riss. Als ich sie dann mit meinem strafenden Blick ansah, lachte sie mich nur mit ihren fröhlichen Kinderaugen an, während sie sich auf den Rücken legte und sich genüsslich in unserem Bettzeug räkelte. Wie konnte ich ihr da noch böse sein. Was würde ich heute nicht alles dafür tun, um so einen Moment nochmals zu erleben.
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Alte Finca in Benirrás
Das Meer und der weiße Strand von Cala Benirrás waren in 30 Minuten zu Fuß oder in ein paar Minuten mit dem Auto zu erreichen. Zu Fuß ging es am Schnellsten durch einen von der naheliegenden Wasserquelle ausgewaschenen Bachlauf, der nur ein paar Meter von unserer Finca entlang führte und im Sommer kein Wasser beinhaltete.
Diesen "Geheimweg" kannten nur wenige, weil er mit dichten und meterhohen Bambusstauden schattig und schützend eingebettet war und mit zahlreichen Kurven direkt bis unten an den Strand führte. Auf dem Weg nach unten entdeckte man am Rand uralte angelegte Wasserleitungen aus Natursteinen, die das Wasser zu eigens angelegten Wasserzisternen führte, wo es dann langsam in das auch aus Natursteinen erbaute Auffangbecken plätscherte. Und überall konnte man von wilden Brombeeren, Weintrauben, Kakifrüchten oder Granatäpfeln naschen, die am Wegesrand wuchsen.
Durch den leichten Windzug rieb sich ständig der Bambus aneinander und erzeugte ein leises rascheln und flüstern. Dieser Weg hatte etwas Märchenhaftes und man kam sich ein wenig wie ein Eindringling vor, der wie zufällig in diese vollkommen friedliche Naturwelt mit all ihren Bewohnern eingedrungen war. In so einem Augenblick spürte ich wieder einmal genau, warum diese Insel es mir so angetan hatte. Umso näher man dem Strand und den Stimmen der Menschen kam, desto mehr verschloss sich diese friedvolle und ganz eigene Welt wieder hinter einem.
In den Wintermonaten konnte man diesen Weg nicht nutzen, denn dann trug der Bach das Wasser aus der Quelle bis hinunter zum Meer.
Außerhalb der Saison war die Bucht menschenleer und hatte durch diese Stille etwas Magisches und mystisches. Die Farben und das Licht waren unglaublich hell und der weite Blick war bestechend klar. Grad so, als wenn jemand die Farbsättigung und Schärfe voll aufgedreht hätte. So oft es ging fuhren wir mit unseren 4 großen und diversen kleinen Hunden, sowie mit Kater Werner, der sich für einen Hund hielt und deshalb immer und überall dabei sein musste, einfach mal runter zum Strand und tobten alle zusammen ausgelassen im Sand oder im Wasser herum.
Diese Momente von absolutem Glück und grenzenloser Freiheit sind für immer in meinem Herzen abrufbar.
Die Bucht von Cala Benirràs (Foto: ibiza-spotlight.de)
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Alte Finca in Benirrás
Doch da war immer noch unser Geldproblem, denn bezahlen konnten wir die Miete nicht, die mussten wir uns noch irgendwie zusammenpumpen. Doch das war ein anderes Problem, um das ich mich später kümmern würde. Jetzt hatten wir erstmal alle zusammen wieder ein richtiges Dach über dem Kopf.
Trotzdem waren wir natürlich völlig am Boden, der Schock, kein Geld, keine Arbeit und zu alledem wurden auch noch zwei Hunde krank. Gott sei Dank hatten wir noch einige Freunde, die oben auf dem Berg alles miterlebt hatten und jetzt zu uns hielten und uns Mut, Kraft und Unterstützung für die kommende Zeit gaben.
Jetzt machten wir uns erst einmal daran uns so gut es ging in unserem neuen Zuhause ohne Küche und Bad einzurichten. Unser Hab und Gut hatte ich wieder mal in diversen Pappkartons verstaut, die jetzt in der Entrada als riesiger aufgestapelter Haufen dastanden und aufs Auspacken warteten.
Doch überraschenderweise ging der Umbau dann doch ziemlich schnell voran, denn Josef hatte eine ganze Mannschaft an Helfern im Gefolge. Meiner Schätzung nach gehörten sie alle zur Generation 65 Plus und aufwärts. Ich glaube, dass die irgendwie alle miteinander verwandt waren. Egal, Hauptsache die Arbeit ging flott voran. Und das tat sie auch, denn nach ein paar Wochen hatten wir eine ganz neue Küche sowie ein neues Bad.
Nach ein paar weiteren Wochen bekam die Finca sogar einen eigenen Telefonanschluss. Alle unsere vorangegangenen Unterkünfte hatten kein Telefon, übrigens auch keinen Fernseher.
Apropos Fernseher: Man muss sich bitte auch einmal vorstellen, dass wir von Anfang Januar 1992 bis Ende 1995 keinen Fernseher hatten oder ferngesehen haben. Das bedeutet, dass wir 4 Jahre lang über das Fernsehen nicht mitbekommen haben, was auf der Welt und in den Bereichen Politik, Gesellschaft und Kunst alles so passiert ist. Vielleicht mögen jetzt einige sagen, dass wir froh sein sollten, da wir 4 Jahre nichts verpasst haben, weil im Fernsehen sowieso nur totale Verblödung gesendet wird. Aber das finde ich nun wirklich etwas zu hart, denn es gab so tolle Krimistaffeln mit Hunderten von brutal getöteten und erschossenen Personen. Und das alles haben wir nicht gesehen. Das schmerzt im Nachherein doch schon etwas.
Aber Schwamm drüber, was vorbei ist, ist vorbei. Jedenfalls war der eigene Telefonanschluss jetzt ein ganz besonderer Moment für uns, denn plötzlich waren wir wieder mit der Welt verbunden.
Und wir fragten uns: Sollte diese Finca womöglich das Ziel unserer Suche sein? Sollte unsere Odyssee hier endlich enden?
Ja, denn in dieser alten und abgelegenen Finca auf dem Lande sollten wir ganz allmählich wieder zur Ruhe kommen und langsam zurück zu uns selbst finden. Nach vier vorangegangenen Unterkunftsanläufen würden wir und unsere Tiere hier für die nächsten 17 Jahre ein neues Zuhause, neue Freunde und unser Glück finden.
Was Mitte 1980 in Deutschland mit einer Vision von Sylvie begann und bei der Umsetzung auf Ibiza fast in einem Desaster endete, wurde 10 Jahre später doch noch zur Wirklichkeit. Denn hier an diesem abgelegenen Platz würde Sylvie ihren Traum eines spirituellen Zentrums in den kommenden Jahren Stück für Stück verwirklichen können. Nur eben so ganz anders, als wir beide uns das in Deutschland vorgestellt hatten.
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Alte Finca in Benirrás
Da wir ja quasi mit "leeren Taschen" vom Berg gingen, nahm ich jetzt jede Arbeit an, die ich kriegen konnte. So tat ich mich u.a. mit anderen Musikern zusammen, um mit Live-Auftritten Geld zu verdienen, aber ich merkte schnell, dass dies nicht der richtige Weg für mich war. Deshalb gab ich Schulungen, wie man mit dem Atari und Musiksoftware eigene Songs erstellen kann, ich hatte ja noch mein Musikstudio mit vielen Geräten und Synthesizern. Ich gab auch Trommelunterricht auf den Trommeln meines Nachbarn. Er ging abends oft runter zum Benirrás-Strand, der auch als Hippie-Strand bekannt war, um dort mit Gleichgesinnten zu trommeln. Einmal nahm ich eine ganze Nacht lang das gemeinschaftliche Hippie-Trommeln auf Tonband auf, brannte davon CDs und verkaufte diese auf dem bekannten Hippie-Markt in Las Dalias. Aber das brachte natürlich viel zu wenig Geld ein.
Siehe dazu: #Hippie-Trommeln am Benirràs Strand
Deshalb ging ich auf den Bau und schleppte Zementsäcke und Steine oder stand den ganzen Tag am Presslufthammer. So bekam ich wenigstens jeden Abend Bares gleich auf die Hand, das ich sofort an Sylvie weitergab, damit sie noch schnell was zum Essen besorgen konnte, bevor der Supermarkt zu machte. Da ging's tatsächlich um jede Pesete. Und natürlich betreute ich Ferienhäuser und Apartments inklusive Pool und Garten, die ich auch mal zusammen mit Sylvie für neue Gäste aufbereitete und saubermachte. Dann arbeitete ich noch einige Wochen mit der Motorsäge als Waldarbeiter.
Auch wenn es damals finanziell wirklich eng war, habe ich dennoch viel aus dieser Zeit gelernt. Nämlich, dass es bei jeder negativen Erfahrung auch immer etwas Positives zu entdecken gibt. Und das Positive an unserer damaligen finanziellen Knappheit war, dass ich erst aufgrund des Gelddrucks zum ersten Mal so richtig entdeckt habe, welche handwerklichen Fähigkeiten in mir schlummerten, aber diese Erkenntnis erst durch den Gelddruck freigesetzt wurde. Ja, diese Arbeiten machten mir teilweise sogar Spaß und das war ein gutes Gefühl.
Zugegeben, der Muskelkater nach zwei Tagen am Presslufthammer oder nach hundert Zementsäcken tragen war nicht so ein gutes Gefühl. Mann Leute, ich wusste gar nicht, wie viele Muskeln ein Mensch doch haben kann und wie es sich anfühlt, wenn alle gleichzeitig schmerzen. Abends fiel ich wie Tod ins Bett und morgens kroch ich auf allen Vieren in Zeitlupe wieder daraus hervor.
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Alte Finca in Benirrás
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Und ich erzählte ihnen vom blauen Himmel und kristallklaren Meer. Und von meiner Frau die darauf wartet, dass ich zurück zu ihr nach Hause kehr... |
Für einen Monat als "Gastarbeiter" in Deutschland.
Im November 1994, vier Monate nach dem Rausschmiss vom Berg, war unsere finanzielle Lage immer noch miserabel, obwohl ich jede nur erdenkliche Arbeit annahm. Deshalb war ich froh, als mir eine gute Freundin anbot sie den ganzen Dezember über bei ihrer Vertreter-Tour in Deutschland als Fahrer ihres Autos zu unterstützen. Der Gedanke, dass ich den ganzen Dezember über inklusive der Weihnachtstage nicht auf Ibiza wäre, gefiel mir ganz und gar nicht, doch schließlich willigte ich wegen des Geldes ein. Eigentlich war es nur wegen des Geldes. Aber bereits am ersten Tag in Deutschland wußte ich, dass ich eine falsche Entscheidung getroffen hatte. Verdammt.
Zwar telefonierte ich fast jeden Tag mit Sylvie und jedes Mal sagte sie mir, dass Zuhause alles gut sei und sie schon allein zurechtkäme, aber ich fühlte, dass sie mich nur beruhigen wollte. Die Wahrheit war: Es ging ihr überhaupt nicht gut, denn ich fehlte an allen Ecken und Kanten, besonders jetzt im Dezember, wo viele körperlichen Arbeiten wie Holzhacken und Feuermachen angesagt waren. Doch ich konnte nichts tun, ich war weit weg in Deutschland.
Umso länger ich im hektischen und saukalten Deutschland unterwegs war, desto mehr vermisste ich Sylvie und mein komplett anderes Leben auf Ibiza, wo es jetzt im Dezember tagsüber immer noch viele angenehm warme Tage gab. Dieser stupide Chauffeur-Job brachte zwar "gutes" Geld, aber das wiegte niemals mein Lebensgefühl auf Ibiza auf. Diese "Lebensgefühl-gegen-Geld Eintausch-Nummer" war eindeutig ein Fehler, das wurde mir völlig klar. Wenn ich wieder auf Ibiza bin, dann würde mir schon eine passende Geldverdienen-Lösung einfallen. Und zwar auf Ibiza, aber nie mehr in Deutschland. Und so zog sich dieser Monat in Deutschland auch zu einer gefühlten Ewigkeit hin.
Was war ich froh, als ich endlich wieder auf Ibiza war und Sylvie in meine Arme nehmen konnte. Jetzt würde alles wieder gut werden, denn jetzt war ich wieder Zuhause.
Diese Deutschland-Geldverdienen-Tour zeigte mir wieder einmal ganz deutlich, dass Sylvie und ich bei der Suche nach einer Lösung, dass nur gemeinsam machen können. Wir beide müssen das zusammen angehen und dürfen uns nicht dabei trennen, denn dann verlieren wir unsere Kraft und unsere Sicherheit. Doch genau diese Kraft und Sicherheit ist eines unser großen Stärken. Egal mit welchen Problemen wir künftig auch immer konfrontiert werden sollten, wir müssen das gemeinsam anpacken, denn gemeinsam haben wir bisher immer für alles eine Lösung gefunden. Zusammen kriegen wir alles hin. Ich hatte diese wichtige Erkenntnis schon fast wieder vergessen.
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Alte Finca in Benirrás
Das dunkle Mittelalter blitzt noch einmal kurzzeitig auf.
Allerdings sollte die "Berggeschichte" für uns noch nicht abgeschlossen sein, denn es gab ein paar Leute, die N & T's➀ Lügengeschichten über uns hörten und tatsächlich glaubten, ja jetzt sogar erneut aufwärmten.
Was passierte?
Ende 1994, als wir schon einige Wochen in Benirràs wohnten, bekamen wir einen Brief, der von ein paar Leuten unterschrieben war, die wir vom Berg her noch in "guter Erinnerung" hatten. Und jetzt kommt's:
Diese Leute forderten uns in ihrem Brief doch tatsächlich auf, die Insel sofort zu verlassen und zwar aufgrund Sylvie's "schwarzer Magie". Und außerdem belegten sie uns noch mit einem Fluch. Ja, richtig gelesen: Mit einem Fluch! Das klingt ja wie eine Hexenjagd aus dem Mittelalter.
Das war aber kein schlechter Scherz sondern voller Ernst. Da stellt sich doch die Frage: Hä? Wer betreibt hier denn nun eigentlich "schwarze Magie"?
Diese wieder auferstandenen Anschuldigungen und Lügen, die diese Leute offensichtlich von N & T➀ hörten trafen Sylvie schwer. Sie war wieder einmal bis ins Mark getroffen. Der Vorwurf von "schwarzer Magie" war immer Sylvie's größte Angst seitdem sie channelte. Also, dass man ihre Gabe missbrauchte und als Waffe gegen sie einsetzte. Und jetzt dieser Brief mit dieser absurden Behauptung und diesem lächerlichen Fluch.
Wir kannten natürlich die Verfasser des Briefes. Es waren genau DIE Leute, die Sylvie auf dem Berg wegen ihrer "so fantastischen" Channelings und Sylvie's so "hoher Energie" buchstäblich "in den Himmel hoben". Alle die das damals miterlebten, konnten bei solch offenkundiger Heuchelei nur den Kopf schütteln. Und ausgerechnet DIESE Leute spielten sich jetzt als Richter auf und belegten uns mit einem Fluch? Ja ticken diese Idioten denn nicht mehr ganz richtig in der Birne?
Daraufhin sagte Sylvie zu mir: "Oh nein nein nein, jetzt fängt das alles wieder von vorne an. Bitte Peter tu etwas, ich kann das alles nicht noch einmal ertragen."
Und ob ich etwas tat, das können Sie mir glauben, denn jetzt platzte mir endgültig der Kragen. Nicht nur, dass man uns auf niederträchtigste Weise belügt und hintergeht, dann über uns absurde Beschuldigungen verbreitet und uns aus unserem Zuhause jagt. Nein, jetzt will man uns auch noch mit Schimpf und Schande von der Insel jagen und belegt uns mit einem Fluch! Ja haben diese dummen Vollpfosten denn jetzt völlig den Verstand verloren?
Sofort schrieb ich einen Brief zurück an diese Schwachköpfe, in dem ich ihnen klar machte was sie zu erwarten hätten, wenn sie sich mit mir anlegen würden. Niemand sollte es jemals wieder wagen über meine Sylvie solche unverschämten und niederträchtigen Lügen und Verleumdungen zu verbreiten, dafür würde ich jetzt ein für alle Mal sorgen. Vor nicht allzu langer Zeit wären Sylvie und ich und alle unsere Freunde für so eine unfassbare Verleumdung auf dem Scheiterhaufen gelandet.
Nach meinem Brief an diese Idioten, haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Anscheinend waren meine unmissverständlichen Argumente überzeugend.
Trotzdem: Diese absurde Lüge und Diffamierung hinterließen wieder einmal tiefe Wunden bei Sylvie. Es folgten Jahre voller Angst, Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln, in denen sie sich Sylvie mit Fragen auseinander setzte wie:
Doch irgendwann wagte Sylvie sich sehr behutsam aber mit neuem Mut wieder zurück in die Öffentlichkeit, um ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Botschaften aus der geistigen Welt mit anderen Menschen zu teilen, wie auf dieser 2008 erschienenen Website. Sie wusste, dass sie sich ihren Ängsten und Zweifeln und ihrer besonderen Gabe stellen musste, nur so würde sie ihren innerlichen Frieden finden.
Im Nachhinein erinnere ich mich auch, dass wir von Leuten, die schon länger auf Ibiza lebten, den Rat bekamen, lieber nicht zu N & T➀ zu ziehen. Sie meinten, dass die beiden für viele "besondere" Menschen offen seien und sich immer wieder gerne mit "außergewöhnlichen" Menschen umgaben. Sie suchten immer wieder deren Kontakt und boten ihnen dann an bei ihnen zu wohnen. Und Sylvie's mediale Fähigkeiten konnte man schon als etwas Außergewöhnliches bezeichnen. Allerdings mussten alle diese "besonderen" Menschen schon nach kurzer Zeit wieder den Berg verlassen.
Auch ich habe lange gebraucht, um die "Berggeschichte" zu verarbeiten. Erst viele Jahre später ist mir klar geworden, warum es zum Bruch auf dem Berg gekommen ist und so kommen musste. Es wäre irgendwann sowieso passiert, denn wir vier hätten auf Dauer nicht zusammen leben können, dazu waren wir einfach zu starke und unterschiedliche Einzelcharaktere auf einen Haufen. Der Berg war einfach zu klein für uns vier.
Heute 30 Jahre später, habe ich keinen "Blick mehr zurück im Zorn". Heute bin ich N & T➀ sogar dankbar, dass sie den Verrat und den Bruch herbeiführten. Wir erhielten genug Hinweise zur Überprüfung unserer Entscheidung auf den Berg zu ziehen, doch wir haben diese Hinweise nicht ernst genommen, wir wollten sie einfach nicht sehen. Durch den Verrat auf dem Berg wurde uns nur ein Spiegel vorgehalten, in dem wir unseren eigenen Verrat und unsere eigene Täuschung an uns selbst erblickten. Damals eine verdammt bittere Pille, heute eine meiner wertvollsten Erfahrungen.
Schon mal Vorblättern zu:
#Rückblick auf Ibiza →
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Alte Finca in Benirrás
Doch wissen Sie was? Tief in mir drinnen wusste ich damals genau, dass es ein Fehler wäre auf den Berg zu ziehen. Meine innere Stimme sagte mir ganz deutlich: "Ziehe nicht auf den Berg zu N & T➀, wir vier sind einfach zu unterschiedlich." Das wollten mir wohl auch meine heftigen nächtlichen Träume in dieser Zeit zeigen, in denen ich ständig von heftigen Strudeln und Strömungen immer wieder unter Wasser gezogen wurde und dabei fast ertrank. Ich WOLLTE aber nicht auf meine Träume und Gefühle hören, ich habe sie ganz bewusst beiseitegeschoben, weil ich fand, dass die äußeren Umstände so eindeutig für den Umzug auf den Berg sprachen. Dazu auch noch Sylvie's gehörte Botschaft "Geht auf den Berg." So eine einmalige Gelegenheit MUSSTE ich doch beim Schopfe packen?
Tja, das war ein Fehler.
"Ja ja, mit dem Ego und der Eitelkeit kriege ich sie alle", sprach schon der Lichtträger.
Wieso Fluch ODER Segen?
Ich glaube allerdings auch, dass der Fluch den man über uns aussprach, zu einem Ereignis aus einer längst vergangenen Zeitperiode stammte. Irgendetwas musste zu der Zeit passiert sein und wir vier waren darin in irgendeiner Weise involviert. Doch nun ergab sich für uns vier eine Möglichkeit, diese unaufgearbeitete "alte Angelegenheit" zu bereinigen, indem wir sie zu "neuem Leben" erweckten. Der Verrat und der Fluch war dafür der Auslöser für die Möglichkeit einer erneuten Aufarbeitung.
Wir reagierten aber nicht mit Kampf und Vergeltung nach dem Motto: "Das werden wir Euch heimzahlen", obwohl in mir drinnen eine seeeeeehr laute Stimme genau danach verlangte. Stattdessen fragten wir uns, was dieser Fluch eigentlich mit uns machte, also welche Gefühle und Ängste er bei uns auslöste und ob diese Ängste wirklich real waren? Und da wurde uns klar: Wir mussten das Ping Pong Spiel von gegenseitigen Anklagen und Schuldzuweisungen unterbrechen und nicht weiterspielen. Genau damit würde der "Fluch" seine Macht verlieren.
Übrigens: Diese besonnene Verhaltensweise kam nicht etwa von mir. Oh nein. Es war Sylvie's ausdrücklicher Wunsch. So war sie eben. Ich dagegen wollte sofort mit "gezogenen Revolvern" in die Vergeltungsschlacht ziehen. So eine hinterhältige Sauerei werde ich mir doch nicht bieten lassen! Wie gut, dass Sylvie mich davon abhielt.
Die Zeit mit N & T➀ hatte einen viel tieferen Grund und Sinn. Ich denke, dass wir vier einen uralten Konflikt zwischen unseren Familien durch unser Zusammenleben erneut aktiviert haben, in dem wir alte Themen wie Freundschaft, Vertrauen, bis hin zu Verrat und Feindschaft nochmals zum Leben erweckt haben, um so eine uralte Problematik unserer Familien erneut ins Licht der Gegenwart zu stellen. Wir vier haben uns als Akteure und als Bühne unserer alten Familienfehde zur Verfügung gestellt, für einen uralten Groll oder Streit, der bisher von einer Generation zur nächsten weitergereicht wurde. Das meine ich mit Segen.
Streit sät immer nur neuen Streit und Rache und Vergeltung sät immer nur neue Rache und Vergeltung. Doch um dieses Rache-Vergeltungs-Karussell zu verlassen, bedarf es nur einer einzigen Person, die das Spiel nicht mehr mitspielt und sagt: "Aus und Schluss! Mir ist egal, wer auch immer Schuld ist oder wer damit angefangen hat. Hier und jetzt endet der Streit für mich, denn ich trage ihn nicht mehr weiter. Ich steige aus."
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Alte Finca in Benirrás
Ich möchte noch ein paar Worte zur kleinen Maria➀ (der Name wurde geändert) sagen:
Rückblick Kapitel 11:
← 1994 - #Unerwartetes Wiedersehen
Maria➀ war ein außergewöhnlich sensibles und zartes kleines Mädchen. Sie war immer ruhig und leise und redete ständig mit Blumen und Gräsern und mit unseren Tieren. Und dabei hatte sie immer dieses Mona Lisa Lächeln im Gesicht.
Ich kann mich noch an folgende Situation im Sommer 1995 erinnern:
Wie so oft saßen wir auch diesmal alle zusammen draußen an unserem Essplatz unter diesem mächtigen Johannisbrotbaum, als Sylvie und ich über irgendetwas Belangloses stritten. Das ging dann noch eine Weile so weiter, bis mich plötzlich dieses 4jährige Mädchen ganz gezielt ansah und mit ihrer sanften Kinderstimme zu mir sagte:
"Aber Peter, Sylvie will doch nur Deine Liebe."
Zack... Das hatte gesessen... Sofort herrschte absolute Stille.
Was ist denn da gerade passiert, dachte jeder von uns? Und jeder dachte auch: Das eben, das war nicht die kleine Maria➀.
Da Jochen➀, der Vater der kleinen Maria➀ in Deutschland lebte, übernahm ich so gut es ging und äußerst vorsichtig die Rolle eines Art Ersatzvaters ein. Das hatte sich so ergeben, weil andere Personen dachten, dass ich Maria's➀ Vater sei, wenn sie uns zusammen sahen. Obwohl Marianne➀ ihr das mit ihrem Vater erklärte, merkte man, dass die Kleine das nicht wirklich verstand. Wir ließen es dann auch gut sein, um sie nicht noch mehr zu verwirren.
Eine ganz besondere Beziehung hatte Maria➀ zu unseren Hunden. Sie waren ihre engsten Freunde. Die Hunde ließen sich buchstäblich alles von Maria➀ gefallen und sie liebte sie alle wie ihre Geschwister. Sie spielten, tobten und schliefen zusammen auch mal mit in ihrem Bett. Es war eine ganz selbstverständliche und doch außergewöhnliche Herzensverbindung. Und somit erlebte Maria➀ schon von früh an, wie es sich anfühlt, ein sehr einfaches und freies ländliches Leben auf Ibiza zu führen. Daran würde sie sich bestimmt immer zurück erinnern.
Familienzusammenführung
Einige Zeit später nahm Jochen➀ Kontakt zu Marianne➀ auf, um zu fragen, ob er seine Tochter auf Ibiza besuchen könnte. Marianne➀ war damit einverstanden.
Ich kann mich noch genau an diesem Moment im Sommer 1995 erinnern, als dieses kleine zarte und zerbrechliche Mädchen in ihrem neuen Kleidchen draußen vor unserer Finca stand und aufgeregt und schüchtern zu unserer Auffahrt blickte, wo jeden Augenblick ihr Papa um die Ecke kommen sollte.
Und dann war der Moment da. Plötzlich kam ein junger Mann auf einem Fahrrad ganz langsam um die Ecke auf den Hof gefahren. Als er seine Tochter erblickte, blieb er stehen und stieg vorsichtig vom Rad.
Jetzt sahen sich Vater und Tochter an.
Marianne➀, die neben ihrer Tochter stand, beugte sich zu ihr runter und sagte leise zu ihr: "Das ist Dein Papa Maria➀."
Wir fragten uns, wie Maria➀ wohl reagieren würde? Sie war ja gerade Mal 3 Jahre, als sie ihren Papa zuletzt sah.
Würde sie ihn wiedererkennen?
Würde sie ihn überhaupt sehen wollen?
Es vergingen ein paar lange Sekunden in denen Maria➀ ihren Papa unsicher und schüchtern ansah, der währenddessen ganz langsam auf sie zuging.
Und dann fielen sich Vater und Tochter weinend in die Arme und der Bann war gebrochen. Maria➀ hatte ihn tatsächlich wiedererkannt. Auch Marianne➀ fing an zu weinen, während sich die kleine Familie fest umarmte und nicht mehr loslassen wollte.
Was für ein berührender Moment.
Dieses kleine Mädchen hatte die Liebe zurück zu ihren Eltern gebracht.
Vielleicht wird die "große" Maria➀ ja irgendwann einmal durch Zufall auf diese Zeilen geführt werden und sich dann erinnern, welch zauberhaftes Wesen tief drinnen in ihr wohnt.
Jochen➀ blieb die nächsten Wochen auf Ibiza, damit sich seine Tochter wieder an ihn gewöhnen konnte. Er hatte für sie extra ein neues Kinderfahrrad mitgebracht, damit sie gemeinsam die Umgebung auf den Rad erkunden oder zum Strand fahren konnten.
Anfänglich sah es so aus, als wenn Marianne➀ und Jochen➀ wieder zusammenfinden würden. Aber es gab immer wieder heftige Streitereien zwischen den beiden und das alles im Beisein ihrer kleinen weinenden Tochter.
Irgendwann musste Jochen➀ wieder zurück nach Deutschland. Maria➀ verstand das nicht. Sie verstand nur, dass sie ihren Papa schon wieder verlieren würde. Und ich glaube in Maria's➀ Verhalten eine Veränderung gesehen zu haben. Denn in diesem bitterlichen Kinderweinen mischten sich auch Gefühle wie Wut, Zorn und Bitterkeit auf Mama und Papa. Sie konnte sich jetzt nicht von ihrem Papa verabschieden, stattdessen lief sie weinend in die Finca. Sie konnte diesen Abschiedsschmerz nicht ertragen.
Nach diesem Ereignis fing Maria➀ bei jeder Kleinigkeit an zu weinen. Sie konnte sich auch nicht mehr wirklich über Geschenke zum Geburtstag oder andere Dinge freuen. Wenn man ihr etwas schenkte, fing sie sofort an zu weinen und lief davon. Dieses kleine Mädchen hatte sich verändert. Und sie hatte ihr Mona Lisa Lächeln verloren.
Jochen➀ kam so oft es ging nach Ibiza, trotzdem konnte sich Maria➀ über seinen Besuch nicht wirklich freuen, denn nun hatte sie diese traurigen Augen und diesen misstrauischen Ausdruck des wieder Verlassenwerdens. Sie war noch so klein, aber diese Erlebnisse hatten bereits tiefe seelische Spuren bei ihr hinterlassen.
Ein paar Jahre später lernte Marianne➀ den Kunstmaler Michael➀ kennen. Marianne➀ bekam Zwillinge, worauf die kleine Familie mit Maria➀ aus unserer gemeinsamen Finca auszog und in ein kleines Häuschen nahe Santa Eulalia umzogen. Und Maria➀ bekam mal wieder einen "neuen" Papa.
Doch irgendwann trennten sich auch Marianne➀ und Michael➀ und Marianne➀ zog mit ihren drei Kindern in ein Apartment in Santa Eulalia.
Im Jahre 2007 entschloss sich Marianne➀ dann Ibiza endgültig zu verlassen und mit ihren Kindern wieder nach Deutschland zurückzugehen, um dort zu leben.
Es sollten weitere 10 Jahre vergehen, als sich 2017 für mich eine passende Gelegenheit ergab, um Marianne➀, Maria➀ und die beiden Zwillings-Jungs in ihrem Zuhause in Hamburg zu besuchen. Da waren alle Kinder schon zu richtigen Erwachsenen geworden. Als wir uns dann an unser abenteuerliches Leben mit all unseren Tieren auf Ibiza erinnerten, da war diese Zeit schon längst zu einem Teil unserer Vergangenheit geworden.
Ein paar Monate später wanderte Maria➀ nach Amerika aus, um dort mit ihrem amerikanischen Freund zusammen zu leben. Maria➀ rief mich vor ihrer Abreise an, um mich davon zu unterrichten und um sich von mir zu verabschieden. Und in diesem kurzen Telefonat flackerte für ein paar Momente wieder dieses kleine Mädchen von Ibiza auf. Was für ein wunderbarer Moment. Sei umarmt mein kleines bezauberndes Mädchen. Ich sende Dir alle Liebe dieser Welt für Deinen Neuanfang in Amerika.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Alte Finca in Benirrás
Im Juli 1995 fragte mich eine mir damals unbekannte Sonja, ob ich nicht die musikalische Untermalung bei der Eröffnungsfeier ihres Antiquitätengeschäftes übernehmen könnte, das sich vor den Toren von Santa Eulalia befand. Das nahm ich dankend an. Ich bat ein paar Hippiefreunde mich mit ihren Trommeln wie Congas und Bongos musikalisch zu begleiten, so wäre auch für die optische Untermalung gesorgt.
Was ich damals noch nicht wusste war, dass sich zwischen Sonja und mir eine tiefe innere Freundschaft entwickeln würde und dass wir in diesem Zuge auch einen neuen Denkansatz und eine neue Arbeitstechnik im Bereich Bewusstseinsarbeit entwickeln. Doch bis es dazu kam, sollten erst noch 22 Jahre vergehen.
Alte Finca in Benirrás
Jedes Jahr am 28. August ist Welttrommeltag. Natürlich auch am Strand von Benirrás auf Ibiza, hier heißt es DIA A MUNDIAL DE LOS TAMBORES. Diese wunderschöne Bucht, ist schon aus den 1960igern als DER Hippiestrand von Ibiza bekannt. Hier trommeln auch heute noch jeden Abend die Hippies, aber ganz besonders natürlich am 28. August.
Ich hatte mich in dieser Nacht von 1995 unten am Strand mit Mikrofon, DAT-Recorder und Auto-Batterie ausgestattet, um die ganze Nacht das Trommeln der vielen Hippies auf Band aufzunehmen und als Zusammenschnitt auf einer Musikkassette herauszubringen.
Siehe auch: #Hippie-Trommeln am Strand von Benirràs →
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Alte Finca in Benirrás
Im September 1995 bekam ich die Gelegenheit für ein paar Stunden als Aushilfe in einer Kunstgalerie zu arbeiten, hauptsächlich zum Ausliefern oder Verschicken verkaufter Kunstgegenstände. Da lernte ich so nebenbei, wie man auch antike Bilderrahmen, alten Möbel und alten Lampen restauriert.
Das Bearbeiten von Holz oder auch Restaurieren von alten Möbeln sowie Bilder- oder Spiegelrahmen mit den eigenen Händen, die Geräusche, der Geruch des Holzes, des Holzöls oder Farbe, alles das hat etwas Bodenständiges, Kreatives, Zeitloses, Beruhigendes und Meditatives. Und das fertige Resultat ist immer ein Unikat, das man selbst erschaffen hat und das es so noch nicht gibt.
Viele Jahre hatte ich große Freude an der Hobby-Restauration von alten Holzmöbeln und Bilderrahmen, für die sich immer ein schöner Platz in unserem Zuhause fand. Anbei ein paar fertige Arbeiten.
Siehe auch: Hobby-Restauration von alten Holzmöbeln →
Alte Finca in Benirrás
1995 hatte Sylvie immer noch mit den Folgen der "Berggeschichte" und den absurden Lügen und Verleumdungsvorwürfen über ihre Botschaften zu kämpfen. Diese unfassbaren Vorwürfe, die sie in die schwerste seelische und existenzielle Krise ihres Lebens stürzte, hatten tiefe Wunden sowie Selbstvorwürfe und Selbstzweifel bei ihr hinterlassen, von denen sie sich noch lange nicht erholt hatte.
Genau in dieser Zeit wurde, anscheinend durch Mund-zu-Mund-Propaganda und anderen Empfehlungen, das Fernsehen und die Presse auf Sylvie's Bewusstseinsarbeit aufmerksam und nahmen Kontakt zu ihr auf, um über sie berichten zu dürfen. Doch Sylvie lehnte alles ab, dafür war sie mental noch nicht stabil genug. Als dann im September 1995 das Frauenmagazin COSMOPOLITAN um ein Interview bat, willigste sie schließlich ein. Auszug aus dem Interview:
"Sylvia gab in Hamburg Job und Haus auf und nennt sich und ihr Team nun Lichtarbeiter. Sylvia glaubt fest daran, dass ihr die Licht-Therapie (Bewusstseinsarbeit) gechannelt wurde, um das Bewusstsein zu erhöhen und zu erweitern und um Liebe und Frieden zu erlangen."
In den kommenden Jahren willigte Sylvie dann noch für ein oder zwei lokale Presse-Interviews ein. Danach lehnte sie weitere Anfragen ab.
Sylvie's gechannelte Abhandlung, aus der ihre Licht- und Bewusstseinsarbeit hervorgeht, ist unter "Die Illusion erwachsen zu sein" auf dieser Website nachzulesen.
Dazu passender Beitrag:
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Alte Finca in Benirrás
Wohin wir auch gehen, unser (inneres) Gepäck nehmen wir immer mit.
In der Obhut meiner Schwester Renate, ihrem Mann und ihren beiden Mädchen, besuchte uns meine Mutter völlig überraschend 1998 auf Ibiza. Wir hatten nicht die geringste Ahnung von ihrem Besuch. Erstaunlich war auch, dass sie uns überhaupt gefunden hatten, denn kaum jemand wusste wo wir wohnten, da wir erst vor kurzen in diese Finca eingezogen waren. Und so staunten wir nicht schlecht, als im Herbst 1998 ein weißer Mietwagen ganz langsam auf den Hof unserer Finca fuhr und plötzlich ein bekanntes Gesicht nach dem anderen aus dem Auto stieg.
Das darf doch nicht wahr sein dachte ich. Das sind meine Mutter und meine Schwester mit Familie. Das kann doch nur ein Traum sein.
Nein, das war kein Traum.
Jetzt wohnen wir hier völlig abgelegen auf dem Lande am Arsch der Welt, ohne Straßennamen und ohne Telefon und plötzlich steht meine Familie - oder besser gesagt meine Mutter vor mir.
Ich bemerkte sofort, dass sie gesundheitlich ziemlich angeschlagen war. Doch als erstes sah ich ihr gequältes Lächeln und dann ihren ängstlichen Blick, als sie unsicher meinen Blickkontakt suchte und feststellte, dass ich alles andere als begeistert von ihrem unangemeldeten Besuch war.
Sie wusste genau, dass ich aufgrund unserer unzähligen Auseinandersetzungen kein Interesse hatte sie zu sehen und schon gar nicht, dass sie hier einfach so unangemeldet auftaucht. Typisch ihre übergriffige und grenzüberschreitende Art. Ich hasste das.
Gerne hätte ich Renate und den Rest der Familie meine Freude und Überraschung über ihren spontanen Besuch gezeigt, aber als ich meine Mutter sah, blieb mir die Freude im Hals stecken. Jetzt war ich einfach nur sauer.
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Alte Finca in Benirrás
Der Moment der Offenbarung.
Die nächsten Tage konnte ich mich zwar ein wenig beruhigen und wir hatten mit dem Rest der Familie viel Spaß, besonders mit den Kindern und unseren vielen Tieren. Trotzdem, die Anwesenheit meiner Mutter lag mir schwer im Magen. Ich wollte und ich konnte jetzt keine scheinbar intakte und sorglose Mutter-Sohn Beziehung vorgaukeln.
So konzentrierte ich mich auf Renate und Familie und zeigte ihnen die schönsten Plätze der Insel. Wir badeten im Meer oder aßen an den weißen Sandstränden ein paar Kleinigkeiten. Wir verbrachten eine schöne Zeit. Doch meine Mutter hielt ich weiter ganz bewusst auf Abstand. Ich war noch nicht soweit, mich wieder auf sie emotional einzulassen. Ich war noch lange nicht soweit.
Sie sagte nichts zu alledem und machte mein Spiel mit. Sie nahm mein Verhalten schweigend hin und vermied es mich dabei anzusehen. Und so verging ein Tag nach dem anderen ihres Ibiza-Aufenthaltes.
Doch am Vorabend ihres Rückflugs nach Deutschland, als ich mich von meiner Mutter mit meiner antrainierten kühlen und distanzierten Art verabschiedete, sah sie mich für einen Moment lang ganz bewusst und gezielt an, sodass ich ihrem Blick nicht ausweichen konnte. Und dann passierte es: Mit diesem Blick, den ich so genau aus der Kindheit von ihr kannte, flüsterte sie mir ohne Worte aber unmissverständlich ihre Botschaft zu:
"Bitte verzeih mir mein Junge."
Was? Hat sie das jetzt wirklich gedanklich zu mir gesagt? Ich konnte zuerst gar nicht fassen was ich da wahrnahm. Doch ich konnte diesen Blick nicht ignorieren, denn es war doch "unsere Geheimsprache" aus meiner Kindheit. Natürlich verstand ich ihre Blick-Botschaft sofort, sowie auch meine Mutter an meinem Ausdruck sah, dass ich sie verstanden hatte.
Da stand also plötzlich meine wahre Mutter mit ihrem großen Herz wie aus dem Nichts heraus vor mir und bat mich mit unserer ganz eigenen "Geheimsprache", ihr zu verzeihen.
Was war das denn? Hat sie das jetzt wirklich zu mir gesagt? Das musste ich erst einmal realisieren und verinnerlichen, was hier gerade geschah.
Aber wofür genau bat sie mich jetzt um Verzeihung?
Dafür, dass sie uns hier auf Ibiza einfach überraschend besuchten? Oder war mehr dahinter? Doch nicht etwa für ihre berühmten Gefühlsschwankungen, mit denen sie mich seit der Kindheit malträtierte und die letztendlich zum Bruch zwischen uns führten?
Nein. Das konnte doch nicht angehen.
Oder doch?
Hä? War ihr das etwa die ganzen Jahre über bewusst?
Nun hatte ich meine Mutter aufgrund ihrer nicht enden wollenden emotionalen Gefühlsausbrüche über so viele Jahre lang erfolgreich auf Abstand halten können, und jetzt genügte nur ein einziger Blick von ihr, um augenblicklich all die vielen Jahre meiner Distanziertheit einfach so zerplatzen zu lassen? Ein einziger Blick bedingungsloser Liebe, sollte alle Zwistigkeiten zwischen Mutter und Sohn auf einen Schlag zu Staub zerfallen lassen, egal wie viele Jahrzehnte auch immer beide nicht zueinander fanden? Was, so einfach soll das gehen?
Ein Teil in mir musste sehr genau, dass es so war, während sich ein anderer Teil vehement dagegen sperrte:
"Ach, plötzlich soll alles vergeben und vergessen sein? Nein, nein Mutter, so einfach geht das nun auch wieder nicht."
Doch Peter, so einfach kann es gehen, wenn sich in Dir nicht alles dagegen sperren würde.
Und dabei wäre alles so einfach gewesen: Ich hätte in diesem Moment meine Mutter nur in die Arme nehmen und sagen müssen dass ich sie Liebe. Doch dazu wäre damals nur ein ganz anderer Teil in mir in der Lage gewesen.
Es sollten noch ganze 18 Jahre vergehen, bis ein "Schicksalsschlag" mich so brutal aus der Bahn warf, um mich endlich mit den wahren Ursachen meines inneren Zorns auseinander zu setzen. Und dabei stellte sich heraus, dass sich mein Zorn nur noch gegen eine einzige Person richtete und diese Person war ich selbst. Meiner Mutter und allen anderen hatte ich bereits verziehen, nur mir selbst noch nicht.
Konnte ich mir denn jetzt überhaupt schon selbst verzeihen? Durfte ich das überhaupt? Das war die entscheidende Frage, an der ich nicht vorbei kam.
Wie auch immer. Das eben war ein wirklich magischer Moment. Außer meiner Mutter und mir hatte kein anderer bemerkt, was eben gerade zwischen uns beiden passierte.
Etwas verwirrt und benebelt verabschiedete ich mich auch vom Rest der Familie. Dann fuhren sie mit dem Mietwagen ganz langsam vom Hof, während wir ihnen noch eine Weile hinterher winkten. Morgen früh würden sie wieder nach Deutschland zurück fliegen.
Das war das letzte Mal, dass ich meine Mutter sah.
† Nur ein paar Monate später am 23. April 1999 starb meine Mutter mit 81 Jahren.
Ich denke der Grund, warum meine Mutter mich auf Ibiza besuchte und trotz ihrer Gebrechlichkeit die strapaziöse Reise auf sich nahm war, dass sie wohl ahnte, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Sie wollte mich unbedingt noch einmal sehen und hoffte so mit dem "verlorenen Sohn" endlich Frieden schließen zu können, bevor sie keine Gelegenheit mehr dazu hatte. SIE wollte mit mir Frieden schließen.
Ich denke sie bat Renate ihr diesen Wunsch zu erfüllen und zusammen als Familie mich auf Ibiza zu besuchen. Dieser Wiedersehenswunsch würde auch ihr unsicheres Verhalten erklären, als sie aus dem Mietauto stieg und mich ängstlich ansah. Da ich bei ihrem Anblick aber sofort mein altes Schutzprogramm hochfuhr, konnte ich den Grund ihres unsicheren Verhaltens nicht wahrnehmen, geschweige denn die Absicht ihres Überraschungsbesuches erahnen. Ich war viel zu sehr in meinen alten Verletzungen gefangen, um so etwas zu erkennen. Außerdem, ich wollte sie jetzt nicht sehen und mich schon gar nicht mir ihr "aussprechen". Aber das alles wurde mir natürlich erst viele Jahre später bewusst.
Danke an dieser Stelle an meine Schwester Renate. So erfüllte sie doch nur zu gerne den Wunsch meiner Mutter, mich auf Ibiza zu besuchen. Denn dadurch ergab sich eine Gelegenheit nach der sie ihr Leben lang immer Ausschau hielt, nämlich auch einmal ein Stück von der Zuneigung, von der Nähe und von der Liebe der Mutter zu bekommen. All das, was ihr kleiner Bruder immer so ganz ohne jegliche Anstrengung und ohne dass er jemals das Geringste dafür tun musste, im Überfluss von der Mutter geschenkt bekam.
Verständlich, dass Renate es so sah, denn alle anderen haben es ja auch gesehen:
"Doch bitte Renate erinnere Dich, denn nicht nur Du allein hast Mutters andere Seite so deutlich zu spüren bekommen."
Doch für die Mutterliebe nahm Renate all die wie aus dem Nichts auftretenden Launen, Grobheiten, Ungerechtigkeiten und die Gefühlshärte- und Kälte meiner Mutter in Kauf.
Ich dagegen ertrug diese Art von "Liebe" irgendwann nicht mehr, denn sie tat einfach nur weh. Ich hasste es, das immer wieder über all die Jahre hinweg mit ansehen und mit fühlen zu müssen. Und ich hasste es auch, dass ich dabei ständig in Wut geriet und meine Mutter meinen aufsteigenden Zorn über ihre lieblose Art in aller Deutlichkeit entgegenschrie. Doch das half alles nichts. Es führte nur dazu, dass ich am Ende wieder mal als frecher und undankbarer Sohn da stand. Und das machte mich noch wütender.
Und sofort spüre ich wieder dieses beklemmende Gefühl aus der Kindheit, wie ich mich in Mutters Gegenwart so oft verzweifelt und ohnmächtig fühlte, weil sie mich wieder einmal ungerecht behandelte oder beschuldigte. Ich liebte meine Mutter wirklich sehr, denn ich habe ihre wahre und bezaubernde Persönlichkeit so oft gesehen, mit dieser großen und echten Fähigkeit wahre Liebe zu geben. Sie liebte mich wirklich echt und wahrhaftig und sie hatte keine Scheu es mir in diesen Momenten zu zeigen. Und ich zeigte ihr, dass ich es bei ihr sah. Zudem beschützte sie mich bei Gefahr wie eine Löwenmutter. Doch sowie mein Vater auftauchte, kehrte sich ihr Verhalten plötzlich ins Gegenteil um. Und durch dieses immer und immer wiederkehrende über Jahre andauernde ungerechte Verhalten, fing ich an sie dafür zu hassen. Und so zog ich mich langsam immer weiter von ihr zurück. Ich musste es tun. Es war ein notwendiger Selbstschutz, um nicht ständig zwischen ihrer großen Liebe und ihrer großen Verletzung zu stehen und am Ende doch wieder nur von ihr enttäuscht zu werden.
Ich sah deshalb auch irgendwann nur noch einen Ausweg für mich und der hieß: Abstand und Distanz. Räumliche, gefühlsmäßige und menschliche Distanz von meiner Mutter. Es musste sein. Es ging nicht anders.
Doch jetzt, nach so vielen Jahren, hatte Mutters plötzlicher Entschuldigungsblick alles auf den Kopf gestellt und meine Sohn-Mutter Beziehung in ein vollkommen neues Licht getaucht. Dieser kurze Moment sollte mich noch lange Zeit sehr nachdenklich machen.
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Alte Finca in Benirrás
Nachtrag zum Thema spirituelles Zentrum:
Mitte 1999 erfuhren wir, dass sich um 1992 herum einige Leute auf Ibiza zusammentaten, um im Süden nahe San José und auf einem Berg gelegen, so etwas wie ein spirituelles Zentrum zu gründen.
Was, ein spirituelles Zentrum so wie wir es auch planten und das bei San José? Wir hatten zu dieser Zeit doch ganz nahe bei San José in unserer alten Finca in Benimussa gewohnt? Doch wir waren bereits in den Norden auf den Berg gezogen und hatten von diesem Vorhaben nichts mitbekommen.
Sylvie's gehörte Botschaft "Geht auf den Berg" war also schon korrekt. War der Berg im Norden der Insel womöglich einfach nur "der falsche Berg" ???
Wenn wir damals also in unserer alten Finca in Benimussa geblieben wären statt zu N & T➀ zu ziehen, hätte sich unser Leben wahrscheinlich in eine ganz andere Richtung bewegt. Aber wäre diese Richtung auch tatsächlich besser für alle Beteiligten gewesen?
Gibt es überhaupt "besser" und "schlechter"?
Die Antwort darauf werde ich wohl nie erfahren oder erst dann, wenn ich irgendwann wieder bei Sylvie bin. Aber dann ist die Antwort bestimmt schon völlig bedeutungslos geworden.
Trotzdem: Es ist schon interessant, wie wir unsere Intuitionen, unsere "Eingebungen" und unsere Gefühle selbst deuten. Ich glaube wir alle bekommen laufend "Eingebungen", allerdings ist unsere Erklärung oder Deutung oder Bedeutung dieser Eingebung eine ganz andere Sache. Sie hängt wohl maßgeblich davon ab, wie stark unser Ego und unser WOLLEN dabei involviert ist. Ich jedenfalls WOLLTE damals nur auf mein Ego hören, als Sylvie mir ihre Durchsage "Geht auf den Berg" mitteilte. Mir zeigt diese Geschichte wieder einmal, wie sehr wir selbst an unserem "Schicksal" herumschrauben, bis es sich endlich passend anfühlt.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Alte Finca in Benirrás
Zwischen die feindlichen Fronten geraten.
Im Sommer 2000 kamen zwei Polizisten in ihrem Auto zu unserer Finca in Benirrás gefahren und fragten mich, ob ich einen weißen Hund besitzen würde. Ja sagte ich und meinte damit meine weiße Labrador-Hündin Daisy. Daraufhin teilten mir die Polizisten mit, dass zwei Anzeigen gegen uns vorliegen würden, in denen wir beschuldigt werden, dass unser weißer Hund sechs Schafe bei einem Nachbarn gerissen haben soll.
Was war das? Daisy soll sechs Schafe bei einem Nachbarn gerissen haben? Unsere Daisy? Die kann doch keiner Fliege was antun. Ich konnte nicht glauben was ich da hörte. Sofort holte ich Daisy aus der Finca, die sogleich zu den Polizisten rannte und sie aufgeregt und freudig begrüßte.
"Bitte schauen Sie meinen Hund an", sagte ich zu den Polizisten, "das ist meine weiße Hündin. Sie ist zu allen Menschen und Tieren lammfromm. Dieser Hund ist über 10 Jahre alt und gar nicht in der Lage ein Schaf zu töten. Und dann gleich sechs Stück auf einmal? Hier muss ein Irrtum vorliegen."
Und weiter sagte ich: "Es gibt noch zwei weitere weiße Hunde in der Nachbarschaft. Wieso soll es ausgerechnet mein Hund gewesen sein? Meine Herren, meine Daisy tötet keine Schafe, Sie müssen sich in der Adresse geirrt haben."
Nachdem die Polizisten mir aufmerksam zugehört hatten und nebenbei Daisy streichelten, teilten sie mir höflich mit, dass ich als Halter des Hundes Anfang September zu einer Anhörung beim Gericht in Ibiza Stadt zu erscheinen hätte. Bei der örtlichen Polizeistation würden die Anzeigen gegen mich vorliegen und dort könnte ich auch Stellung dazu nehmen.
Hä? Was geht denn hier ab? Langsam breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus.
Am nächsten Tag fuhren wir zur Polizeiwache, um uns die Anzeige anzusehen, doch dort hatte man nichts vorliegen. Man erzählte uns nur, dass es sich um zwei Anzeigen handeln würde, diese aber bereits zum Gericht weitergeleitet wurden. In 3 Monaten würde eine Anhörung stattfinden, bei der wir erscheinen sollten. Wir fragten nach: Ist das eine Anhörung oder bereits eine offizielle Gerichtsverhandlung? Nein nur eine Anhörung bestätigte man uns. Ok sagten wir uns, dann hören wir uns zuerst einmal an was man uns vorwirft, dann könnten wir ja immer noch einen Rechtsanwalt einschalten. ("Hmmm. Vielleicht hättest Du darüber noch Mal nachdenken sollen.")
Und dann kam der Tag der Anhörung vor dem Gericht, bei dem Sylvie, ich und mit einer Freundin als Dolmetscherin erschienen:
Schnell merkten wir, dass dies eine offizielle Gerichtsverhandlung war und ich auf der Anklagebank saß. Von einer Anhörung war hier überhaupt nicht die Rede. Oh nein! Wir hätten jetzt unbedingt einen Rechtsanwalt gebraucht. Wie konnten wir nur so naiv gewesen sein?
Stück für Stück erfuhren wir jetzt zum ersten Mal alle Einzelheiten der Anklage gegen uns:
Wir wurden beschuldigt, dass alle unsere Hunde insgesamt 6 Schafe vom Nachbarn getötet haben sollten. Aha, jetzt war es also nicht nur mehr Daisy allein sondern gleich alle unsere Hunde?
Dann wurde der Kläger, also der besagte Nachbar, aufgerufen seine Aussage zu machen: Er sagte, dass vor 10 Monaten (was, vor 10 Monaten???) unsere 4 Hunde auf seinem Grundstück insgesamt 6 seiner Schafe getötet haben sollen. Aufgrund dessen forderte er von uns eine Entschädigung von umgerechnet 400 EUR pro Schaf, also insgesamt 2.400 EUR.
Ich fragte den Nachbarn: "In unserem Tal haben viele Nachbarn eigene Hunde. Woher wissen Sie denn, dass es meine Hunde gewesen sein sollten?"
Doch sofort wurde ich vom Richter unterbrochen und zur Ruhe ermahnt. Ich hätte später noch Gelegenheit mich zur Anklage zu äußern.
Jetzt meldete sich noch ein anderer Mann der Nachbarsfamilie zu Wort, der ebenfalls gesehen haben wollte, wie unsere Hunde die Schafe töteten.
Ich hatte diesen Mann in den letzten 6 Jahren vielleicht 2 oder 3 Mal auf dem Nachbargrundstück gesehen. Und der will wissen wie unsere 4 Hunde aussehen? Ich glaubte ihm kein Wort.
Ansonsten lebte in der Nachbarsfinca nur eine alte Frau mit einem Hund und ein paar Schafen. Die Finca war uralt und aus Natursteinen gebaut. Sie sah wie das Grundstück auf dem es stand sehr heruntergekommen und ungepflegt aus. Man hatte den Eindruck, als wenn die Frau dort schon ihr Leben lang mit ihren Tieren unter einfachen Verhältnissen wohnte.
Und so schritt die Verhandlung immer weiter voran, bis ich am Ende endlich auch meine Aussage machen konnte. Ich sagte, dass unsere Hunde gar nicht als Täter in Frage kämen, weil wir sie tagsüber unter ständiger Beobachtung haben und nachts alle in unserer Finca schlafen. Auch wenn wir Einkaufen oder zu Freunden fahren befinden sich alle Hunde in unserer Finca.
Und dann wiederholte ich meine Frage an den Nachbarn: "In unserem Tal haben die meisten Nachbarn eigene Hunde. Warum behaupten Sie, dass es meine Hunde gewesen sein sollten? Wie sehen denn meine Hunde aus? Beschreiben Sie meine Hunde doch bitte einmal? Welche Rasse? Welche Farbe?"
Er antwortete nur: Ich kenne Deine Hunde.
Ja und, dachte ich, das ist doch kein Beweis? Deshalb fragte ich ihn nochmal: "Wie sehen meine Hunde aus?"
Aber er antwortete nicht.
Langsam machte sich richtig Ärger in mir breit und ich sagte: "Herr Richter. Wo bitteschön ist denn der Beweis, dass es meine Hunde waren? Das kann doch jeder behaupten."
Hoppla. Das war wohl nicht so klever von mir, denn der Richter sprach sofort ein paar strenge Worte in meine Richtung. Da ich ihn nicht verstand fragte ich meine Dolmetscherin: "Was hat er gesagt?" Doch sie antwortete mir nicht, aber ihre Mimik sprach Bände und das hieß: Peter halt jetzt Deinen Mund sonst bekommst Du richtig Ärger.
Zähneknirschend beugte ich mich ihrem eindeutigen Rat.
Ich fühlte mich überrumpelt, reingelegt und ich war wütend auf die Art der Verhandlung und auf mich selbst, dass ich mir keinen Rechtsbeistand mitgenommen hatte. Du Blödmann! Warum hast Du Dir keinen Rechtsanwalt dazu geholt? Und in mir drinnen verwandelte sich mein Ärger gerade in einen brüllenden Tornado.
Und dann nach ein paar sehr langen Sekunden des Stillschweigens nannte der Richter sein Urteil: Schuldig gemäß der Zeugenaussagen. Wir wurden zu 2.400 EUR Geldstrafe verdonnert plus Gerichtskosten.
Zack. Aus. Das war's.
Das sollte die Gerichtsverhandlung gewesen sein? Was war das denn? Trotz Aussage gegen Aussage erfolgte ein Schuldspruch gegen uns. Obwohl ich nur Laie in Rechtsangelegenheiten bin, empfand ich das Urteil als nicht korrekt. Sylvie und ich waren fassungslos über das eben passierte.
Wieder Zuhause angekommen fühlten wir uns der Situation ohnmächtig ausgeliefert. Wir brauchten jetzt Hilfe und Unterstützung. So telefonierten wir mit unseren Vermietern Maria und Josef und baten sie um ein Gespräch, woraufhin die beiden zu uns kamen.
Als wir den beiden von unserer Verurteilung berichteten, erzählten sie uns, dass ihre Familie schon seit vielen Jahren eine uralte Fehde mit den besagten Nachbarn haben, die bis in den spanischen Bürgerkrieg zurückgeht. Damals stritten die Familien um die genaue Grenzlinie beider Grundstücke. Beide Familien beschuldigten sich gegenseitig die Grenzsteine bei Nacht und Nebel zu ihren Gunsten verschoben zu haben. Dabei ist es dann zu einer Schießerei gekommen, bei dem ein Sohn der Nachbarsfamilie angeschossen wurde. Auf Grund des Bürgerkrieges konnte der genaue Sachverhalt aber nie aufgeklärt werden. Trotzdem wurden gegenseitige Schuldzuweisungen ausgesprochen, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurde. Dieser Streit wurde nie geklärt oder aufgearbeitet.
Maria und Josef erzählten uns weiter, dass ihre Eltern, die zeitlebens hier wohnten, in den letzten Jahrzehnten mehrmals vom Nachbarn für lächerliche Dinge angezeigt wurden. Unsere Hunde wurden wahrscheinlich nur als Mittel für eine weitere Anklage des Nachbarn benutzt, um unsere Familie zu schaden. Wir, also Sylvie und ich, wären jetzt zwischen die Fronten dieses Streits geraten.
Sie berichteten uns weiter, dass einige dieser damaligen Anklageverfahren vom früheren Richter dieser Region geführt wurde. Er lebte noch und würde sich bestimmt an diese Familienstreits erinnern. Maria und Josef wollten ihn kontaktieren und um seine Hilfe bitten.
Wow. Das wäre ja fantastisch, sagten wir uns.
Einige Tage später teilten uns die Vermieter mit, dass der damalige Richter uns helfen würde, wir sollten ihn aufsuchen und den Sachverhalt vortragen. Klasse. Das wäre vielleicht die Hilfe, nach der wir suchten.
Bei unserem Gespräch mit dem damaligen Richter, stellte sich sofort heraus, dass er die alte Familienfehde sehr genau kannte. Er sagte uns zu, sich der Sache anzunehmen und dass er sich wieder bei uns melden würde. Oh, wie wunderbar.
Wiederrum ein paar Wochen später rief er uns zu sich und sagte, dass er nochmals mit dem zuständigen Richter und unseren Nachbarn gesprochen hätte und diese im beiderseitigem Einvernehmen sich auf eine Entschädigungssumme von 1.500 EUR geeinigt hätten und ob wir damit einverstanden wären. Das war zwar immer noch eine Menge Geld für uns, zumal wir sicher waren, dass unsere Hunde nicht die Schafe töteten, doch wir waren auch erleichtert, dass damit diese blöde Anklage aus der Welt war.
Der damalige Richter wollte nichts für seine Hilfe haben. Er sagte nur, dass die Nachbarn jetzt den Bogen überspannt hätten, indem sie uns in ihren Streit mit reingezogen hätten.
Und da es bei jedem negativen Erlebnis auch immer etwas Positives zu entdecken gibt, so war hier das Positive, dass sich ab diesem Tage an ein freundschaftliches Verhältnis zwischen uns und Maria und Josef aufbaute. Wir hatten das Gefühl, dass sich die beiden für die Anklage der Nachbarn ein wenig mitschuldig fühlten und uns deshalb zur Seite standen. Wie dem auch sei, unsere Freundschaft zu Maria und Josef blieb für immer bestehen.
Viele Jahre später fragte ich mich, ob dieses Gerichtsverfahren, das ich als unfair empfand und bei dem ich mich ohnmächtig und unterdrückt fühlte, vielleicht einen viel tieferen und übergeordneten Sinn haben könnte. Gab es hier womöglich einen Zusammenhang mit meiner Lebensaufgabe und den Themen: Schuld, Anklage, Verurteilung?
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Die Aufarbeitung meines Familien-Erbes →
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Alte Finca in Benirrás
Anfang 2000 entdeckte ich das Internet für mich und ich brachte mir die Programmiersprache ➚ HTML und ➚ CSS anhand von Fachzeitschriften selbst bei, um so meine eigene Homepage erstellen zu können. Ebenfalls studierte und probierte ich aus, was ich tun muss, damit meine Homepage auch bei Google hoch rankt, denn ich wollte ja mit meiner Seite auch von anderen gefunden werden. Und irgendwann nach Monaten und Hunderten von Fehlversuchen fand ich die wichtigsten Ranking-Tricks selbst heraus, denn entsprechende Tipps und Ratgeber gab es 2000 so gut wie gar nicht, weil man die Notwendigkeit von Top Google-Rankings noch nicht erkannte. Doch jetzt wusste ich auch, wie ich meine Homepage für die Suchmaschinen optimierte.
Anfangs nutzte ich mein neu erworbenes Wissen, dass man später SEO = Suchmaschinenoptimierung nannte und zu einer ganz neuen Marketingsparte wurde, nur für meine eigene Musikpräsentation, doch schnell merkte ich, dass eigentlich jede Firma auf Ibiza einen eigenen Internetauftritt braucht, der zudem auch noch bei Google hoch ranken muss. Und so bot ich diese Arbeit in der Ibiza-Zeitung an. Und schnell kamen Anfragen zum Bau einer Homepage auf mich zu, sodass sich meine Arbeit und Mühe langsam zu einem kleinen Business als Webdesigner entwickelte. Da hatte ich Anfang 2000 die richtige Idee zur richtigen Zeit. Da ahnte ich noch nichts davon, dass mir dieses selbst beigebrachte Wissen die Tür zu meinem künftigen digitalen Arbeitsbereich öffnete.
So begeistert und fasziniert ist Anfang 2000 von den unbegrenzten Möglichkeiten der Computer- und Internettechnologie war, so kritisch und erschrocken bin ich heute 2022 über die Macht der Digitalisierung und welchen enormen Einfluss eine Handvoll Tech-Giganten wie Microsoft, Apple, Google, Meta und Amazon auf die gesamte Menschheit haben. Ich kann mich dem Eindruck nicht entziehen, dass Deutschland damals das Internet als kurzfristiges Strohfeuer ansah, von dem morgen kein Mensch mehr spricht.
Wenn man heute über Themen wie Überwachung, Unterdrückung und Versklavung spricht, denkt man unwillkürlich an längst vergangene Jahrhunderte mit Peitsche und Ketten, aber doch nicht an heute, mit all unseren Freiheiten in unserer doch so zivilisierten Welt. Doch meiner Meinung nach passiert heute genau das und in einem weltumspannenden Ausmaß. Heute nutzen einzelne Staaten das Internet, um ihr Volk rund um die Uhr zu überwachen und unter Druck zu setzen. Wer da anders denkt und aus der Reihe tanzt, wurde nie wieder gesehen. Das nennt man gewaltsame Unterdrückung und Freiheitsberaubung Andersdenkender. Dieses Überwachungssystem wird auch gern als "All Inclusive Wunschlos-glücklich-Paket" an andere Staaten mit ähnlichen Zielen verkauft.
Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
Aber das passiert doch nicht in Deutschland, wir haben doch den Datenschutz.
Wo liegen denn Deine Daten Uschi? In Deutschland?
Siehe auch Kurzgeschichte:
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Alte Finca in Benirrás
An meinem Geburtstag am 4. April 2001 sagte Sylvie plötzlich zu mir, dass sie meine verstorbenen Eltern "an der Strippe" hätte (Stickwort: #Medium) und dass sie ein Geschenk für mich zum Geburtstag hätten. Ja super, meine Eltern dachte ich grimmig. Na die haben mir ja gerade noch gefehlt.
Zu der Zeit hatte ich meine Wut und meinen Groll ihnen gegenüber noch lange nicht aufgearbeitet, deshalb löste ihr "Besuch" sofort in mir ein alt bekanntes Gefühl von Unwohlsein und Abgrenzungsverhalten aus. Ich WOLLTE jetzt nicht mit ihnen reden und schon gar kein Geschenk von ihnen bekommen. Sie sollten mich einfach in Ruhe lassen und mich mein Leben leben lassen.
Da Sylvie's Stimme aber sehr sanft und liebevoll klang, sagte ich schließlich nach längerem Überlegen zu Sylvie: "Ok, dann laß mal hören, was sie denn unbedingt so Wichtiges zu sagen haben". Und sodann begann Sylvie an zu sprechen:
"Peter, Deine Eltern haben an Deinem heutigen Geburtstag ein Geschenk für Dich und das sieht so aus: Sie haben ein Tor für Dich geöffnet. Du kannst gedanklich durch dieses Tor hindurchgehen, wann immer Du möchtest, es wird ein Leben lang für Dich offen stehen."
Ein "Tor" geöffnet? Was soll denn das nun schon wieder bedeuten? Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Bock mir das ganze Gerede meiner Eltern anzuhören. Aber ich könnte ja mal gedanklich durch dieses "Tor" hindurch gehen, sagte ich mir. Was kann da schon großartiges passieren? Und außerdem will ich dieses Gespräch endlich zum Abschluß bringen. Und so ging ich gedanklich durch dieses "Tor".
Und während ich gedanklich durch dieses "Tor" ging, spürte ich ganz deutlich, dass damit symbolisch eine Tür für ein ganz neues Betätigungsfeld gemeint war und das hieß: Internet. Ich wusste in diesem Moment, dass damit meine neue Arbeit mit dem Internet gemeint war. Ja, das Internet ist meine neue Arbeit und meine neue Einnahmequelle. Das ist ja interessant.
Und zum Schluss sagte Sylvie dann noch folgende Botschaft meiner Eltern:"Und wisse Peter: Deine Eltern haben schon einmal ein Tor für Dich geöffnet. Und es hat gewirkt."
Im dem Moment wusste ich: Damit war der Tag 1982 bei #Reni und Jürgen gemeint, als ich in Jürgens Musikzimmer auf seinem Synthesizer spielte und sich für mich plötzlich eine Tür in eine völlig neue Weltwelt öffnete.
Und diese Tür oder dieses Tor hatten meine Eltern für mich geöffnet? Das war doch nicht etwa mein 1980 verstorbener Vater? War mein kurzer Blick 1982 in diese andere Musikwelt vielleicht sein Geschenk an mich, weil er mich als Jugendlicher durch seine eigenen Ängste von der Musik fernhielt? Ich konnte es nicht glauben. Oder wollte ich es nicht glauben?
Und so sicher ich mir auch war, dass das was ich da gerade über Sylvie gehört hatte absolut richtig war, so schwer tat ich mich, dieses "Geschenk" meiner Eltern oder meines Vaters anzunehmen. Denn in mir drinnen rebellierte lautstark eine altbekannte Stimme:
"Geschenk hin Geschenk her. Ich fühle nur wieder mal diese Wut und Verweigerungshaltung gegen Euch, also lasst mich einfach in Ruhe!"
Ich hatte genug gehört und brach das "Gespräch" mit meinen Eltern ab.
Rückblick Kapitel 3:
← #Mein Verweigerungsautomatismus
Und dabei wäre alles so einfach gewesen: Ich hätte meinen Entern nur sagen müssen, dass ich sie Liebe und das ich ihnen für ihr wunderbares Geschenk danke. Doch dazu wäre damals nur ein ganz anderer Teil in mir in der Lage gewesen.
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Alte Finca in Benirrás
Anfang 2003 kam Sylvie auf die Idee, sich aus den farbenfrohen Strandtüchern, die es im Sommer überall auf der Insel zu kaufen gab, einen einfachen Poncho zu nähen, den sie sich bei der Hitze einfach nur überstreifen brauchte. Da sie sich mit der Nähmaschine gut auskannte, war das keine große Sache für sie. Diese einfache und doch praktische Idee fanden auch Freundinnen gut, sodass ich Sylvie ermutigte ihren Poncho doch einfach mal Online zum Verkauf anzubieten. Um die technische Umsetzung würde ich mich kümmern, damit kannte ich mich mittlerweile gut aus. Und so entwickelte sich aus einer einfachen Idee mit viel Fleiß und Disziplin mit der Zeit ein kleines Online-Business.
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Alte Finca in Benirrás
Anfang 2008 veröffentlicht Sylvie ihre seit über 20 Jahren niedergeschriebenen spirituellen Erfahrungen und Botschaften auf einer eigenen Website. Es lag ihr am Herzen das kosmische Wissen, was sie über viele Jahre von ihren geistigen Lehrern vermittelt bekommen hatte, jetzt in Form von Übungen, Schulungen, Botschaften sowie einer speziellen Bewusstseinsarbeit an interessierte Menschen weiterzugeben.
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Alte Finca in Benirrás
Im Mai 2008 müssen wir schweren Herzens unsere Hündin Daisy einschläfern lassen. Es geht nicht mehr, ihre Altersgebrechen sind zu schmerzhaft. Verdammt, es bricht uns das Herz. Sie ist vor 17 Jahren als unser erster Hund zu uns gekommen und geht jetzt als letzter Hund wieder, nachdem ich bereits vor wenigen Wochen unsere anderen 3 großen Hunde Wallaby, Hutch und Django habe einschläfern lassen müssen. Sie sind alle einer nach dem anderen in meinen Armen eingeschlafen. Und jetzt geht auch noch Daisy. Sie alle haben ihr ganzes Leben zusammen mit uns hier auf Ibiza verbracht. Was haben wir nicht alles in den letzten 17 Jahren zusammen erlebt. Jetzt bleiben uns "nur" noch unsere kleinen Hunde Buffi und Willi.
Ich habe Daisy nahe unserer Finca auf einer bunten Blumenwiese im Schatten eines uralten Mandelbaums begraben. Dort, wo auch schon ihre drei fast gleichaltrigen Freunde liegen. Sie alle haben von dort aus einen freien Blick auf unsere alte Finca sowie auch über das ganze Tal von Benirrás. Es ist ein freier Blick auf ihr Zuhause.
Der Tod unserer vier großen Hunde im Zeitraum von nur ein paar Wochen, war ein heftiger Schlag für uns, nachdem wir so viele Jahre zusammen auf Ibiza gelebt hatten, denn sie waren doch zu einem festen Teil unserer Familie geworden. Gut, sie waren alle um die 17 Jahre alt geworden, das ist ein gutes Alter, doch warum sind sie alle so dicht hintereinander gestorben? War das womöglich schon ein Hinweis darauf, dass "etwas Altes" geht und "etwas Neues" auf uns zukommt?
Diese Vorahnung sollte sich schon bald als richtig erweisen.
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Alte Finca in Benirrás
Im März 2009 erreichte uns auf Ibiza die Nachricht, dass meine Schwester Renate an den Folgen ihrer Krebserkrankung gestorben sei. Ich nahm den nächsten Flieger nach Deutschland, um bei ihrer Beerdigung dabei zu sein. Ihre Asche wurde im Beisein der Familie und Freunden auf der Ostsee dem Meer übergeben.
Meine Schwester Renate starb mit 63 Jahren an Krebs. Sie hinterließ ihren Mann und ihre beiden bezaubernden Töchter.
Damals ahnte ich noch nichts davon, dass Renate's Tod nur der Anfang von weiteren Trauerfällen in der Familie war, die schon sehr bald enorme Auswirkungen auf mein weiteres Leben haben sollten.
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Alte Finca in Benirrás
Blut ist eben doch dicker als Wasser.
Im Laufe des Jahres 2010 bemerkten wir bei unseren regelmäßigen Telefonaten mit Sylvie's Eltern, dass sich die Demenz ihres Vaters weiter verschlimmerte und Sylvie's Mutter an Krebs erkrankte. Es war abzusehen, dass sie bald ins Krankenhaus überstellt werden müsste. Doch das würde zu einem echten Problem werden, denn der demenzkranke Vater könnte auf keinen Fall allein in der Wohnung bleiben.
So entschlossen wir uns im Frühjahr 2010 eine Woche nach Hamburg zu fliegen und uns einen eigenen Eindruck von den Eltern zu machen und uns auch mit den anderen Familienmitgliedern zu besprechen, welche notwendigen Schritte jetzt eingeleitet werden mussten. Auf unsere Hunde und Katzen zu Hause kümmerte sich derweilen eine gute Freundin. Nur unsere kleinsten Hunde Buffy und Willy nahmen wir mit auf die Reise.
Als wir vor Ort eintrafen erkannten wir die erschreckende Realität: Sylvie's Eltern waren sehr krank und sie waren bereits stark auf die Hilfe der Familie angewiesen. Eigentlich konnten sie sich kaum noch allein in ihrer Wohnung richtig versorgen. Das bedeutete, dass wir schon bald eine ganz neue Wohnsituation für die Eltern finden mussten und diese hieß: Betreutes Wohnen in einer Seniorenresidenz mit ärztlicher Versorgung. Das bedeutete dann auch die Wohnung der Eltern aufzulösen, in der sie fast 60 Jahren wohnten und in der auch Sylvie und ihre Schwester aufwuchsen.
Die Krankheitssituation der Eltern stellte eine völlige Veränderung für die ganze Familie dar, denn die Eltern brauchten jetzt die Unterstützung von uns allen. Allein die künftige Suche nach einer geeigneten neuen Wohnsituation würde Wochen in Anspruch nehmen, ganz zu schweigen von den diversen Arztterminen. Verständlicherweise wollte Sylvie jetzt so viel Zeit wie möglich mit ihren Eltern verbringen.
Als wenn das nicht schon genug wäre, wurde auch bei Sylvie's Schwester Krebs festgestellt, der allerdings operativ zu entfernen sei.
Aufgrund dieser neuen Situationen fragten wir uns ernsthaft: Können wir in ein paar Tagen einfach unser Leben auf Ibiza so weiterführen wie bisher, während in Deutschland der Rest der Familie auf unbestimmte Zeit die ganze Arbeit und Betreuung der kranken Eltern übernimmt? Sollten wir nicht ebenfalls vor Ort sein und mithelfen?
Auf diese Frage hatten wir eine Antwort zu finden und zwar schnellstens. Mit dieser bohrenden Frage im Kopf flogen wir wieder zurück nach Ibiza.
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Alte Finca in Benirrás
Nach vielen hin und her Überlegungen und mit schweren Herzen entschlossen wir uns schließlich für eine baldige und dauerhafte Rückkehr nach Deutschland. Wir konnten uns unserer Verantwortung gegenüber der Familie nicht entziehen, denn in Deutschland wurde jetzt jede Hilfe gebraucht. Das bedeutete aber auch alles auf Ibiza aufzugeben, was wir uns in den vergangenen 19 Jahren aufgebaut hatten und in Deutschland wiederrum ganz neu zu beginnen.
Und so setzten wir uns einen Termin bis Ende 2010, bis dahin wollten wir alles Notwendige für die Auflösung unseres Lebens auf Ibiza und für unsere Rückkehr nach Deutschland veranlasst haben.
Alles Notwendige hieß aber auch, dass wir ein geeignetes Auto für den Umzug nach Deutschland brauchten, aber so ein Auto fanden wir nicht auf Ibiza, dazu mussten wir nochmals nach Deutschland, denn da gab es eine viel bessere Auswahl an Fahrzeugen. Wir fanden, dass der September 2010 dafür ein guter Zeitpunkt wäre.
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Alte Finca in Benirrás
Während wir also alles Nötige für unsere Zurückwanderung nach Deutschland planten, bekamen wir im August 2010 einen riesen Schrecken, denn unten am Strand von Benirrás brach ein Waldbrand aus und das Feuer kam in den nächsten 12 Tagen jeden Tag etwas näher an unsere Finca heran, denn wir waren ja nur 2 Km vom Strand entfernt.
Jeden Tag mussten wir mit mulmigem Gefühl zusehen, wie das Feuer sich immer ein bisschen näher zu uns durchfraß. Seit Tagen flogen ununterbrochen Löschhubschrauber und Löschflugzeuge mit einem ohrenbetäubenden Lärm direkt über unsere Finca hinweg zu den Brandherden. Wir beteten buchstäblich zum Himmel, dass wir in unseren letzten Wochen auf Ibiza nicht noch mit einer Feuerbrunst Erfahrung machen sollten.
Unsere Gebete wurden erhört und unsere Finca wurde vom Feuer verschont. Einige Nachbarn hatten nicht so viel Glück, sie mussten machtlos mit ansehen, wie das Feuer ihnen alles nahm. Kaum vorstellbar, welche schrecklichen Ängste diese Leute durchgemacht haben mussten.
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Alte Finca in Benirrás
Nachdem wir uns von dem Schrecken des Feuers erholt hatten, war dann die Zeit gekommen, um schon mal nach Deutschland zu fliegen und uns ein geeignetes Auto für den bevorstehenden Umzug zurück nach Deutschland zu kaufen. Die Wahl fiel auf einen gebrauchten Ford Focus Combi, mit dem wir uns nach Ablauf der Woche auf den Weg zurück nach Ibiza machten. Das waren mal eben 1.800 Kilometer Autobahn von Hamburg bis zum Hafen von Barcelona und nochmals 9 Stunden mit der Autofähre nach Ibiza. Ja, und die gleiche Strecke zurück wartete bereits auf uns in nicht allzu langer Ferne. An den Gedanken, dass das dann auch das Ende für unser Leben auf Ibiza bedeutete, daran mochten wir gar nicht denken. Im Moment konnten wir uns das jedenfalls nicht so wirklich vorstellen.
Doch diese Gedanken sollten bereits in ein paar Stunden völlig in Vergessenheit geraten, weil etwas so Unfassbares passierte.
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Alte Finca in Benirrás
Nach zwei langen Reisetagen kamen wir im September 2010 mit der Autofähre im Hafen von Ibiza Stadt an. Jetzt wollten wir nur noch nach Hause, duschen, essen und dann ausschlafen. Die Fähre war proppenvoll mit Fahrzeugen aller Art und es dauerte eine Weile, bis ein Auto nach dem anderen langsam aus dem Bauch des Schiffes herausfuhr und die Autoschlange sich per Stopp und Go in den Straßenverkehr von Ibiza-Stadt einfädelte.
In der Autoschlange befanden sich auch einige Mopeds und Kleinkrafträder. Ein Moped, auf dem zwei Jungs saßen, fuhr schon seit einiger Zeit ganz dicht neben unserem Auto her. Ich wunderte mich, warum die Jungs uns nicht überholten, denn vor uns war genug Platz vorhanden. Stattdessen klebte das Moped förmlich an unserem hinteren rechten Autoreifen.
Ich war froh als wir endlich die Straße erreichten, uns in den Stadtverkehr einfädelten und nach einer Weile die Innenstadt ganz verlassen konnten, um auf der Landstraße weiter zu fahren. Plötzlich erblickte ich im Rückspiegel schon wieder das Moped mit den beiden Jungs, die jetzt direkt neben meiner Fahrerseite fuhren und auf unseren hinteren Autoreifen zeigten, als wenn damit etwas nicht stimmen würde. Oh nein, wir haben doch nicht etwa einen Platten?
Sofort hielt ich an um mir das anzusehen. Und tatsächlich hatte der hintere rechte Reifen eine Menge Luft verloren. So konnte ich jedenfalls nicht weiterfahren. Ich hatte zwar einen Reservereifen dabei, aber um an ihn und den Wagenheber heranzukommen, musste ich zuerst den halben Kofferraum leeräumen und der war vollgestopft mit unseren Sachen, ganz zu schweigen von unseren zwei kleinen Hunden, die oben drauf ihren Platz hatten. "Das darf doch jetzt alles nicht wahr sein", fluchte ich ärgerlich heraus.
Ok, Sylvie nahm die Hunde an die Leine und ich machte mich daran den Inhalt des Kofferraums Stück für Stück herauszuholen und an den Straßenrand zu stellen, bis endlich der Ersatzreifen erschien. Und das alles nur einen Meter von der Straße entfernt, auf der unentwegt ein Auto nach dem anderen an uns vorbeirasten. Eine denkbar schlechte Parkposition, um einen Reifen zu wechseln, entsprechend hektisch und eilig hatte ich es hier wieder wegzukommen.
Und plötzlich erschien schon wieder dieses Moped, doch jetzt saß nur noch ein Junge drauf. Er hielt bei uns an und zeigte auf ein naheliegendes Gebäude abseits der Straße. Wir sahen zu diesen Haus, verstanden aber nicht so recht was er uns damit sagen wollte, worauf er wieder auf dieses Gebäude zeigte. Wir nahmen an, dass er uns damit sagen wollte, dass wir dort Hilfe bekommen würden. Da ich aber schon dabei war den Reifen zu wechseln, bedankten wir uns für sein Hilfsangebot und signalisierten ihm, dass wir keine weitere Hilfe benötigten. Aber anscheinend hatte er uns nicht verstanden, denn er zeigte weiterhin auf dieses Haus. "Ja, wir haben das Haus gesehen, wir brauchen aber keine Hilfe. Junge, jetzt fängst Du aber langsam an zu nerven."
Endlich ließ er uns in Ruhe und fuhr davon, um wiederrum nach ein paar Metern anzuhalten, um seinen Kumpel aufzugabeln, der dort plötzlich am Straßenrand erschien. Komisch dachte ich, den zweiten Jungen hatte ich bisher gar nicht bemerkt. Wo kommt der denn auf einmal her?
Merkwürdig waren auch ihre Blicke, mit denen sie uns für einen Augenblick lang ansahen, um dann mit Vollgas davon zu fahren.
In diesem Moment fiel mein Blick auf die Tasche des am Straßenrand wartenden Jungen. Und dann traf es mich wie ein Blitzschlag:
VERDAMMT, DAS IST JA SYLVIE'S HANDTASCHE UND DA SIND UNSERE PORTEMONNAIES UND ALL UNSERE PAPIERE DRIN !!!
Ich traute meinen Augen nicht: Die beiden Jungs hatten uns reingelegt und gerade unsere sämtlichen Papiere plus Bargeld plus EC-Karte (Eurocheque-Karte) plus Hausschlüssel geklaut. Wieso haben wir das nicht mitbekommen? Wie konnten wir nur so blind sein? Wir jagten sofort mit heißen Reifen nach Hause und haben zuallererst unsere Karte sperren lassen.
Am nächsten Tag fuhren wir zur Polizei und machten eine Diebstahlsanzeige. Dort erzählten uns die Polizisten, dass wir auf eine Betrugs-Masche reingefallen sind und die läuft folgendermaßen ab:
Zwei Jugendliche mischen sich mit ihrem Moped unter den Autos, die gerade im Schritttempo von der ankommenden Autofähre runterfahren. Dabei fahren sie mit ihrem Moped ganz dicht an den rechten hinteren Reifen eines Autos, warten bis das anhält und dann sticht der hinten sitzende Junge in einem passenden Moment unbemerkt einen dünnen Nagel in diesen Reifen. Jetzt wird der Reifen ganz langsam immer mehr an Luft verlieren. Nun folgt das Moped dem Wagen und macht den Fahrer irgendwann auf den luftverlierenden Reifen aufmerksam, um das Auto zum Anhalten zu bewegen und das am besten auf einer stark befahrenden Straße. Während der Fahrer mit dem Wechsel des Autoreifens beschäftigt ist, fährt ein Junge das Moped zum besagten Auto, fragt zum Schein ob er helfen kann und verstrickt die Anwesenden in ein Gespräch. Das dient aber nur zur Ablenkung, denn währenddessen schleicht sich der andere Junge von der anderen Seite ans Auto und klaut blitzschnell Wertgegenstände aus dem Inneren. In unserem Fall Sylvie's Handtasche mit all unseren Papieren. Das alles dauert nur wenige Momente und die Betroffen sind zusätzlich durch den lärmenden Straßenverkehr stark abgelenkt ohne dabei den Diebstahl zu bemerken. Schnell verabschiedet sich der vermeintliche Helfer und gabelt seinen Kumpel in sicherer Entfernung mit der Diebesbeute auf, um sich dann aus dem Staub zu machen.
Na super. Und wir sind auf diese Masche reingefallen. Wir konnten immer noch nicht glauben, dass wir diesen simplen Trick nicht durchschaut hatten. Doch jetzt stand noch etwas ganz anderes an, denn wir brauchten neue Papiere, aber dafür mussten wir nach Deutschland, denn eine schriftliche Beantragung würde viel zu lange dauern. Oh nein, wir sind doch gestern erst aus Deutschland zurückgekommen? Jetzt mussten wir schon wieder zurück fliegen, um uns die geklauten Papiere neu zu besorgen? Das kann doch alles nicht wahr sein.
Da es für mich keine Zufälle gibt sondern alles immer auch einem "übergeordneten Sinn oder Plan" folgt, fragte ich mich natürlich was dieser Zwischenfall mit mir persönlich zu tun hatte. Es musste in irgendeiner Weise einen Zusammenhang zu meiner aktuellen Situation geben, das stand außer Frage. Dieser Raub, dieser Diebstahl war auch ein Hinweis oder Fingerzeig oder Hilfestellung zu meiner momentanen Lebenssituation. Doch was bedeutete es wirklich für mich?
Das waren wichtige Fragen und deren Antworten ich unbedingt nachgehen sollte. Und ich fand Antworten, aber erst viele Jahre später. Und dabei bestätigte sich wieder einmal meine Einstellung, dass das "Schicksal" uns immer eine helfende Hand reicht. Die Erkenntnis dafür, aber fast immer unter dem Berg unserer unaufgearbeiteten alten Wunden und Verletzungen zu finden ist. Bei mir war es so.
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Alte Finca in Benirrás
Und dann am 11. Januar 2011 war für uns der Tag des Abschieds von Ibiza gekommen. Ich erinnere mich noch genau daran.
Die Finca wirkte innen ganz still, einsam und verlassen. Alle Möbel und Gegenstände hatte ich in den letzten Wochen Stück für Stück verkauft oder verschenkt. Nun waren alle Räume leer und ohne das gewohnte Leben von Mensch und Tier. Zum letzten Mal zog ich die große Holztür hinter mir zu und drehte den alten Schlüssel im Schloss um.
Unser Auto war vollgestopft mit allen möglichen Sachen und auf der Rückbank oben auf dem Bettzeug thronend lagen unsere beiden kleinen Hunde Buffi und Willy und warteten ungeduldig darauf, dass es nun endlich losging. Diesen Anblick kannte ich nur allzu genau. Es war vor fast genau 19 Jahren, nur damals war es Daisy, die oben auf dem Bettzeug lag und ungeduldig wartete. Mein Gott, das war doch gerade erst gestern gewesen.
Ich ließ den Motor an und fuhr ganz langsam vom Hof.
Und während wir uns auf dem sandigen Camino langsam immer weiter von unserer Finca entfernten, vorbei an meinem selbstgebauten Carport, der aus einem dichten Dach der schnellwachsenden Ramblerrose gewachsen war, vorbei an dem kleinen Bach, dessen Quellwasser uns mit Trinkwasser versorgte, vorbei an Agavengewächsen, Feigen- und Orangenbäumen, kamen wir schließlich an diese Stelle, von der aus wir noch einmal einen letzten Blick auf unser altes Zuhause werfen konnten. Auf dieses große alte Haus, mit dem riesigen Johannesbrotbaum im Vorgarten, unter dem wir unzählige Male zusammen gesessen hatten, sowie auf den uralten knochigen Mandelbaum, unter dem unsere vier großen Hunde ruhten, gleich neben dem kleinen Friedhof, auf dem ich all unsere Tiere begraben hatte, die uns in den vielen Jahren begleitet haben.
Ok, jetzt war er also da, der Augenblick des Abschieds. Des Abschieds von unserem Leben auf Ibiza.
Und während unsere Finca langsam immer mehr hinter Bäumen und Sträuchern verschwand, hörte ich Sylvie neben mir leise weinen. Oh ja, das tat gerade verdammt weh. Peter reiß dich zusammen, sagte ich zu mir. Du darfst jetzt nicht auch noch weinen, sonst kommen wir hier niemals weg sondern können gleich wieder auspacken. Stattdessen sagte ich mir in Gedanken: "Danke liebe Finca für Deinen Schutz und Deine Obhut. Du warst uns und unseren Tieren in diesen vielen Jahren ein wirklicher Freund und Beschützer. Mögest Du alle die nach uns kommen ebenso behüten und beschützen."
Diese 19 Jahre auf Ibiza waren so vielfältig und komplex, wie ein ganz eigenständiges komprimiertes "Turbo-Leben im Leben". Mit jeder Menge Herausforderungen, spannender Abenteuer, neuen Erfahrungen, tiefen Herzensbegegnungen und bleibenden Freundschaften, wie ebenso endgültigen und schmerzhaften Verabschiedungen.
Doch das alles war nun vorbei, denn jetzt war es an der Zeit, sich um die Familie daheim zu kümmern und damit auch für einen abermaligen kompletten Neustart in Deutschland. Im Süden von Hamburg, direkt am Rande der Lüneburger Heide, fanden wir dann unser neues Zuhause.
Übrigens:
Am 11.01.1992 kamen wir auf Ibiza an und genau am 11.01.2011 verließen wir Ibiza nach 19 Jahren wieder. Jedes Jahr am 11. Januar erinnern wir uns noch einmal an diese unsere ganz besondere Zeit. Wir haben dieses Datum zu "unserem Tag" gemacht.
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Alte Finca in Benirrás
Wenn ich mir eine ganz bestimmte Lehre aus meinem Leben auf Ibiza herausziehen müsste, dann ist es die, dass wir alle tagtäglich wertvolle Erfahrungen und Schulungen machen, den wahren Sinn dahinter aber so gut wie nie oder nur selten erkennen. Vielleicht weil wir alles sofort persönlich nehmen und uns angegriffen fühlen und uns dadurch in unserer eigenen (ur)alten Verletzung gefangen halten: "Weißt Du, was der zu mir gesagt hat? Was ist das bloß für ein riesen Arschloch!" Peng! Und schon sitzen wir in der Falle.
Die "größten Arschlöcher" in meinem Leben haben mir nicht jedes Mal neue Verletzungen zugeführt, stattdessen haben sie meine alten und noch unaufgearbeiteten Verletzungen aus der Vergangenheit noch einmal ganz deutlich vor mir hingestellt. "Zack! Bitteschön Peter. Na, und wie fühlt sich das an?"
Richtig Scheiße fühlt sich das an. Ich kenne diesen Schmerz nur zu gut, weil ich ihn schon unendliche Male gefühlt habe: "Hört denn das niemals auf?"
Aber wenn es diese Arschlöcher, Dreckskerle, Vollidioten, Blödmänner, Schwachköpfe, Hornochsen, Spackos und Vollpfosten (ah, das tat gut) nicht gegeben hätte, dann hätte es auch niemanden gegeben, der mich an meine "Leichen im Keller" erinnert hätte.
"Obwohl, sooooo schlecht ging's mir damit nun auch nicht. Hat nicht jeder seine kleinen und großen Wehwehchen? Ist das nicht ganz normal? Muss man denn immer alles hinterfragen? Kann man mich denn nicht einfach mal in Ruhe lassen? Müsst Ihr mir denn ständig auf den Wecker geh'n?"
Wenn wir unsere persönlichen Verletzungen einmal aus unseren täglichen Begegnungen und Gesprächen beiseitelassen könnten, auch wenn das nur für ein paar Sekunden wäre, dann würden wir womöglich erkennen, dass jede Begegnung und dass jedes Gespräch so viel mehr ist, als es den Anschein hat. Dann würden wir womöglich viel öfter den Sinn hinter dem (An)Schein erkennen.
Ich jedenfalls kann heute aus vollem Herzen sagen: "Danke Ihr (blöden) Arschlöcher. Ohne Euch hätte ich meine ganze Persönlichkeit womöglich nie richtig kennengelernt." (Hab' ich das jetzt wirklich gesagt?)
Schon mal Vorblättern zu Kapitel 13:
#Die Aufarbeitung meines Familien-Erbes →
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Alte Finca in Benirrás
"Jaja, Du kannst mir ja viel erzählen. Ich schau erstmal in meine Glaskugel."
Und noch etwas ganz Wichtiges konnte ich als Lehre aus meiner Zeit auf Ibiza mitnehmen:
Ich spürte im Nachherein wieder einmal wie es sich anfühlt, wenn ich trotz aller Vorwarnungen und Ängste anderer Leute trotzdem meine eigene Sache durchziehe, weil ich in mir drinnen zu 100 Prozent sicher und davon überzeugt bin das Richtige zu tun. Auch wenn das heißt, für einen Traum alles zu riskieren, an den außer dir niemand glaubt. So wie mit der Entscheidung nach Ibiza auszuwandern.
Damit meine ich: Es gibt keine äußeren Sicherheiten, man kann sich nicht absichern und schützen. Keine äußeren Dinge oder Tatsachen oder Beweise, keine Meinungen anderer sind eine wirkliche "sichere" Sicherheit oder Garantie oder Schutz vor möglichen Gefahren oder Verletzungen. Für mich gibt es nur eine wirkliche echte Sicherheit im Leben: Und das ist mein Gefühl oder auch meine innere Stimme. Darauf kann ich mich immer und zu jeder Zeit verlassen. Allerdings muss ich ihr auch zuhören und sie ernst nehmen.
Diese Sicherheit würde ich heute in diesem Ausmaß nicht kennen, wenn ich mich damals nicht auf "das große Abenteuer" Ibiza eingelassen hätte und stattdessen meinem Verstand gefolgt wäre, der mich lauthals anschrie:
"Ja bist Du denn völlig bekloppt? Du kannst doch nicht alles was Du Dir im Leben aufgebaut hast einfach aufgrund Deines "Gefühls" aufs Spiel setzen. Junge, Du hast Null Sicherheiten !!! Ist Dir das überhaupt klar? Woher willst Du wissen, dass das nicht alles nur eine fixe Idee ist und Du gerade dabei bist, den größten Fehler Deines Lebens zu begehen? Bitte stopp diesen Wahnsinn, bevor es zu spät ist !!!"
Stimmt genau, das waren knallharte Fakten und Tatsachen und ich hatte nicht ein einziges Gegen-Argument. Ich kann also gut verstehen, wenn andere äußere "Sicherheiten" brauchen, wie Tatsachen, Fakten, Beweise, ausreichend Geld, Versicherungen. Mit anderen Worten: Kontrolle.
"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." (???) Aber wissen Sie was? Übertriebene Kontrolle, bezogen auf sich und andere Menschen, ist immer eine Illusion, weil dieser Weg niemals der eigene ist. Am Ende wird er in einer Enttäuschung enden, denn der "Kontrolleur" hat sich durch das Misstrauen in seine eigenen Fähigkeiten nur SELBST getäuscht.
Weil ich damals bei der Frage: "Auswandern ohne Sicherheiten? Ja oder Nein?" nicht meinem Verstand sondern meinem Gefühl folgte, habe ich heute so eine Art "Wahrheitsfilter". Denn wenn ich heute Entscheidungen treffen muss, dann lasse ich diese zuerst durch meinen "Wahrheitsfilter" = meinem Gefühl - laufen. Und was am Ende dabei rauskommt das ist: Meine eigene Wahrheit. Meine eigene Sicherheit.
Dazu passender Beitrag:
Wie finde ich meine eigene Wahrheit? →
Ende Kapitel 11
Start Kapitel 11: Ibiza: Das grosse Abenteuer ▲
Ab 2011: Das Ende von Ibiza und die "Zurückwanderung" nach Deutschland.
Rückblick Kapitel 11:
← 2010 - Noch auf Ibiza: #Die Familie in Deutschland ruft
Bereits am ersten Tag in Deutschland wurde uns schlagartig bewusst, wie richtig und wichtig unsere Rückkehr war. Natürlich wussten wir, dass meine Schwiegermutter an Krebs erkrankt war und dass die Demenz meines Schwiegervaters immer weiter voran Schritt. Und bei unseren regelmäßigen Telefonaten mit ihnen merkten wir auch eine stetige Verschlimmerung ihres Gesundheitszustandes. Doch jetzt, als wir die beiden quasi Live gegenüber standen, begriffen wir erst den Ernst und das ganze Ausmaß ihrer Krankheit. Uns wurde schlagartig bewusst, dass wir keinen Tag später hätten kommen dürfen. Jetzt zählte hier jeder Tag. Gut, dass wir da waren.
Und dann ging es Schlag auf Schlag:
Aufgrund ihrer Demenz- und Krebserkrankung mussten wir für Sylvie's Eltern ein passendes Heim finden, in dem sie zusammen wohnen und betreut werden konnten. Das bedeutete auch die Auflösung der Elternwohnung, in der die Familie über 50 Jahre gewohnt hatte. Ende November 2011 verstirbt dann Sylvie's Mutter an den Folgen ihrer Krebserkrankung und nur 3 Monate später folgt Sylvie's Vater. Und keine zwei Jahre später Anfang 2013 verstirbt völlig überraschend Sylvie's Schwager Klaus.
Was sollte das bloß alles bedeuten? Hier war eine grundlegende Veränderung in Gange.
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Zuerst dachten wir Sylvie hatte einen Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall, doch als sie immer große Schmerzen hatte, ließ ich sie zur Untersuchung ins Krankenhaus bringen.
Siehe dazu Kapitel 5: #Der "Schicksalsschlag"
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Zuerst dachten wir Sylvie hatte einen Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall, doch als sie immer große Schmerzen hatte, ließ ich sie zur Untersuchung ins Krankenhaus bringen.
Siehe dazu Kapitel 5: #Der Tag der Befreiung (für Sylvie)
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Die weiteren Ereignisse zu Sylvie von 2016 bis 2022 sind bereits beschrieben:
nächster Abschnitt ▼
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Es war Ende Februar 2019.
Ich wollte gerade aus einer Schublade neue Kerzen holen, um sie gegen die runtergebrannten auf dem Tisch auszutauschen, als mein Blick auf den alten Schuhkarton fiel, in dem diverse Fotos aus meiner Schulzeit lagerten. Ich nahm einige Fotos heraus und sah sie mir nach langer Zeit wieder einmal genauer an. Mit vielen dieser Jungs und Mädchen auf den Fotos hatte ich viele Schuljahre zusammen verbracht und bin mit ihnen vom Kind zum Jugendlichen herangewachsen. Und besonders an Anna➀ (der Name wurde geändert) erinnere ich mich. Nicht nur weil unsere Mütter damals im gleichen Supermarkt arbeiteten sondern auch weil ich mit 15 in Anna➀ verknallt war. Ich war damals aber viel zu schüchtern und verschlossen, um ihr das gestehen zu können.
1970 ging dann meine Schulzeit zu Ende und wir gingen alle unsere eigenen Wege und lebten unsere eigenen Leben. Ich habe Anna➀ nie wieder gesehen.
Schließlich legte ich die Fotos wieder zurück in die Schublade. Irgendwann würde ich sie mal richtig sortieren und in ein Fotoalbum einkleben. Und so richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die alltäglichen Dinge. Doch bereits ein paar Tage später sollte ich mich abrupt wieder an die damalige Zeit erinnern, als ich nämlich einen Anruf erhielt, der mich völlig unvorbereitet traf und mich augenblicklich um 50 Jahre zurückwarf. Was war passiert?
Es klingelte mein Telefon und eine Frauenstimme fragte mich:
"Hallo, spreche ich mit Peter?"
"Ja das bin ich" antwortete ich. Und im gleichen Moment schoss es mir durch den Kopf: Diese Stimme kenne ich doch? Aber nein, das ist unmöglich, das bilde ich mir jetzt nur ein.
Und dann sagte die Frauenstimme zu mir:
"Hallo Peter, hier ist Anna➀."
Wow. Was für eine Überrachung nach so langer Zeit.
Nach diesem Anruf telefonierten wir dann regelmäßig miteinander. Und in unseren weiteren Telefonaten merkte ich, dass Anna➀ sich an alle Ereignisse aus unserer gemeinsamen Schulzeit und Kindheit erinnerte. Ich erinnerte mich kaum noch an die Namen meiner Mitschüler und Mitschülerinnen geschweige denn an andere Ereignisse aus dieser Zeit. Aber Anna➀ kannte ALLE Namen und erinnerte sich an ALLE Ereignisse. Sie war wie ein lebendiges Geschichtsbuch meiner Schulzeit.
Durch meine Gespräche mit Anna➀ kamen langsam immer mehr Erinnerungen an meine Schulzeit und an viele andere Ereignisse aus der Kindheit zurück. Das waren ja immerhin schon über 50 Jahre her. Und plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich meine Erinnerungen an früher ganz bewusst verdrängt hatte und warum ich es tat. Ich wollte nie nie mehr an meine schmerzhaften Kindheitsgefühle erinnert werden, deshalb hatte ich sie schon vor über 50 Jahren "für immer und ewig" tief in der Erde vergraben. Dort konnten sie vergammeln und verrotten und damit war die Sache für mich erledigt.
Doch wir alle wissen, dass das so nicht funktioniert.
Und so brachte mir Anna➀ nach über 50 Jahren mit ihrem "Anruf (Weckruf ??) aus der Vergangenheit" ohne dass sie es merkte, mir meine ganzen Erinnerungen an meine Kindheit und Schulzeit zurück. Das löste in mir in den kommenden Wochen eine tiefgründige Aufarbeitung meiner Kindheit aus. Es war wohl jetzt der richtige Zeitpunkt für diese längst anstehende Aufarbeitung, an die ich bisher nie ran wollte. Jetzt, nachdem Sylvie fast 3 Jahre tot war, war ich wohl auch erst bereit dazu.
Danke liebe Anna➀, für Deinen so wichtigen Anruf.
(➀ Der Name wurde geändert)
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Es war das Jahr 2019, Sylvie war nun schon über 3 Jahre tot, da machte ich mir immer öfter Gedanken, wie und wo ich künftig eigentlich leben wollte. Sollte ich hier im Haus weiter wohnen, allein mit all den Erinnerungen? Jedes Möbelstück, jede Tasse, jeden einzelnen Gegenstand hatten wir doch erst vor kurzem zusammen für unseren Neuanfang in Deutschland ausgesucht und gekauft.
Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich nach einem neuen Haus umsehe, um mich dort neu einzurichten ohne die ganzen Erinnerungen? Vielleicht sollte ich einen komplett neuen Anfang in einem ganz neuen Zuhause und mit ganz neuen Einrichtungsgegenständen beginnen?
Bin ich denn überhaupt schon so weit, mich von gemeinsamen Gegenständen zu trennen oder sollte ich doch lieber einige Sachen behalten? Doch welche sollte ich behalten und welche weggeben? Oder war es dazu noch zu früh?
Eigentlich gefiel es mir hier am Rande der Lüneburger Heide. Mit nur ein paar Schritten war ich mittendrin in einer fantastischen Natur mit einer großartigen Tier- und Pflanzenwelt. Aber irgendwie wirbelte auch immer noch unser gemeinsames Leben auf Ibiza mit all unseren unglaublichen Erlebnissen in meinen Gedanken herum. Sollte ich vielleicht zurück nach Ibiza und dort leben, wo wir so viele glückliche Jahre verbracht hatten? An diesem Ort, mit dem so viele Erinnerungen verbunden sind?
Ich wusste es nicht. Um mir diese Frage beantworten zu können gab es nur eine Möglichkeit: Ich musste nach Ibiza und mir vor Ort selbst einen Eindruck verschaffen, ob ich dort allein (weiter) leben kann. Und so besorgte ich mir einen Flug für den September 2019.
Doch als ich auf Ibiza landete merkte ich sofort, dass sich alles ganz anders anfühlt als früher. Jede Straße auf der ich fuhr, jeden Ort den ich durchquerte, jedes Café, ja sogar jeder Supermarkt an den ich vorbeifuhr erinnerte mich daran, wie ich das alles mit Sylvie zusammen erlebt hatte. Alle Erinnerungen von dieser Insel sind unlösbar verknüpft mit dem Gefühl von ZUSAMMEN erlebt, ZUSAMMEN gelacht und ZUSAMMEN gefühlt. Es sind so unendlich viele gemeinsame Erinnerungen mit dieser Insel verbunden
Bin ich vielleicht zu früh zurückgekommen, an diesen Ort, wo wir zusammen so glücklich gelebt hatten?
Sind meine Erinnerungen hier noch viel zu stark mit Sylvie und unserem alten Leben auf Ibiza verknüpft?
Ist mein Verlustschmerz von Sylvie's Weggang noch zu präsent?
Ich wusste es nicht. Ich hatte keine Antworten auf diese Fragen.
Und dann, am letzten Tag meines Ibiza-Urlaubs, hatte ich plötzlich die Antwort auf meine Frage, nach der ich hier suchte. Und sie hieß:
Ich kann hier auf Ibiza nicht einfach allein weiterleben, denn überall fühle ich Sylvie's Anwesenheit. Nein, so wird das nicht funktionieren. Und dann wurde mir klar: Dieser Urlaub ist ein Abschied. Ein Abschied von Ibiza und von einem Leben, das mit dem Tod von Sylvie jetzt zu einem Teil meiner Vergangenheit gehört.
Am kommenden Tag flog ich zurück nach Deutschland.
Im Flugzeug schaute ich aus dem Fenster und sah wie die Insel unter mir immer kleiner wurde, bis ich nur noch blaues Wasser und ein paar Wolken erkannte. Ich klappte das kleine Tischchen vor mir runter und blätterte im Boardshop-Katalog. Doch mit meinen Gedanken war ich schon längst in Deutschland, denn dort wartete bereits eine Frage auf mich:
"Und Peter, was machst Du jetzt mit Deinem Leben? Wo und wie möchtest Du jetzt wohnen und leben?"
Und da wurde mir klar: Ich hatte keine Ahnung...
♫Adiós mi querida Ibiza (Leb' wohl mein geliebtes Ibiza)
© Peter Reifegerste | mehr davon...
Und in Gedanken sagte ich:
"Leb' wohl mein geliebtes Ibiza. Du mein Beschützer, mein Freund, mein Lehrer, mein Wachrüttler, Du mein Zurück-zu-mir-selbst-Bringer. Ich danke Dir für eine unvergessliche Zeit voller Entdeckungen, voller Erfahrungen, voller Abenteuer, voller Herausforderungen und voller strahlendem Licht, sowie ebenso vieler dunkler Schatten und schmerzhafter Verabschiedungen. Das alles und noch so vieles mehr, nehme ich nun für immer mit, mit in meinem Herzen. Und natürlich nehme ich die Liebe mit. Ganz besonders die Liebe."
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Meine Erkenntnis und Entschuldigung.
Wenn ich heute 2019 an die Zeit vor 30 Jahren zurückdenke, als wir uns ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen nach Ibiza auszuwandern, habe ich immer noch Sylvie's Durchsage "von oben" zu dieser Sache im Ohr: "Es wird alles anders werden als Ihr Euch das vorstellt. Aber Ihr und Eure Tiere werdet immer genug zu essen haben und es wird alles gut ausgehen."
Im Nachhinein kann ich sagen: Ja, genauso haben wir es erlebt. Am Ende ist alles doch (tatsächlich) gut ausgegangen, obwohl es anfangs so aussah, als wenn es ein Riesenfehler war.
Rückblick auf Ibiza
Heute 30 Jahre später, habe ich wie gesagt auch die "Berggeschichte" längst verarbeitet und habe auch keinen "Blick mehr zurück im Zorn". Heute bin ich N & T➀ sogar dankbar, dass sie den Verrat und den Bruch herbeiführten. Wir erhielten genug Hinweise zur Überprüfung unserer Entscheidung auf den Berg zu ziehen, doch wir haben diese Hinweise nicht ernst genommen, wir wollten sie einfach nicht sehen. Durch den Verrat auf dem Berg wurde uns nur ein Spiegel vorgehalten, in dem wir unseren eigenen Verrat und unsere eigene Täuschung an uns selbst erblickten. Damals eine verdammt bittere Pille, heute eine meiner wertvollsten Erfahrungen.
Unsere Zeit auf dem "Lichtberg"
Wenn ich im Nachherein meine ganz persönliche Verletzung aus der ganzen "Berggeschichte" beiseiteschiebe, dann erkenne ich, dass diese 15 Monate auf dem "Lichtberg" zu meinen intensivsten Erfahrungen und wertvollsten Schulungen gehörte, die ich als Erwachsener je erfahren habe. Rückblickend betrachtet war es eine wirklich wunderbare Zeit und ein unbeschreiblich friedliches Gefühl, in der wir vier Personen trotz so unterschiedlichen Charakteren ein einfaches, erfülltes und freies Leben auf dem Lande zusammen mit unseren Tieren verbrachten. Es ist genauso wie das Sprichwort schon sagt: Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Doch diese Sichtweise ist manchmal erst viele Jahre später möglich.
Danke und Entschuldigung
Deshalb an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank an N & T➀ und an alle beteiligten Personen von damals. Und ebenso auch meine ehrliche Entschuldigung an alle, was ich durch mein Handeln oder Nichthandeln oder durch mein Reden oder Schweigen ausgelöst haben sollte. Auch wenn Sylvie heute nicht mehr unter uns ist, so fühle ich doch, dass sie es ebenso gesagt hätte.
(➀ Die Namen wurden geändert)
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Im März 2021 meldet sich mein verstorbener Freund Kuno (Foto) im Traum und sagt zu mir:
nächster Abschnitt ▼
"Peter, ich möchte mich bei Dir für Deine Freundschaft bedanken. Du hast mit Deiner Direktheit, Offenheit und Entschlossenheit bei mir einen Funken Hoffnung und Stärke gesetzt, auch wenn Du es selbst nicht wahrgenommen hast, weil Du in eigenen tiefen Prozessen stecktest. Es ist mir wichtig, dass Du das weißt."
Danach wachte ich auf.
Das war mir nicht bewusst, dazu steckte ich viel zu tief in meiner Welt aus Zorn und Rebellion.
Ich danke Dir für diesen Traum, mein lieber Freund.
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Lichtstationen und Klarheitsstationen sind ein weltumspannendes Netzwerk aus imaginären Info- und Kontaktstationen, die sich in der geistigen Welt oder auch geistigen Ebene befinden und ein strahlend leuchtendes Licht, bestehend aus reiner Liebe und Herzensqualität abstrahlen. Sie sind das sprichwörtliche "Licht in der Dunkelheit". Jedes Wesen und jede Energie im Universum wird dieses Licht erkennen. Zu diesem Zweck habe ich 2021 die Licht- und Klarheitsstationen installiert:
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Weitere Ereignisse ab 2022 sind bereits in den folgenden Abschnitten aufgeführt:
nächster Abschnitt ▼
Ende Kapitel 12
Start Kapitel 12: Zurück in Deutschland ▲
Jeder von uns hat seine ganz individuellen Gaben und Fähigkeiten und seine Lebensaufgabe.
Vorweg:
Mit Gabe und Begabung ist kein IQ und keine Hochbegabung gemeint und keine allgemeine Definition wie: "Begabung ist das leistungsbezogene Entwicklungspotenzial eines Menschen." Also diese Definition für Begabung ist hier nicht gemeint. Wenn man mich mit diesen IQ-Maßstäben testen würde, dann würde man schnell merken: "Der Typ ist nicht hochbegabt, der ist einfach Stinknormal."
Mit Gabe und Begabung ist also nicht der Bereich Intelligenz gemeint sondern vielmehr unsere ganz individuellen Bereiche, wie Vorstellungskraft, Sensibilität, Sensitivität, Feinfühligkeit, Mitgefühl, Güte, Milde, Sanftmütig, Gutherzig, Gutmütig, Nachsichtig, Liebenswürdig, Herzlichkeit, Herzenswärme, Selbstlosigkeit, Verständnis und Menschlichkeit. Also die Frage:
Und auch:
Ja, auch das ist Begabung, es ist "nur" die Kehrseite der Begabungs-Medaille. Auch hier, wie bei allem anderen, besteht auch die Begabung aus einer Vorder- und Rückseite. Beide Seiten sind untrennbar miteinander verbunden und somit eins.
Auf meinem Weg, mich selbst besser verstehen zu können, also meine beiden Seiten besser verstehen zu können, musste ich mir zuerst einmal über mich selbst klar werden und mich fragen:
Speziell bei der Frage: Wovor schütze ich mich eigentlich? mußte ich feststellen, dass es immer nur um eine einzige Sache ging, nämlich:
Als mir das immer klarer wurde erkannte ich, dass ich ein sehr genaues Empfinden habe, was andere Personen fühlen und denken. Allerdings fühle ich es nur dann, wenn die anderen das nicht offen aussprechen sondern im Verborgenen halten. Somit:
Mein ganzes Leben bin ich immer davon ausgegangen, dass alles das, was ICH fühle und denke, auch MEINE Gefühle und MEINE Gedanken waren. Bis ich eines Tages merkte: "Stopp! Das sind ja gar nicht MEINE Gefühle, die ich gerade fühle. Das sind ja die Gefühle meines Gegenübers! Wie kann denn sowas passieren?" Plötzlich konnte ich mir nicht mehr sicher sein, ob das, was ICH gerade fühle und denke, auch wirklich MEINS war oder das vom GEGENÜBER. Das hatte natürlich enorme Auswirkungen auf meine Gefühlswelt und auf mein Verhalten anderen gegenüber, eigentlich auf mein gesamtes Leben.
Das warf natürlich die Frage auf: "Ist das nur bei MIR so oder auch bei anderen?"
Und wenn das auch bei anderen ist: "Wissen die anderen das?"
Mit der Summe dieser Fähigkeiten kann ich andere bei der Suche ihrer eigenen Persönlichkeit, ihrer Klarheit und Stabilität unterstützen --- Wenn ich dabei aus meinem Herzen spreche, ansonsten bewirkt es das Gegenteil.
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Auf der Erde werden wir mit einer polaren Welt konfrontiert, in der es immer zwei Gegensätze oder Gegengewichte gibt, wie Tag und Nacht, männlich und weiblich oder Gut und Böse. Es gibt immer einen Pol und einen Gegenpol. Mit Gegenpol der Gabe sind die Schwächen und Schattenseiten einer Person oder auch die Kehrseite der Medaille gemeint. Doch beide Seiten der Medaille oder beide Seiten des Menschen gehören untrennbar zusammen, sie sind immer untrennbar miteinander verbunden.
In meinem Fall bedeutet das:
Sofern ich meine Gabe und insbesondere meine Sensibilität, die einen Hauptanteil ausmacht, unterdrücke, verdränge oder ignoriere, also einen Teil von mir nicht lebe und nicht akzeptiere, egal ob nun bewusst oder unbewusst, gehe ich automatisch in den Gegenpol meiner Gabe und damit übernehme ich auch automatisch alle unterschwellige Angst, alle Nervosität, alle Unruhe, alle Ungeduld, alle Stimmungsschwankungen oder mit anderen Worten den kompletten Schatten der ANDEREN Personen in meiner Umgebung. Ich ziehe die Schattenseiten der ANDEREN Personen quasi wie ein Magnet an und mache alle Emotionen, Gefühle und Gedanken der anderen zu meinen eigenen.
Genau so funktioniert der Gegenpol der Gabe.
Übrigens: Kennen Sie Ihre Gabe und den Gegenpol Ihrer Gabe? Überprüfen Sie doch mal, wie das in Ihrem Fall aussieht.
Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
Ich will gar nicht erst wissen, wie das bei mir funktioniert. Ich will das endlich loswerden !!!
Uschi, so quengelt ein bockiges Kind. Willst Du auch noch mit den Füßen aufstampfen und rumschreien? Werde erwachsen und übernehme (endlich) Verantwortung für Dein Leben, statt die Schuld immer bei anderen zu suchen.
Bei mir war das so: Ich verdrängte und ignorierte meine Sensibilität über viele viele Jahre, weil ich von diesem Gegenpol- und Magnetismus-Prinzip überhaupt nichts wusste. Ich wusste nur eines: Ich wollte diese ständigen unangenehmen Gefühle nicht mehr fühlen. Ich wollte sie loswerden und zwar sofort und für immer !!! (vorpubertäres Verhalten?). Das diese Gefühle hauptsächlich zu den anderen gehörten, wusste ich ja nicht. Und indem ich mich genauso verhielt, zog ich wie ein Magnet sämtliche Schattenanteile der anderen Personen automatisch an und hatte sie an der Backe. Dadurch wurde meine eigene Persönlichkeit quasi überflutet und in den Hintergrund gedrängt. Oder auch: Ich war gefüllt mit den Emotionen der anderen und nicht mehr ich selbst. (Ach Du dickes Ei).
Doch die vielleicht wichtigste Botschaft und Lehre daraus war für mich:
Solange ich nicht zu meiner Sensibilität, also nicht zu meiner Gabe und meiner wahren Persönlichkeit stehe und sie nicht zulasse und lebe, nicht mein HERZ lebe, sondern weiterhin meine Sensibilität verdränge und ignoriere, werde ich mit allem scheitern, was mir wirklich am HERZEN liegt.
Das war natürlich eine heftige Erkenntnis, die meinem Widder-Ego schwer im Magen lag.
Die Erkenntnis:
Durch die jahrzehntelange Erforschung meiner persönlichen Emotionen, insbesondere die Frage WARUM und WESHALB und bei welchen SITUATIONEN andere Personen immer wieder negative Gefühle bei mir auslösen, habe ich meine Stärken und Gaben, sowie auch meine Schwächen entdeckt. Erst dann war ich in der Lage herauszufinden, wie ich es selbst in der Hand habe, diese Gefühle entweder im Positiven zu nutzen, um andere zu unterstützen, zu stabilisieren und aufzubauen oder mich von diesen Gefühlen im Negativen so beeinflussen zu lassen, dass ich nicht mehr ich selbst war und zwar indem ich sie negativ bewerte und verurteile.
Denn eines habe ich dabei begriffen: Es gibt für mich keine Möglichkeit des Weglaufens oder des Ignorierens, denn dann habe ich sofort alle negativen Gefühle meiner Umgebung schlagartig in mir drinnen.
Übrigens: Die Realität ist subjektiv
Ich ganz allein erschaffe mir über meine Gefühle und meine Gedanken meine eigene Realität. Niemand anderes ist für mein Glück oder Unglück verantwortlich und schon gar nicht äußere Umstände oder andere Personen.
Oder auch: So wie ich fühle und denke, so ist meine Welt. Meine Realität folgt immer meinen Gedanken und nicht umgekehrt. Und so erschafft sich auch jeder selbst, seine ganz eigene Realität und Welt.
Das bedeutet auch: Die Realität ist subjektiv. Sie ist nicht objektiv sondern voreingenommen, befangen und verzerrt, denn sie wird immer von den persönlichen Gefühlen und Gedanken der jeweiligen fühlenden und denkenden Person bestimmt.
Das Schöne ist: Die Realität ist also jederzeit veränderbar.
Jahrzehntelang habe ich meine Probleme als lästige Plage angesehen, die ich am liebsten erschlagen möchte, bis ich erkannte, dass genau das Gegenteil, nämlich das Hinsehen und Ansprechen der Weg zur Heilung ist. Es geht um Bewusstwerdung und letztendlich um Annahme. Aber nicht um Ablehnung.
Mit unseren Problemen verhält es sich wie mit dem Leitspruch von Nanny McPhee: "Wenn ihr mich braucht, aber nicht wollt, dann muss ich bleiben. Wenn ihr mich wollt, aber nicht länger braucht, dann muss ich gehen."
Als mir dieser Magnet-Mechanismus bewusst wurde, musste ich an meinen Vater denken und mich fragen: "Hatte er vielleicht die gleiche Fähigkeit, das gleiche Schicksal wie ich? Also Vater-Sohn Vererbung?" Ich glaube ja. Und ich glaube auch, dass ihm das nicht bewusst war. Wie auch immer. Fest steht, dass mein Vater genauso sensibel war wie ich, allerdings fehlte ihm meine emotionale Stabilität und Willenskraft. Und vielleicht ist er deshalb auch unter der Last der übernommenen negativen Gefühle letztendlich zusammengebrochen.
Übrigens:
Das alles hier ist keine Angeberei, Prahlerei oder Eigen-Lobhudelei (Ich weiß genau, wie der Hase läuft) sondern ganz einfach eine Tatsache, zu der ich endlich stehen kann, auch wenn ich dafür mein halbes Leben gebraucht habe.
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Ich möchte jedem, der das hier liest, Mut zusprechen, sich auf den Weg der eigenen Bewusstwerdung zu begeben und sich dabei nicht durch äußere Umstände oder Personen oder Meinungen davon abbringen zu lassen. Hören Sie öfter auf Ihre innere Stimme und fragen Sie sich:
Das sind enorm wichtige Fragen!
Natürlich können Sie sich auch vor diesen Fragen drücken, ausweichen, sie umgehen, sie veralbern, wenn's wieder mal brenzlig wird. Und das wird sicherlich auch einige Jahre prima funktionieren. Aber umso älter Sie werden, desto größer werden Ihre Probleme. Wenn Sie Ihre Probleme nicht für sich klären, werden die "Idioten" um Sie herum von Jahr zu Jahr immer lästiger und penetranter. Die anderen lassen einfach nicht locker. Es passiert Ihnen immer und immer wieder.
Und wissen Sie warum das so ist? Weil SIE (wir alle) die Probleme selbst bestellt haben!
Ja, SIE/WIR sind der Auftraggeber Ihrer/unserer Probleme!
Mit unseren Problemen verhält es sich wie mit dem Leitspruch von Nanny McPhee: "Wenn ihr mich braucht, aber nicht wollt, dann muss ich bleiben. Wenn ihr mich wollt, aber nicht länger braucht, dann muss ich gehen."
Auch ich war Auftraggeber meiner eigenen Probleme. Obwohl es noch viele Jahrzehnte gedauert hat, bis ich diese Erkenntniss endlich auch als Tatsache akzeptierte. Besonders bei der Sache: "Wenn ich mein HERZ nicht lebe, sondern weiterhin meine Sensibilität verdränge und ignoriere, werde ich mit allem scheitern, was mir wirklich am HERZEN liegt", rebellierte mein Ego natürlich heftig: "Was? Ich scheitern? Pah! So ein Blödsinn!" Rückblickend betrachtet ist in der Vergangenheit genau das bei einigen Projekten und auch bei einigen Menschen passiert, die mir am Herzen lagen, wo ich mich aber nicht voll und ganz mit meinem Herzen und meiner Sensibilität eingebracht hatte.
Natürlich veränderte das grundlegend meine bisherige Denkweise und Wahrnehmung. Plötzlich bekam vieles einen Sinn. Jetzt verstand ich, warum ich mich so oft so beschi... fühlte oder völlig daneben benahm und warum ständig so merkwürdige Gedanken in meinem Kopf herumschwirrten. "Na klar! Das fühlt mein Gegenüber gerade." Wow. Jetzt bekam das Wort "Mitgefühl" und "Mitleid" plötzlich eine ganz andere Bedeutung für mich.
Übrigens:
Wir alle haben ganz eigene individuelle Gaben. Wir alle verfügen über ganz fantastische individuelle Fähigkeiten. Einigen ist das bereits bewusst. Doch vielen von uns ist das wahrscheinlich überhaupt (noch) nicht klar.
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Der Weg zum Licht führt durch den Schatten.
Die starke Sicherheit meiner Intuition oder inneren Stimme zu 100% zu folgen, egal was ich im außen auch immer sehe oder höre, kam natürlich nicht "über Nacht", sondern diese Sicherheit habe ich mir im Laufe vieler Jahre erarbeitet. Im Zuge dessen fiel mir immer stärker auf, dass die meisten Menschen nicht wirklich bei sich sind. Ihre Gestik war zu übertrieben, ihre Sprache zu laut, zu schnell und zu hektisch oder sie wurden aggressiv und streitsüchtig oder auch genau das Gegenteil, sie wurden immer stiller und zogen sich zurück. Das alles wirkte unecht, künstlich und gezwungen, komischerweise schienen diese Personen es selbst nicht zu bemerken.
Ich kam zu dem Schluss, dass diese Personen in diesen Momenten nicht wirklich wissen, was sie da gerade machen oder sagen oder wie sie sich verhalten. Sie hatten in diesem Moment keine Verbindung mehr zu sich selbst. Sie waren nicht bei sich.
Und sofort viel mir die Redensart ein: "Was ist denn bloß in Dich gefahren?" Oder auch: "Was fehlt Dir denn?" Diese Aussagen beschreiben exakt was dieser Person fehlt, nämlich die Bewusstheit, DAS sie in diesem Moment nicht bei sich ist. Das Wissen ihres Verhaltens fehlt dieser Person und deshalb wirkt sie unnatürlich, wie fremdgesteuert. Doch es ist ihr nicht bewusst, sie merken es selbst nicht.
Natürlich fragte ich mich dann auch selbst: "Habe ich das auch? Und wenn ja: Merke ich es selbst ebenfalls nicht? Bin ich selbst auch oft nicht bei mir?" Und tatsächlich: Genau das passierte auch mir. Und, oh Schreck oh Schreck, fast an jedem Tag. "Das ist ja furchtbar. Das möchte ich nicht. Das muss ich unbedingt verändern."
Und so habe ich mich ab Mitte der 1980er Jahre immer intensiver mit meinen eigenen "Licht- und Schattenseiten" auseinandergesetzt. Ich wollte endlich wissen, warum ich mein Leben lang immer und immer wieder mit ähnlich gearteten Problemen, Situationen, Begegnungen und Personen im täglichen Leben sowie auch in meinen Träumen konfrontiert werde und warum ich dabei oft so stark emotional betroffen war. Das kann doch kein Zufall sein? Von dem Zeitpunkt an wollte ich wissen:
Auf diese Fragen wollte ich unbedingt Antworten finden.
Als ich mich diesen Fragen immer intensiver widmete, begann für mich ein spannender Weg voller Abenteuer und Herausforderungen. Dabei bin ich im übertragenen Sinne auf hohe Berge gestiegen und hatte einen wunderbaren klaren und schier unendlich weiten Blick genießen können. Aber ich bin auch durch einige dunkle Täler gegangen und habe mir die tiefen Abgründe und Schluchten - meine eigenen Abgründe und Schluchten - genau angeschaut. Und was ich da gesehen habe, hat mir oft überhaupt nicht gefallen. Aber wie heißt es doch so schön: "Der Weg zum Licht führt durch den Schatten."
Wie war es bei Ihnen und Ihrer Entwicklung?
Haben Sie sich für die Rebellion oder eher für die Anpassung und das Leisten entschieden?
Haben Sie sich das auch schon mal gefragt?
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Dein oder Mein? Dat is se Quetsch'n.
Was sollte ich nun mit all meinen Erkenntnissen über mich selbst anfangen? Sollte ich so weitermachen wie bisher und mich jeden Tag aufs Neue vor unangenehmen Situationen schützen? Sollte ich weiterhin meine Probleme einfach beiseiteschieben oder ignorieren oder verdrängen und hofften: "Na ja, das wird schon irgendwann aufhören?"
Oder sollte ich einen ganz neuen Weg gehen und mir ein für alle Mal klar machen: "Peter, willst Du Dich wirklich für den Rest Deines Lebens im ständigen Abwehrkampf gegen alle möglichen Emotionen schützen? Ist das wirklich die Lösung?"
Oder sollte ich mir stattdessen lieber klar machen: "Ich habe nun mal diese Fähigkeiten, das ist eine Tatsache und daran kann ich nichts ändern. Und ich werde diese auch nicht einfach mal so abschütteln können. Das wird nicht funktionieren. Nein, ich muss damit leben."
Und dann wurde es mir klar: Es gibt für mich nur eine Lösung und die heißt: Kein Weglaufen mehr und kein verdrängen mehr. Endgültig Schluss damit. Und mir endlich bewusst machen, dass ich nun mal mit bestimmten Fähigkeiten ausgestattet bin und dass ich endlich zu diesen stehe und sie annehme.
Doch da meldete sich natürlich auch sofort diese andere Stimme in mir: "JA BIST DU DENN BEKNACKT! Du willst doch den Scheiß endlich für immer loswerden und nicht noch tiefer da reingehen?"
Ja, ich wollte das endlich loswerden. Ich wollte aber auch endlich eine Lösung, denn so weitermachen wie bisher konnte ich nicht.
Und so stellte ich mich (zähneknirschend) dem Schicksal, um zu sehen was dann passiert. Das könnte womöglich, möglicherweise, eventuell, gegebenenfalls eine Möglichkeit sein. Schau'n wir mal...
Und so lernte ich zu unterscheiden, welche Emotionen und Gedanken zu mir gehörten und welche nicht. Und ich lernte meinen Wahrnehmungen und Gefühlen zu vertrauen und meine Intuition immer mehr bei Entscheidungen, Situationen und Begegnungen mit einzubeziehen. Und allmählich entwickelte sich eine immer stärkere Sicherheit und ein immer stärkeres Vertrauen in die Wahrheit meiner eigenen Gefühle und Gedanken - also in meine innere Stimme.
Egal welche "Wahrheiten" auch immer auf mich einprasselten. Egal mit welchen Analysen, Hochrechnungen, Tatsachen, "Realitäten" oder auch "Fakten" oder "Beweisen" man mich auch immer überzeugen wollte, ich habe es niemals bereut, wenn ich bei alledem ganz allein nur auf meine innere Stimme hörte. Und das fühlte sich endlich gut und richtig für mich an.
Meine innere Stimme ist in jeder Situation mein alleiniger Wahrheitsfinder. Sie ist zu einem liebevollen Begleiter und zu einem wahren Herzensfreund geworden. Und dieses "Herz-Werkzeug" sehe ich als mein größtes Geschenk an, das ich für mein Leben mitbekommen habe.
Dazu passender Beitrag:
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Dieses Kapitel schreibe ich aus einem tiefen inneren Antrieb und Bedürfnis des Handelns und Aussprechens heraus, und um auch interessierte Menschen an diesem Prozess mit teilhaben zu lassen.
Meine Überzeugung ist: Jegliches unaufgearbeitetes Leid und jeglicher unaufgearbeiteter Schmerz sowie jegliche gewalttätige Unterdrückung vorheriger Generationen, wird immer an die nächste Generation weitergegeben, damit diese eine erneute Möglichkeit zur Aufarbeitung und zur Heilung bekommen. Viele von uns haben sich genau diese Aufgabe in ihrem Leben vorgenommen.
Was ist mit meiner Aufarbeitung gemeint?
Mit Aufarbeitung meines Familien-Erbes ist das Erkennen und das Verstehen meiner besonders heftig empfundenen Ereignisse und Erlebnisse aus der Vergangenheit gemeint, sowie meine Reaktionen und Verhaltensweisen darauf. Außerdem ist auch das spätere Erinnern an meine Lebensaufgabe damit gemeint. Denn gemeinsam mit meiner Familie habe ich mir in meinem Leben ganz bestimmte Aufgaben vorgenommen. Eine Aufgabe ist, dass ich durch mein rebellisches und auflehnendes Verhalten speziell in meiner Jugend, allen unterdrückten, gequälten und geschundenen Seelen vorheriger Generationen meiner Familie, einen erneuten Platz und Raum des Gesehen-werdens, des Gehören-werdens und des Aussprechens gegeben habe. Natürlich war mir das damals nicht bewusst.
Der Grund:
Die in unserer Familie über viele Generationen hinweg erlebte gewaltsame Unterdrückung, Unterjochung, Versklavung und das erzwungene Stillschweigen darüber jetzt aufzubrechen und ins Licht der Wahrheit zu stellen. Alles das, was sich in meiner Familie und Ahnenreihe in der Vergangenheit im Verborgenem und Verbotenem abspielte, soll jetzt ans Licht gebracht werden, da die Wahrheit immer wieder gewaltsam unterdrückt, verheimlicht und versteckt wurde. Eine Aufarbeitung dieser Geschehnisse wurde zwar von Familienmitgliedern aus vorherigen Generationen immer wieder bearbeitet, jedoch kam es noch zu keiner endgültigen Aufarbeitung aller verheimlichten und unterdrückten Ereignisse und Gefühle.
Diese schwere Last aus Unterdrückung und Verheimlichung hat sich in meiner Familie über viele Generationen hinweg zu einem riesigen, gärenden und stinkenden "imaginären Haufen" immer höher und höher aufgetürmt.
Bei meiner Aufarbeitung des Familien-Erbes werde ich in meinem Leben also zuerst einmal immer wieder mit Situationen wie Schuldzuweisung, Anklage, Verurteilung und Bestrafung konfrontiert, damit dadurch in mir Gefühle wie Ohnmacht, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit entstehen, die wiederrum Wut, Zorn, Hass und Rache sowie einen ständigen Abwehr- Verteidigungs- und Rechtfertigungskampf in mir auslösen. Allerdings ziehe ich durch dieses Verhalten nur noch weitere Kampfenergie wie ein Magnet an und werde so immer tiefer in einen Kampf- und Rechtfertigungsstrudel hineingezogen. Doch genau das war der übergeordnete Plan dahinter.
Wenn die Schuldzuweisung, die Anklage und die Verurteilung eine Person wäre, dann hätte sie mir womöglich gesagt:
"Ja Peter, so fühlen WIR uns an. Jetzt weißt Du ein klein wenig, wie sich einige Deiner Familienmitglieder aus vorherigen Generationen gefühlt haben mögen. Und? Kein gutes Gefühl oder? Doch nur so erfährst Du direkt in Dir, wie wirkliche Wut, Zorn, Hass, Rache und Vergeltung sich anfühlen. Und mit diesen Gefühlen in Deinem Bauch hast Du jetzt die ideale Voraussetzung, um mit der Aufarbeitung Deines Familien-Erbes zu beginnen. Wir und alle Deine Familienmitglieder sind immer bei Dir und unterstützen Dich mit unserer Liebe."
Auch davon hatte ich damals natürlich überhaupt keine Ahnung.
An dieser Stelle sei ausdrücklich betont, dass es sich bei der Aufarbeitung meines Familien-Erbes im übergeordneten Sinne nicht um Kampf, Anklage, Aufdeckung, Enthüllung, Enttarnung, Schuldzuweisung, Verurteilung oder Bestrafung geht, geschweige denn um Rache und Vergeltung der Täter, sondern lediglich um die Wiederherstellung des Gleichgewichts aufgrund eines entstandenen Ungleichgewichts verdrängter und unaufgearbeiteter Ereignisse aus der Familienvergangenheit. Diese unterdrückten Gefühle wollen nach so langer Zeit endlich gesehen und angenommen werden. Allein das aufrichtige und bewusste Ansehen und Zulassen dieser Gefühle, leitet bereits einen umfassenden Heilungsprozess in meiner Familie und Ahnenreihe ein. Es ist wie eine Welle der Erlösung und der Heilung, die zurückschwappt durch alle Generationen meiner Familie und Ahnenreihe, sowie auch bei allen Beteiligten Personen außerhalb meiner Familie. Grundsätzlich basiert alles auf der Grundlage des freien Willens jedes einzelnen und zum höchsten Wohle aller und es richtet sich sowohl an die Opfer als auch an die Täter.
Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
ICH GLAUB' KEIN WORT DAVON !!!
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Doch die Aufarbeitung meines Familien-Erbes setzt 1.) eine genaue Fokussierung auf dieses Thema und 2.) eine klare Absicht der Aufarbeitung voraus. Das bedeutet:
Und das Wichtigste: Mich selbst, mein Leben, meine Gefühle, meine Gedanken, meine Fantasie und meine Träume ernst nehmen.
Irgendwann wurde mir bewusst, dass jegliche Gefühle, die ich bei anderen Personen als unangenehm oder unpassend oder auch bedrohlich oder provozierend empfinde, und das kann entweder bei täglichen Begegnungen oder auch in meinen nächtlichen Träumen auftauchen, nicht einfach wie bisher weiter ignoriere oder mich gar in eine Abwehr- oder Kampfhaltung begebe, sondern dies als Wunsch nach Aufmerksamkeit, als gesehen werden wollen oder sogar als Hilferuf betrachte. Ab sofort nahm ich diese Gefühle ernst und hörte ihnen aufmerksam zu. Ja, ich ging noch einen Schritt weiter, denn ich sagte ihnen in Gedanken: "Herzlich Willkommen. Ich freue mich, dass Ihr da seid. Braucht Ihr Unterstützung? Was kann ich für Euch tun?"
Und dann wurde mir klar: Diese unangenehmen Gefühle wollten nur eines: Sie wollten endlich wahrgenommen und ernst genommen werden, statt dass man sie wie lästige Plagegeister behandelt, die man so schnell wie möglich wieder loswerden will. Nein, genau das Gegenteil ist zu tun, nämlich diesen Gefühlen zuhören und sie ernst nehmen und das nicht nur mit dem Verstand sondern mit dem Herzen. Doch das setzt voraus, dass man sich zuerst einmal selbst kennt und sich ernst nimmt, inklusive den eigenen Gefühlen und den eigenen Gedanken. Oder auf den Punkt gebracht: Dass man sich selbst und sein Leben ernst nimmt.
Ich nenne diese Gefühle Energien und betrachte sie wie Personen, wie verzweifelte Personen, die nach Aufmerksamkeit und nach Hilfe rufen. Es geht also um Annahme, nicht etwa um Abwehr oder um Kampf. Eigentlich geht es immer nur um Annahme, um Verständnis und um Mitgefühl. Da ich diese Energien ernst nehme und sie annehme statt abzuweisen, verwandelt sich die Situation plötzlich in Harmonie und Frieden.
Mir wurde weiter klar, dass sich diese Energien zur Verfügung gestellt haben, um uns Menschen aufzurütteln und aufzuwecken. Sie bringen uns dazu, dass wir uns ihre lieblose Art nicht länger gefallen lassen wollen. Sie bringen uns dazu, dass wir etwas tun, das wir handeln, dass wir uns entscheiden.
Anscheinend muss es immer einen Schurken geben, der diese undankbare Rolle (aus Liebe zu den Menschen und seiner Familie ???) übernimmt bzw. auf sich nimmt, um uns immer wieder den Spiegel vorzuhalten und uns daran erinnert, was wir uns als Lebensaufgabe vorgenommen haben. Und außerdem: Was wäre ein gutes Theaterstück oder ein guter Film ohne einen "anständigen" Schurken? Absoluten Frieden gibt es vielleicht im Paradies, aber nicht auf unserer polaren Erde, jedenfalls noch nicht. Auf der Erde müssen wir uns entscheiden, wir müssen uns zu dem bekennen, was und wer wir wirklich sind, ansonsten sind wir immer nur der Spielball der anderen. Schaun wir mal, wie lange das noch notwendig ist.
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Jeder von uns folgt seiner Bestimmung oder Lebensaufgabe auf seine ganz eigene Art. Einige sind sich ihrer Aufgabe bewusst, andere überhaupt nicht. Einige werden vom göttlichen Funken wachgeküsst, andere haben sich einen "Schicksalsschlag" als Weckruf bestellt. Einige begeben sich irgendwann selbst auf die Suche, andere lassen sich einfach treiben und unbewusst lenken. Wie dem auch sei, in allen Fällen geschieht immer das gleiche: Wir sind seit Beginn an auf unserem ganz eigenen Weg. Und dieser Weg heißt: Zurück zu unserer Liebe.
In meiner Jugend habe ich mich nicht um Fragen wie Was ist meine Lebensaufgabe oder Was ist der Sinn meines Lebens gekümmert. Ich hatte genug andere Probleme am Hals, als mich auch noch mit solchen bescheuerten Fragen zu beschäftigen. Allein schon die Frage: Der Sinn des Lebens, fand ich total bescheuert.
Der wahre Grund warum ich diesen Fragen auswich war aber ein ganz anderer: Ich wollte mich ganz bewusst nicht mit solchen "bescheuerten Fragen" beschäftigen, weil sie nämlich unbequem waren, und weil sie mich blitzschnell zu meinen aktuellen Problemen führten und mir jedes Mal dieses "saublöde" Gefühl im Magen bescherten. Deshalb hatte ich darauf auch nur eine Antwort: "Leute, ich habe keinen Bock mich mit diesem Mist zu beschäftigen. Also lasst mich damit gefälligst in Ruhe!"
Ich befand mich in einem ständigen inneren Kampf mit meinen "saublöden" Gefühlen, aber ich hatte keine Ahnung warum ich ständig damit konfrontiert wurde, denn sie machten aggressiv und wütend. Ich wusste einfach nicht, wie ich diese lästigen Plagen loswerden konnte.
Um mein damaliges Verhalten besser verstehen zu können, müssen wir weit zurück in meine Familiengeschichte reisen. Siehe dazu nächster Abschnitt: Mein Familien-Erbe
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Ich fass es immer noch nicht! Warum hab' ich Trottel das Erbe nicht einfach abgelehnt?
Um meinen starken inneren Drang oder mein Motiv zur Aufarbeitung meiner Familiengeschichte erklären zu können, müssen wir weit zurück in meine Familiengeschichte blicken, dort wo alles begann: Zurück an den Anfang. Zurück zu meiner Ur-Familie und deren Ur-Trauma.
Seit vielen Generationen sind Personen in meiner Familie mit falschen oder willkürlichen Anschuldigungen und Schuldzuweisungen konfrontiert worden, die letztendlich zu ihrer Verurteilung und Bestrafung führten. Entweder am Kreuz, auf dem Scheiterhaufen, durch den Strick, durch die Peitsche, durch die Kugel, durch Folter, in Galeeren, in Arenen, durch Zwangsarbeit, durch Vernichtungslager, durch verhungern lassen, durch erfrieren lassen, durch vergasen, durch fanatische und blinde Befehlsausführungen oder nur so zum Zeitvertreib durch launenhafte Willkür krankhafter Fanatiker.
Die Verurteilten hatten absolut keine Chance sich irgendwie zu wehren und schon gar nicht sich zu erklären oder zu rechtfertigen. Sie waren der Willkür der damaligen Machthaber völlig machtlos ausgeliefert gewesen und zu einem grausamen Tode geweiht. Diese Menschen haben ein Trauma und einen fast unheilbaren Schaden davongetragen, der sich tief in ihre Herzen und Seelen eingefressen hat.
Dieses schreiende Unrecht wurde kaum bekannt oder angesprochen, denn die Wahrheit wurde mit allen Mitteln unterdrückt, totgeschwiegen und totgeschlagen. Damals sind die Menschen mit ihrer Ohnmacht, Verzweiflung, Angst, Wut, Hass und Rache gestorben, doch in den Herzen der Betroffenen hinterließ es unbändige Ohnmacht, Wut, Hass und Zorn. Und diese Gefühle wurden an die nächste Generation weitergegeben und die gab es weiter an die kommende Generation und so weiter und so weiter. Die wirklichen Gründe des Ur-Traumas gerieten dabei immer mehr in Vergessenheit, aber das Gefühls-Trauma lebt in den heutigen Generationen meiner Familie bis heute weiter, ob das nun bewusst oder unbewusst geschieht.
Aber die Menschen in meiner Familie waren weiß Gott nicht die einzigen. Nein, sie sind hier nur stellvertretend genannt für viele Millionen und Abermillionen anderer Familien, die durch verbrecherische Machthaber und ihren Gefolgsleuten sowie deren Saat von Gewalt, Machtgier, Intrigen, Korruption und Bestechung unfassbares Leid und unerträglichen Schmerz erfahren mussten.
Doch ihre damalige Ohnmacht, ihre Todesangst, all ihre von Todespanik erfüllten Gefühle in ihren Herzen sind nicht mit ihnen hingerichtet worden, sie sind nicht mit ihnen gestorben, vergraben, verbrannt oder vergiftet worden, sie lebten weiter. Denn Gefühle und Gedanken kann man nicht töten, nicht erschießen und nicht verbrennen, sie existieren weiter und wollen gesehen und gehört werden. Sie warten auf Erlösung und Heilung, egal wie lange das auch immer dauern mag. Denn ihre Heilung ist auch ein Teil unser aller Heilung.
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Dieses alte Unrecht in meiner Familie oder Ahnenreihe bedarf einer Aufarbeitung und Richtigstellung, quasi in Form einer gewalt- und hassfreien Revision oder Wiederaufnahme. Es ist an der Zeit, dass dieses alte Unrecht und die damit verbundenen aufgewühlten Gefühle und das Leid der Betroffenen ans Licht kommen, gesehen und gehört werden. Es ist die Zeit der Aufarbeitung und Heilung von alten Wunden und Verletzungen, jedoch ohne Rache und ohne Vergeltung. Nein, dieses alte Unrecht will keine Rache oder Vergeltung und schon gar keine Bestrafung der Täter, denn das würde nur wieder neues Leid und neuen Schmerz säen und das Rad der Vergeltungs-Spirale weiter in Gang halten. Es ist mir sehr wichtig, das hier nochmals ausdrücklich zu betonen.
Diese Gefühle wollen nach so langer Zeit einfach nur endlich gesehen und wahrgenommen werden, also das wir Menschen diese Gefühle in uns zulassen, wahrnehmen und ihnen einen Raum geben, statt diese unangenehmen Gefühle so schnell wie möglich wieder loswerden zu wollen.
Und jetzt kommt's:
Allein das aufrichtige und bewusste Zulassen dieser Gefühle in uns leitet bereits einen umfassenden Heilungsprozess in der Familie ein. Es ist wie eine nicht enden wollende Welle der Erlösung und Heilung, die zurückschwappt durch alle Generationen der Familie und Ahnenreihe, sowie ebenso bei allen Beteiligten Personen außerhalb der Familie.
Bitte glauben Sie mir: Es funktioniert und ist tatsächlich so einfach. Natürlich nur dann, wenn wir es wirklich aus reinen Herzen ehrlich meinen.
Diese unaufgelösten Gefühle unserer Vorfahren spüren viele von uns und beeinflussen so ihren Alltag, mal mehr und mal weniger stark, egal ob uns das nun bewusst ist oder nicht. Denn viele von uns haben sich in ihrem Leben für eine Aufarbeitung ihrer Ahnengeschichte entschieden, auch wenn sie sich nicht daran erinnern können.
Wussten Sie auch das?
Also dass bereits das bewusste und ehrliche Hinsehen, Ansehen, Zulassen, Wahrnehmen und Raum geben unserer "alten" Wunden und Verletzungen, einen direkten Heilungsprozess in Gang setzt und dieser Prozess alle Generationen unserer Familie und Ahnenreihe mit einbezieht? Das betrifft auch alle Personen im engeren Umkreis außerhalb unserer Familie. Dagegen jedes Verdrängen oder nicht hinsehen wollen unser "alten" Wunden und Verletzungen, unseren inneren Kummer und Schmerz immer weiter verstärkt, und das proportional zu unserem steigenden Lebensalter.
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Warum ich diese Aufarbeitung mache?
Weil ich viele Anteile, Lebenserfahrungen und Weisheiten meiner Eltern, meiner Familie und all meiner Ahnen und Vorfahren in mir drinnen habe und weiter trage. Und weil ich mich und mein Leben ernst nehme.
Um diese Themen in meiner Familie aufzuarbeiten, werde ich die lange Zeit des Totschweigens und des Verheimlichens in unserer Ahnenreihe aufbrechen. Das bedeutet, ich werde unaufgearbeitete Ereignisse, Konflikte, zugelassenes Unrecht, verdrängtes Leid, unterdrückten Schmerz, tiefe Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sowie die dazugehörenden unausgesprochenen Worte und Gefühle, einen erneuten Raum zum Ansehen, einen erneuten Platz zum Darstellen und Ausleben, eine erneute Gelegenheit zur Richtigstellung und der Wahrheit eine neue Stimme zum Aussprechen geben, um so den Weg für eine Aufarbeitung und Heilung in der Familie zu ermöglichen.
Oder auf den Punkt gebracht: Schluß mit dem langen Stillschweigen, dem Verheimlichen und dem Verschleiern. Schluß mit dem Herunterspielen, dem Schönreden, dem Verharmlosen, dem Verherrlichen, bis hin zum Romantisieren und Glorifizieren.
Deshalb werde ich bereits in jungen Jahren und über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder mit massiven ungerechtfertigten Schuldzuweisungen und falschen Anklagen und Beschuldigungen konfrontiert. Beginnend mit der Pubertät wird dieser Zustand nochmals verstärkt, zum einen durch ein starkes Gefühl von Aussätzigkeit und Ausgrenzung, was meine Akne auslöst, sowie zum anderen durch ein ebenso starkes Gefühl von Demütigung und Erniedrigung, was das Schneiden meiner Haare bei mir hervorruft.
Das Interessante:
Wenn ich allerdings die an mich gerichteten Anschuldigungen und Schuldzuweisungen sofort ablehne oder mich dagegen wehre (was ich übrigens mein halbes Leben lang tat), ohne mir vorher Klarheit zu verschaffen, ob die Anschuldigungen auch rechtens sind, übernehme ich sofort alle unterschwellige Angst, alle Nervosität, alle Unruhe, alle Ungeduld, alle Stimmungsschwankungen oder mit anderen Worten den kompletten Schatten der anderen Personen in meiner Umgebung. Ich ziehe die Schattenseiten der ANDEREN Personen quasi wie ein Magnet an und mache all diese Emotionen, Gefühle und Gedanken der anderen zu meinen eigenen. Plötzlich bin ich eingehüllt und gefangen in den dunklen Schatten meiner Umgebung. Ein sehr intensives, niederdrückendes und schweres Gefühl von Hilflosigkeit.
Das passiert mir aber nur, wenn ich nicht bei mir bin.
Siehe auch: Was bedeutet: Aber nur, wenn ich bei mir bin →
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"Um zu fühlen, was es wirklich bedeutet, wenn man unerträglichen Hunger hat, muss man zuerst am eigenen Leib spüren, was Hunger zu leiden mit einem Menschen alles machen kann. Erst wenn man fühlt, dass man für eine einzige Kartoffel töten könnte, dann kennt man wirklich das Gefühl von Hunger. Ansonsten kann man bei diesem Thema einfach nicht mitreden."
Das sagte mir einmal meine Mutter aus ihrer eigenen Erfahrung.
Bezogen auf mich: Um meine Aufarbeitung von falscher Schuldzuweisung, Anklage und Verurteilung in meiner Familie überhaupt erst in Gang zu bringen, musste ich zuerst einmal selbst erfahren, wie sich die betroffenen Personen damals in meiner Familie mit ihrer falschen Anschuldigung gefühlt haben mussten. Das bedeutete: ICH selbst musste zuerst IHRE Gefühle spüren, und zwar vollkommen real in mir drinnen, nur so würde ich annähernd die Gefühle der damaligen Personen nachempfinden können.
Oder auch: Nur so kann ich nachempfinden, wie sich Hunger wirklich anfühlt.
Und dann passierte diese Tragödie in meiner Kindheit. Danach wusste ich, wie sich die zerstörerischen Gefühle von falscher Schuldzuweisung anfühlen. Und wie es sich anfühlt, über viele Kindheitsjahre hinweg keine Möglichkeit zu haben sich zu wehren, sich zu erklären oder sich rechtfertigen zu können, sondern mit diesen Gefühlen leben muss. Denn als Kind fehlen einem die Worte zur Erklärung und Rechtfertigung, dies würde sich erst in ein paar Jahren ergeben. Doch bis dahin ist man als Kind allen Anschuldigungen ohnmächtig ausgeliefert.
Und aus dieser ohnmächtigen Wut heraus schwor sich das Kind:
"Wenn ich erst einmal groß bin, um reden zu können, dann werde ich allen erzählen wie es sich wirklich zugetragen hat. Diesen ungeheuerlichen Schuldvorwurf werde ich niemals auf mich sitzen lassen."
Und so wurde ich im Laufe der nächsten Jahre (unbewusst) zu einer Art Experte in Sachen falscher Anschuldigungen und Schuldzuweisungen, denn wie sich das anfühlt, würde ich ab jetzt unzählige Male selbst erleben.
Und genau diese Situation von ohnmächtiger Wut im Herzen, war der Startschuss in meine Lebensaufgabe. Und gleichzeitig wurde damit auch der Grundstein für meine Familienaufarbeitung gelegt.
Rückblick Kapitel 3:
← #Der tiefere Sinn hinter der Rache
Und spätestens ab der Pubertät war ich reif und in der Lage meinen Gefühlen und damit stellvertretend den unterdrückten Gefühlen und Gedanken in meiner Familienreihe einen neuen Raum zum Ansehen und eine neue Stimme zum Herausschreien der Wahrheit zu geben. Denn ich werde alle Ungerechtigkeiten, die mir widerfahren werden niemals dulden oder totschweigen. Nein, ich werde alles aussprechen. Und durch das Aussprechen, durch das "auf den Tisch legen", durch das ins Licht stellen der Wahrheit, kann sich die alte Ungerechtigkeit in meiner Familienreihe nicht länger im Verborgenen verstecken sondern wird nun von allen gesehen. Alles was mit dem Licht der Wahrheit angestrahlt wird, kann gesehen werden und verliert in diesem Moment seine Macht.
Für meine Eltern, Verwandten und andere Personen in meiner Umgebung sowie insbesondere auch für meinen "Lehrherrn" (so nannte man damals den Chef, in der man seine Lehre machte), war mein Benehmen unverschämt, frech, pampig, patzig, respektlos und beleidigend. Nicht nur einmal hörte ich damals:
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Warum ich diese Aufarbeitung mache?
Weil ich viele Anteile, Lebenserfahrungen und Weisheiten meiner Eltern, meiner Familie und all meiner Ahnen und Vorfahren in mir drinnen habe und weiter trage. Und weil ich mich und mein Leben ernst nehme.
Im Oktober 2022 kam es bei mir im Zuge eines über mehrere Wochen andauernden tiefen körperlichen Reinigungsprozesses, sprich hohem Fieber und hämmernden Kopfschmerzen, zu einer umfangreichen Bearbeitung dieses aufgestauten "imaginären Haufens" in meiner Familie- und Ahnenreihe. Dabei spürte ich, dass ich diesen Prozess ohne jegliche Schmerzmittel zulassen musste, da diese störend und verhindernd wirkten. Und so konnte nach vielen Jahren äußerer und innerer Aufarbeitung meines Familien-Erbes, an der bereits viele Familienmitglieder vergangener Generationen beteiligt gewesen waren, diese uralte Familienlast jetzt abgetragen und geheilt werden.
Und an alle Skepticker und Zweifler: Nein, ich hatte keinen Coronavirus.
"Und woher willst Du das wissen? Oder warst Du beim Arzt?"
Nein, war ich nicht.
"Ahhh, ich verstehe..."
Nein, das glaube ich nicht.
Das Heilen dieser uralten Familienlast oder auch dieses Familien-Erbes, schwappte wie eine nicht enden wollende Welle der Erlösung und Heilung zurück durch alle Generationen meiner Familie und Ahnen. Das betraf ebenfalls auch alle daran beteiligten Personen und Ereignisse außerhalb meiner Familie.
Rückblick:
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Meiiiiiiin Gott, was für'n sensibles Weichei.
Warum ich diese Aufarbeitung mache?
Weil ich viele Anteile, Lebenserfahrungen und Weisheiten meiner Eltern, meiner Familie und all meiner Ahnen und Vorfahren in mir drinnen habe und weiter trage. Und weil ich mich und mein Leben ernst nehme.
Ein weiterer Punkt auf meiner "Aufarbeitungs-Liste" ist die Sensibilität. Ich habe mir (unbewusst) vorgenommen Menschen zu helfen, zurück zu ihrer Liebe zu finden, indem ich sie unterstütze, ihre eigene Liebe und Persönlichkeit zu finden, bzw. zu entfalten. Möglich macht das meine hohe Sensibilität, da ich auch kleinste emotionale Schwankungen in meiner Umgebung genau spüre.
Das bedeutet aber nicht, dass ich das Gefühl von unsensibel, taklos, unpassend und unangemessen nicht kenne. Ganz im Gegenteil, denn das Interessante ist:
Sofern ich meine Sensibilität allerdings unterdrücke oder verdränge oder andere kritisiere, beurteile, verurteile oder ablehne (was ich übrigens mein halbes Leben lang tat), übernehme ich automatisch alle Unsensibilität, alle unterschwellige Angst, alle Nervosität, alle Unruhe, alle Ungeduld, alle Stimmungsschwankungen oder mit anderen Worten den kompletten Schatten der anderen Personen in meiner Umgebung. Ich ziehe die Schattenseiten der ANDEREN Personen quasi wie ein Magnet an und mache all diese Emotionen, Gefühle und Gedanken der anderen zu meinen eigenen. Plötzlich bin ich eingehüllt und gefangen in den dunklen Schatten meiner Umgebung. Ein sehr intensives, niederdrückendes und schweres Gefühl von Hilflosigkeit. Das passiert mir aber nur, wenn ich nicht bei mir bin.
Siehe auch: Was bedeutet: Aber nur, wenn ich bei mir bin →
Rückblick Kapitel 4:
← #Verborgene Gefühle lesen
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Warum ich diese Aufarbeitung mache?
Weil ich viele Anteile, Lebenserfahrungen und Weisheiten meiner Eltern, meiner Familie und all meiner Ahnen und Vorfahren in mir drinnen habe und weiter trage. Und weil ich mich und mein Leben ernst nehme.
Ein weiterer Punkt auf meiner "Aufarbeitungs-Liste" sind Gefühle von tiefer Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Ich habe mir vorgenommen, diese tiefen negativen und selbstzerstörerischen Gefühle und Gedanken, anderen Personen abzunehmen. Insbesondere Personen aus meiner Familie, aber auch anderen aus meinem unmittelbaren Umfeld, die davon betroffen sind.
Warum ich das kann? Weil Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit nicht zu meiner Persönlichkeit gehören. Meine Persönlichkeit ist die Klarheit und emotionale Stabilität Und genau deshalb kann ich Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und ähnliche Gefühle zu 100% bei mir willkommen heißen, sie annehmen und umarmen. Und auch hier: Natürlich nur, wenn ich auch zu 100% bei mir bin.
Dazu passt auch mein Traum vom März 2021: Total verfahren:
Und schon wieder träume ich nachts diesen altbekannten Traum, wo ich mich total verfahre und verirre. Ich kenne diese Träume nur allzu gut aus den 1980er und 90er Jahren, weil ich sie immer und immer wieder hatte. Folgendes passiert:
Ich fahre mit meinem Auto in einer Innenstadt, die es in der Realität gar nicht gibt sondern nur in meinem Traum existiert. Und es passiert immer das gleiche: Ich sehe meine Zieladresse schon vor mir in greifbarer Nähe, komme aber nicht direkt hin, weil die Straße, in der ich reinfahren will eine entgegengesetzte Einbahnstraße ist. Also versuche ich es mit der nächsten Straße, aber hier versperren Bauarbeiten mir die Einfahrt. Und das Gleiche passiert mit der nächsten und übernächsten Straße. Verflixt, es muss doch eine Straße geben, in der ich endlich reinfahren kann. Und bei meiner Suche entferne ich mich immer weiter weg von meiner Zieladresse. Plötzlich befinde ich mich auf einem Autobahnzubringer, wo ich nicht mehr umkehren kann und somit auf dieser Autobahn weiter fahren muss, immer weiter weg von meiner Zieladresse. Erst bei der nächsten Ausfahrt kann ich umdrehen und zurückfahren. Es kann doch nicht angehen. Jetzt bin ich kilometerweit entfernt von dem Ort, wo ich eigentlich hin wollte, obwohl ich schon fast davor stand. Und mir wird klar: ICH HABE MICH WIEDER EINMAL TOTAL VERFAHREN UND VERLAUFEN !!!
Das kuriose: Im Traum erkenne ich genau, dass ich nur träume und dass ich mich wieder einmal in dieser Innenstadt total verfahren habe, die es aber nur in meinem Traum gibt. Trotzdem brauche ich meine ganze Anstrengung, um wieder zurückzufahren, da es überall nur Baustellen und Absperrungen gibt. Letztendlich komme ich einfach nicht zu meiner Zieladresse, so sehr ich mich auch anstrenge, obwohl ich sie doch schon direkt vor mir sah.
Immer noch in meinem Traum:
Dann zeigt sich mein 1980 verstorbener Vater. Er sagt, dass er mir diesen Traum geschickt hat. Es geht um Verwirrung und um Verlaufen und zwar speziell in seiner Familie, und dieses Thema geht noch weit zurück in seiner Familien- und Ahnenreihe. Mein Vater weiß, dass ich mich beim Aufwachen an diesen Traum erinnere und mich auf die Suche nach Antworten begebe. Denn ich habe mir im Leben vorgenommen, diese alte Verwirrung in der Familie jetzt ans Licht zu bringen, weil meine Persönlichkeit nicht für Verwirrung und Verlaufen zugänglich ist. Im Gegenteil, ich kann diese Eigenschaften herzlich willkommen heißen, sie umarmen und sie annehmen --- Aber nur, wenn ich bei mir bin. Dann wachte ich auf.
Erst jetzt, 2021, verstand ich den eigentlichen Sinn und die Bedeutung dieser über Jahrzehnte immer wiederkehrenden Träume und begab mich auf die Suche nach Antworten. Dieser Traum war quasi ein Weckruf, mich jetzt mit meinem Familien-Erbe zu befassen.
Siehe auch: Was bedeutet: Aber nur, wenn ich bei mir bin →
Übrigens: Das Abnehmen von Gefühlen anderer Personen, in diesem Fall von Verwirrung und Verlaufen, funktioniert nur dann, wenn:
Das bedeutet aber nicht, dass ich diese selbstzerstörerischen Gefühle nicht kenne. Ganz im Gegenteil, ich habe sie mein halbes Leben lang immer und immer wieder im vollen Ausmaß gefühlt. Es gibt da nämlich einen Haken ("Ich wusste doch, dass da was faul ist."):
Wenn ich Gefühle von Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ablehne oder verurteile (was ich übrigens mein halbes Leben lang tat), übernehme ich sofort die Verzweiflung sowie alle unterschwellige Angst, alle Nervosität, alle Unruhe, alle Ungeduld, alle Stimmungsschwankungen oder mit anderen Worten den kompletten Schatten der ANDEREN Personen in meiner Umgebung. Ich ziehe die Schattenseiten der ANDEREN Personen quasi wie ein Magnet an und mache all diese Emotionen, Gefühle und Gedanken der anderen zu meinen eigenen. Plötzlich bin ich eingehüllt und gefangen in den dunklen Schatten meiner Umgebung. Ein sehr intensives, niederdrückendes und schweres Gefühl von Hilflosigkeit. Das passiert mir aber nur, wenn ich nicht bei mir bin.
Siehe auch: Was bedeutet: Aber nur, wenn ich bei mir bin →
Gefühle von Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind für die meisten von uns unwillkommene, ungewollte und unerwünschte Gefühle, die wir nur allzu gerne verdrängen, unterdrücken und beiseiteschieben, statt dass wir sie ansehen, akzeptieren und leben. Ganz zu schweigen davon, dass wir uns selbst fragen, warum wir diese Gefühle eigentlich haben und was dahinter steckt. Mit anderen Worten: Wir wollen solche Gefühle nicht haben und unterdrücken sie in vielen Situationen. Doch sie existieren nun einmal und wollen gesehen und gelebt werden. Denn nur durch das bewusste Ansehen und damit "ins Licht stellen", kann eine Heilung eingeleitet werden. Dagegen behält alles was sich im Verborgenen versteckt weiterhin seine Macht.
Siehe auch: So erschafft "man" künstliche Verwirrung und Angst →
Doch es gibt eine einfache Lösung: Und die heißt Annahme.
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Nachtrag zu: Aufarbeitung von Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit:
Über viele Jahrzehnte hinweg habe ich versucht Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu verdrängen, wegzumachen und abzulehnen. Doch durch meine Ablehnung wurde es nur noch schlimmer. Bis ich endlich herausfand, dass die Annahme dieser Gefühle letztendlich der Schlüssel zur Lösung ist, da ich mit Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit "nichts am Hut" habe. Meine Stärke ist die Klarheit und emotionale Stabilität.
Eigentlich ziemlich einfach, das mit der Ablehnung und Annahme. Das weiß ich nun, auch wenn ich dafür Jahrzehnte gebraucht habe.
Mit der Ablehnung und Annahme verhält es sich genauso wie mit dem Leitspruch von Nanny McPhee:
"Wenn ihr mich braucht, aber nicht wollt, dann muss ich bleiben. Wenn ihr mich wollt, aber nicht länger braucht, dann muss ich gehen."
Schon seit frühester Kindheit wurde ich, ohne mir dessen bewusst zu sein, für obige Aufgaben kontinuierlich vorbereitet und geschult, denn ich war quasi pausenlos umgeben von oben genannten Gefühlen. Doch ich wurde und werde auch weiterhin stets durch meine Familie in dieser Welt sowie meinen Vorfahren oder Ahnen in einer anderen Welt tatkräftig unterstützt und begleitet. Übrigens werden wir das alle, auch wenn uns das nicht immer bewusst sein sollte.
Überwiegend in der ersten Hälfte meines Lebens geriet ich immer wieder an Personen, die mich aus heiteren Himmel heraus mit aggressiver Streitenergie ungerechtfertigt beschimpften, beschuldigten und anklagten und damit in mir starke Wutgefühle von ungerechter Schuldzuweisung, Anklage und Verurteilung auslösten. Dazu gehörten auch unzählige Situationen, in denen ich selbst (unbewusst) durch meine zu vorschnell aktivierten Schutzmechanismen erst obiges Verhalten anderer auslöste und sie sich wiederum vor mir schützen wollten. Damit begann das alte Ping Pong Spiel der gegenseitigen Schuldvorwürfe. Meine noch unaufgearbeiteten Verletzungen machten mich blind und unfähig dieses Spiel zu erkennen.
Heute weiss ich:
Nur die Vereinigung der Gegensätze, nur die Annahme, führt zur Heilung. Ein Kampf kann niemals zu einer Heilung führen.
Doch um zu dieser Einsicht zu gelangen, bedurfte es noch diverser eigener Erfahrungen mit dem Thema Kampf und kämpfen.
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Warum ich diese Aufarbeitung mache?
Weil ich viele Anteile, Lebenserfahrungen und Weisheiten meiner Eltern, meiner Familie und all meiner Ahnen und Vorfahren in mir drinnen habe und weiter trage. Und weil ich mich und mein Leben ernst nehme.
Die wohl wichtigste Lehre in meinem Leben bekam ich von meiner Mutter, aufgrund ihrer extremen Gefühlsschwankungen, die zwischen bedingungsloser Liebe und großer Verletzung hin und her schwappten.
Was ich nicht wusste war, dass ich mir (unbewusst) vorgenommen habe extreme Gefühlsschwankungen anderen Personen abzunehmen, die stark davon betroffen sind.
Warum? Weil diese Gefühlsschwankungen nicht zu meiner Persönlichkeit gehören. Meine Stärke ist die Klarheit und emotionale Stabilität. Und genau deshalb kann ich Gefühlsschwankungen zu 100% willkommen heißen, es umarmen und annehmen. Doch nur dann, wenn ich wirklich bei mir bin. Und es klappt nur dann, wenn es zum Wohle der Person ist, der ich es abnehme. Es funktioniert nicht, wenn diese Person genau über dieses Gefühl noch wichtige eigene Erfahrungen machen will.
Das bedeutet aber nicht, dass ich Gefühlsschwankungen nicht kenne. Ganz im Gegenteil, denn das Interessante ist:
Wenn ich allerdings Gefühlsschwankungen ablehne oder verurteile (was ich übrigens mein halbes Leben lang tat), übernehme ich sofort alle unterschwellige Angst, alle Nervosität, alle Unruhe, alle Ungeduld, alle Stimmungsschwankungen oder mit anderen Worten den kompletten Schatten der anderen Personen in meiner Umgebung. Ich ziehe die Schattenseiten der ANDEREN Personen quasi wie ein Magnet an und mache all diese Emotionen, Gefühle und Gedanken der anderen zu meinen eigenen. Plötzlich bin ich eingehüllt und gefangen in den dunklen Schatten meiner Umgebung. Ein sehr intensives, niederdrückendes und schweres Gefühl von Hilflosigkeit. Das passiert mir aber nur, wenn ich nicht bei mir bin.
Siehe auch: Was bedeutet: Aber nur, wenn ich bei mir bin →
Ich brauchte fast 50 Jahre, um den eigentlichen Sinn dahinter zu verstehen.
Rückblick Kapitel 4:
← #Die Botschaft meiner Mutter
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Eines Tages war ich auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für eine gute Freundin, fand aber nichts Passendes. Daraufhin fragte ich den Vater meiner Freundin, ob er nicht eine Idee hätte, was ich seiner Tochter schenken könnte, worauf er mir antwortete:
"Aber natürlich habe ich eine Idee, was Du ihr schenken kannst: Sei einfach Du selbst, das ist das größte Geschenk, was Du meiner Tochter machen kannst."
Heute sehe ich mich als eine Art Übermittler, der sein gelebtes Wissen an kommende Generationen weitergibt. Ich sehe es als Aufgabe und Herausforderung an, anderen von meinem Wissen und meinen Erfahrungen und Erlebnissen zu berichten. Heute erkenne ich meine Erfahrungen in Sachen falscher Anschuldigungen und Schuldzuweisungen als das an, was sie wirklich sind: Als ein Geschenk und eine Möglichkeit einer Aufklärung und Heilung.
Das Geschenk der Bewusstwerdung
Sobald ich heute bei einer an mich gerichtenten Anschuldigung, Schuldzuweisung oder Anklage aus meiner üblichen Abwehr- und Schutzhaltung bzw. aus der Rechtfertigung und dem Gegenangriff herausgehe, was ich übigens Jahrzehnte lang nicht tat, weil sie mich vor Verletzungen schützen sollten und was nur bedingt funktionierte, kann ich bei anderen erkennen, wie er/sie sich gerade fühlt und dass er/sie sich eigentlich gerade selbst beschuldigt, sich selbst anklagt oder sich selbst niedermacht. Auch wenn er/sie eine Maske aus Ablenkung oder Weglächeln oder Fröhlichkeit oder Anklage oder Wut oder Zorn oder ... oder ... oder .. auch immer darüber gestülpt hat.
Wenn ich also aus meiner Abwehr- und Schutzhaltung herausgehe - und nur dann, habe ich ab diesem Momment die Möglichkeit und die Wahl, wie ich mich verhalte:
Wenn ich den Kampf wähle, was ich mein Leben lang tat, ziehe ich dadurch automatisch jegliche Kampfenergie in meinem Umfeld wie ein Magnet an und dann eskaliert oft die Situation und endet im Chaos.
Wenn ich allerdings nicht in den Rückzug gehe und nicht auf die An- oder Beschuldigungen reagiere sondern stattdessen in ein ehrlich und aufrichtiges Verständnis und Mitgefühl für mein Gegenüber gehe, entziehe ich dadurch automatisch jeglicher Kampf- und Streitenergie den Nährboden und es kann so eine Atempause und Beruhigung einkehren.
Diese Erkenntnis und oft gelebte Erfahrung, bezeichne ich als ein Geschenk.
"Aber ich kann mir das doch nicht alles gefallen lassen?" fragst Du Dich vielleicht?
Natürlich nicht, aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass Du aus dem Ping Pong Spiel der gegenseitigen Anschuldigungen und Rechtfertigungen heraus gehst. Es geht darum, dass Du den Kreislauf des Kampfes und der Vergeltung verlässt. Damit meine ich: Wenn Du Dich von Deinem Gegenüber angegriffen oder schlecht behandelt fühlst, dann Frage Dich zuerst:
Betrachte die Äußerungen Deines Gegenübers als ein Geschenk. Nutze sie als Chance. Vielleicht drückt Dein Gegenüber gerade in eine bei Dir noch nicht geheilte Wunde oder Verletzung und das tut natürlch weh. Wenn das so ist, dann schaust Du gerade nur in DEINEN EIGENEN Spiegel.
Bitte bedenke:
Solange Du Dir nicht Deine noch ungeheilten Wunden und Verletzungen ehrlich anschaust, überlässt Du anderen Personen die Macht über Deine Emotionen und über Dein Verhalten und so auch über Dein Leben. Andere brauchen bei Dir nur den "richtigen Knopf" zu drücken oder an der "richtigen Strippe" zu ziehen und schon bist Du eine Marionette in den Händen anderer. Du tanzt quasi nach der Pfeife der anderen, oft ohne dass Du es selbst bemerkst.
Wie war das noch gleich:
"Hey Marty McFly, Du feige Sau!"
"???... Grrrrrr... Niemand nennt mich eine feige Sau".
Zack! Und schon ist Marty McFly zur Marionette seines Gegenübers geworden, nur weil sein Gegenüber "seinen Knopf" gedrückt hat.
Bist Du auch eine Marionette der anderen, weil Du über jedes Stöckchen springst, was man Dir hinhält? Oder bist Du schon bereit, Dich selbst ehrlich anzuschauen, warum Du Dich so leicht provozieren lässt? Ist Dir Dein Verhalten überhaupt bewusst?
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Ich sehe mich auch als Stimme, Unterstützer, Ankündiger und Wegbereiter für ein kommendes neues friedliches Zeitalter, für eine, wie ich sie nenne "Neue Welt". Damit ist gemeint:
"Neue Welt", in der die Jahrtausende alte Machtherrschaft und gewalttätige Unterdrückung durch menschenverachtende Gewaltherrscher, Diktatoren, Despoten, Tyrannen und Monarchen ein Ende findet. Ebenso sehe ich mich als Ankündiger einer neuen Ära, in der jegliche Art von Manipulation ans Licht kommt und letztendlich zerfallen wird. Es wird sich ein Tor für ein neues Bewusstsein öffnen und damit wird die Menschheit wieder zueinander finden.
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Ich arbeite schon seit vielen Jahren als eine Art Kommunikator und Vermittler zwischen "zwei Welten" und zwar zwischen dem Schatten auf der einen und dem Licht auf der anderen Seite. Ich stehe in der "geistigen Welt" allen Schattenanteilen als Kontakt und loyaler Ansprechpartner zur Verfügung, insbesondere wenn es um Dinge wie Klarheit, Offenheit, Ehrlichkeit, Direktheit und Wahrhaftigkeit geht. Ich biete allen Energien, die den Wunsch nach einer Unterstützung und Veränderung haben, eine Möglichkeit, einen Weg an, sich aus ihrer Getrenntheit und Isolation zu lösen und zurück in die Gemeinschaft, zurück in die offenen Arme der Familie zu gelangen. Es ist allein ihre Entscheidung.
Für mich ist klar, dass diese "zwei Welten", also der Schatten und das Licht, letztendlich sowieso zusammen gehören, man kann sie gar nicht trennen, sie waren auch niemals getrennt. Außerdem kann "eine Welt" ohne die andere gar nicht existieren. Es gibt kein Licht ohne Schatten sowie auch umgekehrt. Beide Seiten sind auf der Erde immer zu gleichen Anteilen vorhanden.
Ungeachtet dessen und um hier nicht missverstanden zu werden: Ich gehe und bleibe dabei auf meinem Weg, und das ist der Weg der Liebe und der Annahme.
Und unser Herz ist die Schaltzentrale zwischen "beiden Welten", es steht in der Mitte zwischen beiden Gegensätzen. Unser Herz, unsere Fähigkeit zu lieben und anzunehmen, vereinigt beide Gegensätze wieder zu einem Ganzen. Und so werden auch wir wieder ganz und vollständig. Es geht um Herzlichkeit, Mitgefühl, Verständnis und letztendlicher Annahme, im Außen so wie im Innen. Das ist der Weg, die Polarität auf Erden zu verlassen. Ablehnung, Verweigerung, Abtrennung dagegen bindet uns immer tiefer an die Polarität.
Zu diesem Zweck installierte ich vor Jahren mein Herz als imaginäre Brücke genau in der Mitte zwischen dem Schatten auf der einen und dem Licht auf der anderen Seite. Damit biete ich allen Energien, die eine Veränderung oder Unterstützung oder Hilfe benötigen die Möglichkeit an, sicher und beschützt über diese Brücke, über mein Herz, vom Schatten ins Licht gehen zu können. Das betrifft alle Schattenanteile sowie Energien, Seelen und verirrte verstorbene Personen, die sich davon angesprochen fühlen. Und das betrifft auch das gesamte Tierreich.
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Heute blicke ich auf 45 Jahre zurück, in der ich an der Seite eines Mediums lebte und dadurch hunderte Male Live miterfahren habe, wie meine Frau Sylvia mit Tieren, mit Pflanzen und mit Verstorbenen sprach, sowie auch umgekehrt. Und das in jedem Moment, also immer. Sie war quasi ständig 24/7 "auf Sendung". Sie war eine spirituelle Lehrerin, eine Seherin, ein Channel, ein Medium. Dabei habe ich diese Liebe und diese Magie gespürt, die dabei geflossen ist. Liebe und Magie beschreibt es ganz gut, denn wenn diese "Unterhaltung" geschieht, bleibt die Zeit für einen Moment lang stehen und man spürt genau: Hier passiert gerade etwas Besonderes, aber doch Vertrautes, das der Verstand allerdings nicht fassen und nicht glauben kann. Aber trotzdem ist es wahr, ist es echt. Diese Fülle nehme ich in großer Demut an.
Diese einzigartigen Erfahrungen haben mein Leben und meine Sicht- und Denkweise zu mir selbst, zu meinen Mitmenschen und zu allem Leben auf dieser Erde von Grund auf verändert. Und nach unzähligen persönlichen "Gesprächen" mit den Jungs und Mädels "von oben", gab es keinen Zweifel mehr für mich, dass neben unserer "realen" Welt, auch eine geistige Welt existiert. Und diese ist genau so echt und real.
Deshalb möchte ich meine langjährigen persönlichen Erfahrungen als eine Art Aufklärungsarbeit an interessierte Personen weitergeben, damit uns bewusst wird, wer wir wirklich sind, was wir uns im Leben vorgenommen haben und was wirklich hinter unseren täglichen Begegnungen, Herausforderungen und Problemen steckt.
Ich schreibe meine Erfahrungen auch deshalb so detailliert nieder, weil ich vieles davon als Beispiel für ein wiederkehrendes Muster halte, dass man auf viele andere hartnäckige und immer wiederkehrende Probleme und Bereiche übertragen kann. Denn jeder einzelne von uns hat sich in seinem Leben ganz bestimmte Aufgaben und Herausforderungen vorgenommen, zum Beispiel mit seiner Familie oder seinen Partnern oder, oder.
Wenn Sie sich jetzt davon angesprochen fühlen, dann gehen Sie Ihren Gefühlen nach. Gehen Sie auf die Suche nach dem WARUM und WESHALB Ihrer hartnäckigen Probleme. Ich versichere Ihnen: Es lohnt sich.
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Wir alle sind mit einem unsichtbaren, kosmischen Band miteinander verbunden. Und jeder unserer Handlungen oder Taten sowie auch jeder unserer Gedanken, hat immer direkte Auswirkungen auf uns selbst und auch auf unser Umfeld sowie auch auf alles andere auf dieser Erde. Alles ist mit allem immer verbunden.
Deshalb: Alles was JEDER VON UNS tut, macht oder denkt, hat auch immer Auswirkungen auf alle anderen und alles andere. Und das im ganzen Universum.
Dazu passender Beitrag:Wir sollten uns wieder daran erinnern, dass jeder von uns gedanklich und energetisch mit unseren verstorbenen Familienmitgliedern und Ahnen untrennbar verbunden ist. Und das zu jeder Zeit, immer. Dadurch haben wir einen enormen Wissenszugang zu allem, was unsere Vorfahren sich als Erfahrung und Wissen angeeignet haben. Dieses Wissen können wir "ins uns hören", wenn wir uns gedanklich darauf konzentrieren. Das haben alle unsere Vorfahren gewusst und genutzt. Damit verfügen wir alle über ein enormes Wissen über die Erde und über die Natur. Die Ureinwohner unserer Erde wissen seit ewigen Zeiten wie man mit Respekt und Würde im Einklang mit der Natur lebt, denn sie machen das schon seit Jahrtausenden. Und das Wissen darum wird bei ihnen von einer Generation zur nächsten weitergegeben, damit es nicht verloren geht.
Diese machtvollen Instrumente, die jeder von uns nutzen kann, bedeuten allerdings eine große Gefahr für all diejenigen, die sich vorgenommen haben, die Menschheit zu manipulieren, zu unterdrücken und zu versklaven, denn das kann man mit "aufgeklärten" und sich selbst bewussten Menschen kaum machen. So wird bereits seit Jahrtausenden immer wieder von neuem daran gearbeitet, die Menschheit ständig in Angst und Schrecken zu halten und erfundene Feindbilder zu erschaffen, damit sich die Menschheit gegenseitig bekämpft. Dazu gehört auch uraltes überliefertes Wissen von unseren Vorfahren als dumm und primitiv zu belächeln, da die heutige Menschheit doch zivilisiert und fortschrittlich ist. Man bezeichnet das alte Wissen als Hexen- und Teufelswerkzeug und zieht alles systematisch ins Lächerliche, bis die Glaubwürdigkeit zerstört wurde.
Doch diese Lügen haben keinen wirklichen Bestand, denn die Menschheit erkennt immer mehr, dass nur ein ganzheitliches Leben mit der Natur ein Weg aus unserem selbstzerstörerischen Handeln und Denken sein kann. Und dazu gehört, wieder über sich selbst bewusst zu werden.
Ende Kapitel 13
Start Kapitel 13: Gabe, Begabung, Gegenpol, (Lebens) Aufgabe, Aufarbeitung ▲
Träume sind Schäume. Ääätsch! Leider falsch!
Und hier noch ein guter Rat an alle, die doch tatsächlich glauben, dass unsere nächtlichen Träume irgendetwas zu bedeuten haben:
Also Leute, jetzt sperrt mal die Lauscher weit auf: Träume haben überhaupt nichts zu bedeuten. Sie geben weder Tipps für den Alltag noch haben sie irgendeine Verbindung zu unserer Wirklichkeit und sie geben schon gar nicht irgendwelche Hinweise oder Botschaften auf uns persönlich. Träume sind oberflächlich und nicht der Rede wert, die kannste getrost vergessen. Oder mit anderen Worten: Träume sind Schäume und Fantastereien von Tagträumern und Spinnern. Mit solchen realitätsfremden Typen kann man nichts auf die Reihe kriegen.
Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
Jawolllll! Endlich sagt mal jemand die Wahrheit über diesen ganzen Blödsinn von Träumen und Traumsymbole und Traumdeutung und was es da sonst noch alles für'n Schabernack gibt. Ich weiß nicht was die Leute rauchen die an diesen Quatsch glauben, aber die sollten schleunigst damit aufhören.
Danke liebe Uschi, für Dein reges Interesse und Deine immer wieder gern gelesenen Meinungsäußerungen. Doch weißt Du was und jetzt halt Dich gut fest: Ich bin auch einer dieser realitätsfremden Spinner, die fest an die Bedeutung und Botschaft von Träumen glauben. Und zudem bin ich auch noch Nichtraucher.
Uschi A. aus B. schreibt uns dazu:
Uuuuuuund Tschüss...
So, jetzt hab' ich aber genug Quatsch "geträumt" und gehe mal wieder zurück ins echte wahre Leben, in die wirkliche Realität - also in MEINE Realität - und da gehören meine nächtlichen Träume genauso zum Leben dazu, wie die Luft die ich atme. Und selbstverständlich haben nächtliche Träume eine Bedeutung und eine Botschaft, also jedenfalls meine. Zugegeben, früher habe ich meinen nächtlichen Träumen kaum Beachtung geschenkt, also genau genommen eigentlich mein halbes Leben lang nicht.
Mitte der 1980er Jahre begann ich mich dann intensiver mit meinen Träumen zu beschäftigen, auch weil sie immer intensiver und zahlreicher wurden. Ich erinnere mich noch, dass ich morgens aufwachte und 8 Träume hatte. Ja 8 Stück !! Und ich konnte mich an alle erinnern !!
Daraufhin begann ich morgens als erstes ein Traum nach dem anderen aufzuschreiben, solange er mir noch frisch im Gedächtnis war - und erst nachdem ich ein paar Becher Kaffee intus hatte. Stichwort: #Mein Musiker-Leben in den 80ern. Das alles passierte im Großraumbüro der Versicherung und unter den wachsamen Augen meiner überwiegend weiblichen Kolleginnen. Sie dachten: "Wow, Kollege Peter ist heute Morgen aber wieder mal sehr fleißig." Ha, wenn die wüssten...
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Ein "Traum-Beispiel"
Und beim Aufschreiben merkte ich, dass es in vielen meiner Träume, um ein sich wiederholendes Thema ging und das hieß Verfolgung, wie in diesem Traum Mitte der 1980 Jahre:
Ich werde von einer ganzen Horde von Leuten verfolgt und gejagt und dabei ständig mit Pfeilen, Speeren oder Kugeln beschossen. Diese Geschosse fliegen nur so über oder neben meinem Kopf vorbei. Ich stehe quasi unter Dauerfeuer. Doch diese Geschosse kommen in Zeitlupe auf mich zu und dadurch kann ich ihnen leicht ausweichen. Richtig, genau wie in diesen Hollywood-Filmszenen. Weglaufen kann ich aber nicht sondern auch nur in Super-Zeitlupe. Ahhhhhhhhh was für ein schreckliches Gefühl !! Vielleicht kennen Sie das auch.
Was soll das bloß bedeuten, fragte ich mich beim Erwachen, denn diese Verfolgungsträume gingen mir allmählich ganz schön auf den Senkel.
Eines Tages fragte ich mich:
Was würde eigentlich passieren, wenn ich nächstes Mal in einem dieser Verfolgungsszenen nicht weglaufe sondern einfach mal stehenbleibe? Ja einfach stehenbleiben, weglaufen war ja durch diese Slow Motion sowieso kaum möglich. Und außerdem: Wer sind eigentlich diese Schützen, die ständig auf mich ballern und unter Beschuss nehmen? Was habe ich denen denn bloß getan?
Und dann fand ich es heraus:
Diese "Schützen" haben mich gar nicht gejagt, nein sie haben mich gesucht. Und das, weil ich schon vor langer Zeit ein entsprechendes Kontakt-Angebot an sie herausgegeben hatte. Und genau das taten sie jetzt: Sie wollten Kontakt zu mir aufnehmen. Und was tat ich? Ich lief weg. Sie waren also gar keine Gefahr für mich, ich sollte also einfach mal stehenbleiben und ihnen zuhören. Als ich das tat, brachen die nächtlichen Verfolgungsträume spontan ab.
Ja und? fragen Sie sich jetzt: Was wollten die Typen denn nun von mir?
Siehe Kapitel 13: #Die Aufarbeitung meines Familien-Erbes →
Mein Tipp:
Meinen Erfahrungen nach haben nächtliche Träume - jedenfalls meine - oftmals eine wichtige Bedeutung. Ich bin überzeugt davon, dass sie eine Botschaft und Unterstützung symbolisieren und eine Kommunikation mit unserer "Familie zu Hause" darstellen. Unsere nächtlichen Träume helfen uns, unseren selbstgewählten Lebensweg besser gehen zu können. Sie zeigen uns unsere Ängste und Blockaden, geben aber auch unterstützende aktuelle Hinweise zu uns selbst, zu unseren Liebsten und zu unserem Umfeld. Wir sollten unseren Träumen aufmerksamer zuhören und sie ernst nehmen und nicht abtun als: "Naja, das sind doch nur Träume, die haben nichts zu bedeuten." Diese Worte kommen von unserem Verstand, aber nicht aus unserem Herzen.
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Unterbewusstseins-Reise:
♫Kontakt zur Traumkraft (reinhören)
© Peter Reifegerste | mehr davon...
Nach einer wundervollen Entspannung nimmt der Reisende Kontakt zu seiner Traumkraft auf und kann mit ihr kommunizieren. Das Ziel dieser Reise ist, einen "guten Draht" zur eigenen Traumwelt herzustellen und künftig mit seinen Träumen weiter zu arbeiten.
Die Botschaft der Reise lautet: "Nimm Kontakt zu Deiner Traumkraft auf und schau Dir das Wesen an.
Zeigt es sich Dir in einer menschlichen Form oder als ein anderes Symbol?
Ist Deine Traumkraft männlich oder weiblich?
Frage Deine Traumkraft, ob es irgendeine Botschaft für Dich gibt, die du jetzt wissen sollst.
Sei offen für die Antworten und nimm wahr..."
U-Reise in voller Länge →
Alle Audio-Titel auf dieser Seite →
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Hier ein weiteres "Traum-Beispiel"
Im August 2020 habe ich diesen nächtlichen Traum:
Ich begegne meinen Eltern und meine Mutter kommt auf mich zu. Als wir uns gegenüberstehen nimmt sie meine Hände in ihre und bittet mich, ihr in die Augen zu schauen. Und dann sagt meine Mutter, dass sie es war, die Renate verbrühte und nicht ich. Und sie sagt auch noch, dass sie und mein Vater mich sehr lieben. Daraufhin beginnt mein Vater an zu weinen. Dann wache ich auf.
Und ich weiß: Mein Rachefeldzug gegen meine Eltern hat hier und jetzt ein Ende gefunden. Es ist vorbei.
Rückblick Kapitel 3:
← #Meine Rache
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Ein weiteres "Traum-Beispiel"
Im März 2022 habe ich folgenden nächtlichen Traum:
Ich stehe in meinem kleinen neu angelegten Gemüsegarten und erfreue mich am Heranwachsen der kleinen Pflänzchen, die ich erst vor kurzem als Saat ausgesät hatte. Doch auch das Unkraut fängt an zu sprießen und so beuge ich mich runter und ziehe ein frisches Unkraut Pflänzchen nach dem anderen aus der Erde. Doch eines dieser Unkraut Pflänzchen hat eine lange Wurzel. Sie nimmt überhaupt kein Ende und ich ziehe Meter um Meter aus der Erde, wobei die Wurzel immer dicker wird. Jetzt hat diese Wurzel schon den Umfang meines Armes und ist pechschwarz. Es sieht jetzt mehr wie ein dickes unterirdisches Stromkabel aus. Dann am Ende der Wurzel angekommen, ziehe ich eine koffergroße Verteiler-Box mit aus der Erde, mit dem dieses dicke Stromkabel verbunden ist. Auch die anderen drei Seiten der Box sind mit dicken schwarzen Kabeln verbunden, die sich in die Erde graben. Sofort lass ich das Kabel los, denn in diesem Moment wird mir klar: Das ist keine Pflanzenwurzel, sondern das ist der Arm eines Wesens, dass sich als kleine zerbrechliche Pflanze tarnt und so unter meine anderen Pflanzen mischt, um nicht entdeckt zu werden. Ich spüre sofort: "Finger weg Peter. Dem bist Du nicht gewachsen". Ich ziehe mein Messer aus der Tasche und schneide die Wurzel direkt an der Verteiler-Box ab, doch mehr sollte ich auf keinen Fall tun, das spüre ich genau. Dann sehe ich, wie die Verteiler-Box ganz ganz langsam wieder in der Erde verschwindet, als wenn jemand am anderen Ende sie langsam in die Erde zurückzieht, bis sie ganz verschwunden ist.
Ich weiß, wenn ich nicht eingreife, nicht bewerte, nicht kämpfe sondern bei mir bleibe, dann passiert mir nichts, dann bin ich absolut sicher. Aber ich spüre auch sehr genau: Hier hast Du gerade ein sehr, sehr mächtiges und sehr, sehr altes Wesen entdeckt, dass schon seit sehr langer Zeit im Verborgenen lebt.
Als ich aufwachte wusste ich sofort was der Traum bedeutete: Hier hatte sich ein "Wolf mit einem Schafspelz" getarnt. Doch der eigentliche Hintergrund sind die Lichtstationen. Ich fragte mich: WOLLTE das Wesen im Traum womöglich entdeckt werden?
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Kein Mensch, keine Partnerschaft, keine Familie, niemand auf Erden ist ohne Probleme und Sorgen. Wenn Du also mit anderen zusammen bist, kann es passieren, dass die Sorgen und Gefühle Deines Gegenübers zu Dir "überspringen" oder "überschwappen". Plötzlich fühlst DU Dich bedrückt oder unruhig oder traurig oder ängstlich oder bist schlecht gelaunt oder aggressiv, merkst aber nicht, dass das nicht DEINE Gefühle sind sondern die Deines Gegenübers.
Wenn Du jetzt NICHT BEI DIR BIST, also nicht merkst, dass diese Gefühle eigentlich gar nicht zu Dir gehören sondern zu Deinem Gegenüber, dann kann es sein, dass DU Dich plötzlich unruhig oder ängstlich oder aggressiv zu den anderen verhältst, ohne es aber selbst zu merken. Die anderen bemerken Dein Verhalten aber schon und denken: "Was redet der/die denn für einen Unsinn? Und warum ist der/die denn so aggressiv zu mir?" Plötzlich lebst DU DIE Gefühle aus, die Dein Gegenüber unterdrückt und nicht lebt. In diesem Moment BIST DU NICHT MEHR BEI DIR. Und dann kannst Du NICHTS MEHR, also wirklich nichts mehr klar und unvoreingenommen betrachten. Dann bist Du nicht mehr bei Dir.
Siehe auch: Imaginäre Angst-Empfangsstationen →
Ende Kapitel 14
Start Kapitel 14: Ich hab' (doch nur) geträumt.. ▲
...als mein Vater am 4. Juli 1954 gebannt am Radio saß und hörte, wie Deutschland Fußball Weltmeister wurde.
...als ich 1957 mit 5 Jahren vom Vater mein erstes Fahrrad bekam und sich damit für mich eine ganz neue Freiheit auftat.
...als Ende der 1950er meine Mutter mich zu sich in die Küche rief, um mir voller Stolz diesen großen klobigen Blechkasten zu zeigen. GESA und Bauknecht stand vorne mit großen geschwungenen Buchstaben drauf. "Das ist ein Kühlschrank", sagte sie zu mir breit grinsend, während sie am Handgriff unter dem Namensschild zog und sich so die komplette Vorderseite als Schwenktür öffnete, um den Blick in den Innenraum freizugeben. Ja, für den Wahrheitsgehalt des Werbeslogans der 1950er "Bauknecht weiß, was Frauen wünschen" hätte meine Mutter gut als überzeugender Beweis auftreten können. GESA wurde fortan ein fester und treuer Freund der Familie.
...als Ende der 1950er meine Eltern sich nach langem Sparen endlich eine ganz neue Kuba Musiktruhe kauften konnten. Diese dunkel gemaserte Schönheit mit Radio und Plattenspieler bekam einen ganz besonderen Platz im Wohnzimmer. Und ich war auch dabei, als sich nur wenig später ein großes Stück aus der alten Zimmerdecke genau über der Truhe löste und diese unter sich begrub. Und ich sah die starren und fassungslosen Blicke meiner Eltern. Denn die Truhe war so viel mehr als nur ein neues Möbelstück. Nein, sie symbolisierte meinen Eltern eine neue aufkeimende Hoffnung in ein besseres Leben, in eine bessere Zukunft. Und nun war diese Hoffnung von einer Sekunde auf die andere wieder mal unter Schutt begraben. Sie konnten den Anblick nicht ertragen. Sie mussten raus aus dem Zimmer. Nur weg von diesem Anblick. Sie schnappten uns Kinder und gingen mit uns draußen irgendwie umher. Einfach nur weg. Einfach nur raus hier.
...als 1959 meine Schwester Renate sich den ersten Starschnitt-Teil von Elvis aus der Bravo trennte und stolz an ihre Zimmerwand heftete.
...als am 13. August 1961 im Fernsehen über den Mauerbau berichtet wurde. Und ich war wieder dabei, wie im Fernsehen am 9.11.1989 über den Mauerfall berichtet wurde.
...als am 16. Februar 1962 die Sturmflut in Hamburg wütete und die Dämme brechen ließ.
...als meine Schwester Renate sich 1962 abends zurechtmachte, um sich mit einer Freundin eine unbekannte Band mit namens BEATLES im Hamburger Star Club anzusehen.
...als im Oktober 1962 im Fernsehen über die Kuba Krise berichtet wurde.
...als am 22. November 1963 im Fernsehen über die Ermordung von John F. Kennedy berichtet wurde.
...als im Juli 1964 die drei Worte Yeah! Yeah! Yeah! unsere Welt für immer veränderte.
...als im August 1964 im Fernsehen über den Einmarsch Amerikas in Vietnam berichtet wurde.
...als im August 1964 das Fernsehen berichtete, dass der Minirock Deutschland erobern würde.
...als 1964 das Fernsehen berichtete, dass Cassius Clay Weltmeister wurde. Er war der Jahrhundertboxer, der sein Leben lang für Gerechtigkeit und gegen Rassismus, Armut, Verbrechen und Analphabetismus kämpfte. "Boxen war nur dazu da, um mich dafür bekannt zu machen" sagte er später.
...als ich 1963 oder 1964 im Freibad mit Dorit und Frank an den Händen haltend vom 10 Meter Turm sprang.
...als am 25. September 1965 am Fernseher, als die erste Sendung vom BEAT CLUB ausgestrahlt wurde.
...als meine Schwester Renate im September 1965 zu den Rolling Stones in die Ernst-Merck-Halle in Hamburg ging.
...als am 30. Juli 1966 am Fernseher, als das berühmte Wembley-Tor gegen Deutschland fiel.
...als am 25. Februar 1967 der Beatclub im Fersehen von der Rockgruppe CREAM ausstrahlte. Die Musik hatte zu dieser Zeit einen nicht unerheblichen Einfluss auf meine persönliche Entwicklung. ➚ CREAM
...als am 25. August 1967 am Fernseher, als das Farbfernsehen in Deutschland aktiviert wurde.
...als am 4. April 1968 im Fernsehen über die Ermordung von Martin Luther King berichtet wurde.
...als am 5. Juni 1968 im Fernsehen über das Attentat auf Robert F. Kennedy berichtet wurde.
...als ich mir 1969 die Single AMERICA von THE NICE kaufte und mir das Meisterwerk mit Freund Kuno immer wieder anhörte. Dabei spürten wir genau, dass "unsere Musik" eine immer lautere Stimme bekam. Das war eine Befreiung, das war eine Erlösung. Hier begann etwas wirklich Neues.
...als am 20. Juli 1969 im Fernsehen über die erste Mondlandung berichtet wurde.
...als am 18. September 1970 im Radio über den Tod von Jimi Hendrix, den bedeutendsten und einflussreichsten Gitarristen der Rockmusik, berichtet wurde. Seine Musik hatte zu dieser Zeit einen nicht unerheblichen Einfluss auf meine persönliche Entwicklung.
...als am 8. Januar 1973 im Fernsehen die 1. Folge der Sesamstraße mit Ernie und Bert übertragen wurde. Das war echt neu und total witzig.
...als im Oktober 1973 die Ölkrise in den Industrieländern schwere Rezessionen auslösten und im November 1973 zu autofreien Sonntagen in Deutschland führte.
...als in den 60ern und Anfang der 70er Jahre 1 Liter Benzin zwischen 50 und 70 Pfennig kostete.
...als im März 1975 Udo Lindenberg mit dem Panik Orchester im Onkel Pö auftrat.
...als Ende Dezember 1978 die Schneekatastrophe mit Stromausfällen, Stürmen und Temperaturen bis minus 30 Grad hauptsächlich über Norddeutschland hereinbrach und ein Schneechaos verursachte.
...als am 5. April 1983 die erste Musiksendung "Formel Eins" im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das war die erste wöchentliche Musiksendung, in der nur Musik in Form von Videoclips gezeigt wurden. Doch für mich war viel interessanter, dass ich den ein oder anderen Synthesizer, auf denen die Bands in den Musik-Clips spielten, doch tatsächlich schon selbst besaß. Ich kannte diese Teile bereits in- und auswendig, weil ich ja darauf zu Hause meine eigenen Songs komponierte.
...als ich 1986 meinen ersten ➚ Atari-Heimcomputer für 1.300 DM kaufte und damit in die Welt der Computer Bedienung und Programmierung einstieg. Die neuen Möglichkeiten dieses einfachen Computers, hatte eine komplette Zeitenwende meiner bisherigen Weltanschauung zur Folge. Natürlich alles noch ohne Internet.
...als ich 1995 mein erstes ➚ Nokia Handy kaufte und damit kurze Text-Mitteilungen, damals noch kostenpflichtig, auf andere Handys versenden konnte.
...als 1999 eBay Deutschland seine Seite Online stellte. Das war der Hammer, als man in Echtzeit zusehen konnte, wie die Sekunden runtergezählt wurden, bis man erfuhr, ob man den gewünschten Gegenstand nun zu einem Schnäppchenpreis gekauft hatte.
...als ich 2000 meine erste eigene Homepage programmierte, diese dann Online stellte und tatsächlich auch bei Google wiederfand. Diese Erfahrung war wegweisend für mein künftiges Betätigungsfeld.
...als 2001 die Suchmaschine Google in Deutschland an den Start ging. Ich erinnere mich noch, weil die Seite so schlicht in Weiß gehalten war und nur die Suchmaske in der Mitte der Seite beinhaltete, ohne diese blinkenden und nervigen Pop-Ups der anderen Suchmaschinen wie Yahoo oder Fireball.
...als im Fernsehen am 26. Dezember 2004 gezeigt wurde, wie ein Erdbeben im Indischen Ozean einen Tsunami auslöste und Länder und Regionen wie Singapur, Sri Lanka, Malaysia und die Insel Penang sowie Thailand und die Insel Phuket betraf. Erschrocken dachte ich daran, dass ich auch schon an all diesen Orten war, allerdings bereits Anfang der 1980er ➚ Erdbeben im Indischen Ozean 2004
...und noch so vieles, vieles mehr. Woran erinnern Sie sich noch?
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Seit langer langer Zeit erleben wir, wie Machthaber und ganze Staaten die Menschenrechte mit Füßen treten und Andersdenkende mit totalitären und gewalttätigen Methoden brutal niederschlagen, mundtot oder ganz verschwinden lassen. Oder Länder, die ganze Ur-Völker mit staatlich geplanter Förderung und Berechnung systematisch ausrotteten und einige das sogar heute noch machen.
Wenn ich mir jetzt einmal in Erinnerung bringe, dass ich in einem freien Land geboren und aufgewachsen bin mit all den dazugehörigen Privilegien und Menschenrechten, dann sehe ich das als große Gnade und als Geschenk an, denn meine ganz selbstverständlichen Freiheiten sind für die meisten Menschen und Völker - und Tiere - auf dieser Erde heute immer noch unerreichbar.
Doch eines meiner größten Geschenke war, dass ich aufgrund meiner hartnäckigen Suche den wahrend Grund erfahren durfte, warum ich in meiner Kindheit und Jugend so tiefe negative Erfahrungen erlebt und gelebt habe. Seitdem verstehe ich endlich den tieferen Sinn, der dahinter steht. Seitdem verstehe ich endlich, wie wichtig diese negativen Erfahrungen für mein späteres Leben sein sollten. Denn nur weil ich in meiner Jugend so tiefe negativen Erfahrungen machte, konnte ich als Erwachsener genauso tief im POSITIVEN auf Ereignisse und Personen reagieren. Dieses Negativ-Positiv Verhältnis oder Zusammenspiel oder Bedingung, war eine mächtige Erkenntnis für mich, die dazu beitrug, dass ich auch endlich Frieden mit meiner negativen Vergangenheit schließen konnte, mit der ich so lange haderte.
Heute bin ich für jede Erfahrung dankbar, die ich machen durfte, auch für die schmerzhaften und leidvollen Erlebnisse. Heute habe ich den tieferen Sinn dahinter verstanden, oder wenigstens einen Teil davon, was wiederum dazu führte, dass ich meine Erfahrungen, und ganz besonders die schmerzhaften, entsprechend würdigen, wertschätzen und anerkennen konnte, denn all das hat dazu beigetragen, dass ich (wieder) zu dem Menschen wurde, der ich wirklich bin.
Deshalb möchte ich meine persönlichen langjährigen Erfahrungen als eine Art "Aufklärungsarbeit" an interessierte Personen weitergeben (siehe Meine Beiträge), damit uns bewusst wird, wer wir wirklich sind, was wir uns im Leben vorgenommen haben und was wirklich hinter unseren täglichen Begegnungen, Herausforderungen und Problemen steckt.
Übrigens:
Problem bedeutet = das Vorgeworfene, das Vorgelegte, das, was uns (zur Lösung?) vorgelegt wurde.
Komisch, dass wir Probleme immer als negativ und schrecklich ansehen: "Ohje. Da gibt es schon wieder ein Problem."
Warum nicht: "Danke für den Hinweis, denn der Felsen (das Problem) zeigt mir die Lösung."
Doch wie so oft im Leben: Man kann jemanden einen Lottoschein mit 6 Richtigen direkt vor die Nase halten und sagen: "Bitteschön, hier ist die Lösung Deines Problems, genau vor dir, Du brauchst nur zugreifen".
Doch was passiert? Derjenige schaut Dich verwundert an und sagt: "Was meinst Du damit?" Er sieht die Lösung nicht, obwohl sie genau vor ihm liegt.
Bitte bedenken Sie:
Wir alle sind mit einem unsichtbaren, kosmischen Band miteinander verbunden und jeder unserer Handlungen oder Taten sowie jeder unserer Gedanken, hat direkte Auswirkungen auf unser Umfeld sowie auch auf alles andere auf dieser Erde und noch weit, weit darüber hinaus. Deshalb sind wir in jeder Sekunde der ALLEINIGE Schöpfer unserer eigenen Realität. Den meisten von uns ist das nicht wirklich klar. "Na ich weiß nicht. Kann das wirklich sein?" Wir haben schlichtweg vergessen, wer wir wirklich sind und welche fantastischen Möglichkeiten uns in jeder Sekunde unseres Lebens zur Verfügung stehen, denn dann würden wir erkennen, welche Wunder in jedem Augenblick um uns herum geschehen.
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Der ultimative Tipp schlechthin: Vor Gebrauch zu schütteln. Nach dem Schütteln nicht mehr zu gebrauchen.
Wenn Du einen Traum, eine Idee oder eine Vision hast und Dir von ganzem Herzen wünschst, diese zu verwirklichen, dann fange JETZT und HEUTE damit an. Verschiebe nichts auf Morgen. Mache es heute. Morgen sind wieder ganz andere Sachen wichtig und Du verschiebst es auf Übermorgen oder auf nächste Woche oder wenn Du Urlaub hast oder wenn Du in Rente gehst oder, oder, oder. Und plötzlich sind Monate und Jahre vergangen und irgendwann sagst Du Dir: "Naja, das war mal ein Traum von mir. Das wäre sowieso nichts geworden".
Oder Du hast felsenfeste Argumente, die absolut dagegen sprechen jetzt zu beginnen:
"Also jetzt passt es nun wirklich überhaupt nicht. Heute habe ich wirklich wichtigere Dinge zu tun! Ich hab ja schließlich auch noch eine Familie zu versorgen oder einen Beruf, um den ich mich kümmern muss. Irgendwoher muss ja das Geld kommen. Also SOOO einfach ist es nicht getan".
Vielleicht hast Du auch Argumente wie: Fehlende finanzielle Mittel, fehlende Zeit, fehlende Ausbildung, stressiger Beruf, Partner, Eltern usw., dann möchte ich Dir sagen: Das sind alles faule Ausreden, weil Du kein Vertrauen in Deine eigenen Fähigkeiten hast, und das ist ganz normal und verständlich, weil die meisten von uns diese Ängste haben. Doch wenn Du es wirklich von Herzen willst, dann fange einfach an, jeden Tag ein bisschen mehr. Der Rest kommt dann von allein.
Hast Du schon mal überlegt, dass Deine "Argumente" vielleicht nur Dein Schutz sind? Dein Schutz vor Deiner Selbsterkenntnis? Weil Du Selbsterkenntnis vielleicht mit Schmerz oder Leid oder Kummer gleichsetzt? Und wenn man etwas bei sich selbst erkennt, dann hat man keine Ausrede mehr parat.
Bitte denke immer daran: Du bist ein großartiger Mensch, der über fantastische Ideen, geniale Fähigkeiten und über ein riesiges Energie- und Machtpotential verfügt.
Gehe auf die Suche nach Deinen Fähigkeiten. Du wirst staunen, welche Türen sich dann plötzlich öffnen.
Bedenke auch: Bei allem, was wir Menschen erschaffen und vollbracht haben, gab es am Anfang immer EINE Person mit diesem, einen Traum. Alles beginnt immer mit einem Gedanken, einer Idee, einer Vision, einem Traum. Und Träume bleiben solange Schäume, bis man sie in die Tat umsetzt.
(4/4) Unsere (Deine?) Ausreden-Liste:
Übrigens:
"Auf jeden Fall" bedeutet in den meisten Fällen:
"Das mache ich auf KEINEN Fall. Ich hab' jetzt nur keinen Bock mich mit Dir weiter abzulabern."
Auch sehr beliebt:
"Ich ruf' Dich auf jeden Fall an."
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie noch heute auf den Anruf.
Auch immer wieder gern genommen:
"Auf alle Fälle. Um jeden Preis. Unter allen Umständen. Ganz gewiss. Ganz sicher. Aber selbstverständlich. Unbedingt. Egal was auch passiert." (das bedeutet: Mich siehst Du nie wieder...)
Und wenn alles nichts hilft:
Ablenken, ablenken und nochmals ablenken mit: Weglächeln, weglachen, hinnehmen, aushalten, ertragen, aussitzen, übergehen und das Gespräch auf ein anderes Thema lenken: "Sag' mal, ist Dir überhaupt schon meine neue Frisur aufgefallen?"
Die allerletzte Notbremse:
Husten, verschlucken, röcheln, in Ohnmacht fallen
Also so kann man schon mal gar nicht mit mir reden. Ich lass' mich von Dir doch nicht unter Druck setzen.
Das waren 5 Sekunden Deines Lebens, Deiner Lebenszeit. Und gerade eben sind weitere 5 Sekunden vergangen. Diese Zeit kommt nie zurück. Verschwende keine weitere Zeit Deines Lebens für belangloses Zeug. In 5 Sekunden kannst Du vieles erreichen und verändern. So kannst Du jemanden DAS sagen, was Du dieser Person vielleicht schon immer sagen wolltest. Vielleicht ist es ja: "Ich liebe Dich."
Ende Kapitel 15
Start Kapitel 15: Ich kann später einmal sagen ▲
2022
nächstes KAPITEL ▼Zuerst einmal danke an meine Eltern, dass Ihr mir mein Leben geschenkt habt, mich ernährt, gekleidet, beschützt und mir Eure ganz individuellen Werte gelehrt und vererbt habt. So lernte ich von Euch Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Verantwortung, Anstand, Respekt und Liebe. Und natürlich auch deren Gegenpole, da Ihr diese genauso intensiv gelebt habt. Somit spürte ich schon frühzeitig, wie sich auch die Gegenpole von Ehrlichkeit und Liebe anfühlen. Danke auch an meine zwei Schwestern sowie an den Rest meiner ganzen Familie, für alles das, was ich von Euch lernen konnte.
Danke an meine Mutter, die mir im Besonderen einen tiefen Einblick in die ganze Welt der weiblichen Gefühlspalette gewährte, um mich so zu schulen, mich niemals von jeglicher Art äußerer Gebärden täuschen zu lassen. Danke Mutter für deine ganz besondere Botschaft an mich. Ich habe sie verstanden.
Danke an meinen Vater, der die undankbare Rolle des Feindbildes übernahm und mich so endgültig in meine Lebensaufgabe katapultierte, die den Bereich Aufarbeitung ungelöster Familienkonflikte betraf.
Danke an meine Sylvie. Du zeigtest mir was ehrliche und offene Kommunikation, was wirkliche Nähe, was wirkliche Begegnung zwischen Menschen bedeutet. Du zeigtest mir wann es Zeit ist zuzuhören und wann es Zeit ist zu Schweigen. Du zeigtest mir wie man anderen und sich selbst vertraut, wie man sich ohne Angst zeigt, öffnet und mitteilt, wie man von ganzem Herzen verzeiht und vergibt und wie man andere annimmt so wie sie sind, auch ganz ohne Worte. Du zeigtest mir was es bedeutet, Menschlichkeit zu leben.
Danke auch an alle anderen Personen, denen ich bisher begegnet bin und noch begegnen werde und über die ich stets in den Spiegel meiner eigenen aktuellen Entwicklung blicken kann.
Danke an all meine menschlichen und auch tierischen und geistigen Freunde und Begleiter für Eure grenzenlose Unterstützung, Fürsorge, Schutz, Geduld und Vertrauen. Und natürlich für Eure Liebe.
Danke auch an meinen Körper, der es mir erst ermöglicht mich auf Erden zu bewegen, zu kommunizieren, zu sehen, zu hören, zu schmecken, zu fühlen, zu berühren, zu lachen, zu weinen und mit meinen Händen zu erschaffen und bauen zu können.
Mein lieber Körper, Du und ich sind in den vielen Jahren unseres gemeinsamen Weges zu echten Freunden geworden, die miteinander reden, die einander zuhören, die sich vertrauen, die sich respektieren, die sich würdigen und annehmen.
Danke an Deine Kraft und Fähigkeit, Dich immer wieder selbst zu erneuern und zu heilen. Dadurch schenkst Du mir mein ganzes Leben lang Gesundheit, Vitalität und Mobilität. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir beide nun schon über 70 Jahre lang, bis auf ein paar Jahre in der Kindheit, ganz ohne medizinische Hilfe und pharmazeutischen Dienstleistungen auskommen.
Danke an die Erde und ihrem Mutterboden, der mir Nahrung und Kleidung und so unendlich viele andere Dinge schenkt. Sowie mit ihrem Sauerstoff, damit ich atmen kann. Mit ihrem Wasser, damit ich trinken kann. Mit der fantastischen Tier, Pflanzen und Mineralwelt und mit all den vielen anderen unzähligen Dingen auf der Erde, die es mir erst ermöglichen, hier leben zu können.
Wir alle haben uns der Herausforderung "Leben auf dieser Erde" gestellt, mit all unseren persönlichen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Niederlagen, unserer Freude und Angst, unserem Glück und unseren Schmerzen sowie mit unserem Hass und unserer Liebe. Und genau damit, dass wir das fühlen und leben, bewegen und verändern wir etwas. Und das in jedem Moment unseres Lebens.
Ende Kapitel 16
Start Kapitel 16: Danksagung ▲
2022
nächstes KAPITEL ▼Für mich ist jetzt die Zeit des Verzeihens und Vergebens gekommen. Dazu richte ich meine Aufmerksamkeit zuerst auf den kleinen Jungen von damals:
Und so nehme ich mir jetzt die Zeit, den weinenden 4-jährigen Jungen von früher in die Arme zu nehmen und ihm alles das zu geben, was er damals so dringend gebraucht hätte, nämlich Trost, Verständnis, Sicherheit, Geborgenheit, Schutz und Liebe. Ich fühle, wie er sich fest an mich schmiegt und all das schluchzend in sich aufnimmt. Jetzt endlich bekommt er die Aufmerksamkeit, auf die er so viele Jahre sehnlichst gewartet hatte.
Und noch ein allerletztes Mal spüre ich nach, wie sich der kleine Junge damals gefühlt hat, als diese riesige Welle von Schuldvorwürfen und Anklagen über ihn einstürzte. Wie sollte er das nur aushalten, ihm blieb ja gar nichts anderes übrig, als sich irgendwie zu wehren oder zu schützen, um nicht im Strudel der Anklagewelle unterzugehen.
Und ich nehme diesen kleinen Jungen nun wieder voll und ganz in meinem Herzen auf. Erst jetzt spüre ich, wie sehr mir seine Qualitäten über die vielen Jahre hinweg doch gefehlt hatten. Nun endlich wird er wieder zu einem Teil von mir und ich werde durch ihn wieder vollständig und ganz.
Und jetzt richte ich meine Aufmerksamkeit auf meinen damaligen Schutz. Auch ihn nehme ich in meine Arme und sage ihm:
"Mein alter Freund Schutz. Du hast mir von der Kindheit an bis zum heutigen Tage immer zur Seite gestanden und mich beschützt und behütet. Du warst immer für mich da, wenn ich Dich dringend brauchte und hast mich niemals im Stich gelassen. Dafür danke ich Dir von Herzen.
Aber heute bin ich kein kleiner, hilfloser Junge mehr von 4 Jahren. Heute bin ich ein erwachsener Mann und heute habe ich durch meine Lebenserfahrungen ganz eigene Möglichkeiten entwickelt, um mich selbst zu schützen. Falls ich überhaupt noch einen Schutz brauche.
Und so entbinde ich Dich jetzt von allen Aufgaben und Pflichten. Ich lösche hier und jetzt meine alten Schutzmechanismen aus der Kindheit. Sie existieren ab sofort nicht mehr. Sie passen sowieso nicht mehr zu mir. Du und ich sind jetzt frei und Du bist zu einem Teil von mir geworden.
Heute habe ich einen "neuen Schutz", und der heißt: Klarheit, Purheit, Wahrhaftigkeit, Offenherzigkeit und Annahme, denn das ist meine wahre Persönlichkeit. Das bin ich. Und das fühlt sich echt und frei an."
Und jetzt richte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Schwester Renate. Und auch wenn sie schon von dieser Erde gegangen ist, nehme ich sie in meine Arme und sage zu ihr:
"Meine liebe Renate. Du hast immer zu mir, Deinem kleinen Bruder gestanden, ihn geliebt, behütet und beschützt. Das weiß ich jetzt und dafür danke ich Dir von Herzen. Bitte verzeihe mir den Zweifel an Deiner Liebe zu mir und auch für das Misstrauen, dass ich Dir aufgrund Deines Schweigens entgegen brachte. Mir war das alles so nicht bewusst.
Und so entbinde ich Dich heute von jeglicher Last, Schuld, Angst, Wut, Zorn oder Pflicht, die Du von mir aufgrund der Tragödie aus der Kindheit übernommen und für so lange Zeit auf Deinen eigenen Schultern geladen und getragen hast. Ebenso entbinde ich Dich von Deinem selbstauferlegten Schweige-Gelübde, niemals zu jemanden über diese Tragödie zu sprechen. Das alles existiert von nun an nicht mehr. Du und ich sind jetzt frei."
Und jetzt richte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Eltern. Und auch wenn sie schon lange von dieser Erde gegangen sind, nehme ich sie gedanklich in meine Arme und sage zu ihnen:
"Meine lieben Eltern. Durch meine frühkindlichen Erlebnisse hatte ich schon in jungen Jahren eine starke innere Distanz und Schutzmauer zu Euch aufgebaut, ganz besonders zu Dir Vater. Ich habe zu Dir Zeit Deines Lebens keine Nähe, keine Vertrautheit und keine Verbundenheit zugelassen. Dieses Schutzverhalten habe ich über die kommenden Jahrzehnte nie abgebaut. Ich konnte es nicht und ich wollte es auch nicht, denn ich dachte ich brauche diesen Schutz, um nicht wieder dieses Gefühl von ausgelieferter Hilflosigkeit und Verzweiflung zu spüren. Doch damit habe ich uns beiden um jegliche Vater-Sohn Erfahrung gebracht. Wir beide haben das Gefühl des Miteinander nie erfahren. Das bedauere ich heute auf das Tiefste.
Doch heute erkenne ich auch, dass Ihr damals genauso blind in Euren eigenen Schutzmechanismen gefangen ward. Ihr konntet damals nicht anders handeln. Ich spüre, dass Ihr mich trotz allem immer geliebt habt und zu jeder Zeit immer nur das Beste für mich wolltet. Ich danke Euch für Eure Liebe und Fürsorglichkeit."Und nun sage ich zu Euch aus reinem Herzen: "Liebe Eltern, ich verzeihe und vergebe Euch und spreche Euch frei von jeglicher Schuld.
Und auch ich bitte Euch um Verzeihung, für all das Leid und den Kummer, den ich Euch bewusst oder unbewusst zugefügt habe, entweder durch mein Handeln oder Nichthandeln oder durch mein Reden oder Schweigen."
Und zum Schluss kommt wohl das Schwierigste von allem: Das sich selbst verzeihen, das sich selbst vergeben. Aber auch dafür ist jetzt die Zeit gekommen:
"Und so verzeihe ich mir jetzt selbst allen Schmerz, allen Kummer, alles Leid und allen Hass, alles das und vieles mehr, was ich mir in den vergangenen Jahren immer und immer wieder bewusst oder unbewusst selbst angetan habe. Und auch, dass ich nicht immer in Liebe war. Ich entbinde mich selbst von allen Schuldgefühlen und allen Selbstverurteilungen und Selbstbestrafungen. Sie existieren ab sofort nicht mehr in meinem Heute sondern gehören in mein altes Gestern. Ich bewahre sie in meinem Herzen auf, als meine ganz persönlichen Lebensschätze."
Und ich sehe, wie meine alte selbsterbaute Schutzmauer langsam Stein für Stein in sich zusammenfällt, wie sie sich langsam in Rauch auflöst und nach oben in den Himmel aufsteigt. Nun ist der Weg zu mir und zu allen anderen Menschen wieder frei.
Euer verloren geglaubter Sohn, kehrt nun nach so langer Zeit endlich wieder zurück nach Hause, zurück in Eure Arme, zurück in Eure Herzen.
So habe ich es geschrieben und so ist es geschehen.
Ich bin Peter Reifegerste, Sohn von Kurt und Sylvia Reifegerste und ich nehme mich, mein Leben, meine Gefühle, meine Gedanken, meine Fantasie und meine Träume ernst.
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Autor: Peter Reifegerste