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Die großen Vorbilder: Mutter und Vater - Die Illusion erwachsen zu sein

Sylvia Reifegerste

Sylvia
Reifegerste

Die Illusion erwachsen zu sein

Erwachsen - und doch gefangen im Kindverhalten

Kapitel: 13

Die großen Vorbilder: Mutter und Vater

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Die Illusion erwachsen zu sein

Erwachsen - und doch gefangen im Kindverhalten
Die Urverletzung und ihre Folgen
von Sylvia Reifegerste


Kapitel 13:
Die großen Vorbilder: Mutter und Vater


Liebe Leserin, lieber Leser.

Als Erwachsene sind wir für unser Wohlergehen selbst zuständig. Das beinhaltet, dass wir selber darauf Einfluss nehmen, wie wir uns selbst motivieren, loben, fördern, belohnen oder strafen, kritisieren und verurteilen. Dabei gehen wir fast immer genauso vor, wie wir es in der Kindheit von unseren nahesten Bezugspersonen erfahren haben.

Die wenigsten von uns haben gelernt, verständnisvoll, liebevoll und fürsorglich mit sich selbst umzugehen. Um uns vor seelischem Schmerz und emotionalen Verletzungen zu schützen, haben wir Abwehrmechanismen entwickelt, die uns von unseren Gefühlen abtrennen. Dies schützt zwar in dem Augenblick vor Schmerz, lähmt aber auf Dauer unsere Lebendigkeit und es geht uns dadurch ein beachtlicher Teil an Lebensqualität verloren.

Als Erwachsene sind wir für unser Grundgefühl selbst zuständig. Wir allein haben die Macht darüber, ob wir uns glücklich oder unglücklich fühlen.

Unsere Eltern führen wir auch als Erwachsene in unserem Inneren weiter.
Dadurch existieren in jedem Menschen nicht nur das innere Kind, sondern auch die innere Mutter und der innere Vater. Diese Anteile verhalten sich genauso, wie wir sie als Kind erlebt haben.

Indem Sie sich einmal bewusst machen, wie Sie in Gedanken über andere denken oder sie kritisieren, können Sie schnell herausfinden, wie Sie mit sich selbst umgehen. Meistens sind unsere inneren Urteile ein Hinweis darauf, wie wir uns selbst behandeln. Die Antworten auf die folgenden Fragen geben weitere Aufschlüsse:


Übung: Die innere Kommunikation

Gehen Sie einmal auf Tauchstation und nehmen Sie wahr, wie Ihre inneren Dialoge sind:

Egal wie negativ die inneren Stimmen und Dialoge auch sein mögen, es versteckt sich in den meisten Fällen immer eine positive Absicht dahinter. Z.B. verbirgt sich hinter dem inneren Vorwurf: "Das schaffst du sowieso nicht" eine Schutzfunktion. Diese Aussage schützt vor eventuellem Versagen und damit also vor Enttäuschungen. Auch die Aussage "Freu dich bloß nicht zu früh" ist ebenfalls eine Schutzfunktion, die einer Enttäuschung vorbeugen "soll".

Behandeln Sie sich immer liebevoll und genauso respektvoll und achtsam, wie sie auch von anderen Menschen behandelt werden möchten.
Auch wenn eine positive Absicht hinter solchen negativen Aussagen steckt, ist diese Form der Kommunikation sehr fragwürdig und veränderungsbedürftig. Oder wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihnen lauthals ein Mensch ins Gesicht schleudern würde: "Dafür sind Sie sowieso zu blöde!" Ich zumindest könnte von so einem Menschen keinen Rat annehmen, würde auf Abstand gehen und mich von dieser Art distanzieren. Wie würden Sie vorgehen?

Achten sie künftig darauf, dass Sie sich gut behandeln und eine nette innere Umgangsform mit sich haben. Meine Empfehlung lautet:
Werden Sie zu Ihrem besten Freund bzw. zu Ihrer besten Freundin.
Wenn Sie sich genauso, wie einen guten Freund behandeln, dann kann im Prinzip nichts schief gehen.


Nun möchte ich nochmals auf unsere großen Vorbilder in unserer Kindheit zurückkommen.

Die Prägung aus der Kindheit ist die Saat die wir für unsere Zukunft setzen. Ausgehend von dieser Saat ernten wir und ziehen entsprechende Situationen und Umstände an. Wenn wir uns eine bessere Ernte wünschen, haben wir dafür zu sorgen, dass wir eine andere Saat setzen.

Auch wenn unsere Eltern nur die besten Absichten für uns hatten, können ihre Vorgaben niemals fehlerfrei sein, denn keiner ist perfekt. Das wäre auch nicht sinnvoll, denn wo wären da unsere Entwicklungsmöglichkeiten? Wir brauchen Herausforderungen und Spannungsfelder, um uns zu entwickeln und über uns hinauswachsen zu können. Zudem ist jede Seele so vielschichtig und einzigartig, dass es für die Eltern nicht immer leicht ist, alles zu erfassen, was ihr Kind ausmacht oder allem gerecht zu werden, was ihr Kind an Unterstützung benötigt. Hinzu kommt natürlich auch, dass unsere Eltern auch ihre Wunden in sich tragen und nur das weitergeben, was sie selber gelernt und erfahren haben.

Betrachten wir die Rollen der Mutter und des Vaters aus einer übergeordneten Sicht, dann haben sie die Funktion als Weltenlehrer. Die Mutter prägte dabei unsere weibliche und der Vater unsere männliche Seite.


Die Mutter: Unser weibliches Vorbild

Die Mutter ist einer unserer wichtigsten Vorbilder und Lehrer. Sie dient als Vorlage für unsere weibliche, gefühlvolle und intuitive Seite.

Die mütterliche Lehrphase beginnt bereits mit der Empfängnis und endet zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr.
Alles was wir zwischen der Empfängnis und dem 3. bis 5. Lebensjahr von unserer Mutter lernen, prägt unsere weibliche Seite, also unser Fühlen, unsere Annahme und wie wir selber Nahrung an uns und an andere weitergeben.

Die Mutter gibt Nahrung von Körper zu Körper.
Die Schwangerschaft ist die erste Verbundenheit zwischen beiden Psychen und Körpern. Bereits während der Schwangerschaft werden die ersten Erfahrungen mit dem Vorhandensein oder dem Fehlen des mütterlichen Instinktes gemacht. Die Mutter erteilt ihre Lektionen durch ihren Körper, mit ihrem Vorbild, mit ihrer Führung, ihrer Einstellung, ihrer Energie und ihrer Schwingung. Je nachdem wie die Mutter war, wirkt sich das auf die Entwicklung des noch ungeborenen Kindes aus.

Eine gesunde Mutter respektiert und fördert die Einzigartigkeit ihres Kindes und stärkt ihren Selbstwert. Die ersten Bedürfnisse für ein Neugeborenes sind:

Eine gesunde Mutter gibt ihrem Kind dann Nahrung, wenn sie spürt, dass es hungrig ist und lässt es dann schlafen, wenn es müde ist. Sie richtet sich nicht nach der Uhrzeit oder nach Büchern oder anderen Personen die Regeln vorschreiben, wann das Kind hungrig oder schläfrig zu sein hat. Sie erlaubt ihrem Kind alle Bedürfnisse und Ängste zu dem Zeitpunkt auszudrücken, wo das Kind diese auch empfindet. Dazu gehören auch Weinen, Schreien, Wut, Trauer usw. Sie unterstützt ihr Kind, sich authentisch zu verhalten. Sie achtet die natürlichen Instinkte ihres Kindes und versucht nicht, etwas zu erzwingen. Nur so kann ein Kind lernen, was es braucht und wahrnehmen, wie seine wahren Gefühle aussehen. Es wird später wissen, was es braucht und wer es ist.

Eine gesunde Mutter versorgt ihr Kind, schenkt ihm Geborgenheit und Vertrauen ins Leben. Sie unterstützt das Kind, wenn es Angst oder Kümmernisse hat.
Die Aufgabe der Mutter besteht also darin, dem Kind ein gutes Körpergefühl zu vermitteln, sodass es immer den direkten Zugang zu seinen Bedürfnissen hat, um sich später selbst nähren zu können. Je besser sich unsere Mutter selbst genährt und geschätzt hat, desto besser werden wir als Erwachsene für uns selber sorgen können.

Eine gesunde Mutter gibt uns das Gefühl, dass wir geliebt werden, weil wir genauso richtig sind wie wir sind.
Sie befreit uns von Abhängigkeiten wie des Geliebt-Werdens-Wollen, der Angst des Versagens, des Verlassens-Werdens und erlöst uns von ungesunden Verhaltens- und Reaktionsweisen. Sie lebt uns vor, unsere Gefühle frei auszudrücken und unsere Bedürfnisse zu äußern.

Bereits mit der Geburtsphase erleben wir unsere eigene Mutter zu werden, wir verleiben die mütterlichen Instinkte unserer Mutter in uns ein, um dann später für uns selber sorgen zu können. Dazu ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass unsere Mütter immer nur das geben konnten, was sie selber gelernt haben. So wird eine Übertragung immer gewisse Mängel haben. Diese Mängel entstehen bereits dann, wenn wir z.B.:

Diese Liste lässt sich beliebig fortführen.

Wann immer wir einem bestimmten Bild entsprechen "sollten" und nicht unsere aktuellen Bedürfnisse leben durften, wurden wir dazu erzogen, unseren eigenen Körperbotschaften nicht mehr zu vertrauen. Das führt letztendlich zu folgenden Wunden:

Die Ursache von vielen Erkrankungen, die mit Essstörungen zu tun haben, ist auf die Mutter-Thematik zurückzuführen und auf den Mangel, uns dadurch selbst gut ernähren zu können.

Weitere Folgen von mütterlichen Mängeln sind:
Angst alleine zu sein, Körper ablehnen oder sich unbehaglich im Körper fühlen, Scham, Sorgen, Schwierigkeiten mit den Gefühlen, innere Leere. Sich in Beziehungen verlieren, Besitz, Machtmissbrauch, bemuttern, Übermutter, unersättlicher Hunger nach Sicherheit, keine Veränderungen wollen, festhalten, Klammern, andere dominieren, für andere entscheiden und bestimmen (starke Einmischung oder Übermutter), Schmerz, Schuld, Verurteilen, Beurteilen, Krankheiten, Alkohol, Sex, Drogen, Versagen, Leere mit Essen oder materiellen Dingen füllen oder Befriedigung durch Zigaretten saugen und Essen einverleiben oder verweigern.

Viele unserer Probleme liegen an unserem eigenen Mangel an Mütterlichkeit. Wir haben deshalb unsere innere Mutter in uns zu heilen, zu nähren, zu pflegen und zu lieben. Jeder hat für sich heute so zu sorgen, wie er es sich damals von seiner Mutter gewünscht hätte. Das beinhaltet, sich alles zu geben, wie Selbstwert, Liebe, Vertrauen, Körperliebe, Annahme, Mut, Kraft, Hingabe, loslassen, Verzeihen, Demut und Anmut.


Übung: Mutterübung

Über die folgenden Fragen haben Sie die Möglichkeit mehr herauszufinden, was Ihnen Ihre Mutter vorgelebt hat. Sofern Sie nicht von Ihrer Mutter großgezogen wurden, beantworten Sie bitte die Fragen mit der weiblichen Bezugsperson, die in den ersten Lebensjahren den größten Einfluss auf Ihr Leben hatte:

1. Wie hat sich Ihre Mutter verhalten, als sie mit Ihnen schwanger war?

2. Wie hat sich deine Mutter gefühlt, als Sie geboren wurden?

3. Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrer Mutter, als Sie in die Schule kamen?

4. Wie war Ihre Mutter in Ihrer Pubertät?

5. Wie denken Sie heute über Ihre Mutter?

6. Welche Probleme hatte Ihre Mutter, als Sie klein waren und welche hat sie heute noch? (Sofern Ihre Mutter nicht mehr lebt, beantworten Sie die Frage bitte zum Zeitpunkt des Todes)

7. Wie würde Ihr Vater Ihre Mutter beschreiben?

8. Wie würde Ihre Mutter sich selbst beschreiben?

Die Antworten auf diese Fragen geben Aufschluss darüber, welchen Einfluss Ihre Mutter auf Ihre weibliche Seite hatte. Nehmen Sie alle Gefühle an, die Sie während der Übung spüren. Falls Sie traurig oder ärgerlich sind, weil Sie schmerzhaft spüren, dass Sie in Ihrer Kindheit einiges nicht bekommen haben, nehmen Sie diese Gefühle an und lassen Sie sie zu. Es geht nicht darum, Ihrer Mutter den Stempel "schuldig" aufzudrücken sondern darum zu erkennen, dass das was Ihnen als Kind gefehlt hat, heute noch Ihr Leben bestimmt.

Den Menschen, die nicht nach der Geburt bei Ihrer leiblichen Mutter aufgewachsen sind oder nur zeitweise bei der Mutter großgeworden sind, haben häufig sehr starke Mutterwunden. Es entsteht häufig ein Mangel an den mütterlichen Instinkten. Wächst das Kind bei einer Pflegemutter auf, oder hat es eine andere weibliche Bezugsperson, wird es Bezug auf diese Person nehmen. Diese Person wird dann die mütterliche Rolle übernehmen. Es kommt hierbei auch darauf an, was dem Kind von der leiblichen Mutter erzählt wird.

Als Erwachsene haben wir zu lernen, uns in allen Lebensbereichen das zu geben, was wir uns damals von unserer Mutter gewünscht hätten.

Wir haben uns selber eine gute Mutter zu sein.
Das beinhaltet, uns das zu geben, womit wir uns auch wirklich wohl fühlen. Ob das nun die Nahrung ist, die wir täglich essen oder aber die Kleidung ist, die wir tragen. Wir haben also darauf zu achten, dass wir künftig nur noch das akzeptieren, womit wir uns wohlfühlen. Für eine Heilung der Mutterwunden steht das Wohlgefühl an oberster Stelle. Dazu gehört auch, dass wir uns lieben und annehmen, so wie wir sind. Wenn wir mit uns eine Liebesverbindung eingehen und uns annehmen wie wir sind, stärken wir nicht nur unsere Selbstliebe sondern werden selbst zu einer Persönlichkeit, die aus der Fülle heraus geben kann. Die Empfehlung lautet daher:


Der Vater: Unser männliches Vorbild

Der Vater ist unser zweites Vorbild und auch er gehört zu unseren wichtigsten Lehren. Er ist die Umkehrung zur Mutter. Der Vater symbolisiert die Autorität und das handelnde, aktive, männliche Prinzip. Durch die Mutter wächst das Selbstbild, durch den Vater wird es festgelegt. Innen = Mutter, Vater = Außen.

Durch den Vater wird festgelegt,

Durch die Mutter und den Vater lernen wir, wie wir uns verhalten, im Außen und im Innen. Die Mutter lehrt uns in unserem Körper zu sein oder auch nicht. Der Vater führt uns in die Welt der Beziehungen mit anderen ein und bringt uns dadurch bei, uns mit unserem Herz auszudrücken. Er lehrt uns, wie wir uns gegenüber anderen Personen verhalten. Er ist der erste Mensch, mit dem wir als Kind eine Beziehung eingehen bzw. aufbauen. Für Partnerschaften ist der Vater oder die männliche Bezugsperson somit immer die Basis.

Das Verhältnis zu unserer Mutter ist anders, denn aus ihrem Körper sind wir entstanden und herausgekommen. Daher ist dieses Verhältnis also wirklich und direkt. Mit der Mutter haben wir eine Einheit gebildet und waren mit ihr eins. Der Vater ist jedoch außerhalb von uns. Er wird dadurch zum DU. Die Aufgabe oder die Lehre für das Kind besteht darin, sich mit ihm zu verbinden.

Der Vater ist die Basis für unsere Beziehungsfähigkeit. Über den Vater lernen wir, uns auf andere Menschen zu beziehen.
Im späteren Leben werden wir uns so auf andere beziehen, so wie sich der Vater auf uns damals bezogen hat. Der Vater ist die Grundlage für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und für gute Freundschaften.

Vom Vater erlernen wir das Nehmen und Geben und den hohen Austausch in Freundschaften.
Er lehrt uns den väterlichen Instinkt und die instinktive Fähigkeit sich mit anderen auf angemessene Weise zu verbinden weiterzugeben. Er lehrt uns Kameradschaftlichkeit, Anteilnahme und Fairness. Wir lernen von unserem Vater auch uns selbst ein guter Freund zu sein.

Der Vater lehrt uns auch, wie wir unsere Grenzen ziehen und unser eigenes Autoritätsgefühl empfinden.
Er bringt uns bei, was wir im Leben zulassen können und wie wir auf Neues zugehen. Durch das Verhältnis zu dem Vater wird festgelegt, ob wir in der Lage sind, wir selbst zu sein und ob bzw. wie wir unser Herz ausdrücken können. Ob wir etwas leisten, darstellen, bezaubern, verführen, konkurrieren, schmeicheln, fordern, verneinen oder zerstören "müssen", um anerkannt zu werden.

In all unseren späteren Freundschaften verhalten wir uns genauso, wie damals als wir klein waren. So wie wir uns damals verhielten, um die Anerkennung von unserem Vater zu bekommen, so verhalten wir uns auch in späteren Freundschaften, Partnerschaften, Bekanntschaften und auch uns selbst gegenüber. Schauen Sie sich bitte in diesem Zusammenhang einmal Ihre Beziehungsfähigkeit (Partnerschaft, Freundschaft) an.

Alle Freunde sind versteckte Väter.
Die Welt trägt für die Menschen ein positives Gesicht, wenn sie einen Vater hatten der dem Kind vom Herzen her alles gegeben hat, wie z.B.: Aufmunterung, Bestätigung, Trost, Güte, Ermutigung, Anerkennung, Beifall und Bestärkung.

Sofern er nicht wusste, wie er auf das Kind zugehen "sollte", sich distanzierte, physisch oder psychisch mehr abwesend war, wird auch das Kind später in Bezug auf Menschen Schwierigkeiten haben und sich selbst entsprechend behandeln. Das Gleiche gilt auch für das Gefühlsverhalten. Sofern ein Vater gefühlsmäßig verunsichert war, seine Gefühle nur schlecht zeigen konnte, sie versteckte und sich zurückzog, sich eher oberflächlich verhielt, wird dies später auch ein Muster von dem Kind werden. Verhält sich ein Vater nicht männlich, spontan, Handlungs- Entscheidungsfreudig sondern mehr zurückhaltend, ängstlich, unsicher, zögernd und abwartend, wird sich später das Kind ebenso wenig zutrauen. Dieses Kind wird mit einigen Wunden in seinem Leben zu tun haben.

Menschen mit väterlichen Wunden entwickeln eigene Bestätigungsmuster.
Sie haben einen Drang nach Anerkennung. Sie spielen, schmeicheln, wägen ab. Sie verstecken sich hinter ihrer Arbeit oder hinter ihren Kindern. Weil das Selbstvertrauen fehlt, machen diese Menschen sich viele Gedanken um ihr Ansehen, ihren Titel, Status, Reichtum, Prestige oder wer IN und wer OUT ist. Oft verwenden sie Geld, um Kontrolle, Liebe und Einfluss zu gewinnen. Sie bringen nicht wirklich ihr Herz und ihre Seele in Freundschaften ein. Sie täuschen oft etwas vor, sind im Inneren dabei äußerst verzweifelt.

Weitere Folgen von väterlichen Wunden sind:
Einsamkeit, Entfremdung, tiefe Trauer, Misstrauen, Täuschung, Unehrlichkeit, Schmerz, Scham, Missachtung, Angst, Zorn. Angst zu handeln und etwas zu entscheiden. Aufschieben: mehr in Theorie stecken bleiben als praxisbezogen leben. Beziehungsprobleme, oft gehen die Freundschaften auseinander, Partnerschaften werden abgebrochen oder gar nicht erst eingegangen.

Die meisten Menschen haben Vaterwunden.
Auch wenn sie auf Festen oder in der Außenwelt fröhlich sind, mit der richtigen Kleidung und dem "richtigem" Ansehen erscheinen, ist ihr Leben durchdrungen von einem Mangel an Schwung. Sie sind oft melancholisch, tragen in sich ein Bedauern oder eine Verzweiflung. Es fehlt oft der so genannte "sprühende Funke".

Den Menschen, die ohne Vater oder nur zeitweise mit Vater aufgewachsen sind,
fehlen fast immer die väterlichen, elementaren und natürlichen Instinkte. Es entsteht immer ein Mangel an den väterlichen Instinkten. Sofern das Kind schon von Geburt an mit einem Pflegevater oder mit einer anderen wichtigen männlichen Autoritätsperson zusammenlebt, wird es Bezug auf diese Person nehmen. Diese Person wird dann den väterlichen Freund vorleben. Hinzu kommt hierbei, was die Mutter über den leiblichen Vater erzählt hat. Sofern sie viel über ihn redet, wird das Bild des Vaters mit der anderen Autoritätsperson vermischt und es kann zu Verwirrungen kommen.


Übung: Vaterübung

Über die folgenden Fragen haben Sie nun die Möglichkeit, mehr über die Rolle Ihres Vaters herauszufinden. Sofern Ihr leiblicher Vater nicht anwesend war, beantworten Sie bitte die Fragen mit der männlichen Bezugsperson, die in den ersten Lebensjahren den größten Einfluss auf Ihr Leben hatte:

Falls Sie Ihren Vater nicht kennen oder er früh gestorben ist, machen Sie sich bitte bewusst, was Ihnen über Ihren Vater erzählt wurde.

Nehmen Sie alle Gefühle an, die Sie während der Übung spüren.
Falls Sie Wut oder Trauer fühlen, weil Sie schmerzhaft spüren, dass Sie in Ihrer Kindheit einiges entbehrt haben, lassen Sie es zu. Es ist völlig in Ordnung. Es geht zwar nicht um eine Schuldzuweisung, aber dennoch darum zu erkennen, was Sie als Kind schmerzlich entbehrt haben.

Unsere heutige Aufgabe besteht darin zu lernen, unser eigener Vater/Freund zu sein und unsere Vaterwunden zu heilen.
Nur durch unsere Lebendigkeit können wir unser Herz öffnen. Lebendigkeit heißt auch, sich verletzbar zu zeigen, sich verletzbar zu machen. Das beinhaltet auch, andere zu verletzen. Die Wahrheit kann manchmal sehr schmerzhaft sein. Ehrlichkeit ist sehr wichtig. Alles andere ist Zeitverschwendung, denn ohne diese Verletzbarkeit wären wir bewegungslos und unlebendig. Wir würden uns in einem dicken Schutzpanzer befinden, mit dem wir unser Herz nicht leben könnten.

Machen Sie sich bewusst, dass Sie das, was Sie als Kind schmerzhaft vermisst haben, niemals mehr bekommen werden. Die Zeit ist endgültig vorbei, denn Sie sind heute kein Kind mehr! Diese Erkenntnis mag schmerzhaft sein aber sie entspricht der Wahrheit.

Übrigens: Die Mutter- oder Vaterwunden bleiben solange, bis Sie von Ihnen geheilt werden. Das ist unabhängig davon, wie viel Liebe, Anerkennung, Geborgenheit oder Unterstützung Sie heute im Außen von anderen Menschen bekommen haben. Selbst wenn sie all das von Ihren Eltern heute bekommen, was Ihnen als Kind gefehlt hat, bleiben die Wunden, die in der Kindheit entstanden sind und zwar solange, bis sie geheilt worden sind.


Nochmal zurück zur Kernbotschaft:
Der enorme Einfluss der Urverletzung auf unser Leben

Im nächsten Kapitel geht es darum, die kindliche Ebene zu verlassen und ein gesunder Erwachsener zu werden.


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Die Illusion erwachsen zu sein:
Die großen Vorbilder: Mutter und Vater