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MUSS - SOLL - WILL. Ohne Druck ist das Leben leichter - Die Illusion erwachsen zu sein

Sylvia Reifegerste

Sylvia
Reifegerste

Die Illusion erwachsen zu sein

Erwachsen - und doch gefangen im Kindverhalten

Kapitel: 12

MUSS - SOLL - WILL
Ohne Druck ist das Leben leichter

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Die Illusion erwachsen zu sein

Erwachsen - und doch gefangen im Kindverhalten
Die Urverletzung und ihre Folgen
von Sylvia Reifegerste


Kapitel 12:
MUSS - SOLL - WILL
Ohne Druck ist das Leben leichter


Liebe Leserin, lieber Leser.

Im letzten Kapitel haben Sie an meinem Beispiel erkennen können, wie stark meine Urverletzung mein Leben bestimmt hat. Schauen wir uns jetzt einmal Ihr Leben genauer an. Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Leben auch von Ihrer Urverletzung bestimmt wird?

Ich möchte Ihnen weitere kleine "Schuhanzieher" in die Hand geben, die Ihnen dabei helfen, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Diese "Schuhanzieher" können Sie nutzen, um zu erkennen, inwieweit Sie sich auch heute noch von Ihrer Kindheit bestimmen lassen. Es handelt sich um kleine Wörtchen, die es jedoch in sich haben und Ihnen genau zeigen, ob Sie sich in einem kindlichen oder erwachsenen Verhalten befinden und, ob Sie aus einer Verletzung heraus handeln. Die Wörter, die uns nähere Hinweise geben sind:


MUSS - SOLL - WILL

Hinter jedem MUSS - SOLL - WILL verbirgt sich ein kindliches Verhalten. Vielleicht wissen Sie bereits, dass Wörter die mit MUSS oder SOLL verbunden sind, immer Druck aufbauen. Außerdem können wir mit Hilfe dieser Wörter immer unseren verletzten Teil deutlich erkennen, häufig sogar Rückschlüsse auf die Urverletzung ziehen.

Die Wörter MUSS und SOLL bauen nicht nur Druck auf, sondern zeigen auch, was wir ablehnen. Sie zeigen uns, wo der Schuh drückt.

Hinter MUSS und SOLL verbergen sich die Dinge, die uns als Kind beigebracht wurden. Sie drücken das aus, was wir tun mussten oder (nicht) machen sollten. Das Wörtchen WILL drückt dagegen aus, was wir aus dem Erlernten gemacht haben. Hierauf komme ich später noch zurück. Zunächst möchte ich bei dem MUSS und SOLL bleiben.

Als Kleinkind folgen wir unseren Eltern bedingungslos.
Wir vertrauen darauf, dass alles was sie uns sagen und beibringen richtig und optimal für uns ist. Daher legt ein Kleinkind bei allem was es macht, wie es auf etwas reagiert und fühlt, immer die Maßstäbe seiner Eltern (Bezugspersonen) zugrunde. Jede Ablehnung, jede Nichtannahme, jede Unsicherheit stellen für ein Kleinkind immer eine existenzielle Bedrohung da und lösen häufig ein Trauma aus.

In der frühsten Kindheit sind wir dadurch auch besonders empfänglich für die Forderungen und Regeln, die uns als Kind auferlegt werden. In der Kindheit lernen wir, dass wir etwas tun müssen oder lassen sollen, um unsere Eltern zu Frieden zu stellen. Kinder möchten angenommen, geliebt und anerkannt werden. Sie benötigen dieses Gefühl um sich sicher, geborgen und geliebt zu fühlen. Also befolgen sie in den ersten Lebensjahren die Gebote, Verbote und Vorschriften, die sie bekommen.

Alles, was mit SOLL - MUSS - WILL zu tun hat, ist zu hinterfragen, weil es aus der Kindheit kommt.
Die Vorschriften, die wir als Kinder beigebracht bekommen haben, tragen wir auch als Erwachsene noch weiter. Das liegt daran, weil wir auch als Erwachsene die kindlichen Bedürfnisse weiter in uns führen. Es wurde uns zwar mehr oder weniger beigebracht, was es heißt, ein Leben als Erwachsener zu führen, aber nicht uns auch von unseren kindlichen Bedürfnissen zu verabschieden.

Das heißt, unsere Sehnsüchte nach Liebe, Anerkennung, Geborgenheit und Sicherheit sind unabhängig in welchem Alter wir uns befinden noch unsere Hauptmotoren. So befolgen wir viele Jahre die in der Kindheit erlernten Regeln oder aber, wir lehnen uns dagegen auf, gehen in den Trotz und machen das genaue Gegenteil. Dies machen wir solange, bis wir den übernommenen Kinderkreislauf bewusst verlassen. Das heißt, wir legen bei unseren Entscheidungen zwei Alternativen zugrunde:


1. Die Anpassung, das heißt wir erfüllen die Erwartungen anderer, um anerkannt zu werden.

Oder

2. Die Ablehnung bzw. der Trotz oder die Auflehnung, weil wir glauben, dass wir dadurch mehr erreichen und unseren "eigenen Weg" gehen.

Beide Verhaltensweisen sind allerdings zu hinterfragen, denn wir befinden uns im Dunstkreis unserer Kindheit. Ausgehend von der kindlichen Basis wählen wir lediglich zwischen zwei Alternativen, nämlich der Anpassung oder Auflehnung. Selbst wenn wir glauben andere Erfahrungen zu machen, indem wir in den Trotz gehen, werden wir letztendlich feststellen, dass wir uns aus dem alten Kreislauf nicht wirklich befreit haben. Das bedeutet, wir befinden uns weiterhin in einem Hamsterrad.

Wie wir uns verhalten, ob angepasst und vernünftig oder ablehnend, aufmüpfig oder trotzig, hängt damit zusammen, womit wir als Kind am meisten Aufmerksamkeit bekommen haben.

Wodurch wir als Kind die größte Aufmerksamkeit erhalten haben, entscheidet über unser Verhalten. Ebenso wird unser Verhalten dadurch mitbestimmt, wie wir reagieren, wenn wir unter Druck gesetzt werden. Bitte beantworten Sie die folgenden Fragen:

Wie ich bereits im letzten Kapitel berichtete, gehörte ich zu den Menschen die keinen enttäuschen "wollte". Ich versuchte daher, die Erwartungen anderer zu erfüllen. MUSS und SOLL waren die Gesetze denen ich freiwillig folgte. Es liegt auf der Hand, dass ich mich dadurch ständig selber übergangen und verletzt habe. Die Menschen um mich herum stellte ich zwar zufrieden. Auch wurde ich nur selten angegriffen. Allerdings blieb eine enttäuschte Person auf der Strecke und das war ich. Heute weiß ich, dass ich die größte Enttäuschung für mich selbst war.

Finden Sie über die Wörter SOLL und MUSS schnell und jederzeit heraus, wo bei Ihnen der Schuh drückt.
Damit deutlicher wird, wie stark die Wörter MUSS und SOLL unser Leben als Erwachsener beeinflussen und begrenzen, möchte ich Ihnen in der folgenden Übung weitere Fragen stellen:


Übung: Den selbstgemachten Druck entlarven

Haben Ihnen die Antworten weitergeholfen? Vielleicht irritiert es Sie, dass hinter jedem MUSS oder SOLL ein kindliches Verhalten steckt und Sie haben Schwierigkeiten, diesen Zusammenhang zu erkennen. Anhand von einigen einfachen Beispielen möchte ich Ihnen diese Tatsache verdeutlichen:

Beispiele:
Nehmen wir einmal an, Ihre Wohnung "müsste" mal wieder aufgeräumt oder saubergemacht werden und Sie sagen sich oder zu jemand anderen:

Was Sie alles an diesen simplen Beispielen erkennen können:

  1. Sie outen, womit Sie momentan nicht zufrieden oder einverstanden sind. Sie akzeptieren den Ist-Zustand also nicht, das heißt, Sie befinden sich in der Ablehnung.
  2. Sie zeigen deutlich, was Sie von sich erwarten.
  3. Sie treffen keine Entscheidung sondern verschieben sie.
  4. Sie schieben etwas vor sich her, weil Sie vielleicht keine Lust, keine Zeit dazu haben und es als eine Pflicht, als lästig oder als unnötig ansehen. Was auch immer der Grund dafür ist, Sie stehen nicht wirklich dazu und dadurch verschieben Sie es. Gleichzeitig bauen Sie Druck auf.
  5. Sie haben noch keine Entscheidung getroffen und schieben etwas vor sich her.
  6. Sie setzen sich unter Druck, vermutlich genau in der Form, wie sie es damals in Ihrer Kindheit erfahren haben, wenn Sie etwas machen "sollten".
  7. Anhand Ihrer Reaktion können Sie erkennen, wie Sie allgemein unter Druck und auf Erwartungen reagieren, das heißt ob Sie funktionieren, bzw. sich angepasst verhalten und leisten oder aber, ob Sie in die Auflehnung und in die Verweigerung gehen.

Die Wörter SOLL, MUSS zeigen, dass Sie in der Ablehnung sind und den jetzigen Zustand nicht annehmen.

Jeder Satz ist zunächst ein Hinweis auf eine Nichtannahme, dessen was gerade ist.
Außerdem verbergen sich hinter diesen Aussagen Beurteilungen, Ängste, Befürchtungen, Erwartungen die wir haben, wenn wir etwas nicht erreichen. Das Gleiche passiert, wenn Sie anderen sagen, was Sie tun oder lassen MÜSSEN oder SOLLEN. Sie setzen den anderen nicht nur unter Druck, sondern drücken ebenfalls aus, dass sie das jetzige Verhalten des anderen nicht annehmen. Auf den Punkt gebracht: Sie stülpen Ihrem Gegenüber ihre Erwartungen über.

Wenn wir uns oder andere mit den Wörtern MUSS und SOLL unter Druck setzen, aktivieren wir Gefühle die meistens mit schmerzhaften Erfahrungen aus der Kindheit gekoppelt sind.
Um dies zu verdeutlichen, lassen Sie uns einmal gemeinsam hinterfragen, warum Sie glauben, dass Sie etwas machen oder lassen MÜSSEN bzw. SOLLEN:

Beispiel: "Ich muss endlich mal wieder meine Wohnung saubermachen". Um an die kindlichen Bedürfnisse und an die Urverletzung heranzukommen, sind weitere Fragen zu stellen. Ein solcher Dialog könnte z.B. wie folgt aussehen:

Frage: "Warum meinst du "musst" du deine Wohnung saubermachen?"
Mögliche Antwort: "Weil es mir auf dem Geist geht, dass alles so dreckig ist"

Frage: "Warum machst du es denn nicht sauber?"
Antwort: "Weil ich keine Lust dazu habe".

Frage: "Wenn du keine Lust dazu hast, warum meinst du es trotzdem machen zu müssen?
Antwort: "Na weil man das halt so macht, außerdem liebe ich es auch, wenn alles wieder sauber und ordentlich ist".

Frage: "Wie sah es in deiner Kindheit mit dem Aufräumen aus? Welche Erfahrungen hast du damals gemacht?"
Antwort: "Meine Mutter hat oft die Geduld mit mir verloren und mich mehr oder weniger dazu gezwungen, mein Zimmer ordentlich zu halten. Ich MUSSTE mein Zimmer aufräumen, wenn ich es nicht getan habe, dann gab es Schimpfe. Einmal hat sie sogar meine ganzen Sachen aus dem Fenster geschmissen und ich musste sie draußen alle wieder aufsammeln."

Frage: "Wie hat deine Mutter reagiert, wenn du dein Zimmer aufgeräumt hast?"
Antwort: "Sie hat mich gelobt und war immer guter Laune."

Hier ist also ganz klar zu erkennen, dass hinter dem MUSS die Angst vor den Folgen steckt und derjenige befürchtet, eine Strafe zu bekommen. Es könnte genauso gut eine Angst vor der Ablehnung sein, wenn derjenige erlebt hat, dass die Mutter ihn wegen des Nichtaufräumens abgelehnt und ihn vielleicht mit Liebesentzug bestraft hat.

Das Beispiel zeigt also deutlich auf, dass hier eine Verletzung zugrunde liegt. Zu klären ist immer, ob es sich um eine Angst vor Schimpfe und Strafe oder um einen Wunsch nach Anerkennung und Annahme handelt. Womit wir wieder bei dem Anpassungs- und Ablehnungsmuster wären.

In dem Beispiel bin ich davon ausgegangen, dass derjenige es selber mag, wenn es sauber ist. Indem er das Wort MUSS benutzt zeigt er jedoch, dass er sich in einem kindlichen Verhalten befindet. Wenn er gerne eine saubere Wohnung hat aber keine Zeit findet, die Wohnung sauber zu machen, könnte die erwachsene Haltung folgendermaßen aussehen:
"Momentan fehlt mir die Zeit, um meine Wohnung sauber zu machen, ich mache es sobald ich mehr Zeit dafür habe."

Diese Aussage beinhaltet keinen Druck sondern gleich eine konkrete Lösung. Sie werden merken, dass die Aussagen ohne die Wörter MUSS und SOLL viel konkreter und sich immer auf das Hier und Jetzt beziehen. Nehmen wir hierzu nochmal die obigen Beispiele:

Ich muss endlich mal wieder meine Wohnung saubermachen" = "Ich mache die Wohnung sauber oder ich mache sie heute noch nicht sauber".

"Ich muss endlich mal abnehmen" = "Ich nehme ab oder heute ist mir nicht nach einer Diät".

"Ich muss im Leben etwas erreichen" = "Ich erreiche etwas in meinem Leben oder ich habe Pläne, um etwas in meinem Leben zu erreichen".

"Ich sollte mal etwas mehr Sport machen" = "Ich mache Sport oder ich mache heute keinen Sport".

"Ich sollte mir mal etwas mehr Zeit nehmen" = "Ich nehme mir Zeit oder ich nehme mir heute keine Zeit".

"Ich sollte weniger Fernsehen schauen" = "Ich schaue weniger Fernsehen oder ich habe heute Lust mehr fern zu sehen".

"Ich sollte noch eine Ausbildung machen" = "Ich mache eine Ausbildung sobald ich..."

Bringen Sie es auf den Punkt.

Wenn Sie kein SOLL und MUSS mehr benutzen, wird Ihre Kommunikation nicht nur viel konkreter und aussagekräftiger, sondern sie nehmen auch eine erwachsene Haltung ein. Das heißt, Sie entscheiden immer im Hier und Jetzt, was zu tun oder zu lassen ist. Sie übernehmen also die volle Verantwortung für Ihr Handeln oder Nichthandeln. Sie verlassen damit nicht nur die kindliche Ebene, sondern auch die damit verbundenen schmerzhaften Rückkopplungen.


Übung: Die Kind-Ebene verlassen

1. Beobachten Sie sich in den nächsten Wochen in welchen Zusammenhängen Sie die Wörter MUSS und SOLL benutzen.

2. Klären Sie im zweiten Schritt, welche kindlichen Muster sich hinter den SOLL-MUSS Vorstellungen verbergen und klären Sie, ob diese Vorstellungen noch mit Ihrer heutigen Persönlichkeit übereinstimmen.

Wenn Sie sich über die ersten beiden Punkte klar geworden sind, folgt im dritten Schritt eine Veränderung Ihres Sprachgebrauchs.

3. Ersetzen Sie die Wörter SOLL-MUSS durch neue Formulierungen. Verändern Sie Ihren Sprachgebrauch, indem Sie die Wörter MUSS und SOLL aus Ihrem Vokabular streichen oder sie nur noch höchst selten benutzen. Diese Umstellung benötigt einige Zeit. Es dauert in der Regel 4-6 Wochen bis sich ihr Sprachgebrauch verändert hat und Sie automatisch auf die Wörtchen SOLL und MUSS verzichten.

Es lohnt sich die Umstellung des Sprachgebrauchs vorzunehmen. Seinen Sie jedoch geduldig und nachsichtig mit sich, wenn Ihnen das nicht auf Anhieb gelingt. Denken Sie daran, wie viele Jahre Sie diese Wörtchen in Ihrem Wortschatz hatten und, dass es einfach nur eine Frage der Zeit ist, bis Sie die neue Form der Kommunikation aus dem Effeff können. Behandeln Sie sich immer liebevoll, auch wenn Ihnen mal etwas nicht gelingt. Wenn die Wörter MUSS und SOLL weiterhin rausrutschen, nutzen Sie diese als Hinweis dafür, dass Sie noch dem kindlichen Teil folgen und gehen Sie damit auf Entdeckungsreise.


Mein Wille geschehe

Kommen wir nun zu dem Wörtchen WILL und WOLLEN. Wie ich Ihnen bereits Eingangs sagte, versteckt sich hinter dem Wörtchen WILL genau das, was wir aus dem kindlichen Verhalten gemacht haben. Es sagt auch aus, was wir heute selber von uns erwarten. Wenn ich zum Beispiel sage: "Ich will erfolgreich sein", habe ich sicherlich gelernt, dass erfolgreiche Menschen es leichter haben und anerkannt werden. Also WILL ich das auch für mich haben und es zeigt gleichzeitig auch meine Erwartung an mich. Es sagt aber auch aus, dass ich das was ich WILL noch nicht habe. Es drückt somit aus, was mir momentan noch fehlt.

Alles was wir WOLLEN zeigt die Dinge an, die wir zurzeit noch nicht haben.
Unser WOLLEN ist dabei nicht mit unserem Willen zu verwechseln. Das WOLLEN setzt immer voraus, dass wir etwas unbedingt HABEN WOLLEN und zeigt, was wir von uns oder von anderen etwas erwarten. Es baut sich somit immer auch ein Druck auf. Wenn wir unsere Willenskraft nutzen, sind wir produktiv und erschaffen etwas. Die Willenskraft erzeugt im Gegensatz zu dem WOLLEN niemals Druck. Sie hat auch nichts mit einem kindlichen Verhalten zu tun.

Wenn wir etwas unbedingt WOLLEN, begeben wir uns automatisch auf die Kind-Ebene. Ein Kind will auch unbedingt sein Spielzeug haben und wenn es das nicht bekommt, dann bringt es seine Ohnmacht zum Ausdruck indem es trotzig mit den Füßen auf den Boden stampft oder wütend wird, herumkreischt oder einen Weinkrampf bekommt. Wenn wir als Erwachsene im WOLLEN sind und es nicht bekommen, aktivieren wir diese kindliche Ohnmacht und reagieren entsprechend. Vielleicht stampfen wir nicht mehr trotzig mit den Füßen auf den Boden oder kreischen wild herum, aber innerlich fühlen wir uns so.

Genauso wie wir die Wörter SOLL und MUSS hinterfragt haben, können wir das auch mit dem WILL und WOLLEN machen. Diese Wörtchen WILL drücken ja aus, was wir aus dem Erlernten gemacht haben. Wir können also auch hier untersuchen, ob wir wirklich das WOLLEN, was wir anstreben oder aber ob es sich um ein kindliches Bedürfnis handelt, dem wir hinterherlaufen, wie z. B. mehr Anerkennung, Ansehen, Aufmerksamkeit, Wertschätzung usw.

Beispiel: Ich will mehr Geld verdienen und erfolgreich sein.
Bei solchen Sätzen ist immer zu hinterfragen:

Die Dinge die hier genannt werden, zeigen die kindlichen Bedürfnisse an und machen auch deutlich, dass wir uns nicht annehmen, so wie wir gerade sind. Sie sagen aus, dass wir daran glauben, dass wir über eine Veränderung das bekommen, was wir uns als Kind gewünscht haben. Schauen wir uns das einmal genauer an, wenn z.B. folgende Antworten kommen würden:

Frage: Warum "willst" du mehr Geld verdienen und erfolgreich sein?
Mögliche Antwort: "Ich will es schaffen, weil ich mich mit mehr Geld und Erfolg einfach besser fühle."

Frage: Wenn du mehr Geld hast und erfolgreich bist, was genau "willst" du dadurch erreichen?
Antwort: "Geld macht vieles leichter, ich fühle mich sicherer. Der Erfolg gibt mir das Gefühl, dass ich anerkannt und respektiert werde. Es zeigt mir, dass es richtig ist, was ich mache."

Frage: Was wäre das Schlimmste, wenn du es nicht erreichst?
Antwort: "Das wäre schrecklich, denn ich würde mich als Versager fühlen. Aber dieses Knausern und nicht genug Geld haben ist fürchterlich. Ich habe es satt, mir nicht das kaufen zu können, was ich haben will. Kein Geld zu haben und nicht zu wissen wie es weitergeht baut einen enormen Druck in mir auf."

Anhand der Antworten ist genau zu erkennen, worum es denjenigen geht und um welche kindlichen Bedürfnisse es sich handelt. Es sind die Themen:

Diese kindlichen Bedürfnisse stehen im Übrigen immer im Zusammenhang mit der Urverletzung. Wir kommen also immer wieder auf das Urtrauma zurück und können uns auch über alles was wir WOLLEN der Urverletzung nähern.


Übung: Was WOLLEN Sie?

  1. Machen Sie sich bitte als erstes bewusst, was Sie unbedingt WOLLEN. Wann und wie häufig benutzen Sie die Wörter WILL oder WOLLEN?
  2. Gehen Sie im zweiten Schritt weiter auf die Entdeckungsreise und klären Sie, warum Sie die Dinge die Sie gerne haben WOLLEN noch nicht haben. Woran hat es bisher gelegen, dass Sie noch nicht am Ziel sind? Klären Sie in diesem Zusammenhang auch, ob es überhaupt Ihr Ziel ist oder ob es sich vielleicht um eine Vorgabe aus Ihrer Kindheit handelt, der sie gefolgt sind.

Wann immer Sie im WOLLEN verhaftet sind, rutschen Sie in die Kind-Ebene. Klären Sie daher in den nächsten Wochen, wie stark sie etwas WOLLEN.

Ob Sie die Übung mit den MUSS und SOLL Wörtern ergänzen und auch die Wörter WILL und WOLLEN aus ihrem Wortschatz herausnehmen, liegt natürlich ganz bei Ihnen. Meines Erachtens reicht es völlig aus, das WOLLEN nur als Schuhanzieher zu benutzen, indem Sie es sich näher anschauen. Es kann ja durchaus sein, dass es genau das ist, was Sie momentan wünschen. Außerdem ist es manchmal auch sinnvoll über ICH WILL etwas zum Ausdruck zu bringen, um es zu erreichen.

Über die Wörter SOLL- MUSS - WILL können Sie jederzeit erkennen, wo Sie stehen und was Sie zurzeit noch nicht haben.
Stellen Sie sich vor, Sie tragen Schuhe, die drücken und die schmerzhafte Blasen verursachen. Was meinen Sie, wie kommen Sie mit diesen Schuhen vorwärts? Sicherlich nur langsam und vermutlich auch sehr schmerzhaft und leidvoll. Um wie vieles leichter wäre es, wenn sie passende und bequeme Schuhe tragen würden? Sie würden nicht nur schneller vorankommen, sondern auch ohne Druckstellen und Schmerzen auf Ihren Weg weitergehen.

Entfernen Sie alle Druckstellen, denn sie erzeugen nur Schmerz.

Viele unserer Druckstellen sind in der Kindheit durch unsere Eltern entstanden und sie erzeugen heute auch noch Schmerzen, wenn wir uns damit als Erwachsener nicht auseinandersetzen.


Nochmal zurück zur Kernbotschaft:
Der enorme Einfluss der Urverletzung auf unser Leben

Im nächsten Kapitel geht es um: Die großen Vorbilder: Mutter und Vater


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Die Illusion erwachsen zu sein:
Die Urverletzung